| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 139 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber eine besondere Art der Fadenbildung bei der
                              									Glasspinnerei; von E. Tscheuschner.
                           Bis zu welchem Grade von Feinheit und Elasticität Glas versponnen werden könne, hat
                              									bekanntlich zuerst Jul. de Brunfaut (vgl. 1868 190 432. 493. 1872 206 242.
                              									1874 211 482) gezeigt, indem er seine Gespinnste in
                              									Verbindung mit Seide zu geköperten Kleiderstoffen verweben lieſs, von welchen
                              									letzteren ein Anzug einem Werthe von 2000 M. und mehr entsprach. Konnten auch diese
                              									Stoffe ebenso wenig, als die aus Fädenbündeln geflochtenen Kragen, Schleifen.,
                              									Spitzen, Besätze verschiedenster Art u. dgl. bei allem Glänze ihrer äuſseren
                              									Erscheinung wegen der unleidlichen Wirkung der beim Gebrauche solcher Gegenstände
                              									unvermeidlich sich ablösenden Fadensplitter auf die Haut keines dauernden Erfolges
                              									sich erfreuen und ist heute die Herstellung eines wolle- oder watteartigen, zu
                              									chemischen Zwecken dienenden Gebildes fast die einzige gröſsere Verwendungsweise, des
                              									Glasgespinnstes, so wird doch die Gewinnung des letzteren immerhin zu den
                              									interessanteren Arbeiten vor der Glasbläserlampe zu zählen sein.
                           Man nimmt in der Regel an, daſs zum Spinnen eine besondere Zusammensetzung des Glases
                              									nicht erforderlich sei, wenn man von der Forderung eines guten, elastischen
                              									Materials als selbstverständlich absieht, und auch die von Benrath (Glasfabrikation S. 365)
                              									mitgetheilten Analysen eines böhmischen Flechtwerkes und einer Watte de Brunfaut's sprechen im Allgemeinen dafür. Es sei
                              									indessen auf eine Thatsache aufmerksam gemacht, die ich bisher niemals erwähnt
                              									gefunden habe. Die Glasfäden lassen sich bekanntlich mittels eines heiſsen Eisens in
                              									ähnlicher Weise kräuseln und zu Locken brennen wie das Haar; während nun aber J. de Brunfaut, den ich einmal wochenlang in seiner
                              									Werkstätte zu beobachten Gelegenheit hatte, zu schlichten Fäden einfache Glasstäbe
                              									von augenscheinlich nicht besonderer Beschaffenheit verspann, wendete er zu lockigem
                              									Gespinnste die Verbindung eines Tafel glasstreifens mit einem Rundstabe an, welche
                              									letzteren er, wie die Figur zeigt, der Länge nach an einander schmolz. Beim Spinnen
                              									vereinigten sich dann beide Gläser zu einem Faden. Daſs J.
                                 										de Brunfaut auf diese Weise etwa ein Glas von mittlerer Zusammensetzung
                              									hätte erzielen wollen, ist kaum anzunehmen, da es ihm ein Leichtes gewesen sein
                              									würde, derartige Stäbe sich zu verschaffen. Auch scheint es wenig wahrscheinlich,
                              									daſs er einen besonderen, vielleicht ovalen Querschnitt des Fadens erstrebte. Denn
                              									wenn auch bekanntlich schlichtes menschliches Haar im Querschnitte fast rund,
                              									krauses hingegen flach gedrückt, oval ist, so dürfte doch in dieser Beziehung von
                              									der Querschnittsform des Glasfadens kaum etwas zu erwarten sein; auch würde J. de Brunfaut mit Rücksicht auf die Eigenschaft des
                              									Glases, beim Ausziehen zu selbst sehr feinen Fäden die Querschnittsform nicht zu
                              									ändern, durch Anwendung eines ovalen Stäbchens viel einfacher haben zum Ziele
                              									gelangen können. Vielleicht aber wollte er von der verschiedenen durch die Wärme
                              									bewirkten Ausdehnung andersartiger Glassorten in der Weise Vortheil ziehen, daſs er
                              									einen durch die Vereinigung zweier Fäden von verschiedenen Ausdehnungscoefficienten
                              									hervorgegangenen Glasfaden zu erzeugen suchte. Besteht z.B. ein Faden aus zwei
                              									Hälften, von denen die rechte einen gröſseren Ausdehnungscoefficienten besitzt als
                              									die linke, so wird vom Augenblicke der Erstarrung des neu gebildeten Fadens an bis
                              									zur völligen Abkühlung desselben die rechte Seite sich mehr zusammenziehen, also
                              									kürzer werden als die linke und daher der ganze Faden sich soweit nach rechts
                              									krümmen müssen, bis die innere kürzere Curve der sich mehr, die äuſsere längere
                              									Curve aber der sich weniger zusammenziehenden Hälfte entspricht.
                           Textabbildung Bd. 256, S. 140 Bezeichnet D den Durchmesser des Kreises,
                              									nach welchem dergestalt die Mittellinie des Fadens sich krümmt, s aber die Fadendicke, so folgt die äuſsere Fadenlange
                              										lt = x α (D + s) und die innere l2 = xα (D – s),
                              									woraus das Verhältniſs beider l1 : l2 (D + s) : (D – s) sich ergibt, Nach Lavoisier und Laplace schwankt der
                              									Ausdehnungscoefficient zwischen 0,0000081 für englisches Flintglas und 0,0000091 für
                              									bleifreies Glas und zwar für jeden Grad des hunderttheiligen Thermometers. Unter der
                              									Annahme, daſs J. de Brunfaut ähnliche Gläser verwendet
                              									habe, ferner eine Erstarrungstemperatur = 1000° für den neugesponnenen Faden
                              									vorausgesetzt, bei welcher beide Hälften des letzteren gleiche Länge l haben, wird man daher:
                           l1 (1 + 0,0000081 ×
                              									1000) = 1,0081 l1 sin.
                              										l2 (1 + 0,0000091
                              									×  1000) = 1,0091 l2 =
                              										l, also 1,0081 l1 = 1,0091 l1 oder endlich l1 : l2 = (1,0091 : 1,0081) = (D + s) : (D – s) setzen können,
                              									woraus D = 2017,2 s =
                              									2017,2 × 0,006 = 12mm,10 folgt, wenn man
                              									gleichzeitig die Dicke s der feinsten Fäden nach Kick zu 0mm,006
                              									annimmt. Ein solcher Faden müſste sich somit selbstthätig zu einer Locke von 12mm Durchmesser krümmen, während gröſsere
                              									Unterschiede der Ausdehnungscoefficienten entsprechend feinere Kräuselungen bedingen
                              									würden. In Wirklichkeit aber dürften die Krümmungsdurchmesser schon deshalb kleiner
                              									ausfallen, weil die Ausdehnungscoefficienten nicht constant sind, sondern mit den
                              									Temperaturen nicht unbedeutend zunehmen.
                           
                        
                           
                           R. Schaum's Anordnung eines verstellbaren Loskieles zur
                              									zeitweiligen Erhöhung der Stabilität kleiner Fahrzeuge.
                           Um die Stabilität eines Schiffes zeitweilig erhöhen zu können, wenn Sturm oder
                              									starker Wind das Kentern befürchten läſst, ordnet nach dem Scientific American, 1884 Bd. 51 * S. 426 Rud.
                                 										Schaum in Tell City, Ind., einen schweren Loskiel an, welcher an zwei oder
                              									mehr Stangen hängt und mit diesen Stangen, die durch entsprechende, auf dem
                              									eigentlichen Kiele aufstehende und gegen das Schiffsinnere wasserdicht
                              									abgeschlossene Führungen über Deck hinaufgeführt sind, mittels geeigneter Windewerke
                              									herabgelassen werden kann. Hierdurch wird der Schwerpunkt des Fahrzeuges
                              									beträchtlich herabgerückt, während die Höhenlage des Metacentrums nur ganz
                              									unbedeutend beeinfluſst wird, so daſs die Stabilität des Fahrzeuges sich bedeutend
                              									erhöht. Gleichzeitig wird auch das Rollen des Schiffes durch den Widerstand, welchen
                              									der herabgelassene Loskiel im Wasser findet, nicht unbeträchtlich herabgezogen
                              									werden können. Andererseits ist bei heraufgezogenem Kiele der Tiefgang des Schiffes
                              									nicht wesentlich vermehrt, so daſs Schiffe, welche mit dieser Vorrichtung versehen
                              									sind, auch in flacherem Fahrwasser gebraucht werden könnten.
                           
                        
                           Heizung und Lüftung einer Pariser Schule.
                           Die École Monge in Paris ist, wie im Genie civil, 1884/5 Bd. 6 * S. 72 mitgetheilt wird, mit Warmwasserheizung und Sauglüftung versehen
                              									worden. Für die erstere sind 2 Heizsysteme mit je 3 Wasserheizkesseln angeordnet;
                              									von diesen aus werden die Heizkörper gespeist, als welche hauptsächlich mit Rippen
                              									versehene Guſseisenröhren verwendet sind, die lothrecht über einander in Kanälen
                              									stehen, um vom Boden des Kellergeschosses bis zur Decke des zu Schlafräumen
                              									benutzten Obergeschosses in den Ecken der Räume zu führen; diese Kanäle springen in
                              									letztere ein. Für einzelne Räume sind statt dieser Rippenröhren cylindrische
                              									Wasseröfen angeordnet. Die Lufterneuerung der Räume geschieht in der Weise, daſs
                              									unmittelbar von auſsen frische Luft durch kurze, die Auſsenwände in der Höhe der
                              									Fuſsböden des Erdgeschosses und ersten Stockwerkes durchdringende Kanäle in die
                              									erwähnten lothrechten Eckkanäle zugeleitet wird; diese Luft erwärmt sich, steigt
                              									aufwärts und tritt nahe der Decke aus den eigentlich nur als lokale Luftheizkammern
                              									wirkenden Eckkanälen in die Räume. Zur Entfernung der Abluft ist ein über Dach
                              									führender Saugschlot angebracht, in den die auf dem Dachboden liegenden Sammelkanäle
                              									der Abluft münden, welche in dieselben aus den Räumen durch lothrechte Abluftkanäle
                              									flieſst, die mit den Räumen nahe dem Fuſsböden in Verbindung stehen. Der Saugschlot
                              									wird in der kalten Jahreszeit durch die Ausdehnungsgefäſse der Warmwasserheizung, in
                              									der warmen Jahreszeit durch einen besonderen Ofen erwärmt; es ist auch eine
                              									Gasheizung vorgesehen, welche bei nothwendiger Erhöhung des Auftriebes in Wirkung
                              									gesetzt wird. Es ist in genannter Quelle angegeben, daſs die in die Räume
                              									einspringenden Wandungen der Heizkanäle ¼ Stein stark gemauert sind, woraus folgt,
                              									daſs die nothwendige Reinigung dieser Kanäle wie der in denselben befindlichen
                              									Heizröhren nicht möglich ist, die frische Luft also, ehe letztere in die Räume
                              									tritt, stets vorher über verstaubte Flächen ziehen muſs.
                           
                        
                           Kraftbedarf bei Bogenlichtbeleuchtung und elektrischer
                              									Arbeitsübertragung.
                           Nach wiederholten Messungen über den Kraftverbrauch beim Betriebe der
                              									Bogenlichtbeleuchtung und Kraftübertragung hat die Oesterreichische Waffenfabriks-Gesellschaft in Steyr nach Mittheilung an
                              									die Zeitschrift für Elektrotechnik, Wien 1885 S. 180
                              									folgende Erfahrungen gesammelt: Bei der Länge der meisten Bogenlichtleitungen
                              									(durchschnittlich 1000m hin und zurück) von
                              										2000m und 3mm starkem Leitungsdraht war der Spannungsverlust etwa 10 Proc. und ergab
                              									die Bremsung durchschnittlich einen Kraftverbrauch (an den Turbinen, vgl. 1884 254 396) von 1e,1 für
                              									ein Bogenlicht mit 1100 Kerzen Lichtstärke, Leitung mit inbegriffen.
                           
                           Die Kraftübertragung war rund 1400m von den
                              									Stromerzeugern entfernt, also die ganze Leitungslänge 2800m mit 3 bezieh. 2mm,4 starkem Draht (800m mit 3mm,
                              										2000m mit 2mm,4 Dicke). Als Stromquelle dienten 2 hinter einander auf Spannung
                              									gekuppelte Maschinen, Type T. L. 4 (8 bis 10 Bogenlicht), welche 850 Umläufe machten
                              									und hierbei 16 bis 17e bedurften. Die Kraftabgabe
                              									an der Secundärmaschine (ebenfalls Type T. L. 4) wurde durch Bremsung mit 6,5 bis
                              										6e,75 nachgewiesen, was einem Nutzeffecte von
                              									40 Proc. gleichkommt.
                           Bei der Glühlichtbeleuchtung in der Villa war es nicht möglich, sich ein richtiges
                              									Bild über den Kraftverbrauch zu schaffen, da die dort verwendeten Glühlampen viel zu
                              									ungleich in der Lichtstärke waren.
                           
                        
                           Theiſsen's Verfahren zur Herstellung von Stiefeleisen.
                           Nach dem von H. Theißen und C. Theißen in
                              										Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 49 Nr.
                                 										27343 vom 25. November 1883) angegebenen Verfahren werden zur Bildung von
                              									Stiefeleisen Walzeisenstäbe von U-förmigem Querschnitt in einzelne Abschnitte von
                              									der Dicke der gewünschten Stiefeleisen zerlegt, welche dann nur noch zu lochen und
                              									etwas nachzuarbeiten sind, um ohne Aufwand groſser Kosten fertige Stiefeleisen zu
                              									ergeben. Die beiden Schenkel des U-förmigen Querschnittes können gleiche oder
                              									ungleiche Form erhalten; die letztere Form wird angewendet, um eine etwaige
                              									ungleichmäſsige Abnutzung der Stiefeleisenschenkel auszugleichen, was jedoch bei
                              									ersterer Form auch schon durch schräge Schnitte zur Stabrichtung, d.h. durch
                              									verschieden dicke Stiefeleisenschenkel erreicht werden kann. Zar Herstellung von
                              									Stiefel eisen aus Messing nach diesem Verfahren werden die Profilstäbe statt durch
                              									Walzen durch Ziehen oder Gieſsen hergestellt. Die verwendeten Stäbe werden in kaltem
                              									oder warmem Zustande mittels einer passenden Metallsäge zerschnitten.
                           
                        
                           Verfahren zum Verbleien von Metallblechen.
                           Nach P.
                                    											Suckow und Comp. in Breslau (D. R. P. Kl. 48 Nr. 30214 vom 9. Juli 1884) werden die zu
                              									verbleienden Metallbleche und die Bleiplatten zunächst einseitig verzinnt, die
                              									Zinnflächen mit Kolophoniumpulver bestreut auf einander gelegt und von der
                              									Auſsenseite her mittels einer Stich- oder direkten Flamme so weit erwärmt, daſs die
                              									Zinnüberzüge zu schmelzen beginnen. Durch Andrücken des Bleibleches wird sodann eine
                              									innige Vereinigung mit dem Metallbleche erzielt, wie dies für Sulfitstoffkessel u.
                              									dgl. erforderlich ist.
                           
                        
                           Zur Verwerthung der Milch.
                           Die Milchwirthschaftliche Versuchsstation in Kiel verarbeitete nach Schrodt (Milchzeitung.
                              									1885 S. 212) im J. 1884 28492k Milch und
                              									verwerthete diese zu 3025,80 M., 1k Milch daher zu
                              									10,6 Pf. Am vortheilhaftesten erwies sich die Verarbeitung der ganzen Milch zu
                              									Kamembert-Käse, da 1k Milch sich auf 21,9 Pf.
                              									stellte. Bei der Herstellung von Käse aus Magermilch brachte 1k derselben für Holsteiner Käse 2,23 Pf.,
                              									Limburger Käse 4,34 und Kümmelkäse 3,39 Pf.
                           
                        
                           Nachweis von Caramel in Wein oder Rum.
                           Versetzt man nach C. Amthor (Zeitschrift für analytische Chemie, 1885 S. 30) eine mit Caramel gefärbte
                              									alkoholische Flüssigkeit mit Paraldehyd, so bildet sich ein brauner Niederschlag und
                              									die Flüssigkeit wird entfärbt.
                           Zur Ausführung des Nachweises werden dem entsprechend 10cc der zu untersuchenden Flüssigkeit in einem engen hohen Gefäſse mit
                              									senkrechten Wänden mit 30 bis 50cc Paraldehyd (je
                              									nach der Stärke der Färbung), hierauf mit absolutem Alkohol versetzt, bis sich die
                              									Flüssigkeiten mischen. Bei Wein sind 15 bis 20cc
                              									Alkohol nöthig. War Caramel vorhanden, so hat sich nach 24 Stunden am Boden des
                              									Gefäſses ein bräunlichgelber bis dunkelbrauner, fest anhaftender Niederschlag
                              									abgesetzt. Man gieſst jetzt die überstehende Flüssigkeit ab und wäscht zur
                              									Entfernung des Paraldehyds mit etwas absolutem Alkohol nach. Den Niederschlag löst
                              									man in heiſsem Wasser, filtrirt und engt auf 1cc
                              									ein. Aus der Stärke der Farbe kann man ungefähr auf die Menge des vorhandenen
                              									Caramels schlieſsen.
                           
                           Sind die in zu untersuchendem Weine vorhandenen Caramelmengen sehr gering, so muſs
                              									man über Schwefelsäure, am besten mit Zuhilfenahme einer Luftpumpe auf ½ oder ⅓
                              									einengen, filtriren und nun wie oben verfahren. Eindampfen durch Erwärmen ist
                              									unbedingt zu vermeiden, da sich sonst leicht caramelartige Producte bilden können,
                              									welche zu Täuschungen Anlaſs geben. So gab ein schwach gefärbter, ganz reiner
                              									Naturwein die Caramel-Reaction nicht; dieselbe entstand aber sehr deutlich, nachdem
                              									der Wein auf ⅓ eingekocht und dann wieder auf das frühere Volumen gebracht worden
                              									war.
                           Zur Herbeiführung der Reaction mit Phenylhydrazin wird
                              									die filtrirte Lösung des mit Paraldehyd erzielten Caramel haltigen Niederschlages in
                              									eine frisch bereitete, klare, salzsaure Phenylhydrazinlösung von der durch E. Fischer (1884 252 483)
                              									angegebenen Concentration eingegossen. Der Niederschlag entsteht schon in der Kälte;
                              									doch kann dessen Entstehung durch ganz kurzes Erwärmen auf dem Wasserbade befördert
                              									werden. Ist sehr wenig Caramel vorhanden, z.B. wenn die Lösungen nur hellgelb
                              									gefärbt sind, so entsteht anfangs Trübung und der Niederschlag setzt sich erst nach
                              									24 Stunden vollständig ab. Man schichtet, da die Phenylhydrazinlösung schon nach
                              									kurzem Stehen rothbraune, harzartige Producte bildet, welche die Reaction vorzüglich
                              									bei kleinen Mengen verdecken könnten, eine etwa 2cc hohe Aetherschicht in dem Reagensglase über die Flüssigkeit; der Aether
                              									nimmt, namentlich wenn man das Glas mehrmals sanft umkehrt, die harzartigen Körper
                              									mit Leichtigkeit auf und bildet damit eine mehr oder weniger gefärbte Lösung, In der
                              									unten stehenden wässerigen Flüssigkeit setzt sich der amorphe schmutzig- oder
                              									rothbraune Caramelniederschlag ab.
                           
                        
                           Verfahren zur Gewinnung von Schwefel aus
                              									Schwefelwasserstoff.
                           Die Oesterreichische Sodafabrik in
                              										Hruschau (D. R. P. Kl. 12 Nr. 30746
                                 										vom 26. Juli 1884) läſst den Schwefelwasserstoff durch erhitzte Sulfate
                              									von Alkalien oder alkalischen Erden streichen, wobei der Sauerstoff dieser Salze
                              									sich mit dem Wasserstoffe des Schwefelwasserstoffes zu Wasser verbindet, während das
                              									betreffende Schwefelmetall zurückbleibt und freier Schwefel abflieſst. Durch darauf
                              									folgendes Einblasen von atmosphärischer Luft bei fortdauernder Einwirkung von Hitze
                              									kann das Schwefelmetall wieder zu Sulfat oxydirt werden, welches neuerlich
                              									Verwendung findet.
                           Bei der praktischen Durchführung dieses Prozesses, welcher zur Verwerthung der bei
                              									der Sodafabrikation nach dem Leblanc'schen Verfahren sich ergebenden Rückstände besondere Vortheile bieten soll, wird der zu verarbeitende
                              									Schwefelwasserstoff durch ein zur Rothglut erhitztes, vorzugsweise mit Gypsstücken
                              									gefülltes Röhrensystem geleitet, dessen anderes Ende mit einem Condensator für den
                              									flüssigen Schwefel in Verbindung steht. Die hierbei stattfindende Reaction wird
                              									durch folgende Gleichung ausgedrückt: CaSO4 + 4H2S = CaS + 4H2O +
                              									4S.
                           Um bei dem Prozesse jede Möglichkeit einer Verbindung des frei werdenden Sauerstoffes
                              									mit dem Schwefel zu verhüten, leitet man beständig einen Ueberschuſs an
                              									Schwefelwasserstoff zu, so daſs jedes Sauerstoffatom im Entstehen immer eine
                              									genügende Menge der gröſsere Affinität besitzenden Wasserstoffatome vorfindet. Der
                              									auf diese Weise in die Condensationskammern gelangte Schwefelwasserstoff wird wieder
                              									in die zur Herstellung dieses Gases dienende Lauge (vgl. H.
                                 										v. Miller und C. Opl 1884 253 350) geleitet und so weiter verarbeitet.
                           Ist sämmtlicher Gyps zu Schwefelcalcium reducirt, so leitet man das zu zersetzende
                              									Schwefelwasserstoffgas durch einen Apparat gleicher Einrichtung, in welchem sich der
                              									Prozeſs in gleicher Weise vollzieht, während man in den ersten Apparat
                              									atmosphärische Luft einbläst, um das Schwefelcalcium wieder zu Calciumsulfat zu
                              									oxydiren.
                           Behufs Verwerthung der bedeutenden Menge von Wärme, welche bei diesem
                              									Oxydationsprozesse frei wird, sind die beiden im Vorstehenden erwähnten
                              									zusammengehörigen Röhrensysteme so mit einander verbunden, daſs die in einem
                              									Röhrensysteme frei werdende Wärme das Alkali- oder Erdalkalisulfat im anderen
                              									Röhrensysteme erhitzt.
                           
                        
                           
                           Verfahren zur Herstellung organischer Säureanhydride.
                           Zur Herstellung von Essigsäureanhydrid werden nach
                              									Angabe der Chemischen Fabrik vormals Hoffmann und Schötensach in
                              										Ludwigshafen (D. R. P. Kl. 12 Nr.
                                 										29669 vom 9. April 1884) in einem mit Rührwerk versehenen guſseisernen
                              									Doppelkessel 250k sorgfältig entwässertes
                              									essigsaures Natrium zu einem staubförmigen Pulver gerührt; dann bringt man die
                              									Temperatur im Doppelkessel auf 140° und leitet zugleich einen starken Strom reines
                              									Chlorkohlenoxyd ein. Es destillirt ein in Folge seines Gehaltes an Chlorkohlenoxyd
                              									die Schleimhäute heftig angreifendes Oel über welches durch eine gute Kühlung
                              									niedergeschlagen wird. Das Rohproduct (150k) wird
                              									der fractionirten Destillation unterworfen und sind daraus 100k ziemlich reines Anhydrid zu gewinnen. Es ist
                              									besonders zu beachten, daſs die angegebene Temperatur nicht überschritten wird, da
                              									sich sonst leicht beträchtliche Mengen Aceton bilden, welche sich kaum ganz von dem
                              									Anhydrid abscheiden lassen.
                           Zur Herstellung von Propionsäureanhydrid wird in
                              									entsprechender Weise propionsaures Natrium bei 170° mit Chlorkohlenoxyd behandelt.
                              									Das Destillat besteht aus einem Gemenge von Propionsäureanhydrid und -Chlorid,
                              									welche durch fractionirte Destillation getrennt werden; das Chlorid ist offenbar in
                              									Folge secundärer Umsetzung des Anhydrids mit Phosgen entstanden: (C3H7CO)2O + COCl2 = CO2 + 2C3H7COCl; es kann durch Kochen mit Propionsäure wieder
                              									in das Anhydrid verwandelt werden.
                           Die Darstellung von Buttersäureanhydrid erfolgt wie die
                              									des Essigsäureanhydrids bei einer Temperatur von 200°; auch hierbei tritt ein
                              									Gemenge von Anhydrid und Chlorid auf, welche leicht durch fractionirte Destillation
                              									getrennt werden konnten; beim Destilliren über buttersaures Natron liefert das
                              									Rohproduct von Chlorid freies Buttersäureanhydrid.
                           Ebenso gelingt die Darstellung von Benzoesäureanhydrid
                              									im Gemenge mit Benzoylchlorid beim Ueberleiten von Phosgen über benzoesaures Natron,
                              									welches auf 360° erhitzt wird. Beim Destilliren geht der gröſsere Theil des
                              									Rohproductes bei 1980 über, der kleinere bei 360°; das erste Product bleibt flüssig
                              									und erweist sich als Benzoylchlorid; das letztere
                              									erstarrt zu einer bei 40° schmelzenden krystallinischen Masse, zu
                              									Benzoësäureanhydrid.
                           
                        
                           Ueber die Darstellung von Thiophen.
                           Wird nach J. Volhard und H.
                                 										Erdmann (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1885 S. 454) eine Mischung von Bernsteinsäureanhydrid und
                              									Phosphorpentasulfid erhitzt, so beginnt bei 140° eine heftige Reaction, welche sich
                              									unter Wärmeentbindung und Entwicklung von Schwefelwasserstoff vollzieht. Das
                              									Destillat wird durch Schütteln mit Natronlauge von übelriechenden, schwer flüchtigen
                              									Stoffen befreit, mit Natrium digerirt und fractionirt.
                           Sehr viel bessere Ausbeute an Thiophen liefert ein Gemisch aus bernstein-saurem
                              									Natron und Phosphortrisulfid. Man erhitzt in einer Retorte über freiem Feuer. Sobald
                              									die Reaction an einer Stelle begonnen hat, was an dem Dunkelwerden der Masse und der
                              									eintretenden Gasentwickelung zu bemerken ist, schreitet sie von selbst fort, ohne
                              									daſs man nöthig hätte, weiter zu erwärmen. In der Vorlage sammelt sich eine leicht
                              									bewegliche Flüssigkeit neben geringen Mengen einer halbfesten Masse, während der
                              									Retortenhals sich mit einem gelben krystallinischen Sublimat überzieht. Man
                              									destillirt den flüchtigeren Antheil des Uebergegangenen aus dem Wasserbade ab,
                              									digerirt denselben mit Aetznatron und rectificirt schlieſslich über Natrium. Aus je
                              										100g Natriumsuccinat wurden so mit dem
                              									gleichen Gewichte Phosphortrisulfid 20, 23 bezieh. 22g,5, mit dem doppelten Gewichte Phosphortrisulfid 25g reines Thiophen, also beiläufig die Hälfte der
                              									möglichen Ausbeute erhalten.
                           Weniger ausgiebig ist die von C. Paal (daselbst S. 456)
                              									angegebene Bildung von Thiophen aus Schleimsäure.