| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 316 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Verbreitung der Rotationsschnellpressen in
                              									Deutschland und Oesterreich-Ungarn, sowie über den Erfinder der
                              									Schnellpresse.
                           Mit der stetig wachsenden Vervollkommnung in Construction der modernen
                              									Rotationsschnellpressen (auch „Rotationsmaschinen“ oder „Endlose“
                              									genannt, vgl. 1882 244 * 129), mit den Fortschritten der
                              									Rundstereotypie, mit der in erfreulicher Weise verbesserten Qualität der für
                              									Rotationsdruck benöthigten Materialien (Rollenpapier, Farbe, Walzenmasse u. dgl.)
                              									und nicht zum wenigsten mit dem Lesebedürfnisse der civilisirten Menschheit wächst
                              									naturgemäſs die Anwendbarkeit und Einführung der Rotationsschnellpressen, welche bei
                              									Massenproduction nicht nur billigst, sondern auch schnellstens und gut jede
                              									Druckarbeit – sei dieselbe eine ordinäre Zeitung, ein Werk oder ein fein
                              									illustrirtes Journal – zu liefern im Stande sind.
                           Vor 10 Jahren ging man auf dem europäischen Festlande erst sehr zögernd zur
                              									Einführung der in England und Amerika bereits vielfach zum Zeitungsdrucke benutzten
                              									Endlosen über; es erklärt sich dies hauptsächlich daraus, daſs man bei uns
                              									keineswegs so groſse Auflagen zu bewältigen hatte wie drüben, wo verschiedene
                              									Tagesblätter in 200 bis 300 Tausend Exemplaren zu drucken waren, während man es in
                              									Deutschland nur zu Auflagen bis zu etwa 30 Tausend brachte.
                           Neuerdings sind unsere Zeitungen jedoch bedeutender und unsere Druckereien
                              									unternehmender geworden, wie sich dies schon aus der beständig und schnell
                              									wachsenden Zahl der zur Aufstellung gelangten Rotationsschnellpressen erkennen
                              									laſst. So z.B. arbeitet die Kaiserstadt Berlin jetzt bereits mit 21 Endlosen, welche
                              									Zahl demnächst auf 23 steigen wird.
                           Wie Berlin in Bezug auf Groſsartigkeit des Zeitungswesens alle übrigen Städte des
                              									Deutschen Reiches weit hinter sich läſst, so besitzt es auch weitab die meisten
                              									Rotationsmaschinen; dies ergibt sich bestens aus folgender Zusammenstellung aller
                              									Endlosen des Deutschen Reiches:
                           
                              
                                 Berlin
                                 beschäftigt
                                 23
                                 Rotationsmaschinen
                                 
                              
                                 Frankfurt a. M.
                                 „
                                 8
                                 „
                                 
                              
                                 Hamburg
                                 „
                                 7
                                 „
                                 
                              
                                 Leipzig
                                 „
                                 7
                                 „
                                 
                              
                                 Stuttgart
                                 „
                                 6
                                 „
                                 
                              
                                 Breslau
                                 „
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 München
                                 „
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 Dresden
                                 „
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 Hannover
                                 „
                                 4
                                 „
                                 
                              
                                 Augsburg
                                 „
                                 3
                                 „
                                 
                              
                                 Cöln a. Rh.
                                 „
                                 3
                                 „
                                 
                              
                                 Magdeburg
                                 „
                                 3
                                 „
                                 
                              
                                 Barmen
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Braunschweig
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Bremen
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Chemnitz
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Halle
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Königsberg i. Pr.
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Nürnberg
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Oberndorf a. N.
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Stettin
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Dortmund
                                 „
                                 1
                                 „
                                 
                              
                                 Görlitz
                                 „
                                 1
                                 „
                                 
                              
                                 Oberhausen a. d. R.
                                 „
                                 1
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Im Ganzen
                                 100
                                 Rotationsmaschinen.
                                 
                              
                           Das Deutsche Reich hat somit gerade jetzt das erste Hundert Rotationsmaschinen
                              									erreicht.
                           In Oesterreich-Ungarn stellt sich die Zahl der Rotationsmaschinen
                              									folgendermaſsen:
                           
                              
                                 Wien
                                 beschäftigt
                                 19
                                 Rotationsmaschinen
                                 
                              
                                 Budapest
                                 „
                                 6
                                 „
                                 
                              
                                 Prag
                                 „
                                 4
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summe
                                 29
                                 Rotationsmaschinen.
                                 
                              
                           
                           Oesterreich-Ungarn besitzt also nicht den dritten Theil der im
                              									Deutschen Reiche arbeitenden Endlosen.
                           Die Schweiz dagegen kann hier kaum in Betracht kommen, da sie erst eine einzige
                              									Rotationsmaschine aufweisen kann, welche dazu bestimmt ist, eine Zeitungsauflage von
                              									13 Tausend Exemplaren zu drucken.
                           Von der Leistungsfähigkeit und Bedeutung eben dieser Rotationsmaschinen kann man sich
                              									übrigens leicht einen Begriff machen, wenn man bedenkt, daſs jede derselben in der
                              									Stunde durchschnittlich 10000 Bogen von etwa je 1m
                              									Länge bedrucken kann. Die 100 Maschinen des Deutschen Reiches würden somit stündlich
                              									1000000 Bogen liefern, also stündlich 1000000 Meter Rollenpapier verarbeiten, d.h.
                              									selbstthätig feuchten, beiderseits bedrucken, in Bogen zerlegen, auch falzen und
                              									mechanisch gezählt zu regelrechten Packeten bilden („auslegen“).
                           Die Rotationsschnellpressen haben bereits den Löwenantheil an der Massendruckerei
                              									erobert und müssen folgerichtig den Schnellpressen alten Stiles, welche mühsam und
                              									ächzend den schwerfälligen Karren hin- und herschleppen, das Feld immer mehr
                              									streitig machen. Die Rotationsmaschinen sind jetzt die Schnellpressen im wahren Sinne des Wortes; die gewöhnlichen
                              										„Schnellpressen,“ welche kaum den zehnten oder zwanzigsten Theil der
                              									Arbeit jener liefern, sind nach modernen Begriffen schon keine eigentlichen
                              									Schnellpressen mehr. (Aus der Papierzeitung, 1883 S.
                              									1036.)
                           Bei dieser Gelegenheit sei auch auf ein hochinteressantes Werk hingewiesen: Friedrich Koenig und die Erfindung der Schnellpresse.
                              									Ein biographisches Denkmal. Von Theodor Göbel
                              									(Stuttgart 1883). Der Verfasser schildert auf Grund aktenmäſsiger Unterlagen die
                              									Lebens- und Erfindergeschichte Friedrich Koenig's (geb.
                              									17. April 1774, gest. 17. Januar 1833) so eingehend als möglich und mit solcher
                              									Hingabe an den Gegenstand, daſs wohl jeder Leser des Buches von derselben erfaſst
                              									und mit steigendem Antheile diese Blätter durchlesen wird.
                           Zum Schlusse seiner Darstellung bringt Göbel eine
                              									Uebersicht, wie sich die am 31. März 1882 in Oberzell bei Würzburg fertig gestellten
                              									3000 Schnellpressen auf die verschiedenen Absatzländer vertheilen:
                           
                              
                                 Deutsches Reich
                                 mit
                                 1678
                                 Maschinen
                                 Belgien
                                 mit
                                 18
                                 Maschinen
                                 
                              
                                 Oesterreich
                                 „
                                 156
                                 „
                                 England
                                 „
                                 12
                                 „
                                 
                              
                                 Ruſsland
                                 „
                                 660
                                 „
                                 Serbien
                                 „
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 Italien
                                 „
                                 113
                                 „
                                 Rumänien
                                 „
                                 3
                                 „
                                 
                              
                                 Schweiz
                                 „
                                 83
                                 „
                                 Bulgarien
                                 „
                                 3
                                 „
                                 
                              
                                 Schweden
                                 „
                                 80
                                 „
                                 Griechenland
                                 „
                                 1
                                 „
                                 
                              
                                 Spanien
                                 „
                                 35
                                 „
                                 Asien
                                 „
                                 61
                                 „
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 „
                                 34
                                 „
                                 Amerika
                                 „
                                 11
                                 „
                                 
                              
                                 Holland
                                 „
                                 23
                                 „
                                 Afrika
                                 „
                                 1
                                 „
                                 
                              
                                 Dänemark
                                 „
                                 22
                                 „
                                 Australien
                                 „
                                 1
                                 „
                                 
                              
                           Somit kommen auf das Deutsche Reich 1678, auf das europäische
                              									Ausland 1248 und auf die anderen Welttheile 74 von Koenig
                                 										und Bauer in Oberzell gebaute Schnellpressen.
                           Der Verfasser schlieſst hieran anknüpfend mit folgenden Worten: „Kann es wohl ein
                                 										anschaulicheres und überzeugenderes Bild geben von der Entwickelung der
                                 										Maschinenindustrie von Oberzell, als dieses Verzeichniſs der Vertheilung der
                                 										3000, unter denen sich Maschinen jeder Gröſse und auch eine ganz ansehnliche
                                 										Zahl jener Schnellpressen in des Wortes kühnster Bedeutung, der
                                 										Rotationsmaschinen, befinden! Und doch sind diese 3000 nur ein Bruchtheil aller
                                 										der Druckmaschinen, welche seit ihrer Erfindung durch Koenig in Europa und Amerika gebaut worden sind; aber sie genügen
                                 										schon, um uns die ganze ungeheure Bedeutung dieser Erfindung auch auf dem rein
                                 										technischen Gebiete und auf dem der Volkswirtschaft ahnen zu lassen. Hatte man
                                 										einst gegen dieselbe den Vorwurf erhoben, daſs sie die Pressendrucker brodlos
                                 										mache und der Noth preisgebe, ein Vorwurf, der sich ebenso nur auf die
                                 										altgewohnten Verhältnisse gründete wie Koenig's
                                 										Unterschätzung des Maschinenbedürfnisses, so haben die Thatsachen und namentlich
                                 										die ungeheure Zunahme dieses Bedürfnisses solchen Vorwurf in schlagendster und
                                 										überzeugendster Weise widerlegt. Denn wer zählt die Tausende der Arbeiter, die
                                 										heute allein im Schnellpressenbaue beschäftigt sind, wer die Tausende der
                                 										Maschinenmeister, d.h. der intelligenten Leiter dieser Schnellpressen, die jenes
                                 										durstige Geschlecht der Massendrucker ersetzt haben, welches Gutenberg's Kunst nicht immer zur Ehre gereichte?
                                 										An der Schnellpresse, von der man heute die vollendetsten typographischen
                                 										Leistungen verlangt, wie man sie zur Zeit ihrer Erfindung selbst nicht als auf
                                 										der Handpresse erreichbar gehalten hätte, haben sich viele ihrer Leiter, indem
                                 										sie zugleich eine lohnende Existenz fanden, zu wahren Künstlern herangebildet,
                                 										der Buchdruck ist wieder eine Kunst geworden, dank dem Einflüsse der Erfindung
                                 											Koenig's, die somit Arbeitern und Arbeit zum
                                 										Segen gereichte. Zum Segen ist sie der Buchdruckerkunst aber auch geworden durch
                                 										den materiellen Aufschwung, welcher aus der Verbesserung der Druckmittel und der
                                 										hieraus sich ergebenden erhöhten Leistungsfähigkeit folgte. Besaſs Leipzig (nach
                                 											Wieck: Industrielle Zustände Sachsens) im J.
                                 										1840 in seinen Druckereien auſser 10 Schnellpressen nur 120 Handpressen, so
                                 										braucht man jetzt nur die Zahl der Maschinen einiger weniger seiner groſsartigen
                                 										Druckstätten zu addiren, um die letztere Ziffer zu erreichen; die Maschine hat
                                 										überall die Handpresse ersetzt, die Arbeit fördernd und sie dem Arbeiter
                                 										erleichternd.
                           
                              Wer endlich wollte den Einfluſs ermessen und in Zahlen ausdrücken, welchen die
                                 										gewaltig erhöhte Leichtigkeit und Schnelligkeit des Druckes auf Verbreitung der
                                 										Bildung unter allen Klassen des Volkes, unter Hoch und Niedrig und in allen
                                 										Verhältnissen des gesellschaftlichen und politischen Lebens gehabt hat und noch
                                 										täglich hat in stets wachsender Progression? Die Grenzen dieses Einflusses sind
                                 										ganz unabsehbar und unberechenbar; eines aber ist für jedes Auge zu erkennen und
                                 										steht unumstöſslich fest: daſs Friedrich Koenig's
                                 										groſse Erfindung der Druckmaschine den Grund- und Eckstein dieses Einflusses
                                 										bildet, daſs er ihre direkte Folge war und auf ihr ruht. Durch seine Erfindung
                                 										wurde Koenig zu einem der gröſsten Wohlthäter der
                                 										Menschheit. Sein Name wird daher auch stets glänzen inmitten der Namen aller
                                 										groſsen Erfinder, neben den Wohlthätern aller Nationen. – Ehre seinem
                                 										Andenken!“
                              
                           
                              Z.
                              
                           
                        
                           Ventilationsofen von Max Müller in Gera.
                           Die Neuerung dieses Ofens (* D. R. P. Kl. 36 Nr. 21743 vom 3. August 1882) besteht in
                              									der Anbringung eines hinter oder neben dem Ofen aufsteigenden, oben offenen Rohres,
                              									welches am unteren Ende durch ein Knie mit dem Aschenfalle und durch einen Stutzen
                              									mit einem hinter der Feuerkiste angeordneten Räume verbunden ist. Da während des
                              									Heizens alle Thüren dicht verschlossen bleiben, so muſs die zur Verbrennung
                              									nothwendige Luft somit durch das genannte Rohr von der Decke des Raumes abgesaugt
                              									werden. Die Zuführung frischer Luft soll durch ein von auſsen kommendes, hinter dem
                              									Ofen mündendes Rohr erzielt werden. Es wird durch diese Anordnung eine freilich
                              									nicht bedeutende Lufterneuerung stattfinden.
                           
                        
                           Kaltofen's Magnet-Mikrophon.
                           H. Kaltofen in Colin, Meiſsen a. E. (* D. R. P. Kl. 21
                                 									Nr. 22691 vom 11. März 1882) benutzt in seinem Mikrophon die magnetische Anziehung
                              									im Vereine mit der Schwerkraft, um die beiden Contactstücke gegen einander zu
                              									pressen. Dazu befestigt er das eine Contactstück mittels einer Weicheisenschraube
                              									auf der Mitte der Membran, welche durch einen über ihren Rand gestülpten Gummiring
                              									gegen den guſseisernen Deckel des Gehäuses isolirt und durch drei auf den Gummiring
                              									drückende Klauen mittels Schrauben gegen denselben gepreſst wird. Das Ende der
                              									Weicheisenschraube steht ein Stück aus dem Contactstücke vor und ihr gegenüber liegt
                              									das untere Ende eines Magnetstabes, der mit seinem oberen Ende pendelnd aufgehängt
                              									ist und nahe am unteren Ende das zweite, sich auf das erste auflegende Contactstück
                              									trägt, während ein wenig oberhalb des zweiten Contactstück es ein Reitergewicht auf
                              									den Magnetstab aufgesteckt ist.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Seifenblättern.
                           Nach Reithoffer und Neffe in Wien (D. R. P. Kl. 23 Nr.
                                 									23195 vom 6. Juni 1882) wird endloses Rollenpapier in gespanntem ebenem Zustande
                              									über Streichlineal oder
                              									Walzen durch eine flüssige, heiſse Seifenlösung gezogen, auf beiden Seiten von der
                              									überschüssigen Seife befreit und auf einen Aufrollapparat gewickelt oder in eine
                              									Schneidevorrichtung geleitet, wobei das Papier schon auf dem Wege von der
                              									Abstreifvorrichtung nach dem Aufroll- oder Schneidapparate durch geheizte Walzen
                              									getrocknet wird.
                           
                        
                           Ueber die Verwendung von Mais zu Brauereizwecken.
                           Nach J. F. Gent in Columbus, Ind., Nordamerika (D. R. P.
                                 									Kl. 6 Nr. 23125 vom 15. August 1882) wird trockener Mais grob geschroten und von
                              									seinen Hülsen befreit, dann gedämpft, schlieſslich gepreſst und getrocknet. Das so
                              									erhaltene Product, vom Erfinder Maismalz genannt, wird
                              									gemeinschaftlich mit Gerstenmalz vermaischt, wodurch das bisher übliche, für die
                              									spätere Vergährung schädliche lange Kochen des Maismehles vor dem Einmaischen
                              									entbehrlich werden soll.
                           
                        
                           Ueber Kunstbutter.
                           Die Frage, ob die Kunstbutter von geringerem Gebrauchswerthe ist als die natürliche
                              									Butter, hat A. Mayer (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1883 Bd. 29 S. 215) durch
                              									Ernährungsversuche zu lösen gesucht. Danach wurde von zwei Personen beim täglichen
                              									Genüsse von 62 bis 70g Butter im Durchschnitte die
                              									Naturbutter bis auf 2 Proc., die Kunstbutter bis auf 4 Proc., also wenig schlechter
                              									verdaut. Dem entsprechend ist auch Naturbutter leichter zu verseifen als
                              									Kunstbutter. Zu berücksichtigen ist ferner, daſs das abgelagerte Körperfett, aus
                              									welchem Margarin gemacht wird, nachweislich zum groſsen Theile chemisch
                              									unverändertes, nur neuerdings abgelagertes Pflanzenfett darstellt, während das Fett
                              									des Milchsecretes neugebildetes Fett des thierischen Organismus ist. Dabei ist
                              									bekannt, daſs die Nährstoffe animalischen Ursprunges ganz durchweg leichter
                              									verdaulich sind für den thierischen Organismus, womit ja auch der höhere Preis
                              									derselben im Zusammenhange steht. Der Unterschied in der Verdaulichkeit zwischen
                              									Natur- und Kunstbutter ist aber doch zu gering, als daſs man hierauf für den
                              									gesunden Menschen ein erhebliches Gewicht legen könnte. Für Kränkliche und Kinder
                              									ist jedoch Naturbutter vorzuziehen. Für diese Ausnahmsfälle kann das Surrogat leicht
                              									ferngehalten werden durch Sorgfalt bei der Auswahl der Bezugsquellen, da ja die
                              									echte Butter nirgends ganz von dem Markte verdrängt ist. Für groſse Spitäler kann
                              									vielleicht auch die chemische Analyse, die zwar umständlich ist, in geübten Händen
                              									und bei dem nöthigen Aufwände an Zeit aber sichere Resultate liefert, gute Dienste
                              									leisten. Für eine regelmäſsige Marktcontrole ist dieselbe aber nicht zu empfehlen,
                              									da dieselbe zu vielen Täuschungen Veranlassung zu geben pflegt (vgl. Munier 1883 247 350) und,
                              									will man diese vermeiden, umständlich und daher theuer ist, während der praktisch
                              									erlangte Nutzen in keinem entsprechenden Verhältnisse hierzu steht.
                           Auf dem Markte wird man füglich dem Geschmacke des Publikums die Rolle des Richters
                              									überlassen können und derjenige, welcher sich über den Genuſs des feinen
                              									Butteraromas hinwegzusetzen vermag und anstatt Naturbutter Kunstbutter mit nach
                              									Hause bringt, wird nicht schlechter fahren als Jemand, welcher mit einer geringeren
                              									Fleischqualität sich zufrieden stellt. Mayer betont,
                              									daſs bei Einrichtung von sogen. Nahrungsmittel-Untersuchungs-Anstalten mit groſser
                              									Sorgfalt verfahren werden sollte, namentlich hinsichtlich der Wahl des Vorstandes,
                              									der ein umsichtiger, charaktervoller und in praktischen Dingen erfahrener Mann sein
                              									muſs, denn der gute Ruf von Handelshäusern ist in seine Hand gegeben; dann aber auch
                              									hinsichtlich der Absteckung der Grenzen, was zu untersuchen sei. Es muſs sich um
                              									wirkliche Gefahren für die Gesundheit handeln und zwar um solche, welche der
                              									Einzelne nicht abzuwehren vermag. (Vgl. Wagner's
                                 										Jahresbericht, 1882 S. 937.)
                           
                        
                           Zur Untersuchung von ätherischen Oelen.
                           Mc Clellan Forney (American
                                 										Journal of Pharmacie, 1882 Bd. 54 S. 546) untersuchte die Einwirkung des
                              									Jodpentabromids, hergestellt durch Lösen von 7g,73 Jod in 24g,36 Brom, auf ätherische Oele, indem er 6 Tropfen
                              									des ätherischen Oeles mit 1 Tropfen Jodpentabromid auf einem Uhrglase mischte.
                              									Bittermandelöl und Crotonöl zeigten keine, Bernsteinöl, Cassiaöl und Wintergrünöl
                              									schwache, die übrigen starke Einwirkung, meist unter Entwicklung von Dämpfen. Durch
                              									Versetzen der ätherischen Oele mit Alkohol wird die Einwirkung gemindert, durch
                              									Terpentinöl aber verstärkt.
                           
                        
                           Prüfung von Quecksilberoxyd auf Salpetersäure.
                           Nach E. Mylius (Pharmaceutische
                                 										Centralhalle, 1883 S. 342) gelingt es nicht, dadurch im Quecksilberoxyde
                              									Spuren von Salpetersäure nachzuweisen, daſs man dasselbe mit Wasser schüttelt, dann
                              									mit Schwefelsäure mischt und nach Abscheidung des schwefelsauren Quecksilbers die
                              									klare Flüssigkeit mit Eisensulfatlösung prüft. Erhitzt man aber das Oxyd im
                              									Glasröhrchen, in dessen Mündung feuchtes blaues Lackmuspapier geklemmt ist, so zeigt
                              									eine Röthung das Vorhandensein eines Restes von Säure an.
                           
                        
                           Vanadinschwefelsäure zur Nachweisung von Strychnin.
                           Bringt man nach K. Mandelin (Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland, 1883 S. 22) zu einer Spur
                              									Strychnin auf einem Uhrschälchen einige Tropfen Vanadinschwefelsäure – eine Lösung
                              									von 1 Th. Ammoniumvanadat in 100 Th. Schwefelsäure – und neigt dann das Gläschen ein
                              									wenig, so bemerkt man in der zur Seite flieſsenden Säure eine prachtvolle, momentan
                              									eintretende Blaufärbung, welche bald in Violett und Zinnoberroth und, wenn man ein
                              									wenig Kali- oder Natronlauge hinzubringt, dauernd in Rosa bis Purpurroth übergeht,
                              									dann auch mit Wasser aufgenommen werden kann. Die Blaufärbung läſst sich noch bei
                              										0mg,001 Strychnin deutlich wahrnehmen.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs des Holzessigs.
                           Der im Handel vorkommende rectificirte Holzessig ist nach Versuchen von G. Vulpius (Archiv der
                                 										Pharmacie, 1883 Bd. 221 S. 256) meist nicht durch Rectification des rohen
                              									Holzessigs hergestellt, sondern lediglich ein Kunstproduct. Echter rectificirter
                              									Holzessig soll wenigstens 6 Proc. Essigsäure enthalten, mindestens die 10 fache
                              									Menge Permanganatlösung entfärben und, in kleinen Proben dem Sonnenlichte
                              									ausgesetzt, sich innerhalb weniger Stunden merklich dunkler färben.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs des Methylenblau.
                           Der hauptsächlichste Bestandtheil des Methylenblau (vgl. 1879 231 174), wie es im Handel vorkommt, ist, wie A.
                                 										Bernthsen in den Berichten der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1882 S. 1025 mittheilt, eine Chlorzinkverbindung eines
                              									salzsauren Salzes. Versetzt man die wässerige Lösung desselben mit einer
                              									Jodkaliumlösung, so fällt ein voluminöser Niederschlag, welcher aus viel heiſsem
                              									Wasser in schönen dunkelbronze glänzenden Nadeln krystallisirt. Die Zusammensetzung
                              									desselben entspricht der Formel C16H19N3S.HJ.
                           Durch Reduction des Methylenblau mit Natriumhyposulfid, Na3S2O4,
                              									erhält man eine aus Aether in breiten Nadeln krystallisirende Leukobase, welche als Methylenweiß bezeichnet wird. Ihre Salze sind farblos; sie selbst ist in
                              									reinem Zustande schwach gelb gefärbt, besitzt aber gewöhnlich in Folge kaum zu
                              									vermeidender oberflächlicher Oxydation einen grünlichen bis
                              									schwärzlich-bronzefarbenen Stich. In trockenem Zustande ist dieselbe anscheinend
                              									ziemlich luftbeständig, in feuchtem oxydirt sie sich ungemein leicht an der Luft.
                              									Bei 70 bis 75° getrocknet, wobei sie auch schon ein wenig Blaubase zurückbildet,
                              									zeigt sie die Zusammensetzung C16H21N3S. Das
                              									Methylenweiſs ist methylirbar und acetylirbar. Jodmethyl und Methylalkohol geben
                              									beim Erhitzen mit der Leukobase auf 100 bis 1100 ein schön krystallisirendes
                              									Jodmethylat: C16H20.CH3.N3S.2CH3J.