| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 495 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Hill's Elektrodynamometer für starke Ströme.
                           Bei der Messung von sehr starken Strömen, wie sie namentlich von Dynamomaschinen
                              									geliefert werden, – mittels eines Galvanometers oder eines Elektrometers oder aus
                              									der entwickelten Wärme – treten verschiedene Fehlerquellen auf, welche die
                              									Zuverlässigkeit der Messung wesentlich beeinträchtigen. Daher hat Prof. Trowbridge schon i. J. 1878 der American Academy of Arts and Sciences ein Dynamometer vorgelegt, in
                              									welchem er den ganzen Strom (nicht blos einen
                              									Zweigstrom) wirken läſst; dieses Dynamometer ist dem Weber'schen nachgebildet, worin
                              									der Strom eine bifilar aufgehängte bewegliche Drahtrolle und dann andere Rollen
                              									durchläuft, welche die bewegliche umgeben; die bifilaren Aufhängungsdrähte dienen
                              									als Zuleitungen des Stromes. Anfang 1880 hat dann W. N.
                                 										Hill im American Journal of Science eine
                              									Abänderung des Trowbridge'schen Elektrodynamometers angegeben, welche vor einiger
                              									Zeit von Elliott Brothers in London ausgeführt worden
                              									ist. Dieselbe ist im Engineer, 1881 Bd. 51 * S. 280
                              									beschrieben. Wir beschränken uns darauf, zu erwähnen, daſs der kräftige Strom doch
                              									nur eine kleine Ablenkung der beweglichen Rolle, deren Ebene senkrecht zu den Ebenen
                              									der beiden aus je 6 Windungen von Kupferblech bestehenden festen Rollen liegt,
                              									bewirken kann, weil nahe zu beiden Seiten des an dieser Rolle angebrachten Zeigers
                              									zwei verticale Drähte als Aufhalter für den Zeiger gespannt sind. Von dem Zeiger
                              									laufen nach beiden Seiten hin je ein Seidenfaden aus und über eine Rolle nach einer
                              									kleinen Wagschale, welche so lange mit Gewichten belegt werden, bis der vom Strom
                              									bewirkten Ablenkung der Rolle das Gleichgewicht gehalten und somit der Zeiger
                              									auf Null zurück gebracht ist. Das Quadrat der Stromstärke ist dann proportional dem
                              									aufgelegten Gewichte. Die Gewichtstücke werden am besten gleich so gewählt, daſs sie
                              									selbst die Stromstärke in Weber'schen Einheiten angeben, jede Rechnung also
                              									überflüssig wird.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Elektrische Steuerung von Luftballons.
                           Die Anwendung einer secundären Batterie in Verbindung mit einer Dynamomaschine zur
                              									Steuerung von Luftballons besäſse vor anderen Motoren den Vorzug der Beseitigung der
                              									Feuergefährlichkeit und der Unveränderlichkeit des Gewichtes. Tissandier hat daher nach den Comptes rendus, 1881 Bd. 93 S. 255 Versuche mit einem kleinen, 3m,50 langen und in der Mitte 1m,30 im Durchmesser haltenden, bei Füllung mit
                              									Wasserstoff 2k Steigkraft besitzenden länglichen
                              									Ballon gemacht. Die kleine, von G. Trouvé gelieferte
                              									Siemens'sche Dynamomaschine wog 220g und trieb
                              									eine zweiflügelige Schraube von 0m,40 Durchmesser;
                              									die secundäre Batterie wog 1k,300. Die Schraube
                              									machte 6,5 Umgänge in der Secunde und bewegte den Ballon mit 1m Geschwindigkeit in der Secunde während mehr als
                              									40 Minuten. Zwei hinter einander geschaltete Elemente von je 500g Gewicht trieben eine Schraube von 0m,60 Durchmesser und ertheilten dem Ballon etwa 10
                              									Minuten hindurch ungefähr 2m Geschwindigkeit in
                              									der Secunde. Auch die Leistung der kleinen Dynamomaschine wurde gemessen und unsere
                              									Quelle theilt auch die gefundenen Werthe mit.
                           Aehnliche Zahlenangaben, z. Th. bei Anwendung auf einem 3 Personen tragenden, auf der
                              									Seine bezieh. dem See im Bois de Boulogne fahrenden Schüfe von 5m,50 Länge und 1m,20 Breite, enthalten die Comptes rendus,
                              									1881 Bd. 93 S. 287.
                           
                        
                           Erhöhung der Leuchtkraft von Flammen mittels
                              									Elektricität.
                           J. W. Watson in Saint-Marychurch, England (D. R. P. Kl.
                                 									21 Nr. 15781 vom 12. December 1880) will in die Leuchtflammen einen starken
                              									elektrischen Strom einleiten, welcher angeblich elektrolytisch wirkend die
                              									Bestandtheile der Flammen zersetzt und dadurch die Leuchtkraft erhöht.
                           
                        
                           Verhütung von Explosionen der Grubengase bei
                              									Schieſsarbeit.
                           O. Bustin in Lüttich (D. R. P. Kl. 5 Nr. 17156 vom 3.
                                 									Mai 1881) will zu diesem Zweck vor Ort, bevor die Schüsse abgethan werden, aas einem
                              									Extincteur ähnlichen Gefäſse Kohlensäure ausströmen lassen, welche angeblich die
                              									schlagenden Wetter unfähig zur Explosion macht.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Steinkohle.
                           Wird Steinkohle in einem geschlossenen Gefäſs erhitzt, so entwickeln sich Schwefel
                              									haltige Dämpfe schon bei einer Temperatur, welche weit unter dem Siedepunkt des
                              									Schwefels oder der Zersetzungstemperatur des Schwefelkieses liegt. O. Helm (Archiv der Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 38)
                              									versuchte nun, diesen organisch gebundenen Schwefel aus der Kohle durch Behandeln
                              									derselben mit Alkohol, Aether, Benzin und alkoholischer Kalilauge zu gewinnen, oder
                              									aber durch Behandlung der Kohle mit Salzsäure das Schwefeleisen zu entziehen, jedoch
                              									ohne Erfolg. Es wurden daher Eisen, Schwefelsäure und Gesammtschwefel von zwei
                              									englischen Steinkohlen bestimmt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 
                                 Asche
                                       3,70 Proc.
                                       1,28 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Eisenoxyd
                                 0,155
                                 0,068
                                 
                              
                                 
                                 Gesammtschwefel
                                 0,538
                                 0,885
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsäure
                                 0,105
                                 0,033
                                 
                              
                                 Somit:
                                 Organisch geb. Schwefel
                                 0,372
                                 0,818
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelkies
                                 0,232
                                 0,102
                                 
                              
                           (Vgl. F. Fischer: Chemische Technologie der Brennstoffe,
                              									S. 116.)
                           
                        
                           
                           Verfahren zur Herstellung chirurgischer Artikel aus
                              									zusamenvulcanisirtem Weich- und Hartgummi.
                           Nach H., O. und M. Traun in Harburg (D. R. P. Kl. 39 Nr. 16631 vom 3.
                                 									November 1880) werden die gepreſsten oder gewalzten Weich- und Hartgummitheile durch
                              									Druck oder mittels Lösungsmittel an einander gefügt und vereint vulcanisirt. Bei der
                              									Herstellung werden die Weichgummitheile mit wenig, die Hartgummitheile mit viel
                              									Vulcanisirungsmasse versetzt.
                           
                        
                           Zur Untersuchung von Geweben.
                           A. Remont (Journal de Pharmacie et de Chimie, 1881 Bd. 4
                              									S. 135) legt das zu untersuchende Gewebe 15 Minuten in mit 5 Proc. Salzsäure
                              									versetztes Wasser, kocht, wäscht aus und trocknet. Nun sucht man die Kettenfäden von
                              									den Schuſsfäden durch Auszupfen zu trennen und verbrennt einige Fäden: Wolle und
                              									Seide entwickeln dabei einen Geruch nach verbranntem Hörn, geben beim Erhitzen mit
                              									Natron Ammoniak; Seide löst sich in einer concentrirten Lösung von Chlorzink, Wolle
                              									nicht, wohl aber in heiſser Natronlauge. Pflanzenfasern geben diese Reactionen
                              									nicht.
                           
                        
                           Dodé's Herstellung von Waaren aus mittels Glas gekitteten,
                              									schwer schmelzbaren Stoffen.
                           Nach P. Dodé in Paris (D. R. P. Kl. 80 Nr. 16754 vom 28.
                                 									April 1881) werden schwer schmelzbare Pulver von Sand, Porzellan u. dgl. mit
                              									Glaspulver und Wasser zu Kugeln oder Platten geformt, diese allmählich erhitzt, bis
                              									das Glas schmilzt, und nun in entsprechende Formen gepreſst.
                           
                        
                           Herstellung von weiſsem Cement.
                           W. Berkefeld in Celle (D. R. P. Kl. 80 Nr. 16755 vom 1.
                                 									Mai 1881) mischt zur Herstellung eines weiſsen, unter Wasser erhärtenden Cementes 25
                              									Th. eisenfreien Kieselguhr und 75 Th. eisenfreie Kreide mit einer Lösung von 2,5 Th.
                              									Potasche oder Soda, formt die Masse zu Ziegeln, trocknet, brennt in Weiſsglut und
                              									mahlt die fertige Masse.
                           
                        
                           Verfahren zum Färben von Alabaster.
                           Habild und Comp. in Berlin (D. R. P. Kl. 80 Nr. 16798
                                 									vom 20. März 1881) erhitzt den Alabaster im rohen oder bearbeiteten Zustande auf 85
                              									bis 100° und taucht ihn dann in eine Farblösung. Wird er nochmals erhitzt und in
                              									eine Alaunlösung getaucht, so erzielt man eine weitere Härtung. In entsprechender
                              									Weise können durch Bemalen des erhitzten Steines Musterungen desselben erhalten
                              									werden.
                           
                        
                           Herstellung von Ornamenten.
                           Nach L. A. Groth in London (D. R. P. Kl. 39 Nr. 17022
                                 									vom 19. Juli 1881) wird Holzfaser oder Papiermasse unter Zusatz von geeigneten
                              									Erdfarben und heiſsem Wasser in offene Formen eingedrückt, durch Aufpressen von
                              									Schwämmen der Masse der gröſste Theil des Wassers entzogen, dann werden zur
                              									Entfernung des letzten Wassers mehrere Lagen Zeug, Papier u. dgl. aufgedrückt,
                              									welche sich gleichzeitig mit der Rückseite der Ornamente vereinigen.
                           
                        
                           Herstellung von Sicherheitspapier.
                           Um die Aenderung von mit Tinte hergestellten Schriftzeichen mittels Säuren u. dgl. zu
                              									verhindern, soll nach Ch. Skipper und East in London (D. R. P. Kl. 54 Nr. 17014 vom 15. Mai
                                 									1881) dem Papierstoff ein Gemisch von Schwefelzink und kohlensaurem Blei zugesetzt
                              									oder das fertige Papier damit bedruckt werden.
                           
                        
                           
                           Ueber die Herstellung von Leder. (Patentklasse 28.)
                           Zum Enthaaren von Fellen sollen nach E. Chesnay in Paris (D. R. P. Nr. 15736 vom 6. November
                                 									1880) die Häute in eine Mischung von Ammoniakflüssigkeit und Schwefligsäure gelegt,
                              									bewollte Felle aber auf der Fleischseite mit einem Teig aus Thon und obiger
                              									Flüssigkeit bestrichen werden.
                           J. L. Moret in Paris (D. R. P. Nr. 14508 vom 8. December
                                 									1880) will zu gleichem Zweck die Wolle auslaugen, die Flüssigkeit abdampfen, die aus
                              									dem geglühten Rückstande erhaltene Potasche in 5 Th. Wasser lösen und unter Zusatz
                              									von etwas übermangansaurem Kalium mit dieser Lösung die zu enthaarenden Häute
                              									bestreichen oder in der mit der 10 fachen Menge Wasser verdünnte Lösung
                              									einweichen.
                           W. Eitner (Der Gerber, 1881 S. 271) bemerkt dazu, daſs
                              									Potasche als das älteste Enthaarungsmittel in der
                              									Gerberei bekannt ist. Als die Holzasche noch billig zu haben war, wurde diese von
                              									den Gerbern zum Enthaaren verwendet, wie dies noch heute bei den Indianern
                              									Nordamerikas, in manchen Gerbereien Siebenbürgens und der Wallachei der Fall ist.
                              									Das Wort „Aescher“ kommt von Asche und wird der Aescher noch heute in den
                              									Alpenländern vielfach „Asche“ genannt. Die moderne Gerberei hat die
                              									Verwendung von Potasche zum Enthaaren längst als unvortheilhaft verlassen.
                           Nach dem Gerbeverfahren von C.
                                    										Ziegel in Neuwedel (D. R. P. Nr. 13920 vom 24. August 1880) läſst man die
                              									in gewöhnlicher Weise mit schwefelsaurer Thonerde und Kochsalz weiſsgar gemachte
                              									Haut nach dem Herausnehmen aus der Gerbelösung abtropfen und bringt sie dann in ein
                              									auf 40° erwärmtes Bad, welches man durch Verdünnen einer Auflösung von 1 Th. Borax
                              									in 2 Th. Glycerin mit Wasser bis zu 1,175 sp. G. erhalten hat. Nach 2 bis 3 Tagen
                              									wird die Haut gespült und dann in gewöhnlicher Weise zugerichtet.
                           Nach der Schnellgerbemethode von F. Bögel in Buchau, Württemberg (D. R. P. Nr. 14582 vom 17. August 1880)
                              									werden die in gewöhnlicher Weise enthaarten und geschwellten Häute in
                              									Gerbstofflösungen gebracht, welche mit essigsaurer Thonerde, Chlornatrium und
                              									Pikrinsäure versetzt sind.
                           Zur Herstellung sumachgaren Kalbleders mit spiegelglatter,
                                 										weiſser Fleischseite, namentlich für Portefeuillearbeiten, werden nach E. C. Privat in Friedrichsdorf (D. R. P. Nr. 14584 vom
                                 									14. September 1880) die Kalbfelle mit Sumach gegerbt, getrocknet, gefalzt, dann
                              									recht weich gewalkt, auf dem Narben gefärbt, gereckt, auf Rahmen gespannt und
                              									getrocknet. Nachdem die Narbenseite fertig zugerichtet ist, wird die Fleischseite
                              									abgeschliffen, dann mit der Glanz gebenden weiſsen Farbe bestrichen und abgeglast.
                              									Schlieſslich werden die Felle gerollt. Zu der weiſsen Farbe hat man für ein Dutzend
                              									Felle 1k Federweiſs, 0k,375 Kernseife mit dem Weiſs von 12 Eiern und 13l Wasser angerührt.
                           
                        
                           Ueber Gerbstoffbestimmungen.
                           Nach Versuchen von J. Macagno (Gazzetta chimica, 1881 S.
                              									297) ergab sich nach der in Italien gebräuchlichen Löwenthal'schen Methode (1878 228 53) im Sumach ein Gerbstoffgehalt von 21
                              									bis 30 Proc., nach dem in England gebräuchlichen Verfahren von Davy, durch Fällen mit Leim und Multipliciren der
                              									Niederschlagsmenge mit 0,4, dagegen nur 11 bis 16 Proc. Die Titration mit
                              									Brechweinstein nach Gerland gibt ⅔ der nach Löwenthal gefundenen Menge.
                           A. Lehmann (Pharmaceutische Zeitschrift für Ruſsland,
                              									1881 S. 321) versetzt den Gerbstoff haltigen Auszug mit gleichen Raumtheilen
                              									gesättigter Salmiaklösung und läſst dann so lange eine Lösung von 1g Gelatine in 100cc einer gesättigten Salmiaklösung hinzutropfen, als noch ein Niederschlag
                              									entsteht.
                           
                        
                           Ueber das Färben von Leder.
                           Um mit Gerbsäure oder Gallussäure gegerbtes Leder schwarz zu
                                 										färben will es N. G. Sörensen in Stockholm (D.
                                 									R. P. Kl. 8 Nr. 13185 vom 13. October 1880) mit einer 1procentigen Lösung von
                              									vanadinsaurem Ammonium bestreichen.
                           
                           W. Eitner (Der Gerber, 1881 S. 78) hat Färbeversuche mit
                              									dem Farbstoff der Pappeln gemacht (vgl. 1881 241 313),
                              									welcher namentlich in den Blattknospen enthalten ist. Durch Ausziehen der Zweige mit
                              									Wasser erhielt er eine hellgelb gefärbte Flüssigkeit, welche, nachdem sie einige
                              									Tage gestanden hatte, auf Glaceleder einen viel satteren, besser gedeckten, mehr
                              									goldgelben Ton gab als die mit Alaun hergestellte. Auch zur Herstellung von
                              									Mischfarben können die zerkleinerten Pappelzweige Gelbholz ersetzen. Die im März
                              									gesammelten Pappelknospen dürften sich für die Herstellung von Dunkelgrün besonders
                              									gut eignen.
                           
                        
                           Zur Bestimmung des Glycerins.
                           Mit flüchtigen Lösungsmitteln vermischtes Glycerin wird oft so bestimmt, daſs es bei
                              									100 bis 110° erwärmt wird, bis der Rückstand höchstens noch 1mg in der Stunde verliert. Dagegen wird von
                              									anderer Seite angegeben, daſs Glycerin, 8 bis 10 Stunden auf 100 bis 110° erhitzt,
                              									völlig verjagt wird. O. Couttolenc (Bulletin de la Société
                                 										chimique, 1881 Bd. 36 S. 133) findet nun, daſs Glycerin, 5 Stunden auf 90°
                              									erhitzt, zwar wasserfrei wird, daſs aber bei dieser Temperatur für je 1qc Oberfläche bereits 3mg,17 Glycerin verdunsten, so daſs auf diese Weise
                              									keine genaue Bestimmung zu erreichen ist.
                           Nach C. Barbsche (Chemisches Centralblatt, 1881 S. 208)
                              									geben 2 Tropfen Phenol in 4000 bis 5000facher Verdünnung mit einem Tropfen
                              									Eisenchloridlösung noch eine deutlich blaue Reaction, welche aber durch Zusatz von 6
                              									bis 8 Tropfen Glycerin wieder verschwindet. Diese Reaction wird zur Nachweisung von
                              									Glycerin in Wein und Bier empfohlen. – Nach einer Mittheilung in der Pharmaceutischen Centralhalle, 1881 S. 164 ist dieses
                              									Verfahren jedoch unbrauchbar, da Zucker, Gummiarabicum u. dgl. dasselbe Verhalten
                              									wie Glycerin zeigen.
                           
                        
                           Zur quantitativen Bestimmung der Chlorsäure.
                           Nach Versuchen von F. Becher (Berichte der österreichischen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1881 S. 110) sind die beiden von H. Rose angegebenen Reductionsmittel, Schwefligsäure
                              									und Schwefelwasserstoff, hierfür nicht empfehlenswerth, weil man keine Anhaltspunkte
                              									über beendete Reduction hat. Die Reduction der Chlorsäure mit salpetrigsaurem Blei
                              									nach Toussaint ist beim Erwärmen in wenigen Minuten
                              									beendet und gibt sehr gute Resultate. Das von Stelling
                              									vorgeschlagene schwefelsaure Eisen in alkalischer Lösung ist völlig unbrauchbar; die
                              									Flüssigkeit stöſst sehr heftig, die Reduction geht sehr langsam vor sich.
                              									Eisenvitriol in saurer Lösung könnte Verluste herbeiführen; dagegen ist seine
                              									Verwendung in neutraler Lösung sehr zu empfehlen.
                           Auch die von Thorpe und Eccles angegebene Reduction mittels eingelegter verkupferter Zinkstreifen
                              									lieferte brauchbare Resultate. Besser ist die Verwendung von Zinkstaub; es wurde
                              									z.B. 0g,5 chlorsaures Kalium mit 50cc Wasser, 10g
                              									chlorfreiem Zinkstaub und einigen Tropfen Kupfersulfatlösung versetzt und 30 Minuten
                              									gekocht. Es fand mäſsiges Stoſsen statt und nach dem Filtriren und Ansäuern durch
                              									Salpetersäure wurden 0g,5878 Chlorsilber erhalten,
                              									entsprechend 100,16 Proc. chlorsaures Kalium. Durch diese kleine Abänderung ist die
                              									Methode handlich und genau geworden und steht der mit Eisenvitriol in neutraler
                              									Lösung nicht nach.
                           Durch Zinkstaub in alkalischer Lösung ist die Reduction nicht auszuführen; denn nach
                              									1 stündigem Kochen von 0g,5 chlorsaurem Kalium mit
                              										10g Zinkstaub und Kalilauge waren nur wenige
                              									Procent reducirt. Auch Zinkstaub in neutraler Lösung wirkt nicht energisch genug, da
                              									nur 20 Proc. nach 1 stündigem Kochen reducirt waren. Hingegen reducirt Zink in
                              									saurer Lösung sehr schnell – nur darf man nicht zu wenig Zink anwenden – und kann
                              									die heftige Gasentwicklung Verluste herbeiführen.
                           
                        
                           Mineralölseife.
                           J. Barbieux und A. Rosier
                              									in Marseille (Oesterreichisches Patent Kl. 23 vom 26. Juli 1880) wollen Mineralöle
                              									dadurch verseifbar machen, daſs sie dieselben mit 10 bis 30 Proc. Fettsäure, dann mit 30 bis
                              									50 Proc. Fett mischen und nun dieses Gemenge in gewöhnlicher Weise verseifen. – Die
                              									Angabe, daſs auf diese Weise auch das Mineralöl (Erdöl u. dgl.) verseift werde,
                              									bedarf noch des Beweises.
                           
                        
                           Zur Unschädlichmachung und Verwerthung von
                              									Abfallstoffen.
                           J. Duke in Plains Totnes, England (* D. R. P. Kl. 16 Nr.
                                 									13143 vom 20. August 1880) will Kanalflüssigkeit, Urin
                              									u. dgl. durch ein Gemisch filtriren von 350k der
                              									Silicate von Kalk, Kali, Natron, Thonerde und Magnesia in gelatinöser Form, 350k Superphosphat und 70k Torfkohle oder Torf; die ablaufende Flüssigkeit soll dann nochmals durch
                              										350k Torfkohle oder Torf filtriren.
                           Zur Reinigung der aus städtischen Kanälen, Zuckerfabriken u.
                                 										dgl. stammenden Wässer will B. Röber in
                              									Dresden (* D. R. P. Kl. 16 Nr. 15392 vom 25. April 1879) diese mit einer Mischung
                              									von 50k frisch gebranntem Kalk und 2,5 bis 4k Steinkohlentheer, unter Umständen unter
                              									Hinzufügung von 10k Chlormagnesium ausfällen.
                           Die Behauptung, daſs der Düngwerth des erzielten Niederschlages die Kosten decke, ist
                              									selbstverständlich falsch; ebenso wenig ist eine befriedigende Reinigung derartiger
                              									Abwässer mit dieser Mischung zu erreichen, welche übrigens längst als Süvern'sche
                              									Masse bekannt ist (vgl. 1874 211 212).
                           F. Petri in Berlin (D. R. P. Kl. 16 Nr. 16978 vom 28.
                                 									Mai 1881) will Eisenvitriol unter Zusatz von Kokesabfällen auf Kollergängen mahlen
                              									und das erhaltene Pulver mit in Alkohol gelöstem Nitrobenzol mischen. Unter weiterem
                              									Zusatz von Rohchloroform und Torfgruſs soll die Masse gut durchgearbeitet und zu
                              									Ziegeln geformt werden (vgl. 1875 217 520). Abwässer
                              									aller Art werden durch Gruben geleitet, welche mit dem Gemisch gefüllt sind. – Der
                              									Vorschlag ist kaum neu, sicher aber nicht empfehlenswerth. (Vgl. Ferd. Fischer: Die menschlichen Abfallstoffe, 1882 S.
                              									65 und 123).
                           
                        
                           Verwendung von Ultramarin in der Zuckerfabrikation.
                           Wie O. Kohlrausch im Organ für
                                 										Rübenzuckerindustrie, 1881 S. 641 ausführt, ist das Auftreten blauer
                              									Ultramarinflecke im Zucker lediglich darauf zurückzuführen, daſs dasselbe vor dem
                              									Gebrauch nicht fein genug vertheilt wurde. Er schlägt daher vor, dasselbe nach dem
                              									Schlämmen nicht wie jetzt zu trocknen, sondern den Zuckerfabriken das Ultramarin in
                              									Teigform zu liefern.
                           
                        
                           Herstellung von Firniſs.
                           Um einen Firniſs herzustellen, welcher von Soda und Seife nicht angegriffen wird,
                              									soll man nach einer Mittheilung in der Papierzeitung,
                              									1882 S. 50 das hellgelbe, in Oel, Terpentin und Alkohol lösliche Harz von Pistacia terebinthus verwenden. Der Firniſs, dessen
                              									Farbe nach Belieben von hellem Grau bis zu einem schönen dunklen Braun abschattirt
                              									werden kann, ist wasserdicht, unempfindlich gegen Seife und Soda und könnte selbst
                              									bei der Bereitung von Wachstuch Verwendung finden. Da er an der Luft schnell
                              									trocknet, dürfte er auch für Glas- und Porzellanmaler von Werth sein.
                           
                        
                           Herstellung von Farbeneinpressungen auf Sammt.
                           Nach H. Heynen in Crefeld (D. R. P. Kl. 8 Nr. 16663 vom
                                 									4. Januar 1881) wird der Sammtflor mit Braunbier getränkt, dann geschmeidig gemacht,
                              									die Rückseite desselben mit einem Leimappret versehen und das Stück durch die
                              									Gaufrirmaschine geführt, nachdem Gold-, Silber- oder Farbstaub aufgestreut ist.