| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 470 | 
| Download: | XML | 
                     
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Die Kraftübertragungen auf der elektrischen Ausstellung in
                              									Wien 1883.
                           In einem Berichte über die in der Wiener Ausstellung vorhandenen elektrischen
                              									Kraftübertragungen wird in der Wochenschrift des
                                 										österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1883 S. 258 zunächst
                              									darauf hingewiesen, daſs die Wiener Weltausstellung 1873 die erste eigentliche
                              									elektrische Kraftübertragung vorgeführt habe: Am 3. Juni, am Tage, da der
                              									österreichische Kaiser die Ausstellung besuchte, lieſs Fontaine, Director der Société Gramme, eine
                              									seiner zwei kleinen Gramme'schen Maschinen als primäre
                              									Maschine durch einen Lenoir'schen Gasmotor in Rotation
                              									bringen, leitete den Strom in eine ziemlich weit entfernt aufgestellte, ganz
                              									gleiche, nur etwas kleinere Gramme'sche Maschine,
                              									welche auf diese Weise zum Motor wurde und eine kleine Centrifugalpumpe von Neut und Dumont betrieb, welch letztere Firma auf der
                              									gegenwärtigen Ausstellung mit einer durch elektrische Kraftübertragung betriebenen
                              										30e-Centrifugalpumpe erschienen war, womit der
                              									groſse Springbrunnen im Mittel der Rotunde gespeist wurde.
                           Dann wird erwähnt, daſs der Wiener Ingenieur Josef
                                 										Popper schon in einem am 6. November 1862 der Wiener Akademie der
                              									Wissenschaften versiegelt überreichten Schreiben auf die groſsen Vortheile
                              									aufmerksam gemacht habe, welche eine Ausnutzung der Naturmotoren, wie Ebbe und
                              									Fluth, heftige Winde in öden Gegenden, Wasserfälle in den Tiefen der Gebirge u.s.w.,
                              									mittels elektrischer Kraftübertragung bieten würde: „Dies alles ist aber zu
                                 										bewerkstelligen, wenn der Motor, z.B. der Wasserfall, eine passend aufgestellte
                                 										magnetelektrische Maschine bewegt, der hierdurch entstehende galvanische Strom
                                 										in einer Art Telegraphenleitung über Berg und Thal geleitet und am gewünschten
                                 										Orte mittels einer elektro-magnetischen Maschine zu
                                 										mechanischer und unmittelbar zu chemischer Arbeit – also zur Elektrolyse im
                                 										Groſsen – verwendet wird... Als Beispiel der Anwendung will ich im Allgemeinen
                                 										einiges Auffallendere hier gleich anführen und glaube, man sieht sogleich ein,
                                 										daſs in kleinen wie gröſseren Städten die Kraft centralisirt und durch Leitungen
                                 										an die Einzelnen – Industrielle und Gewerbsleute – ähnlich der Ueberlassung des
                                 										Leuchtgases übergeben werden kann; Luftströmungen, wie z.B. an den Mündungen der
                                 										Schornsteine, können unseren Wohnungen Licht verschaffen- die bisher so
                                 										schwierige Füllung der Luftballons mit Wasserstoffgas kann durch mechanische
                                 										Kraft bewerkstelligt werden, u. dgl. in.“ Und es wird vom Berichterstatter
                              									unserer Quelle mit Recht hinzugefügt: „Unleugbar wären zu jener Zeit mit den
                                 										damals bekannten Maschinen nur sehr geringe Nutzeffecte zu erzielen
                                 										gewesen.“
                           Von ausgestellt gewesenen Kraftübertragungen werden hierauf angeführt:
                           1) Eine den groſsen Springbrunnen der Rotunde bedienende
                              										Dumont'sche Centrifugalpumpe betrieben durch eine nächst dem englischen Pavillon
                              									stehende, 30e übertragende Gramme'sche Dynamomaschine.
                           2) Die 1km,7 lange elektrische Eisenbahn von Siemens und Halske
                              									in Berlin mit Stromzuleitung durch die Schienen. Die zwei Generator-Siemens-Dynamomaschinen (Modell G. E. 20) mit
                              									neuartiger sogen. Compound-Wickelung werden durch eine 60e-Dampfmaschine mit Meyer'scher Steuerung von Brand und Lhuillier
                              									angetrieben. Nutzeffect
                              									der Dynamomaschinen nach den angestellten Versuchen 40 bis 50 Proc.
                           Den Strom für die folgenden unter Nr. 3 bis 5 aufgeführten Kraftübertragungen
                              									lieferten Brückner, Roß und Consorten mit ihren
                              									gleichfalls durch eine 60e-Hochdruck-Dampfmaschine
                              									von Brand und Lhuillier angetriebenen Gramme'schen Dynamomaschinen.
                           3) Der elektrisch betriebene Aufzug von Freißler erfordert 3e; die secundäre Dynamomaschine war im obersten Theile des beim Ostflügel
                              									gelegenen (3m,80 langen, 2m,60 breiten und 27m,00 hohen) Rotundenpfeilers, in welchem sich der Aufzug bewegt,
                              									aufgestellt. Ein auf der Welle des Flaschenzuges, dessen Kette den Aufzugskasten
                              									trägt, befindliches gröſseres Zahnrad, ist mit einem auf der Welle der secundären
                              									Dynamomaschine aufgekeilten Getriebe in Eingriff. Diese Anordnung ist also ganz
                              									verschieden von derjenigen des Fahrstuhles von Siemens und
                                 										Halske (vgl. 1881 239 * 22).
                           4) Die Kohlenförderbahn der Leobersdorfer Maschinenfabrik mit 2 bis 4e Kraftbedarf. Hierbei sei auch des gleichfalls mittels Elektricität
                              									angetriebenen Seilbahn-Modelles von Obach Erwähnung gethan.
                           5) Die zum Betriebe ⅓e erfordernde Buchdruck-Schnellpresse der Steyrermühl-Gesellschaft im Nordflügel.
                           6) Antrieb von zwei Gramme'schen Einlichter-Maschinen zu
                              									je 4000 Kerzenstärken durch eine direkt mit derselben gekuppelte 6e
                              									-Brotherhood'sche Dreicylindermaschine zur Drehung und
                              									Beleuchtung des Leuchtthurm-Reflectors von Sautter, Lemonnier und Comp. im Nordflügel.
                           7) Der Werkzeugmaschinen Pavillon der Firma Heilmann, Ducommun und Steinlen, schon von der Pariser
                              									elektrischen Ausstellung 1881 her bekannt; die Vorgelege der ausgestellten
                              									Werkzeugmaschinen waren durch zwei Transmissionsreihen von zwei secundären Gramme'schen dynamo-elektrischen Maschinen angetrieben,
                              									welche gegen 1200 Umläufe in der Minute machten und ihren Strom von zwei gleich
                              									groſsen, in einem zweiten Pavillon aufgestellten Primär-Dynamomaschinen erhielten,
                              									die ihrerseits wiederum mit noch 6 gleichen Gramme'schen Maschinen von einer halbstationären 50e-Zwillingsdampfmaschine der Gebrüder Sulzer in Winterthur angetrieben wurden. Diese
                              									Halblocomobile heizte nicht selbst, Sondern wurde aus dem Kesselhause mit Dampf
                              									versorgt.
                           8) Die Gewehrschloß-Einlaßmaschine der Oesterreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft (Werndl) im Westflügel, betrieben durch eine Schuckert'sche Dynamomaschine E. L. 1, für welche die
                              									primäre Dynamomaschine bei S, Schuckert aufgestellt
                              									war.
                           9) Zwei Polirmaschinen, im Betriebe bei der
                              									Corporativ-Ausstellung von Pfannhauser, Kalmar's Nachfolger
                                 										und C. Haas, im Galvanoplastik-Raume, angetrieben durch zwei Schuckert'sche Dynamomaschinen E. L. 1, deren primäre
                              									Maschinen, zwei gekuppelte Schuckert-Dynamos (Type J.
                              									L. 5 und J. L. 3) in der Westgalerie, nahe dem Westflügel standen und, wie der
                              									gröſste Theil der Schuckert'schen Dynamomaschinen, von
                              									einer 80e horizontalen Zwillingsmaschine mit
                              									Flachschieber-Präcisionssteueuerung, System Regnier
                              									(vgl. 1879 234 * 433), von Bolzano, Tedesco und Comp. angetrieben werden.
                           10) Egger, Kremenezky und Comp. hatten in der
                              									Maschinenhalle zwei Flachring-Maschinen für Kraftübertragung in Betrieb, welche, wie
                              									alle Dynamomaschinen dieser Installation, von dem groſsen liegenden 40e zweicylindrigen Gasmotor von Langen und Wolf angetrieben werden. Beide
                              									Dynamomaschinen machten 900 Umgänge und geben 10 Ampère Strom; die eine derselben
                              									repräsentirt (bei 8e Kraftverbrauch) eine Spannung
                              									von 500 Volt, die andere (bei 4e Kraftverbrauch)
                              									eine Spannung von 300 Volt. Diese Maschinen speisten eine gröſsere Anzahl
                              									Boston-Lampen und betrieben auſserdem die secundären Dynamomaschinen, welche sich im
                              									Nordosthofe befanden, woselbst sie:
                           11) Eine Tiegeldruck-Schnellpresse von Haufler, Schmutterer und Comp. und:
                           12) Eine Schweifmaschine für Holzbearbeitung von W. Riedel in Gang setzten.
                           13) Gleichfalls in der sogen. Reparatur-Werkstätte im Nordosthofe wurden von Siemens und Halske durch elektrische Kraftübertragung
                              									verschiedene Werkzeugmaschinen in Bewegung gesetzt, Bohrmaschinen, Schweifmaschinen, eine Kreissäge der Ottakringer
                                 										Maschinenfabrik u.a.
                           
                           14) Nach der Stromvertheilung System Gravier betrieb die
                              									Firma Kuksz, Luedtke und Grether in Warschau in der
                              									Westgalerie die secundären Dynamomaschinen als Motoren für Schleif- und Bürstenapparate, sowie für elektro-chemische Bäder bei der Ausstellung von Robert Plage's Nachfolger im Galvanoplastik-Raume. Von
                              									der gleichen Stromvertheilung wurden die elektrischen Kochapparate von Jüllig und Altschul in der
                              									südwestlichen Halbgalerie, nahe dem Südflügel mit elektrischem Strome versehen;
                              									desgleichen ein Griscom-Motor zur Betreibung eines
                              									kleinen Ventilators.
                           Für die unter 14 genannten, sowie für einige andere bei Demonstrationsapparaten
                              									verschiedener Art verwendeten elektrischen Kraftübertragungen lieferten zwei
                              									Dynamomaschinen, System Gravier, von je 20 bis 30e den Strom; diese und noch mehrere andere für
                              									Beleuchtungszwecke dienende Gravier'sche
                              									Dynamomaschinen, sowie die benachbarte Aufstellung von Bürgin und Crompton erhielten ihre Kraft von
                              									einer nebenstehenden horizontalen 28e-Dampfmaschine mit Proell'scher
                              									Präcisionssteuerung, ausgestellt von der Fürst Salm'schen
                                 										Maschinenfabrik zu Blansko.
                           15) Betrieb einer Dreschmaschinen-Garnitur durch
                              									Accumulatoren, System De Cálo (vgl. S. 263 d. Bd.).
                              									Diese wurden geladen von einer secundären Dynamomaschine, welche durch den Halladay'schen Windmotor betrieben wurde.
                           16) Die Firma Ganz und Comp. lieſs eine im Nordosthofe
                              									stehende Flachmühle betreiben; die primären 3
                              									Dynamomaschinen (Type Nr. 6) waren in der Nordgalerie (West) aufgestellt und nebst
                              									anderen Wechselstrom-Maschinen, System Zipernowsky, für
                              									Beleuchtungszwecke durch eine 25e vertikale
                              									Hochdruck-Compoundmaschine Invincible von John and Henry Gwynne angetrieben.
                           17) Das von der Electrical Power Storage Company mittels
                              										Faure-Sellon- Volckmar'scher Accumulatoren
                              									betriebene, rückwärts des englischen Pavillons im Parterre der Rotunde aufgestellte
                              									Tricycle (vgl. S. 262 d. Bd.).
                           18) Das S. 281 d. Bd. beschriebene elektrisch betriebene
                                 										Boot.
                           19) Die von der Electro-Dynamic Company in Philadelphia
                              									durch doppelte Inductionsmotoren mit selbstthätigen Batterien getriebene Nähmaschine, zahnärztliche Instrumente und rotirende
                              										Fächer.
                           20) In der Westgalerie hatten Pallausch und Cihlarz das
                              									Modell eines Apparates ausgestellt, den sie „Strom-Motor“ (vgl. 1883 248 429. 1878
                              										230 * 468) nennen und welcher in zwei Exemplaren in
                              									der groſsen Donau am Praterquai Ende der Ausstellungsstraſse zwischen den
                              									Lagerhäusern der Commune Wien und der Unionbank beständig in Thätigkeit war.
                              									Lediglich unter Benutzung der Kraft des strömenden Wassers durch eine
                              									Schaufelrad-Construction wurden hier Dynamomaschinen betrieben und zwar mit Hilfe
                              									der auf dem Schiffe angebrachten Uebersetzungen in einer vollkommen genügenden
                              									Geschwindigkeit. Der eine Strom-Motor, mit horizontaler Achsenlage, war auf einem Schiffe, der zweite, mit vertikaler
                              									Achsenlage, auf pilotirten Eisenbahnschienen vollkommen unter Wasser montirt. Diese Anlage verdient, wenn ihr derzeit auch noch
                              									gewisse Mängel anhaften, entschiedene Beachtung, da sie den Weg zeigt, auf welchem
                              									Fluſsläufe ohne groſse und kostspielige Anlage, so wie sie heute sind und strömen,
                              									bereits sehr gute Dienste für Zwecke der Elektricitätserzeugung leisten könnten.
                           
                        
                           Elektrische Straſsenbeleuchtung in Berlin.
                           Nach dem vorliegenden letzten Jahresberichte der Berliner städtischen Gasanstalten
                              									haben sich von den Versuchen mit elektrischer Straſsenbeleuchtung diejenigen mit
                              									Glühlampen nicht bewährt, da, ganz abgesehen von den vielen Schwankungen des
                              									Lichtes, mittels dieser Glühlampen eine gröſsere Helligkeit nicht erzielt wurde, als
                              									sie ohne Schwierigkeit durch Gasflammen hergestellt werden kann, und die Kosten der
                              									Gasbeleuchtung sich billiger stellen. Die fortgesetzten Versuche mit der
                              									elektrischen Beleuchtung der Leipziger Straſse mittels Siemens'scher Bogenlampen sind dagegen im Groſsen und Ganzen von günstigen
                              									Resultaten begleitet. Abgesehen von einigen zufälligen Störungen und den allerdings
                              									vielfach auftretenden Schwankungen und Zuckungen der einzelnen Flammen läſst diese
                              									Beleuchtung nichts zu wünschen übrig.
                           
                        
                           
                           Deutgen's Stauchapparat für Springfedern.
                           Zum raschen und genauen Stauchen von Springfedern für Möbelpolster gibt G. Deutgen und Comp. in Düren bei Köln (* D. R. P. Kl.
                              									49 Nr. 22814 vom 24. November 1882) den in Fig. 16
                              									Taf. 31 dargestellten Apparat an. Das Stauchen geschieht zwischen den beiden
                              									Schlitten i und k, welche
                              									von beiden Enden des Arbeitstisches nach der Mitte zu bewegt werden. Die
                              									Springfedern erhalten hierbei eine Führung durch einen mit dem Schlitten i verbundenen Zapfen q und
                              									werden auſserdem die Wände des Schlittenkastens an seitlichen Ausbiegungen
                              									gehindert. Der Antrieb der Stauchschlitten i und k erfolgt durch den Tritthebel a mittels des dargestellten dreiarmigen Hebels, welcher seinen Drehpunkt
                              									bei d besitzt. Ein Niedertreten des Fuſsbrettes a bewirkt ein kräftiges Zusammengehen der beiden
                              									Schlitten, während die Rückbewegung der Schlitten in ihre Anfangslage durch eine
                              									Feder r erzielt wird.
                           
                        
                           H. Ehrhardt's Winkeleisen-Richtmaschine.
                           Bekanntlich kann z.B. Draht in der Weise gerade gerichtet werden, daſs man jede
                              									Stelle desselben mittels geeigneter Vorrichtungen nach allen Richtungen so weit hin-
                              									und herbiegt, daſs die Elasticitätsgrenze bei geraden Strecken eben noch nicht
                              									überschritten wird (vgl. * S. 298 d. Bd.). Kommt alsdann eine gekrümmte Stelle in
                              									den Apparat hinein, so wird sie in der ihrer Ausbiegung entgegengesetzten Richtung
                              									über die Elasticitätsgrenze hinaus durchgebogen, daher nicht vollständig auf ihre
                              									alte Form zurückfedern, sondern weniger ausgebogen bezieh. gerade bleiben. Das
                              									gleiche Prinzip benutzt H. Ehrhardt in Düsseldorf (* D.
                              									R. P. Kl. 49 Nr. 23182 vom 28. December 1882), um auch Winkeleisen in ähnlicher
                              									Weise gerade zu richten. Zu dem Ende läſst er die Winkeleisenschienen nach dem
                              									Erkalten durch eine Reihe hinter einander in verschiedener Höhenlage angebrachter
                              									Walzen hindurchgehen, welche auſserdem durch Schrauben auch seitlich verstellbar und
                              									zur Aufnahme verschiedener Winkeleisengröſsen geeignet sind. Hierdurch soll nicht
                              									nur die Rückenrichtung der Schienen gerade gestreckt, sondern auch die windschiefe
                              									Verdrehung derselben aufgehoben werden.
                           
                        
                           Ammann's Kiessiebapparat.
                           Die Sonderung des Sandes von den gröberen Kiesbestandtheilen für Bauzwecke geschieht
                              									für gewöhnlich einfach durch Aufwerfen des Rohmaterials mit der Schaufel auf schräg
                              									gestellte Siebe; im Bedarfsfalle muſs man mehrmals hinter einander werfen, wenn man
                              									verschiedene Korngröſsen gewinnen will. Ein von Joh.
                                 										Ammann in Memmingen, Bayern (* D. R. P. Kl. 19 Nr. 5908 vom 3. December
                              									1878) construirter Siebapparat hat den Zweck, die Sortirung auf maschinellem Wege
                              									rascher vorzunehmen. Der Apparat ist auf einem Gestelle aufgebaut und besteht aus 3
                              									schrägen über einander stehenden Sieben verschiedener Maschenweite, welche von Hand
                              									aus durch Drehen einer Kurbel in eine hin- und hergehende schüttelnde Bewegung
                              									gesetzt werden. Das Rohmaterial wird auf das oberste Sieb aufgeschüttet und dann der
                              									Apparat gedreht. Die Sortirung erfolgt sofort nach 4 Korngröſsen.
                           Der einfache und recht zweckmäſsige Apparat dürfte sich nach der Badischen Gewerbezeitung, 1883 S. 406 insbesondere für
                              									Kiesgrubenbesitzer empfehlen, um an der Grube selbst die Sortirung des Materials
                              									vorzunehmen.
                           
                        
                           Neuerung an Abtrittsgruben.
                           Nach Louis Mouras in Vesoul (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 18641
                              									vom 11. December 1881) wird die Abortsgrube durch das Einfallrohr und das
                              									Entleerungsrohr, welche beide in die Flüssigkeit der Grube eintauchen, so
                              									abgeschlossen, daſs ein Entweichen der Gase vermieden ist. Das Einfallrohr ist in
                              									die dicht schlieſsende Abdeckung der Grube vertikal eingefügt und das knieförmig
                              									gebogene Entleerungsrohr seitlich am entgegengesetzten Ende der Grube angebracht.
                              									Wenn bei voll gefüllter Grube eine gewisse Menge fester Materialien zutritt, so
                              									flieſst eine entsprechende Menge Flüssigkeit ab, welche feste Stoffe gelöst oder
                              									mechanisch zertheilt enthält. Es ist darum vortheilhaft, so viel als möglich Regen
                              									und Abspülwasser in die Grube einzuleiten.
                           
                           Eine Entleerung der Grabe ist vollkommen entbehrlich; um aber etwa eingefallene harte
                              									Körper, wie Knochen, Geschirrtheile u. dgl., entfernen zu können, ist unter dem
                              									Einfallrohre an 4 Stangen ein Auffangkasten gehängt, der auch den vom Regenwasser
                              									mitgeführten Sand aufsammelt. Dieser Kasten kann, da die Stangen drehbar sind, durch
                              									eine Kette in immer parallel bleibender Lage vor eine durch besonderen Deckel
                              									abgeschlossene Oeffnung an der Grubendecke gebracht und dort entleert werden.
                           
                        
                           Filterkörper von Fritz Kleemann in Schöningen.
                           Plastische Kohlenfilter werden aus einem Gemenge von Holzkohle, Knochenkohle,
                              									Steinkohlenkokes und etwas Thon hergestellt. Diese Stoffe werden fein pulverisirt,
                              									gemengt, geformt und dann unter Luftabschluſs gebrannt. Trotz innigster Mengung der
                              									Stoffe ist es aber unmöglich, eine solch innige Mischung derselben zu erzielen, daſs
                              									im fertigen Filter jeder dasselbe durchdringende Wassertropfen auch mit jedem der
                              									Filtermaterialien, von denen jedes eine bestimmte Eigenschaft hat, in Berührung
                              									komme. F. Kleemann (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 23725 vom 5.
                              									August 1882) stellt deshalb die Filter aus drei verschiedenen Schichten her. Die
                              									erste besteht aus Kokes und dient dazu, die mechanisch im Wasser aufgenommenen
                              									Körper bei der Filtration zurückzuhalten; dann folgt eine Schicht von Knochenkohle,
                              									welche schädliche Stoffe absorbirt, und endlich eine Schicht von Holzkohle, welche
                              									wegen der Zurückhaltung von faulenden Stoffen bekannt ist. Die einzelnen Schichten
                              									werden nach einander in eine Preſsform gebracht, dann gepreist und endlich unter
                              									Luftabschluſs geglüht. Wird nun Wasser auf eine Seite des Filters gebracht, so muſs
                              									es durch alle 3 Schichten gehen und müssen in Folge dessen auch deren Stoffe auf
                              									seine abzuscheidenden Bestandtheile wirken. Die Form der Filter kann eine sehr
                              									verschiedene sein. In der Patentschrift sind platten- und kastenförmige Filter
                              									angegeben; dieselben können in der verschiedensten Art und Weise mit Gefäſsen
                              									verbunden werden.
                           
                        
                           Ueber ein neues Saccharin aus Milchzucker.
                           Um Isosaccharin herzustellen, löste H. Kiliani (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 2625) 1k Milchzucker in 9l Wasser, versetzte die kalte Lösung mit 450g Kalkhydrat und lieſs sie unter häufigem Umschütteln 6 Wochen stehen.
                              									Hierauf wurde die über dem gebildeten Niederschlage stehende klare, braunrothe
                              									Flüssigkeit mittels Heber abgezogen, mit Kohlensäure gesättigt und zum Kochen
                              									erhitzt. Die filtrirte Lösung wurde bis auf etwa 2l eingedampft, wobei sich in reichlicher Menge isosaccharinsaurer Kalk
                              									ausschied, welcher nach völligem Erkalten und 24stündigem Stehen der Flüssigkeit auf
                              									ein Saugfilter gebracht und durch Waschen mit kaltem Wasser gereinigt wurde. Die
                              									Ausbeute betrug in der Regel 150 bis 180g
                              									lufttrockenes Kalksalz.
                           Aus der abfiltrirten Flüssigkeit schied sich nach längerer Zeit ein Kalksalz, (C6H11O6)2Ca.2H2O, aus, welches durch Zersetzen mit Oxalsäure und
                              									Verdunsten der Lösung groſse farblose Krystalle eines neuen Saccharins, Metasaccharin genannt, lieferte. In kaltem Wasser ist
                              									das Metasaccharin leicht löslich; sein Löslichkeitsverhältniſs dürfte zwischen dem
                              									des sehr leicht löslichen Isosaccharins und dem des schwieriger löslichen Saccharins
                              									stehen. Seine wässerige Lösung wird bei längerem Stehenlassen sauer, indem
                              									wahrscheinlich Metasaccharinsäure, C6H12O6, gebildet wird.
                              									In Alkohol ist das Metasaccharin leicht, in Aether äuſserst schwer löslich. Beim
                              									Schütteln einer concentrirten wässerigen Lösung mit Aether geht nur sehr wenig
                              									Substanz in letzteren über.
                           Ebenso wie das Saccharin und das Isosaccharin liefert auch das Metasaccharin beim
                              									Kochen seiner wässerigen Lösung mit Metalloxyden oder Carbonaten die Salze der
                              									entsprechenden Saccharinsäure. (Vgl. 1883 247 435.)
                           
                        
                           Verfahren zur Trennung von Wismuth und Kupfer.
                           Um in salpetersaurer Lösung Wismuth und Kupfer zu trennen, versetzt J. Löwe nach der Zeitschrift
                                 										für analytische Chemie, 1883 S. 496 dieselbe so lange mit Natronlauge unter
                              									Kühlung, bis die Oxyde ausgefällt sind und die über ihnen stehende Flüssigkeit
                              									deutliche alkalische Reaction zeigt. Darauf gieſst man noch 1,5 bis 2mal so viel
                              									Lauge hinzu und so lange nach und nach unter Umrühren reines syrupdickes Glycerin,
                              									bis vollständige Lösung der Oxyde und Klärung der Flüssigkeit erfolgt ist. Diese
                              									tiefblaue Lösung mischt man mit einer Auflösung von möglichst reinem Traubenzucker,
                              									so daſs der Zucker in dieser ungefähr das 3 bis 4fache von dem Gesammtgewichte der
                              									vorhandenen beiden Metalle betragt. Darauf bedeckt man das Becherglas mit einer gut
                              									aufliegenden Glasplatte und läſst die Lösung 8 bis 10 Stunden an einem kühlen
                              									dunklen Orte stehen. Die blaue Farbe der Lösung ist nun verschwunden und in eine
                              									tiefgelbe umgewandelt, während am Boden des Becherglases sich das Kupfer, meist
                              									nicht anhängend, als hochrothes Oxydul abgelagert hat. Darauf gieſst man die gelbe
                              									Lösung, ohne umzurühren, auf ein bei 100° getrocknetes und gewogenes Filter, wäscht
                              									des Oxydul anfangs mit Wasser, welches etwas Glycerin und Natronlauge enthält, unter
                              									Abgieſsen ab, sammelt es auf dem Filter, wäscht zuletzt dasselbe noch gut mit
                              									destillirtem Wasser aus und trocknet es bei 100°. Das alkalische, alles Wismuth
                              									enthaltende, gelbe Gesammtfiltrat bringt man in eine Porzellanschale von tadelloser,
                              									guter Glasur, erhitzt die Lösung auf freier Flamme unter leichtem Umrühren zum
                              									Sieden, erhält kurze Zeit darin, unterbricht dann das Erhitzen und läſst die
                              									bräunliche Flüssigkeit sich in der Ruhe unter Abkühlung klären. Dann filtrirt man
                              									die braune Lösung durch ein bei 100° getrocknetes und gewogenes Filter, wäscht das
                              									metallische Wismuth erst mit Natronlauge haltendem Wasser unter Decantation ab,
                              									sammelt es zuletzt auf dem Filter und süſst dieses anfangs mit kaltem, dann mit
                              									warmem Wasser gut aus.
                           
                        
                           Ueber die Bestimmung des Arsens.
                           Das Reich-Richter'sche Verfahren zur Bestimmung von
                              									Arsen (vgl. Kerl: Metallurgische Probirkunst, 1882 S.
                              									511), welches von Pearce (vgl. 1883 249 529) in der angegebenen Weise abgeändert wurde, ist
                              									nach gef. Mittheilung des Kgl. Oberhüttenamtes in
                              									Freiberg i. S. zuerst und zwar im Februar 1864 im Laboratorium der fiscalischen
                              									Hüttenwerke zu Freiberg angewendet worden und ist bis heute dort ausschlieſslich im
                              									Gebrauche.
                           Leroy Mc Cay (Chemical News, 1883 Bd. 48 S. 1, vgl. D. p. J. S. 92 d. Bd.) glaubt, daſs bei dem
                              									ursprünglichen Verfahren etwas Arsen sich der Fällung entziehe, was Pearce vermeide, H. Low
                              									(Daselbst S. 85) bestreitet dies.
                           
                        
                           Verbrennungswärme von Schwefelkohlenstoff.
                           Nach Versuchen von J. Thomsen (Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1883 S. 2616) beträgt die Verbrennungs- und
                              									Bildungswärme des dampfförmigen Schwefelkohlenstoffes und Carbonylsulfides bei
                              									20°:
                           
                              
                                 Reaction
                                 Verbrennungswärme
                                 Reaction
                                 Bildungswärme
                                 
                              
                                 (CS2 : O6)
                                 265130c
                                 (C, S2)
                                   – 26010c
                                 
                              
                                 (COS :O3)
                                 131010c
                                 (C, O, S)
                                   + 37030c
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 (CO, S)
                                 + 8030c
                                 
                              
                           Für flüssiges Kohlenstoffsulfid wird die Verbrennungswärme um 6400c geringer und die Bildungswärme um 6400c gröſser sein als für den Körper im gasförmigen
                              									Zustande. Bemerkenswerth ist es, daſs die Verbrennungswärme des Carbonylsulfides
                              									sehr nahe die Hälfte derjenigen des Kohlenstoffsulfides ist und daſs deshalb auch
                              									die Bildungswärme desselben sehr nahe den mittleren Werth zwischen derjenigen der
                              									Kohlensäure und des Kohlenstoffsulfides erhält.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs des Berberins.
                           Nach Versuchen von J. Court (Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1883 S. 2589) ergibt sich für Berberin die Formel:
                              										C20H17NO4.4H2O. Bei der
                              									Oxydation mit Kaliumpermanganat in schwach alkalischer Lösung wird unter
                              									Kohlensäure-Entwickelung als Hauptproduct eine bei 165° schmelzende zweibasische
                              									Säure der Formel: C10H10O6.2H2O
                              									gebildet. In ihrem Verhalten stimmt sie bis auf den Schmelzpunkt genau mit der
                              									Hemipinsäure aus Narkotin überein.
                           
                        
                           
                           Verfahren, um vegetabilischen Fasern ein seidenartiges
                              									Aussehen zu geben.
                           Dieses Verfahren ist Gegenstand eines englischen Patentes von W. E. Gedge in London und hat nach dem Deutschen
                                 										Wollen-Gewerbe, 1883 S. 1650 den Zweck, die rohen Pflanzenfasern zu
                              									bleichen und durch einen Animalisationsprozeſs nicht allein zur Farbstoffanziehung
                              									zu befähigen, sondern auch bezüglich der äuſseren Eigenschaften der Seide ähnlich zu
                              									machen.
                           Das Bleichen geschieht durch auf einander folgende
                              									Behandlung mit Natronlauge, Salzsäure und unterchlorigsaurem Natron, das Animalisiren durch Tränken mit Zuckerlösung, Trocknen
                              									und darauf folgende Einwirkung eines Gemisches von Stickoxydgas (soll wohl heiſsen:
                              									salpetriger Säure) und Schwefelsäure, wobei aus dem Zucker Nitrosaccharose, aus dem
                              									Zellstoffe Binitrocellulose gebildet werden sollen.
                           Die Idee der Anwendung des Nitrozuckers ist – wie Referent hervorheben möchte – nicht
                              									neu und wurde letztere schon vor 2 Jahren von L.
                                 										Bonneville in Paris angegeben (vgl. D. R. P. Kl. 8 Nr. 16036 vom 26.
                              									Februar 1881). Zudem operirt letzterer jedenfalls rationeller, indem er die Faser
                              									mit schon zum Voraus nitrirtem Zucker beizt. Ob die direkte Nitrirung der mit Zucker
                              									gebeizten Textilstoffe unter Hereinziehung der Cellulose selber in den
                              									Nitrirungsprozeſs, wie sie im Patente angerathen, praktisch zu empfehlen ist, wäre
                              									zu erwägen. Die schon von Kuhlmann vorgeschlagene
                              									Methode der Nitrocellulosebildung behufs Ermöglichung der Fixation der (basischen)
                              									Anilinfarbstoffe ist wenigstens bis jetzt industriell nicht ausgebeutet worden.
                           Die nitrirten Pflanzenfasern werden ausgespült, in kochende Seifenlösung getaucht und
                              									gewaschen. Die so animalisirten Textilfabrikate werden, obgleich sie schon an und
                              									für sich Farbstoffe anziehen sollen, noch in Tannin gebeizt und letzteres mit
                              									Brechweinstein fixirt. Dieses Salz soll, falls die vegetabilische Faser mit Seide
                              									vermischt war, der letzteren beim Färben eine gewisse Menge Antimon abgeben, wobei
                              									die porösen und attractiven Eigenschaften verringert werden. – Das Antimon dient
                              									doch wohl nur als Befestigungsmittel des Tannins und geht nachher beim Färben nicht
                              									mehr von der Faser weg.
                           Die präparirte Faser wird schlieſslich allein oder mit Seide und Seidenabfall
                              									vermischt und kardirt. Zu diesem Zwecke wird sie mit folgenden Stoffen angefeuchtet:
                              									reines Wasser, Olivenölseife, Glycerin, Jungfernwachs, alle zu einer dickflüssigen
                              									Masse vereinigt, zu welcher man je nach der Güte der vermischten Fasern mehr oder
                              									weniger Bienenwachs fügt.
                           
                              S.
                              
                           
                        
                           Verbesserte Küpennetze für Färbereizwecke.
                           Wilh. Hausmann in Reichenberg, Böhmen (D. R. P. Kl. 8
                              									Nr. 22676 vom 4. November 1882) schlägt vor, die gewöhnlichen Küpennetze, welche
                              									namentlich in den Indigofärbereien Verwendung finden, anstatt aus sehr starkem,
                              									weichem, viel Farbstoff absorbirendem Bindfaden aus dünnem, hartem Bindfaden
                              									herzustellen und dabei letzteren derart zu präpariren, daſs er an Haltbarkeit
                              									gewinnt und Farbanziehungskraft verliert. Hierzu eignet sich am besten ein
                              									Gerbprozeſs. Der Bindfaden, am besten aus der zähen Friesländer Faser stark gedreht,
                              									wird mit einer Gerbstoffabkochung getränkt, getrocknet und das Tannin durch eine
                              									heiſse Leimlösung gefällt. Bei der Verwebung zum Netzstoff wird durchgehends oder
                              									von Zeit zu Zeit Perlkopf- (Kreuz- oder Gaze-) Bindung hergestellt, damit sich die
                              									einzelnen Fäden aus dem harten dünnen Materiale nicht verschieben. Die einzelnen
                              									Löcher (Kästchen) des Gewebes werden etwas kleiner gemacht als bei den bisher
                              									gebräuchlichen Küpennetzen.
                           –––––––––
                           
                        
                           Berichtigung. In der Mittheilung über das unterseeische Telegraphennetz soll es S. 425 Z. 3 v. o.
                              									heiſsen 152401km (82204,4 Seemeilen) statt
                              										152419km (82214,4 Seemeilen).