| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 241, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 235 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Berechnung und Construction der Maschinenelemente.
                           Der durch die bekannten Wöhler'schen Versuche schon vor Jahren erbrachte Beweis, daſs
                              									ein Körper der wiederholten Einwirkung von Kräften in viel geringerem Grade zu
                              									widerstehen vermag als einer dauernden Belastung, ist wohl bei der Berechnung
                              									eiserner Bau- und Brückenconstructionen längst gewürdigt, im Maschinenbau dagegen
                              									auffallender Weise bisher übergangen worden. Die von Wöhler gewonnenen Resultate lassen aber die Gepflogenheit, die bei
                              									Maschinentheilen zulässigen Materialspannungen in Durchschnittszahlen ohne Rücksicht
                              									auf die jeweilige Art der Kraftäuſserung festzustellen, als durchaus unrationell
                              									erscheinen: eine solche summarische Beurtheilung muſs entweder zu
                              									Materialverschwendung, oder zu ungenügender Dimensionirung führen. Es muſste deshalb
                              									eine dankenswerthe Aufgabe sein, solche Normen für die Berechnung der
                              									Maschinentheile aufzustellen, daſs hierbei Gröſse und Wirkungsweise der angreifenden
                              									Kräfte gleichzeitig in Betracht gezogen werden müssen. Diese Aufgabe ist in
                              									übersichtlicher Weise in dem vorliegenden WerkProf. C. Bach: Die Maschinenelemente. Ihre
                                    											Berechnung und Construction mit Rücksicht auf die neueren Versuche. 391 S.
                                    											in 8° mit in den Text gedruckten Holzschnitten und 42 Tafeln Zeichnungen in
                                    											besonderem Atlas. (Stuttgart 1881. J. G.
                                       											Cotta'sche Buchhandlung.) gelöst.
                           Der Verfasser geht indeſs noch weiter. Er zeigt, daſs für den Constructeur in vielen
                              									Fällen nicht die zulässigen Spannungsgrenzen, sondern die Gröſse der eintretenden
                              									Formänderungen von Wichtigkeit sind, oder daſs bei einzelnen Maschinentheilen wieder
                              									die Untersuchung der in Folge ihrer Bewegung möglichen Abnutzungen für die
                              									Dimensionsbestimmung maſsgebender sein kann als die Festigkeitsberechnung. Es ist
                              									nur zu bekannt, daſs von vielen Constructeuren gerade gegen diese Punkte am
                              									häufigsten gesündigt wird; das Werk hilft also auch in dieser Richtung einem
                              									wirklichen Bedürfniſs ab. Mit dieser Behandlung des Stoffes geht das Bestreben Hand
                              									in Hand, das den Hilfsbüchern des Maschinenbaues zu Grunde liegende System der
                              									Verhaltniſszahlen zu beseitigen. Diesem System haftet unter allen Umständen das
                              									schablonenhafte an und davon gerade soll sich namentlich der angehende Ingenieur
                              									frei zu machen suchen, wenn es ihm mit dem Streben nach geistiger Selbstständigkeit
                              									Ernst ist.
                           Obwohl das Werk auf die Herstellung der Maschinentheile nicht näher eingeht – und mit
                              									Rücksicht auf seinen Umfang nicht eingehen will –, so enthält es doch eine Fülle
                              									beachtenswerther praktischer Rathschläge in äuſserst bündiger Form, so daſs, wenn
                              									auch nicht gerade mangelnde Erfahrung ersetzt, doch auf praktische Gesichtspunkte
                              									bei einzelnen Constructionen genügend aufmerksam gemacht und zu eigener Beobachtung
                              									angeregt wird.
                           Der dem Text beigegebene Atlas ist sorgfältig entworfen und ausgeführt. Hier bot sich
                              									dem Verfasser gleichfalls Gelegenheit, zu zeigen, daſs er die Forderungen der Praxis
                              									gründlichst kennt und denselben vollkommen gerecht zu werden versteht.
                           
                              H–s.
                              
                           
                        
                           Kraftregenerator mit Plungerbetrieb.
                           Haniel und Lueg in Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 59 Nr.
                                 									11967 vom 23. December 1879) führen Kraftregeneratoren für Schachtpumpen mit
                              									Plungern aus, um die Uebelstände zu beseitigen, welche die Anwendung von Kolben,
                              									welche leicht undicht werden, bei solchen Vorrichtungen mit sich bringt.
                           
                        
                           Kühlvorrichtung an Luftcompressionscylindern.
                           Schau und Hertel in Würzen (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 13 711
                                 									vom 7. October 1880) führen in Luftcompressionscylinder Wasser in fein zerstäubten
                              									Strahlen ein, damit es
                              									in Folge seiner raschen Verdunstung die gewünschte Kühlung der Cylinder bewirke. Ein
                              									kleiner Theil der vor dem Kolben zusammengepreſsten Luft tritt durch eine feine Düse
                              									hinter dem Kolben aus und reiſst dabei das Wasser mit, welches durch eine
                              									rechtwinklig zur Luftdüse gestellte enge Mündung zuströmt.
                           
                        
                           Pulverförmiges Schmiermittel.
                           Nach K. Drechsler in Dresden (D. R. P. Kl. 22 Zusatz Nr.
                              									13683 vom 12. August 1880, vgl. 1880 238 92) wird
                              									feinstes Graphitpulver mit Eiweiſs, Eigelb, Milch oder Blut zu einem festen Teig
                              									gemischt, in Formen in kochendes Wasser gebracht, damit das Eiweiſs gerinnt, dann
                              									bei 90° getrocknet. Die gepulverte Masse wird auf die langsam bewegten Achsen oder
                              									Wellen aufgestreut.
                           
                        
                           Befestigung von Glas, Edelsteinen u. dgl. auf metallischen
                              									Unterlagen.
                           Die auf einer Metallplatte zu befestigenden Steine versieht J. Feix in Albrechtsdorf (D. R. P. Kl. 48 Nr. 13532 vom 14. August 1880)
                              									mit Metallstielen, steckt diese durch die passend durchlöcherte Unterlage und hängt
                              									diese in eine Kupfervitriollösung, um galvanisch eine Kupferschicht auf derselben
                              									zur Befestigung der Metallstiele niederzuschlagen.
                           
                        
                           Blake's und Berliner's Mikrophon.
                           Das als Telephonsender benutzte Mikrophon von F. Blake
                              									besteht nach dem Telegraphic Journal, 1881 Bd. 7 S. 312
                              									im Wesentlichen aus folgenden Theilen. Eine aus einem dünnen Eisenplättchen
                              									bestehende Membran wird durch zwei an ihren freien Enden mit Hartgummiplättchen oder
                              									einem Gummischlauchstückchen versehene Federn nahe der Mitte gegen den inneren Rand
                              									eines Metallringes gepreſst, von dem dieselbe jedoch durch einen dazwischen gelegten
                              									Papier- oder Gummiring getrennt ist. Der Metallring dient sämmtlichen Theilen als
                              									Grundlage und ist auf ein mit einem Schalltrichter versehenes Brett aufgeschraubt,
                              									welches den Deckel des das Ganze umschlieſsenden Gehäuses bildet. Die
                              									Contactvorrichtungen sind an einem Winkelstück von der Form  angebracht, das
                              									wiederum durch eine Feder an einem Lappen des Metallringes befestigt ist, der
                              									senkrecht zu der Ebene des letzteren steht. Das Winkelstück nimmt eine solche Lage
                              									gegen die Membran ein, daſs seine beiden Arme gegen dieselbe gerichtet sind und sein
                              									Mittelstück parallel zu der Ebene der Membran ist. Der kleine, rechtwinklige Arm
                              									trägt nun an zwei an denselben angeschraubten, gegen einander und gegen den
                              									Metallring isolirten Federn die Contactstücke. Zunächst der Membran befindet sich
                              									ein kleines Platinhämmerchen, dessen schwache Feder bestrebt ist, es von der Membran
                              									zu entfernen. Das zweite Contactstück besteht aus einem Kohlenstückchen, welches in
                              									einer massiven, etwas schweren Metallhülse sitzt; seine starke Feder drückt dasselbe
                              									an das Platinstück und letzteres an die Membran. Die Einstellung wird durch eine
                              									Schraube bewirkt, welche in einem zweiten, dem ersten diametral gegenüber stehenden
                              									Lappen des Metallringes sitzt und auf die Auſsenseite des schiefen Armes des
                              									Winkelstückes wirkt. Die Leitung geht von den beiden Contactstücken durch die
                              									primäre Rolle eines Inductors zur Batterie zurück; die Enden der secundären Rolle
                              									stehen mit der Telephonleitung in Verbindung.
                           Bei E. Berliner's Mikrophon ist die Eisenblechmembran
                              									von einem um ihren Rand gelegten Gummiringe eingefaſst und wird zwischen vier
                              									Vorsprüngen an dem mit der Schallöffnung versehenen guſseisernen Deckel des das
                              									Ganze umschlieſsenden Gehäuses an gepreſst. Auf der Membran ruht ein cylindrisches
                              									Stück Graphit, welches in einer Blechhülse sitzt; diese ist auf eine Neusilberfeder
                              									geschraubt, welche durch eine Schraube fest gegen den Gummiring, mit ihrem in einem
                              									Stück Gummischlauch steckenden anderen Ende aber durch eine zweite auf die Membran
                              									selbst gepreſst wird. Die erstere Schraube sitzt in einem in einen Guſsvorsprung eingelassenen
                              									Hartgummistück, ist also isolirt von dem metallenen Deckel. Zwischen das
                              									Hartgummistückchen und den Vorsprung ist gleichzeitig ein 1mm starker, ziemlich breiter
                              									Neusilberblechstreifen eingeklemmt, aus dessen mittlerem Theile ein Lappen
                              									ausgestanzt und schräg nach oben heraus gebogen ist; auf diesen ist ein
                              									Messingstreifen angeschraubt, an welchen sich in einem Scharnier ein zweiter
                              									anschlieſst und an dessen freiem Ende sitzt ein in eine Hülse eingeschlossener
                              									Graphitcylinder, der frei herabhängt und sich durch seine eigene Schwere gegen das
                              									auf der Membran ruhende Graphitstück legt. Die Feder und der Streifen aus Neusilber
                              									bilden die Zuleitungen des Stromes. Die Einstellung geschieht durch eine in dem
                              									freien Ende des breiten Neusilberstreifens befindliche Schraube, mit welcher man
                              									letzteren von der Membran abstellen kann. Die Wirkung des Senders wird, wie bei dem
                              										Blake'schen, durch eine eingeschaltete
                              									Inductionsspirale verstärkt. Nach der Zeitschrift für
                                 										angewandte Elektricitätslehre, 1881 Bd. 2 S. 341, hätte Berliner diesen Telephonsender bereits im J. 1877
                              									erfunden.
                           Jetzt wird der Berliner'sche Sender etwas anders ausgeführt, in so fern das obere der
                              									durch das Gelenk verbundenen beiden Messingplättchen an der Stelle, wo die ihn an
                              									dem gleich an dem Deckel angeschraubten Neusilberstreifen festhaltende Schraube
                              									durchgeht, mit einem längeren Schlitze versehen und somit leicht verstellbar gemacht
                              									ist; von der Hülse des an der Membran befestigten Graphitstückchens läuft eine
                              									Neusilberfeder aus, über welche da, wo sie sich an die Hülse anschlieſst, ein
                              									Stückchen Gummischlauch geschoben ist, der die Feder von der Membran trennt; bei
                              									geschlossenem Sender legt sich die Feder auf ein Neusilberblech auf, an welches
                              									durch die primäre Spule des Inductors hindurch das eine Ende des Schlieſsungskreises
                              									geführt ist, während das andere an eine beim Schlieſsen vom Deckel berührte Feder
                              									gelegt ist. Die Membran ist wieder durch einen um ihren Rand gelegten Gummiring von
                              									dem Deckel getrennt. (Nach der Elektrotechnischen
                                 										Zeitschrift, 1881 S. 218.)
                           
                        
                           Neuerungen an galvanischen Elementen.
                           S. Azapis in Athen (D. R. P. Kl. 21 Nr. 13 349 vom 3.
                                 									August 1880) will für Bunsen'sche oder Daniell'sche Elemente statt der Säure im
                              									äuſseren Gefäſs eine Lösung von schwefelsaurem Chinin oder eine Abkochung von
                              									Quassiaholz verwenden. – Ueber die so erzielten Stromstärken werden keine
                              									Mittheilungen gemacht.
                           
                        
                           Ueber das galvanische Verhalten der Kohle.
                           H. Muraoka (Annalen der
                                 										Physik, 1881 Bd. 13 S. 307) fand als specifischen Widerstand für eine Reihe
                              									künstlicher Kohlenstäbe 36,86 bis 55,15. Bei höherer Temperatur leitet die Kohle den
                              									elektrischen Strom besser als bei niederer, wie bereits (1880 240 403) mitgetheilt ist. – Die entgegengesetzten Angaben von Auerbach (Göttinger
                                 										Nachrichten, 1879 S. 269) beruhen auf Contactfehlern.
                           
                        
                           Die obere Temperaturgrenze des gewöhnlichen Eises.
                           O. Pettersson (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 1369) zeigt, daſs die obere
                              									Grenze der Erwärmung des gewöhnlichen Eises die Spannungscurve des gesättigten
                              									Wasser dampf es über Eis ist. Gewöhnliches Eis kann nicht über 0° erwärmt werden.
                              									Bestätigt sich die Angabe von Camelley, daſs Eis im
                              									Vacuum sich bis auf 178° erhitzen läſst, so würde sich dieses vielleicht durch
                              									Annahme einer allotropischen Modification des Eises, welche durch Sublimation im
                              									Vacuum erhalten wird, erklären lassen.
                           
                        
                           Filtrirpapier.
                           Zum Filtriren von Kaffee wird bekanntlich namentlich aus wollenen und halbwollenen
                              									Stoffen hergestelltes Papier verwendet. Nach einer Mittheilung in der Papierzeitung, 1880 S. 1139 besteht der dazu verwendete
                              									Rohstoff hauptsächlich aus Abfällen weiſser, wollener und halbwollener Stoffe,
                              									welche als Unterkleider
                              									auf der blosen Haut getragen wurden und in Folge dessen in hohem Grade mit
                              									Hautausdünstungen imprägnirt sind. Wenn sie von Kranken herrühren, werden sie gewiſs
                              									auch häufig Ansteckungsstoffe beherbergen, um so mehr, da gerade wollene Stoffe
                              									solche begierig aufnehmen und energisch fest halten. Bei der Fabrikation werden
                              									diese Hadern lediglich durch den Stäuber gereinigt und mit kaltem Wasser so lange
                              									gewaschen, bis der Stoff klar erscheint. Man sollte das gewöhnlich weiſse wollene
                              									Filtrirpapier so lange nicht zum Filtriren von Genuſsmitteln anwenden, bis sich
                              									Fabrikanten finden, welche die zu dem Papier verwendeten Stoffe chemisch
                              									reinigen.
                           J. R. Mallet in Calcutta (Englisches Patent Nr. 2961 vom
                              									17. Juli 1880) schlägt vor, zur Herstellung von Papierfilter poröse, in die
                              									betreffenden Trichter passende Hohlkegel in den Papierbrei einzutauchen und durch
                              									Ansaugen eine entsprechende Menge Fasern auf dem Kegel abzulagern, welche nach dem
                              									Trocknen direct als Filter verwendet werden können.
                           
                        
                           Ueber die Gaseinschlüsse im Rauchquarz.
                           Nach Versuchen von A. M. Wright (American Journal of Science, 1881 Bd. 21 S. 209) gibt der Rauchquarz von
                              									Branchville beim Erhitzen das 0,97 bis 1,65 fache seines Volumens an Gas, bestehend
                              									aus 30,48 Proc. Kohlendioxyd, 0,5 Proc. Stickstoff und 69,02 Proc. Wasserdampf von
                              									1000, nebst Spuren von Schwefelwasserstoff, Ammoniak und Fluor.
                           
                        
                           Ueber das Vorkommen von Alkohol in der Atmosphäre.
                           Mit Ausnahme des sehr reinen Quellwassers enthält alles in der Natur vorkommende
                              									Wasser nach A. Müntz (Comptes
                                 										rendus, 1881 Bd. 92 S. 499) Alkohol, da es mit Jod und Natriumcarbonat
                              									Jodoform gibt. Regenwasser und Seinewasser enthält in 1cbm etwa 1g Alkohol, Schnee etwas mehr.
                              									Auch Gartenerde enthält Alkohol, dessen Bildung daher auf die verschiedenen
                              									Zersetzungen organischer Stoffe zurückzuführen ist.
                           
                        
                           Ueber die Bewegung der Luft in städtischen
                              									Abfluſskanälen.
                           Zur Untersuchung der Frage, ob und in welcher Richtung die Luft in den Sielen sich
                              									bewegt, lieſs v. Rozsahegyi (Sitzungsberichte der mathematischphysikalischen Klasse der Münchener
                                 										Akademie, 1881 S. 196) Salmiaknebel, den Rauch stark ruſsender Flammen oder
                              									Schwefelwasserstoff an verschiedenen Stellen in die Siele der Ludwig- oder
                              									Maxvorstadt zu München eintreten. Dabei zeigte sich, daſs die Bewegung der Luft in
                              									den München er Kanälen weit mehr nach abwärts als nach aufwärts gerichtet ist, d.h.
                              									sie folgt hauptsächlich dem Gefälle der Siele. Der Luftzug im unteren Abschnitte des
                              									Sielsystems ist stärker als in den oberen Abschnitten. Die herrschende Windrichtung
                              									hat keinen merklichen Einfluſs auf die Richtung und die Geschwindigkeit des
                              									Luftzuges in den Sielen. Die Temperatur der Kanalluft war durchschnittlich 3,2 bis
                              									5,6° niedriger, als die Temperatur im Freien ist; doch sind aus dieser
                              									Temperaturdifferenz die beobachteten Luftbewegungen in den Kanälen nicht zu
                              									erklären. Aufsteigender, dem Gefälle der Siele entgegengesetzter Luftzug kommt zwar
                              									vor, aber sehr selten, und auf sehr kurze Strecken beschränkt. Wo Haus- und
                              									Straſsenentwässerungen einmünden, geht Luft aus den Sielen durch diese Einmündungen
                              									öfter hinaus als herein und ist auch diese partielle Bewegung nicht von der im
                              									Freien herrschenden Windrichtung abhängig. Das Hinaus- und Hereinziehen der Luft an
                              									solchen Stellen ist kein constantes, sondern es wechselt. Durch solche sich nahe
                              									liegende Mündungen von Hausentwässerungen kann ein Austausch der Luft von einem
                              									Hause oder Hofe nach dem andern hin stattfinden, soweit die Hausleitungen nicht mit
                              									richtig angelegten Wassersperren versehen sind. Der ganz vorwaltend nach abwärts
                              									gehende, dem Gefälle der Kanäle folgende Luftzug scheint lediglich durch den Strom
                              									des in gleicher Richtung flieſsenden Kanal- oder Sielwassers verursacht zu
                              									werden.
                           
                        
                           
                           Vorrichtung zum Zerstören von Gasen bei Entleerung von
                              									Latrinen.
                           Um die bei der Entleerung von Latrinen oder bei der Verarbeitung der Excremente zu
                              									Dünger entwickelten Gase zu zerstören, will sie E. Ohl
                              									in Straſsburg (* D. R. P. Kl. 85 Zusatz Nr. 13192 vom 4. Juli 1880) durch eine
                              									Glaskugel strömen lassen, in welcher zwischen zwei Kohlenspitzen ein elektrischer
                              									Strom hindurch geleitet wird.
                           
                        
                           Unschädlichmachung der beim Kochen thierischer Abfälle
                              									entstehenden übelriechenden Dämpfe.
                           S. Jaroslawski in Berlin (* D. R. P. Kl. 12 Nr. 13 426
                                 									vom 29. Juli 1880) will die aus dem geschlossenen Kochgefäſse entweichenden
                              									übelriechenden Dämpfe durch eine Düse ausströmen lassen, in welche seitlich Wasser
                              									eintritt. – Nur in seltenen Fällen wird es möglich sein, derartige Gase hierdurch
                              									geruchlos zu machen.
                           
                        
                           Herstellung von Ammoniumseife.
                           A. Seibels in Berlin (D. R. P. Kl. 23 Nr. 13 531 vom 1.
                                 									August 1880) will durch Behandeln von Fettsäure aus Cocosfett mit Ammoniakwasser
                              									oder Ammoniumcarbonat Ammoniumseife herstellen. – Uebrigens ist die Anwendung der
                              									aus Oel und Ammoniak hergestellten Ammoniumseife der Apotheken zu Einreibungen denn
                              									doch schon recht alt.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Chromverbindungen.
                           Nach H. Moissan (Comptes
                                 										rendus, 1881 Bd. 92 S. 792) erhält man das Chromchlorür, CrCl2, durch Behandlung von
                              									rothglühendem Chrom mit Chlorwasserstoff in weiſsen Krystallen, oder in einer
                              									rothglühenden Porzellanretorte aus Chromchlorid mit Salmiakdampf in weiſsen
                              									Blättchen, welche sich in Wasser mit blauer Farbe lösen.
                           Zur Gewinnung von schwefelsaurem Chromoxydul, CrSO4.7H2O, welches mit
                              									dem schwefelsauren Magnesium isomorphe blaue Krystalle bildet, wird Chromchlorid
                              									durch Zink und Salzsäure reducirt, durch eine concentrirte Lösung von essigsaurem
                              									Natrium daraus essigsaures Chromoxydul gefällt, welches mittels verdünnter
                              									Schwefelsäure in Sulfat übergeführt wird. Concentrirte Schwefelsäure bildet damit
                              									ein weiſses, an Wasser ärmeres Sulfat. Die Lösung des Chromoxydul Sulfates färbt
                              									sich wie Eisenvitriol braun.
                           Zur Herstellung von Natriumsulfochromit, Na2Cr2S4, verreibt man nach M.
                                 										Gröger (Monatshefte für Chemie, 1881 S. 266)
                              										1g bei niederer Temperatur getrocknetes
                              									Chromhydrat mit 9g trockenem Natriumcarbonat und
                              										11g Schwefel zu einem feinen Pulver und
                              									erhitzt in einem bedeckten Porzellantiegel so weit, daſs der Schwefel verdampft;
                              									nach etwa 15 Minuten läſst man dann erkalten. Die erkaltete Schmelze übergieſst man
                              									mit etwas Wasser, um die Schwefelverbindungen des Natriums zu lösen, läſst das
                              									Ungelöste sich absetzen und wäscht mit einer Aetznatronlösung, die in 1l 15g Aetznatron
                              									enthält, durch Decantation so lange aus, bis sich in der Flüssigkeit weder
                              									Schwefelnatrium, noch Natriumthiosulfat nachweisen läſst. Sodann wäscht man die
                              									Aetznatronlösung, mit welcher der Niederschlag durchdrängt ist, mit starkem
                              									Weingeist weg so lange, bis die Waschflüssigkeit Curcumapapier nicht mehr bräunt,
                              									verdrängt diese schlieſslich durch absoluten Alkohol, bringt den Niederschlag auſs
                              									Filter, läſst abtropfen und trocknet dann rasch.
                           Die so erhaltene Verbindung ist ein dunkel ziegelrothes amorphes Pulver. Im trockenen
                              									Zustande erleidet sie beim Liegen an der Luft keine Veränderung. Erhitzt man sie auf
                              									höhere Temperatur, so erglüht sie unter Entwicklung von Schwefeldioxyd und
                              									Zurücklassung eines Gemenges von Chromsesquioxyd und Natriumsulfat. Durch Behandlung
                              									mit den entsprechenden Metallsalzlösungen wurden die Sulfochromite erhalten: von
                              									Silber Ag2Cr2S4, von Kupfer CuCr2S4, bezieh. von Blei, Cadmium, Kobalt,
                              									Nickel und Zinn SnCr2S4. Sie sind unlöslich in Wasser und Salzsäure, werden aber von
                              									Salpetersäure leicht oxydirt.
                           
                        
                           
                           Bildung eines krystallisirten Bariumsilicates.
                           In einer Flasche mit Barytwasser hatten sich beim längeren Stehen durchscheinende
                              									Krystalle gebildet, deren Zusammensetzung nach Le
                                 										Chatelier (vgl. Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S.
                              									931. 972) der Formel BaSiO3.7H2O entsprach. Dieselben waren offenbar durch
                              									Einwirkung des Bariumhydrates auf das Glas entstanden.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Benzolverbindungen.
                           Die Einwirkung von Schwefelsäure auf Mono-, Di- und
                                 										Tribrombenzol hat J. Herzig (Monatshefte der Chemie, 1881 S. 192) untersucht.
                              									Erhitzt man Monobrombenzol mit 10 Th. Schwefelsäure, so erhält man nach etwa 8
                              									Stunden eine braune Lösung verschiedener bromirter Benzolsulfosäuren. Durch
                              									Ausschütteln mit Aether erhält man Dibrombenzolsulfosäure, deren Kaliumverbindung,
                              										C6H3Br2KSO3, in
                              									wasserfreien glänzenden Blättchen erhalten wird. Die in Aether unlösliche
                              									Flüssigkeit gibt monobrombenzoldisulfosaures Kalium, C6H3Br(KSO3)2. Durch Einwirkung von Schwefelsäure
                              									auf Paradibrombenzol wurde Tetrabrombenzol, C6H2Br4, und
                              									Hexabrombenzol, C6Br6, erhalten, während das Tribrombenzol mit Schwefelsäure vorwiegend
                              									Hexabrombenzol gibt.
                           Eine neue Azobenzoldisulfosäure erhielt J. V. Janovsky (Daselbst S. 219) durch Behandlung von
                              									Azobenzol mit 6 Th. Pyroschwefelsäure bei 135°. Nach dem Verdünnen mit 4 Th. Wasser
                              									krystallisirt die Monosulfosäure des Azobenzols heraus, die Disulfosäure, C12H8N2(SO3H)2.2H2O, bleibt in
                              									Lösung. Letztere Verbindung erhält man besser durch Erwärmen von Azobenzol mit 5 Th.
                              									krystallisirter Pyroschwefelsäure auf 150°. Die Säure krystallisirt beim langsamen
                              									Verdunsten in büschelförmig gruppirten, orangerothen, leicht zerflieſslichen Nadeln.
                              									Erhitzt man Azobenzol mit krystallisirter Pyroschwefelsäure auf 210°, so tritt
                              									plötzlich ein Aufwallen unter theilweiser Verkohlung ein, die Temperatur steigt
                              									plötzlich auf 235° (bei etwa 5g Azobenzol und
                              										25g Säure) unter Entbindung von
                              									Schwefeldioxyd. Wird die Reactionsmasse mit Wasser ausgekocht, so bilden sich beim
                              									Erkalten monokline, brillantglänzende, wasserhelle Krystalle; dieselben verwittern
                              									leicht an der Luft (Wasser 9,87 Proc.) und geben bei der Analyse 48,22 Proc. SO3, woraus sich der Schwefelgehalt von 19,29
                              									berechnet. Derselbe sowie ihr Verhalten deuten auf eine Sulfisäure des Azobenzols.
                              									Die Mutterlauge dieser Substanz liefert pyramidenförmige Krystalle, welche wegen
                              									Mangel an Substanz noch nicht untersucht werden konnten.
                           
                        
                           Universal-Malerfarbe.
                           J. Streuli und Comp. in Horgen, Schweiz (D. R. P. Kl. 22
                                 									Nr. 12 925 vom 8. Juni 1880) lösen 1 Th. Kautschuk in 20 Th. heiſsem Leinöl und
                              									verdünnen dann noch mit etwa 80 Th. Leinöl. Ferner werden 2,5 Th. Panamaholz und 1
                              									Th. Leinsamen mit 100 Th. Wasser gekocht. 1 Th. der Kautschuklösung wird mit 2 Th.
                              									der Abkochung gemischt, dann unter Zusatz der reinen Farbe auf Farbmühlen gemahlen.
                              									Die erhaltene Farbe ist mit Wasser, Oel oder Lack gemischt als Wasser- oder Oelfarbe
                              									verwendbar.
                           
                        
                           Anstrichmasse.
                           Zum Anstrich auf Holz, Eisen, Stein u. dgl. empfiehlt C. F.
                                    										Dehnicke in Pankow bei Berlin (D. R. P. Kl. 22 Nr. 13 684 vom 19. August
                                 									1880) folgendes Gemisch: 10 Th. Cölner Leim werden in 80 Th. Wasser gelöst, dann mit
                              									einer Lösung von 2 Th. chromsaurem Kalium in 20 Th. Wasser versetzt, schlieſslich 15
                              									Th. Leinölfirniſs, 15 Th. Glycerin und 100 bis 130 Th. Farbe zugemischt.