| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 561 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber elektrische Accumulatoren.
                           In einem kürzlich im Verein für Baukunde gehaltenen Vortrage hat Prof. W. Dietrich in Stuttgart darauf hingewiesen, daſs sich
                              									das Augenmerk der Constructeure bei Verbesserung schon vorhandener bezieh. bei
                              									Erfindung neuer elektrischer Accumulatoren hauptsächlich gerichtet habe auf: 1) die
                              									zur Neuherstellung von Accumulatoren nöthige Zeit, die sogen. Formirungszeit, 2) die Haltbarkeit der Accumulatoren
                              									und 3) die Aufspeicherungsfähigkeit eines bestimmten Accumulatorengewichtes.
                           Die gröſsten Erfolge sind seither in Betreff des ersten Punktes erzielt worden. Wenn
                              									auch immerhin noch eine wiederholte Ladung und Entladung bis zur
                              									Betriebsbereitschaft des neu hergestellten Elementes nöthig ist, so ist doch schon
                              									eine Formirungszeit erreicht, gegen welche sich vom technischen Standpunkte kaum
                              									noch viel einwenden läſst; jedenfalls würde sie kein Hinderniſs gegen die
                              									ausgedehnte technische Verwendung von Accumulatoren mehr bilden.
                           Minder günstig steht es bezüglich des zweiten Punktes, der Haltbarkeit. Die erlangten
                              									Erfahrungen lassen sich kurz dahin ausdrücken: Während die negative Platte (die
                              									Bleiplatte) längere Zeit keiner Erneuerung bedarf, ist die positive, fortwährend in
                              									Superoxyd verwandelte Platte einer raschen Zerstörung unterworfen. Dieselbe
                              									zerbröckelt allmählich; in welcher Zeit sie zu erneuern ist, kann nicht in einer
                              									bestimmten Zahl ausgedrückt werden, denn es hängt dies wesentlich von der Art der
                              									Beanspruchung ab. Auch die einzelnen Individuen zeigen groſse Verschiedenheiten. Es
                              									sind Fälle bekannt, in welchen die Lebensdauer einer positiven Platte zwischen 3
                              									Monaten und 15 Monaten schwankte; über die letztere Dauer hinaus darf man wohl nur
                              									in seltenen Fällen rechnen. Diese Vergänglichkeit erhöht die Betriebskosten
                              									wesentlich, ist aber für die Betriebssicherheit durchaus nicht so verhängniſsvoll,
                              									wie es auf den ersten Augenblick den Anschein hat: einerseits tritt die völlige
                              									Betriebsunfähigkeit nicht plötzlich ein, sondern es zeigt sich eine allmähliche Abnahme, welche einen rechtzeitigen Ersatz
                              									ermöglicht; andererseits läſst sich die ganze Anordnung so treffen, daſs man die
                              									zerstörte positive Platte leicht auswechseln kann, ohne die noch gut erhaltene
                              									negative zu berühren. – Das Bestreben, eine möglichst kurze Formationszeit durch
                              									dünne Bleistreifen mit groſsen Oberflächen zu erreichen, kam der Haltbarkeit der
                              									Accumulatoren durchaus nicht zu gute; die dünnen Streifen fielen gar zu leicht aus
                              									einander. In Bezug auf die Verlängerung der Lebensdauer erscheint es
                              									vielversprechend, daſs de Khotinsky (vgl. * D. R. P.
                              									Kl. 21 Nr. 30041 vom 24. Mai 1884) die beiden Elektroden nicht, wie bisher üblich,
                              									senkrecht stellte, sondern in wagerechter Lagerung auf dem Boden des umhüllenden
                              									Gefäſses anbrachte. Ueber die Elektroden spielt die Flüssigkeit, auch hier verdünnte
                              									Schwefelsäure, frei hinweg. Bei dieser Anordnung kann von einem Abfallen des
                              									wirksamen Stoffes nicht die Rede sein; die Accumulatoren erreichen ihr Ende dadurch,
                              									daſs allmählich die Verbindung der Platten mit den Stromausführungsdrähten auch an
                              									der allgemeinen Oxydation theilnimmt, so daſs die Verbindung nach auſsen eine
                              									Unterbrechung erleidet. – Ein Einnähen der Elektrodenplatten, welches Verfahren
                              									schon vor längerer Zeit von Faure (vgl. 1882 244 202) eingeschlagen, aber wegen der damit verbundenen
                              									Widerstandszunahme im Elemente und wegen der Zerstörung der Umhüllung wieder
                              									aufgegeben wurde, scheint, nach neueren Versuchen, unter gewissen
                              									Vorsichtsmaſsregeln ein besseres Ergebniſs zu liefern. Man ist also auch auf dem
                              									Wege, die Lebensdauer der Accumulatoren zu einer die Praxis befriedigenden zu
                              									gestalten; daſs man damit endlich auch zum Ziele gelangen wird, ist für Jeden,
                              									welcher den Entwickelungsgang der Elektrotechnik mit Aufmerksamkeit verfolgte, wohl
                              									auſser Zweifel.
                           In Betreff des dritten Punktes liegen theoretische Berechnungen namentlich von dem
                              									französischen Elektriker E. ReynierVgl. auch E. Reynier: Piles électriques et
                                       												accumulateurs. Recherches techniques. (Paris 1884. J. Michelet's Verlag.)Red. vor. 1k Accumulator und Flüssigkeit soll theoretisch
                              									nicht weniger als 55000mk aufspeichern können.
                              									Praktisch gestaltet sich die Sache natürlich ganz anders; denn man kann nicht die
                              									ganze vorhandene Bleimasse in Superoxyd verwandeln, weil sonst rasches
                              									Zusammenfallen zu befürchten wäre; man muſs ferner Flüssigkeit im Ueberschusse
                              									vorhanden haben und auſserdem ist ja auch ein Gefäſs unerläſslich. Berücksichtigt
                              									man diese Punkte, so kommt man auf eine Leistungsfähigkeit von 11000 bis 12000mk für 1k
                              									Gesammtgewicht. Dies entspräche einem Gewichte von 22k für 1 Pferdestärke und Stunde. Diese Zahlen sind als die zu erreichende
                              									Höchstleistung von Blei-Accumulatoren anzusehen und man wird kaum darauf rechnen
                              									dürfen, darüber hinaus zu kommen.
                           Der Vortragende erhielt bei der Entladung sehr sorgfältig zubereiteter Accumulatoren
                              									von 1k Elektroden 5450mk, von 1k Elektroden und Flüssigkeit
                              										3530mk, von 1k Gesammtgewicht 2620mk. Die
                              									letztgenannte Zahl wäre bei Anwendung von etwas leichteren Gefäſsen höher
                              									ausgefallen. Man kommt damit auf ein Gesammtgewicht von 100k für 1 Stundenpferdekraft; bei passenderem
                              									Gefäſse hatte man 90k für 1 Stundenpferdekraft
                              									erreichen können.
                           Die hier untersuchten Accumulatoren sind also noch 4 bis 5 mal schwerer, als man nach
                              									dem oben Gesagten vermuthen sollte, und man darf dieses Ergebniſs wohl für alle
                              									heute üblichen Accumulatoren gelten lassen. Bei näherer Ueberlegung ist auch gar
                              									nicht zu erwarten, daſs man die Zahl von 22k für
                              										1 Stundenpferdekraft
                              									jemals erreichen wird. Man kann eben mit dem Laden nicht beliebig lange fortfahren,
                              									weil die entwickelten oxydirenden und reducirenden Gase mit wachsender Ladungszeit
                              									immer schlechter absorbirt werden, also immer gröſsere Verluste auftreten. Würde man
                              									beliebig lange laden, unbekümmert um das Güteverhältniſs, so könnte man dem
                              									Accumulatorengewichte von 1k eine weit gröſsere
                              									als die zuletzt erwähnte Leistungsfähigkeit verleihen. Mit dem Laden muſs man
                              									aufhören, sobald eine starke Sauerstoff-Entwickelung sich an der Oberfläche
                              									bemerkbar macht. Ueberdies darf die beim Laden in die Accumulatoren eingeführte
                              									Energie beim praktischen Gebrauche nicht mehr ganz entnommen werden, nicht nur, weil
                              									die Klemmenspannung während der Entladung allmählich sinkt, sondern auch, weil bei
                              									nicht völlig gleichzeitiger vollständiger Erschöpfung der Accumulatoren einer
                              									Batterie schwere Betriebsstörungen auftreten würden.
                           Für die Aufspeicherungsfähigkeit eines Accumulators ist gerade wie für die
                              									Formirungszeit die Ausbreitung des angewendeten Bleies auf eine möglichst groſse
                              									Oberfläche günstig; wie schon erwähnt, steht eine solche Anordnung aber im
                              									Widerspruche mit hoher Lebensdauer.
                           Technisch kommt neben der Aufspeicherungsfähigkeit von 1k Gewicht noch ein Punkt sehr in Frage, nämlich das Verhältniſs der zur
                              									Ladung zu verwendenden elektrischen Arbeit zu der aus dem Accumulator wieder heraus
                              									zu bekommenden elektrischen Nutzarbeit, das sogen. Güteverhältniſs. Dieses
                              									Güteverhältniſs ist um so besser, je langsamer der Accumulator geladen und entladen
                              									wird; natürlich kann man aber beim praktischen Gebrauche nicht unter ein bestimmtes
                              									Maſs beim Laden und Entladen herabgehen, weil auch die Zeit einen Geldwerth besitzt
                              									und der Zweck meist einen ganz bestimmten Strom erfordert.
                           Unter sonst gleichen Verhältnissen wird also derjenige Accumulator der beste sein,
                              									welcher mit möglichst hohem Grade der Beanspruchung hinsichtlich des Ladungs- und
                              									Entladungsstromes das beste Güteverhältniſs verbindet. Man schwankt bei den heute
                              									gebräuchlichen Accumulatoren mit dem Ladungs- und Entladungsbetrage zwischen ½ und ¾
                              									Ampère für 1k Elektroden und Flüssigkeit. Entladet
                              									man nun so lange, bis die elektrische Kraft der Accumulatoren rasch abzunehmen
                              									beginnt, so erhält man z.B. bei den Accumulatoren, an welchen die oben erwähnten
                              									Versuche vorgenommen wurden, etwa 70 Proc. Güteverhältniſs. Ein gewisser Verlust ist
                              									unvermeidlich wegen des inneren Widerstandes der Accumulatoren und wiegen ihrer
                              									Eigenschaft, beim Laden eine höhere elektromotorische Kraft zu haben als beim
                              									Entladen.
                           Beim Stehenlassen geladener Accumulatoren tritt ein geringer Verlust durch
                              									allmähliche Selbstentladung ein, der sich noch erheblich vermindert, wenn man die
                              									Flüssigkeit abgieſst und welchen der Vortragende nach 37 Stunden bei sorgfältig
                              									hergestellten Accumulatoren noch gar nicht nachweisen konnte. Doch darf nicht
                              									verschwiegen werden, daſs man mit der Selbstentladung schon vielfach schlechte
                              									Erfahrungen gemacht hat.
                           Ueber die Verwendung von Accumulatoren zur Beleuchtung mögen die nachstehenden
                              									Beispiele einigen Aufschluſs geben:
                           1) Wie viel Accumulatoren des Systemes Faure-Sellon-Volckmar braucht man, um eine Edison-A-Lampe zu speisen?
                           Vorausgesetzt seien die sogen. ½pferdigen Accumulatoren. Die Gewichtsund
                              									Preisverhältnisse derselben gestalten sich, wie folgt:
                           
                              
                                 Elektroden
                                  30k
                                 
                              
                                 Verdünnte Schwefelsäure
                                 10
                                 
                              
                                 Gefäſs
                                   5
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 45k
                                 
                              
                           Preis in Stuttgart: 40 M. einschl. Glas, 2,40 M. Zoll, 3,75 M.
                              									Fracht, zusammen 46,15 M. Von den Fabrikanten wird angegeben: zulässiger höchster
                              									Ladestrom bezieh. Entladestrom 12 und 18 Ampère.
                           Eine Edison-16-Kerzenlampe erfordert 100 Volt Klemmenspannung und 0,7 Ampère
                              									Stromstärke; Arbeit 70 Voltampère = 7mk/sec; 1 Accumulator für sich allein hat 2 Volt
                              									Spannung; also sind zur Erreichung von 100 Volt 50 hinter einander geschaltete
                              									Accumulatoren nöthig, oder, weil der unvermeidliche, wenn auch kleine innere
                              									Widerstand der Accumulatoren eine gewisse Spannung vernichtet, etwa 53
                              									Accumulatoren. Dieselben enthalten auf je 1k
                              									Gesammtgewicht etwa 2500mk, also im Ganzen: 53 ×
                              									45 × 2500 = 6000000mk; somit läſst sich die Lampe
                              									speisen 6000000 : 7 × 60 × 60 = 240 Stunden lang.
                           2) 100 Edison-A-Lampen sind täglich 5 Stunden mit Accumulatoren zu betreiben; wie
                              									viele sind nöthig?
                           Mit obigen 53 Accumulatoren, welche für eine Lampe gefunden wurden, könnte man nicht
                              									bloſs diese einzige Lampe speisen, sondern ebenso gut eine gröſsere Zahl.
                              									Stromerzeuger von so kleinem innerem Widerstände wie die Accumulatoren haben die
                              									Eigenthümlichkeit, daſs sie ganz proportional der Zahl der angehängten Glühlampen
                              									Strom liefern, also wenig bei einer Lampe und entsprechend mehr bei n Lampen. Da 18 Ampère einer Batterie dieser
                              									Accumulatoren erfahrungsmäſsig höchstens entnommen werden dürfen und jede Lampe 0,7
                              									Ampère braucht, so können die obigen 53 Accumulatoren höchstens speisen 18 : 0,7 =
                              									25 Lampen.
                           Erfahrungsgemäſs kann man den hier vorausgesetzten Accumulatoren 8 Stunden lang ihre
                              									18 Ampère entnehmen; also ist es jedenfalls möglich, die für 5 Stunden verlangte
                              									Beleuchtung zu leisten, ohne daſs man den ganzen aufgespeicherten Energievorrath
                              									aufbraucht. Nun sind aber nicht 25 Lampen zu betreiben, sondern 100 und man hat also
                              									4 solche Reihen von je 53 Accumulatoren nöthig, oder, was ebenso möglich wäre und
                              									billiger zu stehen käme, eine gröſsere Accumulatorengattung, welche ohne Schaden
                              									mehr Entladestrom aushalten kann. Die 4 Reihen von je 53 Accumulatoren wären
                              									parallel zu schalten. Rechnet man 7 Edison-A-Lampen auf eine mechanische
                              									Pferdekraft, so hätte man 14e,3 zum direkten
                              									Betriebe der Anlage nöthig.
                           Die Lampen verzehren zusammen 100 × 7 = 700mk/sec elektrische Arbeit. Auf die Ladung der
                              									Accumulatoren muſsten bei 70 Proc. Güteverhältniſs der Aufspeicherung also verwendet
                              									werden = 700 : 0,70 = 1000mk/sec = 13,3 elektrische Pferdestärken, wozu eine
                              									mechanische Arbeit von 1000 : 0,70 = 1333m/sec = 17e,8 nöthig
                              									ist, wenn die Ladung in derselben Zeit bewirkt würde wie die Entladung. Ladet man
                              									nun aber 10 Stunden lang, so braucht man für 1 Secunde nur die Arbeit 666mk, was 8e,9
                              									entspricht. Man kann also eine geringe Arbeitskraft zum Speisen einer groſsen
                              									Beleuchtungsanlage verwenden und hat dabei durchaus ruhiges Licht, während die
                              									Benutzung der z.B. in Fabriken meist schwankenden Arbeitskraft ein solches nicht
                              									zulieſse.
                           Sollen nach Feierabend einzelne Räume einer elektrisch beleuchteten Fabrik weiter
                              									beleuchtet werden, so bleiben einzig und allein Accumulatoren zulässig, weil es sehr
                              									unzweckmäſsig wäre, wegen weniger Lampen Dampf zu halten und eine überflüssig groſse
                              									Maschine zu betreiben. Dasselbe gilt natürlich in noch viel höherem Grade für
                              									Wohnräumlichkeiten, welche mit den Fabriken in Verbindung stehen.
                           Was die Kosten einer derartigen Anlage anbelangt, so sieht man ohne weiteres den
                              									Kernpunkt der Frage hervorleuchten: Man kann kleinere Dynamomaschinen und nach
                              									Quantität und Qualität geringere secundliche Arbeitskräfte verwenden als bei
                              									direktem Betriebe. Man sieht aber auch die Nachtheile bezüglich der Kosten: 1) Wegen
                              									des Verlustes in der Accumulation wird die gesammte
                              									aufzuwendende Arbeit in Meterkilogramm gröſser; 2) der durch die Accumulation herein
                              									kommende Betrag an Zins und Abschreibung kann so groſs werden, daſs er den Gewinn
                              									mehr als aufhebt. Es bleibt nichts anderes übrig, als in jedem einzelnen Falle zu
                              									entscheiden, ob der Kostenpunkt sich für direkten Betrieb, oder ob er sich für
                              									Accumulation günstiger stellt; sieht man bei qualitativ schlechten motorischen
                              									Verhältnissen auf ruhiges Licht und hat man nur zeitlich oder quantitativ
                              									beschränkte Arbeitskräfte zur Verfügung, so sind unter allen Umständen Accumulatoren
                              									am Platze.
                           Verhältniſsmäſsig günstig bezüglich der Kosten stellt sich, wie schon erwähnt, eine
                              									Anordnung, bei welcher den Tag über die Accumulatoren geladen werden, während Abends
                              									Maschine und Accumulatoren zusammen die Lampen betreiben: es kann dann die Maschine
                              									und die Accumulatorenbatterie schwächer sein, als wenn jede allein den Betrieb zu
                              									besorgen hätte. Zugleich hat man bei dieser Anordnung noch den Vortheil, daſs die
                              									Accumulatoren in gewissem Maſse die Geschwindigkeitsschwankungen der Dynamomaschine unschädlich machen. Wird
                              									die Zahl der betriebenen Lampen im Laufe des Abends geringer, so kann man die
                              									helfende Maschine abstellen und hat nun allein Betrieb durch die Accumulatoren.
                           Die Accumulatoren werden sicherlich eine groſse Zukunft im elektrischen
                              									Beleuchtungswesen erlangen, sobald die Lebensdauer länger und der Preis mäſsiger
                              									sein wird. Insbesondere wird sich die allgemeine Beleuchtung von Centralstationen
                              									aus zweckmäſsiger gestalten, weil dann die theueren Maschinen nicht bloſs in den
                              									Abendstunden beansprucht sind und weil sie dann kleiner, d.h. billiger gehalten
                              									werden können.
                           
                        
                           M. Schmidt's Dampftrockner.
                           Zur Abscheidung der vom Dampfe mitgerissenen Wassertheilchen wird nach dem Vorschlage
                              									von M. Schmidt in München (Englisches Patent Nr. 8000
                              									vom J. 1884) in der Dampfleitung vom Kessel zur Maschine ein entsprechend weiteres
                              									Rohrstück eingeschaltet, in welchem eine gröſsere Anzahl feiner, unter sich
                              									paralleler Drähte senkrecht zur Rohrachse in mehreren Reihen hinter einander
                              									befestigt sind. Die Drähte der einzelnen Reihen sind versetzt gegen einander, damit
                              									jedes Theilchen des durchströmenden Dampfes gegen einen Draht treffen muſs; jedoch
                              									gewähren dabei die Drähte den Vortheil, daſs sie bei angemessener Entfernung von
                              									einander den Durchgang des Dampfes nicht hindern, demselben aber eine groſse
                              									Niederschlagsfläche gegenüber älteren Apparaten (vgl. 1878 227 * 123) bieten. Zur Abführung des an den Drähten niederflieſsenden
                              									Wassers ist das Rohrstück etwas kegelförmig zu machen. Zu gleichem Zwecke sollen die
                              									Drähte, wenn das Rohrstück in dem lothrechten Theile einer Dampfleitung
                              									eingeschaltet wird, etwas geneigt zur Rohrachse liegen und wird dann passend das
                              									Rohrstück durch eine Mittelwand halbirt und von derselben aus die Drähte nach beiden
                              									Seiten schräg abwärts angeordnet.
                           Wenn die Drähte die Rohrwandung gut berühren, was dadurch erreicht werden kann, daſs
                              									man dieselben an ihren Enden breit drückt und etwas umbiegt, so nehmen die Drähte
                              									von der Rohrwand, wenn diese geheizt wird, Wärme auf und theilen diese rasch dem
                              									durchströmenden Dampfe mit. Der Apparat könnte also auch als Dampfüberhitzer in Verwendung kommen und würde dann passend im Dome des
                              									Dampfkessels anzuordnen sein.
                           
                        
                           B. Schöner's Winkellineal oder Parallellineal für
                              									Schultafeln.
                           Um beim Zeichnen an der Schultafel während des Vortrages leicht Linien unter beliebig
                              									gegebenem Winkel ziehen zu können, benutzt der Zeichnenlehrer B. Schöner in Passau ein einfaches, mit einer Handhabe
                              									versehenes Lineal, welches in der Mitte eine Winkeleintheilung mit einem im
                              									Mittelpunkte derselben um einen Zapfen lose drehbaren Zeiger besitzt. Dieser Zeiger
                              									stellt sich nun von selbst bei jeder Lage des Lineals senkrecht ein und gibt dadurch
                              									auf der Eintheilung die Gradzahl des Winkels der Neigung des Lineales an. Ueber
                              									diesem leicht drehbaren, sich selbst lothrecht einstellenden Zeiger befindet sich
                              									auf demselben Zapfen ein zweiter geschwärzter Zeiger, welcher in der demselben
                              									gegebenen Lage verbleibt und beim Ziehen mehrerer Linien unter gleichem Winkel
                              									entsprechend eingestellt wird, um aus der Deckung beider Zeiger rasch die richtige
                              									Linealstellung ersehen zu können.
                           
                        
                           Vorrichtung zur Entfernung von Verstopfungen der
                              									Wasserverschlüsse von Abtritten.
                           Die von Heinr. Schenk in Berlin (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 28126 vom 30. Januar 1884) angegebene
                              									Vorrichtung zur Entfernung von Verstopfungen der Wasserverschlüsse von Abtritten
                              									besteht aus einem Blechcylinder, der am unteren Ende mit einem Gummiringe versehen
                              									ist und in welchem ein dichter Scheibenkolben mit Kolbenstange und Handgriff
                              									gleitet. Auſserdem ist an dem Cylinder noch ein Brett befestigt, welches behufs
                              									Feststellung des ersteren auf den Abtrittsitz gelegt wird. Vorher hat man den Kolben
                              									in die Höhe zu ziehen. Nachdem man nun den unteren elastischen Rand des Cylinders
                              									fest auf die obere
                              									Mündung des Wasserverschlusses aufgesetzt hat, stöſst man den Kolben nach unten. Die
                              									im Cylinder zusammengepreſste Luft wirft dann den ganzen Inhalt des
                              									Wasserverschlusses in das Abfallrohr.
                           
                        
                           J. Jäger's Trockenkammer für Gerbereien.
                           Um Haute schnell zu trocknen, werden dieselben in der von Jul. Jäger
                              									in Ober-Burnhaupt, Elsaſs (* D. R. P. Kl.
                                 										82 Nr. 30738 vom 24. September 1884) angegebenen Trockenkammer in etwas
                              									von der radialen abweichenden Richtung um einen stehenden, schnell umlaufenden
                              									Flügel an eisernen Ringen aufgehängt und wird die am Boden durch eine Oeffnung um
                              									die Flügel welle zutretende erwärmte Luft von den Flügeln kräftig nach auſsen
                              									zwischen den Häuten hindurch getrieben. Die feucht gewordene Luft soll durch bis
                              									nahe an den Boden der Kammer reichende Kanäle wieder austreten. In einer solchen
                              									Kammer soll es möglich sein, Häute in 20 bis 30 Stunden trocknen zu können.
                           
                        
                           Le Boulengé's Petarde zur Controle der Fahrgeschwindigkeit von
                              									Eisenbahnzügen.
                           Auf den belgischen Staatsbahnen und der „Grand Central“, desgleichen auf der
                              									französischen Westbalm wird eine Petarde benutzt, um die Fahrgeschwindigkeit der
                              									Züge an solchen Stellen zu controliren, an welchen dieselben eine gewisse
                              									Geschwindigkeit nicht überschreiten sollen. Die von P. Le
                                 										Boulengé angegebene sogen. Dromo-Petarde besteht nach dem Portefeuille économique des machines, 1885 Bd. 10 * S.
                              									80 zunächst aus einem Secundenpendel, dessen Schwingungsebene senkrecht zum Geleise
                              									liegt. Dasselbe ist an dem nach dem Geleise hin liegenden Ende seines
                              									Schwingungsbogens an einem zweiarmigen Hebel eingehakt und wird ausgehakt, wenn das
                              									erste Rad des vorübergehenden Zuges auf den Hebel wirkt. Die Petarde ist in der
                              									Zugrichtung um die vom Zuge in 1 Secunde durchlaufene Weglänge – bei 30km stündlicher Geschwindigkeit z.B. um 8m,33 – von dem Pendel entfernt. Die Petarde ist an
                              									einem einarmigen, um eine lothrechte Achse drehbaren Hebel befestigt und eine auf
                              									den Hebel wirkende Feder strebt dieselbe in eine Lage neben der Schiene zu versetzen. Mittels eines in geeigneter Weise bis zum
                              									Pendel hin geführten Drahtes kann der Hebel so weit gedreht werden, daſs die
                              									Petardegerade über der Schiene liegt, und dann wird der
                              									Draht an einer Schiene eingehakt, von welcher derselbe von dem schwingenden Pendel
                              									ausgehakt wird, wenn dieses nach dem Aushaken einen Schlag vollendet hat; erst dann
                              									wird somit die Petarde von der Schiene weggezogen. Fährt also der Zug mit zu groſser
                              									Geschwindigkeit, so erreicht derselbe die Petarde, bevor letztere von der Schiene
                              									weggezogen ist, und bringt die Petarde zur Explosion, so daſs die Ueberschreitung
                              									der vorgeschriebenen Geschwindigkeit hiermit angekündigt wird.
                           
                        
                           L. Bollmann's Dynamomaschine.
                           Eine sehr wirksame Dynamomaschine, welche nach Art der Maschine von Ferranti und Thomson (vgl.
                              									1883 247 * 450. 1884 251 7.
                              										254 * 476) die Foucault'schen Ströme ausnutzt, hat L. Bollmann
                              									in Wien hergestellt. Die umlaufende Scheibe besteht nach der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1885 * S. 199 aus 52 Segmenten, welche
                              									jedes in eigenthümlicher Weise aus 10 einzelnen Theilen zusammengesetzt sind, und
                              									läuft zwischen den Polen von 16 Elektromagnetpaaren um, welche entweder sämmtlich
                              									mit knapp an die Scheibe herantretenden Polschuhen versehen, oder abwechselnd eines
                              									um das andere durch bogenartig über den Rand der Scheibe hinweg gehende
                              									Verbindungsstücke vereinigt sind, so daſs ihre Pole geschlossen werden und nicht auf
                              									die Scheibe wirken können, dafür aber durch die eisernen Ständer, woran sie
                              									sämmtlich befestigt sind, ihre Kraft auf die neben denselben stehenden übertragen.
                              									Im letzteren Falle wechseln die im Kreise herum angeordneten Pole nicht in ihrer
                              									Polarität ab, sondern auf der einen Seite der Scheibe sind bloſs Nordpole, auf der
                              									anderen nur Südpole in Wirksamkeit.
                           Bei der ausgeführten Versuchsmaschine standen nur 12 (nicht 16) Paar Magnete im
                              									Kreise und zwar mit offenen Polen. Die Polschuhe waren im
                              										äuſseren Kreise
                              										95mm breit und die Zwischenräume nur 55mm, Die Magnete waren in 4 Reihen je 6 Stück
                              									hinter einander und diese dann parallel verbunden und im Nebenschlusse geschaltet.
                              									Das Gewicht aller 24 Magnete mit ihren Windungen war 312k.
                           Die Ankerscheibe hatte ein Gewicht von 30k und war
                              									zwischen den Magneten 12mm dick und am äuſseren
                              									Umfange 60cm. Die Theile waren in 4 Stromkreise
                              									getheilt, wovon jeder 40 Windungen und 17m Länge
                              									hatte; davon kam die halbe Länge auf die radialen Theile und die andere Hälfte auf
                              									die kreisbogenförmigen Theile. Die 4 Stromkreise waren einzeln unmittelbar mit dem
                              									Commutator neben einander verbunden; es waren deren immer 2 und 3 unter den Bürsten.
                              									Der innere Widerstand der Scheibe betrug 0,002 Ohm. Das Gewicht der ganzen Maschine
                              									betrug 700k. Bei einer Geschwindigkeit von 725
                              									Umläufen in der Minute war die Spannung 38 Volt, bei 775 Umläufen 55 Volt.
                           Es wurden Glühlampen von je 12 Kerzen Lichtstärke benutzt und bis 700 Stück
                              									eingeschaltet. Da die Maschine viel zu schwach gebaut war, so durfte dieselbe nicht
                              									ohne Gefahr höher beansprucht werden. Wenn die Lampen von 700 bis 100 Stück
                              									vermindert wurden, so schwankte die Spannung nur 5 Volt. Zwischen 100 und 300 Lampen
                              									war die Abweichung 3 Volt und zwischen 700 und einer einzelnen 8 Volt. Es wurde dann
                              									die Umlaufzahl vermindert und unverändert erhalten und 1000 Lampen eingeschaltet; es
                              									zeigte sich, daſs sich bei Ausschaltung von Lampen die Spannung ebenso wenig
                              									änderte. Eine mechanische Regulirung war nicht vorhanden. Die Scheibe und die
                              									Magnete blieben kalt.
                           
                        
                           Zur Lage der französischen Kohlen- und Eisenindustrie.
                           Nach den Annales des Mines, 1885 B. 7 S. 181 (vgl. 1883
                              										249 357) förderte Frankreich im J. 1884 19624718t Kohlen und Anthracit – davon Valenciennes
                              										9364357t, St. Etienne 3154702t, Alois 1908921t und Creusot 1206814t – gegen
                              										20759429t im J. 1883; ferner 502491t Lignit – davon Le Fuveau, Aix 403413t – gegen 574455 im J. 1883.
                           Die Roheisenerzeugung betrug:
                           
                              
                                 Brennstoff
                                 1883
                                 1884
                                 
                              
                                 Frischerei-eisen
                                 Gieſserei-eisen undGuſs
                                    											ersterSchmelzung
                                 Gesammt
                                 Frischerei-eisen
                                 Gieſserei-eisen undGuſs
                                    											ersterSchmelzung
                                 Gesammt
                                 
                              
                                 Mit Kokes  „   Holzkohle  „   Gemischt
                                 1564 330      42040      12156
                                 420456    9192  21247
                                 1984795    51232    33403
                                 1447970    33385      6597
                                 336141    7328  23826
                                 1784111    40713    30423
                                 
                              
                                 Gesammt
                                 1618526
                                 450904
                                 2069430
                                 1487952
                                 367295
                                 1855247
                                 
                              
                                 Verminderung
                                   130574
                                   83609
                                   214183
                                 
                              
                           Die Stahlfabrikation ergab:
                           
                              
                                 Bezeichnung
                                 1883
                                 1884
                                 
                              
                                 Schienen
                                 Handels-stahl
                                 Blech
                                 Gesammt
                                 Schienen
                                 Handels-stahl
                                 Blech
                                 Gesammt
                                 
                              
                                 BessemerstahlSiemens-MartinstahlPuddelstahlCementstahlTiegelguſsstahlAltstahl
                                 316985  74292    –    –    –    –
                                 145976040312283  2379  7324    306
                                   481827512    614    –    216      91
                                 336400162207  12897    2379    7540      397
                                 335276  36156    –    –    –    –
                                 201185598112268  2477  6908    379
                                   866429795    716        2    250    526
                                 364058121932  12984    2479    7158      905
                                 
                              
                                 Gesammt
                                 391277
                                 972921
                                 33251
                                 521820
                                 371432
                                 98131
                                 39953
                                 509516
                                 
                              
                                 ZunahmeAbnahme
                                     –  19845
                                     839    –
                                   6702    –
                                     –  12304
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Einschaltung mehrerer Telephonstellen in eine Leitung
                              									(Berichtigung).
                           In dem rechts liegenden, die Sprechstelle B darstellenden Theile der Fig. 1 auf S. 356 d. Bd.
                              									sollte von dem Wecker W aus nach links hin ein Draht
                              									bloſs nach der Contactschraube s führen, nicht auch
                              									nach der Schraube r. – In der Sprechstelle A dagegen sind die beiden nach s und r laufenden Drähte richtig.
                           
                        
                           Futterwerth der getrockneten Biertreber.
                           J. König (Landwirthschaftliche
                                 										Zeitung für Westfalen, 1884 S. 341) untersuchte zwei Proben trockener
                              									Biertreber:
                           
                              
                                 Wasser
                                 12,61
                                 6,26
                                 9,66
                                 
                              
                                 Proteïn
                                 21,19
                                 21,69
                                 19,60
                                 
                              
                                 Fett (Aetherextract)
                                 6,76
                                 8,06
                                 9,73
                                 
                              
                                 Stickstoff freie Extractstoffe
                                 33,86
                                 44,32
                                 39,35
                                 
                              
                                 Holzfaser
                                 17,12
                                 15,00
                                 17,62
                                 
                              
                                 Asche
                                 8,46
                                 4,67
                                 4,64
                                 
                              
                           Eine andere Probe desselben Futtermittels enthielt nach P.
                                 										Wagner (Zeitschrift der landwirthschaftlichen
                                 										Vereine Hessens. 1884 S. 334) die in der 3. Spalte angegebenen
                              									Bestandtheile. Setzt man 1k Fett und Protein mit
                              									32,5 Pf. und 1k Stickstoff freie Nährstoffe mit
                              									6,5 Pf. in Rechnung, so besitzen 100k Biertreber
                              									vorstehender Zusammensetzung einen Werth von 9,22 M.
                           
                        
                           Ueber die Oxydation der Talgfettsäuren.
                           Verseift man nach M. Gröger (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 1268)
                              									Talgfettsäuren mit Kalilauge und erwärmt die wässerigen Seifenlösungen mit
                              									Kaliumpermanganat, so wird dieses entfärbt. Filtrirt man die alkalische Lösung vom
                              									Manganniederschlage ab und säuert das Filtrat mit verdünnter Schwefelsäure an, so
                              									entsteht stets eine Fällung von unlöslichen Säuren, während flüchtige Fettsäuren
                              									(vorwiegend Essigsäure) in Lösung bleiben. Der Schmelzpunkt der unlöslichen Säuren
                              									ist bei Anwendung einer geringeren Menge Kaliumpermanganat höher (weit über dem
                              									Schmelzpunkte der angewendeten Fettsäuren gelegen) und wird bei gröſserer niedriger.
                              									Mit dem Sinken des Schmelzpunktes der unlöslichen Säuren des Oxydationsproductes
                              									nimmt die Menge der gebildeten löslichen Fettsäuren zu. Die unlöslichen Säuren
                              									erweisen sich als Gemenge von Oxyfettsäuren von der allgemeinen Formel CnH2nOp, z.B. C26H52O6. Das
                              									Molekulargewicht dieser Säuren, bezieh. der Kohlenstoffgehalt ist bei Anwendung von
                              									wenig Kaliumpermanganat gröſser als bei Verwendung gröſserer Mengen, so zwar, daſs
                              									sich zuerst an Kohlenstoff reiche Oxyfettsäuren bilden, welche bei fortgesetzter
                              									Oxydation in einfachere Verbindungen sich spalten.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Magnesium.
                           Nach E. v.
                                    											Püttner in Hohenlohehütte bei Kattowitz (D. R. P. Kl. 40 Nr. 31319 vom 13.
                                 										August 1884) wird gebrannter Magnesit, Dolomit oder ein anderes Magnesium
                              									haltige Mineral mit Kohle oder mit Kohle und Eisenoxyd innig gemengt und in
                              									passenden Muffeln o. dgl. einer starken Weiſsglühhitze ausgesetzt. Im ersten Falle
                              									soll die innige Berührung des glühenden Kohlenstoffes mit dem Magnesium haltigen
                              									Gase in der Weise auf die Magnesia wirken, daſs sich Kohlenoxydgas bildet und das
                              									frei werdende Magnesium bei der erwähnten Temperatur gleichfalls in Dampfform
                              									entweicht. Durch Einleiten von reducirenden oder indifferenten Gasen in das
                              									Reductionsgefäſs kann die Ausbeute von metallischem Magnesium nicht unbeträchtlich
                              									erhöht werden (vgl. F. Fischer 1882 246 28).
                           Bei Mitverwendung von Eisenoxyd soll das gebildete Eisen die Reduction begünstigen.
                              									Das gebildete Magnesium entweicht nun in Dampfform aus dem Reductionsgefäſse und
                              									kann in einer Vorlage von bekannter Form aufgefangen bezieh. condensirt werden.
                           Hiernach hat also die Gewinnung des Magnesiummetalles mit der des Zinkes die gröſste
                              									Aehnlichkeit; indeſs erfordert die Destillation des Magnesiummetalles nicht allein
                              									in der innigeren Mischung der Beschickung, sondern auch in der Auswahl der zur
                              									Verwendung kommenden feuerfesten Materialien bei weitem eine gröſsere Sorgfalt. So
                              									dürften möglichst Thonerde reiche Bauxite, mit Dolomit oder Magnesit versetzt, zur
                              									Anfertigung von Destillirgefäſsen das am besten geeignete Material darbieten, da
                              									diese Mischung höchst feuerbeständige, feste und harte Producte ergibt (vgl. Walter 1884 252 337).
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung des Nitroglycerins.
                           Nach Versuchen von Hay und O.
                                 										Masson (Moniteur scientifique, 1885 S. 507)
                              									entspricht die Zusammensetzung des Nitroglycerins der Formel C3H5(NO3)3. Mono- und
                              									Dinitrat finden sich nur in unvollkommen gewaschenem Nitroglycerin.
                           
                        
                           Zur Gewinnung von Thiophen.
                           Behandelt man nach K. E. Schulze (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S.
                              									497) die rohe Reinigungssäure, welche durch 3 bis 4stündiges Schütteln von 20 Th.
                              									constant siedendem Steinkohlentheerbenzol mit 1 Th. concentrirter Schwefelsäure
                              									erhalten wird, mit Wasserdampf, so erhält man aus 1k Säure nur wenige Tropfen eines Thiophen haltigen Oeles und groſse Mengen
                              									Schwefligsäure, während sich auf der Oberfläche der Schwefelsäure eine theerige,
                              									allmählich bröcklich werdende Schicht abscheidet. Verdünnt man die Reinigungssäure
                              									dagegen sofort nach der Trennung vom Benzol mit dem
                              									gleichen Volumen Wasser und unterwirft die verdünnte Säure nach Abtrennung vom
                              									ausgeschiedenen Oele sogleich der Behandlung mit Wasserdampf, so gewinnt man etwa
                              									3,5 Vol.-Proc. der angewendeten Säure an Rohthiophen, während nur noch geringe
                              									Mengen Schwefligsäure auf eine theilweise Zersetzung der Thiophensulfosäure
                              									hindeuten. Wartet man auch nur wenige Stunden bis zur Verarbeitung der verdünnten
                              									Säure, so sinkt die Ausbeute beträchtlich.
                           Das so erhaltene Rohthiophen zeigt nach dem Waschen mit etwas Natronlauge und
                              									Trocknen 0,95 bis 1 sp. G. Bei der Destillation sieden etwa 80 Proc. zwischen 84 bis
                              									90°, der Rest siedet bis über 170° hinauf. Bei einer sorgfältigen Fractionirung des
                              									Rohthiophens in einem kleinen gläsernen Colonnenapparate erhielt Schulze 83 Procent bei 840°siedendes Product von 1,1
                              									sp. GK Aus den höher siedenden Verunreinigungen des Thiophens konnte er Xylol und
                              									Mesitylen-Pseudocumol isoliren; die noch höher siedenden Theile bestanden
                              									augenscheinlich aus polymerisirten Fettkohlenwasserstoffen. Aus 4000k Benzol erhielt er 70g Xylole bei 137 bis 140° siedend und 41g bei 160 bis 170° siedende Trimethylbenzole. Diese Kohlenwasserstoffe
                              									waren selbstredend als solche im Benzol enthalten, gingen beim Behandeln mit
                              									Schwefelsäure in diese über und wurden wie das Thiophen in Freiheit gesetzt.
                           Wenn man die Reinigungssäure mit 2 bis 3 Raumtheile Wasser verdünnte, so blieb die
                              									Ausbeute an Rohthiophen die gleiche; dasselbe war aber nahezu rein, da die
                              									Xylolsulfosäure bei dieser Verdünnung durch Wasserdampf nicht mehr gespalten wird.
                              									(Vgl. Volhard und H.
                                 										Erdmann S. 144 d. Bd.)
                           
                        
                           Zur Herstellung von Paranitrobenzylidenchlorid.
                           Nach J. Zimmermann (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 996) gelang es nicht, durch
                              									Einleiten von Chlor in p-Nitrotoluol p-Nitrobenzylidenchlorid zu erhalten (vgl. Farbwerke Höchst 1883 250
                              									284).
                           Trägt man dagegen p-Nitrobenzaldehyd allmählich in die
                              									doppelte Menge Phosphorpentachlorid ein, so beobachtet man, wie der Aldehyd unter
                              									Wärmeentwickelung in dem Phosphorpentachlorid zuerst schmilzt und sich dann auflöst.
                              									Ist aller Aldehyd eingetragen, so erwärmt man noch kurze Zeit auf dem Wasserbade,
                              									läſst hierauf erkalten und gieſst die Masse in Eiswasser ein. Dadurch scheidet sich
                              									der neue Körper als Oel ab, das aber alsbald krystallinisch erstarrt. Das so
                              									erhaltene p-Nitrobenzylidenchlorid ist in Alkohol und
                              									Aether leicht, in Wasser unlöslich. Aus erstgenanntem Lösungsmittel krystallisirt es
                              									in kurzen, fast farblosen und wohl ausgebildeten Prismen vom Schmelzpunkte 460.