| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 231 | 
| Download: | XML | 
                     
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Fabrikation des Weiſsbleches.
                           Wie Fr. Stoll jr. aus Stuttgart in einem Vortrage vor
                              										dem Vereine zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                                 										Berlin (vgl. Sitzungsberichte, 1883 S. 230) näher ausführte, können je nach
                              									Art und Beschaffenheit des verwendeten Eisenmaterials die Weiſsbleche unterschieden
                              									werden: als Holzkohlenbleche, gepuddelte Eisenbleche, Kokebleche und
                              									Stahlbleche.
                           
                           Zur Zeit werden noch auf einigen Werken Bleche aus mit Holzkohlen gefrischtem Eisen
                              									hergestellt, z.B. in Husten und Rasselstein. Zu gepuddelten Weiſsblechen guter und
                              									bester Qualität muſs natürlich auch nur ausgezeichnetes Roheisen verwendet werden.
                              									Stahlbleche werden aus recht zähen Stahlsorten verschiedener Erzeugung hergestellt.
                              									Das sogen. Holzkohleneisen wird durch Frischen mit Holzkohlen aus Roheisen und
                              									Schrot sehr dicht und fest erhalten. Daher läſst sich das aus demselben dargestellte
                              									Blech etwas schwerer bearbeiten, ist dafür aber auch haltbarer als das aus weicheren
                              									Eisensorten erzeugte. Zu den Kokeblechen werden gewöhnlich nur gepuddelte Eisen
                              									Sorten verwendet, da eine bessere Qualität für solche Bleche meistens nicht verlangt
                              									wird.
                           Die Verarbeitung des Eisens zu Blech geschieht auf die nachfolgend beschriebene
                              									Weise. Die aus dem Puddelofen oder dem Frischfeuer kommenden Luppen werden unter
                              									2000 bis 2500k schweren Dampfhämmern gezängt, in
                              									dünne Stäbe ausgewalzt, zerschnitten und packetirt. Die Packete werden alsdann in
                              									Schweiſsofen stark erhitzt, gründlich durchgeschmiedet, von Neuem im Schweiſsofen
                              									erhitzt und mittels Kaliberwalzen zu Stäben ausgestreckt, welche dann in den
                              									einzelnen Blechgröſsen entsprechende Stücke, sogen. Platinen oder Blech eisen,
                              									zerschnitten werden. Die Platinen werden hierauf mittels Hartwalzen zu Blechen
                              									ausgewalzt und diese durch Maschinenscheren auf die genauen, im Handel üblichen
                              									Formate beschnitten. Zur Entfernung der Oxydschicht müssen die Bleche nun gebeizt
                              									werden, was je nach Umständen durch Salzsäure oder Schwefelsäure geschehen kann.
                           Durch die vorangehende Behandlung ist das Material aber so hart und spröde geworden,
                              									daſs, bevor zu der nächsten Arbeit, dem Glätten und Poliren, geschritten wird, ein
                              									Ausglühen der Bleche erforderlich ist. Dieses geschieht in dicht verschlossenen
                              									Kästen bezieh. Muffeln, in denen die Bleche dicht auf einander gelegt werden. Diese
                              									Muffeln werden auf Wagen in einen Wärmofen gebracht und 10 bis 15 Stunden in
                              									demselben belassen. Das Glätten und Poliren erfolgt durch stark belastete polirte
                              									Hartguſswalzen, durch welche die gebeizten und geglühten Bleche hindurchgezogen
                              									werden.
                           Behufs Erlangung der zur Annahme des Zinnes erforderlichen rein metallischen
                              									Oberfläche müssen nun die Bleche wiederholt in ziemlich stark verdünnter
                              									Schwefelsäure oder Salzsäure gebeizt und darauf jede Tafel einzeln auf ihrer ganzen
                              									Oberfläche mit scharfem Sande abgescheuert werden, worauf die Bleche zum Verzinnen
                              									fertig sind und in die betreffende Werkstätte gelangen.
                           Die Vorrichtung zum Verzinnen, der Zinnherd, besteht aus
                              									fünf hinter einander in gleicher Höhe liegenden Kesseln, welche mit unterliegender
                              									Feuerung versehen sind und der Reihe nach als Fettkessel, Verzinnkessel,
                              									Bürstkessel, Feinzinn- oder Passirkessel, Fettkessel oder auch Walzenkessel
                              									bezeichnet werden.
                           Die Reihenfolge der verschiedenen Arbeiten an diesen Kesseln ist meistens folgende:
                              									Die gebeizten und gescheuerten Blechtafeln werden im ersten Kessel allseitig gut mit
                              									Fett (gewöhnlich reinem Talge, auch wohl Palmöl) – überzogen und so in den
                              									Verzinnkessel gebracht und durch entsprechendes Bewegen in diesem auf der ganzen
                              									Oberfläche gleichmäſsig verzinnt. Aus diesem Kessel kommen die Bleche in den
                              									gleichfalls Zinn enthaltenden Bürstkessel. Hier wird jede Tafel einzeln
                              									herausgenommen, mit einer Wergbürste überfahren, um die anhaftenden gröberen Theile
                              									zu entfernen, dann zunächst in den Feinzinn- oder Passirkessel eingetaucht und
                              									schlieſslich in den letzten mit heiſsem Fette angefüllten Kessel auf einen Rost
                              									gestellt oder mittels Walzen durch den Kessel herab und hinauf geführt. Die aus
                              									diesem Kessel herausgenommenen Tafeln werden zum Abkühlen auf einen Rost gestellt
                              									und sind nun fertig verzinnt, des anhaftenden Fettes wegen jedoch noch ziemlich
                              									unansehnlich. Die Bleche werden daher zur Entfernung dieses Fettes durch 3 bis 4
                              									groſse Kästen gezogen, welche mit gelöschtem Kalk, Sägemehl, Kleien oder Mehl
                              									angefüllt sind; letzteres ist am vortheilhaftesten, da das Putzen mit Mehl am besten
                              									vor sich geht und dieses Mehl, nachdem es mit Fett gesättigt ist, noch als
                              									Viehfutter verwendbar ist.
                           Hat das Blech diese Kästen verlassen, so kommt es zur Entfernung des anhaftenden
                              									Staubes auf die Polirbank. Dies ist ein mit Wolltuch oder Schaffell überzogener Tisch, auf welchem
                              									jede Blechtafel mit einem aus Wolle oder Schaffell gefertigten Wischer abgerieben
                              									wird und hierauf den reinen schönen Zinnglanz zeigt.
                           Die Bleche werden nun sortirt, indem dieselben auf beiden Seiten genau besichtigt und
                              									je nach der Beschaffenheit als Prima-Bleche (Brillantbleche 1. Auswahl), W Bleche
                              									(Brillantbleche 2. Auswahl), WW Bleche (Brillantbleche Ausschuſs) bezeichnet werden.
                              									Die hierbei als fehlerhaft befundenen Tafeln gelangen in die Verzinnereiwerkstätte
                              									zurück, während die brauchbaren in mit Holzreifen versehenen Kisten verpackt werden,
                              									welchen dann die entsprechenden, übrigens ohne Zugrundelegung irgend eines Prinzipes
                              									gewählten Sortenbezeichnungen eingebrannt werden.
                           Es sind auch wohl Versuche angestellt worden, bei der Fabrikation des Weiſsbleches
                              									das Fett durch Chlorzinn zu ersetzen; doch haben sich die auf diesem Wege
                              									hergestellten Bleche den nach dem alten Verfahren erzeugten gegenüber als
                              									minderwerthig herausgestellt, da sie weit mehr zum Rosten geneigt waren. Es wird
                              									daher heute kaum noch Weiſsblech unter Benutzung von Chlorzinn hergestellt, wohl
                              									aber bedienen sich einzelne Geschirrfabriken dieses Verfahrens.
                           Ein Vortrag über die englische Weiſsblechfabrikation im Besonderen ist auch vor
                              									einiger Zeit von E. Trubshaw im Iron and Steel Institute abgehalten worden und im Stahl und Eisen, 1883 S. 473 wiedergegeben.
                           
                        
                           Goetjes und Schulze's Pappentrockenapparat.
                           Bei dem von Goetjes und Schulze in Bautzen (* D. R. P.
                              									Kl. 82 Nr. 23185 vom 17. Januar 1883) angegebenen Pappentrockenapparat werden die
                              									einzelnen Tafeln zwischen zwei dicht auf einander liegenden endlosen Metallsieben,
                              									welche durch zahlreiche Leitrollen unterstützt werden, durch eine lange, mit Dampf
                              									geheizte Kammer hindurchgeführt. Diese Metallsiebe verhindern ein Verziehen oder
                              									Windschiefwerden der Papptafeln während des Trocknens, so daſs dieselben eben aus
                              									der Trockenkammer herauskommen. Die Drahtsiebe sind über auſserhalb der Heizkammer
                              									befindliche Walzen gelegt, doch so, daſs auch die rückkehrenden Siebtheile durch die
                              									Heizkammer ziehen. Die Heizschlangen liegen direkt über und unter den Siebbahnen,
                              									zwischen welchen die Papptafeln eingepreſst sind, so daſs diese wirksam erwärmt
                              									werden. Die entstehenden Wasserdämpfe werden durch mehrere nahe am Boden in die
                              									Trockenkammer einmündende Röhren abgeführt.
                           
                        
                           G. Beringer's Mittel gegen das Tönen der
                              									Telephonleitungen.
                           Wie überall anderwärts, hat auch in München während des Baues der dort
                              									herzustellenden Telephonleitungen das Tönen, Summen oder Surren der über und längs
                              									der Häuser geführten Leitungsdrähte sehr häufig Anlaſs zu Klagen seitens der
                              									Hausbewohner gegeben. Wenn auch mit dem einen oder dem anderen der bekannten Mittel
                              									dagegen, welche ohne Kosten und Mühe zu scheuen angewendet wurden, eine merkliche
                              									Minderung dieses Uebelstandes erreicht wurde, eine gänzliche Beseitigung des Tönens
                              									war doch nicht zu ermöglichen und selbst alle Vorkehrungen, welche einigermaſsen
                              									genügten, hielten nicht für eine längere Dauer aus. Die angewendeten Mittel werden
                              									entweder durch Witterung und Temperatur in ihrer dämpfenden Eigenschaft beeinfluſst,
                              									oder es tritt allmählich bei fest anliegenden Dämpfern eine Veränderung in den
                              									Schwingungen des Drahtes ein, wodurch neuerdings wieder ein Tönen bemerkbar
                              									wird.
                           Telegraphen-Inspektor Georg Beringer, welcher mit der
                              									Ausführung der Telephonanlage in München betraut ist, hat seit einigen Jahren bei
                              									Telegraphenleitungen, welche an Gebäuden vorbeiführen und die Bewohner durch Tönen
                              									belästigten, diesen Miſsstand durch eine einfache lockere Umwickelung des
                              									Leitungsdrahtes mittels dünnen Drahtes auf eine entsprechende Ausdehnung längs der
                              									Gebäude vollständig beseitigt. Auch bei der Telephonanlage in München wurde dieses
                              									Mittel an den Leitungsabzweigungen zu den Sprechstellen mit Erfolg angewendet.
                           
                           Eine solche Vorkehrung ist jedoch bei vielen zusammengeführten Telephonleitungen,
                              									namentlich mit groſsen Spannweiten, nicht so leicht ausführbar, weshalb Beringer unter Beachtung des bewährten Abhilſsmittels
                              									eine geeignete Construction desselben behufs gänzlicher Beseitigung des Tönens der
                              									Drähte angegeben hat, von welcher in München bereits der ausgiebigste Gebrauch
                              									gemacht worden ist. Dabei wird folgendermaſsen verfahren: Ein je nach der Länge der
                              									Spannweite der Leitungen 1 bis 4m langes Stück
                              										4mm,5 starken Eisendrahtes wird an seinem
                              									einen Ende zu einer zwei Umdrehungen haltenden Spirale (sogen. Oese) gebogen und an
                              									dieser ein längeres Stück 1,5 bis 2mm starken
                              									Eisendrahtes befestigt. Der Eisendraht wird mit seiner am Ende befindlichen Oese an
                              									den Leitungsdraht eingehängt und dann werden beide Drahtstücke unter stetem sehr
                              									lockeren Umwickeln des dünnen Drahtes um die Leitung und den starken Draht längs
                              									dieser allmählich so weit vom Isolator hinausgeschoben, bis die Enden der zwei
                              									Drahtstücke an der Isolirglocke angekommen sind, an welcher schlieſslich beide
                              									befestigt werden. Wird diese Vorrichtung zu beiden Seiten der Isolirglocke bei
                              									sämmtlichen Leitungen angebracht, so macht sie das Tönen derselben unmöglich. Will
                              									man das Tönen lediglich an bestimmten Stützpunkten verhindern, so empfiehlt es sich
                              									immerhin, das Verfahren auch bei den beiden benachbarten Leitungsträgern
                              									anzuwenden.
                           
                        
                           Betriebsergebnisse eines O. Springer'schen
                              									Doppel-Puddelofens.
                           Unter Bezugnahme auf die früher gebrachte Beschreibung des O.
                                 										Springer'schen Doppelpuddelofens mit Regenerativfeuerung (vgl. 1883 247 * 329) sind im Folgenden nach Stahl und Eisen, 1883 S. 586 die mit einem solchen Ofen auf dem Eisenwerke
                              									von Gebrüder Röchling in Völklingen bis jetzt erzielten
                              									Betriebsergebnisse mitgetheilt.
                           Es wurden auf dieser Hütte während 8 Schichten von je 12 Stunden in den beiden Oefen
                              									verarbeitet 220 Beschickungen von je 300k
                              									Roheisen; es kamen demnach im Mittel für jede Schicht 133¾ Beschickungen auf jeden
                              									Ofen; dabei war der durchschnittliche Abgang 3,98 Proc. und der Kohlenverbrauch 56,9
                              									Proc. Es verarbeitete also ein Ofen in der Schicht 4125k Roheisen zu 3960k Luppeneisen mit
                              									einem durchschnittlichen Verbrauche von 2253k
                              									Kohlen. Das verarbeitete Roheisen stammte von den Hütten Maizières und Novéant bei Metz und war
                              									ausschlieſslich aus Minette-Erz mit Schweiſsschlacken erblasen und höchstens von der
                              									Güte des gewöhnlichen Luxemburger Affinageeisens, zum Theile weit geringwerthiger.
                              									Die verwendeten Kohlen waren sehr mager und schieferig und lieferten dem Volumen
                              									nach 50 bis 70 Proc. Asche und Schlacke.
                           Das erzeugte Schmiedeisen ist von vorzüglicher Beschaffenheit und besonders rein.
                              									Zerreiſsversuche mit Rundeisen von 25mm
                              									Durchmesser hatten folgendes Ergebniſs: Bruchfestigkeit bei 3 Proben 37,58, 38,46
                              									bezieh. 37,65k/qmm, Dehnung 24,2 bezieh. 25,6 Proc. Verdünnung 36,6, 43 bezieh. 43,1 Proc. Es
                              									konnten aus demselben daher auch mit bestem Erfolge Hufstäbe, Nieteisen, Bandeisen,
                              									Schwarz- und Weiſsblech, überhaupt Handelseisen aller Art hergestellt werden.
                           Bei dem geringwerthigen Roheisen und der schlechten Kohle, welche hier verwendet
                              									wurden, ist dies – namentlich auch mit Rücksicht auf den sehr geringen Abbrand –
                              									allerdings ein vorzüglicher Erfolg, in Folge dessen eine gröſsere Anlage auf dem
                              									genannten Werke gebaut wird. Sollten die Ergebnisse bei Fabrikation im Groſsen
                              									ebenso glänzende sein, so würde der Springer'sche Ofen
                              									auf den Puddelwerken eine weitgehende Umwälzung veranlassen.
                           
                        
                           Gewinnung reiner Silicate aus der Hochofenschlacke.
                           Nach H. D. Elbers (Techniker, 1883 S. 328) wird fein
                              									vertheilte Hochofenschlacke, z.B. Schlackenwolle, bei Rothglut einem Luftstrome
                              									ausgesetzt, damit sie ihren Schwefelgehalt als Schwefligsäure entweichen läſst. Die
                              									geröstete Masse wird geschlämmt, die gröberen Theile werden gepulvert und nochmals
                              									geröstet, oder man läſst sie an der Luft verwittern.
                           Die so gewonnenen Silicate sollen zur Herstellung von Glasuren für Thonwaaren und
                              									Metalle mit Kaolin, Feldspath o. dgl. zusammengeschmolzen werden. Mit Cement oder Kalk gemischt,
                              									sollen sie zur Herstellung von Kunstgegenständen, Relieſs u. dgl. verwendet
                              									werden.
                           
                        
                           Zur Werthbestimmung südlicher Weine.
                           Nach A. Audoynaud (Comptes rendus, 1883 Bd. 97 S. 122)
                              									versetzt man 5cc des zu untersuchenden Weines mit
                              										10cc einer kalt gesättigten Lösung von
                              									Bariumhydrat. Der erhaltene Niederschlag gibt beim Waschen mit heiſsem Wasser ein
                              									gelbliches Filtrat, welches durch Einleiten von Kohlensäure von Baryt befreit wird.
                              									Man bestimmt dann, wieviel einer 0,001-Normalpermanganatlösung zur Oxydation des
                              									Filtrates erforderlich ist. Entsprechende Versuche ergaben folgende Resultate:
                           
                              
                                 
                                 Alkoholgehalt
                                 Permanganat
                                 
                              
                                 Stark farbiger Wein von Jacquez
                                       10,6 Proc
                                   4,6cc
                                 
                              
                                 Guter Wein von Sables
                                 9,1
                                 2,5
                                 
                              
                                 Guter, wenig farbiger Wein von Aramons
                                 8,1
                                 1,6
                                 
                              
                                 Sehr guter Wein von Coucy
                                 8,8
                                 3,3
                                 
                              
                                 Rosinenwein
                                 6,2
                                 0,6
                                 
                              
                                 Concentrirter wässeriger Malvenauszug
                                 –
                                 2,6
                                 
                              
                                 Billige, mit Farbstoffen versetzte Rosinenweine
                                 7,17,19,1
                                 1,00,81,2
                                 
                              
                           Audoynaud hält Weine, welche bei diesem Verfahren
                              									weniger als 1cc,5 Permanganatlösung gebrauchen,
                              									für verdächtig.
                           
                        
                           Zur Gefährlichkeit Chlor haltigen Salpeters bei der
                              									Pulverfabrikation; von Oscar Guttmann.
                           Ein mit salpetersaurem Natrium hergestelltes Pulvergemenge wurde mit kochendem Wasser
                              									behandelt, nach dem Erkalten das überschüssige Wasser (richtiger Mutterlauge)
                              									ausgepreſst und über einer Spiritusflamme abgedampft. Der Rückstand in der
                              									Porzellanschale, welcher bloſs aus Salpeter bestehen sollte, wurde von der Flamme
                              									herabgenommen und etwa 10 Minuten lang erkalten gelassen. Als nach dieser Zeit mit
                              									einem kleinen Glasstabe versucht wurde, den Rückstand von der Schalenwandung
                              									abzulösen, verpuffte der gesammte Inhalt mit groſser Schnelligkeit, wobei der
                              									Verbrennungsrückstand umhergeschleudert wurde.
                           Der Natronsalpeter war im Handel gekaufte krystallisirte Waare, zeigte mit
                              									salpetersaurem Silber starke Trübung und enthielt ungefähr 3 Proc.
                              									Chlorverbindungen. Die übrigen Bestandtheile des Pulvers waren chemisch rein. Es
                              									kann daher die Explosion nur der erfolgten Bildung von Chlorstickstoff zugeschrieben
                              									und vor Verwendung Chlor haltigen Salpeters nicht genug gewarnt werden.
                           
                        
                           Ueber die Bestimmung von Gold und Kupfer.
                           Nach E. D. Peters in New-York (Engineering and Mining Journal, 1883 Bd. 35 S. 30) ist für Gold- und
                              									Silbererze, namentlich für Aufbereitungsabgänge und andere wenig Gold enthaltende
                              									Erze, besonders die Tiegelprobe mit Glätte und Soda zu empfehlen.
                           Zur Bestimmung des Kupfers in Schlacken, Steinen u. dgl. wird die Parkes'sche Cyankaliumprobe empfohlen, bei welcher die
                              									ammoniakalische Kupferlösung mit einer Cyankaliumlösung mit bekanntem Wirkungswerthe
                              									bis zur Entfärbung versetzt wird. Wenn kein Zink oder gröſsere Mengen von Arsen,
                              									Antimon, Nickel oder Kobalt vorhanden sind, so soll diese Probe für gewöhnliche
                              									Betriebszwecke hinreichend genau sein. Zur Bestimmung des gebildeten Kupfersulfates
                              									und Oxydes beim Rösten von Erzen und Steinen soll dieses Verfahren geradezu
                              									unentbehrlich sein, weil es wenig Zeit erfordert.
                           
                        
                           Herstellung von Propyljodid.
                           Chancel (Bulletin de la Société chimique, 1883 Bd. 39 S.
                              									648) bringt 127g Jod, 60g Propylalkohol und 10g rothen Phosphor in eine Literflasche, verbindet sofort mit einem
                              									Rückfluſskühler und erwärmt nach der gleich beginnenden lebhaften Reaction noch 1 Stunde
                              									lang. Das erhaltene Product wird mit Wasser versetzt, das abgeschiedene Propyljodid
                              									mit Sodalösung, dann mit Wasser gewaschen, mit Chlorcalcium getrocknet und
                              									rectificirt. Man erhält 150g Propyljodid, welches
                              									bei 102° siedet.
                           
                        
                           Zur Nachweisung von Cyan und Ferrocyan neben Chlor.
                           Cyansilber erscheint nach C. L. Bloxam (Chemical News,
                              									1883 Bd. 48 S. 49 und 73) unter dem Mikroskope amorph, bildet aber nach dem
                              									Befeuchten mit Ammoniakflüssigkeit und langsamen Verdunsten nadelförmige Krystalle,
                              									Chlorsilber unter gleichen Verhältnissen dagegen sehr kleine Oktaeder. Würden die
                              									Silberniederschläge mit Salpetersäure von 1,2 sp. G. gekocht, so löst sich das
                              									Cyansilber, scheidet sich aber aus dem Filtrate beim Abkühlen wieder aus.
                              									Ferrocyansilber gibt mit Ammoniak Cyansilber.
                           
                        
                           Ueber Oxyazoverbindungen.
                           Bei der Untersuchung von Benzolazoresorcin, C6H5.N2.C6H3(OH)2, erhielten R. Meyer
                              									und H. Kreis (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1883 S. 1329) auch das Ammoniumsalz desselben. Löst man den
                              									Farbstoff in wenig heiſsem, wässerigem Ammoniak, so fällt das Salz beim Erkalten in
                              									fast schwarzen, grünlich schillernden Schuppen oder Blättern aus, welche aber schon
                              									durch bloſses Liegen an der Luft Ammoniak verlieren und allmählich die rothe Farbe
                              									der freien Säure annehmen. Das in der Kälte schwer lösliche und aus heiſsem
                              									wässerigem Ammoniak sehr schön krystallisirende Salz eignet sich recht wohl zur
                              									Reinigung des Benzolazoresorcins. Man erhält die freie Säure durch Zersetzung der
                              									Ammoniumverbindung mittels Salzsäure als schön rothes Pulver vom Schmelzpunkte
                              									165°.
                           Es wurden 10g o- oder p-Nitrophenol in 200cc verdünnter Kalilauge gelöst, darauf unter guter
                              									Kühlung allmählich 13g,5 p-Diazobenzolsulfosäure
                              									eingetragen. In beiden Fällen färbte sich die Flüssigkeit intensiv rothbraun; nach
                              									½stündigem Stehen wurde mit Essigsäure angesäuert. Die Flüssigkeit, welche das
                              									o-Nitrophenol enthielt, erstarrte alsbald zu einem Krystallbreie, indem sich
                              									offenbar das saure Kaliumsalz des bereits von Grieß
                              									beschriebenen p-Sulfobenzol-Azo-o-Nitrophenols, C6H4.SO3K.N2.C6H3NO2.OH,
                              									ausscheidet. Die Verbindung wurde durch Umkrystallisiren aus heiſsem Wasser in
                              									dunkel gelbrothen, glänzenden Blättchen erhalten. Die mittels p-Nitrophenol
                              									erhaltene Lösung gab dagegen, obwohl sie eine kräftige Färbung angenommen hatte, mit
                              									Essigsäure keine Fällung. Als sie aber mit einem groſsen Ueberschusse von absolutem
                              									Alkohole versetzt wurde, schied sie einen starken, gelbbraunen Niederschlag aus.
                              									Auch das Filtrat von dem aus o-Nitrophenol erhaltenen Azofarbstoffe gab mit Alkohol
                              									eine ganz ähnliche, aber mehr rothbraune Fällung.
                           Die so dargestellten Kaliumsalze von Farbstoffsäuren lösen sich in Wasser
                              									auſserordentlich leicht mit roth- bis gelbbrauner Farbe; in Alkohol, Aether,
                              									Chloroform, Benzol sind sie unlöslich. Die wässerigen Lösungen werden durch
                              									Metallsalze nicht gefällt; Wolle und Seide werden dadurch gefärbt. Leider gelang es
                              									nicht, die Farbstoffe zu reinigen. Indessen macht es die Bildungsweise derselben
                              									wahrscheinlich, daſs sie in die Klasse der Diazoverbindungen gehören.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Naphtolverbindungen.
                           Werden nach E. Friedländer (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1883 S. 2075) α- und β-Naphtol in Gegenwart von Chlorcalcium mit Anilin, o-
                              									oder p-Toluidin auf 230 bis 280° erhitzt, so entstehen secundäre Amine in
                              									reichlicher Menge. Ohne Chlorcalcium ist die Ausbeute nur etwa halb so groſs.