| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 424 | 
| Download: | XML | 
                     
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Wasserwage für Transmissionsanlagen u.s.w.
                           Die in Fig. 10 Taf. 28 dargestellte Wasserwage, welche nach dem Techniker, 1883 S. 344 angeblich von J. Macdonald erfunden wurde, während die Anordnung
                              									längst bekannt und in Anwendung ist (vgl. 1861 161 74),
                              									bestellt aus zwei vertikalen in einem Fuſse befestigten
                              									Glasröhren und einem Schlauche, welcher, an seitlichen Stutzen der Füſse angeklemmt,
                              									eine Verbindung zwischen beiden Röhren herstellt. Die letzteren sind von metallenen,
                              									einen Spalt frei lassenden Schutzhülsen umgeben und mit feiner Theilung
                              									versehen.
                           Wie leicht einzusehen, kann man mit Hilfe dieses Apparates leicht den
                              									Höhenunterschied zweier Punkte (z.B. einer Wellenleitung) bestimmen, deren Lage die
                              									Anwendung von Visirinstrumenten o. dgl. nicht gestattet, wenn es nur möglich ist,
                              									den Verbindungsschlauch in irgend einer Weise von einem Punkte zum anderen zu
                              									führen. Durch Einsatzstücke kann der Schlauch leicht verlängert werden. Die Röhren
                              									sind oben durch drehbare Kappen N verschlossen, denen
                              									beim Gebrauche des Apparates eine solche Stellung gegeben wird, daſs sie eine kleine
                              									Bohrung G frei legen und die Luft durch diese Zutritt
                              									in die Röhren hat.
                           
                        
                           
                           Explosion eines Dampfkessels mit kupfernem Rauchrohre.
                           Nach einem Berichte von L. Luuyt in den Annales des Ponts et Chaussées, 1883 S. 232 explodirte
                              									am 1. August 1882 auf dem Bahnhofe zu Cheylas der Kessel eines fahrbaren
                              									Dampfkrahnes, wobei der Heizer leicht verbrannt und 10m weit fortgeschleudert wurde. Derselbe war jedoch nach kurzer Zeit wieder
                              									hergestellt. Der vertikale Kessel, im J. 1878 von der Société du Creusot gebaut und am 31. Januar 1879 auf 9at geprüft, war mit innerer Feuerbüchse, Field'schen Röhren und einem centralen, Feuerbüchsdecke
                              									und Kesseldecke verbindenden Rauchrohre versehen. Dieses letztere, dessen Bersten
                              									die Explosion hervorrief, war ein gezogenes Kupferrohr von 200mm Durchmesser und hatte ursprünglich 7mm Wanddicke. Es riſs im Dampfraume auf einer
                              									Länge von 200mm parallel zur Achse auf, wobei die
                              									Ränder des Risses nach innen gebogen wurden.
                           Bei der Untersuchung zeigte sich, daſs die Wanddicke des Rohres bedeutend vermindert
                              									war; an der Bruchstelle selbst betrug sie noch 2mm,4, derselben gegenüber noch 5mm und an
                              									einer oberhalb des Kessels liegenden, also nicht dem Dampfdrücke ausgesetzten Stelle
                              									nur noch 1mm. Wie anzunehmen ist, wurde diese
                              									Verschwächung nur durch die Reibung der mit kräftigem Zuge durch das Rohr fegenden
                              									Kohlen- und Aschentheilchen verursacht. Der Zug wurde durch den Abdampf der Maschine
                              									hervorgerufen und die einseitige Abnutzung des Rohres erklärt sich daraus, daſs das
                              									Abdampfrohr von der Seite oberhalb der Kesseldecke in das Rauchrohr mündete, ohne
                              									daſs ein die Ablenkung nach oben bewirkendes Knie angeschlossen war. Der Kessel war
                              									alle 14 Tage gereinigt und überhaupt sorgfältig behandelt worden. Nur das Rauchrohr,
                              									an welches sich oben direkt ein eiserner Schornstein anschloſs, war nicht näher
                              									untersucht worden, weil dasselbe nicht gut zugänglich war und man eine wesentliche
                              									Abnutzung desselben nicht vermuthete. Das Rohr wurde in der Folge durch ein
                              									Eisenrohr ersetzt; dasselbe soll auch nach und nach bei den zahlreichen gleich
                              									gebauten Kesseln ausgeführt werden.
                           Es zeigte sich also in diesem Falle, daſs Kupfer, obgleich es seiner gröſseren
                              									Feuerbeständigkeit wegen für ein derartiges Rauchrohr vor dem Eisen den Vorzug zu
                              									verdienen scheint, doch hierzu (wenigstens bei scharfem Zuge) nicht geeignet ist,
                              									weil es sich durch die mechanische Einwirkung der daran reibenden Körperchen
                              									schneller abnutzt als Eisen.
                           
                        
                           Eldred's Telephon.
                           Das Batterie-Telephon von H. H. Eldred in Paris (* D. R.
                              									P. Kl. 21 Nr. 20629 vom 20. December 1881) enthält auf einer Unterlagsplatte aus
                              									Bronze oder ähnlichem Metalle eine aus gepreſster Kohle hergestellte Platte mit
                              									einer Anzahl Durchbohrungen, welche mit gepulverter Kohle ausgefüllt sind. Auf einem
                              									die bronzene Unterlagsplatte umschlieſsenden Kautschukringe liegt ein Diaphragma und
                              									auf diesem zunächst ein Kupferring, über diesem aber als schützender Abschluſs gegen
                              									das Mundstück hin noch ein starkes Metallnetz. Zwei unter dem Metallnetze mündende
                              									Schalllöcher erleichtern den Umlauf der Luft. Von den im Griffe des Gehäuses
                              									zugeführten Stromleitern ist der eine mit dem Kupferringe und dem Diaphragma, der
                              									andere mit der Unterlagsplatte verbunden.
                           Ein solches Telephon kann mit mehreren Kohlenplatten hergestellt werden und dann
                              									werden die entsprechenden metallischen Theile mit je einer besonderen primären
                              									Spirale verbunden, während die entsprechenden secundären Spiralen unter einander
                              									verbunden sind und das eine Ende dieser secundären Leitung nach der Erde, das andere
                              									nach der Leitung geführt wird.
                           
                        
                           Das unterseeische und unterirdische Telegraphennetz.
                           Ein Verzeichniſs der zur Zeit auf der ganzen Erde im Betriebe stehenden Unterseekabel (einschlieſslich der Kabel in
                              									Meeresbuchten und den Fluſsmündungen, ausschlieſslich aber der Seen und Wasserläufe
                              									im Inneren der Länder) hat das internationale Bureau der Telegraphenverwaltungen
                              									nach amtlichen Quellen bearbeitet und als Beilage zum Journal télégraphique, 1883 Bd. 7 S. 113 mitgetheilt. Hiernach haben die
                              									546 im Besitze von 21 Staatsverwaltungen befindlichen Seekabel eine Gesammtlänge von 13491km (7276,9 Seemeilen), während die Länge der in
                              									ihnen enthaltenen Leitungsdrähte 17309km (9336,3
                              									Seemeilen) beträgt; auſserdem besitzen 23 Privatgesellschaften 185 Kabel von 152401km (82204,4 Seemeilen)152419km (82214,4 Seemeilen) Gesammtlänge bei 160776km (86721,5
                              									Seemeilen) Drahtlänge. Unter den Staaten besitzt Frankreich die ausgedehntesten
                              									Kabel, nämlich 41 Kabel von 4318km (2329,3
                              									Seemeilen) Länge und mit 4348km (2345,3 Seemeilen)
                              									Draht, unter den Gesellschaften aber die Eastern Telegraph
                                 										Company, nämlich 49 Kabel von 31174km
                              									(16814,9 Seemeilen) Länge und mit 31257km (16859,9
                              									Seemeilen) Draht. Ein geographisch richtiges Bild lieſse sich nur durch Vereinigung
                              									der Staats- und der Gesellschaftskabel gewinnen.
                           Dem gegenüber waren nach der von demselben Bureau herausgegebenen Statistique générale de la télégraphie am Ende des J.
                              									1881 in folgenden 10 Ländern im Ganzen 7520km,9
                              										unterirdische Kabel vorhanden, welche eine
                              									Gesammtdrahtlänge von 69232km,6 besaſsen. Die
                              									Kabel vertheilen sich folgendermaſsen auf die einzelnen Länder:
                           
                              
                                 
                                 Länge
                                 
                              
                                 
                                 der Kabel
                                 der Leitungsdrähte
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 5499,97km
                                        37604,87km
                                 
                              
                                 Oesterreich-Ungarn
                                     29,52
                                            511,03
                                 
                              
                                 Belgien
                                     11
                                            232
                                 
                              
                                 Dänemark
                                       3
                                              79
                                 
                              
                                 Frankreich (einschlieſslich der
                                    											überseeischen    Besitzungen)
                                   850,97
                                        11880,49
                                 
                              
                                 Groſsbritannien und Irland
                                   771,19
                                        17700,34
                                 
                              
                                 Niederland
                                     95,80
                                            591,50
                                 
                              
                                 Rumänien
                                     11,38
                                              56,12
                                 
                              
                                 Ruſsland
                                   202,50
                                            250,10
                                 
                              
                                 Schweiz
                                     45,60
                                            327,10
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 7520,93km
                                        69232,55km.
                                 
                              
                           
                        
                           Zur Verarbeitung basischer Schlacken.
                           Nach C. Pieper in Berlin (D. R. P. Kl. 16 Nr. 24130 vom
                              									30. November 1882) werden die fein gepulverten Schlacken bei oxydirender Flamme
                              									geröstet, dann mit stark verdünnter Salzsäure behandelt, so daſs nur die
                              									Erdphosphate und die an Erden gebundene Kieselsäure in Lösung gehen. Aus der
                              									erhaltenen Lösung wird dann die Phosphorsäure allein oder gemeinschaftlich mit der
                              									Kieselsäure durch Kalkmilch ausgefällt. Die ungelöst bleibenden Eisen- und
                              									Manganoxyde gehen wieder in den Hüttenbetrieb zurück.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung fester, poröser Steinmassen.
                           Nach A. Frank in Charlottenburg (D. R. P. Kl. 80 Nr.
                              									23350 vom 26. September 1882) wird Kieselsäure mit Blut, Leim, Zucker, Theer u. dgl.
                              									und auſserdem mit einer Verbindung der Alkalien, alkalischen Erden und Magnesia
                              									gemischt und gebrannt. Diese Verbindungen verhalten sich dann wie freie Alkalien,
                              									indem ihre Säure durch die Kieselsäure ausgetrieben wird und die so entstandenen
                              									Silicate die Masse verkitten. Als solche Verbindungen werden die Haloidsalze, die
                              									Fluoride, die Carbonate, Nitrate, Borate, Sulfate, Phosphate und basischen Silicate
                              									benutzt.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Schwefelsäure.
                           Die gewöhnliche Schwefelsäure des Handels enthält bekanntlich 93 bis 96 Proc. sogen.
                              									Monohydrat, H2SO4.
                              									Ausnahmsweise wird durch weitere Verdampfung in Glas- oder Platingefäſsen hieraus
                              									stärkere Saure von 97 oder höchstens 98 Proc. dargestellt; noch stärkere Säure läſst
                              									sich auf diesem Wege nicht gewinnen, da das Monohydrat selbst schon bei mäſsiger
                              									Erwärmung sich theilweise dissociirt und Säure von 98 bis 98,5 Proc.
                              									zurückläſst.
                           Die Chemische Fabrik Griesheim in Frankfurt a. M. (D. R.
                              									P. Kl. 12 Nr. 24402 vom 11. Januar 1883) hat nun gefunden, daſs man durch Abkühlung
                              									von 98procentiger Säure sehr leicht auf fabrikmäſsigem Wege bei wenig unter 0° Monohydrat
                              									auskrystallisiren lassen kann, daſs man dieses aber auch aus Säuren von 97 oder
                              									sogar 96 Proc. ebenfalls noch durch mäſsige Abkühlung (etwa auf – 10°) erhalten
                              									kann, wenn man die Erscheinung der Ueberschmelzung durch einige eingeworfene
                              									Krystalle des Monohydrates mit oder ohne Umrühren aufhebt. Man stellt zunächst durch
                              									Gefrierenlassen bei etwa – 10° einer 98procentigen Säure, welche durch Mischen von
                              									gewöhnlicher mit rauchender Schwefelsäure gewonnen wurde, eine kleine Menge von
                              									Monohydratkrystallen her. Die 96 bis 97procentige Schwefelsäure wird nun auf
                              									mindestens 0° abgekühlt; dann wirft man einige Krystalle hinein und kühlt unter
                              									Umrühren weiter, bis die Krystallbildung beendigt ist. Hierauf trennt man die
                              									Mutterlauge von den Krystallen durch Abtropfen, Absaugen, Pressen, Ausschleudern u.
                              									dgl., wobei die Temperatur nicht über 0° steigen soll.
                           Die Krystalle werden kaum ganz reines Monohydrat sein, da ihnen etwas Mutterlauge
                              									anhängen wird. Will man ganz reines Monohydrat darstellen, so läſst man sie sich
                              									verflüssigen, wobei man die latente Schmelzwärme zur Abkühlung von weiterer Säure
                              									benutzen kann, kühlt wieder etwas unter 0° ab, trennt die entstehenden Krystalle von
                              									der Mutterlauge und wiederholt dies nach Bedarf.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Pyridinverbindungen.
                           Die Bildung von Pyridinabkömmlingen aus Acetessigäther
                              									und Aldehydammoniak beruht nach A. Hantzsch darauf,
                              									daſs neben der Vereinigung zweier Moleküle Acetessigäther unter Wasseraustritt
                              									zugleich eine Abspaltung von Wasser zwischen diesen und dem Aldehydammoniak erfolgt.
                              									Wird statt Aldehydammoniak Orthoamidophenol verwendet, so bildet sich unter Austritt
                              									von 1 Mol. Wasser Anhydroorthoamidophenolacetessigäther. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 1948 u.
                              									1952.)
                           Wird nach A. Ladenburg (daselbst S. 2057)
                              									Aethylpyridinjodür auf 290° erhitzt, so entweicht Aethan unter Bildung von
                              									Aethylpyridin.
                           
                        
                           Ueber Chinovin und Chinovasäure.
                           Bei der Gewinnung der Chinaalkaloide durch Alkoholextraction gehen auſser den Basen
                              									und deren Salzen Chinovin-Chinin u. dgl. in die alkoholische Lösung. Wird aus dem
                              									Filtrate der Alkohol abdestillirt, so treten nach dem Zusätze verdünnter
                              									Mineralsäuren aus dem Rückstande nur die Basen als Salze in Wasser über, während
                              									eine in Wasser unlösliche, braune, harzige Masse zurückbleibt. Diese wurde nun von
                              										C. Liebermann und F. Giesel
                                 										(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 926) mit Kalkmilch
                              									erwärmt und das Filtrat mit Salzsäure gefällt. Der nunmehr entstehende ziemlich
                              									hellgelbe Niederschlag wurde getrocknet und mit Alkohol behandelt. Ein kleiner Theil
                              									Chinovasäure bleibt hierbei als weiſses Pulver ungelöst, während die Hauptmenge mit
                              									brauner Farbe in Lösung geht. Verdünnt man letztere bis fast zur beginnenden Fällung
                              									mit Wasser, so scheiden sich nach längerem Stehen kleine, nur wenig gefärbte
                              									Krystalle von Chinovin ab. Ein einmaliges Umkrystallisiren derselben aus verdünntem
                              									Alkohole genügt meist, es frei von Chinovasäure in Form kleiner, glitzernder,
                              									weiſser Schüppchen zu erhalten. Die Ausbeute an reinem Materiale beträgt etwa 26
                              									Procent vom Rohproducte, da mittels des amorphen Hauptproductes ein groſser Theil
                              									krystallisirbaren Chinovins in Lösung bleibt. Von der Anwesenheit groſser Mengen des
                              									letzteren in den Mutterlaugen überzeugt man sich leicht dadurch, daſs kochende
                              									Salzsäure aus ihnen noch viel Chinovasäure abspaltet, auf welche man daher die
                              									Mutterlaugen zweckmäſsig verarbeitet.
                           In dieser Weise lieſs sich jedoch bei einem harzigen Rohmateriale, bei welchem statt
                              									der Chinchonarinden sogen. Cuprearinden benutzt wurden, kein Chinovin gewinnen. Die
                              									Lösung wurde dann mit der nöthigen Menge concentrirten Ammoniaks in der Wärme
                              									versetzt, worauf nach kurzer Zeit die ganze Masse zu einem Krystallbreie gestand;
                              									derselbe wurde durch Abpressen von der Mutterlauge getrennt, das Ammoniak mit
                              									Essigsäure fortgenommen, in Alkohol gelöst und nochmals mit Ammoniak zur
                              									Krystallisation gebracht. Nachdem die Substanz von neuem durch Essigsäure in
                              									Freiheit gesetzt war,
                              									krystallisirte sie aus der alkoholischen, bis zur beginnenden Trübung mit Wasser
                              									versetzten Lösung in feinen, weiſsen Nadeln. Die weitere Untersuchung ergab, daſs
                              									die aus den Cuprearinden erhaltene Substanz zwar in der Zusammensetzung und der
                              									Spaltung zu Chinovasäure mit dem früheren Chinovin übereinstimmt, aber nicht damit
                              									identisch, sondern isomer ist. Es wurde daher das aus den Cuprearinden gewonnene
                              									Chinovin als β-Chinovin von der aus den Chinchonarinden
                              									stammenden α-Verbindung unterschieden.
                           Das α-Chinovin bildet ein weiſses, sehr lockeres, leicht
                              									verstäubendes krystallinisches Pulver, ist in kaltem Wasser ganz, in heiſsem fast
                              									unlöslich, löst sich aber in den kalten wässerigen Lösungen der Alkalien, des
                              									Ammoniaks, in Kalkmilch und Barytwasser auf. In Benzol, Chloroform und absolutem
                              									Aether ist es sehr schwer löslich. Leichter löst es sich in verdünntem Alkohol und
                              									wird durch geeigneten Wasserzusatz daraus in glitzernden Schüppchen gefällt. Aus
                              									stärkerem Alkohol krystallisirt es in rosettenförmig gruppirten, klaren, sehr
                              									kleinen Nädelchen. Sehr leicht löslich ist es in 98procentigem Alkohol, namentlich
                              									bei gelindem Erwärmen. Beim Verdunsten des Alkoholes über Schwefelsäure trocknet das
                              									Ganze zu einer gummiartigen Masse ohne Abscheidung von Krystallen ein. Die Lösungen
                              									des α-Chinovin drehen nach rechts, der Versuch ergab
                              										α = + 56,6. Fehling'sche Lösung reducirt es nicht.
                           β-Chinovin ist im Allgemeinen der vorbesprochenen sehr
                              									ähnlich. Es ist aber in absolutem Aether und in Essigäther nicht löslich, wohl aber
                              									in absolutem Alkohol. Die Lösung findet unter Erwärmung statt; nach einiger Zeit
                              									beginnt dann, selbst wenn die Verdunstung des Alkoholes ausgeschlossen ist, eine
                              									freiwillige Ausscheidung von Krystallen. Man erhält diese Alkoholverbindung am
                              									schönsten, wenn man eine Lösung von β-Chinovin in etwa
                              									ihrem 25 fachen Gewichte absoluten Alkoholes langsam in einem tiefen Gefäſse über
                              									Schwefelsäure verdunsten läſst. Die Verbindung scheidet sich in groſsen
                              									glasglänzenden, anscheinend rhombischen Prismen ab, welche aber, aus der Flüssigkeit
                              									genommen, sofort verwittern und porzellanartig undurchsichtig werden. β-Chinovin, mit concentrirter Schwefelsäure auf dem
                              									Uhrglase angerieben, gibt eine gelbe Lösung, welche an der Luft schön kirschroth
                              									wird; α-Chinovin zeigt diese Reaction weit schwächer.
                              									Eine 2,7 procentige Lösung in absolutem Alkohol ergab ein specifisches
                              									Drehungsvermögen α = + 27,9 oder gerade die Hälfte vom
                              									Drehungsvermögen der α-Verbindung.
                           Die von Hlasiwetz zuerst beobachtete Spaltung in
                              									Chinovasäure und Zucker zeigt sowohl α- wie β-Chinovin.
                           Die Chinovasäure wird in einfacher Weise so dargestellt,
                              									daſs man das braune harzige Rohmaterial auf Chinovasäure verarbeitet, indem man das
                              									in Alkohol gelöste Harz mehrere Stunden auf dem Wasserbade mit viel concentrirter
                              									Salzsäure erhitzt. Die dann ausgeschiedene schlammige Chinovasäure ist trotz der
                              									stark gefärbten Mutterlauge weiſs. Sie wurde mit Alkohol, in welchem sie unlöslich
                              									ist, gewaschen und dann in diesem unter Beihilfe von Ammoniak gelöst. Kocht man nun
                              									das Ammoniak fort oder setzt in der Wärme Salzsäure zu, so fällt die Chinovasäure
                              									als sandiges, rein weiſses und gut filtrirbares Pulver aus. Die Ausbeute aus dem
                              									Rohmateriale beträgt etwa 60 Procent des Rohproductes. Beide Chinovine ergeben
                              									identische Spaltungsproducte. Die aus der Spaltung der Glykoside erhaltenen Mengen
                              									Chinovasäure machen folgende Spaltungsgleichung wahrscheinlich: C38H62O11 = C32H48O6 + C6H12O4 + H2O.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Pyrogallussäure.
                           Nach H. Tauchert in Berlin (D. R. P. Kl. 12 Nr. 23347
                              									vom 29. August 1882) wird Phlobaphen durch Erhitzen mit einer alkalischen Lösung von
                              									Salpeter auf 130° in Pyrogallussäure übergeführt.
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung von Salicylsäure und alkylirten
                              									Phenolen aus Phenylkohlensäureestern.
                           Mengt man nach W. Hentschel in Dresden (D. R. P. Kl. 12
                              									Nr. 24151 vom 3. Januar 1883) Diphenylcarbonat mit einer äquivalenten Menge Alkali
                              									als geschmolzenes Natriumhydrat oder Natriumalkoholat bezieh. Natriumhydrat und
                              									Alkohol und erhitzt in einer indifferenten Atmosphäre auf 200°, so destillirt Phenol bezieh. Phenetol
                              									ab, während aus dem in Wasser gelösten Rückstande die Salicylsäure sich auf Zusatz
                              									von Salzsäure abscheidet. Die Umsetzungen verlaufen nach folgenden Gleichungen:
                           CO(OC6H5)2 + C2H5ONa = C6H4.COONa.OH + C6H5.O.C2H5.
                           CO(OC6H5)2 + NaOH = C6H4.COONa.OH + C6H5OH.
                           Zur Herstellung des Diphenylcarbonates leitet man in eine wässerige Lösung von
                              									Phenolnatrium Chlorkohlenoxyd, wodurch das Diphenylcarbonat, mit wenig Phenol
                              									verunreinigt, ausfällt. Es wird mit verdünnter Natronlauge gewaschen, mit Wasser
                              									ausgelaugt und gewaschen; nach dem Erkalten wird das überstehende Wasser abgegossen
                              									und das Diphenylcarbonat destillirt.
                           Statt des Diphenylcarbonates können indeſs auch andere Phenylkohlensäure-Alkylester
                              									zur Darstellung der Salicylsäure benutzt werden; dieselben geben beim Destilliren
                              									mit Phenolnatrium in indifferenter Atmosphäre alkylirte Phenole und salicylsaures
                              									Natrium; die folgende Gleichung versinnlicht diese Umlagerung für den
                              									Phenylkohlensäure-Aethylester:
                           CO(OC6H5)2 + C6H5ONa = C6H4.COONa.OH + C6H5OC2H5.
                           
                        
                           Zur Bildung von Salicylsäure.
                           Bei seinen Versuchen über die Einwirkung von Kohlenoxyd auf Alkoholate in Gegenwart
                              									von Salzen, deren Säuren verschiedenen Reihen angehören, fand M. Schroeder (Liebig's Annalen, 1883 Bd. 221 S. 40),
                              									daſs entsprechend der Formel C6H5ONa + Na2CO3 + CO = C6H4.ONa.CO2Na +
                              										NaCHO2 salicylsaures Natrium gebildet wird, wenn
                              									man über ein Gemenge von Natriumphenylat und Natriumcarbonat bei 200° Kohlenoxyd
                              									leitet.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von künstlichem Indigo.
                           Die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen (D.
                              									R. P. Kl. 22 Zusatz Nr. 23785 vom 13. Januar 1883, vgl. 1883 248 341) will das von Gevekoht in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882
                              									S. 2084 beschriebene Orthonitroacetophenon in der 5fachen Menge Eisessig lösen und
                              									die einem Molekül entsprechende Menge Brom zufügen. Beim Eingieſsen der Lösung in
                              									Wasser scheidet sich das Monobromnitroacetophenon als gelbes, nach einiger Zeit
                              									krystallinisch erstarrendes Oel aus. Dieses wird in Alkohol gelöst und mit einem
                              									Ueberschusse von Schwefelammonium einige Stunden in der Kälte stehen gelassen. Beim
                              									Verdampfen der Lösung scheidet sich ein dunkler, flockiger Niederschlag ab, welcher
                              									beim Behandeln mit Alkohol Indigoblau zurückläſst.
                           Wendet man bei der Bromirung des Orthonitroacetophenons zwei Mol. Brom an, so
                              									entsteht das ebenfalls gut krystallisirende Dibromorthonitroacetophenon, welches
                              									unter den oben angegebenen Bedingungen ebenfallls in Indigoblau umgewandelt werden
                              									kann.
                           Die den Bromverbindungen entsprechenden Chlorsubstitutionsproducte entstehen beim
                              									Einleiten von Chlor in die essigsaure Lösung des Orthonitroacetophenons und liefern
                              									bei der gleichen Behandlung mit Schwefelammonium ebenfalls Indigoblau.
                           
                        
                           Kupferphosphat-Grün.
                           Eine grüne Farbe kann, wie Camille Koechlin im Bulletin de Mulhouse, 1883 Märzsitzung des Comité de Chimie angibt, in folgender Weise auf dem
                              									Gewebe erzeugt werden. Man bereitet sich eine Auflösung von 3l Wasser, 1l
                              									Ammoniak, 400g krystallisirtem Kupferacetat und
                              										800g Natriumphosphat. Sollte die Lösung nicht
                              									vollständig sein, so fügt man mehr Ammoniak zu.
                           Man klotzt mit dem Rouleau oder mit dem Foulard; im letzteren Falle muſs das Bad mit
                              									seinem Volumen Wasser verdünnt werden. Man trocknet, lüftet einige Stunden, wäscht
                              									und seift bei 60°. Natriumphosphit gibt einen dem durch Phosphat hervorgebrachten
                              									ähnelnden Farbenton; unterphosphorigsaures Natrium einen grüneren Ton, ebenso
                              									arsenigsaures.