| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 284 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber eine neue Methode der Wasserhebung.
                           Wie Werner Siemens im Verein zur
                                 										Beförderung des Gewerbfleißes (vgl. Sitzungsbericht März 1885 S. 80)
                              									mittheilte, handelte es sich um die Entwässerung eines Braunkohlenflötzes in der
                              									Nähe Berlins, welches mit einer über 30m hohen
                              									Schicht feinen flieſsenden Sandes bedeckt ist. Die zur Niederbringung des Schachtes
                              									benutzte sogen. Gefriermethode von Poetsch (vgl. 1884
                              										252 100) war zwar in so weit gelungen, als der
                              									Schacht bis zu dem etliche 30m tief liegenden
                              									Kohlenflötze ohne Anstand vollendet werden konnte; doch als der Schutz des
                              									Frostmantels aufhörte, war das eindringende Wasser nicht mehr zu bewältigen und der
                              									Schacht füllte sich mit Wasser und mitgerissenem Sande. Um das Werk zu vollenden und
                              									einen gesicherten Abbau des Kohlenlagers zu ermöglichen, erschien als das
                              									geeignetste Mittel, das in dem nach allen Seiten offenen Sandmeere herandringende
                              									Grundwasser durch ein System von Abessinier-Brunnen dem Boden beständig zu entziehen
                              									und dadurch den Wasserdruck an der Bruchstelle zu beseitigen. In den engen
                              									Brunnenröhren lassen sich aber Druckpumpen von groſser Leistungsfähigkeit nicht gut
                              									anbringen. Ein mit Preſsluft betriebenes Ventilpumpensystem versprach zwar bessere
                              									Erfolge; doch erschien die Leistungsfähigkeit der einzelnen Brunnen noch immer zu
                              									klein im Verhältnisse zur Gröſse der zu bewältigenden Wassermassen.
                           Diese Nothlage führte Siemens auf den Gedanken, die in
                              									Geysern, Sprudelquellen, Erdölspringbrunnen u. dgl. von der Natur selbst so vielfach
                              									benutzte Methode der Flüssigkeitshebung durch Gasentwickelung in der Tiefe
                              									nachzubilden und durch Einführung gepreſster Luft in den Sauger eines
                              									Abessinier-Rohres einen künstlichen Geyserbrunnen herzustellen. Dieser Plan fand
                              									weder bei Gelehrten, noch bei Praktikern, denen derselbe mitgetheilt wurde, Anklang
                              									und es gehörte eine beträchtliche Ueberzeugungsfestigkeit dazu, ihn dennoch
                              									auszuführen.
                           Der Erfolg hat aber die Siemens'sche Anschauung
                              									vollständig bestätigt. Der benutzte, schon lange bestehende Abessinier-Brunnen hat
                              									eine Rohrweite von 80mm, ist ungefähr 30m tief eingesenkt und mit einem Sauger von etwa
                              										3m Länge ausgerüstet. Das Rohr ist zu diesem
                              									Versuche mit einer Verlängerung von 9m über dem
                              									Boden versehen; die durch eine in umgekehrter Richtung gedrehte Locomobile
                              									verdichtete Luft wird durch ein Bleirohr von 2cm
                              									lichter Weite, dessen unteres Ende mit einem unten geschlossenen Kupferrohre mit
                              									vielen feinen Löchern zum Austritte der Luft versehen ist, im Rohre hinab bis zum
                              									Sauger geführt. Sobald die Luft im Kessel der Locomobile bis auf 3at Druck gepreſst ist, tritt dieselbe in das mit
                              									Wasser bis zum Grundwasserstand gefüllte Rohr ein und steigt in demselben in vielen
                              									feinen Blasen langsam in die Höhe. Da jede Blase auf das über ihr befindliche Wasser
                              									einen Druck vom Gewichte des durch sie verdrängten Wassers ausübt, so wird durch den
                              									von sämmtlichen Blasen ausgeübten Auftrieb das Gleichgewicht in dem aus dem Rohre
                              									und dem Grundwasser gebildeten communicirenden Rohrsysteme gestört, das Wasser muſs
                              									sich im Rohre so hoch heben, bis wieder Gleichgewicht mit dem Drucke des
                              									Grundwassers herbeigeführt ist, oder, wenn das Rohr so hoch nicht ist, muſs es oben
                              									ausströmen und mit einer dem übrig bleibenden Druckunterschiede entsprechenden
                              									Geschwindigkeit durch den Sauger nachströmen. Diese Geschwindigkeit wird eine
                              									stetige, wenn der Luftzufluſs unveränderlich, und ist abhängig von der Menge der in
                              									der Zeiteinheit zugeführten Luft und den Reibungswiderständen im Rohre und dem
                              									Sauger. Es ist hierbei zu bemerken, daſs die Luftblasen, während sie mit dem
                              									Wasserstrome schnell in die Höhe steigen, sich allmählich wieder bis zum
                              									Atmosphärendrucke ausdehnen, also auch eine entsprechend gröſsere Menge Wasser
                              									verdrängen. Für den durch die eingepumpte Luft bewirkten Auftrieb ist daher die
                              									mittlere Dichtigkeit der Luft im Rohre in Rehnung zu ziehen. Soll das Wasser mithin
                              									um die halbe Grundwasserhöhe, vom Sauger an gemessen, gehoben werden, so muſs zur
                              									Erzielung des hydrostatischen Gleichgewichtes das specifische Gewicht des Gemisches
                              									von Wasser und Luft im Rohre im Durchschnitte ⅓ sein; es muſs also hierfür ⅔ des
                              									durch den Sauger eintretenden Wasservolumens Luft von der Dichtigkeit der halben
                              									Druckhöhe des Grundwassers eingeführt werden, oder ⅙ des Wasservolumens zur vollen
                              									Druckhöhe verdichtete, in der Tiefe eintretende Luft. Zur Beschleunigung des Wassers
                              									bis zur Austrittsgeschwindigkeit und zur Ueberwindung des Reibungswiderstandes im
                              									Rohre und im Sauger muſs dieses Luftvolumen noch entsprechend vergröſsert
                              									werden.
                           Diese Vermehrung der nöthigen Luftmenge zur Erzeugung der Wasserbewegung bildet im
                              									Wesentlichen den Arbeitsverlust, zu welchem noch hinzuzurechnen ist der
                              									Arbeitsverlust durch Erwärmung der Luft bei ihrer Verdichtung und ein weiterer, der
                              									vom Verhältnisse der Geschwindigkeit, mit welcher die Luftblasen im ruhigen Wasser
                              									aufsteigen, zu der Geschwindigkeit, mit welcher sie mit dem strömenden Wasser
                              									emporsteigen, abhängt. Tritt die Luft durch viele feine Oeffnungen in das Wasser
                              									ein, so daſs die Blasen klein werden, also langsam im ruhigen Wasser aufsteigen und
                              									ist die Wassergeschwindigkeit beträchtlich, so ist der letztgenannte Arbeitsverlust
                              									nur unbedeutend. Bei dem angeführten Versuche wurde durch das 80mm weite Rohr in der Minute eine Wassermenge von
                              									600 bis 700l gehoben und eine
                              									Wassergeschwindigkeit von 2m,5 in der Secunde
                              									erzielt. In Wirklichkeit ist die Geschwindigkeit noch viel gröſser, da das Wasser
                              									namentlich im oberen Theile des Rohres mit einer groſsen Menge Luft gemischt ist und
                              									als ein schwerer gleichartiger Schaum aus der Rohrmündung herausgeschleudert
                              									wird.
                           Eine Berechnung der Oekonomie dieser Wasserhebungsmethode hat noch nicht ausgeführt
                              									werden können und es wird auch noch vieler Versuche bedürfen, um die besten
                              									Verhältnisse der Rohr- und Saugerabmessungen, der Rohrlänge zu der Hubhöhe des
                              									Wassers und der einzublasenden Luftmenge zu ermitteln. Man kann aber schon jetzt mit
                              									Bestimmtheit behaupten, daſs diese neue Wasserhebungsmethode in vielen Fällen,
                              									namentlich beim Bergbaue, ländlichen
                                 										Bewässerungsanlagen u. dgl. nützliche Verwendung finden wird; sie ist auch
                              									nicht auf die Benutzung von Abessinier-Brunnen mit Saugern beschränkt, sondern
                              									überall da anwendbar, wo man durch Anlage tiefer Brunnen oder eingesenkter tiefer
                              									Röhren, von deren Grund aus sich das Steigrohr erhebt ein communicirendes Rohr von
                              									mindestens halber Höhe des Steigrohres unter dem Spiegel des zu hebenden Wassers
                              									herstellen kann.
                           Wie Gerlach in der Zeitschrift
                                 										des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 S. 311 mittheilt, ist diese Methode
                              									unter dem Namen „Aerostatisches Kunstgezeug“ schon im J. 1797 vom Bergmeister
                              										Löscher in Freiberg in einer Druckschrift
                              									veröffentlicht worden; zu mehr aber als zu kleinen Zimmerversuchen ist es damals
                              									nicht gekommen.
                           
                        
                           Neuerung an Glade's Brettchenschneidmaschine.
                           Bei dieser * S. 63 d. Bd. beschriebenen Maschine ist an Stelle der Tischbewegung
                              									mittels Seil und Gewicht eine längs des Gestelles gelagerte Schraubenspindel
                              									angewendet, welche vom Vorgelege aus abwechselnd links und rechts in Drehung gesetzt
                              									wird. Die zum Festhalten des Holzes auf dem Tische dienenden Hebel sitzen auf einer
                              									wagerechten Welle, welche der Höhe des zu schneidenden Holzblockes entsprechend in
                              									geschlitzten Ständern senkrecht verstellt werden können.
                           
                        
                           Verfahren und Apparat zum Aufziehen von Furnüren.
                           Das zur Zeit übliche Verfahren, Furnüre oder dünne Lagen von Pappe, Zeug u. dgl.
                              									aufzuziehen, besteht darin, den Ueberzug mit einem Werkzeuge von Hand anzupressen,
                              									oder in einer Presse längere Zeit hindurch einem gewissen Drucke auszusetzen. Beide
                              									Verfahren nehmen eine längere Zeit in Anspruch und bieten trotzdem noch keine
                              									Sicherheit für eine tadellose Ausführung, da bei dem ersteren stets an den Stellen
                              									wieder Blasen entstehen, welche man kurz zuvor bearbeitet hat, und bei dem letzteren
                              									ein völlig gleichmäſsiger Druck über die ganze zu überziehende Fläche nicht
                              									stattfinden kann. Diesen Arbeits- und Zeitverlust soll ein Apparat von W.
                                    											Wepler in Offenbach a. M. (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 29980 vom 20. Mai 1884) beseitigen. Der
                              									Hergang des Aufziehens ist der, daſs die Furnüre sammt der zu bekleidenden
                              									Holzplatte durch Walzen
                              									läuft und schlieſslich durch eine Kette von Druckdaumen an jeder einzelnen Stelle
                              									niedergepreſst wird.
                           Im Wesentlichen besteht der Apparat aus mehreren Walzen, welche in seitlich an einem
                              									Untergestelle angebrachten beweglichen Lagern liegen, und einer mittels
                              									Zahnstangengetrieben unter den Walzen durchzuführenden Platte. Der aufzuziehende
                              									Stoff wird mit Leim oder einem anderen Bindemittel bestrichen, auf das zu
                              									überziehende Brett gelegt und sammt letzterem auf der Platte durch Schrauben oder
                              									Knaggen befestigt; sodann tritt der Apparat in Thätigkeit und führt Furnüre und
                              									Brett unter den Walzen und der Kette von Druckdaumen hindurch. Die erste Walze
                              									vertheilt den Leim und preist die Furnüre an, die übrigen Walzen beseitigen die
                              									Fehler, welche durch das erste Verfahren noch zurückgelassen sind. Sollten sich
                              									hiernach noch Unebenheiten zeigen, so sollen diese durch die Druckdaumen beseitigt
                              									werden, da diese die einzelnen Theile der ganzen Fläche, jeden für sich, unter
                              									gleichen Druck halten.
                           
                        
                           Kollergang für Papierstoff.
                           Ducreuil will nach dem Moniteur
                                 										de la Papeterie bezieh. der Papierzeitung,
                              									1885 S. 655 die Schwierigkeit beseitigen, daſs sich die Papierrohstoffe im
                              									Kollergange in eine elastische Masse verwandeln, welche den Mahlsteinen groſsen
                              									Widerstand entgegensetzt und die Leistung vermindert. Er läſst zu diesem Zwecke
                              									unter dem Steine Wasser eintreten und nimmt die Umfassungswand 70 bis 80cm anstatt wie bisher 15 bis 20cm hoch. Die senkrechte Welle wird durch einen
                              									cylindrisch kegelförmigen Mantel geschützt und können, da die Masse leichter
                              									bewegbar ist, die üblichen Rechen durch Bürsten ersetzt werden, welche den Stoff
                              									unter die Steine schieben. Es soll dadurch bessere Mahlung erzielt und die
                              									Leistungsfähigkeit auf das 3 bis 4fache gesteigert werden.
                           
                        
                           Neue Art, zwischen einem Eisenbahnzuge und einer Station zu
                              									telegraphiren.
                           L. J. Phelps soll kürzlich nach dem Elektrotechnischen Anzeiger, 1885 S. 44 und 49 auf der
                              									Harlem River Zweigbahn der New-Haven Eisenbahn, und zwar in New Rochelle, in einer
                              									neuen Weise und angeblich durchaus befriedigend von einem fahrenden Eisenbahnzuge
                              									nach einer Station zu telegraphiren versucht haben, nämlich nicht so, daſs ein Strom
                              									vom Zuge aus unmittelbar in eine feste Leitung übergeführt und so nach der Station
                              									entsendet wurde, sondern daſs ein kräftiger Strom bloſs in einer auf dem
                              									Eisenbahnwagen befindlichen Leitung in der zum Telegraphiren erforderlichen Weise
                              									abwechselnd geschlossen und unterbrochen wurde, wobei jedoch ein am Wagen
                              									befestigter Theil der Leitung parallel zu der nach der Station führenden, fest
                              									liegenden Leitung lag und daher aus ersterer in letzterer den Schlieſsungen und
                              									Oeffnungen jenes Stromes entsprechende Wechselströme inducirt wurden.
                           Die Annales industrielles, 1885 Bd. 1 S. 398 berichten,
                              									daſs die Versuchsstrecke 20km lang gewesen sei und
                              									Brücken sowie andere ähnliche Schwierigkeiten enthalten habe. Der von Station zu
                              									Station laufende Leiter, ein isolirter Draht, war auf glatter Strecke in eine
                              									Holzrinne von quadratischem Querschnitte und 50mm
                              									Seitenlänge eingeschlossen, welche mit einem Deckel versehen und mittels Unterlagen
                              									auf den Querschwellen befestigt war. An den Kreuzungspunkten, Straſsenübergängen u.
                              									dgl. kam anstatt der Holzrinne eine unter der Erde liegende eiserne Röhre zur
                              									Verwendung. Von dieser in möglichst sich gleich bleibender Höhe über den Schwellen
                              									hingeführten Leitung ganz getrennt war auf einem Wagen ein Stromkreis von etwa
                              										2500m Länge aus isolirtem Kupferdraht
                              									hergestellt, welcher in 90 Windungen über einen Rahmen gewickelt war und über die
                              									ganze Länge des Wagens lief. Der obere Theil der Windungen lag auf dem Wagendache,
                              									der untere Theil derselben in einer Eisenröhre von 50mm unter dem Wagenboden und in einer Entfernung von 175mm von jenem Leitungsdrahte. In den Stationen
                              									wurde als Empfänger ein Telephon verwendet und zwar als Klopfer benutzt. Auf dem
                              									Wagen war in den Stromkreis der Windungen ein sehr empfindliches Relais in
                              									Verwendung, das einen Lokalstrom durch einen Morsetelegraphen schloſs. Jeder durch
                              									einen der beiden Stromkreise gesendete Strom übertrug sich dabei durch Induction in den anderen
                              									Stromkreis.
                           Als Ergänzung der vorstehenden Mittheilungen sei aus dem Scientific American, 1885 Bd. 52 * S. 118 noch hinzugefügt, daſs die von
                              									Hartem River bis New-Rochelle Junction reichende Versuchsstrecke der New-York,
                              									New-Haven und Hartford Eisenbahn eine Länge von ziemlich 20km (12 engl. Meilen) hat. Der Zug fuhr theilweise
                              									mit einer Geschwindigkeit von 64km in der Stunde.
                              									Die Abbildungen a. a. O. zeigen die inducirende Spule von 2km,4 Drahtlänge zwar ganz unter dem Wagenboden
                              									liegend; doch wird. im Texte ebenfalls gesagt, daſs die obere Hälfte der Windungen
                              									über den oberen Theil des Wagens laufe, und es wird die Absicht, diese der unteren
                              									Hälfte entgegen wirkende Hälfte der Windungen möglichst fern von dem Drahte in der
                              									Holzrinne zu führen aus der Bemerkung erklärlich, daſs an einer Stelle der Bahn
                              									dieser Draht in 1m,22 Entfernung von der
                              									Inductionsrolle habe gelegt werden müssen und daſs selbst an dieser Stelle das
                              									Telegraphiren durch die Inductionsströme nicht unmöglich gewesen sei.
                           
                        
                           Darstellung von Wasserglas aus Melasse.
                           Zur Herstellung von Wasserglas aus Melasse-Entzuckerungslaugen werden diese nach H.
                                    											Propfe in Hildesheim (D. R. P. Kl. 89 Nr. 30193 vom 19. März 1884) mit
                              									zerkleinertem Torf versetzt und mit Sand vermischt, als feuchte Masse in den
                              									Schmelzofen gebracht und verschmolzen. Ist die Lauge concentrirt, so ist die
                              									Anwendung von Torf nicht nöthig. Die in der Lauge enthaltenen
                              									Kohlenstoffverbindungen werden dadurch oxydirt, daſs eine verhältniſsmäſsige Menge
                              									schwefelsaures, doppeltschwefelsaures oder salpetersaures Alkali der Mischung
                              									zugesetzt wird. (Vgl. Propfe 1884 254 139.)
                           
                        
                           Herstellung von Seife aus Oelsamen.
                           Nach B. Seemann in Kitzingen (Oesterreich-Ungarisches
                              									Patent Kl. 23 vom 10. December 1883) werden Cocosnuſs-, Palmnuſskerne, Baumwollsamen
                              									u. dgl. zerkleinert mit einer Seifensiederlauge von etwa 20° B. gekocht, bis sich
                              									das in den Samen enthaltene Oel mit der Lauge verbunden hat, was gewöhnlich
                              									innerhalb einer Stunde stattfindet. Wenn über Feuer gekocht wird, muſs die durch
                              									Verdampfen verloren gehende Wassermenge genügend ersetzt werden, damit die Mischung
                              									im flüssigen Zustande erhalten bleibt und unausgesetzt kochen kann. Das auf diese
                              									Weise aus den Samenkörnern oder Kernen ausgetriebene Oel wird in der Lauge verseift
                              									und die Hülsen und Schalen der Samen und Kerne können durch Aussalzen oder Zusetzen
                              									einer starken concentrirten Lauge zu Boden gefällt werden. Durch weiteres Zusetzen
                              									von soviel Salz oder concentrirter Lauge, als zum Abscheiden der Unterlauge von der
                              									Seife nothwendig ist, erhält man einen festen Rückstand, ganz wie dies bei der
                              									Herstellung von Seife aus Oel, welches chemisch oder mechanisch aus Samenkörnern
                              									oder Kernen gewonnen wurde, der Fall ist. Durch wiederholtes Auskochen in Salz
                              									haltigem Wasser oder concentrirter Lauge kann eine vollkommen weiſse Seife gewonnen
                              									werden.
                           
                        
                           Löslichmachen von Cacao.
                           Nach Lobeck
                                    											und Comp. in Löbtau (D. R. P. Kl. 53 Nr. 30894 vom 24. Mai 1884) sollen
                              									Cacaopräparate dadurch löslich gemacht werden, daſs man dieselben mit oder ohne
                              									Wasser in einem geschlossenen Gefäſse etwa 30 Minuten lang auf 150° erhitzt.
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung von Ammoniakflüssigkeit.
                           Nach A.
                                    											Feldmann in Bremen (D. R. P. Kl. 75 Nr. 31237 vom 28. August 1884) wird durch
                              									die Gegenwart des Kalkschlammes die Destillation des Ammoniaks wesentlich erschwert.
                              									Es wird daher das rohe Ammoniakwasser oder Gaswasser in einen Behälter gebracht und
                              									mit Kalkmilch oder trockenem Kalkhydrat in bekannten Verhältnissen mittels Rührwerk
                              									innig vermischt. Nach beendeter Zersetzung wird das Gemisch einer Filterpresse oder
                              									Schleudertrommel zugeführt, die feste Masse von der Flüssigkeit abgeschieden und die letztere der
                              									Destillation unterworfen. Nach Abscheidung der Kalkverbindungen geht die
                              									Destillation ungleich leichter von statten, das Ammoniak kann ohne Verlust gewonnen
                              									und die Destillation in einfachster Weise in einem stetig wirkenden Colonnenapparat
                              									ausgeführt werden.
                           Das gleiche Verfahren kann. auch bei der Herstellung von concentrirtem Ammoniakwasser
                              									(sogen. concentrirtem Gaswasser) in Anwendung kommen. Die hierbei bisher benutzten,
                              									ununterbrochen wirkenden Destillationsapparate liefern das concentrirte
                              									Ammoniakwasser nur in einer Stärke von etwa 12 bis 15 Proc. Ammoniak. Bei stärkerer
                              									Concentration treten sofort Ausscheidungen und Verstopfangen der Kühlvorrichtungen
                              									durch kohlensaures Ammoniak ein. Wird aber die Kohlensäure der Ammoniakverbindungen
                              									im rohen Ammoniakwasser ganz oder auch nur theilweise durch Aetzkalk ausgefällt und
                              									werden die entstandenen unlöslichen Kalkverbindungen, wie vorhin angegeben, vor der
                              									Destillation entfernt, so kann man das concentrirte Ammoniakwasser in
                              									Colonnenapparaten in jeder beliebigen Concentration unmittelbar erzeugen.
                           
                        
                           Verhalten der Nitrile gegen Wasserstoffsuperoxyd.
                           Aus Versuchen von B. Radziszewski (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S.
                              									355) folgt, daſs die Nitrile mit Wasserstoffsuperoxyd in Amide übergehen unter
                              									Entwicklung molekularen Sauerstoffes, entsprechend der Gleichung: R.CN + 2H2O2 = R.CONH2 + O2 + H2O. Die Einwirkung erfolgt besonders leicht in
                              									alkalischer Reaction und bei einer Temperatur von etwa 40°. Besonders schön läſst
                              									sich die Reaction zeigen, wenn man dazu solche Nitrile anwendet, deren Amide in
                              									Wasser schwer löslich sind, wie z.B. die aromatischen Nitrile, Kapronamid, Cyan
                              									u.s.w. Wenn man z.B. zu Wasserstoffsuperoxyd Benzonitril und etwas Kalilauge hinzufügt, so geht bei der Bruttemperatur
                              									nach einigen Minuten beim heftigen Schütteln die ganze Menge des Nitrils in
                              									vollkommen reines krystallisirtes Benzamid über. Die Reaction verläuft
                              									quantitativ.
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung arsensaurer Salze.
                           Nach E. A.
                                    											Mebus in New-York (D. R. P. Kl. 12 Nr. 31149 vom 24. Juli 1884) wird in einem
                              									geeigneten Gefäſse eine Mischung von Salpeter und Arsenik mit Arsensäurelösung
                              									übergössen, worauf zur Beförderung der Reaction nach Bedarf Dampf eingeleitet wird.
                              									Die entweichenden salpetrigen Dämpfe werden in gewöhnlicher Weise durch Luft und
                              									Wasser zu Salpetersäure oxydirt, welche entweder für sich besonders aufgesammelt
                              									werden kann, oder zweckmäſsiger aus den höher gelegenen Condensatoren in den
                              									Entwickelungsapparat zurückflieſst und neue Mengen von Arsenik oxydirt, bis endlich
                              									durch Verlust von Salpetersäure der Prozeſs zum Stillstande kommt.
                           Anstatt zu der Mischung von Salpeter und Arsenik Arsensäurelösung flieſsen zu lassen,
                              									kann man zu einer Mischung von Arsenik und Arsensäure eine Lösung von Salpeter
                              									geben.
                           
                        
                           Ueber Sulfophtalsäure.
                           Nach C. Graebe (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 1126) bestellt das
                              									Oxydationsproduct der Binitronaphtolsulfosäure, deren Kalisalz das Naphtolgelb S
                              									bildet, der Hauptmenge nach aus β-Sulfophtalsäure C6H3.SO3H.(CO2H)2.
                           Zur Darstellung der β-Sulfophtalsäure wird die wässerige
                              									Lösung der Binitronaphtolsulfosäure auf dem Wasserbade erwärmt und mit Salpetersäure
                              									von 1,3 sp. G. versetzt. Die Reaction vollzieht sich rasch unter Aufschäumen. Es
                              									ist, wie auch aus der Zusammensetzung sich ergibt, verhältniſsmäſsig nur wenig
                              									Salpetersäure zur Oxydation erforderlich. Die Sulfophtalsäure hinterbleibt als
                              									hellgelb gefärbter Syrup; sie läſst sich in Fluoresceïnsulfosäure verwandeln. Die
                              									aus der Sulfosäure dargestellten Farbstoffe haben einen technischen Werth nicht
                              									erlangt.