| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 466 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Seiltriebe.
                           In der Revue industrielle, 1881 S. 190 behandelt Léauté den Einfluſs der Fliehkraft auf die Seilreibung
                              									bei Seiltrieben mit groſsen Umfangsgeschwindigkeiten. Von den im Wesentlichen schon
                              									durch andere Autoren bekannt gewordenen Resultaten (vgl. u.a. Keller: Triebwerke) sei eine einfache Form der
                              									Bedingung für die Kraftübertragung bei beliebiger Seilgeschwindigkeit hervorgehoben,
                              									welche lautet, daſs das Verhältniſs der Einsenkungen des
                           geführten und des führenden Seiltrums
                              										\frac{f_2}{f_1}\,<\,e^{f\,\alpha} sein muſs, eine
                              									Form, welche mit jener der bekannten nur unter Voraussetzung geringer
                              									Geschwindigkeiten geltenden Beziehung der Seilspannungen
                              										\frac{T_1}{T_2}\,<\,e^{f\,\alpha} übereinstimmt, e ist die Basis der natürlichen Logarithmen, f der Reibungscoefficient, a der Winkel,
                              									welchen die äuſsersten Tangenten des vom Seil umschlossenen Bogens mit einander
                              									einschlieſsen.
                           
                        
                           Ueber Girard-Turbinen.
                           J. C. Bernhard Lehmann in Erfurt wendet sich in der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1881 S.
                              									257 gegen die Beurtheilung der Girardturbinen durch Prof. C.
                                 										Fink (1880 238 176). Er erörtert ausführlich die
                              									Wirkungsweise des Wassers bei Turbinen „mit freier Abweichung“, welche sich
                              									dadurch kennzeichnet, daſs der Wasserstrahl nur an einer einzigen Seite durch eine
                              									feste Wand begrenzt ist, nämlich durch die Schaufel, an welcher er entlang gleitet,
                              									um seine lebendige Kraft abzugeben, im übrigen aber lediglich von Luft umhüllt ist,
                              									indem er auch seitlich nicht durch das Rad eingeengt wird und vielmehr seiner durch
                              									die Wirkung auf die Radschaufel bedingten Erbreiterung durch allmähliche Ausweitung
                              									des Rades gegen den Austritt hin Rechnung getragen ist. Die Folge dieser
                              									Wirkungsweise ist gegenüber den Turbinen mit gänzlich gefüllten Zellen eine
                              									verringerte Reibung des Wassers in der Zelle und die Unmöglichkeit, daſs die
                              									Fliehkraft auf das sich in einer Tangentialebene zum Rad bewegende Wasser wirken
                              									kann, weil dasselbe eben in keinerlei Weise durch das Rad mitgenommen werden kann.
                              									Dabei wird noch hervorgehoben, daſs in Anbetracht dieser Wirkungsweise nicht mit dem
                              									Zellenquerschnitt, sondern mit dem Strahl querschnitt zu rechnen ist, was namentlich
                              									bezüglich des Austrittsverlustes von Bedeutung ist. Dieser Verlust stellt sich nicht
                              									höher als bei anderen Turbinen, und weil die Widerstände im Rad geringer sind, so
                              									muſs der Gesammtwirkungsgrad ein günstigerer sein als der gewöhnlicher
                              									Actionsturbinen, deren wesentliche Vortheile im übrigen die Girardturbine theilt.
                              									Daſs die letztere keine Schwankungen des Unterwassers verträgt, soll eine
                              									vollständige Ausnutzung des Gefälles erreicht werden, bezeichnet Verfasser mit Recht
                              									nicht als einen principiellen Fehler, sondern lediglich als Ursache, daſs die
                              									Girardturbine nur beschränkte Anwendbarkeit habe, daſs sie eben auch keine
                              									Universalturbine sei.
                           
                        
                           Rogers' Wassermotor.
                           Zum Betrieb elektrischer Lichtmaschinen, welchen eine möglichst gleichförmige
                              									Geschwindigkeit ertheilt werden muſs, wendet J. B.
                                 										Rogers in London einen Wassermotor an, welcher ein vervollkommnetes
                              									Reactionsrad ist. Das Wasser wird durch ein Fallrohr dem Rad zugeführt, dessen
                              									einzelne Ausfluſsrohre nach einer Kegelschraubenlinie gekrümmt sind, um die
                              									ursprünglich lothrechte Bewegung des Wassers allmählich in die wagrechte
                              									Austrittsrichtung überzuführen. Das Betriebswasser ist in einer Cisterne gesammelt,
                              									welche in entsprechender Höhe über dem Motor aufgestellt ist. Um beim Sinken des
                              									Wasserspiegels in der Cisterne Gefällschwankungen und die damit zusammenhängende
                              									Ungleichförmigkeit der Geschwindigkeit des Motors zu verhindern, gelangt das Wasser
                              									aus der Cisterne nicht unmittelbar, sondern mittels einer Hebervorrichtung in das
                              									Fallrohr. Näher beschrieben ist dieser Motor im Iron,
                              									1881 Bd. 17 * S. 312.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Baumwolltreibriemen.
                           Ueber die Herstellung der Baumwolltreibriemen von M.
                                    										Gandy in Liverpool (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 12572 vom 23. September 1879)
                              									entnehmen wir der Patentschrift, daſs der zusammengelegte Canevas in einer Maschine
                              									der Kettenrichtung nach mit mehreren Nahtreihen versehen wird, während derselbe
                              									zwischen einem Klauenhalter und einem Zugwalzenpaar gehalten ist. Der genähte Riemen
                              									wird dann mit Leinöl durchtränkt, das überschüssige Oel abgepreſst und schlieſslich
                              									der Riemen so lange in einer Reihe von Kalandern gepreſst und gestreckt, bis er
                              									völlig flach und eben ist und seine Lagen dicht auf einander liegen, andererseits
                              									aber auch seine Streckfähigkeit praktisch erschöpft ist, so daſs er sich beim
                              									Gebrauch nicht mehr dehnen kann.
                           
                        
                           
                           Ziegel- und Thonwaarenpresse mit Vorrichtung zum Abmessen des
                              									zu formenden Materials.
                           Die Form dieser übrigens recht mangelhaft construirten Presse von Gust. H. Hedrich in Pegau, Sachsen (* D. R. P. Kl. 80
                                 									Nr. 12616 vom 16. April 1880) besteht aus dem mit dem Gestell festen Boden, einem
                              									oben und unten offenen prismatischen, senkrecht verschiebbaren Kasten, welcher die
                              									Seitenflächen des zu pressenden Gegenstandes stützt und aus dem mittels Schraube und
                              									Schwungkugeln senkrecht bewegbaren Preſskolben. Nach vollzogener Pressung wird
                              									letzterer nach oben bewegt und der prismatische Kasten nach unten geschoben, worauf
                              									der gepreſste Stein von dem festen Boden verhältniſsmäſsig bequem abgehoben werden
                              									kann.
                           Zum Pressen gewöhnlicher Mauerziegel und der Torfziegel soll der prismatische Kasten
                              									so hoch gemacht werden, daſs drei Stück in demselben Platz finden; man braucht
                              									alsdann erst nach 3maligem Pressen jenen Kasten niederzuschieben. Damit die
                              									einzelnen Ziegel bei diesem Verfahren nicht an einander haften, soll nach
                              									jedesmaligem Pressen „ein geeignetes Zwischenmaterial“ eingestreut werden; um
                              									die Ziegel gleich dick zu erhalten, wird eine Vorrichtung zum Abmessen des zu
                              									formenden Materials angewendet. Letztere besteht in einem Einwurftrichter, unter
                              									dessen unterem offenem Ende oben offene Holzkästen bestimmter Gröſse hinweggeschoben
                              									werden, wobei sie bis zum Rande gefüllt werden.
                           
                        
                           J. Meyer's Herstellung von schleif- und polirfähigem Ueberzug
                              									auf Holz, Metall u. dgl.
                           Um die Oberfläche von Holz, Metallen, Leder, Hörn, Papier, Gewebe, Guttapercha,
                              									Weich- und Hartgummi, Thonwaaren, Glas u. dgl., welche bereits mit Farbe bestrichen,
                              									lackirt, polirt oder noch nicht mit einem Anstrich versehen sind, derart gegen
                              									atmosphärische und andere Einflüsse, speciell von Fetten und Oelen, zu schützen,
                              									wobei das Aussehen der Gegenstände verbessert wird und auf die Dauer und beim
                              									Gebrauch unverändert bleibt, verwendet J. Mayer in
                              									Nippes bei Köln (D. R. P. Kl. 22 Nr. 12778 vom 24. Juli 1880) einen Ueberzug von
                              									farblosem Collodium, welches zweckmäſsig mit ätherischen Oelen, besonders
                              									Melissengeist, Lavendelöl, Nelkenöl u.s.w., versetzt sein kann.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Buntpapier.
                           H. Gmeiner in Dresden (D. R. P. Kl. 55 Zusatz Nr. 13514
                                 									vom 28. October 1880) empfiehlt zur Herstellung von Buntpapier, Tapeten u. dgl. die
                              									Anwendung von aus vulkanisirtem Gummi hergestellten, durch Einblasen von Luft auf
                              									ihren entsprechenden Durchmesser gebrachten hohlen Walzen, in deren Oberfläche die
                              									Muster durch Pressen des Gummis erzeugt sind.
                           
                        
                           Verfahren zum Geschmeidigmachen von Pergamentpapier.
                           Statt des früher (1881 239 164) vorgeschlagenen
                              									Chlorcalcium oder Chlormagnesium kann man nach P. H.
                                    										Neumann in Brüssel (D. R. P. Kl. 55 Zusatz Nr. 13258 vom 23. September
                                 									1880) zu obigem Zweck auch essigsaures Kalium, essigsaures Natrium, essigsaures
                              									Aluminium, Phosphorsalz, Chlornatrium oder ein Gemisch von Kali- und Glycerinseife
                              									anwenden.
                           
                        
                           Herstellung eines Bindemittels für Kohlensteine.
                           J. G. H. Lenk in Zelle bei Aue, Sachsen (D. R. P. Kl. 10
                                 									Nr. 13371 vom 28. August 1880) macht den sonderbaren Vorschlag, Gadolinit
                              									(Yttererde) mit basischem Calciumphosphat im Verhältniſs von 1 : 300 zu mischen, mit
                              									60 Proc. Wasser zu befeuchten, dann Aethylschwefelsäure hinzuzufügen und das Ganze
                              									in einem Kessel zu gallertartiger Masse einzudampfen, welcher noch Ozokerit zugesetzt werden
                              									kann. Dieses Bindemittel soll mit Kohlenklein im Verhältniſs von 7 : 100 gemengt und
                              									entsprechend geformt werden.
                           
                        
                           Ueber die Absorption der Sonnenstrahlung durch die Kohlensäure
                              									unserer Atmosphäre.
                           Nach fortgesetzten Versuchen über die Absorption strahlender Wärme durch Gase (1880
                              										238 262) zeigt E. Lecher
                              									in den Annalen der Physik, 1881 Bd. 12 S. 180 u. 466,
                              									daſs eine 917mm dicke Schicht von Kohlensäure 90
                              									Proc. strahlende leuchtende Wärme absorbirt. Danach ist die Kohlensäure unserer
                              									Atmosphäre völlig ausreichend, die atmosphärische Absorption der Sonnenstrahlung zu
                              									erklären.
                           
                        
                           Empfindlichkeit trockner Bromsilberplatten gegen das
                              									Sonnenspectrum.
                           H. W. Vogel theilt in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 * S. 1024 mit, daſs
                              									in der Empfindlichkeit gegen schwach brechbare Strahlen die
                              									Collodiumgelatine-Emulsion mit reinem Bromsilber obenan steht, ihr folgt die
                              									Collodiumgelatine-Emulsion mit Bromsilber und 1/14 Jodsilber; am geringsten ist diese
                              									Empfindlichkeit bei Gelatinebromsilber. Gelatineplatten und Collodiumgelatineplatten
                              									unterscheiden sich ferner dadurch, daſs bei sehr starker, hinreichend lange
                              									dauernder Belichtung sich das Bild hei ersteren leicht umkehrt, so daſs statt eines
                              									negativen Bildes ein positives entsteht und daſs diese in der Praxis sehr störende
                              									Umkehr bei Collodiumgelatinplatten viel schwieriger eintritt.
                           
                        
                           Ueber Fettwachsbildung.
                           Nach den Versuchen von J. Kratter (Zeitschrift für Biologie, 1880 S. 455) beginnt bei
                              									Leichentheilen im Wasser oder nassem Erdreich die Bildung von Adipocire frühestens
                              									nach 4 Wochen; Muskeln beginnen sich erst nach 3 Monaten in Fettwachs zu
                              									verwandeln.
                           
                        
                           Ueber das Revanchebier.
                           Der Brauereibesitzer E. Velten in Marseille, welcher die
                              									Herstellung des Pasteur'schen Revanchebieres (vgl. 1874 211 229) übernommen hatte,
                              									behauptet zwar, dasselbe sei vorzüglich gewesen, die Kunden hätten aber das
                              									gewöhnliche Bier vorgezogen. V. Grieſsmayer (Der Bierbrauer, 1881 S. 77) sieht die Gründe dieses
                              									völligen Miſserfolges der Revanchebierbrauerei in der völligen Unschädlichkeit
                              									geringer Verunreinigungen der Hefe.
                           
                        
                           Die Arsenikfütterung an Thieren.
                           Da neuerdings die Arsenikfütterung zum Zwecke der Mästung bei Ochsen und Hammeln
                              									wieder mehr von Landwirthen angewendet wird, so erinnert Ableitner in der Milchzeitung, 1881 S. 311 an
                              									die Arsenikesser in Gebirgen, welche diese Giftesserei Jahre lang treiben, ohne daſs
                              									gerade bei denselben, mit Ausnahme einer gewissen Heiserkeit, auffallende Störungen
                              									im Körper zu beobachten wären. Ebenso bekannt dürfte sein, daſs besonders in
                              									Oesterreich von den Fuhrleuten und Pferdeknechten pulverisirter Arsenik den Pferden
                              									und zwar in einer starken Prise auf den Hafer gestreut, oder aber in einem
                              									erbsengroſsen Stücke in Leinwand gebunden, und diese, wenn das Pferd aufgezäumt ist,
                              									an der Stange befestigt wird, wobei er sich durch den Speichel allmählich auflöst.
                              									Sie verschaffen dadurch den Pferden ein glänzendes, rundes und schönes Aussehen und
                              									das beliebte Schäumen, indem der Arsenik eine vermehrte Speichelabsonderung
                              									hervorruft.
                           Körte fütterte vom 1. Januar bei einer Kuh, mit 1g Arsenik täglich anfangend, bis zum 20. Juni und
                              									bis zu 4g täglich steigend, im Ganzen 506g,5. Die chemische Untersuchung ergab in 1k Muskelfleisch ungefähr 0mg,4 und in der Leber ⅓ dieser Menge Arsenigsäure,
                              									woraus er schloſs, daſs, da bis 5mg Arsenigsäure
                              									auf einmal gegeben werden dürfen der Genuſs von Fleisch mit Arsenikbeigaben gefütterten
                              									Viehes in der gegebenen Weise nicht als schädlich betrachtet werden könne, daſs
                              									dagegen die Kälber von der zu genieſsenden Milch solcher Kühe vergiftet werden
                              									können. Hertwig in Berlin hat gefunden, daſs der weiſse
                              									Arsenik in alle thierischen Gebilde übergeht, und zwar je nach dem
                              									Verdauungszustande schneller, bereits in 8 Stunden, oder langsamer; die Ausscheidung
                              									desselben geschieht aber immer nur allmählich, so daſs er. z.B. 5 Tage nach der
                              									letzten Gabe noch in der Milch gefunden wurde und bei einem anderen Versuche sogar
                              									nach 21 Tagen noch nicht völlig aus dem Körper entfernt war. Der rein abgewaschene
                              									Darmkanal der zu Versuchen benutzten Schafe, Ziegen u.s.w. brachte bei Hunden
                              									Erbrechen, Durchfall hervor, Geflügel starb von 15 bis 30g genossenen Blutes aus jenen Thieren.
                           In physiologischer Beziehung wirkt der Arsenik durch Einschränkung des
                              									Oxydationsprocesses dahin, Stoffe im Körper zu ersparen, welche entweder für
                              									mechanische Leistungen, oder zum Ansatz benutzt werden können, und muſs diese
                              									Ersparung mit einer Verminderung der Wärmeproduction verbunden sein. Versuche,
                              									welche an Kaninchen, Hühnern, Tauben, Katzen u.s.w. ausgeführt wurden, ergaben das
                              									merkwürdige und mit bekannten Beobachtungen über Arsenikesser und mit Arsenik
                              									gefütterte Pferde übereinstimmende Resultat, daſs die Arsenigsäure, in sehr kleinen
                              									Gaben in den Kreislauf gebracht, eine bedeutende, 20 bis 40 Proc. betragende
                              									Verminderung des Stoffwechsels veranlaſst; dagegen haben grösſere Gaben dieses
                              									Giftstoffes eine Verlangsamung und Schwächung des Herzschlages zur Folge. Durch
                              									Einschränkung des Oxydationsprocesses und Hemmung des Stoffwechsels ist nun
                              									allerdings das Mittel gegeben, den Fleisch- und Fettansatz bezieh. die Mästung zu
                              									befördern. Jedermann wird diese Fütterung so lange als möglich fortsetzen wollen;
                              									denn je mehr die Thiere an scheinbarer Fülle, guten Mastungsgriffen und glänzenden
                              									Haaren zunehmen, desto üppiger ist ja die Arsenikfütterung angezeigt, ohne daſs man
                              									bedenkt, daſs dieses Gift noch Wochen lang nach dem Aufhören der letzten Gaben im
                              									thierischen Körper verweilt und weder durch Kochen, noch Braten der Fleischtheile
                              									vernichtet werden kann. Es muſs also die gröſste Vorsicht angewendet werden,
                              									jedenfalls aber, wenn man den Gebrauch des Arseniks nicht lieber ganz unterlassen
                              									will, nach dessen Anwendung eine längere Zeit verstreichen, ehe jene Thiere zur
                              									Schlachtbank und zur Milchnutzung verwendet werden dürfen. Einer besonderen Aufsicht
                              									sind in dieser Beziehung die Pferde zu unterwerfen, deren Fleisch heutzutage häufig
                              									genossen wird und bei denen der Arsenik nicht selten als Mittel, sie schnell fett zu
                              									machen, zur Anwendung kommt.
                           
                        
                           Neuerungen in der Weinbereitung.
                           F. A. Reihlen in Stuttgart (D. R. P. Kl. 6 Nr. 10945 vom
                                 									1. Januar 1880) will die zerdrückten Trauben oder Preſsrückstände bis zum Siedepunkt
                              									des Wassers erhitzen, um dadurch die Zellen zu zersprengen, in welchen die färbenden
                              									und aromatischen Stoffe eingeschlossen sind, so daſs diese Stoffe mit Weinmost oder
                              									Wasser leicht ausgelaugt werden können. Die so ausgelaugten Häute sollen dann noch
                              									Gährungserreger gleich der besten Hefe sein, eine glanzhelle Vergährung ohne den
                              									üblen Hefengeschmack liefern und ein neues Material für Champagnerfabrikation und
                              									für die Umgährung von Weinen, namentlich Obstweinen bilden.
                           A. Kirchner in Illingen, Württemberg (* D. R. P. Kl. 6
                                 									Nr. 10954 vom 4. Februar 1880) construirte einen Weinwärmeapparat aus zwei in
                              									einander eingeschalteten Glocken oder Hauben, deren Zwischenräume der Wein in dünner
                              									Schicht durchströmt, während die innere Glocke durch Wasserdämpfe erhitzt wird.
                           
                        
                           Verfahren, das Alter der Hühnereier zu bestimmen.
                           Nach O. Leppig (Pharmaceutische
                                 										Zeitschrift für Ruſsland, 1881 S. 171) haben frische Hühnereier ein
                              									specifisches Gewicht von 1,0784 bis 1,0942. Beim Liegen an der Luft verlieren sie
                              									Wasser und nehmen dafür Luft auf, so daſs ihr specifisches Gewicht täglich um 0,0017
                              									bis 0,0018 abnimmt. Eier von 1,05 sp. Gr. sind demnach mindestens 3 Wochen alt und
                              									sollten als baldigem Verderben entgegengehend nicht mehr gekauft werden. Wenn das
                              									Volumengewicht bis auf 1,015 gesunken ist, so zeigen die Eier schon Zeichen von
                              									Fäulniſs.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Eiweiſsstoffe.
                           G. Grübler (Journal für
                                 										praktische Chemie, 1881 Bd. 23 S. 97) hat aus Kürbiskernen ein in regulären
                              									Octaedern krystallisirendes Eiweiſs erhalten, welches 10 Proc. Krystallwasser
                              									enthält. Die Eiweiſssubstanz hat je nach der Gewinnung aus verschiedenen Lösungen
                              									folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Chlor-natrium
                                 Magnesium-sulfat
                                 Chlor-ammonium
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 53,21
                                 53,29
                                 53,55
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 7,22
                                 6,99
                                 7,31
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 19,22
                                 18,99
                                 19,17
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 1,07
                                 1,13
                                 1,16
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 19,10
                                 19,47
                                 18,70
                                 
                              
                                 Asche
                                 0,18
                                 0,13
                                 0,11
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           H. Ritthausen (Daselbst S. 481) hat krystallinisches
                              									Eiweiſs dargestellt aus Hanfkuchen, sowie aus den Preſsrückständen von Ricinus und
                              									Sesamsamen. Nach weiteren Untersuchungen von F.
                                 										Schaffer (Daselbst, S. 302) gehört das Mikroprotein (vgl. 1880 235 246) zu
                              									den echten Eiweiſsstoffen. Spätere Forschungen müssen die Frage entscheiden, ob das
                              									Mikroprotein als solches in der Hefe und den Spaltpilzen enthalten ist, oder, was
                              									wahrscheinlicher, ähnlich wie das Syntonin, aus dem Myosin erst durch die Einwirkung
                              									der Säure auf einen in diesen Organismen enthaltenen genuinen Eiweiſskörper
                              									entstanden ist.
                           Nach N. Sieber (Daselbst S. 418) enthalten die
                              									Schimmelpilze kein Mikroprotein.
                           
                        
                           Mittel gegen das Schimmeln der Würste und Schinken.
                           Um zu verhüten, daſs Würste und Schinken schimmelig werden, soll man nach der Pharmaceutischen Centralhalle, 1881 S. 218 Kochsalz mit
                              									Wasser zu einem dünnen Brei mischen und damit die schimmeligen Würste dünn
                              									anstreichen. Der Schimmel verschwindet sofort und nach einigen Tagen überziehen sich
                              									die Würste mit feinen Salzkrystallen, die jeder weiteren Schimmelbildung vorbeugen.
                              									Man verfährt ebenso, um den zeitweilig in den Gelenken der Schinken auftretenden
                              									Schimmel zu beseitigen.
                           
                        
                           Bildung von Salicylsäure.
                           Durch Erhitzen von benzoesaurem Kupfer mit 3 Th. Wasser auf 1800 erhielt E. Smith (American Chemical
                                 										Journal, 1881 Bd. 2 S. 338) Salicylsäure, voraussichtlich nach folgender
                              									Zersetzungsgleichung:
                           2Cu(C6H5.CO2)2 + 2H2O = Cu2O +
                              										3C6H5.COOH +
                              										C6H4.OH.COOH.
                           
                        
                           Verfahren zur Bereitung von Chlor.
                           Nach J. Townsend in Staſsfurt (D. R. P. Kl. 12 Nr. 12885
                                 									vom 22. Juni 1880) wird eine erhitzte Chlormagnesiumlösung von 40 bis 50° B. mit
                              									etwa 10 Proc. Manganoxyd gemischt und der Einwirkung von erhitzter Luft ausgesetzt,
                              									wodurch sich Chlor entwickelt, welches in bekannter Weise nutzbar gemacht werden
                              									kann. Das Verfahren wird erleichtert durch Hinzufügung von 25 bis 50 Proc.
                              									Chlorcalcium.
                           
                        
                           
                           Ueber die Löslichkeit des Chlorsilbers.
                           Nach Versuchen von J. P. Coohe (American Journal of Science, 1881 Bd. 21 S. 220) löst 1l siedendes Wasser etwa 3mg Chlorsilber, welches sich beim Erkalten
                              									theilweise wieder in kleinen Würfeln ausscheidet. Zusatz von Salzsäure vermindert
                              									diese Löslichkeit auf etwa die Hälfte, Silbernitrat fällt das Chlorsilber völlig
                              									aus. Bei sehr genauen Analysen sollte man daher den Niederschlag von Chlorsilber
                              									erst mit einer schwachen Lösung von salpetersaurem Silber und dann mit reinem Wasser
                              									auswaschen.
                           Nach F. Ruysson und E.
                                 										Varenne (Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S. 524)
                              									vermehren Metallsalze die Löslichkeit des Chlorsilbers nur wenig.
                           
                        
                           Verfahren zur Extraction des Tannins.
                           Nach P. Gondolo zu Paris (D. R. P. Kl. 12 Zusatz Nr.
                              									12876 vom 23. April 1880) kann man statt des angesäuerten Wassers (vgl. 1880 235 248) auch eine Lösung von schwefligsauren oder
                              									doppelschwefligsauren Salzen anwenden. Die frei werdende Schwefligsäure soll die
                              									Lösung entfärben, das erhaltene gerbsaure Natrium mit Schwefelsäure angesäuert und
                              									mit etwas Blut geklärt werden. Das erhaltene honiggelbe Extract soll die dickste
                              									Haut in kurzer Zeit durchdringen.
                           
                        
                           Vervielfältigung von Natur- und Kunstgegenständen.
                           Nach H. Löwenberg in Paris (D. R. P. Kl. 39 Nr. 13457
                                 									vom 5. Mai 1880) wird der zu vervielfältigende Gegenstand dünn mit Fett überzogen,
                              									dann in ein Gemisch von Leim und Glycerin abgeformt. Um diese Form
                              									widerstandsfähiger zu machen, wird sie mit essigsaurem Eisen oder mit Chromsäure
                              									getränkt. Diese Form wird nun mit einer Schicht von beliebig gefärbtem Glycerinleim
                              									bedeckt, der so erhaltene Abdruck wieder mit Säuren oder Metallsalzen behandelt und
                              									schlieſslich bemalt, lackirt, bronzirt oder vergoldet.
                           
                        
                           Mischen von Kautschuk mit schweren Theerölen.
                           L. Beckers in Spandau (D. R. P. Kl. 22 Nr. 13307 vom 20.
                                 									Juni 1880) übergieſst den dünn gewalzten und in Streifen geschnittenen Kautschuk mit
                              									der 4 fachen Menge von bei 250 bis 3000 siedendem Braunkohlentheeröl, läſst etwa 8
                              									Tage ruhig stehen und mischt dann mit einem schwer flüchtigen Kohlenwasserstoffe,
                              									z.B. Vulcanöl, bis eine durchaus gleichmäſsige, klare und fadenziehende Flüssigkeit
                              									entstanden ist.
                           
                        
                           Herstellung von kohlensauren Alkalien mittels
                              									Trimethylamin.
                           Nach dem Vorschlage der Actiengesellschaft Croix in
                              									Croix, Frankreich (D. R. P. Kl. 75 Zusatz Nr. 13397 vom 10. Juli 1880) soll
                              									Natriumsulfat mit 1,5 bis 2 Aeq. Trimethylamin und Kohlensäure in Natriumbicarbonat
                              									übergeführt werden (vgl. 1879 234 * 304). Das Trimethylaminsulfat wird mit Kalkmilch
                              									destillirt, um wiederholt verwendet werden zu können.
                           
                        
                           Ueber Phloron und Xylochinon.
                           Das sogen. Phloron, welches beim Destilliren von Theerölen mit Braunstein und
                              									Schwefelsäure erhalten wird, besteht nach E. Carstanjen
                              										(Journal für praktische Chemie, 1881 Bd. 23 S. 421)
                              									aus zwei verschiedenen und nicht isomeren Chinonen, dem Toluchinon und einem
                              									Xylochinon.