| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 515 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber Schrittmaſse.
                           Die Entfernungsbestimmung durch Abschreiten ist eine so bequeme und einfache, daſs
                              									ihr trotz der augenscheinlichen Unsicherheit immer noch für manche Zwecke eine hohe
                              									praktische Bedeutung zukommt. Aus diesem Grunde hat Prof. Jordan in Hannover seit Jahren Erfahrungen über Schrittmaſse gesammelt,
                              									welche hier nach der Zeitschrift des Architecten- und
                                 										Ingenieurvereins zu Hannover, 1885 S. 122 mitgetheilt werden mögen.
                           Die erste Frage betrifft die Schwankungen der Schritte verschiedener Menschen. Zur
                              									Beantwortung derselben stehen dem Verfasser 256 Schrittwerthe zur Verfügung, welche
                              									seit 1873 bei den ersten Längenmeſsübungen der Studirenden an den technischen
                              									Hochschulen zu Karlsruhe und Hannover gewonnen wurden, indem Linien von 200 bis
                              										300m mit Latten und Meſsbändern auf ebenem
                              									Boden gemessen und nachher von den Messenden abgeschritten wurden. Nach der Gröſse
                              									geordnet, geben diese 256 Schrittwerthe folgende Uebersicht:
                           
                              
                                 Schritt-länge
                                 Häufigkeit desVorkommens
                                 Schritt-länge
                                 Häufigkeit desVorkommens
                                 Schritt-länge
                                 Häufigkeit desVorkommens
                                 
                              
                                 
                                    s
                                    
                                 
                                    n
                                    
                                 
                                    s
                                    
                                 
                                    n
                                    
                                 
                                    s
                                    
                                 
                                    n
                                    
                                 
                              
                                     63cm
                                       1mal
                                    79cm
                                       29mal
                                    89cm
                                       4 mal
                                 
                              
                                 70
                                 2
                                 80
                                 28
                                 90
                                 2
                                 
                              
                                 71
                                 1
                                 81
                                 23
                                 91
                                 1
                                 
                              
                                 72
                                 1
                                 82
                                 20
                                 92
                                 1
                                 
                              
                                 73
                                 2
                                 83
                                 10
                                 93
                                 1
                                 
                              
                                 74
                                 5
                                 84
                                 13
                                 94
                                 1
                                 
                              
                                 75
                                 6
                                 85
                                 11
                                 96
                                 1
                                 
                              
                                 76
                                 13
                                 86
                                 13
                                 97
                                 1
                                 
                              
                                 77
                                 18
                                 87
                                 11
                                 
                                 
                                 
                              
                                 78
                                 34
                                 88
                                 3
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Das Mittel aus allen 256 Werthen ist 80cm,7 und,
                              									wenn man diese 256 Werthe als ebenso viele unabhängige Bestimmungen einer
                              									Unbekannten auffaſst, so findet man aus den Abweichungen dieser Bestimmungen von
                              									ihrem Mittelwerthe den mittleren Fehler einer solchen
                              									Bestimmung = ± 4cm,47 oder 5,5 Proc; hiernach hat man das Recht, wenn ein Schrittmaſs in der
                              									Ebene vorliegt, ohne daſs man über die Persönlichkeit des Schreitenden oder sonstige
                              									Umstände etwas Besonderes weiſs, 1 Schritt rund zu 80cm anzunehmen und der damit berechneten Länge einen mittleren Fehler von
                              									etwa 5 Proc. zuzuschreiben.
                           Das Alter der Schreitenden war im Mittel etwa 20 Jahre; es ist wahrscheinlich, daſs
                              									mit zunehmendem Alter die Schrittgröſse wieder abnimmt. Aus eigener Erfahrung hat
                              										Jordan folgende Schrittgröſsen:
                           
                              
                                 Jahr
                                 Schrittgröſse
                                 Jahr
                                 Schrittgröſse
                                 Jahr
                                 Schrittgröſse
                                 
                              
                                 1873
                                    81,0cm
                                 1877
                                    76,7cm
                                 1881
                                   78,5cm
                                 
                              
                                 1874
                                 –
                                 1878
                                 78,5
                                 1882
                                 –
                                 
                              
                                 1875
                                 77,7
                                 1879
                                 78,2
                                 1883
                                 76,0
                                 
                              
                                 1876
                                 79,2
                                 1880
                                 –
                                 1884
                                 76,0
                                 
                              
                           Hieraus kann man schlieſsen, daſs der Schritt eines und
                              									desselben Menschen, von Zeit zu Zeit neu bestimmt, Entfernungsbestimmungen etwa auf
                              									2 Proc. genau gibt, wenn keine ungünstigen Ursachen einwirken. Solche Ursachen sind
                              									z.B. Steigung des Weges und Ermüdung nach langem Marsche.
                           Bei der Prüfung des Schrittmaſses für Nivellementzwecke fand sich die
                              									Schrittlänge:
                           
                              
                                 auf wagerechter Straſse
                                     78,0cm
                                 
                              
                                 auf einer Straſse mit 7,4 Proc. Steigung aufwärts
                                 76,3
                                 
                              
                                 (Mittags-Pause)
                                 
                                 
                              
                                 auf derselben Straſse mit 7,4 Proc. Gefälle abwärts
                                 76,8
                                 
                              
                                 auf wagerechter Straſse nach 7stündigem Marsche.
                                 75,0
                                 
                              
                           Also trotz erheblich verschiedener Umstände ergaben sich doch
                              									nur Abweichungen bis zu 4 Proc. vom Mittel (vgl. Zeitschrift
                                 										für Vermessungswesen, 1882 S. 299).
                           Viel bedeutender werden die Aenderungen, wenn man die Landstraſse verlaſst und auf
                              									Gebirgspfaden oder pfadlos an Abhängen marschirt. Zur Gewinnung der Schrittwerthe
                              									unter solchen Verhältnissen benutzte der Verfasser tachymetrische und Meſsband-Züge.
                              									Aus 136 Vergleichsstrecken fand sich nach Ausgleichung:
                           
                              
                                 AufwärtsSteigung
                                 Schrittlänge
                                 AbwärtsGefälle
                                 Schrittlänge
                                 
                              
                                     0°
                                    77cm
                                     0°
                                    77cm
                                 
                              
                                   5
                                 70
                                   5
                                 74
                                 
                              
                                 10
                                 62
                                 10
                                 72
                                 
                              
                                 15
                                 56
                                 15
                                 70
                                 
                              
                                 20
                                 50
                                 20
                                 67
                                 
                              
                                 25
                                 45
                                 25
                                 60
                                 
                              
                                 30
                                 38
                                 30
                                 50.
                                 
                              
                           Man kann noch fragen, in welcher Weise das Schrittmaſs von der Körpergröſse abhängig
                              									ist? Eine kleine, hierauf bezügliche Untersuchung an 18 Studirenden vom J. 1884
                              									gab:
                           
                              
                                 Mannes-höhe
                                 Schrittwerth
                                 Mannes-höhe
                                 Schrittwerth
                                 Mannes-höhe
                                 Schrittwerth
                                 
                              
                                   1,59m
                                   0,77m
                                 1,71
                                 0,88 0,76m
                                   1,77m
                                 0,80 0,75 0,81m
                                 
                              
                                 1,62
                                 0,79
                                 1,72
                                 0,77
                                 1,78
                                 0,83
                                 
                              
                                 1,63
                                 0,74
                                 1,74
                                 0,81
                                 1,80
                                 0,84 0,83
                                 
                              
                                 1,64
                                 0,75
                                 1,75
                                 0,76
                                 1,81
                                 0,80
                                 
                              
                                 1,67
                                 0,80
                                 1,76
                                 0,81 0,85
                                 
                                 
                                 
                              
                           Zur Ausgleichung wurde nach der Methode der kleinsten Quadrate
                              									eine Formel und nach dieser folgende Tabelle gebildet:
                           
                           
                              
                                 Höhe
                                 Schritt
                                 Höhe
                                 Schritt
                                 Höhe
                                 Schritt
                                 
                              
                                   1,55m
                                   0,75m
                                   1,75m
                                   0,80m
                                   1,95m
                                   0,85m
                                 
                              
                                 1,60
                                 0,77
                                 1,80
                                 0,82
                                 2,00
                                 0,87
                                 
                              
                                 1,65
                                 0,78
                                 1,85
                                 0,83
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1,70
                                 0,79
                                 1,90
                                 0,84
                                 
                                 
                                 
                              
                           Noch ist ein Wort über sogen. Normalschritte zu sagen.
                              									Beim Militär ist beim Marschiren in Reih und Glied gleicher „Schritt und
                                 										Tritt“ nöthig, aber auſserhalb Reih und Glied und ohne Trommeltakt hat jeder
                              									Mann seinen eigenen Schritt, in welchen er immer wieder
                              									unwillkürlich verfällt. Man soll daher auch nicht einen Meſsgehilfen zwingen wollen
                              									(was zuweilen vorkommt), einen „Normalschritt“ anzunehmen; vielmehr muſs man
                              									umgekehrt, wo es auf Genauigkeit ankommt, den natürlichen Schritt der Gehilfen
                              									bestimmen und entsprechend besonders in Rechnung bringen. Bei einem der im
                              									Vorstehenden benutzten Versuche waren zwei Geometer-Candidaten, welche behaupteten,
                              										„Meterschritte“ schreiten zu können. Das Durchgehen der Linie mit
                              									absichtlich übertriebenen groſsen Schritten gab aber nur 91cm bezieh. 96cm
                              									statt der beabsichtigten 100cm.
                           
                        
                           Fabrikschornstein von auſsergewöhnlichen Abmessungen.
                           Der Schornstein der Gaswerke zu Edinburg wurde mit einer Basis aus Bruchstein und
                              									einem runden Schaft aus Ziegelstein in folgenden Abmessungen ausgeführt:
                           
                              
                                 Hohe des Grundbaues
                                     1,98m
                                 
                              
                                 Höhe des unter der Erdoberfläche gelegenen Theiles der
                                    											Basis
                                     1,82
                                 
                              
                                 Höhe des über der Erdoberfläche gelegenen Theiles der
                                    											Basis
                                   19,80
                                 
                              
                                 Höhe des Schaftes
                                   80,50
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Gesammthöhe
                                 104,10m,
                                 
                              
                           wovon 100m,30 über der
                              									Erdoberfläche liegen. Der Bruchsteingrundbau ist 12m im Gevierte groſs und hat 2m Dicke.
                              									Der gleichmäſsig über die ganze Grundsohle vertheilt gedachte Druck beträgt 2,80k/qc. Die Basis,
                              									welche am unteren Ende 6m,85, am oberen Ende 6m,20 inneren Durchmesser hat, wurde im Sommer
                              									aufgeführt und darauf die Arbeiten bis zum folgenden Jahre unterbrochen, in welchem
                              									der aus Ziegelsteinmauerwerk bestehende Rest des Bauwerkes hergestellt wurde. Der
                              									Schacht hat in seinem äuſseren Mantel folgende Abmessungen:
                           
                              
                                 Aeuſserer
                                 Durchmesser
                                 unten
                                 8m,00,
                                 oben
                                 4m,60
                                 
                              
                                 Innerer
                                 „
                                 „
                                 6m,20,
                                 „
                                  3m,65.
                                 
                              
                           Die Wandstärke des Schachtmantels stuft sich in 5 Geschossen von 10,7, 12,2, 14,6,
                              									17,7 und 23,3m Höhe ab. Die gröſste Fugenpressung am unteren Ende des Schachtes
                              									beträgt 9k/qc. Der
                              									vorerwähnte äuſsere Mantel ist im Inneren auf 27m,5 Höhe mit Ziegelmauerwerk derart ausgekleidet, daſs der lichte Durchmesser
                              									auf die genannte Höhe gleichmäſsig 4m beträgt,
                              									während die Wandstärke dieser Ziegelauskleidung von 0m,9 am unteren Ende allmählich bis auf 0m,5 am oberen Ende sich vermindert. Die Innenflächen der Ziegelauskleidung
                              									sind mit feuerfesten Ziegeln verblendet, unten 1 Stein, oben ½ Stein stark. Die
                              									Gesammtkosten haben etwa 93000 M. betragen. Der Schornstein ist mit einem
                              									Blitzableiter versehen, dessen Leitung aus einer 16mm starken Kupferstange besteht.
                           Die zum Grundbaue verwendeten und verschiedenen Brüchen entstammenden Bruchsteine
                              									zeigten eine Festigkeit von 245 bis 345k/qc. Man fand indeſs bei den Versuchen, daſs sich
                              									bedeutend gröſsere Festigkeitszahlen ergaben, wenn man den Probestücken gröſsere
                              									Abmessungen gab, namentlich, wenn der Druck normal zu der natürlichen Schichtung des
                              									Gesteines ausgeübt wurde. So zeigten Probewürfel von 10cm Seite aus den Brüchen von Hailes 620k/qc Festigkeit, während dasselbe Material
                              									in kleineren Würfeln geprobt nur 245k ergeben
                              									hatte. Die Ziegelsteine hatten ein specifisches Gewicht von 1,76 bis 1,84 und eine
                              									Festigkeit von 486 bis 493k/qc.
                           Der Schornstein, obgleich von auſsergewöhnlichen Abmessungen, erreicht doch bei
                              									weitem nicht die Höhe des berühmten 132m,5 hohen
                              									Schornsteines der
                              									Chemischen Fabrik St. Rollox bei Glasgaw. Uebrigens verliert das Auge bei dem
                              									Anblicke solch hoher Schornsteine so sehr allen Maſsstab, daſs der Eindruck, auſser
                              									aus nächster Nahe, keineswegs so groſsartig ist, wie man vermuthen sollte. (Nach
                              									einem englischen Vortrage aus der Eisenzeitung. 1884 S.
                              									905.)
                           
                        
                           Elektrischer Apparat zum Aufsuchen undichter Stellen an
                              									Gasrohren.
                           Auf der im März in Paris abgehaltenen, von der Société des
                                 										Electriciens veranstalteten elektrischen Ausstellung führte E. Anould zugleich mit mehreren elektrischen
                              									Zündvorrichtungen für Gasflammen auch einen auf demselben Prinzipe beruhenden
                              									Apparat zum Aufsuchen undichter Stellen an Gasrohren vor. Mittels einer
                              									Chromsäurebatterie, deren Zink bei der Ruhestellung des Apparates ganz auſserhalb
                              									der Flüssigkeit ist, während diese bei der Arbeitstellung beide Elektroden bespült,
                              									wird eine Spirale aus Platindraht zum Glühen gebracht. Dem Apparate sind eine Reihe
                              									von Widerständen beigegeben, durch deren Ein- oder Ausschalten man ein schwächeres
                              									oder lebhafteres Glühen des Platindrahtes erzielen kann. Wenn man die dunkelroth
                              									glühende Spirale entlang einer in schlechtem Zustande befindlichen Gasleitung
                              									hinführt, so markirt sich die Anwesenheit des Gases, also die undichte Stelle der
                              									Leitung, durch eine Erhöhung des Glanzes der Spirale durch die katalytische Wirkung.
                              									Damit aber dabei das explosive Gasgemenge nicht entzündet werde, ist das die Spirale
                              									tragende Ende des Apparates in ein Metallgewebe eingeschlossen. Wenn man die
                              									undichte Stelle bei Tage aufsuchen will, wo das lebhaftere Glühen des Drahtes
                              									unbemerkt bleiben könnte, so bedeckt man die glühende Spirale mit einem aus
                              									verschiedenen Metallen hergestellten Metallstreifen, welcher zufolge der ungleichen
                              									Ausdehnung durch die erhöhte Wärme den Strom einer Weckbatterie durch einen
                              									elektrischen Rasselwecker schlieſst. (Nach dem Génie
                                 										civil, 1884/5 Bd. 6 * S. 384.)
                           
                        
                           Zinkanalysen.
                           Zink vom Schlesischen Verein Georgshütte (I),
                              									desgleichen Marke CH (II), Zink von G. v. Giesche's Erben (III) bezieh. der Hüttenverwaltung Sagor (IV) enthielten nach L.
                                 										Schneider und H. Peterson (Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch, 1885 S. 193) auf
                              									100 Theile:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 
                              
                                 Blei
                                 1,4483
                                 1,7772
                                 1,1921
                                 0,633
                                 
                              
                                 Eisen
                                 0,0280
                                 0,0280
                                 0,0238
                                 0,032
                                 
                              
                                 Kadmium
                                 0,0245
                                 –
                                 –
                                 0,054
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,0002
                                 –
                                 0,0002
                                 Spur
                                 
                              
                                 Silber
                                 0,0017
                                 Spur
                                 0,0007
                                 Spur
                                 
                              
                                 Arsen
                                 Spur
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Antimon
                                 –
                                 Spur
                                 Spur
                                 –
                                 
                              
                                 Wismuth
                                 –
                                 –
                                 Spur
                                 –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 Spur
                                 0,0020
                                 Spur
                                 Spur.
                                 
                              
                           
                        
                           Aetzflüssigkeit für Compositionsmetall.
                           R. Kayser (Mittheilungen des
                                 										Bayerischen Gewerbemuseums, 1885 S. 86) empfiehlt zum Aetzen von allen
                              									Legirungen, welche Antimon enthalten, ein Gemisch von 1 Th. reiner Salzsäure (1,124
                              									sp. G.), 2 Th. Salpetersäure (1,4 sp. G.), 10 Th. Wasser, 2 Th. Weingeist und 3 Th.
                              									Weinsäure.
                           
                        
                           Verwendung von Magnesium für bengalische Flammen.
                           Die Chemische Fabrik auf Actien, vormals E. Schering in
                              									Berlin empfiehlt in einem Rundschreiben folgende Flammenmischungen:
                           
                              
                                 Für wieſsesFeuer
                                 1 Th. Schellack6 Th. salpetersaurer Baryt2,5 Proc.
                                    											Magnesiumpulver.
                                 beide zusammengeschmolzenund dann
                                    											gemahlen.
                                 
                              
                                 Für rothesFeuer
                                 1 Th. Schellack5 Th. salpetersaurer Strontian2,5 Proc.
                                    											Magnesiumpulver
                                 beide zusammengeschmolzenund dann
                                    											gemahlen.
                                 
                              
                           Diese Flammenmischungen verwendet man entweder in der Weise,
                              									daſs man dieselben, je nachdem man gröſseren oder geringeren Erfolg erzielen will,
                              									in Streifen von etwa
                              									Fingerbreite streut und diese an einem Ende anzündet, oder aber, indem man sie in
                              									Zinkröhren füllt und so Magnesiumfackeln herstellt. Bei Gelegenheit des Fackelzuges,
                              									welcher am 31. März d. J. zu Ehren des Fürsten Bismarck
                              									veranstaltet wurde, betheiligte sich diese Fabrik mit 1000 Stück solcher
                              									Magnesiumfackeln. Diese waren 1m,5 lang, 2cm dick und hatten Hülsen aus ganz dünnem
                              									Zinkblech Nr. 2; letzteres verbrennt mit der Füllung. (Vgl. Weiſsfeuer 1884 252
                              									391.)
                           
                        
                           Ueber den Säuregehalt des Bieres.
                           Nach A. Bertschinger wird der Säuregehalt des Bieres am
                              									sichersten dadurch bestimmt, daſs man 10cc des von
                              									Kohlensäure befreiten Bieres in 10cc Zehntelnatron
                              									bringt und unter Benutzung von Lackmus mit Zehntelschwefelsäure zurücktitrirt.
                              									Schweizer Biere enthalten 0,12 bis 0,22 Proc. freie Säure, auf Milchsäure berechnet.
                              									(Nach dem Bericht an die Gesundheitscommission der Stadt
                                 										Zürich 1885.)
                           
                        
                           Analysen von Knochenmehl.
                           Entleimtes Knochenmehlpulver aus der Abdeckerei von Lyon hatte nach Baroulier (Annales des
                                 										Mines, 1885 Bd. 7 S. 162) folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Wasser
                                 10,00
                                 13,00
                                 
                              
                                 Kieselsäure und Silicate
                                   3,55
                                   5,00
                                 
                              
                                 Phosphorsaures Calcium
                                 37,10
                                 36,10
                                 
                              
                                 Kohlensaures Calcium
                                 23,15
                                 29,70
                                 
                              
                                 Kohlensaures Magnesium
                                   2,30
                                    1,40
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Calcium
                                 Spur
                                 Spur
                                 
                              
                                 Organisches
                                 23,90
                                 14,80.
                                 
                              
                           
                        
                           Verfahren zur Behandlung von Knochenkohle.
                           Wenn man nach P. Degener in Berlin und J.
                                    											Lach in Magdeburg (D. R. P. Kl. 12 Nr. 31358 vom 6. Juni 1884) frisch
                              									ausgeglühte Knochenkohle mit so viel Wasser befeuchtet, als sie eben zu absorbiren
                              									im Stande ist, und nun längere Zeit an der Luft und am Licht liegen läſst, so bilden
                              									sich unter dem Einflüsse des letzteren und durch die Verdunstung des Wassers von der
                              									höchst porösen Masse in ganz kurzer Zeit, schon nach 2 bis 3 Minuten, nachweisbare
                              									Mengen von Wasserstoffsuperoxyd. Die so behandelte
                              									Kohle soll ein auſserordentliches Reinigungsvermögen zeigen, so daſs man mit
                              									geringeren Mengen eine bessere Wirkung erzielt als bisher.
                           Die Reinigung gebrauchter Kohle kann man einerseits selbstthätig durch Lagern am
                              									Lichte in feuchtem Zustande, andererseits auf gewöhnliche Weise vollziehen, in welch
                              									letzterem Falle aber dieselbe deshalb leichter vor sich gehen wird, weil die
                              									absorbirten Substanzen vermöge des gebildeten Wasserstoffsuperoxydes schon hoch
                              									oxydirt sind. Für die Zwecke der Praxis empfiehlt sich eine 48 Stunden dauernde
                              									Belichtung in 6 bis 8cm hoher Schicht unter
                              									öfterem Besprengen und Umschippen.
                           Wenn man an Stelle von Wasser zur Besprengung von Knochenkohle und ähnlichen
                              									Substanzen (auch Kokes) alkalische Flüssigkeiten (besonders Kalkmilch) verwendet, so
                              									entstehen anstatt Wasserstoffsuperoxyd die Superoxyde der Alkalien bezieh.
                              									Erdalkalien. Durch bloſse Belichtung der Kohle an der Luft soll auſser
                              									Wasserstoffsuperoxyd Ozon entstehen.
                           
                        
                           Zur Werthbestimmung von Milch.
                           A. Müffelmann (Milchzeitung, 1885 S. 361) nimmt für Mecklenburg bei guter Fütterung im
                              									Durchschnitte 3,18 Proc. Fett in der Milch an, ferner 281 Milch zur Herstellung von
                              										1k Butter im Werthe von 2,24 M. Hiernach ist
                              									11 Milch von 2,78 Proc. Fett 7 Pf. werth, bei 3,18 Proc. Fett 8 Pf. und bei 3,58
                              									Proc. 9 Pf. (Vgl. Schrodt S. 142 d. Bd.)
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von reinem
                              									Schwefelwasserstoff.
                           E. Divers (Chemical News,
                              									1884 Bd. 50 S. 233) leitet gewöhnlichen Schwefelwasserstoff in ein Gemenge von
                              									Wasser mit Magnesiumhydrat, so daſs sich Schwefelmagnesium bildet. Beim Erwärmen dieser Lösung auf
                              									60° entweicht reines Schwefelwasserstoffgas.
                           Einfacher noch ist der Vorschlag von F. Gerhard (Archiv der Pharmacie, 1885 Bd. 223 S. 384), durch
                              									Vermischen von Schwefelcalcium oder Schwefelalkalien mit schwefelsaurem Magnesium
                              									oder Chlormagnesium Magnesiumhydrosulfid zu bilden. Erwärmt man diese Lösung über
                              									einer Gasflamme oder durch Einstellen des Gefäſses in heiſses Wasser, so beginnt
                              									alsbald eine sehr gleichmäſsige Entwickelung von reinem Schwefelwasserstoff.
                              									Dieselbe fängt bei etwa 60° an, die Temperatur steigt allmählich höher und bei etwa
                              									95° ist die Entwickelung nahezu beendigt. Man hat es vollständig in der Hand, sie
                              									schneller oder langsamer vor sich gehen zu lassen, je nachdem man stärker oder
                              									schwächer erwärmt. Ein Ueberschäumen oder eine stoſsweise stürmische Entwickelung
                              									ist nicht zu befürchten. Am bequemsten und vortheilhaftesten würde die Anwendung des
                              									Schwefelcalciums sein, wie dieses im Handel zu auſserordentlich billigem Preise zu
                              									haben ist. Leider ist dasselbe aber nicht verwendbar, weil es sehr unrein ist und so
                              									viel Unlösliches enthält, daſs die Entwickelung des Gases dadurch gehemmt wird.
                              									Dagegen eignet sich ein durch Glühen von Gyps mit Kohle dargestelltes
                              									Schwefelcalcium sehr gut. Man übergieſse 1 Th. desselben mit 3 Th. Wasser und füge 3
                              									Th. krystallisirtes Chlormagnesium zu. Will man Kalium- oder Natriumhydrosulfid
                              									verwenden, so sättige man eine Lösung von 1 Th. Aetzkali oder Aetznatron in 3 bis 5
                              									Th. Wasser mit gewöhnlichem Schwefelwasserstoff, füge das doppelte des angewendeten
                              									Kali oder Natron, Bittersalz oder Chlormagnesium hinzu und erwärme gelinde.
                           
                        
                           Ueber das Vorkommen des Cholins im Hopfen.
                           Das Cholin oder Neurin, (CH3)3C2H4.OH.N.OH, ein nie fehlender Bestandtheil des
                              									Gehirnes, ist von P. Grieß und G. Harrow (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1885 S. 717) nunmehr auch im Hopfen aufgefunden worden. Um
                              									dasselbe zu gewinnen, mischt man einen stark concentrirten, mit etwas Salzsäure
                              									versetzten Hopfenauszug mit einer Lösung von Jod in Jodwasserstoffsäure. Der
                              									erhaltene schwarzbraune Niederschlag von Cholinperjodid wird von der Mutterlauge
                              									getrennt, dann mit Wasser gekocht, so daſs sich unter Abscheidung einer harzigen
                              									Masse leicht lösliches jodwassersoffsaures Cholin bildet, aus welchem durch
                              									Behandlung mit Silberoxyd die freie Base gewonnen wird. Beim Eindampfen der
                              									filtrirten Lösung auf dem Wasserbade bleibt das Cholin im Rückstande. Um es
                              									vollkommen rein zu erhalten, muſs man es in sein Goldsalz (CH3)3C2H4.OH.Cl.AuCl3 überführen und daraus nach bekannten Regeln wieder
                              									abscheiden. Seine bei Wasserbadtemperatur möglichst weit eingedampfte wässerige
                              									Lösung erstarrte im Exsiccator zu einer äuſserst hygroskopischen, stark alkalisch
                              									reagirenden und rasch Kohlensäure anziehenden, krystallinischen Masse, welche einen
                              									kaustischen, etwas bitteren Geschmack besaſs, aber vollkommen geruchlos war und sich
                              									in höherer Temperatur unter Bildung von Trimethylamin zersetzte. Fast ebenso
                              									zerflieſslich, wie die freie Base, zeigte sich auch ihre Verbindung mit
                              									Salzsäure.
                           Man erhält auf diese Weise aus dem Hopfen etwa 0,02 Proc. Cholin. Es ist nicht
                              									unwahrscheinlich, daſs sich das Cholin, mit Harz gepaart, in dem Hopfen vorfindet
                              									und daſs es in dieser Verbindungsweise den in Wasser leicht löslichen Bitterstoff
                              									des letzteren bildet. Es wurde ermittelt, daſs eine selbst sehr verdünnte, wässerige
                              									Lösung von Cholin verliältniſsmäſsig sehr bedeutende Mengen von Hopfenharz
                              									aufzulösen vermag, wodurch derselben ein stark bitterer Geschmack ertheilt wird.
                           In angegebener Weise konnte das Cholin auch im Biere
                              									nachgewiesen werden. Ob dieser Thatsache auch irgend welche physiologische Bedeutung
                              									zukommt, ist noch festzustellen; jedenfalls aber kann es nicht ohne Werth sein, daſs
                              									ein so eigenthümlicher und nie fehlender Bestandtheil der Gehirnsubstanz, wie das
                              									Cholin, auch in einem der wichtigsten Nahrungs- und Genuſsmittel zugegen ist.