| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, Miszellen, S. 549 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Heizung von Dampfcylindern durch Feuergase und durch heiſse
                              									Luft.
                           Statt die Cylinder von Dampfmaschinen mit Dampf zu heizen, sollen dieselben nach dem
                              									Vorschlage von G. E. Wolff in Hamburg (Erl. * D. R. P.
                              									Kl. 14 Nr. 5407 vom 28. November 1878) in einer hinter dem Kessel angeordneten
                              									Kammer untergebracht werden, durch welche die abziehenden Heizgase strömen müssen,
                              									ehe sie in den Schornstein gelangen. Der Cylinder soll dabei natürlich so eingebaut
                              									sein, daſs die Stopfbüchsen und die Steuerorgane zugänglich bleiben. Die Einrichtung
                              									ist hauptsächlich für sogen. Halblocomobilen bestimmt. In Hinsicht auf die niedrige
                              									Temperatur der abziehenden Gase, die geringe Gröſse der Heizfläche, die Ablagerung
                              									von Ruſs und Flugasche auf derselben u.a. kann hierbei eine merkbare Wärmeabgabe an
                              									den Dampf im Cylinder wohl kaum stattfinden.
                           Etwas zweckmäſsiger erscheint der Vorschlag von H.
                                 										Blessinger in Berlin (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 23646 vom 15. Januar 1883).
                              									Nach demselben soll Luft zur Heizung benutzt werden, welche mit Gegenströmung durch
                              									besondere, im Kesselmauerwerke ausgesparte, von den Feuerzügen nur durch dünne Wände
                              									getrennte Kanäle geleitet und so auf eine möglichst hohe Temperatur gebracht wird.
                              									Bei nicht eingemauerten Kesseln geschieht die Erhitzung in Röhrenbündeln, welche in
                              									den Feuerzügen untergebracht sind. Die heiſse Luft wird dann in die gewöhnlichen
                              									Cylindermäntel und namentlich (bei Compoundmaschinen) auch durch die Receiver
                              									geleitet. Die letzteren sollen hierbei behufs Herstellung groſser Heizflächen nach
                              									Art der Oberflächencondensatoren eingerichtet werden.
                           Verwendet man möglichst feuchte Luft, so mag auf diese Weise wohl eine merkliche
                              									Heizung erreicht werden; ob sie aber die immerhin etwas kostspieligen Anlagen werth
                              									ist, bleibt zweifelhaft. Im Allgemeinen ist jedenfalls die gebräuchliche Heizung mit
                              									frischem Dampfe vorzuziehen, da der Uebergang der Wärme von Luft an feste Körper
                              									verhältniſsmäſsig gering ist.
                           
                        
                           Vorrichtung an selbstthätigen Stiften- und Nieten-Maschinen
                              									zur Fabrikation von Schloſsdornen u. dgl.
                           Um Schloſsdorne, d.h. Drahtdorne mit angeschnittenen Zapfen, auf der gewöhnlichen
                              									selbstthätigen Stiftenmaschine herzustellen, wird nach einem Vorschlage von Opterbeck und Ziegler in Barmen (* D. R. P. Kl. 49 Nr.
                              									23495 vom 2. December 1882) an Stelle des Hammers ein Hohlfräser angewendet.
                              									Derselbe wird von einem Deckenvorgelege in Umdrehung versetzt, erhält auſserdem aber
                              									mittels einer unrunden Scheibe eine Bewegung gegen die Schneidbacken hin, während
                              									eine Feder den Rückschub besorgt. Dieser Fräser wird gegen den abgeschnittenen Dorn,
                              									welcher noch in den Schneidbacken festgehalten wird, durch jene Scheibe vorgedrückt
                              									und schneidet einen Zapfen an denselben an. ist dies geschehen und der Fräser durch
                              									die Feder zurückgeführt, so öffnen sich die Schneidbacken und lassen den fertigen
                              									Dorn fallen.
                           
                        
                           Ebinghaus' elastische Unterstützung des Kurbellagers an
                              									Federhämmern.
                           Um die störenden Erschütterungen beim Schlagen des Hammers von der Betriebswelle, den
                              									Lagern und der Zugstange möglichst abzuhalten, lagert W.
                                 										Ebinghaus in Eckeseg bei Hagen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 24704 vom 10. März
                              									1883) die Betriebswelle auf einer federnden Brücke, welche aus mehreren nur an
                              									beiden Enden befestigten Blattfedern zusammengesetzt ist, so daſs die Lager der
                              									Welle auf der Mitte der Federn stehen.
                           
                        
                           Heimann's Controlapparat für Schifffahrtszwecke.
                           Um eine selbstthätige Aufzeichnung der herrschenden Windrichtung und des
                              									augenblicklichen Kurses des Schiffes zur späteren Controle der Seefahrt o. dgl. zu
                              									ermöglichen, schlägt S. Heimann in London (* D. R. P.
                              									Kl. 65 Nr. 23283 vom 9. December 1882) folgenden Apparat vor: Zwei Zahnstangen
                              									werden von dem Stundenrade eines Uhrwerkes über zwei Scheiben hin bewegt, von denen
                              									die eine durch eine Windfahne vom Winde, die andere mittels einer Transmission von dem Steuerrade
                              									aus je um ihre Achse gedreht wird, wenn in der Windrichtung oder der Ruderlage
                              									Aenderungen eintreten. Die Enden der Zahnstangen sind mit Markirstiften versehen, so
                              									daſs bei Bewegung dieser Stifte und bei Verdrehung der Scheiben eine Curve
                              									niedergeschrieben wird, welche einen Rückschluſs auf die Windrichtung und die
                              									Ruderlage bezieh. den Kurs des Schiffes zuläſst. Auf die Scheiben sind Stundenringe
                              									gezogen, so daſs für jede Zeit jene Controle geübt werden kann. Die Verhältnisse des
                              									Apparates sind so bemessen, daſs in 24 Stunden die Zahnstangen eine volle
                              									Durchschiebung nach den äuſseren Rändern der Scheiben erfahren haben. Diesen
                              									Zeitpunkt markirt eine Signalglocke; dann müssen die Zahnstangen zurückgeschoben und
                              									neue Tagesblätter auf die Scheiben gelegt werden. Die Zahnstangen werden in
                              									Ueberblattungen gut durch Stifte geführt, welche in Schlitze derselben
                              									eingreifen.
                           Um nun über einen in See gehenden Kapitän eine Controle in Betreff seiner Fahrt und
                              									des von ihm geführten Journals zu üben, gibt man demselben eine der Anzahl der Tage,
                              									welche er auf See bleibt, entsprechende Menge Papierblätter mit, deren Eintheilung
                              									sich mit der der Scheiben deckt. Diese mit Datum versehenen Papierblätter sind dann
                              									so auf den Scheiben zu befestigen, daſs sie deren Drehung mitmachen müssen, also die
                              									Zeichnung aufnehmen.
                           
                        
                           Hörrohr in Form eines Stock- oder Schirmgriffes.
                           In nebenstehender Figur ist nach dem Scientific
                                 										American, 1883 Bd. 49 S. 147 ein von H.
                                 										Waldstein in New-York angegebener Stockgriff abgebildet, welcher durch eine
                              									im Inneren angebrachte kleine Trompete zu einem den Schall verstärkenden Hörrohre
                              									für schwerhörige Personen umgebildet ist. Die Schallwellen treten durch rechteckige
                              									Oeffnungen in das Innere des Griffes ein und werden in dem kugelförmigen Kopfe
                              									desselben so zurückgeworfen, daſs sie in dem – in einem an das Ohr zu legenden
                              									Fortsatze des Kopfes ausmündenden – kleinen trompetenförmigen Rohre entsprechend
                              									verstärkt werden können. Durch geeignetes Verdrehen des Griffes können die
                              									rechteckigen Oeffnungen beim Nichtgebrauche des Hörrohres geschlossen werden, um das
                              									Eindringen von Staub zu verhüten; dies ist wichtig, da bekanntlich schon eine ganz
                              									dünne, auf den polirten Flächen eines Hörrohres sich ablagernde Staubschicht die
                              									Wirkung desselben beeinträchtigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 250, S. 550
                              
                           Sollte das Instrument sich bewähren, so wäre damit schwerhörigen Personen ein Hörrohr
                              									gegeben, dessen sie sich in ganz unauffälliger Weise bedienen könnten.
                           
                        
                           Neuere elektrische Eisenbahnen.
                           Am 24. September d. J. wurde die in dem Querschlage zwischen dem Valeska- und
                              									Gerhardflötz der Gräflich Schaffgotsch'schen
                                 										Hohenzollerngrube angelegte elektrische Eisenbahn dem Betriebe übergeben.
                              									Diese Anlage bietet in so fern Interesse, als es nicht nur die erste derartige
                              									Anlage in Schlesien ist, sondern hierbei auch die stärkste überhaupt bis jetzt
                              									gebaute elektrische Locomotive zur Anwendung kommt. Der für die Locomotive
                              									erforderliche elektrische Strom wird durch eine in einem Gebäude über Tage
                              									aufgestellte Dynamomaschine erzeugt, welche ihrerseits durch eine Dampfmaschine
                              									betrieben wird. Von der Dynamomaschine aus wird der Strom in einem starken
                              									Kupferkabel durch den Schacht nach der von der Locomotive zu befahrenden Strecke
                              									geleitet und schlieſst sich hier an eine schmiedeiserne, am Firste der Strecke
                              									angebrachte Schiene an, von welcher aus derselbe durch einen von der Locomotive auf
                              									dieser Schiene geschleiften Contactschlitten nach der Locomotive geführt wird und
                              									diese in Bewegung setzt. Die Rückleitung des Stromes erfolgt durch einen zweiten
                              									Contactschlitten nach einer der ersten parallel laufenden Schiene und von dieser in
                              									ein zweites Kupferkabel durch den Schacht zurück nach der Dynamomaschine über Tage.
                              									Die elektrische Locomotive, sowie die Dynamomaschine sind von der Firma Siemens und Halske in Berlin geliefert. Die
                              									Locomotive ist im Stande, auſser ihrem eigenen Gewichte, welches 2125k beträgt, eine Last von 15000k auf horizontaler Bahn bei einer
                              									Fahrgeschwindigkeit von 3m in der Secunde
                              									fortzubewegen. Die gegenwärtige Länge der von dem Zuge zu befahrenden Strecke miſst
                              										750m; der Zug durchläuft die Strecke in 4
                              									Minuten bei voller Belastung. – Die beiden ⊥-Schienen für die beiden
                              									Contactschlitten sind nach der Internationalen Zeitschrift
                                 										für die elektrische Ausstellung in Wien, 1883 S. 126 und * S. 269 alle 4m mittels eines gemeinschaftlichen guſseisernen,
                              									verzinkten Trägers am Firste des Querschlages befestigt. Jeder Contactschlitten
                              									umfaſst den unteren Theil der ⊥-Schienen mit zwei -förmigen Bronzeklammern,
                              									welche an den beiden Berührungsflächen mit je einer stählernen Platte belegt sind;
                              									um den Contact inniger zu machen, sind an jedem Schlitten 6 stählerne Blattfedern
                              									angebracht, welche mit ihren 12 mit kleinen halbrunden Stahlstücken belegten Enden
                              									von unten gegen die Schienen drücken. Die Vorrichtung zum Mitnehmen federt in beiden
                              									Zugrichtungen, damit Stöſse vermieden werden. Kleine Behälter mit Dochten, welche an
                              									den Schlitten befestigt sind, schmieren von Zeit zu Zeit die Contacte und die
                              									Schienen und beseitigen dadurch Schmutz und Host. Die Anlage hat sich bis jetzt so
                              									gut bewährt, daſs man zum Frühjahre schon den elektrischen Betrieb für das zweite
                              									Geleise in Aussicht genommen hat.
                           Die erste elektrische Bahn in Oesterreich, welche einem
                              									Verkehrsbedürfnisse dient, naht ihrer Vollendung. Am 25. September fand die
                              									Probefahrt auf der nach dem Systeme Siemens angelegten
                              									elektrischen Bahn von Mödling-Brühl (vgl. 1882 246 367) statt. Es wurde die Theilstrecke
                              									Bahnhof-Feldgasse befahren. Die Probefahrt gelang vollkommen. Der elektrische Strom
                              									wird oberirdisch geführt durch eine Metallröhre, welche nicht allein als Stromleiter
                              									dient, sondern auch das Schiffchen führt, welches die Ueberleitung des Stromes in
                              									die Secundär-Dynamomaschine vermittelt. Die Bahn ist 2km,9 lang und von der Firma Schlepitzka
                              									hergestellt. Vorläufig ist die Eröffnung einer Theilstrecke in Aussicht genommen;
                              									die ganze Bahn dürfte nicht vor dem Frühjahre dem Verkehre übergeben werden. – Bei
                              									der von Siemens und Halske vom Praterstern bis zum
                              									Nordportale des Ausstellungsgebäudes gebauten elektrischen Bahn wird der Strom durch
                              									die Schienen zugeführt. Auf dieser Bahn fuhren von der Eröffnung am 28. August bis
                              									zum Schlüsse der Ausstellung am 3. November im Ganzen 269050 zahlende Personen, also
                              									täglich im Durchschnitte 3900.
                           Wie durch die Tagesblätter bereits allgemein bekannt wurde, hat die Firma Siemens und Halske mit der Oesterreichischen Länderbank ein Uebereinkommen über den Bau und Betrieb
                              									von elektrischen Lokalbahnen in Oesterreich-Ungarn getroffen. Vor Allem soll in Wien die Strecke
                              									Praterstern-Elisabethbrücke-Westbahnhof zur Ausführung gelangen. Im Uebrigen handelt
                              									es sich in Wien um ein Schienennetz, welches sich auf die 9 Stadtbezirke innerhalb
                              									der Linienwälle beschränken und die letzteren nur an zwei Stellen mit kurzen
                              									Abzweigungen zur Westbahn und zur Südbahn überschreiten soll. Der Entwurf besteht
                              									aus zwei Ringbahnen, indem ein gröſserer äuſserer Ring die acht vorstädtischen
                              									Bezirke durchziehen und ein kleinerer innerer Ring mitten durch die innere Stadt
                              									laufen und den westlichen Theil derselben von der Elisabethbrücke bis zum Salzgriese
                              									umfassen würde. Unter einander sollen diese beiden Ringe durch 4 Zweiglinien
                              									verbunden sein. Ein groſser Theil der Strecken soll unter der Straſse in Tunnels aus
                              									Eisenconstruction geführt werden, der übrige Theil als Hochbahn auf eisernen Säulen
                              									sich durch die Straſsen hinziehen.
                           In Paris wurde von Boistel,
                                 										Chabrier und Charton der Plan einer
                              									elektrischen Eisenbahn dem Municipalrathe vorgelegt. Hiernach soll die Bahn den
                              									äuſseren Boulevards von La Villette bis zum Platze Moncey folgen, auf einem Viaducte
                              									von 3077m Länge geführt und mit 9 Stationen
                              									versehen werden. Eine Bahnlänge von etwa 4m,75
                              									würde über den Straſsen liegen; die Curven sollen 300m gröſsten Radius erhalten. Es wird beabsichtigt, die Bahn in mehrere
                              									Abschnitte zu theilen, denen durch je ein besonderes Kabel der erforderliche
                              									elektrische Strom für die Förderung auf dieser Strecke zugeführt wird.
                           Am 4. August d. J. ist nach Engineering, 1883 Bd. 36 S.
                              									245 eine etwa 0km,4 lange, noch bis 3km zu verlängernde, elektrische Eisenbahn eröffnet
                              									worden, welche bei Brighton vom Eingange zum Aquarium
                              									entlang dem Strande nach dem „Chain Pier“ läuft und in etwa 18 Tagen nur aus gewöhnlichem Materiale
                              									hergestellt worden. Den Strom liefert eine Siemens'sche
                              									Dynamomaschine (D5) mit 55 Volt elektromotorischer
                              									Kraft, 18 Ampere Stromstärke, bei 1700 Umläufen in der Minute. Die Croßley'sche Gasmaschine (2e) hat 2 Schwungräder und macht 160 Umläufe. Die von Volk gebaute, getriebene Dynamomaschine wiegt 140k und macht ungefähr 700 Umdrehungen und treibt
                              									mittels Riemen eine Zwischenachse und von dieser aus die eine Achse des Wagens,
                              									beidemal mit Uebersetzung von 2 : 1; auf einer Steigung von 1 : 100 läuft der Wagen
                              									mit 8km in der Stunde, abwärts mit 10km. Der Wagen ist auſser dem Führer auf 12
                              									Personen berechnet, hat aber schon 16 gefahren; er wird bei Nacht durch eine
                              									20-Kerzen-Swanlampe erleuchtet. Die gewöhnlichen Schienen mit 0m,6 Spurweite liegen auf Langschwellen und sind
                              									durch Kupferdrahtschleifen (Nr. 8 engl.) verbunden. Die Schienen allein führen den
                              									Strom zu, mit weniger als 5 Proc. Verlust bei trockenem Wetter und nicht über 10
                              									Proc. bei Regen.
                           Für 60 Fahrten hin und zurück mit 12 Personen werden die Betriebskosten berechnet:
                              									Gas, 10 Stunden zu 25 Pf. = 2,50 M., Oel und Abnutzung 0,75, Führer 3,35 (?),
                              									Arbeiter 4,20 und Amortisation 5,00, zusammen 15,80 M.
                           Zum Vergleiche werden die Zahlenangaben der Bahn in
                                 										Chicago beigefügt: Maschine 2e nominal,
                              										3e,5 indicirt; Stromstärke 18 Ampère,
                              									elektromotorische Kraft 55 Volt; Motorgewicht 140k, Wagengewicht 366k, Ladung (12 Personen)
                              										1t. Steigung 1 : 100, mittlere Geschwindigkeit
                              										11km in der Stunde, täglicher Weg 40 bis 48km und mittlere tägliche Personenzahl 350.
                           
                        
                           Telephoniren auf groſse Fernen.
                           Bei dem Sprechen auf einer der Postal Telegraph Company
                              									gehörigen 1600km langen Leitung zwischen New-York
                              									und Chicago ist das Hopkins'sche Telephon in kurzem
                              									Schlüsse durch die primäre Bewickelung eines Inductors benutzt worden, dessen
                              									secundäre Rolle zwischen Leitung und Erde eingeschaltet war. In diesem
                              									Batterie-Telephon, welches von dem in D. p. J. 1883 248 201 beschriebenen abweicht, trägt die hinter dem
                              									trichterförmigen, gebogenen Mundstücke liegende horizontale Platte an der Unterseite
                              									eine Kohlenscheibe, gegen welche sich eine zweite am oberen Ende eines Drahtes
                              									befestigte legt; der Draht geht durch einen hölzernen Schwimmer hindurch und taucht
                              									wie dieser mit seinem unteren Ende in Quecksilber in einem eisernen Gelaſse ein. Der
                              									eine Pol der Batterie ist an das Gefäſs, der andere an die schwingende Platte
                              									geführt. Der Widerstand der benutzten Leitung wird zu 1,18 Ohm für 1km angegeben, die Entfernung der Tragsäulen zu
                              										400m. (Nach dem Génie
                                 										civil, 1883 Bd. 3 * S. 513.)
                           
                        
                           Einfluſs des elektrischen Lichtes auf das
                              									Pflanzenwachsthum.
                           Wie H. de Parville im Journal
                                 										des Débats mittheilt, zeigte schon im J. 1806 A. P.
                                 										de Candolle, daſs das Licht von 6 Argand'schen
                              									Lampen hinreicht, um die grüne Farbe dünn aufgeschossener Blätter und junger Triebe
                              									von Senf und Kresse zu entwickeln, aber ohne behaupten zu können, daſs wirklich eine
                              									Zersetzung von Kohlensäure stattgefunden habe. Biot
                              									gelangte mit stärkeren Lampen doch zu keinem neuen Ergebnisse. Inzwischen stellte
                              										Daubeny (1836), Draver
                              									(1844), Sachs (1865) und Pfeffer (1871) fest, daſs die gelben Strahlen der gewöhnlichen Lampen
                              									gerade so gut auf die Pflanzen wirken als alle Strahlen des Spectrums mit einander.
                              										Herré-Mangon unterwarf im J. 1861 zum ersten Male
                              									Pflanzen der Einwirkung des elektrischen Lichtbogens, konnte aber dabei nicht
                              									herausbringen, ob unter dessen Einfluſs eine Zersetzung von Kohlensäure und direktes
                              									Wachsthum der Pflanzen stattgefunden habe. Es erwies sich jedoch deutlich, daſs das
                              									elektrische Licht die Pflanzenstengel nach sich zieht wie das Sonnenlicht. Herré-Mangon schrieb mit Recht diesen sogen.
                              									Heliotropismus dem Einflüsse der violetten Strahlen zu, welche in dem elektrischen
                              									Lichte sehr zahlreich sind und ebenso in groſser Menge das Sonnenlicht
                              									zusammensetzen helfen. Endlich im J. 1866 setzte W.
                                 										Wolkow Triebe von Kresse, welche im Dunkeln gezogen waren, 8 Stunden lang
                              									der Flamme eines Bunsen'schen Brenners aus, welche
                              									durch kohlensaures Natrium leuchtend gemacht war. Die farblosen Kressenkeime wurden schnell grün. Die
                              									Bildung des Chlorophylls oder Blattgrüns ist also unabhängig von den chemischen
                              									Strahlen, den violetten. Prilleux hat durch eine Reihe
                              									von Versuchen, welche er im Laboratorium der Sorbonne mit verschiedenen Lichtquellen
                              									(elektrische Lampe, Drummond'sche Lampe, Gasbrennern u.
                              									dgl.) anstellte, in allen Fällen Bildung der grünen Farbe, Wachsthum und Zersetzung
                              									von Kohlensäure festgestellt.
                           Durch die bereits (1882 245 191) besprochenen Versuche von
                              										C. W. Siemens wurde die wissenschaftliche Thatsache
                              									erwiesen, daſs einer künstlichen Beleuchtung ausgesetzte Pflanzen vollkommen
                              									wachsen. Siemens hat sogar der Royal Agricultural Society einen annähernden Ueberschlag mitgetheilt, was
                              									der elektrische Gartenbau in seiner Anwendung auf Obst- und Gemüsegärten kosten
                              									könnte. Nimmt man die Anbaufläche zu 58qm an, so
                              									wären hierfür 9 elektrische Herde je in der Stärke von 600 Carcelbrennern, 3m über dem Boden angebracht, erforderlich. Um die
                              									Beleuchtung besser auszunutzen, wäre es gut, wenn dieses Feld von Mauern, mit
                              									Spalierbäumen daran, eingefaſst wäre. Die Dampfmaschine zur Bewegung würde 36e erfordern, was für eine Nacht, zu 12 Stunden
                              									gerechnet, eine Ausgabe von 8 M. machte. Mit den in den Lampen verbrannten
                              									Kohlenstiften würde die Ausgabe auf 16 M. steigen. Die sehr beschleunigte
                              									Entwicklung von Gemüse und Obst während der kalten Jahreszeit soll die Anwendung des
                              									Verfahrens gewinnbringend machen.
                           C. W. Siemens, welcher sein Landhaus in Sherwood bei
                              									Tunbridge Wells für alle Anwendungsarten der Elektricität eingerichtet hat, benutzt
                              									den von einer Dampfmaschine erzeugten elektrischen Strom während des Tages zum
                              									elektrischen Betriebe von Pumpen und verschiedenen Wirthschaftsmaschinen, Abends für
                              									die Beleuchtung und den verbrauchten Dampf für die Beheizung. Bei dieser Ausnützung
                              									der Maschine ist der Kostenaufwand ein verhältniſsmäſsig geringer. In dem Glashause
                              									hat Siemens an der Decke eine Lampe mit. 1400 Kerzen
                              									Leuchtkraft, mit Ventilation nach auſsen, in einer Glaskugel angebracht, während
                              									eine zweite von gleicher Stärke nahe am Boden ihr Licht auf zwei eingesenkte
                              									Glashäuser und einen offenen Versuchsgarten wirft, welcher mit Weizen, Gerste u.
                              									dgl. im December v. J. besäet wurde. Am 1. Juni d. J. hatte der Weizen die doppelte
                              									Höhe der gewöhnlichen Kultur erreicht und begann Blüthen zu zeigen. Alle Früchte auf
                              									dem elektrisch erleuchteten Grunde waren durchaus kräftig entwickelt. Bereits am 25.
                              									Januar reiften Erdbeeren von vorzüglichem Geschmacke, am 15. April Melonen, am 18.
                              									April Trauben und Mitte Juni Pfirsiche.
                           Auf der Wiener Ausstellung waren diese Bestrebungen durch die chemische
                              									Versuchsstation für Gartenbau und Handelsgärtnerei von A.
                                 										Bronold in Ober-St. Veit vertreten. Eine Gruppe von Pflanzen, welche theils
                              									unter Einwirkung des elektrischen Glühlichtes, theils durch Einleitung von
                              									elektrischen Strömen in das Erdreich gezogen wurden, war in der österreichischen
                              									Abtheilung zu sehen. Bronold setzte bei Tag die
                              									Pflanzen in seiner Versuchsanstalt dem Sonnenlichte aus. Nach der Dämmerung wurde
                              									denselben 2 Stunden Ruhe gegönnt, dann das elektrische Glühlicht in Anwendung
                              									gebracht, bis wieder die Tageshelle eintrat. Nach seinen Erfahrungen ist zum
                              									Gedeihen der Pflanze nöthig, daſs die künstliche Lichtquelle unter demselben
                              									Einfallswinkel die Pflanzen treffe wie das Sonnenlicht, um die sonst durch
                              									verschiedene Beleuchtung hervorgerufene Bewegung oder Drehung der Pflanzen nach der
                              									Lichtquelle zu vermeiden, da dies dem Wachsthume nicht förderlich scheint.
                           
                        
                           Ueber die Anwendung künstlicher Düngemittel beim
                              									Zuckerrübenbau.
                           Nach Versuchen von O. P. Dehérain (Journal des Fabricants de
                                 										sucre, 1883 Nr. 25) wirkt schwefelsaures Ammonium sehr schädlich auf das
                              									Gedeihen der Rüben, wenn der Boden nicht hinreichende Mengen organische Stoffe
                              									enthält. Ammoniumsulfat vermindert den Ertrag, durch Düngung mit Chilisalpeter wird
                              									der Zuckergehalt verringert, 1ha lieferte z.B.
                              									ohne Düngung 46600k Rüben mit 16,24 Proc. Zucker,
                              									nach 1200k Chilisalpeter 57400k mit 9,97 Proc. Zucker, nach 1200k Ammoniumsulfat 37200k Rüben mit 13,38 Proc. Zucker.
                           Wie Holdefleiß im Landwirth, 1883 Nr. 27 auf Grund von Versuchen berichtet, ist eine mäſsige
                              									Stallmistdüngung für Zuckerrüben in der Regel zu empfehlen und vortheilhaft durch
                              									Chilisalpeter zu unterstützen. Eine zu reichliche Stickstoffdüngung verschlechtert
                              									aber die Rüben. Bei Ausschluſs von Stalldünger empfiehlt sich gleichzeitige Gabe von
                              									Superphosphat und Chilisalpeter.
                           
                        
                           Verfahren zum Conserviren von Kaffeemehl.
                           Um Kaffeemehl haltbar zu machen, wird dasselbe nach F.
                                 										Schnitzer in München (D. R. R Kl. 53 Nr. 24367 vom 1. September 1882) mit
                              									passenden Mengen Zuckerkalk versetzt und mit oder ohne Zusatz von reinem,
                              									gepulvertem, trockenem Zucker in Formen gepreſst. Der Zuckerkalk soll die Zersetzung
                              									verhindern bezieh. die bei Beginn derselben auftretenden organischen Säuren binden.
                              									Um die auf diese Weise hergestellten Conservepatronen noch sicherer haltbar zu
                              									machen und um den Süſsigkeitsgrad derselben zu erhöhen, können dieselben noch mit
                              									einer besonderen Zuckerschicht überzogen werden.
                           
                        
                           Verfahren zum Conserviren von Milch.
                           Nach O. v. Roden in Hamburg (D. R. P. Kl. 53 Nr. 24169
                              									vom 26. Mai 1882) werden die mit frischer Milch oder Rahm gefüllten Gefäſse fest
                              									verschlossen, worauf man ein Stück Gummischlauch oder eine Kapsel mit Gummidichtung
                              									so über den Kopf der Flasche steckt, daſs ein Stück der Kapsel oder des
                              									Gummischlauches über den Kork hinwegragt. In die so gebildete becherartige
                              									Vertiefung gieſst man Oel, Glycerin o. dgl. und erwärmt hierauf die Milch etwa 1
                              									Stunde lang auf 105°. Nachdem die Gefäſse vollständig erkaltet sind, werden die
                              									Kapseln bezieh. der Gummischlauch wieder entfernt.
                           
                        
                           Ueber die Einwirkung der verdünnten Salzsäure auf
                              									Stärkemehl.
                           F. Allihn (Zeitschrift des deutschen Vereins für
                                 										Rübenzucker, 1883 S. 786) hat zur Feststellung der Bedingungen, unter denen
                              									Stärke in möglichst kurzer Zeit und mit möglichst wenig Säure annähernd vollständig
                              									verzuckert wird, je 12g lufttrockene Stärke mit
                              										100cc verdünnter Salzsäure erhitzt. Das
                              									beschickte und mit einem Rückfluſskühler verbundene Kölbchen wurde über freiem Feuer
                              									erhitzt und die Einwirkungsdauer von dem Zeitpunkte an gerechnet, bei welchem das
                              									Sieden begann. Nach beendigter Einwirkung wurde das Reactionsproduct abgekühlt, mit
                              									Wasser verdünnt und mit der entsprechenden Menge Natronlauge fast neutralisirt, so
                              									daſs die Flüssigkeit noch etwas sauer blieb, da es sonst leicht vorkommt, daſs die
                              									Flüssigkeit alkalisch wird und selbst eine geringfügige Alkalinität eine merkliche
                              									Zersetzung des Zuckers zur Folge hat. Das Reactionsproduct wurde nach der
                              									Neutralisation zu 2l aufgefüllt und von der so
                              									erhaltenen etwa 0,5procentigen Zuckerlösung wurden 25cc entnommen zur Zuckerbestimmung durch Reduction der alkalischen
                              									Kupferlösung, Wägung des im Wasserstoffstrome reducirten Kupfers und Umrechnung
                              									desselben in Zucker. Die verwendete Kartoffelstärke bestand aus:
                           
                              
                                 Reines Stärkemehl
                                 98,6
                                 
                              
                                 Asche
                                   0,9
                                 
                              
                                 Unlöslicher Rückstand
                                   0,3
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,8.
                                 
                              
                           Bei Verwendung der 10procentigen Säure nimmt, wie folgende Tabelle zeigt, mit der
                              									Zunahme der Versuchsdauer die Menge der verzuckerten Stärke ab, weil diese Säure bei
                              									längerem Kochen eine sehr erhebliche Zersetzung des Zuckers bewirkt. Bei der
                              									Einwirkung der 5procentigen Säure macht sich die Zersetzung des Zuckers erst nach
                              									½stündigem Kochen bemerkbar. Die Einwirkung der 3⅓procentigen Säure wurde bis zu 1½
                              									Stunden ausgedehnt und die höchste Umsetzung bei 1stündiger Kochdauer mit 94,65
                              									Proc., mit 2 procentiger Säure bei 1½stündiger Versuchsdauer mit 95,05 Proc.
                              									erreicht. Ein Vergleich der Resultate der Inständigen Einwirkung der 3⅓, 2 und
                              									1⅓procentigen Saure zeigt keine groſsen Verschiedenheiten zwischen den gebildeten
                              									Zuckermengen. Es würde hiernach die 2procentige Säure das günstigste Resultat
                           
                           
                              
                                 Versuchs-dauer
                                 Bei Verwendung einer Salzsäure von
                                 
                              
                                 10 Proc.
                                 5 Proc.
                                 3⅓ Proc.
                                 2 Proc.
                                 1⅓ Proc.
                                 
                              
                                 Minuten
                                 wurde Stärke verzuckert: Proc.
                                 
                              
                                     2
                                 92,6
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                     5
                                 92,1
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                   10
                                 –
                                 90,6
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                   15
                                 91,7
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                   30
                                 89,6
                                 94,3
                                 93,27
                                 84,94
                                 –
                                 
                              
                                   50
                                 87,4
                                 93,3
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                   60
                                 –
                                 –
                                 94,65
                                 93,68
                                 87,85
                                 
                              
                                   90
                                 –
                                 –
                                 94,49
                                 95,05
                                 92,87
                                 
                              
                                 105
                                 –
                                 –
                                 –
                                 94,89
                                 –
                                 
                              
                                 120
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 93,84
                                 
                              
                                 150
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 94,65
                                 
                              
                           liefern. Alle diese Versuche zeigen, daſs die Verzuckerung
                              									unter den obigen Verhältnissen überraschend schnell vor sich geht.
                           Was nun die Verwendbarkeit der verdünnten Salzsäure als Verzuckerungsflüssigkeit für
                              									die Praxis betrifft, so ist mit der oben angeführten Thatsache nach dieser Richtung
                              									freilich nicht viel gewonnen, da die Fortschaffung der Salzsäure viel zu kostspielig
                              									würde, so daſs kaum erwartet werden kann, dai's die Salzsäure trotz ihrer ungemein
                              									verzuckernden Wirkung jemals in der Praxis Verwendung finden wird.
                           Handelt es sich aber nur um Darstellung reinen Traubenzuckers aus Stärkemehl für den
                              									Laboratoriumsgebrauch, so würde die Benutzung der verdünnten Salzsäure sehr zu
                              									empfehlen sein, da die Verzuckerung bei gewöhnlicher Siedehitze vorgenommen werden
                              									kann und bei Anwendung von 2procentiger Säure in Zeit von 1½ Stunden weit genug
                              									vorgeschritten ist, um nach einigen Umkrystallisationen chemisch reine Dextrose zu
                              									liefern. Die Entfernung der Salzsäure läſst sich hierbei ohne Schwierigkeit durch
                              									Neutralisation mit Soda oder Natronlauge bewerkstelligen. Zum Umkrystallisiren der
                              									eingedampften Masse bedient man sich am besten des verdünnten Methylalkoholes von
                              									0,810 sp. G. bei 20°. Derselbe löst zwar einen kleinen Theil des beim Neutralisiren
                              									gebildeten Chlornatriums auf; da aber die Löslichkeit des Chlornatriums in
                              									verdünntem Methylalkohole in der Hitze annähernd dieselbe ist wie in der Kälte, also
                              									das während des Kochens gelöste Salz beim Erkalten nicht wieder ausgeschieden wird,
                              									so kann es durch mehrmaliges Umkrystallisiren leicht und vollständig beseitigt
                              									werden.
                           
                        
                           Herstellung von Glastinte.
                           Wie M. Müller im Sprechsaal, 1883 S. 429 berichtet, wird neuerdings ein Präparat unter dem
                              									Namen Aetz- oder Glastinte
                              									in den Handel gebracht, welches, mit einer gewöhnlichen Schreibfeder auf Glas
                              									aufzutragen, in ganz kurzer Zeit eine deutlich sichtbare scharfe Aetzung hervorruft.
                              									Das Glas bedarf keiner vorherigen Präparation und zum Schreiben kann man sich einer
                              									jeden Stahlfeder bedienen, welche nicht nennenswerth angegriffen wird, wenn man sie
                              									nach jedesmaligem Gebrauche mit Wasser reinigt.
                           Eine solche, in kleinen Guttaperchaflaschen in den Handel gebrachte Tinte bestand aus
                              									einer milchigen Flüssigkeit, wie etwa dicke Kalkmilch. Die weiſsliche Trübung war
                              									hervorgerufen durch schwefelsaures Barium. Die darüber stehende klare Flüssigkeit
                              									enthielt Fluſssäure, Fluorammonium und Oxalsäure. Das schwefelsaure Barium hat
                              									offenbar nur den Zweck, die eigentliche ätzende Flüssigkeit entsprechend zu
                              									verdicken, damit sich mit dieser gut schreiben läſst und das auf Glasgegenständen
                              									Geschriebene nicht ausläuft.
                           Eine noch bessere Tinte erhält man auf folgende Weise: Man reibt in einem
                              									Porzellanmörser gleiche Theile Fluorwasserstoff-Fluorammonium und getrocknetes,
                              									gefälltes schwefelsaures Barium zusammen und übergieſst das innige Gemisch in einer Platin-,
                              									Blei- oder Guttaperchaschale allmählich mit rauchender Fluſssäure, bis nach
                              									tüchtigem Rühren mit einem dünnen Guttaperchastäbchen letzteres nur noch sehr
                              									schnell verschwindende Eindrücke hinterläſst.
                           Mit der so erhaltenen dicklichen Flüssigkeit läſst sich mittels einer gewöhnlichen
                              									Stahlfeder auf Glas sehr gut schreiben; die Aetzung erfolgt augenblicklich und fällt
                              									auſserordentlich schön matt aus, so daſs die geätzten Stellen auf weite Entfernung
                              									hin sichtbar sind. Es genügt, die Tinte nur etwa 15 Secunden auf das Glas einwirken
                              									zu lassen; längere Zeit kann unter Umständen sogar von Nachtheil werden, da leicht
                              									die Ränder an Schärfe verlieren. Bei Anwendung geringerer Mengen Fluorammonium und
                              									auch wenn die Fluſssäure weniger concentrirt genommen wird, werden blankere Aetzungen erhalten; besonders im letzteren
                              									Falle bleiben die Ränder auch bei längerer Dauer der Einwirkung scharf, die
                              									Deutlichkeit der Schriftzüge erleidet darunter aber Einbuſse.
                           Die Aetztinte muſs in Guttaperchagefäſsen aufbewahrt werden, welche durch einen mit
                              									Wachs oder Paraffin getränkten Korkstopfen verschlossen werden können. Man muſs die
                              									Tinte vor jedesmaligem Gebrauche durchschütteln und gibt passend in das Gefäſs
                              									einige gröbere Schrotkörner, welche von der Flüssigkeit selbst nicht angegriffen
                              									werden, aber eine sehr schnelle und gründliche Durchmischung ermöglichen. Auch in
                              									Glasgefäſsen kann die Tinte aufbewahrt werden, wenn man erstere im Inneren mit einer
                              									dünnen Wachsschicht überzieht. Zu diesem Zwecke erwärmt man das Gefäſs, thut ein
                              									Stückchen Wachs hinein und läſst das sofort schmelzende Wachs unter beständigem
                              									Drehen an den Wandungen des Fläschchens erkalten. Die mit der angegebenen Tinte
                              									hervorgerufenen Aetzungen sind so rauh, daſs, wenn man sie mit einem Stückchen
                              									Metall, z.B. Messing oder Platin, einreibt, dieses an den geätzten Stellen ziemlich
                              									fest mit der dem Metalle eigenthümlichen Farbe und Glanz haften bleibt.
                           
                        
                           Verfahren zum Conserviren bez. Färben von Kunstdenkmälern aus
                              									Stein.
                           Sollen nach A. Keim und F.
                                 										Thenn in München (D. R. P. Kl. 80 Nr. 24647 vom 11. März 1883) weiſse
                              									Steine conservirt werden, ohne die ursprüngliche Farbe zu verändern, so werden sie
                              									zuerst mit Kalk- oder Barytwasser oder mit schwefelsaurer Magnesia oder auch mit
                              									Kalialaun 2 bis 4mal und abwechselnd je mit heiſsem Kaliwasserglase und zuletzt mit
                              									Kieselfluorwasserstoffsäure so oft mittels einer Brause getränkt, bis die Oberfläche
                              									nach 24stündigem Austrocknen nicht mehr alkalisch reagirt.
                           Will man die Steine zugleich färben, so wendet man Metallsulfate an, deren Base mit
                              									Kaliwasserglas und deren Schwefelsäure mit Barytwasser fixirt wird, worauf das frei
                              									gewordene Kali wieder durch Kieselfluorwasserstoffsäure gebunden wird.
                           Hierauf werden die Gegenstände mit einer Lösung von Paraffin in Benzin oder Erdöl
                              									getränkt.
                           
                        
                           Appretirung von Seidenstoffen mit Bernstein.
                           Das von Oskar Thümmel in Berlin (D. R. P. Kl. 8 Nr.
                              									22686 vom 28. November 1882) angegebene Verfahren besteht darin, Seidenstoff mit
                              									einer Lösung von Bernstein in Chloroform zu imprägniren, zu trocknen und heiſs zu
                              									kalandriren. Der fein gepulverte Bernstein, durchsichtige Qualität, erfordert sein
                              									doppeltes Gewicht an Chloroform; die nach einigen Tagen erhaltene Lösung wird
                              									mittels Pinsel oder Schwamm aufgetragen und das Gewebe in einer derartig
                              									construirten Trockenkammer getrocknet, daſs das Lösungsmittel wieder gewonnen wird.
                              									(Die praktische Handhabung dieses ziemlich leicht flüchtigen Anästheticums in so
                              									groſsen Mengen und auf angegebene Art mag wohl nicht so gar leicht sein. S.) Die so erhaltene Bernsteinappretur soll dem
                              									Seidenstoffe Elasticität und Eleganz ertheilen und seine Haltbarkeit erhöhen.