| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 269 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           H. Breuer's Absperrschieber für Dampfleitungen.
                           Bei dem von H. Breuer in Höchst a. M. (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 24161 vom 10. März 1883) angegebenen
                              									Absperrschieber für Dampfleitungen erhält die Spindel des Handrades zwei Gewinde,
                              									ein rechtes und ein linkes; die Mutter des letzteren ist in den Schieber eingelegt,
                              									während das am oberen Ende der Spindel befindliche rechte Gewinde seine Mutter in
                              									dem am Gehäusedeckel angegossenen Bügel findet. Der mittlere Theil der Spindel,
                              									soweit derselbe sich in der Stopfbüchse bewegt, ist glatt. Es ist leicht zu
                              									erkennen, daſs bei jedem Umgange der Spindel die Schieberscheibe um die Summe der
                              									Steigungen beider Gewinde verschoben wird; sind die letzteren gleich, so wird mithin
                              									die volle Eröffnung des Absperrschiebers nur ein Herausschrauben der Spindel um den
                              									halben lichten Rohrdurchmesser bedingen. Die frei hervorragende Länge der Spindel
                              									fällt demnach kürzer aus als bei Absperrschiebern mit fester Mutter, während
                              									andererseits die Stellung der Spindel einen Rückschluſs auf die Eröffnung des
                              									Absperrschiebers gestattet, was bei festliegender Spindel nicht der Fall ist.
                           
                        
                           Kaltwalzen von Stahl und Eisen.
                           Bekanntlich hat namentlich in Nordamerika kalt gewalztes Eisen insbesondere zu
                              									Transmissionen, Kolbenstangen und ähnlichen Maschinentheilen schon seit längerer
                              									Zeit vielfach Anwendung gefunden (vgl. 1873 209 414. Robertson's bez. Reese's
                              									Kaltwalzwerk 1874 213 * 12.1882 243
                                 										* 458. Billings bezieh. J. Howards Kaltziehen 1883 249 92). Nach Stahl und Eisen, 1884 S. 627
                              									wird neuerdings auch Stahl in gleicher Weise behandelt und will z.B. die Campria Iron Company in Johnstown, Penn., alle Arten
                              									runder, quadratischer oder flacher Stahlstäbe kalt mit solcher Genauigkeit walzen,
                              									daſs die Abweichung von der mathematisch richtigen Form höchstens 0mm,025 beträgt. Auf die Festigkeitsverhältnisse
                              									scheint das Kaltwalzen des Stahles in gleichem oder noch höherem Maſse vortheilhaft
                              									einzuwirken als bei Eisen. Nach den von der genannten Fabrik veröffentlichten
                              									Tabellen liegt die Elasticitätsgrenze des kalt gewalzten Stahles zwischen 54,10 und
                              										55,68k/qmm,
                              									die des kalt gewalzten Eisens zwischen 34,88 und 34,91k/qmm, während die Zerreiſsfestigkeiten
                              									von kalt gewalztem Stahl und Eisen zwischen 77,96 und 78,38 bez. 47,20 und 48,51
                              									liegen. Es ist demnach die Elasticitätsgrenze des Stahles höher als die
                              									Zerreiſsfestigkeit des Eisens und auſserdem die Zerreiſsfestigkeit des Stahles 62
                              									Proc. höher als die des Eisens. Noch mehrere andere Werke sind mit dem Kaltwalzen
                              									der verschiedensten Stahl- und Eisenprofile beschäftigt und sollen die Erzeugnisse
                              									derselben die mannigfachste Anwendung finden, so z.B. auch in Fällen, wo sonst
                              									Messing oder Kupfer verwendet wurde. Es ist auch recht gut denkbar, daſs die harte
                              									und dichte Oberfläche so behandelter Eisen- und Stahlgegenstände den Angriffen
                              									chemischer Art bedeutend besser widersteht als gewöhnliches Eisen oder Stahl.
                           Bisher scheint dieser Fabrikationszweig indeſs auſserhalb der Vereinigten Staaten
                              									noch nicht jene Verbreitung gefunden zu haben, welche er verdient.
                           
                        
                           Die Fernsprechanlage im oberschlesischen Hütten- und
                              									Industriebezirke.
                           In der Zeit vom 6. September bis 11. December 1883 ist nach dem Archiv für Post und Telegraphier 1884 S. 309 eine sehr
                              									umfassende Fernsprechanlage zur Förderung der Interessen des oberschlesischen
                              									Hütten- und Industriebezirkes eingerichtet worden; dieselbe enthält 73
                              									Fernsprechstellen, für welche in Beuthen (Oberschlesien) ein Vermittelungsamt
                              									eingerichtet worden ist; von letzterem laufen strahlenförmig auf den Landwegen
                              									Telegraphenlinien nach Tarnowitz, Myslowitz, Königshütte, Kattowitz und Gleiwitz und
                              									verbinden die Werke, Gruben, Hütten u. dgl. mit Beuthen. Die Anlage erstreckt sich
                              									über den ganzen oberschlesischen Industriebezirk mit den Kreisen Beuthen, Gleiwitz,
                              									Kattowitz, Tarnowitz und Zabrze; auf den 1660qkm
                              									groſsen Flächenraum sind 114km,16 Holzgestänge und
                              										1km,85 eisernes Gestänge hergestellt worden,
                              									mit 807km,51 Drahtleitung. Die gröſste Entfernung
                              									zwischen zwei Sprechstellen beträgt rund 60km. in
                              									den ersten 16 Tagen des Betriebes, vom 11. bis 31. December 1883, wurden 5159
                              									Fernsprechverbindungen ausgeführt, also täglich 322. Zu den auf 84000 M.
                              									veranschlagten Herstellungskosten hat der Oberschlesische Berg- und Hüttenmännische
                              									Verein 30000 M. hergegeben und deshalb konnte vom Reichs-Postamte der Jahresbetrag
                              									für den Anschluſs an dieses ausgebreitete Fernsprechnetz auf nur 200 M. festgesetzt
                              									werden.
                           
                        
                           Hedges' Sicherheitsverbindung für elektrische
                              									Leitungen.
                           Als Sicherheitsverbindung für elektrische Leitungen benutzt K. W.
                                    										Hedges in London (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 25604 vom 4. März 1883) eine Anzahl neben einander
                              									gestellter und durch Glimmerplatten von einander getrennter Blätter aus leicht
                              									schmelzbarem Metall, welche zwischen zwei Klemmen eingespannt werden. Von der oberen
                              									Klemme geht eine Nebenschlieſsung, in welche auch eine elektrische Klingel
                              									eingeschaltet wird, durch einen Elektromagnet mit hohem Widerstand nach einer
                              									Metallplatte und daraufsitzenden Röhre an der unteren Klemme. Schmelzen die
                              									Metallblätter, so senkt sich die untere Klemme durch die Wirkung einer Spiralfeder,
                              									welche um den an derselben angebrachten, nach unten gerichteten Stiel gewickelt ist,
                              									legt sich dadurch mit einem Contactstück auf jene Röhre auf, die den Stiel umgibt,
                              									und schlieſst so den Strom durch den Elektromagnet. Der jetzt wesentlich schwächere
                              									Strom magnetisirt zugleich die Kerne des Elektromagnetes, so daſs diese zwei an der
                              									Unterseite der unteren Klemme befindliche, den Kernen jetzt gegenüber gekommene
                              									Anker aus weichem Eisen festhalten und so den Contact zwischen der Röhre und dem
                              									Contactstücke sichern.
                           
                        
                           Untersuchung von Antimonlegirungen.
                           Zur Untersuchung von Letternmetall u. dgl. behandelt F.
                                 										Weil (Zeitschrift für analytische Chemie, 1884
                              									S. 348) 2 bis 3g der zerkleinerten Legirung mit
                              									Salpetersäure, verdampft fast alle Säure, fügt einen groſsen Ueberschuſs reiner
                              									Salzsäure zu und kocht, bis die Dämpfe Jodkaliumstärke-Papier nicht mehr oder nur
                              									noch schwach blau färben. Man setzt wiederum Salzsäure und ein wenig
                              									übermangansaures oder chlorsaures Kalium hinzu, um sicher zu sein, daſs alles
                              									Antimon als Antimonsäure in Lösung kommt, und kocht bis alles freie Chlor verjagt
                              									ist. Die Lösung wird in einen engen Meſscylinder gebracht und darin bis zur Marke
                              									mit Salzsäure und viel Weinsäure enthaltendem Wasser auf 200cc verdünnt und tüchtig umgeschüttelt. In 10cc dieser Lösung wird alsdann das Antimon mit
                              									Zinnchlorür maſsanalytisch bestimmt.
                           Enthält die Legirung sehr viel Blei, so wird die Kochflasche, welche die in
                              									Salpetersäure aufgenommenen, unlöslichen Zinn- und Antimonsäuren enthält, mit
                              									heiſsem Wasser gefüllt, umgeschüttelt und ruhig stehen gelassen. Nachdem der
                              									Niederschlag sich vollständig abgesetzt hat, wird die klare salpetersaure Bleilösung
                              									abgezogen. Man wäscht den Niederschlag nochmals auf diese Weise mit heiſsem Wasser
                              									aus, gieſst ab und kocht denselben in der Kochflasche mit viel Salzsäure und etwas
                              									übermangansaurem und chlorsaurem Kalium, bis alles freie Chlor verjagt ist. Hierauf
                              									gieſst man die Flüssigkeit mit wässeriger und salzsaurer Weinsäurelösung in den
                              									Meſscylinder bis zur Marke von 200cc und titrirt
                              									schlieſslich 10cc wie angegeben auf Antimon.
                           Nun behandelt man nochmals 2 oder 3g der
                              									zerkleinerten Legirung mit concentrirter Salpetersäure und bestimmt das Blei in der
                              									filtrirten, mit Schwefelsäure versetzten Lösung als schwefelsaures Blei und im gut
                              									ausgewaschenen Rückstande, durch Glühen und Wägen, die Summe des Antimons und des
                              									Zinnes in Form von SbO4 + SnO2. Die vorhin gefundene Menge Antimon wird in SbO4 umgerechnet und von der ermittelten Summe SbO4 + SnO.2. abgezogen
                              									und dadurch die Menge des in der Legirung vorhandenen Zinnes und Antimons
                              									festgestellt.
                           
                        
                           Verfahren zur Erkennung leichter Vergoldung oder
                              									Versilberung.
                           Während man anscheinend vergoldete Waaren mittels Probirsteines und Behandlung des
                              									erhaltenen Striches mit Salpetersäure von 1,30 bis 1,35 sp. G. prüft, erkennt man
                              									leichte Vergoldung nach Finkener (Mittheilungen aus den kgl. technischen Versuchsanstalten zu
                                 										Berlin, 1884 S. 104) in folgender Weise: Man faſst den zu untersuchenden Gegenstand
                              									mit einer Federzange, spritzt denselben mit Alkohol und gleich hinterher mit Aether
                              									ab, legt die Probe eine Minute auf Flieſspapier und dann in ein durch Ausspülen mit
                              									Alkohol und Aether gereinigtes, trockenes Reagensglas. Je nach dem Gewichte des
                              									Stückes, welches 0,1 bis 1g ,5 betragen mag,
                              									übergieſst man es mit 0,5 bis 10cc chlorfreier
                              									Salpetersäure von 1,3 sp. G. Bleibt die Säure klar, so läſst man das Stück sich
                              									auflösen; wird die Säure milchig, so gieſst man dieselbe sofort in ein anderes,
                              									reines, trockenes Reagensglas. War das Stück vergoldet, so sieht man in der
                              									Flüssigkeit, besonders auf der Oberfläche und am Boden, Goldflitterchen. Die
                              									Reaction ist sehr empfindlich; dieselbe weist 0mg,01 Gold auf einer Fläche von 2qc deutlich
                              									nach.
                           Versilberte Waaren geben beim Betupfen mit einer Mischung gleicher Theile
                              									Kaliumbichromat und reiner Salpetersäure von 1,25 sp. G. einen rothen Fleck. Zur
                              									Erkennung einer leichten Versilberung betupft man den mit Alkohol und Aether
                              									gereinigten Gegenstand mit einem Tropfen einer etwa 1,5procentigen Lösung von
                              									zweifach Schwefelnatrium. Nach einer Einwirkung von 10 Minuten spült man den Tropfen
                              									mit Wasser weg. Ist der Gegenstand versilbert, so hat der Tropfen einen vollen
                              									runden, stahlgrauen Fleck hervorgebracht.
                           Andere weiſse Metalle und Legirungen, mit Ausnahme des verquecksilberten Kupfers,
                              									zeigen bei gleicher Behandlung diese Erscheinung nicht; es tritt höchstens am Rande
                              									des Tropfens ein Ring auf. Das verquecksilberte Kupfer wird durch den Tropfen
                              									Schwefelnatrium schneller gefärbt und matter schwarz als Silber. Die Probe ist so
                              									empfindlich, daſs der Fleck auch bei einer so dünnen Versilberung auftritt, daſs
                              									diese die ursprüngliche Farbe des Gegenstandes durchscheinen läſst. Gelbes
                              									Schwefelammonium steht dem zweifach Schwefelnatrium nach, wegen seines Geruches und
                              									des weniger deutlichen Unterschiedes in der Einwirkung auf Metalle. Zur Bereitung
                              									des zweifach Schwefelnatriums werden 30g
                              									krystallisirtes Schwefelnatrium, 10cc Wasser und
                              										4g,2 Schwefelblumen etwa 10 Minuten zum Kochen
                              									erhitzt und nach erfolgter Lösung des Schwefels bis zu 1l verdünnt.
                           
                        
                           Verfahren zur Gewinnung von Nickel- und Kobaltstein.
                           P.
                                    											Manhés in Lyon (D. R. P. Kl. 40 Nr. 29006 vom 15. November 1883) will die in der Natur
                              									vorkommenden Schwefel- und Arsenverbindungen des Kobaltes und Nickels durch
                              									Schmelzen von den Gangarten befreien und den erhaltenen Rohstein in einer
                              									Bessemerbirne so lange mit einem Luftstrome behandeln, bis das Eisen fast völlig
                              									verschwunden ist. Die so erhaltene Masse enthält noch 15 bis 20 Proc. Metalloide und
                              									1 bis 2 Proc. Eisen, das Uebrige ist Nickel, Kobalt und Kupfer, welche in bekannter
                              									Weise getrennt werden können (vgl. 1883 250 80).
                           
                        
                           Zur Bestimmung des Chromes.
                           Nach H. Peterson (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1884 S. 463) ist
                              									die Bestimmung des Chromes in Stahl u. dgl. nach Schöffel (1880 235 405) bezieh. Blair (1.877 220 398) nicht
                              									empfehlenswerth. Besser ist folgendes Verfahren: Man kocht in einem bedeckten
                              									Becherglase 0g,5 der fein gepulverten
                              									Chromeisenlegirung mit 35cc verdünnter
                              									Schwefelsäure, versetzt die Lösung, falls dieselbe lösliche, von etwaigem
                              									Kohlenstoffgehalte der Legirung herrührende Kohlenwasserstoffe enthält, zu deren
                              									Zerstörung mit möglichst concentrirter Chamäleonlösung, reducirt das Ferrisulfat mit
                              									Zink, wobei nicht zu befürchten steht, daſs das Chromsulfat zum Theile sich in
                              									Oxydulsalz verwandelt, so lange noch eine Spur von Eisenoxydsalz vorhanden ist,
                              									verdünnt mit Wasser auf ll und titrirt das Eisen
                              									mit Chamäleon. Nach geschehener Titration erhitzt man die stark schwefelsaure Lösung
                              									zum Kochen, träufelt aus einer Bürette Chamäleonlösung, wovon 1cc 0g,01 Eisen
                              									entspricht, langsam zu, bis starke Ausscheidung von Manganhyperoxyd eintritt.
                           Minder Geübte werden jedoch gut thun, wenn sie übermangansaures Kalium zwar bis zur
                              									dauernden Rothfärbung der Flüssigkeit, zusetzen und den Ueberschuſs desselben mit
                              									schwefelsaurem Manganoxydul zerstören, wovon man selbst über das nöthige Maſs
                              									zufügen kann, ohne die nachfolgende Titration zu beeinflussen. Ist die Ueberführung des Chromoxydes in
                              									Chromsäure nach angegebener Weise vollends bewirkt, dann filtrirt man durch ein
                              									groſses Filter, wäscht den Niederschlag mit heiſsem Wasser gut aus und läſst
                              									vollkommen erkalten. Nachdem dies geschehen, versetzt man das Filtrat zur Reducirung
                              									der Chromsäure mit überschüssigem Eisendoppelsalz und titrirt den Ueberschuſs des
                              									letzteren mit Chamäleon. Handelt es sich nur um die Chrombestimmung, so oxydirt man
                              									direkt die durch Kochen der Probe mit verdünnter Schwefelsäure erhaltene und mit 100
                              									bis 200cc Wasser verdünnte Lösung kochend heiſs
                              									mit Chamäleon in angegebener Weise bis zum Eintritte stärkerer Ausscheidung von
                              									Mangandioxyd, filtrirt, läſst erkalten, verdünnt mit Wasser auf 1l, reducirt mit Eisendoppelsalz und titrirt den
                              									Ueberschuſs desselben mit übermangansaurem Kalium.
                           
                        
                           Verfahren zur Gewinnung von Gerbstoffen.
                           J. A. Ambler und J. Ch. Marshall in
                              										Sowerby Bridge, England (D. R. P. Kl.
                                 										12 Nr. 29156 vom 22. Februar 1884) wollen zur Gewinnung von Gerbsäure
                              										20k Myrobalanen, Sumach, Dividivi, Galläpfel,
                              									Eichenrinde o. dgl. mit 10k Chlornatrium und
                              										270l Wasser mischen und 15 Minuten auf 100°
                              									erhitzen. Die abgezogene Flüssigkeit soll namentlich als Beize für Baumwollstoffe dienen.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung eines gelben
                              									Rosanilinfarbstoffes.
                           Nach F.
                                    											Machenhauer in Reddish bei Manchester
                              										(D. R. P. Kl. 22 Nr. 29064 vom 8. April 1884) wird
                              									zur Herstellung eines gelben Farbstoffes eine erhitzte Lösung von 1 Th. Azulin in 20
                              									Th. Eisessig mit 3 Th. Salpetersäure oder der äquivalenten Menge Salpetrigsäure oder
                              									einem salpeter- oder salpetrigsauren Salze behandelt, worauf sich die blaue Farbe in
                              									eine gelbe umwandelt. Der Farbstoff scheidet sich beim Abkühlen der Flüssigkeit aus
                              									oder kann auch durch Zusetzen von Wasser ausgefällt werden.
                           Man kann auch die durch Behandeln von Azulin mit Schwefelsäure erhaltene Sulfosäure,
                              									welche man vorher in wässerige Lösung gebracht hat, in der erwähnten Weise nitriren,
                              									um eine gelbe Sulfosäure zu erhalten.
                           Man löst zu diesem Zwecke 20 Th. der durch Erhitzen von 1 Th. Azulin mit 5 Th.
                              									Schwefelsäure erhaltenen Sulfosäure in 20 Th. Wasser und nitrirt mit 2 Th.
                              									Salpetersäure oder der äquivalenten Menge Salpetrigsäure oder deren Salze bei einer
                              									Temperatur von 100°. Nach erfolgter Reaction wird der vorhandene Ueberschuſs an
                              									Schwefelsäure in bekannter Weise entfernt. Die gewonnene gelbe Sulfosäure wird
                              									entweder als solche in freiem Zustande benutzt, oder aber vorher in ihr Alkalisalz
                              									umgewandelt.
                           
                        
                           Ueber die Wirkung der Temperatur beim Färben.
                           E. J. Mills und A. G.
                                 										Rennie berichten im Journal of the Society ot
                                 										Chemical Industry, 1884 * S. 215 über Färbeversuche von Kaschmirwolle mit
                              									Rosanilinacetat bei verschiedenen Temperaturen. Es zeigte sich, daſs bei den dem
                              									Siedepunkte des Wassers nahe liegenden Temperaturen die Farbstoffaufnahme der Wolle
                              									durch Dissociation des Rosanilins bedeutend verringert wird. Bei – 1,5° wird gar
                              									kein Farbstoff aufgenommen, bei 31,1° ist die oberste Grenze der Aufnahmsfähigkeit
                              									erreicht, d.h. 1g Wolle wird mit 2cc,23 bezieh. mit 0,02 Proc. Rosanilinacetat
                              									vollkommen gefärbt. Aber schon bei 81,2° ist die Absorption wieder ganz
                              									unbedeutend.
                           Dies gilt, wenn die Wolle gerade bis zur Sättigung mit Farbstoff behandelt wird.
                              									Wendet man letzteren im Ueberschusse an, so treten Unregelmäſsigkeiten auf und die
                              									höchste Aufnahmsfähigkeit liegt etwa 8° höher. Die Verfasser ziehen daher den
                              									Schluſs, daſs beim Färben mit Farbstoffen, welche sich dissociiren, eine höhere Temperatur im Färbebade, wie auch ein Ueberschuß an Farbstoff schädlich ist.