| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 353 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           E. Wulff's ausrückbares Schwungrad mit Fuſsbetrieb.
                           So sehr ein gröſseres Schwungrad die Arbeit des Tretens bei Maschinen mit Fuſsbetrieb
                              									erleichtert, so verursacht dasselbe doch insofern leicht Schwierigkeiten, als man
                              									dann oft nicht im Stande ist, die Maschine während der Arbeit rasch genug
                              									anzuhalten. Namentlich ist dies aber beim Gewindeschneiden auf Drehbänken störend.
                              									Um nun diesen Uebelstand auch bei Anwendung eines gröſseren Schwungrades weniger
                              									fühlbar zu machen, schlägt Ernst Wulff in
                              										Berlin (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 29198
                                 										vom 20. Juli 1883) vor, letzteres ausrückbar anzuordnen, so daſs dasselbe
                              									allein weiter laufen kann und die eigentliche Arbeitsmaschine, z.B. eine Drehbank,
                              									vermöge der Lösung irgend einer Kuppelung sehr schnell zur Ruhe kommt.
                           
                        
                           Sharp's Verfahren zur Herstellung gebogener Röhren.
                           Gerade Röhren werden zu cylindrischen, kegelförmigen und spiraligen Schlangen nach
                              									dem von J. Th. B. Sharp in Smethwick, England
                              									(* D. R. P. Kl. 49 Nr. 28606 vom 7. März 1884)
                              									angegebenen Verfahren in der Weise aufgerollt, daſs man durch dieselben eine
                              									eingeschobene gerade Stange hindurchzieht, welche an dem einen hierbei nicht
                              									festgefaſsten Ende um etwa einen Viertelkreis der herzustellenden kleinsten Krümmung
                              									aufgebogen ist. Dieses aufgebogene Ende der Stange ist etwas stärker, als die lichte
                              									Weite der zu biegenden Röhren beträgt, um die Innenwand der Röhren zu glätten
                              									bezieh. dieselben gleichzeitig um ein geringes zu erweitern. Derselbe Zweck wird
                              									aber auch schon dadurch erreicht, daſs der abgebogene Stangentheil mit mehreren
                              									flach abgerundeten Wülsten, welche nach dem Stangenende zu einen gröſser werdenden
                              									äuſseren Durchmesser erhalten, versehen wird, wobei die Reibung des Rohres an der
                              									Stange bedeutend geringer ausfällt. Der übrige glatte, gerade Theil der Stange ist
                              									etwas länger als das zu biegende Rohr und es kann letzteres leicht über denselben
                              									geschoben werden. Hinter das Rohr werden auf den geraden Theil der Stange noch
                              									mehrere Ringe aufgesteckt, welche sich über das gebogene Stangenende leicht
                              									hinwegschieben lassen und dadurch die gewünschte Biegung für die ganze Rohrlänge
                              									ermöglichen, worauf das noch freie gerade Stangenende durch ein einem Zieheisen
                              									ähnliches Widerlager hindurchgezogen wird. Hierbei halten die auf die Stange
                              									aufgeschobenen Ringe das zu biegende Rohr zurück und streifen dasselbe vollständig
                              									von der Stange ab.
                           Zur Herstellung cylindrischer Schlangenröhren ist das arbeitende Stangenende nach dem
                              									Durchmesser der herzustellenden Schlange zu biegen. Das Rohr wickelt sich alsdann
                              									von selbst beim Abstreifen von der Stange als cylindrische Schlange auf. Sollen
                              									kegelförmige Schlangenröhren gebildet werden, dann ist das Stangenende nach dem
                              									kleinsten Kegeldurchmesser zu biegen und es muſs sich das Rohr beim Abstreifen von
                              									der Stange auf eine passende Trommel aufwickeln. Für spiralige Schlangenröhren
                              									krümmt man das gebogene Stangenende nach dem Kerndurchmesser der Spirale und wickelt
                              									das zu biegende Rohr auf eine Trommel mit hohen Rändern auf, welche nur so lang ist
                              									als der äuſsere Durchmesser des bereits gebogenen, von der Stange abgestreiften
                              									Rohres beträgt. Natürlich muſs in den beiden letzteren Fällen die eine Endflansche
                              									der Trommeln abnehmbar angeordnet werden, um die fertigen Schlangenröhren bequem von
                              									denselben abnehmen zu können.
                           
                        
                           
                           Edison's Umschaltung von Verwendungsstellen der Elektricität
                              									zur Verhütung zu groſser Strommengen in den Ausgleichungsleitern.
                           Da in Vertheilungssystemen mit einem sogen. Ausgleichsleiter zwischen den
                              									Hauptspeiseleitern (vgl. Hopkinson * D. R. P. Kl. 21
                              									Nr. 25205 vom 22. Februar 1883) bei Ausschaltung einer gröſseren Anzahl der in
                              									einzelnen Parallelschaltungskreisen befindlichen Verwendungsstellen der
                              									Ausgleichsleiter an Stelle dieser ausgeschalteten Verbrauchsstellen eine groſse
                              									Strommenge aufzunehmen hat, so muſs er von groſsem Querschnitte sein. Um aber einen
                              									Ausgleichsleiter von geringem Querschnitte benutzen zu können, ohne in der Anzahl
                              									der auszuschaltenden Verwendungsstellen beschränkt zu sein, werden nach Th. A. Edison in Menlo Park (* D. R. P. Kl. 21 Nr.
                              									28072 vom 28. August 1883 abhängig von Hopkinson's
                              									Patent Nr. 25205) bei Ausschaltung einer gröſseren Anzahl von Verwendungsstellen
                              									oder gar ganzer Gruppen von solchen auf der einen Seite des Ausgleichsleiters an
                              									deren Stelle entsprechende, bisher in einem anderen Hauptleiter liegende Gruppen der
                              									anderen Seite mittels eines Umschalters so eingeschaltet, daſs dieselben nun mit
                              									demjenigen Hauptleiter verbunden sind, welcher die ausgeschalteten
                              									Verwendungsstellen speiste.
                           Dieses Umstellen des Umschalters kann auf verschiedene Weise geschehen. Derselbe
                              									steht unter der Wirkung zweier Elektromagnete, deren je einer mit einem der beiden
                              									Hauptleiter verbunden sein kann und selbstthätig durch Wachsen der Stromstärke in
                              									dem einen dieser Hauptleiter erregt wird und so die Umschaltung bewirkt. Es können
                              									aber auch diese Elektromagnete von der Centralstelle aus erregt werden, je nachdem
                              									dort durch entsprechende Anzeigeapparate das Wachsen der Stromstärke in dem einen
                              									oder anderen der Hauptleiter angezeigt wird.
                           Ein anderes Mittel zum Ausgleiche des Unterschiedes der elektromotorischen Kraft in
                              									den beiden Zweigen des Vertheilungssystemes zu beiden Seiten des Ausgleichsleiters
                              									besteht darin, die elektromotorische Kraft eines der beiden hinter einander
                              									geschalteten Stromerzeuger dadurch zu verändern, daſs in die im Nebenschlüsse
                              									liegenden, erregenden Windungen dieser Stromerzeuger ein gröſserer oder geringerer
                              									Theil eines Widerstandes eingeschaltet wird.
                           Auſserdem enthält die Patentschrift noch Anordnungen der Haupt- und Ausgleichsleiter,
                              									welche bezwecken, daſs bei gröſseren Anlagen nach obigem Vertheilungsplane alle
                              									Verwendungsstellen in elektrischer Beziehung gleichweit von den Elektricitätsquellen
                              									entfernt sind, also alle mit gleicher elektromotorischer Kraft versorgt werden.
                           
                        
                           Ueber Patinabildung.
                           Wie E. Steiner im Metallarbeiter, 1884 S. 34 berichtet, ist zur Erzielung einer guten
                              									Naturpatina eine möglichst rein und sorgfältig erhaltene Guſshaut erforderlich.
                              									Patina findet man daher nur auf getriebenen oder in Wachsformen gegossenen, gering
                              									oder gar nicht auf ciselirten Guſsstücken. Die neuere Bronzetechnik macht den
                              									Fehler, daſs die Guſsformen theils zu porös sind, theils zu viel Näthe haben. Je
                              									feiner der Formsand, je weniger Näthe vorhanden und daher wegzunehmen sind, desto
                              									weniger wird die Patinabildung unterbrochen: Patina und
                                 										Sandform vertragen sich nicht. Der Beginn der Patinabildung trifft mit dem
                              									Erkalten des geschmolzenen Metalles zusammen und ist mikroskopisch sofort zu
                              									unterscheiden. Je strengflüssiger die Legirung des Metalles ist, je mehr wird
                              									dieselbe eine Naturpatina unterstüzen, weshalb man häufig und mit vollem Rechte edle
                              									Metalle, besonders Silber, beimischt. Je weiter man das Metall der Guſshaut beraubt,
                              									desto weicher wird das Metall bis zu seiner Mitte; von hier ab nimmt dasselbe in der
                              									gleichen Reihenfolge wieder an Härte zu bis zur anderen Oberfläche. Das Verfahren
                              									des Sandformgusses ist somit ein Frevel gegen den Künstler, welchem das
                              									vorzüglichste Modell durch das unberechenbare Abfeilen völlig vernichtet werden
                              									kann, und verhindert die Patina. Es sind deshalb schon mehrfache Bemühungen gemacht
                              									worden, eine Gieſserei wieder einzurichten, welche in Wachsformen gieſsen kann. Seit
                              									dem „Großen Kurfürsten“ ist in Berlin derart nicht mehr gegossen worden.
                              									Das vorherige Schwarzwerden ist in jedem Klima, unter allen Verhältnissen stets dasselbe gewesen
                              									und es ist gleichfalls fehlerhaft, die Bildwerke mit Säuren davon zu befreien. Ein
                              									einfaches Abseifen, um den Staub zu verdrängen, und sorgfältiges Abtrocknen ist nach
                              										Steiner das einfachste Verfahren, wenn man Patina
                              									gewinnen will.
                           Prof. A. Bauer gibt in den Mittheilungen des österreichischen Museums einen Bericht über die
                              									Reinigung des Ressel-Erzbildes, welche nach seinen
                              									Vorschlägen im Auftrage des Ausschusses für die Reingung der öffentlichen
                              									plastischen Denckmäler Wiens von A. Schroth ausgeführt
                              									wurde. Durch eine gründliche Einseifung und Waschung erreichte man jedoch nur ein
                              									gleichartiges Aussehen des schwarzen Ueberzuges, dessen unschönes, mattes Aussehen
                              									auch durch Abreibungen mit öligen und trockenen Flanelltüchern nicht wesentlich
                              									geändert wurde.
                           J. F. Falke bemerkt hierzu im Metallarbeiter, 1884 S. 239 (vgl. Ed. Donath
                              									1884 253 376), die Ursache dieser rauhen Kruste sei
                              									lediglich die ungenügende oder rauhe Ciselirung oder gar die Belassung der Guſshaut.
                              									Die rauhe Oberfläche hält den Schmutz, welcher sich in den kleinen Vertiefungen
                              									festsetzt; das rauhe Korn verhindert den Spiegelglanz, indem es denselben in ein
                              									Durcheinander zahlloser kleiner Lichter und Schatten verwandelt, welche nur eine
                              									matte Wirkung machen können und zuletzt das mulmige, zerriebene Ansehen gewinnen,
                              									sobald Luft und Feuchtigkeit in dieselben eindringen. Ist dagegen die Oberfläche
                              									glatt und eben, so ist diese glänzend, stöſst den Schmutz von selbst ab und ist
                              									fester, undurchdringlicher der Feuchtigkeit gegenüber, so daſs der Prozeſs der
                              									Veränderung der Oberfläche in eine Patina langsamer vor sich geht. Eine glatte
                              									Oberfläche gibt gute, rauhe Fläche, aber gibt schlechte Patina (vgl. dagegen R. Weber 1882 245 86).
                           Nach v. Falke läſst sich der schlechte Zustand unserer
                              									heutigen Erzdenkmaler nur dadurch verbessern, daſs man die Oberfläche in den Zustand
                              									versetzt, welchen sie von Anfang an hätte haben sollen und nicht erhalten hat. Man
                              									muſs also den rauhen, „mulmigen“ Zustand in einen glatten und festen
                              									verwandeln. Dies kann oder könnte durch fortwährende oder häufig wiederholte
                              									Reibungen geschehen, welche langsam zwar, aber doch mit der Zeit eine Glätte
                              									herbeiführen. Was freilich das Oel dabei thun soll, welches Prof. Bauer anwendet, ist nach v.
                                 										Falke nicht klar; es erscheint vielmehr hindernd, wenn es nicht durchaus
                              									rein wieder abgerieben wird, weil es ja dann nur Staub und Schmutz festhalten wird.
                              									Es können ferner mechanische Mittel angewendet werden, wie sie zur Ciselirung
                              									gehören, so daſs eben nachträglich geschieht, was gleich hätte geschehen sollen. Man
                              									könnte allenfalls auch an eine künstliche Patinirung denken, wie sie den Alten und
                              									den Meistern der Renaissance auch nicht unbekannt gewesen ist; allein dieser müſste
                              									doch immer erst die Glättung vorangehen, sonst würde sie auch nur einem
                              									Oelfarbenanstriche gleichen.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Asphaltstein.
                           Zur Herstellung eines Rohstoffes für Asphaltstampfarbeiten wird nach Prof. E.
                                    											Dietrich in Berlin (D. R. P. Kl. 80 Kr. 28620 vom 20. Januar 1884) dem
                              									gewöhnlichen Kalksteine oder Asphaltsteine während seiner Zerkleinerung reines
                              									Bitumen in starrem Zustande, in Pechform, also sogen. Trinidad épuré, Goudron oder ein bei besonders hoher Temperatur flüssiges
                              									und flüchtig werdendes Bitumen beigemengt und beide Stoffe demnächst durch Anwärmung
                              									der Masse in Trommeln o. dgl. innig gemischt, so daſs das aufgeweichte Bitumen von
                              									den Kalksteinkörnern aufgesaugt wird. Beim Erhitzen der Mischung werden zugleich,
                              									falls dies erforderlich ist, die leicht flüchtigen Oele des Asphaltsteines, welche
                              									ein Aufweichen der fertigen Straſse herbeiführen könnten, ausgetrieben.
                           Die Art des hinzugefügten Bitumens ist von der Art des im Asphaltsteine vorhandenen
                              									Bitumens abhängig zu machen und der starre, pechartige, ein Zersplittern in der
                              									Schleudermühle ermöglichende Aggregatzustand durch Vornahme der Mischung in kühlem
                              									Räume, erforderlichenfalls unter künstlicher Kälteerzeugung zu gewinnen. Angestellte
                              									Versuche haben ergeben, daſs durch dieses Verfahren ein für Stampfarbeiten wohl
                              									geeignetes Pulver gewonnen wird.
                           
                        
                           
                           Verarbeitung der Mutterlaugen von Kainit bei
                              									Kainitdarstellung.
                           Nach Vorster und Grüneberg in Kalk bei Köln (D. R. P.
                              									Kl. 75 Zusatz Nr. 28772 vom 16. Februar 1884, vgl. 1882 246 285) wird die bei der Verarbeitung des Kainits auf Schönit
                              									verbleibende Mutterlauge, welche eine oder mehrere Krystallisationen von Schönit
                              									ergeben hat, bis zu einem specifischen Gewichte von etwa 35° B. eingedampft. Während
                              									dieser Verdampfung scheidet sich ein Salzgemenge aus, welches aus Chlornatrium,
                              									Chlorcalcium, Kaliummagnesiumsulfat und Magnesiumsulfat besteht und den gröſsten
                              									Theil des in der Lauge befindlich gewesenen Kaliums und der Schwefelsäure enthält.
                              									Die bis 35° B. verdampfte Lauge ergibt während des Erkaltens eine Krystallisation
                              									von Carnallit, welcher nach bekannten Methoden verarbeitet werden kann, und es
                              									verbleibt eine an Kalium erschöpfte Endlauge.
                           Aus dem während des Verdampfens ausgeschiedenen, an Kalium und an Schwefelsäure
                              									reichen Salzgemenge kann das darin enthaltene Kalium fast vollständig wiedergewonnen
                              									werden und zwar in Form von Kaliummagnesiumsulfat, wenn man dasselbe in einem mit
                              									Rührwerk versehenen Gefäſse mit heiſser Kainitmutterlauge behandelt. Es gehen
                              									hierbei die Kalisalze, sowie das Magnesiumsulfat in Lösung, Chlornatrium bleibt
                              									ungelöst und beim Erkälten der Lösung krystallisirt Kaliummagnesiumsulfat aus.
                           
                        
                           A. Gacon's Sprengpulver.
                           Adrien Gacon in Paris (Oesterr.-Ungarisches Patent Kl.
                              									78 vom 23. Juni 1884) hat ein verbessertes Sprengpulver
                              									angegeben, von welchem 1k nicht weniger als 12 bis
                              										15cbm Felsen sprengen, welches sich erst bei
                              									4800 entzünden und durch Stöſse nicht explodiren soll, auch wenn es mit dem Hammer
                              									auf einem Ambose geschlagen wird u.s.w. Es wird durch Vermengen von 69 Th. Kali-
                              									oder Natronsalpeter mit 19 Th. Schwefelblüthe und nachherigem Zusätze von 12 Th.
                              									möglichst Kali oder Natron reicher Asche, die am besten durch Verbrennen
                              									abgestorbener Blätter gewonnen wird, erzeugt. Dem Ganzen werden in 81 Wasser gelöste
                              										200g Tannin beigefügt. – Es ist schon
                              									vorgekommen, daſs Pulver ohne Schwefel erzeugt wird; Pulver ohne Kohle oder ohne
                              									Ersatzmittel dafür war bisher unbekannt und nun soll Asche an Stelle der Kohle
                              									treten und dadurch die Explosionstemperatur um das 3fache erhöht werden! Oder liegt
                              									hier vielleicht ein Uebertragungsfehler aus dem französischen Originaltexte vor?
                           
                        
                           Gewinnung von Schwefel aus Schwefelwasserstoff.
                           Nach C. F. Claus in London (D. R. P. Kl. 12 Nr. 28758
                              									vom 8. November 1883, Zusatz zu Nr. 23763) hat es sich gezeigt, daſs beim
                              									Durchleiten Schwefelwasserstoff haltiger Gase, gemischt mit einer dem Wasserstoffe
                              									äquivalenten Menge von atmosphärischem Sauerstoff durch eine Schicht von Eisenoxyd
                              									die durch die Reaction erzeugte Hitze leicht höher steigt, als für das vortheilhafte
                              									Arbeiten zweckmäſsig ist, und daſs in Folge dessen das Eisenoxyd oder besser das
                              									darin zeitweilig gebildete Schwefeleisen zu Schlacke zusammenflieſst. Um dies zu
                              									verhindern, werden nach dem vorliegenden Verfahren mit dem Eisenoxyde solche Stoffe
                              									gemischt, welche eine feinere Vertheilung des Eisenoxydes herbeiführen und die
                              									Eisenoxydtheilchen mehr getrennt von einander halten, z.B. Thonerde, Magnesia, Kalk,
                              									Baryt, deren schwefelsaure oder kohlensaure Verbindungen, Zinkoxyd, Chromoxyd u.
                              									dgl. Die zur Verarbeitung gelangenden Schwefelwasserstoff haltigen Gase können aus
                              									Sodarückständen oder sonstigen Sulfiden bei der Herstellung von Ammoniumsulfat u.
                              									dgl. gewonnen werden.
                           Versuche haben ferner gezeigt, daſs eine groſse Anzahl von Oxyden und Metallsalzen
                              									sich dazu eignen, die Stelle des Eisenoxydes zu vertreten und zwar fast alle, welche
                              									bei der durch den Prozeſs hervorgebrachten Hitze Schwefelwasserstoff zerlegen und
                              									auch bei derselben Temperatur durch Luftzutritt sich wieder abrosten oder sich
                              									wieder höher oxydiren, z.B. Chromoxyd, Chromate, Kupferoxyd, Manganoxyd, mangansaure
                              									Salze u. dgl. Werden lösliche Verbindungen, z.B. Kupfersulfat, Chromate u. dgl.,
                              									angewendet, so tränkt man am besten poröse Stoffe, wie z.B. poröse Thonkugeln,
                              									Stücke von Ganisterbacksteinen, damit und trocknet dieselben vor dem Gebrauche. Man
                              										wendet diese Stücke
                              									am besten in Wallnuſs- bis Erbsengröſse an, bildet damit Schichten von 150 bis
                              										300mm Dicke und legt diese auf den
                              									durchlöcherten, aus feuerfesten Thonplatten hergestellten Boden eines mit
                              									Thonsteinen ausgefütterten Eisenkastens. Durch eine Oeffnung in dem Räume zwischen
                              									dem wirklichen und dem falschen Boden läſst man die den Schwefelwasserstoff
                              									enthaltenden Gase einströmen; durch eine andere Oeffnung führt man die durch einen
                              									Meſsapparat gegangene Luft in solchen Mengen ein, welche äquivalent mit dem
                              									Wasserstoffe des Schwefelwasserstoffes sind. Die Temperatur der Pyrophor ähnlich
                              									wirkenden Contactsubstanzen, einmal auf die für die Reaction nöthige Temperatur
                              									erhoben, wird durch fortwährend durchstreichende Mischung von Luft und
                              									Schwefelwasserstoff erhalten. Der freie Schwefel, welcher sich hierbei bildet,
                              									entweicht durch eine groſse Oeffnung zwischen der Schicht von Contactsubstanz und
                              									dem Deckel des Kastens und wird in passenden Kammern gesammelt.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Dinitrophenolsulfosäure.
                           Kocht man das aus phenolparasulfosaurem Kalium erhaltene
                              									mononitrophenolparasulfosaure Kalium mit verdünnter Salpetersäure bis zur
                              									aufhörenden Gasentwickelung, so erhält man nach Beyer und Kegel in
                              										Lindenau-Leipzig (D. R. P. Kl. 22 Nr.
                                 										27271 vom 8. Juni 1883) ein in saurer Lösung gelb gefärbtes Salz: C6H3.OH.SO3K.NO2 + NO3H = H2O + C6H2.OH.SO3K.(NO2)2.
                           Denselben Farbstoff erhält man auch beim Kochen von phenolparasulfosaurem Kalium mit
                              									überschüssiger verdünnter Salpetersäure bis zum Aufhören der Gasentwickelung nach
                              									folgender Gleichung: C6H4.OH.SO3K + 2NO3H = 2H2O + C6H2.OH.SO3K.(NO2)2.
                           Phenolorthosulfosaures bezieh. mononitrophenolorthosulfosaures Kalium liefert bei
                              									gleicher Behandlung einen isomeren, ziemlich ebenso färbenden Farbstoff, welcher
                              									jedoch leichter im Wasser löslich ist. Denselben Farbstoff erhält man aus
                              									phenoldisulfosaurem Kalium beim Kochen mit mäſsig verdünnter Salpetersäure.
                           An Stelle der angeführten Kalisalze kann man auch sämmtliche anderen Salze obiger
                              									Phenolsulfosäuren, wie Natron-, Magnesia-, Kalk- u.a. Salze anwenden: statt der
                              									freien Salpetersäure kann selbstverständlich auch ein Gemisch von Salpetersäure und
                              									Schwefelsäure treten. Endlich können obige Phenolsulfosäuren ungetrennt einzeln oder
                              									gemischt verwendet werden, um gleiche Farbstoffe zu erzielen. Statt mit verdünnter
                              									Salpetersäure zu kochen, kann man die Phenolsulfosäuren bezieh. ihre Salze mit
                              									stärkerer Salpetersäure bezieh. einem Salpetersäuregemische behandeln und dann erst
                              									zur Vollendung der Reaction höher erhitzen.
                           Da Diazobenzolparasulfosäure beim Kochen mit Wasser in Phenolparasulfosäure übergeht,
                              									so liefert dieselbe beim Kochen mit Salpetersäure und Wasser selbstverständlich
                              									denselben Farbstoff wie Phenolparasulfosäure, die von der gewöhnlichen
                              									Anilindisulfosäure sich ableitende Diazobenzoldisulfosäure denselben Farbstoff wie
                              									Phenoldisulfosäure. 100k
                              									mononitrophenolparasulfosaures Kalium werden z.B. mit einem Gemische von 100k Salpeter, 100k
                              									Schwefelsäure und 500l Wasser bis zum Aufhören der
                              									Gasentwickelung gekocht und heiſs filtrirt; der Farbstoff wird durch
                              									Auskrystallisation gewonnen. Oder 100k
                              									phenolparasulfosaures Kalium werden mit 168k
                              									Salpeter, 200k Schwefelsäure und 500l Wasser wie oben behandelt.
                           Dinitroorthosulfosaures Kalium krystallisirt beim Erkalten nur unvollständig aus. Der
                              									in Lösung bleibende Rest wird deshalb durch Eindampfen nach theilweiser
                              									Neutralisation oder durch Ausfällung der Schwefelsäure mit überschüssigem
                              									Chlorbarium durch Zusatz von Natronlauge als schwer lösliches basisches Barytsalz
                              									gewonnen, das durch Umsetzung mit Kalium- oder Natriumsulfat in die entsprechenden
                              									Alkalisalze übergeführt wird.