| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 91 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Wäscherei-Maschinen auf der Londoner Gesundheitsausstellung
                              									1884.
                           Die zahlreiche Vorführung von Maschinen zur Reinigung von Wäsche auf der vorjährigen
                              									Gesundheitsausstellung in London zeigte, daſs sich diese englischen Maschinen
                              									keineswegs auf dem ausgebildeten Standpunkte übriger Arbeitsmaschinen in England
                              									befinden. Die auſserordentlich zahlreich – von über 4000000 Personen – besuchte
                              									Ausstellung scheint das Bedürfniſs der Wäschereinigung mit Hilfe von Maschinen erst
                              									verallgemeinert zu haben, wie die nicht unbedeutenden von Ausstellern gemachten
                              									Geschäfte bezeugen, ebenso das seit Beginn der Ausstellung in London erscheinende,
                              									der Aufklärung in Wäscherei fragen gewidmete Fachblatt: The
                                 										Laundry News.
                           
                           In den für gröſsere Waschanstalten berechneten, durch motorische Kraft betriebenen
                              									Maschinen fand sich nur das sogen. französische Verfahren (vgl. 1883 249 * 78) vor, wo die Wäsche in drehenden Trommeln der
                              									Einwirkung der Waschlauge ausgesetzt wird, während in den anderen auch für die
                              									Haushaltung berechneten Maschinen neben diesem Verfahren das einer mehr mechanischen
                              									Bearbeitung der Wäsche auftrat.
                           Th. Bradford und Comp. in Manchester hatten zwei
                              									vollständige Waschanstalten, eine für Hand-, die aridere für Motorenbetrieb
                              									vorgeführt, welche immer im Gange waren. Die Waschmaschinen bestehen aus mit
                              									Zinkblech ausgelegten achteckigen Trommeln, welche die vorher gekochte Wäsche mit
                              									der Waschlauge aufnehmen und dann 15 bis 20 Minuten lang umgedreht werden; die
                              									gröſsere Maschine ist mit einem Dampfzuleitungsrohre versehen, um die Lauge in der
                              									Trommel kochend zu erhalten. Ueber der Trommel befindet sich eine
                              									Walzenwringmaschine, durch welche die einzelnen Wäschestücke aus der Trommel
                              									gelassen werden, so daſs die Waschlauge in der Trommel zurückbleibt und die
                              									ausgepreſste Wäsche sofort zum Blauen und Stärken oder zum Trocknen gelangen kann.
                              									Es entfällt also das Spülen der Wäsche zur vollständigen Entfernung der schmutzigen
                              									Waschlauge gänzlich, was jedoch als ein Vorzug dem deutschen Verfahren gegenüber
                              									nicht anzusehen ist. Zur Trocknung dient ein Schiebertrockenapparat (vgl. 1883 249 *
                              									83) und eine durch einen Ofen geheizte Kammer, in welcher die Wäschestücke auf
                              									schraubengangförmig an einer Säule angebrachte Stabe gehängt werden. Das Mangeln der
                              									getrockneten Wäsche geschieht auf einer Kastenmangel noch mit der etwas
                              									unvollkommenen Kastenbewegung durch Kette, oder auf einer Walzenmangel, an welcher
                              									die Druckertheilung durch eine Blattfeder erfolgt. Die Enden der gebogenen
                              									Blattfeder liegen nicht auf den Zapfenlagern oder einer geraden Schiene über
                              									denselben auf, sondern tragen kleine Rollen, welche auf seitlich aufsteigenden
                              									krummen Flächen der Schiene über den Lagern liegen. Die Einrichtung ermöglicht ein
                              									sehr leichtes Anspannen der Feder und gibt einen der Dicke der zwischen den Walzen
                              									durchgehenden Stücke immer entsprechenden Druck. Für glatte Tücher ist zum Bügeln
                              									noch eine Mangel mit geheizten Eisenwalzen vorhanden.
                           Eine zweite vollständige Waschanstalt für Motorbetrieb von Clements und Comp. in London war in einem besonderen aus wetterfestem
                              									Papiere nach Willesden's Patent hergestellten Hause
                              									untergebracht und im Gange. Die Waschmaschinen bestehen aus Gittertrommeln von 1m,8 im Durchmesser, welche in einer festen Trommel
                              									abwechselnd nach verschiedenen Seiten umgedreht werden. Die selbstthätige
                              									Umsteuerung der Bewegung erfolgt immer nach 3 Umdrehungen. Bei der Waschmaschine von
                              										Stephens und Woodmann in London liegt eine ebenso
                              									groſse Trommel frei auf 4 Gummirollen auf, welche in abwechselnde Umdrehung nach
                              									verschiedenen Seiten versetzt werden und der Trommel, welche die Wäschestücke an den
                              									Stirnseiten aufnimmt, diese Bewegung ertheilen. Die Trommel ist mit einem
                              									Dampfzuleitungsrohre versehen und ändert immer nach einem Umgange ihre
                              									Drehungsrichtung.
                           Andere namentlich auch für Hausbedarf berechnete Waschmaschinen lassen in ähnlicher
                              									Weise eine die Wäsche aufnehmende Schaufeltrommel in einem verschlossenen, bis
                              									ungefähr an seine Mitte mit der Waschlauge gefüllten Troge umdrehen. Der Trog wird
                              									unten beständig durch Dampf, Gas oder ein Kohlenfeuer erwärmt und die Waschlauge
                              									dadurch kochend erhalten, so z.B. die Maschinen von J.
                                 										Greenall in Manchester sowie von Heap und
                                 										Mitchell in Leeds. Die Waschmaschine von J.
                                 										Heselwood in Leeds (vgl. * D. R. P. Kl. 34 Nr. 28676 vom 29. December 1883)
                              									ist ähnlich, nur daſs die Trommel aus gewelltem Blech hergestellt ist und die
                              									äuſseren Vertiefungen desselben zu Schaufelzellen ausgebildet sind, welche die
                              									Waschlauge an der tiefsten Stelle aufnehmen und an der höchsten Stelle dann durch
                              									Löcher in das Innere der Trommel auf die Wäschestücke ausgieſsen. Es findet somit
                              									ein stetiges Begieſsen der Wäschestücke mit der Waschlauge statt, welches Begieſsen
                              									später auch mit kaltem Wasser zur Reinspülung erfolgen kann, nachdem die Waschlauge
                              									abgelassen und die Schaufeln der Trommel kaltes zuflieſsendes Wasser aufnehmen.
                           
                           Während im Allgemeinen in den verschiedenen Waschmaschinen eine kochende Behandlung
                              									der bewegten Wäsche erfolgt, findet sich nur bei einigen Maschinen ein mechanisches
                              									Behandeln der Wäsche. Die Maschine von Benham und Söhne
                              									in London ist genau der Maschine von Noske (1883 249 * 82) nachgebaut; bei der Waschmaschine von Kenworthy in Oldham wird die Wäsche in einem runden
                              									Bottiche von einem frei hängenden, auf und nieder bewegten Kolben, welcher aus
                              									mehreren in einander gesteckten Kupferblechtrichtern zusammengesetzt ist, bearbeitet
                              									und bei der Waschmaschine der Highbury Company in
                              									London wirft ein abwechselnd nach verschiedenen Seiten gedrehter Flügel die
                              									Wäschestücke in einem Bottiche umher. Die beiden letzten Maschinen sind auf keinen
                              									Fall empfehlenswerth, da die Behandlung der Wäsche in denselben eine groſse
                              									Abnutzung der letzteren verursacht.
                           Unter den vielen vorhandenen Wringmaschinen sei nur die auch in Deutschland
                              									patentirte Maschine von J. P. Rothwell in
                              										Lytham (* D. R. P. Kl. 34 Nr. 25497
                                 										vom 11. Mai 1883) erwähnt. Die Walzenzapfen laufen bei derselben zur
                              									Verminderung der Reibung auf Rollen; zur Druckerzeugung sind Hebel in Verbindung mit
                              									Spiralfedern an Stelle der Gewichte vorhanden und an der oberen Walze sind zwei
                              									Laufrollen angebracht, welche die ausgepreſsten Wäschestücke über dieselbe wieder
                              									nach vorn zur Aufgabestelle befördern.
                           Von Bügelmaschinen hatten Davey und Fabian in London die
                              									Maschine von R. Amblin in
                              										London (* D. R. P. Kl. 34 Nr. 23361
                                 										vom 28. Januar 1883) im Betriebe vorgeführt. Die zu bügelnden Tücher
                              									werden bei derselben auf eine langsam sich drehende, gepolsterte Walze aufgelegt,
                              									auf welcher sich eine mit Dampf geheizte anschlieſsende Mulde in der Längsrichtung
                              									der Walze hin und her bewegt. Die Mulde kann erforderlichen Falles beim Einführen
                              									von Wäschestücken von der Walze abgehoben werden. Eine zweite Plättmaschine von H. Podger und Söhne in Bromley, über welche Engineering, 1884 Bd. 38 * S. 340 berichtet, hat ein
                              									kurzes und schmales, mit Dampf geheiztes Bügeleisen, das an einer festen Bahn
                              									hängend hin und her bewegt wird. Unter diesem Bügeleisen ruht auf einem Fuſstritte
                              									der drehbare und verschiebbare Bügeltisch, welcher durch den Fuſstritt fest an das
                              									Bügeleisen in die Höhe gedrückt wird. Es ist mit dieser Maschine auch möglich,
                              									Hemden u. dgl. zu bügeln, da der Tisch jede Bewegung leicht gestattet.
                           
                              R.
                              
                           
                        
                           Ueber den Einfluſs der Gestalt der Körper auf den
                              									Bewegungswiderstand im widerstehenden Mittel, insbesondere in der Luft.
                           Unter Bezugnahme auf die Bestrebungen, die Luftschifffahrt endlich aas dem Stadium
                              									des Versuches heraustreten zu lassen, theilt das Genie
                                 										civils, 1884/5 Bd. 6 S. 269 aus einer in den Mémoires de la Société des Ingenieurs civils, Paris 1884 S. 111
                              									erschienenen kurz gefaſsten Abhandlung Duroy de
                                 										Bruignac's über den gegenwärtigen Stand der Luftschifffahrt die Ergebnisse
                              									der Studien des Verfassers über die Beziehungen zwischen Form und Luftwiderstand
                              									bewegter Körper mit, welche in der That allgemeinere Beachtung verdienen.
                           Danach hat Duroy de Bruignac schon vor mehreren Jahren
                              									gefunden, daſs der Luftwiderstand für eine genügend kleine Oberfläche der Gröſse
                              									derselben und der dritten Potenz des Sinus desjenigen Winkels proportional ist,
                              									unter welchem die Fläche vom Luftstrome getroffen wird. Später wies er nach, daſs
                              									dieses Gesetz für eine beliebig ausgedehnte ebene Oberfläche richtig bleibt, daſs
                              									indeſs der Mittelpunkt des Druckes sich in dem Maſse vom Schwerpunkte der Fläche
                              									entfernt, wie die Abmessung der Oberfläche in der Ebene des Einfallwinkels wächst.
                              									In Anwendung dieser Gesetze hat alsdann Verfasser gefunden, daſs der Widerstand der
                              									Luft auf ein Luftschiff sehr rasch abnimmt, wenn letzteres im Vergleiche zu seinem
                              									gröſsten Querschnitte länger wird, derart daſs, wenn z.B. das Verhältniſs der Längs-
                              									zur Querachse bei einem gestreckten Ballonkörper (fuseau) von 1 auf 10 wächst, der Luftwiderstand bei gleicher
                              									Geschwindigkeit im Verhältnisse 50 : 1,3 bezieh. 38 : 1 abnimmt. Würde man den
                              									Luftwiderstand, worauf es in der Praxis doch ankommt, auf Ballonkörper gleicher
                              									Tragkraft und verschiedener Achsenverhältnisse beziehen, so würde die Abnahme
                              									desselben eine noch ungleich raschere sein.
                           
                           Sollte diese Annahme durch die Erfahrung bestätigt werden, wie angestellte Versuche
                              									es hoffen lassen, so würden allerdings die vorhandenen Betriebsmittel genügen, um
                              									Luftschiffen eine weit gröſsere Geschwindigkeit zu ertheilen, als bisher erreicht
                              									wurde, vorausgesetzt, daſs es gelänge, die Formen derselben recht schlank zu
                              									gestalten. Auf Grund seiner Ermittelungen glaubt Duroy de
                                 										Bruignac noch annehmen zu müssen, daſs das Luftschiff von Renard und Krebs unter
                              									sonst gleichen Umständen eine Geschwindigkeit von 10m etwa erreichen würde, wenn dasselbe mit dem schlankeren Ende voran
                              									ginge, während bei der gewählten Anordnung, wo das stärkere Ende vorn ist,
                              									bekanntlich nur eine Geschwindigkeit von 5m,50
                              									erreicht wurde (vgl. 1884 254 * 24).
                           
                        
                           Die Betriebsverhältnisse der elektrischen Eisenbahnen.
                           Am Schlusse einer in der Zeitschrift für Elektrotechnik,
                              									Wien 1885 S. 97 und 129 abgedruckten Untersuchung über die Betriebsverhältnisse
                              									bezieh. Kosten der mit galvanischen Batterien, mit Accumulatoren und mit
                              									Dynamomaschinen unmittelbar betriebenen elektrischen Eisenbahnen kommt R. Baron Gostkowski, der Leiter der Präsidialabtheilung
                              									der k. k. Generaldirektion für österreichische Staatseisenbahnen zu dem
                              									Rechnungsergebnisse, daſs für eine elektrische Bahn von lkm Länge, aufweicher die getriebene
                              									Dynamomaschine ebenso viel Arbeit leisten soll als eine Dampflocomotive von 300e auf einer gewöhnlichen Eisenbahn ergibt, die
                              									Strom erzeugende Dynamomaschine eine elektromotorische Kraft von 1500√l Volt besitzen müsse. Dies liefert für 4km Lange schon 3000 Volt oder bei einer höchsten
                              									zulässigen Spannung von 500 Volt auf 4km 6
                              									Stromerzeuger. Deshalb seien auch die bis jetzt ausgeführten Bahnen, welche überdies
                              									bezüglich der Leistungsfähigkeit mit einer Vollbahn weitaus nicht in Vergleich
                              									gestellt werden könnten, nur äuſserst kurz, wie dies aus der nachfolgenden Tabelle
                              									hervorgehe:
                           
                              
                                 Name der Bahn
                                 Länge
                                 GröſsteSteigung
                                 Fahrge-schwin-digkeit
                                 Strom-stärke
                                 Gesammt-wider-stand
                                 Elektro-motor. Kraftdes Stromerz.
                                 
                              
                                 
                                 km
                                 mm/km
                                 m/Sec.
                                 Ampère
                                 Ohm
                                 Volt
                                 
                              
                                 Mödling-Brühl
                                   1,5
                                 15
                                 5,5
                                 40
                                 0,7
                                 350
                                 
                              
                                 Lichterfelde
                                   7,0
                                 –
                                 5,5
                                 –
                                 –
                                    90
                                 
                              
                                 Beuthen
                                   0,8
                                 –
                                 4,0
                                 37
                                 1,6
                                 1000
                                 
                              
                                 Portrush
                                 10,0
                                 25
                                 3,1
                                 –
                                 1,5
                                   500
                                 
                              
                           Aber selbst auf einer so kurzen Bahn hafte dem elektrischen Betriebe der Nachtheil
                              									an, daſs die Dampfmaschine, welche den Stromerzeuger treibt, 100, der Generator
                              									dagegen 1600 Umläufe in der Minute macht, sowie daſs die Geschwindigkeit der
                              									getriebenen Dynamomaschine, welche 1400 Umdrehungen beträgt, in einem solchen
                              									Verhältnisse auf die Räder der elektrischen Locomotive übertragen werden muſs, daſs
                              									diese nicht mehr als 200 minutliche Umdrehungen ausführen. Wir haben sonach vom
                              									Dampfmotor auf den Stromerzeuger eine Vergröſserung der Geschwindigkeit von 1 : 16,
                              									von der getriebenen Dynamomaschine auf das Wagenrad eine Verkleinerung von 1 : 7
                              									auszuführen, was gewiſs zur Vereinfachung der Construction nicht beiträgt.
                           Berücksichtige man das Gesagte, so werde man zu dem Schlusse gedrängt, daſs
                              									einerseits das Gewicht der Accumulatoren, andererseits die Schwierigkeit der
                              									Isolation der Windungen in den Dynamomaschinen die Schranken sind, welche
                              									gegenwärtig es nicht gestatten, daſs die Elektricität als Betriebskraft auf
                              									Eisenbahnen mit gröſserem Verkehre vortheilhaft zur Verwendung gelangen kann.
                           Bei dieser Gelegenheit sei auch auf mehr als 2monatliche Versuche hingewiesen, welche
                              									nach dem Engineer, 1884 Bd. 59 S. 470 mit Accumulatoren
                              									im verflossenen Jahre nach A. Reckenzaun's Angaben von
                              									der Electrical Power Storage Company im Gehöft der
                              									Gesellschaft in Millwall mit einem für Straſsenbahnen bestimmten Apparate auf einer
                              										122m langen, einen rechten Winkel bildenden
                              									Bahn von 1m,43 Spurweite und theilweise einer von
                              									1 : 40 auf 1 : 17 anwachsenden Steigung angestellt worden sind. Der Wagen, ein alter
                              									der Greenwich-Westminster Pferdebahn, wog 2t,5 und
                              									faſste 46 Fahrgäste. Die verhältniſsmäſsig leichten Accumulatoren, nach Reckenzaun's Construction, wogen 1t,25,
                              									der Reckenzaun'sche Motor nebst Zubehör 0t,5, so daſs das Gesammtgewicht des besetzten
                              									Wagens 5t,5 betrug, während als Triebkraft 16e verfügbar waren. Ein Motor für Dampf oder
                              									Preſsluft würde bei derselben Triebkraft 8 bis 10t
                              									wiegen. Die Versuche haben gezeigt, daſs der gesammte Kraftverlust zwischen der die
                              									Accumulatoren speisenden Dampfmaschine und den Schienen etwa 66 Proc. betrug,
                              									woneben zu berücksichtigen ist, daſs Locomotiven für Straſsenbahnen etwa 3 bis 4mal
                              									soviel Brennmaterial verbrauchen als die für Dynamomaschinen benutzten festen
                              									Betriebsdampfmaschinen. Die Anlagekosten und die Abnutzung stellen sich bei
                              									elektrisch betriebenen Wagen günstiger als bei Dampfwagen.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung einer Stahlcomposition.
                           Zur Herstellung einer das Rothmetall ersetzenden sogen.
                              									Stahlcomposition gibt A. Bauer in
                              										Giesing-München (D. R. P. Kl. 40 Nr.
                                 										30778 vom 20. August 1884) folgende sonderbare Vorschrift: In 860 Th.
                              									Salpetersäure legt man 60 Th. Stahlspäne; haben sich diese bis auf ⅓ aufgelöst, so
                              									gibt man 22,5 Th. Kupfer dazu und hat sich dieses halb aufgelöst, noch 20 Th.
                              									Quecksilber. Ist alles gelöst, so setzt man nach und nach 15 Th. Zinn, 7,5 Th. Blei
                              									und 7,5 Th. Zink hinzu. Nach beendeter Lösung wird noch soviel Zinn eingetragen, bis
                              									die Säure neutralisirt ist. 1k dieses Gemenges
                              									wird dann in 21k,5 geschmolzenes Zink eingerührt,
                              									zusammengeschmolzen und in Barren gegossen. Zur Erreichung des gewünschten
                              									Härtegrades soll bei der Verwendung der Legirung noch Zinn oder Antimon zugesetzt
                              									werden.
                           
                        
                           Ersatzmittel für Asphalt.
                           C.
                                    											Lortzing in Charkow (D. R. P. Kl. 12 Nr. 30318 vom 12. Februar 1884) will den in
                              									irgend einer Weise aus den Abwässern der Wollwäschereien, Walkereien u. dgl.
                              									abgeschiedenen Wollfettschlamm trocknen, pulvern, mit einer entsprechenden Menge
                              									kohlensaurem Kalk mischen und als sogen. Asphalt
                                 										comprime und Asphaltmastix verwenden, wie er
                              									dies in ähnlicher Weise bereits früher (vgl. 1884 251
                              									231) vorgeschlagen hat,
                           
                        
                           F. A. Schulz's Anlage zum Abkühlen von Kohlenziegel u.
                              									dgl.
                           Wenn die aus getrockneter Braunkohle oder aus trockenem Torf hergestellten
                              									Preſssteine nach ihrem Austritte aus der Presse, also noch warm, in gröſseren Mengen
                              									verladen werden, so tritt leicht Selbstentzündung ein. Daher gestatten einige
                              									Eisenbahnverwaltungen nur den Transport völlig abgekühlter Preſskohlen. Man kann nun
                              									nach F. A.
                                    											Schulz in Halle (* D. R. P. Kl. 10 Nr. 28840 vom 20. März 1884) diese
                              									Abkühlung dadurch erreichen, daſs die auf etwa 180m verlängerte, den Preſskohlenstrang führende Rinne spiralförmig gewunden und auf Schwellen wagerecht
                              									gelagert und befestigt, oder daſs diese Rinne in Form einer Schraubenlinie ausgeführt wird, wobei die einzelnen über einander
                              									liegenden Gänge in einem passenden Ständer ruhen können; das Ganze ist zum Schütze
                              									gegen Witterungseinflüsse mit Ummantelung und Ueberdachung so versehen, daſs die
                              									Leitrinne dennoch von allen Seiten von Luft umzogen ist. Die Frage entsteht nur, wie
                              									der Preſskohlenstrang auf so lange Strecken sich frei und doch zuverlässig bewegen
                              									kann?
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung unverharzbarer Mineralöle.
                           Zur Gewinnung unverharzbarer Maschinenschmier- und Einfettungsöle für Gespinnstfasern
                              									wird nach C. Roth in Berlin (D. R. P. Kl. 23 Nr. 30786
                              									vom 17. Juni 1884, vgl. auch 1885 255 540) rohes Erdöl
                              									oder gewöhnliches Mineralschmieröl, mit 1 bis 5 Proc. übermangansaurem Kalium
                              									gemischt, in ein Destillirgefäſs gebracht und langsam abdestillirt. Die Antheile des
                              									Destillates, welche als Schmieröle dienen sollen, werden mit Schwefelsäure von 1,53
                              									bis 1,6 sp. G., dann mit Natronlauge von 1,4 sp. G. geschüttelt. Das Oel wird nun
                              									nochmals über 2 Proc. Kaliumpermanganat destillirt und mit Schwefelsäure und
                              									Natronlauge behandelt.
                           
                           Das so erhaltene Oel ist hellgelb mit grüner Fluorescenz und zeigt, 3 Tage lang bei
                              									350 der Luft ausgesetzt, nur Spuren von Verharzung.
                           
                        
                           Schnellbleichverfahren für Papierzeug, Gewebe u. dgl.
                           Das Schnellbleich verfahren für Papierzeug, Gewebe u. dgl. von J. B.
                                    											Fessy in St. Etienne (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 29892 vom 18. Mai 1884) besteht darin,
                              									daſs zwei das Bleichmittel bildende Flüssigkeiten durch ein Dampfstrahlgebläse innig
                              									vermischt auf das Bleichgut aufgespritzt werden.
                           
                        
                           Caseïnkitt als Ersatz für arabisches Gummi.
                           Da in Folge der afrikanischen Unruhen die Preise für Gummi arabicum sehr gestiegen
                              									sind, so versuchte R. Kayser (Mittheilungen des Bayerischen Gewerbemuseums, 1885 S. 36) folgende
                              									Herstellung von Caseïnkitt: Man bereitet sich Caseïn durch Erhitzen von Milch mit
                              									etwas Weinsteinsäure, wobei sich ersteres bekanntlich ausscheidet. Man kann,
                              									besonders wenn man gröſsere Mengen in Arbeit nehmen will, auch die gewöhnlich
                              									geronnene, entsahnte Milch, wie bei der Käsebereitung üblich, behandeln. Das
                              									erhaltene Caseïn überschüttet man noch in feuchtem Zustande mit einer Lösung von 6
                              									Th. Borax in 100 Th. Wasser und erwärmt gelinde unter Umrühren, wobei das Caseïn in
                              									Lösung geht. Von der Boraxlösung setzt man eine solche Menge zu, daſs nur geringe
                              									Mengen Caseïn ungelöst zurückbleiben.
                           Die so erhaltene klare Flüssigkeit besitzt ein sehr groſses Klebevermögen, ist billig
                              									und haltbar und überall an Stelle des arabischen Gummi verwendbar, wo letzteres
                              									nicht durch Dextrin ersetzt werden kann (vgl. R. Wagner
                              									1856 140 301).
                           
                        
                           Reaction auf Chloralhydrat.
                           Fügt man nach M. Hirschfeld (Archiv der Pharmacie, 1885 Bd. 223 S. 26) zu einer Lösung von
                              									Chloralhydrat etwas Calciumsulfhydrat, H2CaS2, so entsteht nach Verlauf von ½ Minute eine rothe
                              									Färbung, welche bis purpurroth wird; die abfiltrirte Flüssigkeit enthält die Farbe.
                              									Eine schwächere, aber doch sehr deutliche Reaction erhält man, wenn man zu einer
                              									Lösung von Chloralhydrat Schwefelwasserstoff und dann Kalkwasser hinzusetzt. Nach
                              									Verlauf von etwa einer Minute tritt rosarothe Farbe der Flüssigkeit ein.
                           
                        
                           Ueber die reducirende Wirkung der Koke auf
                              									Salpetersäure.
                           Zur Prüfung der auffälligen Erscheinung, daſs die sogen. Nitrose des
                              									Gay-Lussac-Thurmes selbst dann nur Salpetrigsäure enthält, wenn die eintretenden
                              									Gase erhebliche Mengen Untersalpetersäure enthalten, hat G.
                                 										Lunge (Chemische Industrie, 1885 S. 2) die
                              									Wirkung der Koke auf Salpetersäure geprüft:
                           
                              
                                 Dauer der Einwirkung
                                 Temperatur
                                 Salpetersäure reducirtzu N2O3
                                 
                              
                                    2½ Tage
                                   20°
                                 13,41
                                 Proc.
                                 
                              
                                 8 Tage
                                 20
                                 64,78
                                 
                                 
                              
                                     1 Stunde
                                 30
                                 16,85
                                 
                                 
                              
                                          4½ Stunden
                                 38 bis 40
                                 96,71
                                 
                                 
                              
                           In Berührung mit Koke wird daher die in der Schwefelsäure aufgelöste Salpetersäure
                              									schon bei gewöhnlicher Temperatur langsam, bei mäſsig erhöhter Temperatur aber, wie
                              									sie im Gay-Lussac-Thurme gewöhnlich herrscht, sehr schnell und so gut wie
                              									vollständig zu Salpetrigsäure reducirt. Ob dies unmittelbar durch den Kohlenstoff
                              									oder durch Wirkung desselben auf Schwefelsäure unter Entstehung von Schwefligsäure,
                              									oder auch unter Mitwirkung des in Koke vorhandenen Schwefeleisens geschieht, muſs
                              									dahingestellt bleiben.