| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 88 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Geschwindigkeits-Controlapparat für Dampfmaschinen u.
                              									dgl.
                           Ein in der Eisen-Zeitung, 1884 * S. 611 abgebildeter
                              									Apparat von G. Hochschild, welcher zur Ueberwachung der
                              									Geschwindigkeit einer Maschine dienen soll, besteht aus einem gewöhnlichen
                              									Centrifugalpendel-Tachometer, dessen Hülse durch einen Hebel und eine kurze
                              									Gelengstange mit einem Zeiger verbunden ist. Bei der Auf- und Abbewegung der Hülse
                              									schleift die Spitze des Zeigers über mehrere in einem Kreisbogen angeordnete
                              									Metallplatten und durch eine elektrische Leitung wird auf einem an beliebigem Orte
                              									(z.B. im Zimmer des Betriebsleiters) aufgestellten Zeigerapparate angegeben, mit
                              									welcher Contactplatte der Zeiger in Berührung ist, oder es werden bei bestimmten
                              									Grenzstellungen Lärmklingeln zum Tönen gebracht.
                           Der Apparat wird von C. Czeija in Wien angefertigt, war
                              									1883 in Wien ausgestellt und soll schon mehrfach in Fabriken Anwendung gefunden
                              									haben.
                           
                        
                           Elektrischer sogen. Exponirautomat für photographische
                              									Zwecke.
                           Die mittels Elektricität betriebene selbstthätige photographische Exponirvorrichtung
                              									von R. Schlotterhoß bezweckt die hohe
                              									Lichtempfindlichkeit von Emulsions-Copirpapieren zu erhöhter Leistung bei
                              									Vervielfältigung nach einem Negative nutzbar zu machen. Die Einrichtung besteht nach
                              									der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1884 * S. 115
                              									wesentlich aus einem lichtdichten Exponirkasten, dessen Deckel von einem Laufwerke
                              									aus mittels Kettentransmission in regelmäſsigen, der nöthigen Belichtungszeit
                              									angepaſsten Zeiträumen geöffnet und geschlossen wird. Unter der Belichtungsöffnung
                              									liegt eine gepolsterte Preſsplatte, welche durch eine Spiralfeder gegen das
                              									photographische Papier und mit diesem gegen das Negativ angedrückt wird. Beim
                              									Schlieſsen des Deckels am Ende jeder Belichtung wird die Preſsplatte ein wenig
                              									bewegt, so daſs sie das Papier ohne Ende frei läſst und dieses mittels eines Haspels
                              									um eine Bildlänge fortbewegt werden kann; dann geht die Preſsplatte wieder empor und
                              									der Deckel öffnet sich wieder. Das Laufwerk gleicht ganz denen der elektrischen
                              									Läutewerke der Eisenbahnen; die Auslösung desselben geschieht mittels eines
                              									elektrischen Stromes (von 4 Elementen); die Stromschlieſsung durch den Elektromagnet
                              									des Triebwerkes vermittelt ein zweiter Elektromagnet, wenn durch letzteren von einer
                              									Uhr der Strom einer zweiten Batterie (von 2 Elementen) geschickt wird. Auf das
                              									isolirte Zifferblatt der Uhr wird beim Gebrauche des Apparates ein Papierscheibchen
                              									aufgeklemmt, an dessen Rande man Ausschnitte gemacht hat, deren Entfernungen von
                              									einander der Dauer der Belichtung angepaſst sind und von der durch einen Vorversuch
                              									ermittelten Dichte und Beschaffenheit des photographischen Negativs, der Empfindlichkeit des
                              									Papieres und der Stärke der zum Copiren angewendeten Lichtquelle abhängen.
                           Um die richtige Belichtungsdauer für einen gegebenen Fall durch einen Vorversuch zu
                              									bestimmen, macht man in dem Papierscheibchen verschieden weit von einander entfernte
                              									Ausschnitte, welche einer verschiedenen Dauer der Lichteinwirkung entsprechen. Es
                              									wird ausgesetzt und nach Entwickelung der Bilder aus der Güte der erhaltenen
                              									Abdrücke die richtige Belichtungsdauer ermittelt. Nach dieser wird nun die
                              									Papierscheibe für die eigentlich zu beginnende Thätigkeit des Abdruckens geschnitten
                              									und auf das Zifferblatt der Uhr aufgesetzt.
                           Als Zeiger besitzt die Uhr einen federnden Contactarm, welcher durch die Löcher der
                              									Papierscheibe hindurch mit dem Zifferblatte in Berührung treten kann und dann den
                              									Strom der zweiten Batterie schlieſst. Steht der Uhrzeiger mit dem Zifferblatte in
                              									leitender Berührung, so ist die Klappe des Exponirapparates geschlossen, der Zutritt
                              									des Lichtes in den Kasten und zum Negative abgesperrt. Tritt der Zeiger aber auf das
                              									Papierscheibchen über, so setzt sich das Laufwerk in Gang, bis die Klappe geöffnet
                              									ist, was sehr rasch geschieht; der Apparat bleibt nun in Ruhe, bis der Zeiger wieder
                              									vom Papierscheibchen auf das Zifferblatt übergeht; dann bewegt sich das Laufwerk von
                              									Neuem und zwar so lange, bis, nachdem sofort die Klappe geschlossen wurde, der
                              									Apparat zu einer neuen Belichtung fortgeschaltet worden ist. Auf diese Weise geht
                              									die selbstthätige Bewegung des Oeffnens und Schlieſsens der Lichtöffnung durch die
                              									Klappe sicher und in regelmäſsiger Aufeinanderfolge vor sich.
                           
                        
                           Verfahren zum Schütze der Holzdämpfkessel.
                           Beim Dämpfen von Holz werden namentlich die oberen Theile des Kessels durch
                              									Ameisensäure und andere organische Säuren angegriffen. G. Sarres
                              									in Buchholz (D. R. P. Kl. 38 Nr. 28837
                                 										vom 15. März 1884) läſst daher mit dem in den Holzdämpfer einströmenden
                              									Dampf Ammoniak eintreten, wodurch eine gleichmäſsige Dampf-Ammoniakatmosphäre in dem
                              									Kessel erzielt wird. Treten während der Dampfeinwirkung auf das Holz organische
                              									Säuren auf, so werden diese sofort durch das Ammoniak neutralisirt und dadurch für
                              									den Kessel ganz unschädlich gemacht. Diese Einführung des Ammoniaks wiederholt man
                              									mehrere Male und zwar entsprechend der Gröſse der Kessel und der Zeitdauer der
                              									Dampfeinwirkung.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung Email ähnlicher Bilder.
                           Nach W. H.
                                    											Guillebaud in Paris (D. R. P. Kl. 39 Nr. 28822 vom 3. Januar 1884) wird in eine
                              									Form mit Erhöhungen und Vertiefungen, welche den lichten und dunklen Flächen des
                              									herzustellenden Bildes entsprechen, eine durchscheinende flüssige Masse gegossen,
                              									welche nach dem Erstarren, je nach der mehr oder minder gröſseren Dicke, in welcher
                              									dieselbe in der Form liegt, mehr oder minder dunkel erscheint. Die Färbung dieser
                              									Bilder geschieht entweder durch Grundiren der Form, wobei die Farbe durch die Masse
                              									hindurchscheint, oder durch Zumischen von Farbstoffen zu der Masse, oder durch
                              									Ueberstreichen der Bilder selbst.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von langsam bindendem
                              									Portlandcement.
                           Statt zu dem frisch gemahlenen Portlandcemente 1 bis 2 Proc. Gyps hinzu zu fügen, um
                              									ersteren langsamer bindend zu machen, versetzt C. Heintzel in
                              										Lüneburg (D. R. P. Kl. 80 Nr. 28873
                                 										vom 1. April 1884) die Cementmischung vor dem Brennen mit der schwachen
                              									Lösung eines leicht löslichen Sulfates; 0,5 bis 2 Proc. Ferrosulfat, zur Rohmischung
                              									gesetzt, sollen den Zweck besonders gut erfüllen.
                           
                        
                           Zur Verarbeitung Zink haltiger Kiesabbrände.
                           Nach dem Vorschlage der Berg- und Hüttenverwaltung in
                                 										Königshütte (D. R. P. Kl. 40 Nr. 28465 vom 21. Februar 1884) werden die
                              									Zink haltigen Kiesabbrände mit Chlornatrium geröstet und mit Salzsäure haltigem
                              									Wasser ausgelaugt. Die gewonnene Lösung wird erforderlichenfalles von Kupfer befreit
                              									und das in Lösung
                              									befindliche schwefelsaure Natron durch Abkühlen (sei es auf künstlichem oder auf
                              									natürlichem Wege) der Flüssigkeit bis zu der dem jeweiligen Concentrationsgrade
                              									derselben entsprechenden Temperatur ausgeschieden. Die zurückbleibende Zinklösung
                              									wird nach bekanntem Verfahren auf Zinkpräparate oder auf metallisches Zink weiter
                              									verarbeitet.
                           
                        
                           Calcium-Natriumcarbonate in der Sodafabrikation.
                           C. Reidemeister (Chemische
                                 										Industrie, 1884 S. 42) beobachtete, daſs sich aus Sodalaugen neben
                              									künstlichem Gay-Lussit von der Formel Na2CO3.CaCO3.5H2O auch noch rhombische Krystalle abschieden, deren
                              									Zusammensetzung der Formel 2Na2CO3.CaCO3 + 5H2O bezieh. 2(NaO, CO2 + CaO,CO2) + 5HO entspricht (vgl. 1881 242 294).
                           Der Gay-Lussit scheint sich namentlich bei Temperaturen unter 40° und geringerer
                              									Concentration der Lauge zu bilden, die letztere an Wasser ärmere Verbindung bei
                              									höherer Temperatur und in concentrirteren Laugen. Dieselbe Rohlauge, welche in den
                              									Klärkästen bei einer Temperatur unter 40° den Gay-Lussit absetzt, lieferte beim
                              									Vorwärmen, wobei sie eine höhere Temperatur und eine höhere Concentration annahm,
                              									ferner ebenso beim Carbonisiren, wobei gleichfalls Temperatur und
                              									Concentrationserhöhung eintrat, die an Wasser ärmere Verbindung. Wahrscheinlich ist
                              									das in den Rohsodarückständen vorhandene Calcium-Natriumcarbonat die an Wasser
                              									ärmere Verbindung.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von chlorsaurem Kalium.
                           Nach E. K. Muspratt in Seaforth Hall und G. Eschellmann in Widnes (D. R. P. Kl. 75 Zusatz Nr.
                              									27730 vom 6. November 1883, vgl. 1884 252 224) wird die
                              									durch Einleiten von Chlor in Magnesiamilch erhaltene Lösung auf 35 bis 50° B.
                              									eingedampft, so daſs beim Erkalten ein Theil Chlormagnesium heraus krystallisirt.
                              									Diese Lauge wird nun mit Kaliumchlorid zersetzt unter Bildung von Kaliumchlorat und
                              									Magnesiumchlorid. Durch Kristallisation scheidet sich die Hauptmasse des ersteren
                              									ab. Die zurückbleibende Mutterlauge enthält nur noch 5 bis 10 Procent vom
                              									Gesammtgehalte des Kaliumchlorates, deren Gewinnung nicht lohnt. Diese Lauge wird
                              									nun mit Salzsäure und Wasserdampf weiter behandelt. Hierbei zersetzt sich das
                              									Kaliumchlorat in Kaliumchlorid unter Freiwerden von Chlor, welches man mit Hilfe von
                              									Magnesia oder Kalk absorbirt. Die Salzsäure im Ueberschusse enthaltende Lösung wird
                              									mit Magnesiumcarbonat neutralisirt und bildet alsdann eine mit einer sehr geringen
                              									Menge von Kaliumchlorid verunreinigte Lösung von Magnesiumchlorid. Man dampft
                              									dieselbe bis 45° B. ein und läſst sie erkalten und erstarren. Das erhaltene feste
                              									Magnesiumchlorid kann als solches dem Handel übergeben, oder auf bekannte Weise
                              									durch Erwärmen wieder in Magnesia übergeführt und zur Erzeugung von Kaliumchlorat
                              									benutzt werden. Der geringe Gehalt an unzersetzt gebliebenem Magnesiumchlorid ist
                              									hierbei in keinerlei Weise hindernd.
                           
                        
                           Verfahren zur Gewinnung von concentrirter Essigsäure.
                           Nach Th.
                                    											Göring in Frankfurt a. M. (D. R. P. Kl. 12 Nr. 28064 vom 18. December 1883) nehmen in
                              									Wasser wenig oder gar nicht lösliche Alkohole, Aether oder Ester die Essigsäure aus
                              									wässerigen Lösungen auf. Dem entsprechend werden zur Herstellung von Essigsäure
                              									Gährungsessig, Holzessig u. dgl. für sich oder unter Zusatz eines Salzes mit
                              									Aethyläther, Essigäther, Amylalkohol oder einer anderen Flüssigkeit der oben
                              									angeführten Art in innige Berührung gebracht. Soll die auszuziehende Flüssigkeit an
                              									Essigsäure erschöpft werden, so muſs die Berührung systematisch geschehen, d.h. in
                              									der Weise, daſs in den Extractionsgefäſsen, gleichviel ob eines oder mehrere
                              									angewendet werden., Gegenströmung zwischen den beiden Flüssigkeiten stattfindet. Es
                              									wird hierdurch auſserdem der dem ursprünglichen Gehalte des Essigs entsprechende
                              									Sättigungsgrad des Extractionsmittels erreicht, weshalb ein geringerer Aufwand an
                              									letzterem erforderlich ist.
                           Das die Essigsäure enthaltende Extractionsmittel wird, sofern es sich um Herstellung
                              									von Acetaten handelt, mit der betreffenden Base, z.B. Kalkhydrat, direkt in Berührung gebracht,
                              									wobei die Essigsäure sich mit derselben verbindet, während das Extractionsmittel von
                              									ihr befreit und für neue Behandlungen verwendbar wird.
                           Handelt es sich um Herstellung von concentrirter Essigsäure, so sind als
                              									Extractionsmittel leicht siedende Aether anzuwenden. Diese entweichen bei darauf
                              									folgender Destillation mit mäſsiger Dephlegmation fast frei von Essigsäure, während
                              									die Säure als Rückstand bleibt. Letztere enthält jedoch den Antheil Wasser, welchen
                              									das Extractionsmittel aufgenommen hatte. Beabsichtigt man daher die Darstellung
                              									einer sehr concentrirten Essigsäure, so muſs dieses aufgenommene Wasser vor der
                              									Destillation durch Behandlung mit Wasser entziehenden Substanzen (MgCl2, CaCl2, MgSO4 u. dgl.) entfernt werden.
                           In dem Falle, daſs die Gewinnung einer verdünnten, aber reineren Essigsäure aus einer
                              									unreineren der Zweck der Behandlung ist, wird das Säure haltige Extractionsmittel in
                              									einem zweiten Apparate mit reinem Wasser in Gegenströmung gebracht, welches die
                              									Säure aufnimmt, während etwa in das Extractionsmittel übergegangene Verunreinigungen
                              									darin gelöst bleiben.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Strychnosalkaloide.
                           Nach W. R. Dunstan und F. W.
                                 										Short im Pharmaceutical Journal and
                                 										Transactions, 1884 Bd. 1 S. 1025 und Bd. 2 S. 1 enthalten die Samen von Strychnos nux vomica 1,8 Proc. Strychnin und 2,6 bis
                              									3,5 Proc. Brucin. Das dieselben umgebende Fruchtfleisch hat folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Wasser
                                 22,0
                                 
                              
                                 Strychnin
                                 1,4
                                 
                              
                                 Brucin
                                 1,0
                                 
                              
                                 Loganin
                                 5,0
                                 
                              
                                 Asche
                                 5,0
                                 
                              
                                 Gummi, Oel u. dgl.
                                 65,6
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           Mit Loganin bezeichnen die Verfasser ein neues Glycosid,
                              									dessen Zusammensetzung der Formel C25H34O14 entspricht.
                              									Dasselbe schmilzt bei 215°, löst sich leicht in Wasser und Alkohol und wird beim
                              									Erwärmen mit concentrirter Schwefelsäure schön roth bis tief purpur.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Chinaldin.
                           Läſst man nach Angabe der Actiengesellschaft für
                                    										Anilinfabrikation in Berlin (D. R. P. Kl. 22 Nr. 28217 vom 20. Juni 1883) 3 Mol. Aldehyd
                              									auf eine wässerige oder alkoholische Lösung von 2 Mol. salzsaurem Anilin bei
                              									gewöhnlicher Temperatur einwirken, so entsteht nicht das Salz des flüssigen
                              									Chinaldins, C10H9N
                              									(vgl. 1883 250 533), sondern das Salz einer neuen festen
                              									Base C18H20N2.
                           Man löst 8k salzsaures Anilin in 16l Wasser auf, kühlt diese Lösung mit Eis ab und
                              									läſst dieselbe dann in eine gleichfalls stark abgekühlte und verdünnte Lösung von
                              										5k Aldehyd einlaufen. Das Gemenge färbt sich
                              									unter Temperaturerhöhung, welche man durch Abkühlung mit Eis herabdrücken muſs,
                              									anfangs gelb, dann bräunlich und verdickt sich allmählich. Die Reaction ist nach 3
                              									bis 4 Tagen beendigt. Durch Abdampfen der Lösung wird das salzsaure Salz der neuen
                              									Base als eine braunrothe, in Wasser leicht lösliche Masse erhalten. Versetzt man
                              									eine Lösung dieses Salzes mit Alkali, so scheidet sich die Base in weiſsen Flocken
                              									ab und bildet in trockenem Zustande ein weiſses, amorphes Pulver, welches unlöslich
                              									in Wasser, wenig löslich in siedendem Alkohol ist, von Benzol oder Amylalkohol aber
                              									in der Hitze leicht aufgenommen wird.
                           Wird das salzsaure Salz dieser Base für sich oder in Gegenwart von Metallchloriden,
                              									z.B. Eisenchlorid, zum Schmelzen erhitzt, so ensteht salzsaures Chinaldin. Glatter
                              									läſst sich die Umwandlung der Base in Chinaldin durch Schmelzen des salzsauren
                              									Salzes mit Chlorzink bewerkstelligen und entsteht in diesem Falle das
                              									Chlorzink-Doppelsalz des Chinaldins.
                           Zur Darstellung der neuen Base können an Stelle von gewöhnlichem Aldehyd auch die
                              									entsprechenden Mengen von Paraldehyd, Aldol oder Acetal, an Stelle des
                              									Anilinchlorhydrates auch andere Anilinsalze genommen werden. Läſst man Aldehyd o.
                              									dgl. auf die Salze anderer primärer aromatischer Basen, z.B. auf Orthotoluidin oder
                              									Naphtylamin einwirken, so entstehen Verbindungen, welche sich der Base C18H20N2 vollständig analog verhalten und dem entsprechend
                              									auch in Chinaldine übergeführt werden können.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs des Aurins und der Rosolsäure.
                           Zum Nachweise, daſs im Aurin und der Rosolsäure zwei Hydroxyle enthalten sind, hat
                              										E. Ackermann (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 1624) einige Salze und Aether
                              									derselben hergestellt. Ein Kaliumsalz, dessen Analyse sich der Formel C19H12K2O3 näherte, erhielt
                              									derselbe durch möglichst vollständiges Neutralisiren des Aurins mit Kalilauge und
                              									Eindampfen. Es bildet eine feste Masse, welche prachtvoll in den verschiedensten
                              									Farben schillert und dessen Pulver eine braunrothe Farbe hat. Es ist in Wasser so
                              									löslich, daſs es nicht krystallisirt; auch Alkohol löst es leicht.
                           Tetranitroaurin, C19H10(NO2)4O3, wurde durch allmähliches Eintragen
                              									von gepulvertem Aurin in 4 Th. Salpetersäure von 1,51 sp. G. dargestellt; letztere
                              									muſs hierbei durch kaltes Wasser kühl gehalten werden. Das Aurin löst sich auf und
                              									man erhält eine dunkelrothe Flüssigkeit, Wird die Lösung in Wasser gegossen, so
                              									scheidet sich die Nitroverbindung als hellgelber Niederschlag aus, welcher nach dem
                              									Auswaschen und Trocknen aus Alkohol krystallisirt wurde. Man erhält das
                              									Tetranitroaurin in Form etwas bräunlich gelber mikroskopischer Nadeln, welche beim
                              									Erhitzen verpuffen, bei vorsichtigem Erwärmen gegen 140° schmelzen. Das
                              									Tetranitroaurin ist fast unlöslich in Wasser, Benzol, Chloroform und Aether, dagegen
                              									leicht löslich in Alkohol. In Alkalien und kohlensauren Alkalien löst es sich mit
                              									dunkelrother Farbe. Dem Bariumsalze entspricht die Formel Ba.C19H8(NO2)4O3, dem Silbersalze Ag2.C19H8(NO2)4O3,
                              									dem Aethyläther (C2H5)2C19H8(NO2)4O3.
                           
                        
                           Ueber die Ersetzung der Amidgruppe durch Chlor.
                           T. Sandmeyer (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 1633) hat folgendes Verfahren
                              									zur Ersetzung der Amidgruppe durch Chlor in aromatischen Verbindungen ausgearbeitet.
                              									Man bringt in einen mit Rückfluſskühler verbundenen Kolben 150g einer 10procentigen Lösung von Kupferchlorür in
                              									Salzsäure, erhitzt bis fast zum Kochen und läſst nun aus einem Scheidetrichter unter
                              									starkem Schütteln eine Lösung von Diazobenzolchlorid langsam einflieſsen. Diese
                              									letztere wurde bereitet durch Lösen von 30g Anilin
                              									in 67g, mit 200g
                              									verdünnter Salzsäure (von 1,17 sp. G.) und allmählichen Zusatz von 23g Natriumnitrit, gelöst in 60g Wasser, unter Kühlung. Jeder Tropfen der
                              									Diazobenzollösung erzeugt beim Zusammentreffen mit der Kupferlösung für einen
                              									Augenblick einen gelben Niederschlag, welcher sich aber sogleich unter
                              									Stickstoffentwickelung und Abgabe von Oel zersetzt. Durch Destilliren mit
                              									Wasserdampf und Fractioniren wurden 26g reines Chlorbenzol erhalten Metamidobenzoesäure gibt in
                              									entsprechender Weise Chlorbenzoesäure.
                           Die erforderliche Kupferlösung kann man dadurch erhalten, daſs man 25 Th.
                              									krystallisirten Kupfervitriol und 12 Th. Kochsalz mit 50 Th. Wasser zum Sieden
                              									erhitzt, bis sich Alles umgesetzt hat, dann 100 Th. concentrirte Salzsäure und 13
                              									Th. Kupferspäne zusetzt und in einem Kolben mit lose aufgesetztem Pfropfen so lange
                              									kocht, bis Entfärbung der Lösung eintritt. Nun setzt man noch so viel concentrirte
                              									Salzsäure zu, daſs Alles zusammen 203,6 Th. ausmacht. Da vom zugesetzten Kupfer nur
                              									6,4 Th. in Lösung gehen, hat man also im Ganzen 197 Th. einer Lösung, die 19,7 Th.,
                              									d. i. 0,1 Molekulargewicht, wasserfreies Kupferchlorür enthält.