| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 352 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ursache eines Eisenbahnunfalles in England.
                           Ein Eisenbahnunfall, welcher durch den seltsamsten Umstand veranlaſst wurde,
                              									ereignete sich Anfang October d. J. auf der Midland-Eisenbahn in England. Der Führer
                              									des Abends nach Schottland abgehenden Eilzuges hatte bald nach der Abfahrt ein
                              									Stoſsen im Mechanismus bemerkt, hielt an, fand und behob die Ursache desselben in
                              									dem etwas ausgeschlagenen Lager des einen Treibstangenkopfes und fuhr hierauf
                              									weiter, aber merkwürdiger Weise nicht vorwärts, sondern zurück. Mit rasch
                              									zunehmender Geschwindigkeit näherte sich der Zug auf einem Gefälle von 8 bis 10 auf
                              									1000 der eben verlassenen Station Kidworth und stieſs mit voller Kraft in einen dort
                              									stehenden Kohlenzug. Von den neun mitgeführten Wagen wurden die zwei hintersten
                              									völlig zerschmettert, die nächsten zwei stark beschädigt; glücklich genug fiel kein
                              									Menschenleben zum Opfer und fand nur eine schwere Verletzung statt.
                           Der Führer hatte beim Anfahren die Reversirschraube verkehrt gedreht; dies lieſse
                              									sich allenfalls erklären, um so mehr, als er nur aushilfsweise bei dieser ihm noch
                              									unbekannten Maschine war; aber unbegreiflich muſs es erscheinen, daſs Führer und
                              									Heizer fast 1km Weg rückwärts statt vorwärts
                              									fahren konnten und dies erst im letzten Moment, als es auch zum Bremsen zu spät war,
                              									bemerkten.
                           
                              Wn.
                              
                           
                        
                           Saugdochte aus Metall für Lager.
                           A. Piat in Paris (Rue St. Maur) ersetzt die
                              									Capillarwirkung der aus Baumwollfasern hergestellten Schmierdochte durch die
                              									Capillarwirkung der engen Zwischenräume eines dünnen Bleches, welches in der Form
                              									des Buchstabens „W“ in eine groſse Zahl von Falten hin und zurück gebogen und
                              									hierauf zusammengedrückt wird. In den so entstehenden spitzen Winkeln macht sich
                              									eine Capillarwirkung geltend, welche das Oel bis zu 17mm hoch hebt.
                           In Verbindung mit diesen Metalldochten erzeugt Piat
                              									besondere Lager, welche unterhalb der Schalen den Oelbehälter haben; der Metalldocht
                              									wird, unter etwa 45° geneigt, so eingelegt, daſs die untere Blechkante in das Oelbad
                              									taucht und die andere die Unterkante des Lagerhalses der Längsachse nach berührt.
                              									Eine schwache Feder dient zum Erhalten der Berührung.
                           
                        
                           Maschinentreibgurte aus Metallfedern.
                           E.
                                    											Pohl in Leipzig (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 10212 vom 11. November 1879) will
                              									Treibgurten aus Stahlfedern herstellen, welche unter einander mit Draht oder irgend
                              									einem Faserstoff verwebt sind. Die Haltbarkeit soll durch einen mit der Federgurte
                              									verwebten Stoffüberzug erhöht werden. – Der Grundgedanke scheint mit jenem
                              									übereinzustimmen, auf welchem Jarolimek's
                              									Stahlschnurtrieb (vgl. S. 1 d. Bd.) beruht.
                           
                        
                           Pferdegöpel von I. G. Hallstroem in Paris.
                           Die Neuerung, welche durch diesen Göpel (* D. R. P. Kl. 46 Nr. 10625 vom 18. November
                              									1879) eingeführt wird, besteht in der Anwendung eines Planetenrädergetriebes,
                              									welches folgendermaſsen angeordnet ist. In einem durch die Bespannung um seine
                              									verticale Achse gedrehten Rahmen ist eine Welle wagrecht gelagert, welche zwei
                              									Kegelräder tragt. Eines derselben rollt auf einem feststehenden Zahnkranz und setzt
                              									dadurch die horizontale Welle in Drehung; das andere kreist als Planetenrad um ein
                              									mit ihm in Eingriff stehendes Kegelrad, welches lose auf der stehenden Achse des
                              									Triebrahmens sitzt. Das zuletzt genannte Rad ist mit einem gröſseren Rad verbunden,
                              									welches endlich das Getriebe der horizontalen Transmissionswelle in Drehung
                              									versetzt. Der Göpel ermöglicht die Erzielung groſser Uebersetzungsverhältnisse bei
                              									verhältniſsmäſsig einfacher Anordnung.
                           
                        
                           
                           Geschwindigkeitsmesser für rotirende Wellen.
                           Zur augenblicklichen Bestimmung der Umdrehungszahlen rotirender Wellen geben Dr. Proell und Scharowsky in Dresden (* DP. R. P. Kl. 42 Nr. 10779 vom 4. November 1879) ein Instrument an, welches
                              									einer Centrifugalpumpe ähnelt. Ein Flügelrädchen wird von einem Gehäuse umschlossen,
                              									welches mit einem höher angeordneten Behälter für eine Flüssigkeit derart in
                              									Verbindung steht, daſs diese an der Achse des Flügelrädchens in dasselbe eintritt.
                              									Am Gehäuseumfang setzt sich ein wieder nach abwärts zum Flüssigkeitsbehälter zurück
                              									gekrümmtes Steigrohr an. Die Flüssigkeit nimmt ursprünglich im Behälter und
                              									Steigrohr gleiche Höhenlagen ein. Wird jedoch das Flügelrädchen in Drehung versetzt,
                              									so wird die Flüssigkeit im Gefäſs nach auswärts gedrängt und steigt im Rohr, während
                              									sie in Folge der Saugwirkung des Rädchens im Behälter herabgezogen wird. Der
                              									Unterschied der Flüssigkeitshöhen im Behälter und Rohr gibt ein Maſs für die
                              									Umdrehungszahl des Rädchens an.
                           
                        
                           Die Dampfyacht Livadia.
                           Die für den Kaiser von Rufsland erbaute Dampfyacht Livadia, welche kürzlich ihre Leistungsproben bestanden hat und sich jetzt
                              									auf dem Wege über Gibraltar nach dem schwarzen Meere befindet, ist nach dem System
                              									der Rundschiffe des russischen Admirals Popoff erbaut.
                              									Der unter Wasser befindliche Theil des Schiffes bildet nahezu eine Ellipse von 71m,63 (235 englisch Fuſs) Länge, 46m,63 (153 Fuſs) Breite- die auſsergewöhnliche Form
                              									desselben soll dem Schiffe bei sehr geringem Tiefgang eine erhöhte Stabilität
                              									ertheilen und dennoch eine hohe Geschwindigkeit zulassen. Auf diesem Schiffskörper
                              									ist ein mit fabelhaftem Luxus ausgestatteter Palast erbaut, welcher, in 4
                              									Stockwerken emporsteigend, der Livadia das äuſsere
                              									Ansehen eines amerikanischen Fluſsdampfers gibt.
                           Die eigenthümliche Form des Schiffskörpers, welche so sehr von den gewöhnlich
                              									angewendeten schlanken Linien der Dampfyachten ahweicht, sowie die enormen
                              									Dimensionen des Schiffes veranlaſsten die lebhaftesten Auseinandersetzungen unter
                              									den englischen Ingenieuren und es wurde vielfach angezweifelt, ob die Erbauer der
                              										Livadia, die berühmte englische Firma John Eider and Co. in Glasgow, im Stande sein werden,
                              									die garantirte Geschwindigkeit, 22km,53 (14
                              									englische Meilen) in der Stunde, zu leisten. Nach glücklich erfolgtem Stapellauf
                              									ergaben die Leistungen das überraschende Resultat, daſs die Livadia statt 14 sogar 16 Meilen in der Stunde zurücklegt, allerdings mit
                              									dem für eine „Vergnügungsyacht“ enormen Aufwand von etwa 12400e indicirt.
                           
                        
                           Regulirung für Achsialturbinen.
                           Entgegen der bis jetzt bekannten Anordnungen führt J. C. Bernhard
                                    										Lehmann in Erfurt (* D. R. P. Kl. 88 Nr. 10616 vom 21. Februar 1880) die Regulirung von
                              									Achsialturbinen derart aus, daſs er das Leitrad unter einer feststehenden, mit
                              									Schlitzen versehenen Platte dreht. Ist die Turbine voll beaufschlagt, so muſs die
                              									Platte zwei concentrische, gegen einander um etwas mehr als die Kanalbreite
                              									versetzte, halbringförmige Schlitze erhalten; dem entsprechend müssen dann auch die
                              									Eintrittsmündungen der Hälfte der Leitzellen der Turbinenachse näher liegen als jene
                              									der anderen Leitkanäle (vgl. 1880 235 * 97).
                           
                        
                           Eiserne Gitter und Hürden ohne Nieten.
                           Die Skizze A und B
                              									veranschaulicht die Art und Weise, wie die Enden der horizontalen Stäbe mit den
                              									senkrechten Stangen ohne Nietbolzen fest und dauerhaft verbunden werden können.
                              									Diese Methode setzt jedoch gutes Eisen voraus, da nur ein solches die Enden einer
                              									Stange so kurz umzubiegen gestattet. (Nach dem Engineer, 1880 Bd. 50 S. 249.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 238, S. 353
                              
                           
                        
                           
                           Maschine zum Einhobeln von Eisenbahnschwellen.
                           Zum Einhobeln der Schienenspuren in die Schwellen ist von E.
                                    										Schubert und A. Behnisch in
                              										Görlitz (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 10303
                                 										vom 2. December 1879) eine Maschine in Vorschlag gebracht worden, bei
                              									welcher die rotirende Messerwelle mittels Zahnstangengetriebe im senkrechten Ständer
                              									verschiebbar angeordnet und für die Schwelle durch einen Anschlag die gleichmäſsige
                              									Tiefe des Schnittes gesichert ist. Die nähere Einrichtung ist folgende.
                           An den Enden der durch eine Riemenscheibe sehr schnell umgedrehten horizontalen Welle
                              									sitzen zwei Messerköpfe, welche auf einem quadratischen, durch Unterlagen innerhalb
                              									gewisser Grenzen zu verlängernden Aufsatze je vier um 90° gegen einander verstellte
                              									Hobeleisen enthalten, die je nach der Neigung, welche die zu hobelnden Flächen
                              									erhalten sollen (gewöhnlich 1 : 16 bis 1 : 20), geschliffen sind. Um ein geringes
                              									über die Messerkante vorstehend, sitzen zu beiden Seiten der Hobeleisen Kreissägen,
                              									welche den Zweck haben, die Holzfasern vor dem Hobeln durchzuschneiden. Die
                              									Wellenlager befinden sich an einem durch ein Gewicht entlasteten Schlitten, der
                              									durch Zahnstangen und dahinter liegende Getriebe durch Drehung eines Handrades
                              									gehoben oder gesenkt wird. Die Schwelle wird an einen Eisenträger parallel der
                              									Messerwelle angelegt und durch Keile festgehalten; die Einstellung dieser
                              									Widerlagsschiene erfolgt nach Maſsgabe der Tiefe des Schnittes.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Reliefs in Holz.
                           Dieses Verfahren, welches von L. Corneliani in
                              										Mailand (D. R. P. Kl. 38 Nr. 8972 vom
                                 										27. August 1879) patentirt wurde, besteht darin, daſs das Holz in
                              									Metallformen, welche so stark erwärmt sind, daſs ein Ausbrennen des Holzes
                              									stattfindet, einer wiederholten Pressung unterworfen wird, wobei der Druck der
                              									Pressung nach und nach verstärkt, der Temperaturgrad der Form dagegen erniedrigt
                              									wird.
                           
                              Mg.
                              
                           
                        
                           Einrichtung zum Rauhen der Stoffe auf dem Webstuhl.
                           L.
                                    											Richter in Rixdorf bei Berlin (*
                              										D. R. P. Kl. 86 Nr. 10882 vom 14. Februar 1880) macht
                              									den Vorschlag, gewisse Webstoffe während des Webens auf dem Stuhle beiderseits zu
                              									rauhen. Die mit Kratzen und Bürsten besetzten Rauhwalzen liegen unter dem Brustbaum
                              									und werden in passender Weise von der Jacquard- oder der Schaftmaschine in Drehung
                              									versetzt. Der Stoff geht vom Brustbaum zwischen den zwei Rauhwalzen hindurch zum
                              									Waarenbaum, um auf letzterem gerauht aufgewickelt zu werden.
                           
                        
                           Herstellung von künstlichem Sandstein zum Filtriren.
                           K.
                                    											Steinmann in Tiefenfurt bei Görlitz
                              										(D. R. P. Kl. 80 Nr. 10744 vom 13. Januar 1880)
                              									empfiehlt zur Herstellung von Filterplatten folgende Gemische:
                           
                              
                                 Thon
                                 10
                                 Th. oder
                                 10
                                 Th. oder
                                 15 Th.
                                 
                              
                                 Schlemmkreide
                                   1
                                 
                                   1
                                 
                                   1
                                 
                              
                                 Glassand, grob
                                 55
                                 
                                 –
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 Desgleichen, fein
                                 –
                                 
                                 25
                                 
                                 65
                                 
                              
                                 Feuerstein, gemahlen
                                 –
                                 
                                 30
                                 
                                   5
                                 
                              
                           Das mit Wasser gehörig durchgeknetete Gemenge wird geformt und scharf gebrannt.
                           
                        
                           Läuterrolle mit entgegengesetzt rotirender
                              									Flugmesserwelle.
                           Bei der Aufbereitung auf den Werken der Vieille Montagne in
                              										Chênée, Belgien (* D. R. P. Kl. 1 Nr.
                                 										10188 vom 10. Januar 1880) hat man eine Läutertrommel mit entgegengesetzt
                              									rotirender Flugmesserwelle in Thätigkeit gesetzt, welche lettige und von zäher
                              									Thonsubstanz eingehüllte Erze direct und vollständig abläutern soll. Die Einrichtung
                              									ist folgende: Ein Blechcylinder mit innen angebrachten, spiralförmig angeordneten
                              									Hebekästchen liegt auf Leitungsrollen und erhält eine weitere Unterstützung durch die umgelegte
                              									Kette, welche den Blechcylinder von der darüber befindlichen Kettenscheibe aus in
                              									Bewegung setzt. In dem Cylinder bewegt sich, und zwar in ihm entgegengesetzter
                              									Richtung, eine mit Flugmessern versehene Welle, welche die im Inneren des
                              									Blechmantels gehobene lettige Masse im Fallen dadurch zertheilt, daſs die
                              									Messerbewegung der Fallrichtung entgegengesetzt ist. Der Cylinder macht 10, die
                              									Messerachse 140 bis 150 Umdrehungen in der Minute. Die am Ende der Trommel
                              									ausgetragenen Massen, welche auf ein Separationsblech treten, durch das Schlamm und
                              									feine Körner hindurchgehen, sollen vollständig von Thon befreit sein.
                           
                              S–l.
                              
                           
                        
                           Ueber die Wärmeleitung in Flüssigkeiten und Metallen.
                           Das absolute Wärmeleitungsvermögen einiger Flüssigkeiten bespricht H F. Weber ausführlich in den Annalen der Physik, 1880 Bd. 10 S. 472 (vgl. 1880 236 429).
                           Derselbe gibt ferner in dem Monatsbericht der Berliner
                                 										Akademie, Mai 1880 S. 457 die Resultate seiner Versuche über die
                              									Beziehungen zwischen Wärmeleitungsvermögen und elektrischem Leitungsvermögen der
                              									Metalle. Unter Zugrundlegung von Gramm, Centimeter, Secunde und 1° ist das innere
                              									Wärmeleitungsvermögen k0 der untersuchten Metalle und ihr elektrisches Leitungsvermögen ϰ0 für Centimeter und
                              									Secunde:
                           
                              
                                 Kupfer
                                 
                                    k
                                    0
                                    
                                 = 0,8190
                                 
                                    ϰ
                                    0
                                    
                                 = 40,81 × 10–5
                                 
                              
                                 Silber
                                 
                                 = 1,0960
                                 
                                 = 65,87 × 10–5
                                 
                              
                                 Cadmium
                                 
                                 = 0,2213
                                 
                                 = 17,43 × 10–5
                                 
                              
                                 Zink
                                 
                                 = 0,3056
                                 
                                 = 10,34 × 10–5
                                 
                              
                                 Messing
                                 
                                 = 0,1500
                                 
                                 = 14,61 × 10–5
                                 
                              
                                 Zinn
                                 
                                 = 0,1446
                                 
                                 =   7,62 × 10–5.
                                 
                              
                           Für die einzelnen Metalle sind demnach die Quotienten aus dem
                              									elektrischen Leitungsvermögen bei 0° in das Wärmeleitungsvermögen verschieden, sie
                              									sind aber abhängig von der specifischen Wärme (c0) der Volumeneinheit, wie folgende Tabelle zeigt,
                              									in welcher diese sechs Metalle nach der Gröſse der specifischen Wärme der
                              									Volumeneinheit c0
                              									geordnet sind:
                           
                              
                                 Kupfer
                                 
                                    c
                                    0
                                    
                                 = 0,827
                                 k0 : ϰ0
                                 = 0,2007 × 10+4
                                 
                              
                                 Messing
                                 
                                 = 0,791
                                 
                                 = 0,1968 × 10+4
                                 
                              
                                 Zink
                                 
                                 = 0,662
                                 
                                 = 0,1753 × 10+4
                                 
                              
                                 Silber
                                 
                                 = 0,573
                                 
                                 = 0,1664 × 10+4
                                 
                              
                                 Cadmium
                                 
                                 = 0,475
                                 
                                 = 0,1515 × 10+4
                                 
                              
                                 Zinn
                                 
                                 = 0,380
                                 
                                 = 0,1398 × 10+4.
                                 
                              
                           Eine Vergleichung der Zahlen zeigt, daſs die Variationen der Quotienten den
                              									Variationen der specifischen Wärme proportional sind. Setzt man k0 : ϰ0 = a + bc0 und bestimmt die beiden Gröſsen a und b aus den
                              									Beobachtungen an den extremsten Metallen, Zinn und Kupfer, so erhält man für a den Werth 0,0880 × 10+4 und für b den Werth 0,1365 × 10+4. Berechnet man mittels dieser Werthe die
                              									Quotienten für die übrigen Metalle, so erhält man Zahlen, welche mit den
                              									beobachteten sehr gut übereinstimmen, so daſs höchst wahrscheinlich die Beziehung
                              										k0 = ϰ0
                              									(a + bc0) Ausdruck der
                              									Wirklichkeit ist.
                           
                        
                           Ueber die Beziehung zwischen Spannkraft und Temperatur des
                              									gesättigten Wasserdampfes.
                           Nach F. Keſsler (Jahresbericht der Gewerbeschule zu
                                 										Bochum, 1880 S. 5) kann man die Spannkraft p
                              									des Wasserdampfes in ihrer Abhängigkeit von der Temperatur t in folgender Weise darstellen:
                           
                              log\,p=a-b\,arctg\frac{100}{192+t},
                              
                           wo, wenn man arctg in
                              									Bogensecunden zählt, log\ b=5,8559494-10 und
                              										\alpha=7,765298.
                           
                        
                           
                           Ueber die Untersuchung von Wachs und Honig.
                           H. Hager erinnert in der Pharmaceutischen Centralhalle, 1880 S. 119 daran, daſs weiſses Wachs stets
                              									einen Zusatz von 3 bis 5 Proc. Talg erhält und daſs die Wachsstockfabrikanten dem
                              									Wachse stets etwas Terpentin oder Harz zusetzen, um die erforderliche Zähigkeit zu
                              									geben. Hager hält daher diese Zusätze nicht für
                              									Verfälschungen.
                           Zur Untersuchung des Wachses auf fremde Zusätze bestimmt
                              									man zunächst mittels verdünntem Weingeist das specifische Gewicht (vgl. 1880 236 489). Ein höheres Gewicht als 0,964 deutet auf
                              									Stearin, Harz oder Japan wachs, ein geringeres als 0,956 auf Paraffin, Erdwachs oder
                              									Talg.
                           In Chloroform oder einem fetten Oel gelöst, gibt trockenes Wachs eine klare, feuchtes
                              									Wachs eine wenig trübe Lösung. Ein etwa gebildeter Bodensatz von Mineralstoffen,
                              									Stärke u. dgl. wird mit Benzin oder Aether gewaschen, dann näher untersucht.
                           In einem Reagirglase werden 6 bis 8cc kalt
                              									gesättigte Boraxlösung mit einem Bohnen groſsen Stück des zu untersuchenden Wachses
                              									auf etwa 800 erwärmt und gelinde gemischt. Bei reinem Bienenwachs darf die wässerige
                              									Flüssigkeit nur wenig trübe erscheinen; wird sie sofort milchig trübe und bleibt sie
                              									auch nach dem langsamen Abkühlen undurchsichtig, so ist Japanwachs oder Stearin
                              									zugegen.
                           Erhitzt man ferner in einem Reagircylinder 6 bis 7cc Sodalösung (1 : 6) mit einem bohnengroſsen Stück des Wachses zum Sieden
                              									und läſst dann langsam erkalten, so ist die wässerige Schicht halbdurchscheinend bis
                              									trübe, aber nicht milchig. Ist sie milchig, flüssig, so deutet dies auf die
                              									Gegenwart von Stearinsäure, ist sie breiig, selbst steif aber auf Japanwachs,
                              									während sich etwa vorhandenes Harz am Boden sammelt.
                           Ist ein Wachs leichter als 0,956, verhält sich aber mit Borax und Soda wie
                              									Bienenwachs, oder das Wachs hat das richtige specifische Gewicht, erweist sich aber
                              									in der Borax- und Sodaprobe als Japanwachs haltig, so ist auch Paraffin oder
                              									Ozokerit zugegen. Zur Nachweisung derselben ist die Verseifung des Wachses mit
                              									Natron nicht zu empfehlen, da hierbei auch ein Theil des Paraffins in die Seife
                              									übergeht; eine sogenannte Halbverseifung mit Soda ist geeigneter. Zu diesem Zwecke
                              									kocht man 10g Wachs mit 10g krystallisirter Soda und 200cc Wasser eine Stunde lang, läſst langsam
                              									abkühlen, gieſst die Lauge ab, kocht nochmals mit 10g Soda und 200cc Wasser und läſst
                              									erkalten. Das abgeschiedene Wachs schmilzt man einige Male mit reinem Wasser, tropft
                              									es auf eine feuchte Glasscheibe und bestimmt das Eigengewicht, welches bei reinem
                              									Wachs 0,959 bis 0,964 beträgt. War im Wachs eine Paraffinsubstanz vorhanden, so ist
                              									das specifische Gewicht auch ein geringeres; aus einer Mischung gleicher Theile
                              									reinem Bienenwachs und Paraffin ergaben sich z.B. 0,940 und 0,942, aus Ceresin
                              									0,930, aus einem Wachslichte aus Ceresinmasse 0,943, aus einem Wachs, das zu ¾ aus
                              									Ozokerit bestand, 0,917.
                           Ceresin, gelbes und weiſses, liefern entweder in der Borax- und Sodaprobe milchige
                              									Flüssigkeiten, oder sie verhalten sich in beiden Proben wie Bienenwachs, zeigen dann
                              									aber ein geringeres specifisches Gewicht. Zwei Sorten gelbes Ceresin, welche als
                              									gelbes Wachs verkauft waren und die Borax- und Sodaprobe wie Bienenwachs bestanden,
                              									ergaben specifische Gewichte von 0,925 und 0,931. Bei der Kochung mit
                              									Natriumcarbonat ergaben sie 56 und 59,5 Proc. unveränderte Wachsmasse von 0,920 und
                              									0,923 sp. Gew. (vgl. 1879 231 273).
                           Zur Unterscheidung des reinen Bienenhonigs vom künstlich
                                 										hergestellten Tafelhonig, welcher mit groſsen Mengen Stärkezucker versetzt
                              									ist (vgl. 1844 93 473), bestimmt A. Planta-Reichenau (Schweizer Wochenschrift für Pharmacie, 1880 S. 187)
                              									den Gehalt derselben an Traubenzucker vor und nach der Inversion mit 2procentiger
                              									Schwefelsäure. Bei reinem Honig soll die Menge des gebildeten Traubenzuckers nur
                              									etwa 8 Proc. betragen, bei mit Stärkezucker verfälschtem bis 45 Proc. Auſserdem
                              									enthält reiner Honig bereits 63 bis 71 Proc., Tafelhonig nur 29 bis 37 Proc.
                              									fertigen Traubenzucker (vgl. 1849 113 383. 1863 169 158).
                           
                           Da in neuerer Zeit wesentlich reinerer Stärkezucker in den Handel kommt, als hier
                              									angenommen wird, so ist dieses Untersuchungsverfahren keineswegs sicher.
                           
                        
                           Verbesserung von Tabak.
                           Ch.
                                    											Flemming in Berlin (D. R. P. Kl. 79 Nr. 11337 vom 22. Februar 1880) glaubt, den
                              									üblen Geruch und Geschmack beim Rauchen unserer geringen Landtabake durch folgende
                              									Behandlung derselben beseitigen zu können: 1k
                              									gewöhnlich fermentirter Tabakblätter wird mit einer Lösung von 18 bis 20g tibermangansaures Kalium in 1l Wasser und 200g Natron Wasserglas in 5 bis 6l Wasser
                              									übergossen. Nachdem die Blätter inzwischen einige Male umgewendet sind, wird die
                              									Flüssigkeit nach 2 Tagen abgegossen und der Tabak zum Abtrocknen auf Horden
                              									gebracht.3
                           
                        
                           Der Bierverbrauch in Deutschland, Oesterreich und
                              									Frankreich.
                           Nach den von der Reichsregierung dem Gesetzentwurf über die Brausteuer beigegebenen
                              									Tabellen stellt sich der Bierverbrauch (in Liter) für den Kopf der Bevölkerung,
                              									sowie der dafür jährlich geleistete Abgabenbetrag folgendermaſsen:
                           
                              
                                 
                                 Biersteuer-gemein-schaft
                                 Württem-berg
                                 Bayernrechts desRheins
                                 Baden
                                 Elsaſs-Lothringen
                                 
                              
                                 Im Jahre
                                    											1873               1874               1875               1876               1877
                                 6465676563
                                 225212189191201
                                 249260264271263
                                 8282767477
                                 5446403339
                                 
                              
                                 Durchschnitt
                                 65
                                 203
                                 262
                                 78
                                 43
                                 
                              
                                 Jährl. Steuerertrag für den Kopf
                                    57,6
                                    291,7
                                    444,8
                                  166,7
                                         93,5 Pf.
                                 
                              
                           In Oesterreich-Ungarn nimmt nach der Allgemeinen Zeitschrift
                                 										für Bierbrauerei, 1880 S. 545 die Biererzeugung seit einigen Jahren
                              									erheblich ab, wie folgende Zusammenstellung zeigt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Menge
                                 Steuerzahlung
                                 
                              
                                 Im J.
                                 1873
                                 13427293hl
                                     27091334 fl.
                                 
                              
                                 
                                 1874
                                 13029260
                                 25925224
                                 
                              
                                 
                                 1875
                                 12824588
                                 24039188
                                 
                              
                                 
                                 1876
                                 12176875
                                 22729711
                                 
                              
                                 
                                 1877
                                 11538453
                                 21466324
                                 
                              
                                 
                                 1878
                                 11323444
                                 21041631
                                 
                              
                                 
                                 1879
                                 11180680
                                 20832297
                                 
                              
                           Für Frankreich ergibt sich für die Bierproduction folgende Zusammenstellung:
                           
                              
                                 
                                 1859
                                 1868
                                 1876
                                 1878
                                 
                              
                                 Für die 5 Departements im Norden
                                 4224157
                                 5118225
                                 5889358
                                 6000286hl
                                 
                              
                                 Für die 80 anderen Departements
                                 1845812
                                 1614993
                                 1705503
                                 1729594hl
                                 
                              
                           
                        
                           Schwefligsäure als Mittel gegen den Steinbrand des
                              									Weizens.
                           Entgegen den Angaben von A. Zoebl, daſs sich die
                              									Schwefligsäure zur Vernichtung des Steinbrandes empfehle, zeigt v. Liebenberg (Deutsche landwirthschaftliche Presse,
                              									1880 S. 446), daſs die Sporen noch nach 1stündigem Schwefeln vollkommen keimfähig
                              									sind, während die des Weizens hierbei schon stark leiden, so daſs Kupfervitriol
                              									jedenfalls vorzuziehen ist.
                           
                        
                           Bacterien und Pilze in der Atmosphäre.
                           P. Miquel (Comptes rendus, 1880 Bd. 91 S. 64) hat
                              									gefunden, daſs die Anzahl der Bacterien in der atmosphärischen Luft im Winter sehr
                              									klein ist, im Frühjahr rasch wächst, um bei Eintritt des ersten Frostes sehr rasch
                              									wieder abzunehmen.
                              									Ebenso verhalten sich die Sporen der Schimmelpilze. Im Sommer und Herbst ist jedoch
                              									die Anzahl der Bacterien in der Atmosphäre am gröſsten bei trockner Luft, während
                              									bei feuchtem Wetter die Schimmelpilze überwiegen.
                           
                        
                           Zersetzbarkeit Stickstoff haltiger organischer
                              									Düngemittel.
                           Bekanntlich sind Blut, Hörn, Leder, Fleisch, Knochen und dergleichen Düngemittel
                              									keine directen Pflanzennährstoffe; erst durch ihre Zersetzung im Boden wird ihr
                              									Stickstoff löslich und assimilirbar gemacht, weshalb sie hauptsächlich da angebracht
                              									sind, wo ein allmähliches Löslichwerden des Stickstoffes zweckmäſsig erscheint. A. Morgen (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1880
                              									Bd. 26 S. 53) hat nun über die Schnelligkeit dieser Zersetzung im Boden von
                              									Ledermehl mit 7,6 Proc. und Hornmehl mit 13,7 Proc. Stickstoff Versuche ausgeführt.
                              									Danach wird Hornmehl beim Fäulniſsproceſs leichter zersetzt, liefert dem
                              									entsprechend in kürzerer Zeit gröſsere Mengen löslichen Stickstoffes als Ledermehl.
                              									Da ferner von diesem löslichen Stickstoff beim Hornmehl eine gröſsere Menge in Form
                              									von Ammoniakverbindungen vorhanden ist als beim Ledermehl, so ist dieses
                              									geringwertiger als Hornmehl.
                           
                        
                           Ueber Fettkäserei.
                           Auf der Alpe Lagutz, 1539m über dem Meeresspiegel,
                              									im Marulthale (Vorarlberg) hat W. Eugling nach der Milchzeitung, 1880 S. 597 bezügliche Versuche über
                              									Fettkäserei gemacht. Es wurden 340l von 1,0305 sp.
                              									G., also 350k Abendmilch kurze Zeit nach dem
                              									Melken in den Kessel gebracht, bei 33° gelabt mit dem gewöhnlichen Magenauszug,
                              									welcher mit Molke und trockenen Labmägen am Tage vorher angesetzt war. Nach 20
                              									Minuten wurde der Quark rasch zerschnitten, dann brachte man den Kessel über das
                              									Feuer und begann stark zu rühren. In 30 bis 35 Minuten hatte der Kesselinhalt die
                              									Temperatur von 50° erreicht, welche dann durch Zusatz von 11l kalten Wassers auf 40° ermäſsigt wurde. Nun nahm
                              									man den Kessel vom Feuer und brachte den Inhalt durch rasches Rühren in eine
                              									lebhafte Kreisbewegung, was das festere Zusammenlegen des Bruchs (Quarks) auf dem
                              									Boden des Kessels bezweckte, und nahm den ersteren nach etwa 10 Minuten mit einem
                              									Käsetuch in der üblichen Weise heraus. Dann schob man den Kessel wieder über das
                              									Feuer und erwartete das Erscheinen des Vorbruchs, welcher bei 65° kam und
                              									abgeschöpft wurde. Während dessen hatte sich die Molke auf 75° erhitzt und erfolgte
                              									nun unter Umrühren das Zusetzen der Sauermolke, von welcher 10l verwendet wurden. Beim Aufkochen schied sich
                              									dann der Ziger aus, welcher gleichfalls abgeschöpft wurde. Von der klaren Molke
                              									entnahm man 10l, um sie im dazu bestimmten Gefäſse
                              									der Sauermolke zuzusetzen. Die 350k ganze Milch
                              									lieferten bei dieser Behandlung:
                           
                              
                                 Käse
                                   37,24k
                                 10,63 Proc.
                                 
                              
                                 Vorbruch
                                   13,66
                                   3,90
                                 
                              
                                 Ziger
                                     9,24
                                   2,64
                                 
                              
                                 Molken
                                 247,86
                                 70,82
                                 
                              
                                 Verlust (verdampft)
                                   42,00
                                 12,00
                                 
                              
                           Die verwendete Milch, sowie die daraus gewonnenen Producte hatten folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Bestandtheile
                                 Milch
                                 Käse
                                 Vorbruch
                                 Ziger
                                 Molke
                                 
                              
                                 KäsestoffAlbuminateProteïn, durch Tannin
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                                 Fett
                                   4,350
                                 31,450
                                 18,920
                                   5,220
                                   0,162
                                 
                              
                                 Milchzucker
                                   4,168
                                   1,950
                                   4,231
                                   3,970
                                   5,145
                                 
                              
                                 Asche
                                   0,755
                                   4,320
                                   1,175
                                   3,620
                                   0,252
                                 
                              
                                 Wasser
                                 86,807
                                 34,476
                                 73,092
                                 68,470
                                 93,827
                                 
                              
                           Die Milchbestandtheile vertheilen sich auf die einzelnen Producte in folgender
                              									Weise:
                           
                           
                              
                                 
                                 Fett
                                 Albuminate
                                 Milchzucker
                                 Asche
                                 
                              
                                 Käse
                                 11,711k
                                 10,354k
                                  0,726k
                                 1,608k
                                 
                              
                                 Vorbruch
                                  2,584
                                  0,352
                                  0,577
                                 0,160
                                 
                              
                                 Ziger
                                  0,482
                                  1,727
                                  0,366
                                 0,334
                                 
                              
                                 Molken
                                  0,401
                                  1,584
                                 12,752
                                 0,624
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 15,178k
                                 14,017k
                                 14,421k
                                 2,726k.
                                 
                              
                           Bei der Emmenthaler Fabrikation ist es von groſser Wichtigkeit, möglichst das ganze
                              									Milchfett in den Käse zu bringen, was bei guter Arbeit zu 85 bis 90 Procent des
                              									Gesammtfettes geschieht. Es verliert der Käse durch diesen Fettverlust einen groſsen
                              									Theil der Eigenschaft, auf der Zunge zu schmelzen. Der Senner brachte hier durch das
                              									zu frühe starke Rühren nur 77 Proc. Fett in den Käse, dagegen 17 Proc. in den
                              									Vorbruch.
                           
                        
                           Einfluſs der Mästung auf die Beschaffenheit des Fettes.
                           Die schon früher mehrfach gemachte Beobachtung, daſs das Fett von gemästeten Thieren
                              									nicht so fest ist als das von mageren Thieren, wird durch Versuche von A. Müntz (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 1175)
                              									lediglich bestätigt.
                           
                        
                           Zur Verarbeitung des Kainites.
                           Der Kainit, K2SO4.MgSO4.MgCl2.6H2O, enthält bei seiner Förderung aus
                              									den Kalisalz-Bergwerken meist etwa 30 Proc. Steinsalz beigemengt. Um dieses
                              									abzuscheiden, wird der Kainit nach H. Precht in
                              										Neustaſsfurt (D. R. P. Kl. 75 Nr.
                                 										10637 vom 5. August 1879) mit Wasser oder Salzlösungen unter einem
                              									Dampfdruck von 2 bis 4at auf 120 bis 150° erhitzt.
                              									Es bildet sich ein feines Krystallmehl von Magnesiumkaliumsulfat, während
                              									Chlormagnesium in Lösung geht, Steinsalz aber nicht verändert wird. Erhitzt man 1
                              									Theil der beim Waschen des ausgeschiedenen Kaliummagnesiumsulfates erhaltenen Laugen
                              									mit 3 bis 4 Th. Kainit, so kann man mittels eines Siebes fast reines Chlornatrium in
                              									groben Stücken von der Lauge trennen, das durchgehende Krystallmehl von
                              									Kaliummagnesiumsulfat wird mit Wasser gewaschen und zu Düngesalz oder reinem
                              									Kaliumsulfat in bekannter Weise verarbeitet.
                           M.
                                    											Nahnsen in Leopoldshall bei Staſsfurt
                              										(D. R. P. Kl. 75 Nr. 10772 vom 26. Februar 1880) will
                              									zu gleichem Zweck den Kainit glühen. Der Kainit geht dadurch, unter Abgabe von
                              									Wasser und Salzsäure, in eine leicht zerreibliche Masse über, welche aus Magnesia,
                              									Magnesiumsulfat und Kaliumsulfat besteht und durch Aufnahme von wenig Wasser in ein
                              									feines Pulver zerfällt, während das Steinsalz unverändert bleibt und daher leicht
                              									abgesiebt oder mit einer gesättigten Lauge abgeschlämmt werden kann.
                           
                        
                           Vergleichende Untersuchung einiger Sorten von kohlensaurer
                              									Magnesia.
                           Nach Versuchen von R. Otto (Archiv der Pharmacie, 1880
                              									Bd. 217 S. 96) zeichnet sich die englische Magnesia
                                 										carbonica keineswegs vor der in Deutschland hergestellten aus, wird
                              									vielmehr oft von dieser übertroffen. Da die von der Pharmacopöe angegebene
                              									Prüfungsmethode auf Kalk wenig verläſsliche Resultate gibt, so wurden nach Biltz jedesmal 130mg
                              									Magnesia in 1cc Wasser mit 15 Tropfen Salzsäure
                              									gelöst, nach dem Austreiben der Kohlensäure durch Erwärmen mit einer Lösung von
                              										790mg Salmiak in 20cc Wasser versetzt, schlieſslich 4cc Ammoniumoxalatlösung zugesetzt. Von den
                              									untersuchten Magnesiasorten von Bad Nauheim, Merk, Bad Oeynhausen, Yensing-York und
                              									Newcastle war die Nauheimer am besten, da sie den wenigsten Kalk und fast gar keine
                              									Schwefelsäure enthielt.
                           Zur Herstellung der Nauheimer Magnesia wird gebrannter Dolomit mit Wasser Uebergossen
                              									und unter Umrühren bei 5 bis 7at Druck mit
                              									Kohlensäure behandelt. Die erhaltene Lösung von Magnesiumbicarbonat ist frei vom
                              									Kalk und wird in aufrechtstehenden Cylindern durch Einleiten von Wasserdampf
                              									zersetzt, die ausgeschiedene kohlensaure Magnesia gesammelt und in rechteckige
                              									Stücke geformt.
                           
                        
                           
                           Isomorphie der rhomboedrischen Carbonate und des
                              									Natronsalpeters.
                           G. Tschermak (Wiener
                                 										Anzeigen, Juli 1880 S. 167) zeigt, daſs Calcit, CaCO3, und Natriumsalpeter, NaNO3, vollkommen isomorph sind, die gleiche Schlagfigur
                              									und mit Schwefelsäure die gleiche Aetzfigur geben, ein weiterer Beweis, daſs die
                              									sogen, genetisch rationellen Formeln Na2O, N2O5 und CaO, CO2 wohl nicht richtig sein können.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Sauerstoff.
                           Boussingault (Annales de Chimie et de Physique, 1880 Bd.
                              									19 S. 464) zeigt, daſs Baryt unter gewöhnlichem Druck schon bei etwa 450° Sauerstoff
                              									aufnimmt, um Bariumsuperoxyd zu bilden, diesen aber bei derselben Temperatur im
                              									Vacuum wieder abgibt (vgl. 1877 225 305).
                           
                        
                           Verbesserung des Bunsen'schen Brenners.
                           Wie bereits vor etwa 20 Jahren Vogel vorschlug, so läſst
                              									jetzt auch A. Terquem (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S.
                              									1484) die Luft beim Bunsen'schen Brenner nicht seitlich, sondern zwischen dem Fuſse
                              									und dem Brennrohre von unten eintreten. Die Regelung des Luftzutrittes geschieht
                              									durch Auf- und Niederschieben der Röhre. Oben in das Brennerrohr werden zwei
                              									senkrecht zu einander stehende Bleche eingesetzt, welche die Oeffnung in vier
                              									gleiche Theile zerlegen, über denen sich die Flamme wieder schlieſst. Dieser Einsatz
                              									gestattet eine stärkere Luftzufuhr, ohne ein Zurückschlagen oder Flackern der Flamme
                              									befürchten zu müssen.
                           Mitten aus der Flamme angesaugte Gase hatten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 5,0
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 9,5
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 0,5
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 85,0
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           Die Temperatur dieser Flamme soll erheblich höher sein als die
                              									des gewöhnlichen Brenners.
                           
                        
                           Ein neues Violett für Albuminfarben; von A. Guyard.
                           Wird eine ammoniakalische Kupfervitriollösung mit Ferrocyankaliumlösung versetzt, so
                              									entsteht ein Niederschlag von Cuproammoniumferrocyanür, welcher nach Guyard's Mittheilung im Bulletin de Rouen, 1879 S. 257 gut gewaschen und getrocknet beim Erhitzen
                              									auf 170° einerseits Cyangas und Ammoniak verliert, andererseits Sauerstoff aufnimmt
                              									und sich in einen schön violett gefärbten Körper verwandelt. Wird bis 200° erhitzt,
                              									so entsteht ein höheres, blaugefärbtes Oxydationsproduct; bei 250° endlich erhält
                              									man eine mattgrüne Substanz, über welche das Bulletin de la
                                 										Société chimique de Paris, 1879 S. 435 eingehender berichtet.
                           Die Nuance des violetten Körpers entspricht dem Violett 22-I der Radde'schen
                              									Farbenscale (vgl. 1877 223 536). Seine Deckkraft und
                              									Ausgiebigkeit ist etwas gröſser als die des Ultramarins. Werden 15g des violetten Farbstoffes mit 15g Wasser angerührt und mit 60g Albuminlösung verdickt, auf Baumwolle gedruckt
                              									und gedämpft, so verändert sich die Farbe in keiner Weise. Ebenso wenig wird die
                              									Nuance durch den Einfluſs der Luft beeinträchtigt. Kochendes Kalkwasser verleiht ihr
                              									mehr Blaustich, Chlorkalklösung mehr Rothstich. Concentrirte Zinnsalzlösung führt
                              									das Violett in Weinroth über, concentrirte Salzsäure trübt die violette Nuance nur
                              									wenig, ohne sie zu zerstören, wie überhaupt der neue Körper zu den verhältniſsmäſsig
                              									beständigsten violetten Farbstoffen zu rechnen ist.
                           
                              Kl.