| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 235 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Das städtische Wasserwerk zu Remscheid.
                           In der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              									1885 * S. 2 ist ein bemerkenswerther Aufsatz von L.
                                 										Disselhoff über das von ihm gebaute städtische Wasserwerk zu Remscheid
                              									enthalten.
                           Die Einwohnerzahl Remscheids nach der Volkszählung vom 1. December 1880 betrug 21237
                              									Seelen. Dieselben gebrauchen nach Schätzung und unter Zugrundelegung von Städten mit
                              									ähnlichen Verhältnissen in 24 Stunden 1000cbm, in
                              									1 Secunde 111,5. Nimmt man nun während 25 Jahren einen stetigen Bevölkerungszuwachs
                              									an, so muſs die Stammanlage so gebaut werden, daſs ihre zukünftige
                              									Leistungsfähigkeit bis auf 2000cbm in 24 Stunden
                              									gesteigert werden kann; letzteren Zahlen entsprechend sind die Rohrquerschnitte
                              									gewählt worden.
                           Das Wasser wird dem Eschbachthale entnommen. In dem käuflich erworbenen Grund und
                              									Boden unterhalb der Mebusmühle werden theils durch offene Einschnitte, theils durch
                              									unterirdische Strecken, welche bis auf den festen, undurchlässigen Schieferboden
                              									herunter gebracht sind, die Geröllschichten und die zerknickten Schichtenköpfe in
                              									einer Länge von etwa 800m aufgeschlossen. Die
                              									erschrotenen Grundwasserfäden werden mittels guſseisernen Muffenröhren von 250mm lichter Weite, welche auf der oberen Hälfte
                              									durchlöchert und deren Muffen mit heiſs eingegossenem und verstemmtem Blei gedichtet
                              									sind, aufgesammelt und thalwärts abgeführt. Eine Reihe von Brunnenschächten, welche
                              									während des Baues zum Gegenortsbetriebe gedient haben, vermittelt die Zugänglichkeit
                              									der Anlagen, in der Nähe des untersten Brunnenschachtes, mit diesem durch ein Rohr
                              									von 500mm lichter Weite verbunden, ist ein 3m weiter Pumpbrunnen angelegt, aus welchem die
                              									Pumpen das Wasser entnehmen.
                           Um nun aber auch einen Theil des Wassers aus der nassen Jahreszeit für die trockene
                              									aufbewahren zu können, sind an passenden Stellen Vorrichtungen zum unterirdischen Aufstaue des Wassers angelegt. Die
                              									Brunnen haben hier Flügelmauern erhalten, welche in gröſserer oder geringerer Länge
                              									dicht an das Schiefergebirge anschlieſsen; das Abfluſsrohr im Brunnen ist mit einem
                              									Absperrschieber versehen. Wird dieser geschlossen, so muſs sich das Grundwasser
                              									oberhalb in den porösen Gesteinschichten ansammeln und aufstauen, so daſs eine
                              									treppenförmige Anordnung der Grundwasserspiegel entsteht. Durch langsames Abzapfen
                              									werden diese angesammelten Wasservorräthe bei eintretendem Bedarfe nutzbar gemacht.
                              									Bei der groſsen und lang anhaltenden Dürre des Sommers 1884 haben die
                              									Wassergewinnungsanlagen stets ausreichendes Wasser geliefert. Behufs späterer
                              									Vergröſserung der Wassergewinnungsanlagen sind die erforderlichen Grunderwerbungen
                              									geschehen und die angestellten Untersuchungen haben ergeben, daſs eine für lange
                              									Zeit ausreichende Wassermenge dort zur Verfügung steht. Die Beschaffenheit des
                              									Wassers ist eine vorzügliche.
                           Das Grundstück im Eschbachthale, in welchem sich der Pumpbrunnen befindet, liegt in
                              									einer Höhe von 206m, die Sohle desselben 200m, der mittlere Wasserstand im Hochbehälter, wie
                              									weiter unten angegeben ist, 380m über dem
                              									Amsterdamer Pegel. Die Gesammtförderhöhe, vom niedrigsten Wasserstande im Brunnen an
                              									gerechnet, ist somit 180m, wovon 174m als Druckhöhe und 6m als Saughöhe zu rechnen sind.
                           Die Maschinenanlage besteht aus zwei getrennt
                              									arbeitenden Hochdruckdampfmaschinen, versehen mit vom Regulator beeinfluſster
                              									Expansionssteuerung nach Rider's Systeme und mit
                              									abstellbarer Condensation. Jede der beiden Maschinen ist im Stande, 1000cbm Wasser in 20 Stunden bei 5at Dampfüberdruck im Schieberkasten und ⅛
                              									Cylinderfüllung auf die angegebene Höhe zu fördern. Die Dampfcylinder haben 500mm Durchmesser, die doppeltwirkenden
                              									Plungerpumpen, unmittelbar hinter den Dampfcylindern liegend, 135mm Plungerdurchmesser und beträgt der
                              									gemeinschaftliche Hub 750mm. Die
                              									Kolbengeschwindigkeit kann bis Im in der Secunde gesteigert werden, wobei der Gang
                              									der Maschinen ein ruhiger ist. Die Dampfcylinder und deren Deckel sind mit
                              									angegossenen Dampfmänteln versehen und diese durch Holz- und Blechmäntel mit
                              									Filzhinterfüllung vor Wärmeausstrahlung geschützt, Der abgehende Dampf wird von den
                              									Cylindern zum Condensator durch einen unter Flur liegenden Kupferröhrenvorwärmer geleitet
                              									und das von der Kesselspeisepumpe aus dem Ausguſskasten der Luftpumpe angesaugte
                              									Speisewasser durch diesen zur Erwärmung hindurchgedrückt. Auſserdem kann die
                              									Speisung der Kessel auch aus der Druckrohrleitung erfolgen. Das Einspritzwasser für
                              									die Condensation wird unmittelbar aus dem Sammelbrunnen entnommen. Bei etwa
                              									eintretendem Wassermangel wird die Condensation abgestellt und mit Volldruck
                              									gearbeitet. Die Hochdruckpumpen sind mit Ringventilen mit Lederstulpdichtung
                              									versehen, welche bei einer freien Durchströmungsöffnung vom 1,66 fachen Querschnitte
                              									des Plungers einen Hub von nicht mehr als 10mm
                              									haben.
                           Jede Maschine hat ihre besondere Saugrohrleitung mit Windkessel, jedes Druckventil
                              									einen kleinen guſseisernen Windkessel und beide Pumpmaschinen einen gemeinsamen
                              									gröſseren schmiedeisernen Windkessel mit der nöthigen Ausrüstung (Vacuummeter,
                              									Manometer, Wasserstandsglas u.s.w.). Dem Hauptwindkessel wird mittels eines
                              									Luftfüllapparates gepreſste Luft von jeder Maschine aus zugeführt.
                           Die Kesselanlage besteht aus 2 Cornwallkesseln für 6at Ueberdruck mit einseitig angeordneten
                              									Feuerrohren von Wellblech nach der Bauart von Schulz, Knaudt
                                 										und Comp. in Essen (vgl. 1881 239 * 256. 1883
                              										250 * 72). Der Mantel hat 1800mm im Lichten und eine Blechstärke von 14mm bei 8m Länge.
                              									Die aus einem Stücke hergestellten 18mm starken
                              									Kopfplatten sind mit dem Mantel vorn durch auſsen liegenden Winkelring, hinten durch
                              									Umkrempeln verbunden und mit je 3 Eckversteifungen versehen. Das gewellte Feuerrohr
                              									hat 1100mm gröſsten Durchmesser und 11mm Wandstärke; es ist gegen Auftrieb durch eine in
                              									der Mitte der Länge desselben angebrachte Stütze gesichert. Sämmtliche Längsnähte
                              									sind doppelt genietet. Der Dampfdom hat 750mm
                              									Durchmesser, 900mm Höhe bei 11mm Wandstärke im Mantel und 13mm im Boden; in letzterem ist das Mannloch
                              									angebracht.
                           Die Maschinen und Pumpen sind von der Friedrich-Wilhelmshütte zu Mülheim a. d. Ruhr erbaut.
                           Das Kessel- und Maschinenhaus ist in Ziegelsteinrohbau ausgeführt und mit Falzziegeln
                              									gedeckt. Mit der Verwaltungskanzlei ist die Pumpstation telegraphisch verbunden.
                           Durch Berechnung wurde festgestellt, daſs die Kosten für die Steigrohrleitung sich am
                              									niedrigsten gestalten, wenn der Durchmesser 250mm
                              									gewählt wird. Die Leitung hat von der Pumpstation bis zum Hochbehälter eine Länge
                              									von etwa 3700m. Entsprechend dem nach oben
                              									abnehmenden Drucke betragen die Wandstärken der Rohre:
                           
                              
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                                 den
                                 Druck
                                 18at
                                 bis
                                 14at
                                 18mm
                                 
                              
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                                 weniger
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                           Um die Festigkeit der Muffendichtungen zu erhöhen und um ein
                              									etwaiges Heraustreiben des eingestemmten Bleiringes zu verhindern, erhielten die
                              									Muffen eine conische Form, so daſs die Bleifuge vorn 8mm, hinten 11mm breit wurde. Da die
                              									Leitung abwechselnd ansteigt und fällt, so ist an den hohen Punkten ein Luftventil,
                              									an den tiefen eine Entleerungsvorrichtung angebracht. Durch 4 Absperrschieber wird
                              									die Leitung in 4 Abschnitte getheilt, von denen jeder für sich abgesperrt und
                              									entleert werden kann. Auſserdem sind an den betreffenden Stellen Sicherheitsventile
                              									und Manometer angebracht und sind diese Apparate in 4 Schächten angeordnet.
                           Der Druckrohrstrang endet in dem auf dem höchsten Punkte der Stadt angelegten
                              									Hochbehälter, dessen mittlerer Wasserstand 380m
                              									über dem Amsterdamer Pegel liegt, damit auch die höchst gelegenen Stadttheile in den
                              									obersten Stockwerken noch mit Wasser versehen werden können. Der Wasserthurm ist
                              									nach Prof. Intze's System gebaut (vgl. 1883 249
                              									* 485). Die Rohrleitungen sind in folgender Weise
                              									angeordnet: Das Druckrohr, welchem eine eingeschaltete Stopfbüchse kleine Bewegungen
                              									gestattet, mündet in der Behältersohle ein. Am Fuſse des Thurmes, im
                              									Kellergeschosse, befindet sich im Druckrohre ein Absperrschieber nebst
                              									Sicherheitsventil. Mit dem bis zum höchsten Wasserstande geführten Ueberlaufrohre
                              									verbindet sich, durch einen Schieber getrennt, das Entleerungsrohr; letzteres kann auch mit dem
                              									Druckrohre mittels eines Schiebers in Verbindung gebracht werden, damit, wenn der
                              									Behälter entleert werden muſs und das Wasser von den Pumpen unmittelbar in die Stadt
                              									gehoben wird, der unterhalb des Behälters liegende Theil des Druckrohres als
                              									Standrohr wirken kann. Ein elektrischer Wasserstandszeiger von Siemens und Halske zeigt den Wasserstand in der
                              									Pumpstation an. Der Behälter selbst faſst 400cbm
                              									und hat im cylindrischen Theile, welcher 7m,80
                              									hoch ist, einen Durchmesser von 7m,50; der sich
                              									unten an den cylindrischen Theil ansetzende kegelförmige Theil ist 2m,60 hoch und unten 2m,30 im Durchmesser. Der sechsseitige Mauerpfeiler, auf welchem der
                              									Behälter ruht, hat einen inneren Durchmesser von 1m,60 oben, von 1m,27 unten und eine
                              									obere Wandstärke von 0m,64, eine untere von 1m,03. Der Pfeiler ist 8m,90 über dem Boden hoch.
                           Das Stadtrohrnetz besteht aus folgenden Rohren:
                           
                              
                                 Durchmesser
                                 250mm
                                 Länge
                                   3926,40m
                                 Absperrschieber
                                   1
                                 
                              
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                                 „
                                   4202,00
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                                 100
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                                   1807,90
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                                   5
                                 
                              
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                                   1086,95
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                                   2
                                 
                              
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                                   80
                                 „
                                 15765,45
                                 „
                                 61
                                 
                              
                           mit 166 Wasserpfosten.
                           Die Rohre sind sämmtlich von der Friedrich-Wilhelmshütte
                              									in Mülheim an der Ruhr. Die Zuleitungen zu den Häusern sind von geschwefelten
                              									Bleiröhren hergestellt mit Wandstärken von 6mm,5
                              									bis 4mm. Die Gesammtlänge derselben betrug bei
                              									etwa 800 Anschlüssen am 1. April 1884 9743m,9. Die
                              									Baukosten der ganzen Anlage betragen 609754,93 M.
                           Das Wasserwerk ist nach 5/4 jähriger Bauzeit am 1. März 1883 dem Betriebe
                              									übergeben worden. Die Zutheilung von Wasser an Private geschieht nur mittels
                              									Wassermesser.
                           
                        
                           De Dietrich's Kühlapparat für Wohnräume.
                           Zur Abkühlung von Wohn-, Versammlungs- und Arbeitsräumen während der heiſsen
                              									Jahreszeit haben De Dietrich und Comp. in
                              										Niederbronn, Elsaſs (* D. R. P. Kl.
                                 										27 Nr. 29274 vom 22. April 1884) einen Apparat angegeben, welcher
                              									innerhalb oder auſserhalb des betreffenden Raumes aufgestellt werden kann. In beiden
                              									Fällen besteht der Apparat aus einem mit Eisstücken zu füllenden Behälter, von
                              									dessen Boden ein weites Rohrstück abwärts führt, in das unten wagerechte
                              									Rohrleitungen münden, welche den abzukühlenden Raum durchziehen und an ihren anderen
                              									Enden durch aufsteigende Röhren mit dem Eisbehälter in Verbindung stehen. Der ganze
                              									Gefäſsapparat wird mit Wasser gefüllt. Werden dann Eisstücke in den Behälter gelegt,
                              									so sinkt die Temperatur des Wassers in demselben auf 0°, das abgekühlte Wasser sinkt
                              									aber seiner gröſseren Dichtigkeit wegen abwärts und es entsteht in dem Apparate ein
                              									Umlauf des Wassers, wobei das in den eigentlichen (als Rippenrohre gebildeten)
                              									Kühlröhren flieſsende Wasser sich durch Umspülung der warmen Raumluft wieder erwärmt
                              									und somit auch das Bestreben hat, aufwärts durch die Rückleitung nach dem
                              									Eisbehälter zu steigen. Wenn der Apparat auſserhalb des abzukühlenden Raumes
                              									aufgestellt wird, muſs dies an einem höher gelegenen Orte geschehen und wird
                              									derselbe dann mit einem Holzkasten umgeben, welcher einerseits mit der äuſseren
                              									Luft, andererseits mit der des betreffenden Raumes durch Kanäle in Verbindung
                              									gebracht wird. Die Auſsenluft wird sich an den Kühlröhren abkühlen und nach dem
                              									tiefer liegenden Raume in Folge ihrer gröſseren Dichtigkeit sinken.
                           Die Anordnung des Kühlapparates ist nichts anderes als eine Umkehrung der
                              									Warmwasserheizung und ist im Prinzipe nicht neu; so sind bei Gelegenheit der
                              									Preisbewerbung für die Heizungs- und Lüftungsanlage des neuen Reichstagsgebäudes
                              									mehrere Einrichtungen zur Abkühlung der im Sommer einzuführenden Frischluft
                              									vorgeschlagen worden, welche dem vorbeschriebenen Kühlapparate sehr ähnlich sind.
                              									Mittheilungen über diese theilweise sehr bemerkenswerthen Vorschläge finden sich in
                              										Herm. Fischer's Besprechung der zur genannten
                              									Preisbewerbung eingesendeten Entwürfe in der Zeitschrift des
                                 										Vereins deutscher Ingenieure, 1884 * S. 717 ff.
                           
                        
                           
                           Zur Theorie des Telephons.
                           Im Centralblatt für Elektrotechnik, 1884 * S. 790
                              									veröffentlicht V. Wietlisbach in Bern einen Beitrag zur
                              									Theorie des Telephons. Im Anschlusse an die früher von H.
                                 										Helmholtz bezieh. H. Aron in Wiedemann's Annetten, 1878
                              									Bd. 5 S. 448 bezieh. 1879 Bd. 6 S. 403 für den Fall der Verwendung eines
                              									magnetelektrischen Telephons als Geber oder eines Mikrophons in dem nämlichen
                              									Schlieſsungskreise mit dem empfangenden Telephon gefundenen Formeln, nach denen im
                              									ersteren Falle die hohen Töne, im zweiten die tiefen Töne den anderen gegenüber
                              									verstärkt wiedergegeben werden, entwickelt Verfasser zunächst die Formeln für die
                              									Annahme, daſs das Mikrophon und das Telephon in zwei verschiedenen, durch eine
                              									Inductionsspule mit einander verbundenen Stromkreisen liegen, und findet, daſs dabei
                              									je nach den Verhältnissen entweder die tiefen, oder die hohen Töne verstärkt werden
                              									können. Er erörtert dann den Einfluſs der Constructionsverhältnisse des Telephons
                              									auf das magnetische Feld und die Veränderungen der Intensität desselben durch die
                              									Bewegungen der Membran vor dem Pole bezieh. den Polen des Magnetes und findet, daſs
                              									es besser sei, wenn die Membran annular magnetisch, als wenn dieselbe transversal
                              									magnetisch wird. Richtige Abmessung des Magnetismus des Eisenkernes genügt bei den
                              									einfachen. Büschen Telephonen, diesen Zweck zu erreichen. Man wendet aber auch
                              									verschiedene künstliche Mittel an; Ader belegt zu
                              									diesem Zwecke den Rand der Membran mit einem massigen Eisenringe (der „surexcitatrice“); d'Arsonval bildet –
                              									wie dies vor ihm auch schon Werner Siemens gethan hat –
                              									den Magnet hufeisenförmig, den zweiten Pol ringförmig und legt denselben auf den
                              									Rand der Membran; Fein begnügt sich, den zweiten Pol in
                              									die Nähe des Randes der Membran zu bringen. Ein sehr häufig benutztes Mittel, die
                              									Entwickelung eines Transversalmagnetes zu verhindern, ist die Anwendung eines
                              									hufeisenförmigen Magnetes, dessen beide Pole der Membran symmetrisch gegenüber
                              									gestellt werden. Man erhält alsdann entsprechend den zwei Polen des Magnetes zwei
                              									solche, aber von entgegengesetzten Zeichen in der Membran. Es ergeben sich dadurch
                              									zwei Angriffspunkte der Kraft, welche aber excentrisch angreifen. Dieser letztere
                              									Umstand hat noch einen wesentlichen Nachtheil. Bekanntlich kann eine Membran eine
                              									ganze Reihe von Tönen geben, welche durch verschiedene Knotenlinien charakterisirt
                              									sind. Es ist nun vorauszusehen, daſs in vorliegendem Falle, wo die Membran unter dem
                              									Einflüsse von zwei excentrisch angreifenden Kräften schwingt, diejenigen Töne
                              									hervorgerufen werden, deren Bäuche durch jene Angriffspunkte hindurchgehen. Eine
                              									solche Membran wird deshalb auſser den erzwungenen noch freie Schwingungen
                              									ausführen, welche jenen Bäuchen entsprechen, und die Klangfarbe dadurch geändert
                              									werden. In der That geben die Telephone mit Hufeisenmagneten die Klangfarbe nie ganz
                              									rein wieder, sondern immer mehr oder weniger entstellt und selten so, daſs der
                              									Sprechende sofort erkannt werden könnte; sie eignen sich hauptsächlich als Sender,
                              									wo die freien Schwingungen der Membran durch die Luftschwingungen vernichtet oder
                              									wenigstens stark gedämpft werden.
                           Ein anderer wichtiger Umstand ist der remanente Magnetismus der Membran. Es ist klar,
                              									daſs, je mehr remanenten Magnetismus die Platte aufnimmt, sie um so weniger
                              									empfindlich gegen die kleinen Schwankungen des Kraftfeldes wird, in welchem die
                              									Platte sich befindet. Die Membranen sind daher aus möglichst weichem Eisenbleche
                              									herzustellen. Die nöthige Elasticität läſst sich denselben leicht durch Hämmern
                              									ertheilen.
                           Wietlisbach theilt dann noch eine Reihe von Versuchen
                              									mit, deren Zahlenergebnisse eine Bestätigung der von ihm angestellten theoretischen
                              									Untersuchungen liefern und die sich dahin zusammenfassen lassen, daſs die
                              									zweipoligen Membranen am meisten Kraftlinien absorbiren und daſs mit der Zunahme der
                              									Masse der Platten die Absorptionsfähigkeit derselben nur langsam wächst. Es ist also
                              									im Allgemeinen vortheilhafter, nicht groſse Membranen zu verwenden, besonders bei
                              									einpoligen Telephonen; auch ein zu starker Magnet nutzt nichts. Zu einer
                              									vollständigen Beurtheilung des Telephons fehlt nun bloſs noch die Berücksichtigung
                              									der Biegsamkeit der Membran.
                           
                        
                           
                           Französische Bronzen.
                           Nach S. Périssé (Genie
                                 										civil, 1884/5 Bd. 6 S. 380) haben die in den Bronzegieſsereien von Gebrüder Keller (I) und Barbedienne (II) verwendeten Bronzen folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 91,0
                                 90,0
                                 
                              
                                 Zink
                                   5,5
                                   6,5
                                 
                              
                                 Zinn
                                   2,0
                                   3,5
                                 
                              
                                 Blei
                                   1,5
                                 –
                                 
                              
                           Diese Legirungen lassen sich leicht gieſsen und ciseliren. Vielfach im Handel
                              									vorkommende Bronzen mit 35 bis 40 Proc. Zink lassen sich zwar leicht bearbeiten,
                              									sind aber wenig widerstandsfähig.
                           
                        
                           Verfahren zum Färben von Zink.
                           Nach R. Kayser (Mittheilungen
                                 										des Bayerischen Gewerbemuseums, 1885 S. 62) löst man zum Färben von
                              									Gegenständen aus Zink 50g weinsaures Kalinatron
                              									(sogen. Seignettesalz), 30g schwefelsaures Kupfer,
                              										30g Glycerin und 60g Aetznatron in 1l Wasser. In diese vorher mäſsig erwärmte Lösung werden die sorgfältig
                              									gereinigten Gegenstände gebracht. Je nach der Temperatur und der Dauer der
                              									Einwirkung erzielt man violette, blaue, rothe, gelbe Färbungen, welche man nach dem
                              									Abwischen mit Wasser und Trocknen mit einem leichten Schellacküberzuge versieht.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Milchglas.
                           Nach A.
                                    											Tedesco in Mügeln bei Pirna i. S.
                              										(D. R. P. Kl. 32 Nr. 31112 vom 4. November 1883) wird
                              									zur Herstellung von Milchglas Alkalifluorid verwendet, wodurch namentlich erreicht
                              									werden soll, daſs der Gehalt des Glassatzes an Thonerde besser zu regeln ist als bei
                              									Verwendung von Kryolith. Die Alkalifluoride sollen durch unvollständige Sättigung
                              									von kohlensauren oder ätzenden Alkalien und Eindampfen der alkalisch reagirenden
                              									Masse erhalten werden. Oder es werden Alkalialuminate mit Fluſssäure bis zur
                              									Sättigung des Alkalis behandelt, so daſs Thonerdehydrat ausfällt,
                           Gewöhnlich verwendet man zu Milchglas ein Gemenge von 25 Th. Kryolith, 25 Th. Soda,
                              									10 Th. Kreide und 170 Th. Sand. Hat man nun ein Natriumfluorid im Gehalte von 90
                              									Proc. Fluorid und 10 Proc. Soda, so wird man mit nachstehendem Mischungsverhältnisse
                              									ein Glas von der gleichen Beschaffenheit erzielen wie mit obiger Kryolithmischung:
                              									33 Th. Natriumfluorid von obiger Zusammensetzung, 5 Th. Soda, 15 Th. China Clay, 10
                              									Th. Kreide, 156 Th. Sand. Der Zusatz von sogen. China Clay in dem angegebenen
                              									Verhältnisse hat lediglich den Zweck, bei diesem Beispiele ein dem Kryolithglase
                              									völlig gleiches Glas zu erzielen.
                           In gleicher Weise wie zur Erzeugung des Emaille- oder Milchglases kann das
                              									Alkalifluorid zur Herstellung der Email dienen, mit welcher Metallgefäſse glasirt
                              									werden sollen.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Korkteppichen.
                           Nach J. B.
                                    											Barton in Rixdorf bei Berlin (D. R. P. Kl. 8 Nr. 30776 vom 15. August 1884) werden zur
                              									Herstellung von Korkteppichen oder Linoleum Korkmehl und oxydirtes Leinöl, ehe man
                              									sie auf das Gewebe bringt und mit letzterem vereinigt, zwischen zwei wagerecht
                              									angeordnete, fast dicht an einander liegende Walzen hindurchgeführt und dadurch in
                              									schmale, dünne Streifen ausgewalzt. Diese werden dann, wie dies bisher mit den
                              									Kügelchen der Fall war, auf dem Gewebe befestigt.
                           
                        
                           Verwendung des Kaliumtetraoxalates für die Analyse.
                           Nach R. Ulbricht (Pharmaceutische Centralhalle, 1885 S. 198) eignet sich das
                              									Kaliumtetraoxalat, KHC2O4.H2C2O4.2H2O, sehr gut zur
                              									Herstellung von Normallösungen für die Titerstellung der Permanganatlösung und sonstige
                              									maſsanalytische Zwecke. Man erhält es, wenn man die gesättigte Lösung eines
                              									Kaliumoxalates mit der berechneten Menge einer gesättigten Oxalsäurelösung versetzt,
                              									wobei man vorsichtiger Weise von letzterer einen kleinen Ueberschuſs nimmt. Das Salz
                              									fällt beim Erkalten heraus. Schlieſslich krystallisirt man es mehrmals um, durch
                              									Auflösen in heiſsem Wasser und nachheriges rasches Abkühlen. Gut ist es, die
                              									Abkühlung unter fortwährendem Schütteln oder Rühren vorzunehmen, um möglichst kleine
                              									Krystalle, welche keine Mutterlauge einschlieſsen, zu erhalten. Die Trocknung des
                              									Salzes muſs durch Absaugen und einfaches Liegen an der Luft erfolgen.
                           
                        
                           Bleichverfahren für pflanzliche Faserstoffe.
                           J. B. Thompson und J. P.
                                 										Rickman in New-Croſs (D. R. P. Kl. 8 Zusatz Nr. 30830 vom 27. April 1884,
                              									vgl. 1884 253 * 428) haben gefunden, daſs das Bleichen
                              									von pflanzlichen Faserstoffen auch dadurch erreicht werden kann, daſs man dieselben
                              									abwechselnd mit einer dünnen Chlorkalklösung tränkt und dann der Einwirkung eines
                              									Gemenges aus atmosphärischer Luft und ihrem gewöhnlichen oder gröſserem
                              									Kohlensäuregehalte aussetzt. Dies kann auch in offenen Behältern ausgeführt
                              									werden.
                           
                        
                           Zur Bildung von Anthracen.
                           Bei der Verarbeitung der hochsiedenden Antheile der rohen Carbolsäure, der sogen.
                              									Cresylsäure, wurde von H. Köhler (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S.
                              									859) ein guſseiserner Kessel mit den von etwa 205° an aufwärts siedenden Rückständen
                              									beschickt. Das verwendete Product war völlig frei von Kohlenwasserstoffen. Bei der
                              									Destillation gingen etwa ⅔ desselben ohne auffällige Erscheinungen als schwach gelb
                              									gefärbtes Oel über. Dann aber stieg das im Helm des Kessels angebrachte Thermometer
                              									plötzlich Ms über 300° und aus dem Kühler wurden mit Heftigkeit dicke, weiſse Dämpfe
                              									ausgestoſsen, während das Destillat in der Vorlage eine butterartige Beschaffenheit
                              									annahm. Die Entfernung des Feuers vermochte den Verlauf der Reaction nicht mehr zu
                              									mäſsigen. Beim Oeffnen des Kessels fand sich derselbe bis fast zur Hälfte angefüllt
                              									mit einer schwammigen, aufgeblähten Kohle. Das Destillat, welches während der
                              									heftigen Reaction erhalten worden war, bestand aus einem Krystallbreie, welchem
                              									durch Behandeln mit Natronlauge leicht der flüssige Antheil (Phenole) entzogen
                              									werden konnte. Der feste Antheil erinnerte in seinem Aeuſseren lebhaft an das
                              									Rohanthracen, wie es in Theerdestillationen gewonnen wird, und enthielt 35 Proc.
                              									reines Anthracen. Danach wird man nicht fehl gehen, wenn man die anderen
                              									Bestandtheile desselben ohne weiteres als die Kohlenwasserstoffe des Rohanthracens:
                              									Methylanthracen, Phenanthren u.s.w., anspricht, was auch durch ihr Verhalten im
                              									Allgemeinen bestätigt wird. Bei späteren Destillationen desselben Productes im gleichen Kessel ist
                              									diese Erscheinung nie mehr beobachtet worden und Köhler
                              									ist geneigt, die Ursache der Zersetzung einer örtlichen Ueberhitzung des Kessels
                              									zuzuschreiben. Jedenfalls ergibt diese Beobachtung, daſs aus phenolartigen
                              									Verbindungen des Steinkohlentheeres, welche sich schon in den leichter siedenden
                              									Antheilen desselben vorfinden, unter geeigneten Umständen Anthracen gebildet werden
                              									kann.
                           Von verschiedenen Chemikern wird die Ansicht vertreten, daſs die Hauptmenge des aus
                              									dem Steinkohlentheere dargestellten Anthracens während der Destillation des Theeres
                              										gebildet wird, weil man gefunden haben will, daſs
                              									die Ausbeuten wesentlich verschieden sind, je nachdem die Flamme die
                              									Destillationsblase ganz oder nur zum Theile umspült. Diese Ansicht wird durch die
                              									genannte Beobachtung unterstützt.