| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 152 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Kreisschieber mit ununterbrochener Drehung.
                           Der Webb'sche Kreisschieber (1877 226 * 21) ist
                              									bekanntlich nur zu dem Zweck in den runden Schieberrahmen beweglich, um bei
                              									ungleichen Reibungswiderständen der Schieberflächen die Möglichkeit zu gewähren, sich zu drehen und so einem Einreiſsen der
                              									Schleifflächen vorzubeugen. W. Ch. Church in Brixton (*
                              									D. R. P. Kl. 47 Nr. 13194 vom 16. Juli 1880) will nun den Webb'schen Schieber dahin
                              									verbessern, daſs derselbe bei jedem Hub eine kleine Drehung macht und zwar stets
                              									nach derselben Richtung fortrotirt. Dies wird dadurch erzielt, daſs der
                              									Schieberrahmen nicht allseitig an den cylindrisch abgedrehten Obertheil des
                              									Schiebers anliegt, sondern nur an zwei Bögen von je ⅙ Kreis Länge, von denen der
                              									eine oberhalb der Schubrichtung, der andere diametral gegenüber unterhalb der
                              									Schubrichtung im Schieberrahmen hergestellt ist, während die übrige Partie auf einen
                              									gröſseren Durchmesser ausgestoſsen wird. In Folge dieser Anordnung erleidet der
                              									Schieber einen einseitigen Druck in einem Falle nach abwärts, im anderen nach
                              									aufwärts; indem nun der unterhalb des Schieberrahmens vorstehende cylindrische Rand
                              									der Schieberplatte zwischen zwei Leisten des Schieberkastens geführt ist, so wird
                              									der Schieber bei dem unumgänglich nöthigen Spiel im Schieberrahmen einmal oben, das
                              									andere Mal unten angepreſst und in Folge dessen beim Hin- und Rückgang zur Drehung
                              									veranlaſst. Da mit der Bewegungsrichtung zugleich auch die Lage der Rollbahn
                              									wechselt, so findet die Drehung stets in demselben Sinn statt.
                           Diese Anordnung mag, falls die betreffenden Leisten des Schieberkastens nachgestellt
                              									werden können, ganz vortheilhaft sein; eine weitere Verfeinerung derselben Idee,
                              									welche auf Anwendung von Reibungsrollen beruht und gleichfalls patentirt wurde, ist
                              									praktisch undurchführbar.
                           
                              M–M.
                              
                           
                        
                           Wasserstrahlpumpe von Greathead und Martindale.
                           Um auch solche städtische Wasserleitungen, welche unter geringerem Druck stehen, zur
                              									Bewältigung von Bränden ohne Zuhilfenahme von Dampfoder Handpumpen heranziehen zu
                              									können, wollen Greathead und Martindale in dieselben
                              									Wasserstrahlpumpen einschalten, welche ähnlich wie die Strahlpumpen von Berndt (1879 233 * 116)
                              									eingerichtet sind. Ein dünner Strahl hochgepreſsten Wassers reifst beim Durchfluſs
                              									durch ein Düsensystem Wasser aus der Leitung mit und treibt dasselbe unter
                              									entsprechend höherem als dem Leitungsdruck aus dem Strahlrohr. Das Hochdruckwasser
                              									wird in einer besonderen Leitung neben der Hauptwasserleitung zugeführt. Abbildungen
                              									der Vorrichtung finden sich in der Revue industrielle,
                              									1881 S. 203.
                           
                        
                           Herstellung der Matrizen für Sieblochmaschinen.
                           Um eine gleichmäſsige Lochung bei Blechen, z.B. für Centrifugensiebe, zu erzielen,
                              									ist es erforderlich, die Löcher auf eine groſse Breite gleichzeitig durchzustoſsen;
                              									dies bietet bei der Herstellung sehr feiner Lochungen viele Schwierigkeiten. Je
                              									gröſser die gleichzeitig zu durchstoſsende Blechbreite ist, desto stärker muſs bei
                              									den Durchstofsmaschinen sowohl der Kopf, in welchen die Stempel eingespannt werden,
                              									als auch die Führung der Stempel und die Unterlage des Bleches sein. Da die Lochung
                              									neuerdings auf eine Blechbreite von 0m,5
                              									ausgedehnt wird, müſsten die genannten Stücke eine Stärke von 5 bis 6mm haben. Die Lochung der Centrifugen-Siebbleche
                              									ist nun aber eine so feine (bei länglicher Lochung z.B. haben die Löcher 2mm,5 Länge, 0mm,3 Breite bei einem Zwischenraum von nur 1mm zwischen je zwei Löchern), daſs es nicht gut möglich sein würde, Stücke
                              									von 5 bis 6mm Stärke mit gleicher Lochung zu
                              									versehen, wie dies doch für Kopf, Führung und Unterlage nöthig ist.
                           Um diese Schwierigkeit zu überwinden, haben W. Breuer
                              									und E. Probst in Kalk (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 13 441 vom
                                 									5. August 1880) folgendes Verfahren vorgeschlagen. Die feinen Löcher werden in dünne
                              									Stahlbleche von etwa
                              										0mm,5 Stärke gestanzt und so viele dieser
                              									Stahlbleche auf einander gelegt, als es nöthig ist, um für jedes der genannten
                              									Stücke die richtige Stärke zu erreichen. Passen die Bleche ganz genau auf einander,
                              									so zieht man, um die richtige Lage der Bleche gegen einander zu sichern, an den
                              									Rändern einige Nieten durch und löthet die Bleche mit hartem Loth zusammen. Auf
                              									diese Weise werden Matrizen erhalten, welche bei ihrer feinen Lochung fast ganz die
                              									Eigenschaften eines homogenen Stahlkörpers haben und den beabsichtigten Zweck
                              									vollkommen erfüllen.
                           
                        
                           Vergleichende Versuche über den Kraftbedarf beim Walzen von
                              									Eisen und Stahl.
                           Bei den von F. Braune in Burbach in der Sitzung des
                              									Pfalz-Saarbrücker Bezirksvereines vom 20. Februar d. J. mitgetheilten Versuchen
                              									handelte es sich darum, festzustellen, welche indicirte Leistung Stahlstäbe von
                              									gröſstem Profil und gröſster Länge, für welche man die betreffende Straſse zu
                              									verwenden beabsichtigte, gegenüber Stäben von gleichem Profil und Gewicht in Eisen
                              									beim Walzen beanspruchen.
                           Die Walzenstraſse bestand aus zwei Triogerüsten mit Walzen von 550mm mittlerem Durchmesser; die Maschine hatte
                              										900mm Cylinderdurchmesser, 900mm Hub und machte normal 80 Umdrehungen in der
                              									Minute. Der gewöhnliche Dampfüberdruck in der Leitung war 3k; die Steuerung war nicht im besten Zustande. Das
                              									Schwungrad hatte 8m Durchmesser, 20000k Ring- und 18000k Sterngewicht. Die Maschine arbeitete für Eisen bei dem gewöhnlichen
                              									Dampfdruck mit ⅝ Füllung; die Regulirung geschah mittels Ventil durch den
                              									Maschinisten.
                           Ein Eisenpaket wurde in einer Hitze mit 130 Touren fertig gewalzt; die Maschine
                              									entwickelte dabei 260e indicirt. Nachdem der Stab
                              									das Fertigkaliber verlassen, hatte man noch immer die normale Tourenzahl und es
                              									konnte sofort wieder ein Paket gesteckt werden; die Maschine war also unter den
                              									gewöhnlichen Verhältnissen für flotte Eisenfabrikation genügend.
                           Daſs sie unter denselben Verhältnissen für Stahl zu schwach, war man sich von vorn
                              									herein klar. Bevor man zum Walzen der Stahlblöcke schritt, wurde daher der Betrieb
                              									an den anderen Straſsen so regulirt, daſs die Schweifsöfen zwar im vollen Gange
                              									erhalten, aber die Straſsen nicht arbeiteten; hierdurch brachte man den Dampf in den
                              									Kesseln hinter den Oefen bis auf den zulässigen Ueberdruck von 4k. Man steigerte die Tourenzahl der Maschine bis
                              									auf 90 und es wurde vor dem Stecken des geheizten Blockes bei dieser Umdrehungszahl
                              									ein Diagramm genommen. Der Block wurde dann verwalzt und bei seinem Verlassen des
                              									Fertigkalibers machte die Maschine nur noch 60 Touren. Hierbei wurde wieder ein
                              									Diagramm genommen, welches natürlich wegen der geringeren Kolbengeschwindigkeit
                              									etwas gröſser ausfiel. Der Stab passirte die Walze mit 145 Umdrehungen derselben.
                              									Man war also in der That im Stande, bei dem hohen Dampfdruck und bei gesteigerter
                              									Anfangsgeschwindigkeit mit diesen Walzen und dieser Maschine Stahlstäbe fertig zu
                              									bringen, aber nicht zu fabriciren, denn da die
                              									Geschwindigkeit so weit heruntergegangen war, wäre ein zweiter sofort gesteckter
                              									Block schon nach den ersten Paar Stichen vermuthlich stecken geblieben. Die Anzahl
                              									Umdrehungen, welche die Maschine bei unveränderter Expansion, vollständig offenem
                              									Ventil und nahezu constantem Dampfdruck machen muſste, um sich zu erholen, also
                              									wieder auf 90 Touren zu kommen, sind demnach noch auf Rechnung des ersten Stabes zu
                              									bringen; es waren etwa 40 Touren.
                           Beim Walzen eines Stabes wurden die Diagramme unter dem Kolben, beim Walzen eines
                              									anderen über dem Kolben genommen.
                           Der gesammte Kolbenweg s, vom ersten Stich, nicht allein
                              									bis zum Austritt des Stabes aus dem Fertigkaliber, sondern bis zu dem Augenblicke,
                              									in dem die Maschine befähigt war, einen zweiten Block zu verarbeiten, multiplicirt
                              									mit dem aus allen vier Diagrammen und dem Cylinderquerschnitt ermittelten mittleren
                              									Kolbendruck p, ist sonach die vom Stahlstab verzehrte
                              									Dampfarbeit.
                           Man fand s = 2 × 185 × 0,9 = 333m, p = 12600k, also sp =
                              										4195800mk.
                           
                           Zu den Versuchen ist jedoch noch zu bemerken:
                           1) Die Stahlblöcke wurden nicht warm genug an die Walze gebracht; die Schweiſser
                              									verstehen eben noch nicht mit dem Material umzugehen, sind ängstlich und fürchten es
                              									zu verbrennen; überdies eignet sich auch ein Schweifsofen nicht gut zum Anwärmen von
                              									Ingots.
                           2) Die Kalibrirung der Fertigwalze mit ihren a-, b-, c-, d-Profilen des I-Eisens war zwar günstig, aber die der
                              									Vorwalzen war nicht die für Stahl vortheilhafteste, da dieser in den ersten Paar
                              									Stichen mehr Druck vertragen kann als die Eisenpakete und in den ferneren etwas
                              									weniger verlangt.
                           3) Die Bestimmung der Anzahl Umdrehungen während des Erholens der Maschine war eine
                              									sehr ungenaue, da kein Tachometer zur Hand war und man sich einfach auf das feine
                              									Gefühl des Maschinisten verlieſs.
                           4) Die indicirte Arbeit für den Leergang der Walzenstraſse und Maschine bei den
                              									ungefähren 40 Touren muſs eigentlich von der oben gefundenen Dampfarbeit in Abzug
                              									gebracht werden; es wären dies immerhin:
                           3800 × 2 × 0,9 × 40 = 273600mk.
                           5) Der Stahl wurde, abgesehen von seiner ursprünglichen Wärme, in der Walze zu kalt
                              									bearbeitet, d.h. mit zu geringer Geschwindigkeit gewalzt.
                           Genauer dürften die Versuche folgendermaſsen auszuführen sein:
                           1) Man bediene sich eines Indicators, welcher fortlaufende Diagramme zeichnet,
                              									allerdings bis 200, bringe ein Tachometer an, das bei der wieder erreichten
                              									Anfangsgeschwindigkeit den Schreibstift des Indicators ausrückt. Die Summe
                              									sämmtlicher sich aus den ± (2 × 185) Diagrammen ergebenden specifischen Drucke,
                              									multiplicirt mit dem Hubvolumen des Cylinders, ist die Dampfarbeit ps.
                           2) Bei Anwendung eines gewöhnlichen Indicators bringe man einen Hubzähler und ein
                              									Tachometer an; beim ersten Stich wird der Hubzähler eingerückt und, wenn die
                              									Maschine sich wieder erholt hat, durch das Tachometer ausgerückt und so der
                              									zurückgelegte Kolbenweg ermittelt.
                           In Erwägung indessen, daſs bei einem späteren Betriebe auf Stahl Aehnliches bezüglich
                              									der Temperatur und der Kalibrirung vorkommen kann, in Erwägung ferner, daſs die
                              									Arbeit für den Leergang der Stahlstraſse und einer stärkeren Maschine jedenfalls
                              									gröſser ausfällt wie die für Eisen ermittelte, aber sich einer zuverlässigen
                              									Vorherbestimmung entzieht, und schlieſslich den Grundsatz im Auge haltend, daſs man
                              									bei Bemessung der Antriebskraft für eine Walzenstraſse nicht zu sparsam sein darf,
                              									dürften obige Versuche doch geeignet sein, Schlüsse auf die Stärke einer Stahl
                              									walzen Zugmaschine zu ziehen.
                           Machen wir nun noch die Annahme, daſs der Stahlstab dieselbe Anzahl Kaliber mit
                              									demselben ideellen Walzenumfangsweg passiren soll, den wir beim flotten Eisenwalzen
                              									gefunden haben, und ist der hierzu gehörige Kolbenweg (bei Eisen) = s1; bezeichnen wir
                              									ferner mit P den mittleren Kolbendruck der
                              									Stahlwalzmaschine, w und W
                              									die mittlere Walzenumfangsgeschwindigkeit für Eisen bezieh. für Stahl, p und s wie früher, so
                              									ergibt sich folgende einfache Relation:
                              									P\,s_1\,\frac{w}{W}=p\,s.
                           Für den speciellen Fall stellte sich hiernach die Sache, wie folgt: Da die bewegten
                              									und stabilen Theile der vorhandenen Maschine für einen beträchtlich gröſseren
                              									Kolbendruck und namentlich auch die Schwungradachse für ein gröſseres Moment stark
                              									genug erschienen, da ferner die Pyramide der stehenden Maschine eine Vergröſserung
                              									des Cylinderdurchmessers zulieſs, so entschloſs man sich, einen neuen Cylinder mit
                              									guten Steuerorganen und selbstthätig regulirbarer Expansion zu beschaffen und die
                              									Maschine mit Condensation zu versehen. Auſserdem erwartet man auch eine Verbesserung
                              									des gewöhnlichen Dampfdruckes um mindestens 0at,5.
                              									Das Schwungrad wurde ebenfalls für genügend gehalten; die Umfangsgeschwindigkeit
                              									desselben betrug 33⅓m. Da man hierüber nicht
                              									hinausgehen wollte, konnten zur Erreichung der für Stahl erforderlichen gröſseren
                              									Walzgeschwindigkeit nur die Walzendurchmesser gröſser genommen werden.
                           Für den Walzendurchmesser = 700mm ergibt sich die
                              									indicirte Leistung der Maschine zum Stahl walzen zu 730e; also bei einem Verhältniſs der Walzenumfangsgeschwindigkeiten: \frac{14\
                                 										\mbox{für Stahl}}{11\ \mbox{für Eisen}} ist das Verhältniſs der
                              									indicirten Arbeiten \frac{730}{260}=2,8\,\sim\,3; d.h. für Stahl
                              									hat man bei diesem Verhältniſs eine 3mal so starke Maschine nöthig.
                           Die fragliche Maschine wird einen Cylinder von 1000mm Durchmesser erhalten; bei 3at,5
                              									Ueberdruck in der Leitung und ½ Füllung wird sie I-Stahl Nr. 20 der Normalscale
                              										20m lang ohne Schwierigkeit durchziehen; für
                              									Nr. 24 wird es bei dieser Füllung wohl etwas knapp werden; indessen wird man
                              									wahrscheinlich mit den Walzendurchmessern nur bis auf 650mm zu gehen brauchen.
                           Für eine Maschine, welche unter sonst gleichen Umständen bei halber Füllung für
                              									flotte Fabrikation von Stahl bezieh. Fluſseisen bis zum I-Profil Nr. 26 und anderen
                              									Profilen mit ähnlichen Drucken ausreichen soll, würde sich ein Cylinderdurchmesser
                              									von 1100mm, ein Hub von 1300mm und Präcisionssteuerung empfehlen. Ferner muſs
                              									dieselbe der Kolbengeschwindigkeit von 3m,43
                              									entsprechende Aus- und Eintrittsquerschnitte für den Dampf, gehöriges Voreilen und
                              									tüchtige Compression theils zum Ausfüllen der schädlichen Räume, theils für den
                              									ruhigen Gang der Maschine haben. Ohne Condensation würde diese Maschine einen
                              									Cylinderdurchmesser von 1300mm erhalten.
                           Aus den Versuchen hat Verfasser die Ueberzeugung gewonnen, daſs man bei den in
                              									Betrieb befindlichen Schienenwalzmaschinen mit den Dimensionen vielfach zu weit
                              									gegangen ist und daſs, wenn jene groſsen Maschinen ihre Schuldigkeit nicht thun,
                              									dies nur seinen Grund in den schlechten Steuerungsverhältnissen haben kann. An
                              									einigen Hütten sind aber die Maschinen in der That zu stark und man hat sich mit
                              									denselben kolossale Dampffresser, mächtige Lagerdrucke und durchaus nicht der
                              									Gesammtleistung entsprechende, hohe Leergangsarbeiten geschaffen.
                           Die besten und nachahmungswerthesten Verhältnisse hat nach Braune die von der Fabrik Van den Kerkhove in
                              									Gent gelieferte neue Schienenwalzmaschine mit Corliſssteuerung in den Krupp'schen
                              									Werken; sie hat einen Cylinderdurchmesser von 914mm, einen Hub von 1524mm und macht 75
                              									Umdrehungen in der Minute; das Schwungrad besitzt 50000k Gewicht bei 7m,5 Durchmesser. Die
                              									Maschine arbeitet ohne Condensation und entwickelt bei 4at Ueberdruck und ½ Füllung etwa 800e
                              									indicirt. (Nach der Zeitschrift des Vereines deutscher
                                 										Ingenieure, 1881 S. 297.)
                           
                        
                           Laffert's Umschalter für Fernsprecher, Mikrophon und
                              									Glocke.
                           In manchen Fällen, namentlich im Privatgebrauche, ist es wünschenswerth, bei
                              									gleichzeitiger Anwendung von Fernsprecher, Mikrophon und Lärmglocke, sowie der durch
                              									Mikrophon bedingten Batterie eine Vorrichtung zum Umschalten zu besitzen, welche
                              									selbstthätig wirkt und somit auch dem Laien den Gebrauch der genannten Apparate ohne
                              									vorhergegangene Anweisung gestattet. Premierlieutenant v.
                                 										Laffert in Bautzen hat daher einen in der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1881 * S. 176 eingehend beschriebenen
                              									Umschalter construirt, mittels dessen man zwei Zimmer durch Fernsprecher verbinden
                              									kann, ohne einer bestimmten Person die Bedienung der letzteren übertragen zu müssen;
                              									jede im Zimmer befindliche Person kann sich ohne weiteres selbst des Apparates
                              									bedienen, ohne daſs eine fehlerhafte Schaltung zu befürchten wäre.
                           Wenn die Ruftrompete als Wecker unter vielen Verhältnissen vollständig genügt, so zog
                              										v. Laffert doch einen Glocken weck er vor, den er
                              									für lebhaften Fernsprechverkehr für besser geeignet erachtet. Da ferner als Sender
                              									ein Mikrophon verwendet werden sollte und dieses so wie so die Anwendung einer
                              									Batterie verlangt, so wurde dem Batteriewecker der Vorzug vor dem
                              									elektromagnetischen Läutewerk gegeben.
                           Der Apparat hat die Gestalt eines verschlieſsbaren Schrankchens, in dessen Innerem an
                              									der oberen Hälfte der Rückwand das Mikrophon angeschraubt ist; darunter steht ein
                              									Fernsprecher, durch Leitungsschnüre mit den an der Rückwand befindlichen
                              									Klemmschrauben verbunden. Auf dem Schränkchen steht die Signalglocke, versehen nach
                              									Art der Einrichtung bei Haustelegraphen mit einer Fallscheibe, welche markirt, daſs
                              									es geläutet hat, für den Fall, daſs etwa während des Läutens gerade Niemand anwesend
                              									sein sollte.
                           Für gewöhnlich ist auf beiden Stationen die Thür des Schrankes geschlossen; dann sind
                              									beide Wecker in die Leitung eingeschaltet. Zum Gebrauche öffnet man die Thür. Durch
                              									die Drehung derselben vollziehen sich durch in die Thür eingelassene Contacte nach
                              									einander folgende Verrichtungen: 1) der Wecker wird ausgeschaltet; 2) die Batterie
                              									wird in die Leitung eingeschaltet, wodurch der Wecker auf der anderen Station
                              									ertönt; 3) die Batterie wird wieder ausgeschaltet; 4) der Fernsprecher wird mit der
                              									Leitung verbunden, und endlich 5) ein Element der Batterie in das Mikrophon bezieh.
                              									dessen primäre Inductionsrolle eingeschaltet.
                           Nachdem in der Empfangsstation zufolge des Weckens ebenfalls die Schrankthür geöffnet
                              									worden ist, beginnt der Verkehr, indem die Telephone an das Ohr genommen werden und
                              									der Sprechende in den offenen Schrank hineinspricht.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Zur Statistik der österreichisch-ungarischen
                              									Textilindustrie.
                           In einer Denkschrift, durch welche das k. k. österreichische Museum- für Kunst und
                              									Industrie und der niederösterreichische Gewerbeverein in Wien das Abgeordnetenhaus
                              									um die Bewilligung der Mittel zur Erweiterung der bestehenden Webschule in Wien zu
                              									einer Centralanstalt für Kunstweberei, Wirkerei, Zeugdruckerei und
                              									Manufacturzeichnen ersuchen, werden über die österreichisch-ungarische
                              									Textilindustrie folgende Angaben gemacht:
                           
                              
                                 
                                 Jährliche
                                 
                              
                                 
                                 Erzeugung
                                 Einfuhr
                                 Ausfuhr
                                 Verbrauch
                                 
                              
                                 
                                 
                                 in Millionen fl.
                                 
                                 
                              
                                    Rohe Spinnmaterialien
                                   81
                                 83
                                 21
                                 143
                                 
                              
                                    Gespinnste u. dgl
                                 217
                                 48
                                 21
                                 244
                                 
                              
                                    Gewebe u. dgl.
                                 500
                                 43
                                 46
                                 497
                                 
                              
                                 Hiervon entfallen auf Baumwolle:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                    Rohstoff
                                 –
                                 36
                                      1½
                                      34½
                                 
                              
                                    Garne
                                   59
                                 19
                                   1
                                   68
                                 
                              
                                    Gewebe (auch mit Leinen gemischt)
                                    176½
                                   5
                                      6½
                                 175
                                 
                              
                                 Auf Flachs:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                    Rohstoff
                                   19
                                    10½
                                      1½
                                   28
                                 
                              
                                    Garn und Zwirn
                                   56
                                   2
                                   7
                                   51
                                 
                              
                                    Leinengewebe
                                   70
                                   1
                                 10
                                   61
                                 
                              
                                 Auf Jute:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                    Rohstoff
                                 –
                                     0,9
                                 –
                                       0,9
                                 
                              
                                    Garne
                                      1,5
                                     0,7
                                 –
                                       2,2
                                 
                              
                                    Gewebe
                                      2,4
                                     2,7
                                     0,2
                                       4,9
                                 
                              
                                 Auf Schafwolle:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                    Rohstoff
                                   24
                                 34
                                 17
                                   41
                                 
                              
                                    Garne
                                   58
                                 11
                                   5
                                   64
                                 
                              
                                    Gewebe
                                 145
                                 19
                                 25
                                 139
                                 
                              
                                 Auf Seide:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                    Rohstoff (Cocons)
                                     3
                                     0,2
                                     0,3
                                       2,9
                                 
                              
                                    Seidengespinnste
                                      4,3
                                   14,6
                                     7,7
                                     11,2
                                 
                              
                                    Ganz- und Halbseidenwaaren
                                   51
                                   14,2
                                     3,2
                                   62
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 
                                 Mechanische
                                 
                                 
                              
                                 Im Gange befinden sich:
                                 Feinspindeln
                                 Webstühle
                                 Handstühle
                                 
                              
                                 Für
                                 Baumwolle
                                 1500000
                                 25000
                                 50000
                                 
                              
                                 „
                                 Leinen
                                   400000
                                     600
                                 60000
                                 
                              
                                 „
                                 Schafwolle
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 „
                                 Streichgarn
                                   564000
                                   2500
                                 22000
                                 
                              
                                 „
                                 Kammgarn
                                     80000
                                   5000
                                 13000
                                 
                              
                                 „
                                 Seide
                                   105000
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Bestimmung des mechanischen Wärmeäquivalentes.
                           A. Bartoli (Beiblätter zu den
                                 										Annalen der Physik, 1881 S. 23) treibt durch ein in ein Bunsen'sches
                              									Eiscalorimeter gelegtes Capillarrohr Quecksilber. Die dazu nöthige Arbeit wird
                              									unmittelbar in eine Reibung umgesetzt, welche selbst wieder an das Calorimeter
                              									abgegeben wird. An das Capillarrohr ist nach oben hin ein längeres, gleichfalls mit
                              									Quecksilber gefülltes Rohr befestigt, welches den treibenden Druck liefert. Durch
                              									besondere Vorsichtsmaſsregeln ist dafür gesorgt, daſs das Quecksilber in das
                              									Capillarrohr mit einer Temperatur von 0° eintritt. Als Mittelwerth erhält der
                              									Verfasser aus 12 Bestimmungen 428,40.
                           
                        
                           Ueber das Verhalten verschiedener hygroskopischer
                              									Stoffe.
                           Nach Versuchen von W. Müller-Erzbach (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S.
                              									1093) nahm in einer durch Quecksilber abgesperrten Atmosphäre in 102 Tagen bei einer
                              									Durchschnittstemperatur von ungefähr 110 Phosphorsäureanhydrid 1mg und Schwefelsäure 0mg,5 zu. Diese Zunahme muſs dem in den absperrenden kleinen Glascylinder
                              									eingedrungenen Wasserdampf zugeschrieben werden, welcher demnach von der
                              									Phosphorsäure lebhafter aufgenommen wurde.
                           In einer zugeschmolzenen Glasröhre befanden sich zwei einerseits offene Glasröhren
                              									mit Phosphorsäureanhydrid und Kalihydrat. Das Kalihydrat war bei Rothglühhitze
                              									entwässert und dann mit 2,6 Proc. Wasser versetzt, doch so, daſs nach der offenen
                              									Seite eine Schicht von entwässertem Kali das andere bedeckte; der Versuch dauerte in
                              									einem auch während des Winters nicht geheizten Zimmer 340 Tage. Die Röhre mit Kali
                              									hatte ihr Gewicht nicht geändert, die andere war fast 1mg schwerer geworden, so daſs demnach dem Kali kein Wasser entzogen war.
                              									Festes Kali von gröſserem Wassergehalt als der Formel 2KOH.H2O entspricht (19⅓ Proc.) verlor während des Sommers
                              									in 136 Tagen 22mg von seinem Gewichte an das
                              									Anhydrid.
                           Beim Absperren über Quecksilber verlor Natronhydrat mit 4,4 Proc. Wasser an
                              									Phosphorsäureanhydrid in 78 Tagen 4mg. An
                              									concentrirte Schwefelsäure gab Chlorcalcium mit 5,6 Proc. Wasser in 77 Tagen bei
                              									einer Durchschnittstemperatur von 15° 6mg ab, ein
                              									anderes mit 8 Proc. Wasser in 111 Tagen an Phosphorsäure 11mg. Dem Chlorcalcium wird also durch beide Säuren
                              									Wasser entzogen. Aetznatron kann durch Aetzkali in einer zugeschmolzenen Glasröhre
                              									ganz entwässert werden. Aetzkali mit 2,2 Proc. Wasser entzog einem Chlorcalcium mit
                              									3 Proc. Wasser in 346 Tagen 6mg Wasser. Aetznatron
                              									mit 3,4 Proc. Wasser, in einer Glasröhre mit Chlorcalcium von 9 Proc. Wassergehalt
                              									eingeschlossen, wurde in 136 Tagen 1mg schwerer,
                              									während das Chlorcalcium 1mg,5 verloren hatte.
                           
                        
                           Zinkröhren in Verwendung bei Wasserleitungen; von Dr. H. Vogel
                              									in Memmingen.
                           Bei unserer städtischen Wasserleitung sind die Hähne so gebohrt, daſs bei keiner
                              									Stellung das Wasser völlig zu flieſsen aufhört. Um nun das Abwasser aus dem Brunnen
                              									des 2. Stockes fortzuleiten, waren vor 1½ Jahren Zinkröhren von etwa 6cm lichter Weite in Verwendung gekommen, wie dies
                              									in anderen Häusern schon längst der Fall war. Ein Unterschied trat hier nur in so
                              									fern zu Tage, als seitdem die Zinkleitung 2 mal unbrauchbar wurde, so daſs jetzt zum
                              									3. Male neue Röhren eingelegt werden muſsten.
                           Bei der Besichtigung des mir zugesendeten Stückes fand ich die Röhre siebartig wie
                              									von lauter feinen Nadelstichen durchlöchert; auſserdem aber waren noch an vielen
                              									Stellen starke Corrosionen durch Einlagerung eines weiſsen Körpers auffällig.
                              									Dieselben wurden nun sofort als die Zersetzungsproducte des Zinks ins Auge gefaſst
                              									und einer Untersuchung unterzogen. Es war ein Gemenge von (wahrscheinlich basischem)
                              									Zinkcarbonat mit Calciumcarbonat und damit war gleichzeitig die Ausscheidung von
                              									Kohlensäure als die Ursache der Zerstörung erkannt. Ich besichtigte nun die Anlage
                              									der Leitung im Hause
                              									selbst und fand meine Vermuthungen durch eine recht ungeschickte Construction
                              									derselben vollauf bestätigt. Die Leitung geht nämlich von der Küche des 2. Stockes
                              									senkrecht hinunter bis zur Decke der Küche des 1. Stockes, um nun oben mit möglichst
                                 										schwachem Gefälle in die Ecke geführt zu
                              									werden, wo sich hier der Brunnen befindet. Das Wasser kann dabei natürlich nicht
                              									rasch genug abflieſsen und es wird zur reichen Kohlensäure-Ausscheidung um so mehr
                              									gezwungen, als die Temperatur an der Decke einer Küche bedeutend gesteigert ist.
                           Ich habe seitdem in anderen Häusern Zinkröhren von viel höherem Alter gesehen, aber
                              									immer in senkrechter Führung auſsen an der Mauer herab, und dabei stets von den
                              									Besitzern die Versicherung erhalten, daſs ihnen eine solche Art der Zerstörung bis
                              									jetzt unbekannt geblieben ist.
                           
                        
                           Beschaffenheit des Wassers der neuen Leitung in
                              									Augsburg.
                           Das aus den Alluviumschichten des Lechfeldes stammende Wasser, welches der Stadt
                              									Augsburg zugeführt wird, enthält nach J. Winkelmann
                              										(Journal für Gasbeleuchtung, 1881 S. 48) im
                              									Liter:
                           
                              
                                 Chlor
                                   3,5mg
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 16,7
                                 
                              
                                 Kieselsäure, Thonerde und Eisenoxyd
                                   9,0
                                 
                              
                                 Natron
                                   3,1
                                 
                              
                                 Kalk
                                 99,5
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 32,0
                                 
                              
                                 Organische Substanzen
                                 14,0
                                 
                              
                                 Salpetersäure
                                   3,3
                                 
                              
                           Ammoniak, Salpetrigsäure und niedere Organismen konnten nicht
                              									nachgewiesen werden.
                           
                        
                           Ueber Milch als Nahrungsmittel.
                           Nach F. Stohmann (Milchzeitung, 1881 S. 322) liefert die abgerahmte Milch für Kinder über
                              									einem Jahr die Eiweiſsstoffe in der leicht verdaulichsten Form und zu sehr billigem
                              									Preise. Angenommen, 1l Magermilch koste 10 Pf.
                              									Sehen wir von den 0,7 bis 0,8 Proc. Fett auch ganz ab, so enthält die abgerahmte
                              									Milch von werthvollen Nährstoffen durchschnittlich 4 Proc. Eiweiſsstoffe und 4,6
                              									Proc. Milchzucker. Wird für 1k des letzteren der
                              									geringe Werth von 80 Pf. angesetzt, so entspricht der in 1l Milch enthaltene Zucker einem Werth von 3,68
                              									Pf.; es verbleibt daher bei obigem Preise der Milch für die in 1l enthaltenen 40g Eiweiſsstoffe ein Werth von 6,32 Pf. Diese 40g Eiweiſsstoffe sind ein Aequivalent für 160g gutes, knochenfreies Fleisch. Nehmen wir auch
                              									den billigsten Preis für das Fleisch an, rechnen wir 60 Pf. für 0k,5 knochenfreies Fleisch, so kosten die 160g, deren Werth in 1l Magermilch enthalten ist, 19,2 Pf. Es ist daher das Eiweiſs in der
                              									abgerahmten Milch mehr als dreimal billiger als im billigsten Fleisch, selbst dann,
                              									wenn diese mit dem hohen Preise von 10 Pf. bezahlt wird.
                           Nach Versuchen von Camerer (Zeitschrift für Biologie, 1880 S. 493) ergaben sich bei der Ernährung
                              									zweier Kinder mit Kuhmilch folgende Resultate:
                           
                              
                                 Auf 1 Eiweiſs der Nahrung kommt (Fett +
                                    											Kohlehydrat)
                                   2,2
                                 bezieh.
                                   2,2
                                 
                              
                                 Auf 1000 Wasser der Zufuhr kommt Urin
                                   869
                                 „
                                  928
                                 
                              
                                 Auf 100 Trockensubstanz der Nahrung kommen im
                                    											Koth
                                   7,1
                                 „
                                   4,4
                                 
                              
                                 Auf 100 Stickstoff der Nahrung   kommt Stickstoff
                                 im Urinim Kothim Urin und Koth
                                 83,7  5,589,1
                                 „„„
                                 78  3,481,4
                                 
                              
                                 Auf 100 Fett der Nahrung kommt Kothfett
                                   2,8
                                 „
                                   2,8.
                                 
                              
                           
                        
                           Zur Verwendung des Mais in der Spiritusbrennerei.
                           Um den hohen Fettgehalt des Mais, welcher für die Anwendung desselben zu
                              									Brennereizwecken nachtheilig ist (vgl. Märcker 1880 236 470) zu verringern, will C.
                                 										de Leeuw die 24 Stunden in Wasser eingeweichten und dann gröblich
                              									zerstoſsenen Maiskörner in einer Salzlösung von 1,116 spec. Gew. bringen, auf welcher die
                              									fettreichsten Theile schwimmen. Bei einem derartigen Versuche setzten sich 91,2
                              									Procent der zerstoſsenen Körner zu Boden, 8,8 Proc. waren an die Oberfläche
                              									gestiegen, deren Zusammensetzung folgende war:
                           
                              
                                 
                                 Schwere
                                 Leichte
                                 
                              
                                 Wasser
                                   11,42
                                     8,14
                                 
                              
                                 Proteïnstoffe
                                     7,10
                                   10,10
                                 
                              
                                 Fett
                                     2,33
                                   19,07
                                 
                              
                                 Aschenbestandtheile
                                     2,86
                                   13,30
                                 
                              
                                 Stickstofffreie extractive Stoffe, mit Ausschluſs der
                                    											Stärke
                                     7,34
                                     6,34
                                 
                              
                                 Stärke
                                   67,57
                                   37,54
                                 
                              
                                 Cellulose
                                     1,38
                                     5,48
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Durch Ausscheidung der Antheile, welche leichter als 1,116 sind, erhält man demnach
                              									ein weniger Fett, aber mehr Stärke enthaltendes Maischgut. (Aus dem Laboratoire agricole de Hasselt durch die Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1881 S. 223.)
                           
                        
                           Krystallinische Verbindungen von Chlorcalcium mit
                              									Alkoholen.
                           Durch Erwärmen der entsprechenden Alkohole mit reinem geschmolzenem Chlorcalcium hat
                              										J. B. Heindl (Monatshefte
                                 										für Chemie, 1881 S. 200) die Chlorcalciumverbindung des Aethylalkoholes,
                              										CaCl2.3C2H6O, des Isobutylalkoholes CaCl2.3C4H10O und des Gährungsamylalkoholes CaCl2.3C5H12O dargestellt.
                           
                        
                           Ueber die Brauchbarkeit des Azotometers.
                           Bekanntlich liefert die Bestimmung des in Ammoniakform vorhandenen Stickstoffes durch
                              									Zersetzung mit bromirter Natronlauge in dem Azotometer nur dann genaue Resultate,
                              									wenn es sich um die Untersuchung solcher Stoffe handelt, welche nur
                              									Ammoniakverbindungen enthalten, dagegen frei von gewissen organischen Stoffen sind.
                              									Nach Versuchen von A. Morgen (Zeitschrift für analytische Chemie, 1881 S. 37) gibt diese Methode
                              									allerdings in reinen Lösungen von Ammoniaksalzen sehr befriedigende Resultate. Zur
                              									Bestimmung des Ammoniakstickstoffes in solchen Lösungen, welche neben
                              									Ammoniakverbindungen organische Stickstoffverbindungen enthalten, wie Eiweiſsstoffe,
                              									Amide, Peptone, Fermente, Alkaloide, Glykoside, ist diese Methode vollständig
                              									unbrauchbar, indem auch diese Körper durch eine bromirte Natronlauge eine von
                              									Gasentwicklung begleitete Zersetzung erleiden.
                           In Lösungen, welche neben Ammoniaksalzen keine organischen Stickstoff haltigen
                              									Verbindungen, dagegen organische Stickstoff freie Verbindungen in nicht zu groſser
                              									Menge enthalten, ist die erwähnte Methode der Ammoniakbestimmung anwendbar; ist der
                              									Gehalt solcher Lösungen an organischen Stickstoff freien Stoffen jedoch ein
                              									bedeutender (z.B. Maische), so können die nach dieser Methode erhaltenen Resultate
                              									zum mindesten keinen Anspruch auf groſse Zuverlässigkeit machen. Für die Bestimmung
                              									des durch Zersetzung amidartiger Verbindungen durch Säuren erhaltenen sogenannten
                              									abgespaltenen Ammoniaks ist das Azotometer als ein absolut unbrauchbares Instrument
                              									zu bezeichnen, indem auch die Amidosäuren, sowie wahrscheinlich andere in diesen
                              									Flüssigkeiten noch vorhandene organische Stickstoffverbindungen, als Peptone,
                              									Alkaloide und Glykoside, durch die bromirte Natronlauge unter Gasentwicklung
                              									zersetzt werden.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs des Glycerins.
                           Nach A. Etard (Comptes
                                 										rendus, 1881 Bd. 92 S. 795) bildet sich bei der Einwirkung von Salmiak auf
                              									Glycerin in höherer Temperatur eine neue Base, welche er Glycolin, C6H10N2, nennt, deren Chlorverbindung der
                              									Formel C6H10N2.HCl entspricht. Bei der Behandlung mit
                              									Salpetersäure zerfällt sie in Kohlensäure und Cyanwasserstoff.
                           
                        
                           
                           Ueber phosphorsaure Thonerde.
                           Nach L. de Koninck (Zeitschrift
                                 										für analytische Chemie, 1881 S. 90) ist phosphorsaures Aluminium in
                              									Ammoniak und Ammoniumsalzen keineswegs immer unlöslich. Bei Anwesenheit eines
                              									Ueberschusses an Phosphorsäure oder phosphorsauren Alkalien ist im Gegentheile
                              									phosphorsaure Thonerde leicht und vollkommen in Ammoniak löslich. Setzt man nämlich
                              									zu einer neutralen Lösung von Chloraluminium oder schwefelsaurer Thonerde
                              									phosphorsaures Natron oder phosphorsaures Ammoniak im Ueberschuſs und dann Ammoniak,
                              									so verschwindet der erst entstandene weiſse Niederschlag fast augenblicklich.
                           
                        
                           Phosphorfreie Zündmasse.
                           A. Rössel (Chemikerzeitung,
                              									1881 S. 196) empfiehlt für Zündhölzer ein Gemisch von:
                           
                              
                                 Chlorsaures Kalium
                                   53,8
                                 
                              
                                 Arabischer Gummi
                                   10,0
                                 
                              
                                 Tragantgummi
                                     3,0
                                 
                              
                                 Braunstein
                                     6,0
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                     6,0
                                 
                              
                                 Glaspulver
                                   12,0
                                 
                              
                                 Doppeltchromsaures Kalium
                                     5,0
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     3,0
                                 
                              
                                 Kreide oder Colophonium
                                     1,2
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           Für die Anstreichfläche werden 5 Th. Schwefelantimon, 3 Th.
                              									amorpher Phosphor, 1,5 Th. Braunstein und 4 Th. Leim gemischt. Als
                              									Uebertragungsmittel der Flamme auf das Holz empfiehlt sich Paraffin, welchem nur im
                              									Freien Schwefel vorzuziehen ist, da dessen Flamme den Luftzug besser verträgt.
                           
                        
                           Ueber eine Farbenreaction der Sulfhydrate.
                           Nach P. Claesson (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 411) geben Sulfide und Bisulfide
                              									keine Farbenreaction mit Eisenchlorid. Dagegen werden durch einige Tropfen sehr
                              									verdünnter Eisenchloridlösung Methylsulfhydrat, Aethyl-, Amyl-, Benzol- und
                              									Toluolsulfhydrat und Thiacetsäure dunkel rothbraun gefärbt, Thioglycolsäure und
                              									Thiomilchsäure dunkel rothviolett, Rhodansalze und unterschwefligsaure Verbindungen
                              									dunkelroth; die Sulfhydrate der Alkalien und alkalischen Erden werden grün gefärbt.
                              									Alle zeigen somit in der That mit Eisenchlorid scharfe Farbenreactionen, die
                              									entweder blutroth oder dunkelroth sind und in braun oder violett spielen; nur die
                              									Metallsulfhydrate geben eine beinahe rein grüne Farbe.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs des Benzols.
                           Durch Einwirkung von Ozon auf Benzol wird dasselbe nach A. R.
                                 										Leeds (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1881 S. 975) in Kohlensäure, Ameisensäure, Essigsäure und
                              									Oxalsäure verwandelt. Wasserstoffsuperoxyd führt dasselbe in Phenol über.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Ultramarin-Waschblau.
                           Nach A. Egestorff in Linden bei Hannover (D. R. P. Kl.
                                 									22 Nr. 12 810 vom 9. März 1880) rührt man gepulverten Ultramarin mit 2 bis
                              									2½procentigem Kalkwasser zu einer dünnen Masse an, um das feste Absetzen des
                              									Ultramarins zu verhüten.