| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 342 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Wachsende Bedeutung der deutschen Ausfuhr.
                           Durch die starke Zunahme seiner Bevölkerung, zu deren Ernährung seine Bodenproduction
                              									bei Weitem nicht mehr ausreicht, sah sich Deutschland in den letzten Decennien auf
                              									die Förderung seiner Industrie und die Verwerthung ihrer Producte nach auſsen
                              									hingewiesen und ist ihm somit in der Hebung der Ausfuhr eine der wichtigsten Fragen
                              									für seine wirthschaftliche Entwicklung erwachsen. Erheblich steht der Ausdehnung der
                              									deutschen Ausfuhr die nicht nur auf den ausländischen Märkten, sondern auch in
                              									Deutschland selbst herrschende Unkenntniſs der Leistungsfähigkeit der deutschen
                              									Industrie im Wege. In der That sind die Resultate der letzten Jahre höchst
                              									befriedigende, wofür die folgenden Mittheilungen sprechen.
                           Während England bereits i. J. 1872 mit 5124 Mill. M. (256,2 Mill. Pfd. St.) den
                              									Höhepunkt erreichte, dann allmählich bis auf 3830 Mill. M. i. J. 1879 herabsank und
                              									erst im vorigen Jahre sich wieder auf 4460 Mill. M., genau die Ziffer vom J. 1871,
                              									erhob, erreichte die Ausfuhr Frankreichs in regelmäſsiger Steigerung i. J. 1874 den
                              									Werth von 3098 Mill. Mark (3872,6 Mill. Franken), fiel dann bis 1878 auf 2564 Mill.
                              									M. und hat i. J. 1879 wieder eine geringe Zunahme erfahren. Deutschlands Ausfuhr
                              									dagegen weist vom J. 1872 an eine stetige Zunahme auf (mit einziger Ausnahme von
                              									1879, welches um ein Geringes hinter dem Vorjahre zurückgeblieben ist), und zwar von
                              									2120,6 Mill. auf 3099,5 Mill. Mark im letzten Jahre. Ist auch die Vergleichbarkeit
                              									mit jenem Jahre wegen der in ihm eingeführten vollständigen Declarationspflicht nur
                              									eine beschränkte, so zeigen doch die Zahlen der vorhergehenden Jahre im
                              									Zusammenhalte mit den allgemeinen Geschäftsverhältnissen, daſs die Abweichung keine
                              									erhebliche sein kann. Hat sich doch die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten allein
                              									in der Zeit vom 1. October 1879 bis zum 30. September 1880 auf 53663436 Dollar gegen
                              									31896825 Dollar in der gleichen Periode des Vorjahres gehoben.
                           In hervorragendem Maſse hat sich die deutsche Eisen-Industrie entwickelt. Am 1.
                              									Januar 1880 betrug z.B. die Production Deutschlands an Stahlschienen 1443680t, diejenige Englands dagegen nur 1276000t. Allgemein anerkannt ist die Ueberlegenheit der
                              									deutschen Drahtfabrikation. Vorzügliches leistet die deutsche Industrie in Maschinen
                              									für Brauereien, Zuckerfabriken, Müllereianlagen, Spiritusfabriken, in allen Arten
                              									von Dampf- und Gasmaschinen, im Armaturenfache u.s.w. Ein groſses Absatzfeld bietet
                              									sich der deutschen Maschinen-Industrie in den spanischen und portugiesischen Ländern
                              									Südamerikas, in Australien, in den Cap-Colonien, wo überall die Verbreitung von
                              									Maschinen für die Landwirthschaft und die verwandten Industrien stark im Zunehmen begriffen ist – ein
                              									Vortheil, der bis heute noch nicht ausgenutzt worden, da Deutschland bei einer
                              									Gesammtproduction im Betrage von 48301000 M. nur für 4402000 M. nach den
                              									transatlantischen Ländern ausführte. (Nach Breymann und
                                 										Hübner's illustrirtem Maschinen-Exportkatalog,
                              									1881 Nr. 2.)
                           
                        
                           Arbeitskosten der Dampfpflüge.
                           Einem ganz vorzüglichen Bericht über die Dampfpflug-Wettarbeit zu Banteln 1881 von
                              										C. Boysen und A. Wüst
                              									entnehmen wir, daſs die Kosten für Kohle, Wasser, Oel und Löhne beim Pflügen und
                              									beim Versetzen 14 M. für 1ha beim Pflügen auf
                              										35cm Tiefe betragen, wenn keine Störungen
                              									vorkommen, wie dies bei zwei Maschinen von Howard
                              									geschehen ist, in Folge welcher Störungen die obige Zahl sich auf 17 M. erhöhte.
                           Zu dieser Post kommt an Verzinsung, Abschreibung und Unterhaltung der Maschine und
                              									des Pfluges hinzu:
                           
                              
                                 Bei
                                 dem
                                 14e-
                                 Fowler-Pflug
                                 10,68 M.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                   8 -
                                 „        „
                                 12,00
                                 
                              
                           Bei dem Einmaschinensysteme und zwar:
                           
                              
                                 Mit
                                   8e-
                                 Fowler-Pflug
                                 12,34
                                 
                              
                                 „
                                   6 -
                                 Howard- „
                                 18,00
                                 
                              
                                 „
                                   8 -
                                 „        „
                                 14,53
                                 
                              
                                 „
                                 12 -
                                 „        „
                                 15,85
                                 
                              
                           während das gewöhnliche Pflügen auf 32cm Tiefe sich für 1ha mit einem Kostenbetrage ergab:
                           
                              
                                 Mit
                                 Pferden
                                 28,53 M.
                                 
                              
                                 „
                                 Ochsen
                                 26,24
                                 
                              
                                 „
                                 Wechselochsen
                                 24,41
                                 
                              
                           
                              G. S.
                              
                           
                        
                           Witte's hydraulischer Aufzug.
                           Während sonst bei hydraulischen Aufzügen der Wasserdruck auf den Kolben zum Heben der
                              									Last benutzt wird, richtet F. Witte in Berlin (* D. R.
                                 									P. Kl. 35 Nr. 15382 vom 5. April 1881) solche Aufzüge so ein, daſs die Last durch
                              									das Sinken eines entsprechend schweren Kolbens, welcher vorher durch Wasserdruck
                              									gehoben wurde, aufsteigt. Kolben und Last brauchen deshalb immer nur durch Ketten
                              									oder Seile mit einander verbunden zu sein, welche entweder nur über eine Leitrolle
                              									zu laufen haben, wenn Kolben- und Lasthub gleich sein können, oder auch über mehrere
                              									feste und lose Rollen geführt sein können, wenn der Kolbenhub kleiner als der
                              									Lasthub sein soll. Der Vortheil der Anordnung liegt darin, daſs das Kolbengewicht
                              									nutzbar gemacht ist, während es bei den älteren Anordnungen die Quelle eines
                              									Kraftverlustes ist. Der Vortheil, daſs ein solcher Aufzug nicht überlastet werden
                              									kann, ist auch bei anderen hydraulischen Aufzügen zu erreichen, wenn man dieselben
                              									mit einem Sicherheitsventil versieht, welches die Ueberschreitung eines bestimmten
                              									Druckes hindert.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Metallfolien.
                           Das Verfahren von Theodor Schnitzlein in Hamburg (* D.
                                 									R. P. Kl. 7 Nr. 15873 vom 30. Juli 1880) besteht darin, daſs das Metall in
                              									geschmolzenem Zustande zwischen ein Walzenpaar gegossen wird, welches aus zwei neben
                              									einander liegenden, gegen einander verstellbaren Eisen- oder Stahlwalzen besteht.
                              									Man kann die Walzen gleich so dicht gegen einander einstellen, daſs der Zwischenraum
                              									der verlangten Foliendicke entspricht. Indem man nun das Metall in geschmolzenem
                              									Zustande entweder von oben auf die in Umdrehung versetzten Walzen gieſst, oder
                              									dasselbe von einem Ofen her durch Rinnen zwischen die Walzen einleitet, entsteht
                              									eine Folie der verlangten Stärke, welche unterhalb der Walzen sofort aufgewickelt
                              									werden kann. Die Breite derselben wird durch zwei auf die Walzen gesetzte Holzklötze
                              									begrenzt. Die Walzen sind durch Zahnräder mit einander verbunden. Bei einem
                              									Walzendurchmesser von 30cm soll die Zahl der
                              									Umdrehungen für Zinn und
                              									Zink 20 bis 25, für Blei etwa 30 in der Minute betragen. Mittels dieses Verfahrens
                              									soll eine Folie von unbegrenzter Länge erzeugt werden können.
                           
                              S–r.
                              
                           
                        
                           Deutsches Normalprofil-Buch für Walzeisen.
                           Auf Veranlassung des Vereines deutscher Ingenieure und
                              									des Verbandes deutscher Architekten und Ingenieure
                              									haben Prof. Dr. F. Heinzerling und Prof. I. Intze in Aachen (bei Jos. la
                                 										Ruelle) ein Deutsches Normalprofil-Buch für
                                 										Walzeisen (Preis 6 M.) herausgegeben, welches die Profilformen vorwiegend
                              									für die Bedürfnisse des Bauingenieurs, des Eisenbahnwagenbaues und des Hochbaues
                              									berücksichtigt. Der Constructeur findet da eine reiche Auswahl von Façoneisen, wie
                              									folgende Aufzählung des Inhaltes erkennen läſst.
                           1) Gleichschenklige Winkel mit 61 Profilen von 15 bis 160mm Schenkellänge. 2) Ungleichschenklige Winkel mit 28 Profilen von 30 bis
                              										200mm groſser Schenkellänge. 3) ⊤-Eisen mit 24
                              									Profilen von 20 bis 200mm Basis. 4) -Eisen
                              									(Belag-Eisen) in 5 Nummern von 50 bis 100mm Höhe
                              									und 120 bis 240mm Breite. 5) -Eisen in 9
                              									Nummern von 30 bis 160mm Höhe und 38 bis 70mm Flanschenbreite. 6) ⊏-Eisen in 14 Nummern mit
                              									30 bis 300mm Höhe und 33 bis 100mm Flanschenbreite. 7) ⌶-Eisen in 29
                              									Nummern von 80 bis 500mm Höhe und 42 bis 185mm Flanschenbreite. 8) Quadrant-(-) Eisen
                              									in 10 Nummern mit 50 bis 150mm Radius und 4 bis
                              										18mm Dicke. 9) Handleisten-Eisen in 5 Nummern
                              									mit 40 bis 120mm Breite und 18 bis 54mm Höhe. – Diesen 185 Normalprofilen sind noch 6
                              									ältere, vorläufig beibehaltene, beim Eisenbahnwagenbau in Deutschland bisher
                              									verwendete ⊏-Eisen von 105 bis 300mm Höhe
                              									beigefügt.
                           In einer Uebersicht sind die Namen der Eisenwerke, von welchen die Normalprofile
                              									jetzt oder in nächster Zeit bezogen werden können, namhaft gemacht.
                           Nachdem bis nun die Regierungen der meisten deutschen Staaten beschlossen haben, die
                              									Normalprofile bei öffentlichen Bauten als solche anzuerkennen und einzuführen, so
                              									hat für die Constructeure und Eisenwerke Deutschlands das vorliegende
                              									Normalprofilbuch bereits groſse Wichtigkeit. Aber auch über die Grenzen Deutschlands
                              									hinaus hat dieses Buch hohen praktischen Werth, da demselben tabellarisch geordnete
                              									Daten beigegeben sind über Querschnittsflächen, Gewichte für Im Länge, Trägheits-
                              									und Widerstandsmomente für die wichtigsten Biegungsebenen für alle Normalprofile,
                              									sowie für je zwei zusammengesetzte Winkeleisen, ⊤-Eisen, -Eisen, ⊏-Eisen,
                              									-Eisen, endlich für vier in Kreuzform zusammengelegte Winkel eisen. Weitere
                              									Tabellen enthalten die Tragfähigkeit und Durchbiegung von ⌶-Eisen bei
                              									verschiedenen Längen von 1 bis 10m und bei einer
                              									Inanspruchnahme von 750 und von 1000k auf 1qc, dann die erforderlichen Widerstandsmomente
                              									beliebiger Profil eisen für eine gegebene Last and 1000k/qc Maximal-Biegungsspannung.
                           Das deutsche Normalprofilbuch enthält weiter eine Anleitung zur Reduction
                              									verschiedenartiger Belastungen von Trägern auf gleichförmig vertheilte Belastung,
                              									ferner die Tragfähigkeit von Stützen bei Beanspruchung auf Zerknicken, eine Tabelle
                              									über erforderliche Querschnitte bei Stützen, endlich auf 18 Tafeln die Zeichnungen
                              									sämmtlicher Normalprofile in natürlicher Gröſse. Die Tabellen sind mit vielen
                              									Beispielen für den Gebrauch versehen. So wird dieses Buch bald in jedem gröſseren
                              									Constructionsbureau als ein äuſserst praktisches Nachschlage- und Hilfsbuch bei
                              									Querschnittsermittlungen verwendet werden.
                           
                        
                           Feueranzünder.
                           P. A. Robin in St. Amand, Frankreich (D. R. P. Kl. 10
                                 									Nr. 16747 vom 24. Juni 1881) verwendet zu diesem Zweck einen mit zahlreichen Löchern
                              									versehenen eisernen oder thönernen Cylinder, welcher mit Asbest gefüllt ist. Dieser
                              									wird nun mit Erdöl getränkt, so daſs nach dem Anzünden desselben die Flammen aus den
                              									Oeffnungen herausbrennen.
                           
                        
                           
                           Engert's Beschickungsvorrichtung für Feuerungen.
                           Auf der Londoner Ausstellung von Apparaten und Einrichtungen zur Vermeidung von Rauch
                              									1881/82 hat Engert Beschickungsvorrichtungen für
                              									Dampfkessel und Kaminfeuerungen vorgeführt, welche auf dem bekannten Vorgang
                              									beruhen, die Kohlen nach und nach einzuschieben (vgl. 1879 233 * 437).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 243, S. 345
                              
                           Bei einem verticalen Kessel sind nach Iron, 1881 Bd. 18
                              									* S. 536 im unteren Theil desselben zwei Kasten angebracht, welche mit dem
                              									Feuerungsraum in Verbindung stehen. Diese Kasten werden von oben mit Kohlen gefüllt
                              									und letztere nach und nach zur Feuerstelle vorgerückt, indem eine Platte an der
                              									geschlossenen Seite des Beschickungkastens von Hand mit Hilfe eines Zahnstangen
                              									Vorgeleges nach einwärts bewegt wird. Hierbei verbrennen die der Feuerstelle
                              									zunächst liegenden Kohlenstücke, welche vorher durch die vorhandene Hitze verkokt
                              									worden sind und in Folge dessen rauchfrei verbrennen sollen. Die gleiche
                              									Zuführungsvorrichtung läſst sich auch auf Kaminfeuerungen anwenden, wie aus der
                              									beigegebenen Textfigur leicht zu erkennen ist.
                           
                        
                           Verfahren zum Ueberziehen von Stahl und anderen Metallen mit
                              									einer schwer oxydirbaren Legirung.
                           Nach P. de Villiers in St. Leonards-on-Sea, England (D.
                                 									R. P. Kl. 48 Nr. 16348 vom 17. März 1881) wird der zu überziehende Gegenstand mit
                              									einer schwachen Säure, dann mit Wasser abgewaschen und bei 80° getrocknet. Nun wird
                              									er in eine flüssige Legirung aus 90 Th. Zinn, 9 Th. Blei und 1 Th. Silber getaucht,
                              									in kaltem Wasser gekühlt und polirt. Um die Oberfläche noch widerstandsfähiger gegen
                              									Säuren zu machen, wird sie mit einem Amalgam aus 60 Th. Quecksilber, 39 Th. Zinn und
                              									1 Th. Silber überzogen und kann schlieſslich noch galvanisch versilbert oder
                              									vergoldet werden.
                           
                        
                           Herstellung von künstlicher Elfenbeinmasse.
                           J. Smith Hyatt in Paris (D. R. P. Kl. 39 Nr. 16413 vom
                                 									6. April 1881) mischt 40 Th. Zinkoxyd mit einer Lösung von 8 Th. Schellack in 32 Th.
                              									Ammoniakflüssigkeit, verdunstet diese und setzt die trockene Masse in erhitzten
                              									Formen einem Druck von etwa 150at aus.
                           
                        
                           Abwaschbarer Ueberzug für Gypsabgüsse.
                           Nach C. Puscher (Kunst und Gewerbe, 1882 S. 27) löst man
                              									3 Th. Aetzkali in 36 Th. heiſsem Wasser, setzt 9 Th. Stearinsäure hinzu und verdünnt
                              									den erhaltenen Seifenleim mit der gleichen Menge Wasser und 95 procentigern Alkohol.
                              									Die warme Lösung wird auf dem erwärmten Gypsabgüsse aufgestrichen und dieser dann
                              									nach einigen Stunden mit nassem Schwamm abgewaschen. Noch schöner wird der Ueberzug,
                              									wenn man statt Kali eine entsprechende Menge Ammoniak anwendet. Alte Gypsabgüsse
                              									werden vorher mit 3 procentiger Aetzkalilösung gereinigt.
                           
                        
                           Fledermausguano.
                           Nach A. Karwowsky (Chemisches Centralblatt, 1882 S. 25)
                              									enthielten Fledermausexcremente (vgl. 1875 218 215):
                           
                              
                                 Wasser
                                 16,08
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Organische Stoffe
                                 64,39
                                 
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 8,60
                                 
                                 
                              
                                 Natrium- und Kaliumphosphat
                                 2,14
                                 
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 3,55
                                 
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Kalk
                                 2,50
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,05
                                 
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 2,45
                                 
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 0,18
                                 
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 Spuren.
                                 
                              
                           
                        
                           Pferdeschrotbrod.
                           Nach F. W. Fischer in Berlin (D. R. P. Kl. 53 Nr. 14893
                                 									vom 14. November 1880) wird geschrotener Hafer, Gerste, Mais, Roggen und Weizen mit
                              									Häcksel und Sauerteig wie Commisbrod geformt und gebacken.
                           
                        
                           Zur Untersuchung von Gewürzen.
                           Als häufige Verfälschung von Piment hat H. Bornträger (Zeitschrift für
                                 										Lebensmitteluntersuchung, 1881 S. 98) gemahlenes Campecheholz beobachtet.
                              									Ein solcher Zusatz läſst sich sofort auf mikroskopischem Wege erkennen, da solches
                              									Piment viele rothe Holzstückchen zeigt, welche in dem Piment niemals vorkommen.
                              									Auſserdem liefert dasselbe mit Alkohol eine braunrothe Lösung, während reines Piment
                              									einen grünbraunen Extract gibt.
                           
                        
                           Ueber die Gefrierpunkte von Schwefelsäure.
                           Nach Versuchen von G. Lunge (Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1881 S. 2649) erforderte beim Einsetzen von
                              									Schwefelsäure verschiedener Concentration in eine Eismischung die erste Abscheidung
                              									von Krystallen meist längere Abkühlung; war sie aber einmal eingetreten, so erfolgte
                              									sie viel leichter und stets bei derselben Temperatur, auch wenn die Krystalle vorher
                              									durch Erwärmen auf 30° vollständig geschmolzen worden waren. Als Gefrierpunkt wurde
                              									die Temperatur angesehen, bei der in mehrfach wiederholten Versuchen die ersten
                              									Krystalle auftraten. Während, mit Ausnahme des ersten Males, diese Temperatur in
                              									fast allen Fällen constant war, lieſs sich der Schmelzpunkt der Krystalle mehrfach
                              									nicht genau feststellen, da das Thermometer in regelmäſsigem Steigen blieb; wo
                              									derselbe also höher als der Gefrierpunkt ist, kann man den beobachteten Zahlen nicht
                              									dieselbe Genauigkeit beimessen. Die specifischen Gewichte wurden mit einer
                              									Mohr-Westphalschen Wage bestimmt, für 15° corrigirt und daraus die Baumégrade nach
                              									der Formel d=\frac{144,3}{144,3-n} berechnet. Die erhaltenen
                              									Resultate waren folgende:
                           
                              
                                 Sp. G. bei 15°
                                 Grad B.
                                 Gefrierpunkt
                                 Schmelzpunkt
                                 
                              
                                 1,671
                                 58
                                 flüssig bei – 20°
                                 –
                                 
                              
                                 1,691
                                 59
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 1,712
                                      60,05
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 1,727
                                      60,75
                                   – 7,5°
                                   – 7,5°
                                 
                              
                                 1,732
                                    61,0
                                 – 8,5
                                 – 8,5
                                 
                              
                                 1,749
                                    61,8
                                 – 0,2
                                 + 4,5
                                 
                              
                                 1,767
                                      62,65
                                 + 1,6
                                 + 6,5
                                 
                              
                                 1,790
                                      63,75
                                 + 4,5
                                 + 8,0
                                 
                              
                                 1,807
                                      64,45
                                   – 9,0 †
                                 – 6,0
                                 
                              
                                 1,822
                                      65,15
                                 flüssig bei – 20°
                                 –
                                 
                              
                                 1,842
                                 66
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           † In diesem Falle schwankten die verschiedenen Beobachtungen des Gefrierpunktes
                              									stark, zwischen – 12° und – 6°.
                           
                        
                           Herstellung von Atropin.
                           Nach Gerrard (Archiv der Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 62)
                              									wird 1k Belladonnablätter oder Wurzeln 24 Stunden
                              									lang mit 1k 84 procentigem Alkohol behandelt,
                              									dieser abgezogen und nun noch 4 mal mit je 250g
                              									Alkohol ausgezogen. Der Alkohol wird abdestillirt, der Rückstand mit Wasser
                              									ausgezogen und die Lösung auf 300cc eingeengt. Nun
                              									fügt man Ammoniak im Ueberschuſs zu, läſst diesen in flacher Schale abdunsten,
                              									schüttelt mit einem gleichen Volumen Aether, scheidet diesen ab und entzieht ihm das Atropin durch
                              									Schütteln mit einer kleinen Menge Wasser unter wiederholtem Zusatz von etwas
                              									Essigsäure. Die Lösung des essigsauren Atropins wird mit Thierkohle geschüttelt und
                              									durch Thierkohle filtrirt, abgedampft, wieder mit Ammoniak und Aether behandelt, bei
                              									dessen Verdunsten das Atropin in fadigen, fast weiſsen Krystallen zurückbleibt,
                              									welche nach 2maligem Umkrystallisiren völlig entfärbt werden. Nach Gerrard geben die Blätter mehr Atropin als die
                              									Wurzeln.
                           
                        
                           Zur Analyse des Rohzinkes.
                           Nach dem Vorschlage von O. Günther (Zeitschrift für
                                 										analytische Chemie, 1881 S. 503) werden für die Probe einzelne beliebige
                              									Platten bestimmt und wird jede derselben an 2 oder 3 Stellen vollständig durchbohrt,
                              									wobei sämmtliche Spane zu sammeln sind.
                           Für die Analyse übergieſst man von den gut gemischten Bohrspänen 100g (bei sehr unreinem Zink genügen schon 25g) in einem etwa 1l haltenden Kolben mit 100cc
                              									destillirtem Wasser und fügt in stets kleiner werdenden Mengen reine Salzsäure zu,
                              									um eine sehr ruhige Auflösung zu bewirken. Es darf nur so viel Salzsäure zugesetzt
                              									werden, daſs merkliche Mengen Zink Ungelöst bleiben, wodurch Blei, Kupfer, Cadmium
                              									verhindert werden, sich aufzulösen, oder wenigstens wieder ausgeschieden werden,
                              									wenn sie sich bei zu starkem Säurezusatz gelöst haben sollten. Der letzte Zusatz von
                              									Salzsäure wird bei gut geführter Auflösung am Ende des zweiten Tages geschehen. Man
                              									muſs nun mindestens weitere 2 Tage ruhig stehen lassen, um ganz sicher sein zu
                              									können, daſs sich nur Zink und Eisen in der Lösung befinden.
                           Die Lösung wird filtrirt und der Rückstand 1 oder 2mal mit lauem Wasser umgeschwenkt,
                              									aber möglichst im Kolben zurückgelassen und das dem Filter Anhaftende nach 3maligem
                              									Auswaschen vorsichtig mit Salpetersäure gelöst, das Filter darauf gut ausgewaschen.
                              									Das hierbei entstehende Waschwasser und die Salpetersäurelösung kommen zu dem
                              									Lösungsrückstande, welcher jetzt alles Blei, Kupfer und Cadmium mit wenig Zink
                              									enthält. Das vor der Auflösung erhaltene Waschwasser gehört zu der abfiltrirten
                              									Salzsäurelösung (A), welche den gröſsten Theil Zink und etwas Eisen enthält. Der
                              									Lösungsrückstand wird mit von Schwefelsäure freier Salpetersäure völlig gelöst, die
                              									erhaltene Lösung zur Trockne eingedampft, der Verdampfungsrückstand mit
                              									Salpetersäure befeuchtet, mit Wasser aufgenommen, absetzen gelassen und abfiltrirt.
                              									Letzteres geschieht, um den Theil des Antimons, der nicht als Antimon Wasserstoff
                              									fortgegangen ist, mit dem Salpetersäure-Lösungsrückstande (Sand, Schlacke, Kokes u.
                              									dgl.) abzuscheiden.
                           Der erhaltene Niederschlag ist natürlich auf Blei zu prüfen, dabei einem stark
                              									Schwefel haltigen Zink Bleisulfat ausgeschieden werden kann. Das Filtrat wird
                              									eingeengt, mit concentrirter Schwefelsäure in genügender Menge versetzt und so weit
                              									eingedampft, daſs alle Salpetersäure verjagt ist. Nach dem Erkalten wird Wasser
                              									zugegeben, stehen gelassen und das abgeschiedene schwefelsaure Blei direct zur
                              									Bestimmung des Bleies benutzt Aus dem Filtrate fällt man mit Schwefelwasserstoff
                              									Kupfer und Cadmium, trennt und bestimmt sie auf bekannte Weise.
                           Das Filtrat vom Schwefelwasserstoffniederschlage wird durch Kochen vom
                              									Schwefelwasserstoff befreit und, nachdem es mit dem Filtrate A vereinigt wurde, mit
                              									Salpetersäure oder Brom versetzt, um das Eisen zu oxydiren. Der heiſsen Flüssigkeit
                              									werden langsam kleine Mengen Ammoniak zugegeben und wird nach jedem Zusatz
                              									aufgekocht, um zunächst vollständig zu neutralisiren. Geringe weitere Zusätze
                              									erzeugen weiſse Flocken, welche beim Kochen sich wieder lösen und dabei das Eisen
                              									ausscheiden. Es wird nun heiſs filtrirt Und mit heiſsem Wasser ausgewaschen. Das
                              									erste Filtrat ist sofort auf Eisen zu prüfen und nöthigenfalls zurückzugieſsen und
                              									nach erneutem Ammoniakzusatz zu kochen, um das letzte Eisen zu fällen; groſser
                              									Ammoniaküberschuſs ist zu verhüten, da derselbe eine Ausfällung von Zink bewirkt.
                              									Der Niederschlag wird in
                              									Salzsäure gelöst und die erhaltene Lösung mit Ammonial übersättigt, der Niederschlag
                              									aber zur Bestimmung des Eisens benutzt.
                           Zur Bestimmung des Schwefels, Antimons und Arsens löst man in einer
                              									Gasentwickelungsflasche 100 bis 25g von dem
                              									Probegute vorsichtig in verdünnter Schwefelsäure vollständig auf, zuletzt unter
                              									Zusatz von chemisch reinem Zink. Das entwickelte Gas leitet man zunächst durch eine
                              									Lösung von Cyancadmium in Cyankalium, welche allen Schwefel zurückhält, so daſs er
                              									als Schwefelcadmium bestimmt werden kann. Das von Schwefelwasserstoff befreite Gas
                              									tritt in eine Lösung von salpetersaurem Silber; Arsenwasserstoff bewirkt hier eine
                              									Ausscheidung von metallischem Silber, Antimon Wasserstoff von Antimonsilber. Nach
                              									beendeter Auflösung wird unter leichtem Erwärmen des Lösungskolbens noch längere
                              									Zeit reiner Wasserstoff durchgeleitet, um alle zur Bestimmung nöthigen Gase in die
                              									Absorptionsflüssigkeiten zu treiben. Der Niederschlag in der Silberlösung wird in
                              									concentrirter Salpetersäure gelöst, zur Trockne eingedampft, der Rückstand in
                              									verdünnter Salpetersäure gelöst, das ausgeschiedene antimonsaure Antimonoxyd auf
                              									einem Filter gesammelt und im Filtrate das Silber bestimmt. Das durch Arsen gefällte
                              									Silber erhält man, wenn man das an Antimon gebundene vom Gesammtsilber abzieht.
                           
                        
                           Neuere Anstrichmassen (Patentklasse 22.)
                           Als Anstrichmasse zum Schutz von Dachziegeln u. dgl.
                              									empfehlen W. Thörner und G. O.
                                    										Kramer in Osnabrück (D. R. P. Nr. 14372 vom 21. August 1880) mit Sägespänen
                              									bis zur Syrupzähigkeit eingekochten Theer.
                           Eine waschbare Kalkanstrichfarbe erhält man nach J. Resenscheck in München (D. R. P. Nr. 16094 vom 20.
                                 									October 1880) aus dem Pulver von 3 Th. Kiesel, 3 Th. Marmorbruch, 2 Th. gebrannter
                              									Porzellanerde, mit 2 Th. gelöschtem Kalk und entsprechenden Farbstoffen gemischt.
                              									Der Anstrich soll durch wiederholtes Begieſsen steinhart werden, ohne an Porosität
                              									zu verlieren.
                           Zur Herstellung einer schwarzen Farbe will L. Krauſs-Glinz in Aalen, Württemberg (D. R. P. Nr.
                                 									16507 vom 28. April 1881) Scheideschlamm aus Zuckerfabriken unter Luftabschluſs in
                              									Retorten glühen. Läſst man in die glühende Masse Luft eintreten, so erhält man eine
                              									weiſse Farbe.
                           Zur Herstellung von Buchdruckfarben soll nach H. Brackebusch in Berlin (D. R. P. Nr. 16227 vom 11.
                                 									März 1881) der Leinölfirniſs durch eine Auflösung von 40 bis 45 Th. Colophonium in
                              									25 Th. Paraffinöl ersetzt werden.
                           Eine wasserundurchlässige Wichse erhält man nach G. Glafay in Nürnberg (D. R. P. Nr. 16114 vom 29.
                                 									Januar 1881) durch Fällen einer Lösung von Seife und Carnaubawachs in
                              									Ammoniakflüssigkeit mit Alaun, Zink- oder Eisenvitriol und Versetzen des
                              									Niederschlages mit Farbstoffen.
                           Eine Masse von G. Wolff in Frankfurt a. M. (D. R. P. Nr.
                                 									13864 vom 16. Mai 1880) zum Schlieſsen von Holzporen
                              									besteht aus 1k Terpentinöl, 1k,5 Leinölfirniſs, 1k Siccativ und 0k,5 fettem Lack,
                              									gemischt mit 4 bis 5k Stärke.
                           Zur Herstellung einer Anstrichmasse für Schiffe versetzt
                              										G. Benedict in Viareggio, Italien (D. R. P. Nr.
                                 									14428 vom 19. December 1880) eine Lösung von 200k
                              									Kupfervitriol mit 60k Traubenzucker und 100k Potasche. Der beim Erhitzen auf 100° sich
                              									bildende Niederschlag von Kupferhydroxydul wird abfiltrirt, getrocknet und mit 4k 75procentiger Carbolsäure, dann noch unter
                              									Erwärmen mit 56l Leinöl gemischt. Die später noch
                              									mit Leinöl verdünnte und aufgetragene Masse soll das Ansetzen von Thieren und
                              									Pflanzen hindern.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Berichtigung. In der Abhandlung von G. Lunge „Technisch-chemische Notizen“ ist S.
                              									157 Z. 20 v. u. zu lesen „Glauber i. J. 1648“
                              									statt „Glauber i. J. 1864“.