| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 333 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Roheisen-Erzeugung und Kohlengewinnung in Deutschland im J.
                              									1882/3.
                           Nach den statistischen Mittheilungen des Vereins deutscher Eisen- und
                              									Stahlindustriellen wurden im Deutschen Reiche (mit Einschluſs Luxemburgs) im
                              									December 1883 292129t Roheisen dargestellt. Die
                              									Jahreserzeugung belief:
                           
                              
                                 Im J. 1883 auf
                                 2045396t
                                 Puddelroheisen
                                 
                              
                                 
                                   122180
                                 Spiegeleisen
                                 
                              
                                 
                                   495920
                                 Bessemer-Roheisen
                                 
                              
                                 
                                   369685
                                 Thomas-Roheisen
                                 
                              
                                 
                                   347607
                                 Gieſserei-Roheisen
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 Im Ganzen auf
                                 3380788t
                                 Roheisen
                                 
                              
                                 Dagegen im J. 1882 auf
                                 3170957t
                                 Roheisen.
                                 
                              
                           Diese letztere Ziffer (vgl. auch 1883 247 398) ist ohne Einrechnung von Bruch- und Wascheisen zu nehmen.
                              									Letzteres ergab nach der amtlichen Statistik im J. 1882 16835t. Die Gesammt-Roheisen-Erzeugung des J. 1882 ist
                              									amtlich auf 3380806t festgestellt, im Werthe von
                              									195 708409 M., so daſs die Tonne mit 57,89 M. bewerthet erscheint. Die Zahl der
                              									producirenden Werke betrug 137, der Arbeiter 23015, der vorhandenen bezieh.
                              									betriebenen Hochöfen 316 bezieh. 261. An Steinkohlen wurden im J. 1882 gefördert
                              										52118595t im Werthe von 267859377 M.,
                              									Braunkohlen 13259616t im Werthe von 36155570 M.
                              									Der Werth der Tonne stellt sich also auf 5,18 bezieh. 2,72 M. Die Zahl der Arbeiter
                              									betrug 195958 bezieh. 25546. (Vgl. Stahl und Eisen,
                              									1884 S. 119 u. 124.)
                           
                        
                           Zur Unterscheidung von Stahl und Eisen in kleinen
                              									Stücken.
                           Der frische Bruch ist in der Regel ein Kennzeichen für die Klassificirung des
                              									Probestückes; sein Ansehen bietet aber keine genügende Sicherheit, sobald gutes
                              									Feinkorneisen oder sehr weicher Stahl vorliegt. Um auch in solchen Fällen die
                              									Unterscheidung bequem und sicher durchzuführen, hat Walrand in der Société des Ingenieurs civils
                              									in Paris, Sitzungsberichte 1883 S. 531 das einfache Mittel angegeben, den Bruch des
                              									erhitzten und zur blauen Farbe nachgelassenen Probestückes zu betrachten. Bei diesem
                              									Verfahren sollen alle Zweifel über die Natur des fraglichen Stückes ausgeschlossen
                              									sein.
                           Der Versuch kann folgendermaſsen ausgeführt werden:
                           Der ungefähr 25 bis 30cm lange Probestab wird etwa
                              									4 bis 5cm von seinen Enden leicht eingeritzt; das
                              									eine Ende erhitzt man dann langsam und gleichmäſsig bis zur dunkeln Rothglut (325
                              									bis 400°) und kühlt es in Wasser ab. Während des Abkühlens muſs das noch warme Stück
                              									öfters mit einer Feile untersucht werden, bis die bloſsgelegte, metallisch glänzende
                              									Fläche dunkel gelb, besser blau angelaufen erscheint; jetzt wird rasch und
                              									vollkommen abgekühlt.
                           Die Bruchflächen der nun an beiden Enden an der Einritzstelle abgeschlagenen
                              									Probestücke dienen zum Vergleichen. Gewöhnliches, kalt
                                 										gebrochenes Schmiedeisen erscheint sehnig oder körnig; ist es aber in
                              									obiger Weise behandelt worden, so zeigt es sich im Bruche matt, zerrissen und von
                              									kurzer Seime. Harter und mäßig harter Stahl ist
                              									feinkörnig; nach dem Erhitzen und Nachlassen hat er einen glänzenden, ganz oder
                              									theilweise glatten Bruch. Schwedisches Eisen hat nur
                              									Spuren von Sehne, unterscheidet sich sonst nicht von weichem Stahl; im angelassenen
                              									Zustande wird die Sehne deutlich und das glatte Aussehen verschwindet, während es
                              									bei gleichartig behandeltem weichem Stahle um so mehr hervortritt.
                           
                        
                           
                           Thonet's Verfahren zur Nachahmung der Textur von
                              									Hölzern.
                           Das von Gebrüder Thonet in Wien (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 24046 vom 14.
                                 										Februar 1883) patentirte Verfahren besteht darin, daſs durch Ueberwalzen
                              									mittels unrunder Messerscheiben, welche gegen einander unregelmäſsig versetzt sind,
                              									die Textur ringförmiger Hölzer, wie Eiche, Esche, Ulme, Palisander, Mahagoni u.s.w.,
                              									nachgeahmt wird, da sich auf dem Holze dem unregelmäſsigen Umfange der Scheiben
                              									entsprechend unregelmäſsige Eindrücke einprägen.
                           
                        
                           Ueber Gewichtsunterschiede beim Transporte von
                              									Rohzucker.
                           Entgegen der vielfach ausgesprochenen Behauptung, warm in Säcke verpackter Zucker
                              									verliere beim Transporte an Gewicht, zeigt H.
                                 										Bodenbender in der Deutschen Zuckerindustrie,
                              									1883 S. 1259, daſs bei 40° verpackter Zucker anfangs etwa 0,1 Procent an Gewicht
                              									verliert, dann aber etwa 0,2 Proc. wieder zunimmt. Bei 30° verpackter Zucker zeigt
                              									selbst diese vorübergehende Gewichtsabnahme durch Verdunstung nicht. Beim
                              									Aufbewahren in warmen Räumen muſs der Zucker an Gewicht verlieren, bringt man ihn
                              									aber dann in Räume mit minderer Temperatur, so nimmt er Wasser auf und vermehrt
                              									dadurch sein Gewicht. Soviel ist zweifellos, daſs beim Transporte auf weite
                              									Entfernungen Zucker, der nicht unter abnormen Verhältnissen (heiſs) verpackt wurde
                              									und bei nicht gerade sehr bewegter Luft von hoher Temperatur eine Gewichtsabnahme
                              									durch Wasserverdunstung nicht wohl erleidet. Für kurze Strecken kann allerdings eine
                              									Differenz durch Gewichtsabnahme nachweisbar sein, welche aber später
                              									verschwindet.
                           
                        
                           Lösch- und Rettungseinrichtungen für Gebäude; von G. Stumpf in
                              									Berlin.
                           Die Erfahrungen der letzten Zeit haben es erwiesen, daſs nur in den seltensten Fällen
                              									gröſsere, in Theatern oder sonstigen öffentlichen Gebäuden angesammelte
                              									Menschenmengen Besonnenheit genug bewahren, um die betreffenden Räumlichkeiten in
                              									Ruhe zu verlassen, wenn Feuersgefahr o. dgl. dies erfordern sollte. Entstehen aber,
                              									namentlich auf Treppen, Stockungen, so ist es meistens unmöglich, Hilfe zu bringen,
                              									da ein Ankämpfen gegen den Menschenstrom und ein Vordringen bis zum Orte des
                              									Unfalles zur Unmöglichkeit wird.
                           Um nun der Rettungsmannschaft zu ermöglichen, an jeden Punkt
                                 										einer Treppe gelangen zu können, ohne dem Gedränge entgegen arbeiten zu
                              									müssen, will G. Stumpf in Berlin (* D. R. P. Kl. 61 Nr.
                              									22598 vom 19. Januar 1882) zwischen je 2 Treppen einen Fahrschacht mit Ausgängen
                              									nach jedem Treppenabsatze hin anlegen. Ein Aufzug soll alsdann Rettungs- und
                              									Löschmannschaft in diesem Schachte nach jedem gefährdeten Punkte befördern, so daſs
                              									unmittelbar Hilfe gebracht werden kann. Der Schacht soll bis über das Dach hinaus
                              									geführt und sollen in demselben auch Wasserleitungsröhren untergebracht werden, um
                              									das Löschungswerk vom Dache aus wirksam in Angriff nehmen zu können.
                           Die Beleuchtung der Treppe sowohl, als auch des
                              									Fahrstuhlschachtes geschieht durch Gaslaternen, welche in der Wand des letzteren
                              									angebracht sind, denen von auſserhalb frische Luft zugeführt wird und deren
                              									Verbrennungsgase ebenfalls nach auſsen abgeführt werden. Fenster in der
                              									Schachtwandung ermöglichen es der mit dem Aufzuge auffahrenden Rettungsmannschaft,
                              									sofort zu erkennen, wo ihr Einschreiten nöthig wird.
                           Um den Raum im Treppenhause vortheilhaft auszunutzen, sollen in demselben zwei Treppen angebracht werden, welche parallel über
                              									einander fortlaufen, sonst aber in keiner Verbindung stehen. Diese Anlage ist
                              									ausführbar, da stets nur ein Rang oder eine Gallerie auf eine Treppe ausmünden soll,
                              									mithin die Absatzhöhe der letzteren von der Stockwerkshöhe des Gebäudes ganz
                              									unabhängig ist. Auch sollen die Treppen von oben nach unten beständig an Breite
                              									zunehmen, um die Wahrscheinlichkeit einer Stauung bei Menschengedränge möglichst zu
                              									verringern. Es wird vorgeschlagen, den ganzen Bau des Treppenhauses mit Fahrschacht
                              									und Treppe von Eisen herzustellen und die Treppenstufen, um ein sicheres Auftreten
                              									zu ermöglichen und Geräusch zu vermeiden, mit Blei anstatt Holz zu belegen.
                           Ein anderer Vorschlag bezieht sich auf eine bessere Versorgung der Theater
                              									u. dgl. mit Druckwasser zu Löschzwecken. Wird das Wasser von
                              									einer städtischen Leitung entnommen, so ist die Zuführung meistens nicht weit genug
                              									angelegt, um nicht bei starker Wasserentnahme beträchtliche Druckverluste
                              									herbeizuführen, welche durch die vielen bei der Hauswasserleitung erforderlichen
                              									Krümmer u. dgl. noch erheblich vergröſsert werden. Ist dagegen im Gebäude selbst ein
                              									Wassersammelbehälter aufgestellt, so ist zwar Wasser reichlich vorhanden, welches
                              									jedoch in den oberen Räumlichkeiten unter zu geringem Drucke steht, um zu
                              									Löschzwecken wirksam verwendet werden zu können. Von Stumpf wird dagegen empfohlen, in feuersicheren Räumlichkeiten des
                              									Gebäudes passend vertheilt eine Anzahl völlig geschlossener Behälter aufzustellen,
                              									welche mit der städtischen Wasserleitung durch mit dicht schlieſsenden
                              									Rückschlagventilen versehenen Zuleitungsröhren verbunden sind. Das zuströmende
                              									Wasser wird alsdann die in den betreffenden Behältern enthaltene Luft bis auf das
                              									Maximum des in der städtischen Leitung je vorkommenden Druckes zusammenpressen und,
                              									vollkommene Dichtigkeit der Behälter vorausgesetzt, unter diesem Maximaldrucke
                              									verharren. In der Nähe des Bodens führen dann aus diesen Behältern Röhren ab, welche
                              									das Wasser nach den verschiedenen Hydranten leiten.
                           Um auch Gefäſse in höheren Stockwerken mit Druckwasser unter der in der Tiefe
                              									erreichbaren Pressung zu versorgen, wird eine Einrichtung vorgeschlagen, welche auf
                              									das Prinzip des Heronsbrunnens zurückkommt.
                              									Selbstverständlich wird der hohe Anfangsdruck des Wassers bei zunehmender Entleerung
                              									der Behälter bald nachlassen, indeſs wird man dadurch, daſs man sofort eine groſse
                              									Wassermasse unter hohem Drucke zur Verfügung hat, in den meisten Fällen das weitere
                              									Umsichgreifen des Feuers verhüten können.
                           
                        
                           Elektrische Eisenbahn in Chicago.
                           Ueber die in D. p. J. 1883 250 552 schon erwähnte elektrische Eisenbahn, welche als die erste in
                              									Amerika für Personentransport bestimmte von der Electric
                                 										Railway Company of the United States aus Anlaſs der Eisenbahn-Ausstellung
                              									in Chicago innerhalb 2 Wochen gebaut wurde, ist nach Engineering, 1883 Bd. 36 * S. 169 noch
                              									Folgendes nachzutragen: Da wegen der Kürze der Zeit besondere Maschinen nicht gebaut
                              									werden konnten, wurden 2 Weston'sche
                              									Nebenschluſs-Maschinen für 100 Glühlichter genommen mit 75 Volt elektromotorischer
                              									Kraft bei 1100 Umdrehungen. Die Bahn bestand aus 3 Schienen; die unter sich leitend
                              									verbundenen Auſsenschienen mit 0m,9 Spurweite
                              									führten den Strom von dem einen Pole den Rädern, die auf ihren beiden Seitenflächen
                              									von 2 Bürsten aus Phosphorbronzedraht berührte Flachschiene in der Mitte von dem
                              									anderen Pole zu. Die in sich zurücklaufende Bahn hatte Curven von 17m Radius an beiden Enden; sie befand sich auf der
                              									Galerie des Hauptausstellungsgebäudes und war im Ganzen 473m lang. Unter die 3 Schienen war zur Verkleinerung
                              									des Leitungswiderstandes je ein Kupfer- bezieh. Eisendraht gelegt. Die
                              									Dynamomaschine auf der Locomotive trieb durch 2 Riemen zwei lose auf die Achse der
                              									Triebräder aufgesteckte Riemenscheiben, in welche von der Mitte des Wagens her
                              									mittels eines Hebels je ein durch Nuth und Feder mit der Achse der Scheiben und
                              									Räder verbundener Reibungskegel hineingeschoben wurde, wenn die Räder mit umlaufen
                              									sollten. Die Umkehrung des Stromes und der Bewegungsrichtung bewirkte ein anderer
                              									Hebel durch Umdrehung eines auf seiner Achse sitzenden Rades, welches mit 2 Rädern
                              									auf den Achsen der Bürstenhalter in Eingriff stand und so das eine oder das andere
                              									Paar Bürstenhalter in Thätigkeit oder beide auſser Thätigkeit setzen konnte.
                              									Innerhalb der 13 Tage ihres Bestehens war die Bahn 118 ¾ Stunden in Betrieb, wobei
                              									ein Weg von 718km zurückgelegt und bei 1588
                              									Fahrten 28805 Personen befördert wurden. Die mittlere Geschwindigkeit bei 750
                              									Umdrehungen betrug 13km in der Stunde.
                           
                        
                           Ferranti-Thomson's Wechselstrommaschine für
                              									Gleichstrom.
                           Da für die Ferranti-Thomson'sche Wechselstrommaschine
                              									(vgl. 1883 247 * 450) eine Erregungsmaschine mit sehr
                              									kleinem innerem Widerstände nöthig war und solche Maschinen mit kleinem Widerstände
                              									nur für galvanoplastische Zwecke gebaut werden, so hat sich nach Engineering, 1883 Bd. 36 *
                              									S. 258 die Ferranti-Company in London entschlossen, als
                              									Erreger eine mit Commutator versehene 
                              									Ferranti-Thomson'sche Wechselstrommaschine zu benutzen.
                              									Die Armatur derselben besteht aus einem 5 strahligen Sterne aus 2mm dicken und 38mm breiten Kupferbande. Der Commutator hat insofern eine von der
                              									gewöhnlichen Einrichtung abweichende Form, als die mit den beiden Enden der Armatur
                              									verbundenen Contactflächen nicht auf der Mantelfläche, sondern an der Stirnfläche
                              									desselben angebracht sind und sich über festliegende, den Strom aufnehmende
                              									Contactstücke hinwegbewegen, welche die sonst gebräuchlichen Bürsten ersetzen. Die
                              									Maschine soll mit 300 bis 400 Umdrehungen in der Minute laufen und dabei einen Strom
                              									von 800 Ampere bei einer elektromotorischen Kraft von 10 Volt geben.
                           Eine Ferranti-Thomson'sche Maschine für 500 Glühlampen,
                              									welche vorwiegend zur Schiffsbeleuchtung bestimmt ist,
                              									und eine solche für 1000 Lampen sind im Engineer, 1883
                              									Bd. 56 * S. 34 ausführlich beschrieben. In letzterer ist die (8 strahlige) Armatur
                              									ganz wie bei der Maschine für 2500 Lichter; sie soll aber mit nur 300 Umdrehungen in
                              									der Minute laufen.
                           
                        
                           Nachweis von Kohlenwasserstoffen in den Fetten.
                           Zur Bestimmung von Mineralölen, Paraffin u. dgl. in Handelsfetten werden nach F. Nitsche (Seifenfabrikant, 1883 S. 565) 10g des zu untersuchenden Fettes mit 7g Natronlauge von 380 B. und 30g 90 bis 96 procentigern Alkohole im Wasserbade
                              									bis zum beginnenden Sieden des Alkoholes erwärmt und nun langsam 40g Glycerin von 280 B. hinzugefügt. Zu der
                              									Seifenlösung, welche bei Gegenwart irgend bedeutenderer Mengen von
                              									Kohlenwasserstoffen stets trübe ist, werden 10cc
                              									rückstandfreies Benzin zugesetzt und kräftig durchgeschüttelt. Das Benzin nimmt die
                              									Kohlenwasserstoffe auf und trennt sich von der Seifenlösung leicht und vollständig,
                              									da letztere in Folge des Glycerinzusatzes auch bei gewöhnlicher Temperatur nicht
                              									mehr erstarrt. Beim Verdunsten der Benzinlösung bleibt das Mineralöl zurück. – Zur
                              									quantitativen Bestimmung ist es genauer, 10g des
                              									Fettes zu verseifen, die Fettsäure abzuscheiden, zu titriren und die Menge des
                              									verbrauchten Alkalis mit jener zu vergleichen, welche die aus der mit Benzin
                              									gewaschenen Glycerinseife durch Zersetzen mit Schwefelsäure und Kochen erhaltene
                              									Fettsäure verlangt.
                           Diese Probe ist auch anwendbar, um Stearinkerzen und Kerzenmaterial auf das
                              									Vorhandensein von Paraffin, Ceresin, Mineralwachs u. dgl. zu prüfen, und hat
                              									dieselbe den Vortheil, derartige Zusätze beim Abdampfen des Benzins unverändert
                              									zurückzulassen, so daſs dieselben auf ihre physikalischen und chemischen
                              									Eigenschaften untersucht werden können. Die in Extractions-Knochenfetten des Handels
                              									vorhandenen schweren Oele können nach dieser Methode ihrer Menge und Beschaffenheit
                              									nach erkannt werden.
                           
                        
                           Ueber die Bestimmung des Alkoholes im Biere.
                           Nach der halymetrischen Methode beruht die quantitative Bestimmung der wesentlichen
                              									Bestandtheile des Bieres: Alkohol, Extract, Kohlensäure und Wasser hauptsächlich auf
                              									der Eigenschaft des Kochsalzes, sich bei jeder Temperatur zwischen 0° und 100° in
                              									einer gleich groſsen Menge reinen Wassers aufzulösen. Zur Bestimmung der Kohlensäure soll eine abgewogene Menge Bier mit dem
                              									hinzugeschütteten Kochsalze ¼ Stunde lang geschwenkt werden; die bei nachheriger
                              									Wägung sich ergebende Gewichtsdifferenz zeigt den Kohlensäuregehalt des Bieres an.
                              									Da die Berechnung des Alkoholes und der übrigen Bestandtheile von dieser
                              									Kohlensäurebestimmung beeinfluſst wird, so hat Kleinert
                              									nach der Zeitschrift für analytische Chemie, 1883 S.
                              									505 entsprechende Versuche ausgeführt, welche zeigen, daſs die verschiedenen
                              									Biersorten auch sehr verschieden lange Zeit des Schütteins erfordern. Berücksichtigt
                              									man ferner, daſs ein und dieselbe Biersorte, mit Kochsalz geschüttelt, in derselben
                              									Zeit keineswegs immer den gleichen Verlust erleidet, daſs die zu ermittelnden
                              									Zahlenwerthe auch von der Beschaffenheit des zum Schütteln verwendeten Kochsalzes,
                              									von seinem Korne und Trockenheitszustande abhängig sind und welche Schwierigkeiten
                              									das Ablesen der ungelösten Salzmenge im Halymeter zuweilen bereitet, so wird man
                              									sich der Ansicht kaum verschlieſsen können, daſs die halymetrische Methode, so
                              									sinnreich sie auf den ersten Blick erscheint, dennoch derjenigen Zuverlässigkeit ermangelt, welche man
                              									von analytischen Methoden im Allgemeinen fordert; sie hat einen mehr historischen,
                              									als praktischen Werth.
                           
                        
                           Wirkungen der unterchlorigsauren und Chlorsäuren Salze in der
                              									Färberei.
                           J. Persoz, Direktor der Seidenconditionirungsanstalt in
                              									Paris, gibt im Bulletin de la Société chimique de
                                 										Paris, 1883 S. 620 einige Einzelheiten, welche als Ergänzung zu dem H. Schmier sehen Referate über Witz's Oxydation der Cellulose (1883 250 271)
                              									dienen können. Um Gewebe aus Fasern verschiedenen Ursprunges in Eisenoxyd zu beizen,
                              									bedienen sich einige Lappenfärber abwechselnder Bäder von Eisennitrosulfat und
                              									warmer Chlorkalklösung. Die letztere kann unmöglich den Zweck haben, das Eisensalz
                              									höher zu oxydiren, da dieses schon vollständig im Sesquioxydzustande vorhanden ist.
                              									Einestheils wirkt sie als Fällungsmittel des Eisenhydroxydes, anderentheils aber
                              									gerade in der von Witz angegebenen Weise durch das
                              									Chlor oder die unterchlorige Säure, welche das Aufsaugungsvermögen der Faser
                              									gegenüber beizenden Metalloxyden verstärkt. Das Eisenoxyd fixirt sich also im
                              									vorliegenden Falle vollständiger, wie durch Abscheidung mittels eines Alkalis oder
                              									Alkalicarbonates.
                           Schon J. Persoz (der Vater) schlug zum Beizen in
                              									Eisenoxyd von Gemischen pflanzlicher und thierischer Fasern, welche bekanntlich
                              									nicht mit der gleichen Verwandtschaft zu den Metalloxyden begabt sind, ein ähnliches
                              									Verfahren vor. Man löst äquivalente Mengen von Kaliumchlorat und Ferrosulfat in der
                              									Kälte auf, vereinigt die Lösungen und führt in das verdünnte Bad die Gewebe ein,
                              									indem man allmählich erwärmt. Das im ersten Augenblicke durch doppelte Umsetzung
                              									gebildete Ferrochlorat zersetzt sich und schlägt Ferrihydroxyd auf der Faser nieder.
                              									Diese Beizung wird wiederum begünstigt durch die Chloroxydationsproducte, welche
                              									hierbei frei werden und die Fasern in bekannter Art angreifen. Beizt man z.B. auf
                              									diese Weise ein gemischtes Gewebe, dessen Einschlag aus Seide, Wolle, Ziegenhaar,
                              									Baumwolle, Flachs u. dgl. bestehen kann, so erhält man beim nachherigen Färben in
                              									Blauholz gleichmäſsige Färbungen.
                           J. Persoz (Sohn) fand, daſs sich jene Reaction nicht nur
                              									auf Textilfasern, so u.a. auf Cellulose, sondern auch auf andere Kohlenhydrate
                              									behufs Beizung in Anwendung bringen läſst und zeigt folgendes Verfahren an, um z.B.
                              									Kartoffel- oder Getreidestärke in Eisenoxyd zu mordanciren und in Berlinerblau zu
                              									färben. Man löst auf der einen Seite 5 Th. chlorsaures Kali und 7 Th. Eisenvitriol
                              									gesondert in kaltem oder lauwarmem Wasser auf. Auf der anderen Seite zerreibt man 15
                              									Th. Kartoffelstärke mit Wasser und vereinigt die verschiedenen Flüssigkeiten in
                              									einer Schale, indem man auf 400 Th. verdünnt. Diese Verhältnisse geben Mittelblau.
                              									Man erwärmt langsam auf 55° unter fortwährendem Umrühren. Erscheint die Stärke
                              									genügend gefärbt, so läſst man erkalten, absetzen und wäscht durch Dekantation. Man
                              									färbt die gebeizte Stärke in einem sehr verdünnten Bade von gelbem Blutlaugensalze,
                              									welches auf 2 Th. des letzteren 1 Th. concentrirte Schwefelsäure enthält und leicht
                              									erwärmt wird. Ist die Sättigung vollständig, so wäscht man wiederum durch
                              									Dekantation. Die mikroskopische Prüfung zeigt, daſs die Stärke regelmäſsig gefärbt
                              									ist und ihre charakteristische Structur unverändert bewahrt hat. Getreidestärke
                              									liefert dasselbe Ergebniſs, aber etwas weniger kräftig. Es ist wahrscheinlich, daſs
                              									die Salze des Aluminiums, Chroms u.s.w. sich beim Beizen unter angegebenen
                              									Bedingungen ähnlich verhalten würden und daſs man die damit mordancirte
                              									Kartoffelstärke durch Blauholz, Alizarin, adstringirende Farbstoffe in verschiedene
                              									Nuancen färben könnte. Referent erinnert daran, daſs es seiner Zeit im Schwünge war,
                              									den gewöhnlichen Beizen eine gewisse Menge chlorsaures Kali zuzusetzen, welches ihre
                              									Befestigung auf der Faser beförderte. Man ist seither hiervon abgekommen, da sich
                              									diese Mischungen weniger gut conservirten und zu verfrühtem Absatze von unlöslichem
                              									Metalloxyde in der Farbe Anlaſs gaben.
                           
                              S.