| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 466 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Neuere Heizungs- und Lüftungsanlagen für gröſsere
                              									Gebäude.
                           Das neue Rathhaus in Düsseldorf ist mit einer Central-Niederdruck-Dampfheizung versehen worden,
                              									welche von Bechem und Post in Hagen i. W. nach ihrem
                              									Systeme (vgl. 1882 245 * 55. 1883 247 * 25. * 292) ausgeführt wurde. Im Kellergeschosse sind 3 Kessel von je
                              										7qm,5 Heizfläche aufgestellt, von deren
                              									Dampfraum eine Hauptdampfleitung abgeht, von welcher lothrechte Rohrstränge zu den
                              									in den einzelnen Geschossen möglichst über einander angeordneten Heizkörpern führen.
                              									In diesen Rohrsträngen flieſst auch das Niederschlagswasser wieder zurück zu einem
                              									Sammelrohre, das hierauf unter Einschaltung eines den Dampfeintritt sperrenden
                              									Krümmers in die Kessel mündet. Der Wärmebedarf beträgt im höchsten Falle bei
                              									angenommener zweimaliger Lufterneuerung in der Stunde 28650c;, es sind hierzu 534k Dampf von 0at,25 Ueberdruck
                              									nothwendig. Die Frischluft-Zuführung findet unter Vermittlung der über die
                              									Heizkörper gesetzten Gehäuse statt, in welche die frische Luft unmittelbar von
                              									auſsen durch die Wand eingeleitet wird. Die Abluft zieht durch Schlote aus den
                              									einzelnen Räumen nach Sammelkanälen im Dachraume, aus welchen Lockkamine über Dach
                              									führen; zur Heizung der letzteren dienen Dampfheizkörper für deren Speisung im
                              									Sommer einer der Kessel geheizt wird.
                           Für das neue städtische Krankenhaus in Antwerpen ist von
                              										Gebrüder Sulzer in Winterthur und Ludwigshafen a.
                              									Rh. eine Dampfluftheizung ausgeführt worden. Dieses
                              									Krankenhaus ist nach dem sogen. Pavillonsysteme erbaut, indem 8 runde Einzelgebäude
                              									mit je zwei über einander liegenden gemeinschaftlichen Krankensälen für zusammen 40
                              									Betten und 24 andere Gebäude, darunter 8 für Einzelzimmer, 8 weitere für Bäder und
                              									Küchen, das Kesselhaus, das Hauptbad, die Dampfkochküche, sämmtlich getrennt von
                              									einander angeordnet und im Keller-, Erd- und Obergeschosse durch Gänge verbunden
                              									sind. Für die Heizung der sämmtlichen genannten Einzelbauten, welche zusammen einen
                              									Luftinhalt von 36000cbm besitzen, sind im
                              									besonderen Kesselhause 3 Röhrenkessel aufgestellt, welche in der Stunde 3300k Dampf von 4 bis 5at Ueberdruck liefern. Dieser Dampf wird durch eine Hauptleitung in den
                              									Kellergängen den einzelnen Gebäuden zugeführt; dort erfolgt durch geeignete Ventile
                              									die Druckverminderung, so daſs die Dampfspannung in den Heizkörpern nicht mehr als
                              									im Mittel 0at,5 beträgt. Als Heizkörper sind
                              									schmiedeiserne Rohrspiralen in gut isolirten Heizkammern aufgestellt, welche in dem
                              									Kellergeschosse der einzelnen Gebäude untergebracht sind. Das durch Selbstleerer aus
                              									den Leitungen und den Heizkörpern abgeschiedene Niederschlagswasser wird in einer
                              									Hauptleitung gesammelt, welche neben der Hauptdampfleitung zurück nach einem im
                              									Kesselhause angeordneten
                              									Behälter läuft, aus welchem die Speisung der Kessel erfolgt. Die einzeln
                              									abstellbaren Heizkörper haben auſserhalb ihrer Heizkammern eine Abschlieſsung für
                              									den Dampfeintritt und eine zweite für den Ablauf des Niederschlagswassers: kurz vor
                              									letzteren ist ein Lufthahn angebracht, mit dessen Hilfe man, ohne die Heizkammer
                              									selbst zu öffnen, erkennt, ob der zugehörige Heizkörper ganz mit Dampf gefüllt ist.
                              									Zur Entfernung der Luft aus den Heizkörpern sind auch an denselben selbstthätige
                              									Entluftungsventile angebracht. Die Einzelheizkammern sind von 3 Seiten mit isolirtem
                              									Mauerwerk umgeben; die vierte vordere Seite wird von einer starken, aber leicht
                              									beweglichen hölzernen Thür gebildet, welche mit einer 100mm dicken Schutzschicht von Schlackenwolle
                              									ausgefüttert ist.
                           Für sämmtliche Krankenräume ist eine stündliche Lufterneuerung von 100cbm für ein Bett angenommen und die Temperatur in
                              									den Zimmern soll stets 17° betragen. Die Lufterneuerung geschieht bei den 8 Gebäuden
                              									mit gemeinschaftlichen Krankensälen durch Einblasen frischer Luft und Absaugen der
                              									verbrauchten Luft; für die übrigen Gebäude ist nur eine künstliche Entfernung der
                              									Abluft vorgesehen. Das Einblasen frischer Luft in die Heizkammern der erwähnten 8
                              									Gebäude erfolgt durch zwei zu beiden Seiten des Kesselhauses liegende
                              									Schraubengebläse, zu welchen die Luft durch Einfall schachte tritt; von diesen
                              									Gebläsen führen unterirdisch angelegte Kanäle die Frischluft nach den in der Mitte
                              									des runden Gebäudegrundrisses angelegten ringförmigen Heizkammern. Es ist auch
                              									vorgesehen, ohne künstliche Einführung von Luft lüften zu können; dann wird
                              									Auſsenluft unmittelbar von den Gebäudewänden den Heizkammern zugeführt. Die in
                              									diesen erwärmte Frischluft zieht durch 8 in einem Kreise nahe um die Mittelachse
                              									stehende hohle Säulen von 0m,33 lichtem
                              									Durchmesser aufwärts; dieselben sind Im unter der Decke durch einen ringförmigen
                              									Kasten mit einander verbunden, aus welchen die warme Luft austritt. Dabei führen je
                              									4 Säulen dem unteren bezieh. dem oberen Krankensaale die Heizluft zu. Zur Entfernung
                              									der Abluft sind in der runden Auſsenmauer nahe dem Fuſsboden 20 Oeffnungen
                              									angebracht, von welchen aus Kanäle zuerst abwärts und dann im Fuſsboden des
                              									Erdgeschosses nach der Mittelachse des Gebäudes zu einem Sammelraume führen; in
                              									letzterem ist ein Dampfheizkörper aufgestellt, der den zur Absaugung der Abluft
                              									nothwendigen Auftrieb in einem Blechschlote erzeugt, welcher in der Achse aufwärts
                              									bis über Dach führt und dort mit einer Wind ablenkenden Kappe gekrönt ist. Um diesen
                              									Blechschlot ist ein zweiter angeordnet, welcher dazu benutzt wird, die verbrauchte
                              									Luft aus den mittleren Theilen der Krankensäle abzuführen. Für die Sommerlüftung
                              									erfolgt die Einführung der Frischluft auf demselben Wege; nur tritt sie dann, nach
                              									Einstellung entsprechender Drehklappen, aus den Säulenfüſsen in die Säle ein; die
                              									verbrauchte Luft wird dann durch nahe der Decke gelegene Oeffnungen, welche durch
                              									lothrechte Kanäle nach den erwähnten Abluftkanälen der Winterlüftung führen,
                              									abgeleitet; auch aus den mittleren Theilen der Säle wird die Abluft nahe der Decke
                              									in den äuſseren Blechschlot geführt.
                           Bei den Gebäuden mit Einzelzimmern tritt, wie schon erwähnt, die frische Luft durch
                              									die Kellerfenster in Kanäle, welche in den Heizkammern münden; die erwärmte Luft
                              									zieht in gemauerten Zügen aufwärts und tritt in einer Höhe von 3m über dem Fuſsboden durch Klappenschieber in die
                              									Zimmer ein. Diese Kanäle dienen auch zur Frischluftzuführung im Sommer. Die
                              									Abluftkanäle sind für die Winter- und Sommerlüftung in gebräuchlicher Weise mit zwei
                              									Einmündungen verseilen und im Dachboden zu Sammelkanälen zusammengeführt, in welchen
                              									aufgestellte Dampfheizkörper den nothwendigen Auftrieb erzeugen. Diese Gebäude sind
                              									auch noch mit Mischvorrichtungen versehen, welche von den Zimmern aus gestellt
                              									werden können, um der zugeführten Frischluft eine gewünschte Temperatur zu
                              									geben.
                           Bei den übrigen Gebäuden sind meist in den einzelnen Räumen selbst
                              									Dampfheizungskörper zur Aufstellung gekommen, zu welchen frische Luft unmittelbar
                              									von auſsen zugeführt wird.
                           Ueber die Heizung und Lüftung des Palmengartens zu
                                 										Hannover hielt Prof. Herm. Fischer im
                              									Hannoverschen Bezirksverein einen Vortrag, welcher in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1884 * S. 834 auszugsweise
                              									wiedergegeben ist. Die
                              									Temperatur des Gartens soll bei Musikaufführungen, Bällen o. dgl. 18 bis 19°
                              									betragen und kann während der übrigen Zeit bis zu 10° herabsinken. Für die Heizung
                              									entstanden Schwierigkeiten, indem das groſse Glasdach bedeutende Wärmeverluste
                              									verursacht, das zur Erhaltung einer angemessenen. Luftfeuchtigkeit täglich zu
                              									verspritzende Wasser zu seiner Verdampfung eine groſse Wärmemenge erfordert und die
                              									gesammte auſserordentlich groſse Wärmemenge von den Heizflächen und der sie
                              									bespülenden Luft abgegeben werden soll, ohne daſs in Rücksicht auf die kostbaren
                              									Palmen lebhafte Luftströmungen entstehen dürfen. Die von Gebrüder Körting in Hannover ausgeführte Heizungs- und Lüftungsanlage soll
                              									nun diese Schwierigkeiten überwunden haben und sich bestens bewähren.
                           Im Keller eines an das eigentliche Palmenhaus angebauten kleinen Gebäudes ist ein Büttner'scher Dampfkessel aufgestellt, von welchem der
                              									Dampf nach dem Palmengarten geleitet wird und dort unter dem Fuſsboden in zwei bis
                              									unter das Dach aufsteigende Stränge tritt; letztere laufen bis an das
                              									entgegengesetzte Ende des Gartens und fallen dann zu den in unterirdischen Kanälen
                              									befindlichen Heizrohren nieder, welche ihr Niederschlagswasser mittels Püschel'scher Selbstleerer an das Kesselhaus
                              									zurückliefern. Diese Dachleitung ist angeordnet, um den Schweiſs der Glasflächen zu
                              									mindern. Als Heizkörper sind Rippenröhren verwendet, welche paarweise in den beiden
                              									langen unterirdischen Kanälen liegen; denselben wird die kalte Luft durch die über
                              									den Fuſsboden vertheilten vergitterten Oeffnungen und zugehörigen Kanäle zugeführt,
                              									während die warme Luft aus vergitterten Oeffnungen entweicht, welche an den Kanten
                              									der Grotten über den Kanälen angebracht und durch vorgesetzte Felsen bezieh.
                              									Gewächse vor dem Betreten geschützt sind. Zur Regelung der Wärmeabgabe ist jeder der
                              									Röhrenstränge für sich abstellbar. Bei strengerer Kälte werden noch zwei gröſsere
                              									Röhrenbündel benutzt, welche in einem an einer Langseite des Hauses angeordneten
                              									schmalen Gange aufgestellt sind. Diesen Röhren wird die kalte Luft vermöge
                              									unmittelbar über dem Fuſsboden liegender Oeffnungen der Grotten zugeführt, während
                              									die warme Luft über den Kamm der Felswände hinweg in den Garten tritt. Oertliche
                              									Verhältnisse bestimmten, die frische Luft an zwei Stellen über Dach zu schöpfen; in
                              									zwei besonderen Heizkammern wird diese Luft auf die Temperatur des Gartens gebracht,
                              									ehe dieselbe in den Garten tritt. Die Abluft wird im Saume des Daches durch mit
                              									Klappen versehene Oeffnungen entfernt. Der Ueberdruck des Dampfes im Kessel beträgt
                              										7at; derselbe wird vor seinem Eintritte in den
                              									Garten mittels eines Druckreglers auf 2at
                              									gemindert.
                           Die Heizungs- und Lüftungs-Anlagen, welche von der Actien-Gesellschaft Schäffer und Walcker in Berlin für das neue Gebäude
                              									der technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg
                              									sowie für das Chemische Laboratorium dieser Anstalt
                              									ausgeführt wurden, finden sich kurz beschrieben in der Deutschen Bauzeitung, 1884 S. 547; eingehendere Angaben enthält das von
                              									dem Direktor Hausding der genannten Gesellschaft
                              									herausgegebene Buch: „Die Heizungs-, Ventilations- und
                                    											Trockenanlagen u.s.w. der Actien-Gesellschaft
                                    											Schäffer und Walcker in Berlin.“ Die Erwärmung des neuen Hauses der
                              									technischen Hochschule, des gröſsten Gebäudes Deutschlands, erfolgt durch Dampf-
                              									bezieh. Dampfluftheizung und zwar werden die einzelnen Räume mit Ausnahme des
                              									groſsen Treppenhauses lediglich durch Zuführung vorgewärmter Luft und innerhalb
                              									derselben aufgestellte Dampföfen, die Hallen und der Haupteintrittsraum durch in dem
                              									Fuſsboden liegende und mit Gittern abgedeckte Rippenrohre erwärmt. Die Lüftung wird
                              									in künstlicher Weise dadurch erreicht, daſs die Zuluft durch Bläser im Sommer
                              									unmittelbar, im Winter nach einer Vorwärmung auf 15° den einzelnen Räumen zugeführt
                              									wird; die Abluft wird unmittelbar aufwärts über Dach geleitet. Das Kesselhaus liegt
                              									auſserhalb des Gebäudes und enthält 5 Dampfkessel von je 70qm Heizfläche und 3at Betriebsdruck für die Heizungsanlage, 2 Kessel von je 35qm Heizfläche und 5at Betriebsdruck. In einem besonderen Maschinenhause sind 2 Bläser von je
                              										80000cbm stündlicher Leistung bei einer
                              									Pressung des erzeugten Luftstromes von 50mm
                              									Wassersäule und eine 30 bis 40pferdige liegende Dampfmaschine zum Betriebe der
                              									Bläser aufgestellt. In einer im Sockelgeschosse des Hauptgebäudes angebrachten
                              									Ventilkammer erfolgt die Vertheilung der vom Kesselhause unterirdisch zugeführten Hauptdampfleitung für die
                              									Heizkammerleitung und für die Stränge der einzelnen Heizsysteme.
                           Es sind im Ganzen 12 Heizkammern im Sockelgeschosse angeordnet, in welchen die
                              									Lufterwärmung durch Rippenröhren erfolgt. Die Luftentnahme findet am Maschinenhause
                              									statt, welches hinter der Rückseite des Gebäudes in dem dort angelegten Parke
                              									errichtet ist. Zwei Bläser von 2m,1 Durchmesser,
                              									welche bis 275 Umdrehungen in der Minute machen, saugen die frische Luft durch
                              									engmaschige Drahtsiebe an und pressen sie durch einen unterirdischen. Kanal in den
                              									in der kurzen Hauptachse des Gebäudes angeordneten Hauptkanal. Aus diesem wendet
                              									sich die Hälfte der Luft nach rechts, die andere Hälfte nach links, um theils und je
                              									nach Stellung von Regelungs- und Mischklappen durch die 6 gröſseren Heizkammern,
                              									oder unmittelbar durch die Mischkammern nach den Haupt-Luftvertheilungkanälen zu
                              									gelangen. In diesen Heizkammern erfolgt, wie erwähnt, die Vorwärmung der Frischluft;
                              									hinter denselben wird je nach Bedürfniſs eine Mischung erwärmter und kalter Luft
                              									eingeleitet. Diese Mischluft durchzieht rechts und links im Sockelgeschosse
                              									angebrachte Kanäle, aus welchen lothrechte Schlote die Luft in die einzelnen Räume
                              									führen. Zur Befeuchtung der Zuluft sind zwischen den Heizröhren der 6 Heizkammern
                              									Dampf brausen angebracht. Von den erwähnten weiteren 6 Heizkammern dienen 4 für die
                              									Erwärmung des groſsen Treppenhauses, 2 für diejenige der Aula, welche durch
                              									Dampföfen sowie durch Dampfluftheizung erwärmt wird. Die in den Zimmern
                              									aufgestellten Heizkörper sind guſseiserne Rippenregister, welche mit Vorsetzern aus
                              									Eisenblech versehen sind; letztere lassen unten die Zimmerluft zu den Heizkörpern
                              									treten, welche sich erwärmt und oben wieder ausströmt. Diese Umlaufheizung kann
                              									durch eine obere Stellklappe behufs Regelung der Wärmeabgabe des Heizkörpers gehemmt
                              									werden; über dieser Klappe befindet sich die Ausströmung der durch die erwähnten
                              									lothrechten Schächte zugeführten, auf 150 vorgewärmten Frischluft. Dieselbe wird für
                              									gewöhnlich durch Mischung mit der erwärmten Umlaufluft des Raumes mit mäſsig hoher
                              									Temperatur in die Zimmer strömen und kann bei fast geschlossener Ofenklappe
                              									wesentlich zur Abkühlung der Räume beitragen. Für die Luftabführung aus den Zimmern
                              									dienen über Dach gehende Schlote, welche in gebräuchlicher Weise mit zwei regelbaren
                              									Ausmündungen in den Zimmern versehen sind. Die Erwärmung der Gänge erfolgt durch
                              									Einführung vorgewärmter Luft und durch besondere Heizkörper.
                           Als Sammelstelle der Regelungsvorrichtungen ist die erwähnte Ventilkammer gewählt, in
                              									welcher auch die nothwendigen Meſsinstrumente, Anzeiger für die Wärme hervorragender
                              									Räume, sowie für die Feuchtigkeit der Luft angebracht sind. Der zu beheizende Raum
                              									des Gebäudes beträgt rund 260000cbm, die stündlich
                              									zuzuführende Luftmenge 160000cbm; der Wärmeaufwand
                              									durch Abkühlung sowie Erwärmung der Zuluft ist berechnet zu 3824000c. Die Kosten der ganzen Anlage, natürlich
                              									abgesehen von den baulichen Anordnungen, betragen 385000 M. Während des verflossenen
                              									Winters war die Anlage zum ersten Male in richtigem Betriebe, hat aber wenig
                              									befriedigt; namentlich lieſs die Gleichmäſsigkeit der Erwärmung der verschiedenen
                              									Räume viel zu wünschen übrig und machte sich beim Einlassen des Dampfes in die
                              									Heizkörper ein sehr störendes starkes Knattern bemerkbar.
                           Die Erwärmung des Chemischen Laboratoriums dieser
                              									Hochschule erfolgt durch Dampfheizung, die Lüftung
                              									durch Einführen frischer Luft mittels eines Bläsers sowie durch Entfernen der Abluft
                              									mittels zweier Sauger. Diese Maschinen haben nebst der dazu erforderlichen
                              									Betriebsdampfmaschine im Keller bezieh. Erdgeschosse des Mittelbaues Aufstellung
                              									gefunden; dortselbst befindet sich auch der Ausgangspunkt aller Dampfleitungen, der
                              									Sammelpunkt der Niederschlagswasser- und Lüftungsleitungen und sind auch dort die
                              									Meſs- und Ueberwachungsinstrumente aufgestellt. Der Lüftungsbedarf für alle Räume
                              									beträgt stündlich 32000cbm, die Berechnung des
                              									Wärmebedarfes hat rund 800000c ergeben. Die
                              									frische Luft wird an der Rückseite des Gebäudes entnommen und durch einen Kanal dem
                              									Bläser zugeführt, welcher die Luft rechts und links in je eine Heizkammer zur
                              									Vorwärmung auf 15° treibt; gleichzeitig erfolgt eine Befeuchtung der Luft. Nach
                              									Bedarf kann dann eine Mischung der vorgewärmten Luft mit kalter eingeleitet
                              									werden. Diese Mischluft bezieh. die vorgewärmte Zuluft wird im Keller in Kanälen
                              									durch das ganze Gebäude geleitet; aus diesen führen lothrechte Schächte nach den
                              									einzelnen Räumen, wo dieselben 1,8 bis 2m über dem
                              									Fuſsboden münden. Die Abluft wird durch lothrechte Schlote abwärts in einen
                              									gleichfalls im Kellergeschosse angeordneten Umfangskanal geleitet, welcher mit 2
                              									Kanälen gegen den Mittelbau führt, woselbst die erwähnten Sauger aufgestellt sind.
                              									Dieselben saugen die Abluft auf dem beschriebenen Wege an und blasen sie in zwei mit
                              									Windkappen versehene Schlote von 25m Höhe. Auſser
                              									den Abluftkanälen sind noch zahlreiche Absaugerohre von den Digestoren, Sandbädern
                              									u.s.w. vorhanden. Zur Erwärmung der Räume sind in denselben guſseiserne Rippenkasten
                              									aufgestellt, welche mit Vorsetzern aus Guſseisen und Eisenblech versehen sind. Der
                              									zur Heizung und zum Betriebe der Dampfmaschine erforderliche Dampf wird von dem oben
                              									erwähnten Kesselhause durch ein unterirdisch verlegtes Hauptrohr zugeführt, Die
                              									Abzweigung der Rohrleitungen für die Heizung der Räume und der Heizkammern erfolgt
                              									von zwei Dampfvertheilern. Der gesammte zu heizende und zu lüftende Rauminhalt
                              									beläuft sich auf 26000cbm; die Kosten der Anlage,
                              									abgesehen von den baulichen Anordnungen, betragen rund 100000 M.
                           
                              K. H.
                              
                           
                        
                           Allen's Verkuppelung elektrischer Leiter auf
                              									Eisenbahnzügen.
                           Die Verkuppelung der einzelnen Theile einer über einen Eisenbahnzug hinzuführenden
                              									elektrischen Signalleitung bewirkt P. B. Allen in
                              										Lambeth, England (* D. R. P. Kl. 21
                                 										Nr. 27211 vom 15. April 1883) mittels zweier cylindrischer Stücke oder
                              									Gehäuse, welche bei ihrer Verbindung mit ihren Innenflächen an einander gelegt und
                              									durch eine Verdrehung nach Art eines Bajonnetverschlusses mit einander vereinigt
                              									werden. Die eigentlichen Verbindungscontacte stellen dabei je ein oder mehrere
                              									isolirt in die Gehäuse eingelegte und mit den Leitungsdrähten verbundene
                              									Contactkolben her, welche von Spiralfedern nach auſsen gedrückt werden, so daſs
                              									dieselben über die Innenfläche der Gehäuse vortreten. Der Contact wird also
                              									wesentlich ganz so gemacht, wie bei den von Siemens und
                                 										Halske für Vorpostentelegraphen benutzten Kabeln (* D. R. P. Kl. 21 Nr.
                              									7629 vom 13. April 1879, vgl. D. p. J. 1879 232 279. 1880 236 84).
                           
                        
                           Langdon's Regulirvorrichtung für den Gaszufluſs bei
                              									Eisenbahnwagen.
                           W. E.
                                    											Langdon in Derby (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 30525 vom 12. Juli 1884) sucht den
                              									Gasverbrauch auf Eisenbahnzügen möglichst zu beschränken, indem er den Zugführer in
                              									den Stand setzt, den Gaszufluſs nach den Lampen auf elektrischem Wege abzusperren.
                              									Das Gaszuleitungsrohr mündet in einen Kasten aus Holz, Ebonit o. dgl., von welchem
                              									das zu dem Brenner führende Rohr ausgeht. Die Mündung des letzteren kann durch ein
                              									Ventil geschlossen werden, das am oberen Ende eines aus magnetischem Stahl
                              									bestehenden zweiarmigen Hebels sitzt. Dieser Hebel bildet den Anker eines
                              									Hufeisenmagnetes, liegt mit seinem oberen Ende zwischen dessen beiden Polen und wird
                              									durch einen vom Zugführer durch den Elektromagnet gesendeten positiven Strom in die
                              									eine das Abfluſsrohr nach dem Brenner offen lassende, durch einen negativen in die
                              									andere das Abfluſsrohr verschlieſsende Lage gebracht. Wenn die Kerne des
                              									Elektromagnetes aus weichem Eisen bestehen, so wird vor seinen Polen noch ein Anker
                              									aus weichem Eisen angebracht, an welchem ein Messingarm so befestigt ist, daſs
                              									derselbe bei angezogenem Anker dem magnetischen Hebel freie Bewegung gestattet, bei
                              									abgefallenem Anker dagegen sich so vor bezieh. hinter den Hebel legt, daſs derselbe
                              									in seiner dermaligen Lage unbeweglich festgehalten wird. Der letzteren Anordnung
                              									entsprechende Einrichtungen finden sich auch in manchen
                              									Eisenbahnsignaleinrichtungen, so z.B. bei Preece's
                              									Zugdeckungssignal mit bloſs einem Leitungsdrahte (vgl. W. E.
                                 										Langdon: Application of Electricity for Railway Working, London 1877 S.
                              									110. Zetzsche: Handbuch der elektrischen Telegraphie,
                              									Bd. 4 S. 689).
                           
                        
                           Ueber die Ausdehnung des Kautschuks.
                           Die Zusammenziehung des gedehnten Kautschuks bei der Erwärmung erklärte Govi dadurch, daſs die Kautschukmasse voller runder
                              									Poren ist, welche mit
                              									Gas angefüllt sind. Wenn nun der Kautschuk gedehnt wird, verlängern sich auch die
                              									runden Poren, und wenn nun die Masse erhitzt wird, so dehnt sich das in den Poren
                              									enthaltene Gas aus und sucht dieselben aus der elliptischen in die kreisförmige
                              									Gestalt zurückzuführen.
                           Nach Govi's Theorie verändert also das Gas in den Poren
                              									die Spannung durch den Druck der molekularen Kräfte und die umgebende Atmosphäre.
                              									Wenn man nun aber nach N. Hesehus (Journal der russischen physikalischen Gesellschaft,
                              									1884 S. 103) den durch ein Gewicht gedehnten Kautschuk unter die Glocke einer
                              									Luftpumpe bringt und diese auspumpt, so müſste eine Verringerung der Länge des
                              									Kautschuks eintreten. Der Versuch beweist aber das Gegentheil, der Kautschuk
                              									verändert seine Länge nicht, ebenso wenig wie nach dem Zulassen von Luft.
                           
                        
                           Zur Prüfung von kohlensaurem Kalium.
                           Bei der Prüfung des reinen kohlensauren Kaliums mit salpetersaurem Silber auf Sulfid,
                              									Unterschwefligsäure, Kaliumhydrat u. dgl. ist nach E.
                                 										Bohlig (Archiv der Pharmacie, 1885 Bd. 223 S.
                              									381) zu berücksichtigen, daſs ein erd- bis hellbrauner Niederschlag von Ag6C2O7 entsteht, wenn die Silberlösung zu der von
                              									Bicarbonat freien Carbonatlösung gesetzt wird. Man gieſst daher in eine Lösung von
                              										3g Silbernitrat in 100cc Wasser eine Lösung von 0g,5 Kaliumcarbonat in 20cc Wasser. Der Niederschlag sei reinweiſs. Eine
                              									weitere Probe der Kalilösung behandelt man mit unzureichender Silberlösung; ist auch
                              									hierbei der entstehende Niederschlag weiſs, so enthält das Präparat Bicarbonat. Man
                              									überzeuge sich durch Wiederholung dieser Reaction mit neuer Probe, welche zuvor im
                              									bedeckten Platintiegel eine Zeitlang in schwacher Rothglut erhalten worden war.
                           
                        
                           Zur Bestimmung des Kalis in Düngemitteln.
                           Von der Association of Official Agricultural Chemists
                              									werden nach der Chemical News, 1885 Bd. 51 S. 29 zur
                              									Bestimmung des Kalis in Handelsdüngern 10g der
                              									Probe mit 5cc Salzsäure und 350cc Wasser 10 Minuten lang gekocht. Nach dem
                              									Abkühlen wird zum Liter aufgefüllt und filtrirt. Nun werden 50 oder 100cc des Filtrates auf 150cc verdünnt, heiſs mit Chlorbarium und
                              									Bariumhydrat gefällt, das Filtrat mit kohlensaurem Ammon von Baryt befreit,
                              									eingedampft und schwach geglüht. Der Rückstand wird mit Ammoniumcarbonat haltigem
                              									Wasser ausgezogen, das Filtrat eingedampft, schwach geglüht und nunmehr das Kalium
                              									mit Platinchlorid bestimmt.
                           
                        
                           Zur Nachweisung von Chlor, Brom und Jod.
                           Nach E. Hart (Zeitschrift für
                                 										analytische Chemie, 1885 * S. 182) erhitzt man die gelöste Probe mit etwas
                              									Ferrisulfat und fängt die übergehenden Joddämpfe in. Stärkekleister auf. Ist das Jod
                              									übergetrieben, so kocht man mit übermangansaurem Kalium und fängt das
                              									überdestillirende Brom in Chloroform auf. Chlor bleibt im Rückstande.
                           E. Bergland (daselbst S. 184) will Chlor und Brom
                              									dadurch quantitativ scheiden, daſs er die Lösung mit einem Gemische von saurem
                              									Kaliumsulfat und Kaliumpermanganat versetzt und einen kräftigen Luftstrom
                              									hindurchtreibt, wodurch sämmtliches Brom ausgetrieben wird, während Chloride nicht
                              									zersetzt werden.
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung von aromatischen
                              									Nitroaminbasen.
                           Nach J.
                                    											Levinstein in Manchester (D. R. P. Kl. 22 Nr. 30889 vom 26. Februar 1884) gehen die
                              									salpetersauren Salze der aromatischen Amine durch Behandeln mit kalter concentrirter
                              									Schwefelsäure in Nitroamine über. Es scheint, daſs hierbei fast ausschlieſslich
                              									Metanitroverbindungen gebildet werden. Nachgewiesen wurde dies beim Anilin, welches
                              									hauptsächlich ein bei 107° schmelzendes Product liefert, dessen Acetverbindung bei
                              									143° schmilzt und das nach der Reduction ein Phenylendiamin gibt, welches in
                              									bekannter Weise mit Salpetrigsäure behandelt, Bismarckbraun liefert, Orthotoluidin gibt ein bei 106° schmelzendes, aus
                              									Alkohol in langen Nadeln, aus Toluidin in derben Prismen krystallisirendes Nitrotoluidin.
                              									Auch dieses gibt nach der Reduction ein Toluylendiamin, welches bei der Behandlung
                              									mit Salpetrigsäure braune Farbstoffe erzeugt. Dieser Verbindung kommt wahrscheinlich
                              									die Constitution
                              										\mbox{C}_6\mbox{H}_3\,(\overset{1}{\mbox{CH}}_3)\,(\overset{2}{\mbox{NH}}_2)\,(\overset{4}{\mbox{NO}}_2)
                              									zu.
                           Das Paratoluidin, in obiger Weise behandelt, liefert ein bei 77 bis 78° schmelzendes
                              									Orthonitrotoluidin:
                              										\mbox{C}_6\mbox{H}_3\,(\overset{1}{\mbox{CH}}_3)\,(\overset{2}{\mbox{NO}}_2)\,(\overset{4}{\mbox{NH}}_2).
                              									Dieses reducirt, ergab ein Metatoluylendiamin.
                           Es werden z.B. 10k Anilinnitrat möglichst fein
                              									gepulvert und in sehr kleinen Abschnitten in 40k concentrirter Schwefelsäure
                              									eingetragen, welche auf – 50 abgekühlt ist. Es ist dafür Sorge zu tragen, daſs gut
                              									gerührt wird und daſs die Temperatur nicht über + 50 steigt. Die Lösung wird in
                              										400l Wasser gegossen und vorsichtig mit
                              									Natronlauge gefällt. Der Niederschlag wird ausgewaschen, gepreſst und in Salzsäure
                              									gelöst. Dann läſst man entweder nach dem Filtriren das in langen, schwach gelb
                              									gefärbten Nadeln sich ausscheidende Chlorhydrat auskrystallisiren, oder man fällt
                              									die Base und reinigt durch Krystallisation aus Toluol oder irgend einem anderen
                              									Lösungsmittel.
                           
                        
                           Ueber Nitrosoabkömmlinge aromatischer Diamine.
                           Löst man nach O. N. Witt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 877) rohes
                              									Tetramethylmetaphenylendiamin, welches durch Erhitzen von salzsaurem
                              									Metaphenylendiamin mit überschüssigem Methylalkohol auf 160 bis 170° dargestellt
                              									wurde, in überschüssiger verdünnter Salzsäure und tröpfelt zu dieser Lösung unter
                              									guter Kühlung eine mäſsig verdünnte Auflösung von Natriumnitrit, so färbt sich die
                              									Flüssigkeit dunkelbraunroth und scheidet einen krystallinischen, aus feinen Nadeln
                              									bestehenden Niederschlag ab, welcher abgesaugt, mit kaltem Wasser gewaschen und aus
                              									heiſsem, etwas angesäuertem Wasser umkrystallisirt wird. Nach einmaliger
                              									Wiederholung dieses Verfahrens ist das Salzsäure Salz des
                              									Mononitrosotetramethylmetaphenylendiamins, C6H3N2(CH3)4NO.HCl, rein und bildet lebhaft glänzende, tief
                              									granatrothe Nadeln, welche in Wasser mit weinrother Farbe löslich sind. Auf Zusatz
                              									von Natronlauge wird die Lösung orangegelb. Aether nimmt daraus die freie Nitrobase
                              									auf.
                           Mit Aminen und Phenolen gibt die neue Nitrosoverbindung Farbstoffe. Die Abkömmlinge des Naphtolins, der Naphtole und des Resorcins
                              									sind durch starke Fluorescenz ausgezeichnet.
                           
                        
                           Zur Auffindung von Orthodiketonen.
                           Um nach E. Bamberger (Berichte
                                 										der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 865) den Nachweis der
                              									Orthostheilung zweier Carbonylgruppen in Orthodiketonen möglichst schnell zu
                              									erbringen, löst man eine Spur der zu untersuchenden Verbindung in Alkohol und fügt
                              									zu der heiſsen Lösung einen Tropfen Alkalilauge, indem man den Zutritt der Luft
                              									möglichst zu verhindern sucht; es tritt eine dunkelrothe, bei concentrirten Lösungen
                              									fast schwarze Farbe auf, welche beim Schütteln mit Luft wieder verschwindet. Diese
                              									Reaction zeigen Phenanthrenchinon, Retenchinon, Dibromretenchinon, Chrysochinon und
                              									Benzil.
                           
                        
                           Zur Prüfung von Chlorwasserstoffsäure.
                           Nach F. Schröder (Archiv der
                                 										Pharmacie, 1885 Bd. 223 S. 386) werden jetzt bei der Farbenfabrikation als
                              									Nebenproduct groſse Mengen Chlorwasserstoffsäure gewonnen, welche Chlortoluol und
                              									sonstige organische Stoffe enthalten und dadurch wegen ihres unangenehmen Geruches
                              									und Geschmackes für medicinische Zwecke unbrauchbar sind. Auch durch Verwendung von
                              									schlechtem Brunnenwasser bei der Destillation kann die Chlorwasserstoffsäure durch
                              									organische Stoffe unangenehm verunreinigt werden.