| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 115 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Schleusen mit beweglichen Kammern.
                           Im Allgemeinen bilden die eigentlichen Schleusen das empfehlenswertheste
                              									Zwischenglied zwischen den einzelnen Haltungen eines Kanales und es müssen schon
                              									Gründe besonderer Art sein, welche die Vermeidung derselben wünschenswerth
                              									erscheinen lassen. Insbesondere ist es aber der auch bei Schleusen mit Nebenkammern
                              									oder mehrkammerigen Schleusen immer noch sehr bedeutende Wasserverbrauch beim
                              									Durchschleusen eines Schiffes, welcher bei schwieriger Versorgung des Kanales mit
                              									Wasser oft dazu zwingt, anstatt der Schleusen schiefe Ebenen oder sonstige Mittel zu
                              									benutzen, um das Fahrzeug von einer Haltung in die andere befördern zu können, ohne
                              									jedesmal eine Wassermenge von der oberen in die untere verfallen zu lassen, deren
                              									Arbeitsvermögen die eigentliche Nutzarbeit beim Heben des Schiffes meistens so
                              									auſserordentlich  übersteigt, Wird hierbei das Fahrzeug ganz aus dem Wasser
                              									herausgehoben, so tritt der Uebelstand auf, daſs dasselbe auf dem Wagen,
                              									Hebegestelle o. dgl. sehr umständlich unterstützt werden muſs, wenn dasselbe nicht
                              									Schaden leiden soll.
                           Dieser Umstand hat insbesondere zur Einführung der Schleusen mit beweglichen Kammern
                              									geführt. Eine der ältesten derartigen Anlagen dürfte die von James Green für den Great-Western-Kanal in England gebaute Schleuse sein,
                              									bei welcher zwei trogartige bewegliche Kammern mittels Ketten zu den beiden Seiten
                              									einer wagerechten starken Achse sich gegenseitig ausgleichend aufgehängt sind. Beide
                              									Haltungen des Kanales besitzen bei der Schleuse je zwei Schleusenthore derart, daſs
                              									jede Kammer sich abwechselnd vor das obere oder untere Thor ihrer Seite legen kann.
                              									Selbstverständlich ist jede Kammer an beiden Enden ebenfalls mit Schleusenthoren geschlossen.
                              									Besondere Vorkehrungen sind getroffen, um jede Kammer fest vor die Kanalendung zu
                              									pressen, vor welcher sich dieselbe gerade befindet. Nachdem nun das Thor der
                              									Kanalendung und das anliegende Thor der Kammer geöffnet ist, laſst sich ein Fahrzeug
                              									in dieselbe hineinbringen und nach Schluſs der Thore mit der Kammer bis vor die
                              									Endung der anderen Haltung heben oder senken. Da hierbei die andere Kammer die
                              									entgegengesetzte Bewegung ausführt, so findet., vorausgesetzt, daſs beide Kammern
                              									gleich schwer und gleich gefüllt sind, eine vollständige Ausgleichung des Gewichtes
                              									statt und zwar, wie leicht ersichtlich, einerlei, ob beide Kammern ein Schiff
                              									enthalten oder nicht. Das nöthige Uebergewicht zur Ueberwindung der passiven
                              									Widerstände kann in verschiedenster Weise erzielt werden, am einfachsten z.B. durch
                              									Ablaufenlassen einer verhältniſsmäſsig unbedeutenden Wassermenge aus der aufgehenden
                              									Kammer.
                           Auf ganz derselben Grundlage beruht die Anordnung der Schleuse mit beweglichen
                              									Kammern, welche von S. Duer in Westminster (Erl. * D.
                              									R. P. Kl. 65 Nr. 8484 vom 18. Juli 1879) vorgeschlagen wurde. Hier sollen nur die
                              									Kammern, anstatt an Ketten zu hängen, auf den Kolben hydraulischer Preſscylinder
                              									ruhen, welche letzteren derart in Verbindung gebracht sind, daſs ebenfalls eine
                              									völlige Gewichtsausgleichung stattfindet. Auſserdem soll jede Kammer auf mindestens
                              									zwei Pressen ruhen, was eigentlich selbstverständlich ist, aber vom Erfinder
                              									ausdrücklich als zur Erreichung gröſserer Betriebsicherheit geschehen erwähnt wird.
                              									Das Wasser läuft aus den Preſscylindern der sinkenden Kammer in das der steigenden
                              									über und gleicht so deren Gewicht aus. Die Bewegung wird schlieſslich zu Ende
                              									geführt dadurch, daſs Druckwasser aus einem Accumulator in die Preſscylinder der
                              									steigenden Kammer eingeleitet wird und die Kammer völlig an ihren Platz hebt, wobei
                              									natürlich die Verbindung mit den Cylindern der anderen Seite vorher unterbrochen
                              									ist.
                           Diese Verwendung zweier Kammern ist stets wünschenswerth, wenn einigermaſsen starker
                              									Verkehr zu bewältigen ist. Um aber einen Gewichtsausgleich in der beschriebenen
                              									Weise auch für einkammerige Hebewerke zu ermöglichen, schaltet Duer (Erl. * D. R. P. Zusatz Nr. 10169 vom 31. Januar
                              									1880) für die zweite Kammer einen Accumulator ein; derselbe besteht aus ebenso viel
                              									hydraulischen Pressen, wie zum Heben der Kammer erforderlich sind. Beide
                              									Pressensysteme werden neben einander aufgestellt und in derselben Weise – wie oben
                              									erklärt – verbunden. Diese Nebenpressen haben beim Niedergehen der Kammer einen
                              									Träger, welcher mit einem entsprechend belasteten Kasten versehen ist. Der Ausgleich
                              									wird dann in gleicher Weise wie beim zweikammerigen Systeme stattfinden können.
                           Ebenfalls einen Ausgleich der zu hebenden bezieh. zu senkenden Last, d.h. der
                              									Schleusenkammer sucht A. Harder in Magdeburg (* D. R.
                                 									P. Kl. 65 Nr. 30150 vom 9. Mai 1884) durch Anwendung eines Schwimmers
                              									herbeizuführen, dessen Auftriebskraft dem Gewichte der belasteten Kammer
                              									gleichkommt. Dieser aus Blech hergestellte hohle Schwimmer ist mit der beweglichen
                              									Schleusenkammer durch zwei Säulen von einer Länge etwa gleich der Höhe, auf welche
                              									die Kammer gehoben werden muſs, fest verbunden und bewegt sich in einer mit Wasser
                              									gefüllten Grube unterhalb der Kammer, ohne aus demselben heraus zu treten. Hierdurch
                              									soll die Kammer in jeder Höhenlage im Gleichgewichte gehalten werden, derart, daſs
                              									zur Bewegung der Kammer ein verhältniſsmäſsig geringer Druck der hydraulischen
                              									Pressen ausreicht. Da aber die Stangen beim Niedersinken beständig mehr Wasser
                              									verdrängen und somit die Auftriebswirkung des Schwimmers beeinflussen würden, so
                              									sind dieselben nach unten verlängert und in mit der Atmosphäre in Verbindung
                              									stehende Tauchrohre hineingeführt. Die beim Eintauchen der Stangen verdrängte Luft
                              									entweicht durch ein Luftrohr, welches mit einer Abschluſsvorrichtung versehen werden
                              									soll, um ein schnelleres oder langsameres Auf- bezieh. Niedersteigen von Schwimmer
                              									und Kammer zu bewirken.
                           
                        
                           Dronsfield's Kardenschleifapparate.
                           Für das seitliche Anschleifen beim Nachschleifen der Kratzenbeschläge auf den
                              									Krempeln fertigen Gebrüder Dronsfield in Oldham
                              									Schleifwalzen, deren Oberfläche ringsum laufende Spuren hat (vgl. W. Decker bezieh. Uhlhorn 1884 253 348). In gleicher Weise führen dieselben auch die
                              									Oberfläche der Schleifscheibe des bekannten Horsſall'schen Apparates aus. Die Herstellung solcher Schleifflächen bedarf
                              									besonderer dafür construirter Maschinen und muſs jede stumpf gewordene Schleifwalze,
                              									um wieder mit neuem Schmirgel belegt zu werden, immer an die betreffende Fabrik
                              									zurückgeschickt werden. Um nun dieses umständliche Hin- und Herschicken der
                              									Schleifwalzen zu umgehen, liefert neuerdings das genannte Haus nach dem Textile Manufacturer, 1885 * S. 41 mit Schmirgel
                              									belegte Bänder zum Aufziehen auf die Schleifwalzen. Diese Bänder erhalten auch die
                              									Spurrinnen in schrägen Linien, so daſs die Spurrinnen beim schraubengangförmigen
                              									Aufwickeln des Bandes auf die Schleifwalze genau in einander zeigen und eine glatte
                              									Ringspur ergeben. Das Schmirgelband wird an den beiden Enden auf der Walze durch an
                              									der Stirnseite innerhalb der Wandung angebrachte Klemmplatten gehalten und gelangt
                              									das Band durch einen Schlitz in der Wandung zu diesen Platten. Da das harte Band zum
                              									Aufziehen nicht geeignet ist, so muſs es erst durch Liegenlassen an einem feuchten
                              									Orte durch Erweichung des den Schmirgel verbindenden Leimes geschmeidig gemacht
                              									werden. Nach dem Aufziehen ist natürlich die Walze an einem trockenen Orte
                              									aufzubewahren.
                           Der Horsfall'sche Schleifapparat wird von Dronsfield neuerdings auch mit zwei Schleifscheiben
                              									ausgeführt, welche gemeinschaftlich in einer Entfernung gleich der halben
                              									Beschlagbreite der Krempel von einander auf einem Rohre sitzen. Dieses Rohr braucht
                              									dann auch nur um die Hälfte der Beschlagbreite hin- und herbewegt zu werden und
                              									schleift also gleichzeitig eine Scheibe von der Seite nach der Mitte, während die
                              									andere auf der anderen Hälfte von der Mitte nach der Seite schleift, wodurch das
                              									Schleifen in ungefähr der Hälfte der sonst erforderlichen Zeit bewerkstelligt wird.
                              									Die beiden Scheiben müssen aber dann von genau gleichem Durchmesser sein, wobei
                              									jedoch zugegeben werden kann, daſs mit Hilfe eines gleich starken Bandbezuges, wie
                              									beschrieben, derselbe leichter zu erreichen ist.
                           
                        
                           Heizung und Lüftung der Tabakfabrik in Mans.
                           Die Tabakfabrik in Mans wird, wie im Portefeuille
                                 										économique, 1885 * S. 1 mitgetheilt wird, durch eine Dampfheizung erwärmt. Die Kessel sind in einem
                              									besonderen Hause aufgestellt. In die Hauptdampfleitung ist zuerst ein
                              									Dampfdruckverminderungsapparat eingeschaltet, welcher den absoluten Dampfdruck auf
                              										2at herabzieht. Hierauf geht die Dampfleitung
                              									durch ein Gebäude, in welchem das Cigarrentrocknen mittels Oefen erfolgt, welche mit
                              									Dampf von der Hauptleitung aus geheizt werden; letztere theilt sich dann in zwei
                              									Rohrstränge, welche nach den zu beiden Seiten des Kesselhauses stehenden groſsen
                              									Fabrikgebäuden laufen. Hier zweigen von den Hauptröhren die einzelnen nach den
                              									Heizkörpern führenden Leitungen ab. Als Heizkörper sind in denjenigen Arbeitsräumen,
                              									welche mit geringerer Zahl von Arbeitern besetzt sind, cylindrische Dampföfen
                              									aufgestellt, in jenen Räumen, in denen an zahlreichen Tischen viele Personen
                              									arbeiten, sind guſseiserne Röhren verwendet und unter den Tischen längs derselben
                              									auf dem Boden verlegt und mit einem Holzgehäuse umgeben, welches weite Oeffnungen
                              									hat; dieses Gehäuse dient zugleich als Fuſsbank. Ferner sind in denjenigen
                              									Arbeitsräumen, in welchen die vorerwähnten Heizröhren hinderlich sein würden, längs
                              									der Mauern Heizröhren angebracht. Das gesammte, in den Heizkörpern und den Leitungen
                              									sich bildende Niederschlagswasser wird nach dem Kesselhause zurück durch mit
                              									entsprechendem Gefälle verlegte Leitungen nach einem tiefer liegenden zylindrischen
                              									Behälter geführt, aus dem es von Zeit zu Zeit nach Abschluſs der Zuleitung durch
                              									Dampfdruck in einen höher gelegenen Behälter gehoben wird, aus welchem die
                              									Kesselspeisung erfolgt.
                           Für die Lufterneuerung in den Arbeitsräumen ist eine Zuführung frischer Luft
                              									unmittelbar von auſsen durch kurze Kanäle zu den genannten Heizkörpern angeordnet,
                              									so daſs sich die frische Luft an diesen erst erwärmt, ehe sie in die Arbeitsräume
                              									zieht. Die Abluft wird durch senkrecht aufsteigende, an den Wänden angebrachte
                              									Kanäle nach dem Dachboden in Sammelkanäle geleitet, die an einem über Dach führenden
                              									Saugschlote anschlieſsen. Für gewöhnlich genügt der Temperaturunterschied der
                              									äuſseren und inneren Luft, um einen Luftzug und damit eine Lufterneuerung zu
                              									erzielen; in Ausnahmsfällen wird ein im Saugschlote angebrachtes Körting'sches Dampfstrahlgebläse in Thätigkeit gesetzt
                              									und dadurch die Abluft abgesaugt. Die Frischluft- und Abluftkanäle sind zur Regelung
                              									der Lüftung mit geeigneten Schiebern und Klappen versehen.
                           
                        
                           Elektrische Beleuchtung der Eisenbahnzüge.
                           Die kgl. Eisenbahn-Direktion in Frankfurt a. M. hat, wie Baurath Stock in der Versammlung des Vereins für Eisenbahnkunde
                              									(vgl. Centralblatt für Bauwesen, 1885 S. 13) berichtet,
                              									ihre schon früher angestellten Versuche in letzter Zeit in gröſserem Umfange wieder
                              									aufgenommen. Es wurde ein Zug benutzt, welcher aus einem Gepäckwagen, zwei
                              									Personenwagen I. und II. Klasse und einem Personenwagen III. Klasse bestand. In dem
                              									Gepäckwagen, welcher zugleich als Apparatwagen dient, befindet sich an dem einen
                              									Ende in einem besonderen Verschlage die von der Firma Möhring in Frankfurt a. M. hergestellte Dynamomaschine, an dem anderen
                              									Ende ein Kasten mit den Accumulatoren. Während der Fahrt erzeugt die
                              									dynamo-elektrische Maschine den zur Ladung der Accumulatoren nöthigen Strom; während
                              									des Stillstandes des Zuges und während einer Fahrt mit geringerer Geschwindigkeit
                              									als 30km in der Stunde wird selbstthätig die
                              									Dynamomaschine ausgeschaltet. Auf der unter der Dynamomaschine befindlichen und der
                              									dieser gegenüber liegenden Achse des Wagens sitzt je eine kugelförmige Trommel,
                              									deren Abmessungen nebst den Durchmessern der Riemenscheiben so gewählt sind, daſs
                              									bei einer stündlichen Fahrgeschwindigkeit von 30 bis zu 70km die Dynamomaschine stets die gleiche
                              									Umdrehungszahl von 760 in der Minute macht. Die Kraft wird auf die Dynamomaschine
                              									und den für die wechselnde Geschwindigkeit erforderlichen Regulator durch ein
                              									Wechselgetriebe und entsprechende Riemenscheiben übertragen.
                           Während der vollen Fahrt des Zuges werden die Accumulatoren bei eingeschalteten
                              									Lampen geladen. Bei Fahrgeschwindigkeiten unter 30km werden die Lampen von den Accumulatoren gespeist; die hierzu
                              									erforderliche Veränderung des Stromlaufes bewirkt ein sich selbstthätig
                              									verschiebender Moment-Umschalter, auf dessen Platinen 4 Bürsten abwechselnd
                              									aufliegen. Bei der Tagesfahrt sind die Lampen ausgeschaltet und es kann alsdann die
                              									Ladung der 26 Accumulatoren stattfinden. Die Gesammtbelastung des Wagens durch die
                              									unter demselben befindlichen, mit einem staubdichten Holzkasten geschützten
                              									Vorrichtungen, die Maschine und die Accumulatoren beträgt 600k. Die Einrichtung kostet etwa 2500 M.
                           Die Zahl der in dem Zuge befindlichen Glühlampen beträgt 12, von denen Sich je 2 in
                              									dem Apparatwagen und im Personenwagen III. Klasse und je 4 in den beiden
                              									Personenwagen I. und II. Klasse befinden. Mit der Dynamomaschine und den
                              									Accumulatoren könnten aber noch zwei weitere Personenwagen betrieben werden. Die
                              									Einrichtung eines Personenwagens für die elektrische Beleuchtung kostet 65 bis 80
                              									M.
                           Mit diesem Versuchszuge wurden Fahrten auf der 106km langen Eisenbahnstrecke zwischen Fulda und Sachsenhausen ausgeführt.
                              									Dabei erwies sich die Beleuchtung der Wagen sowohl während der Fahrt bei wechselnden
                              									Fahrgeschwindigkeiten, als auch während des Aufenthaltes auf den Stationen (in einem
                              									Falle bei 35 Minuten) als gut und gleichmäſsig. Nur vor und nach der Einfahrt
                              									bezieh. Ausfahrt in und aus einer Station, auf welcher der Zug zum Halten gebracht
                              									wurde, war in Folge des eintretenden Wechsels zwischen Maschinen- und
                              									Accumulatorlicht ein zeitweises Zucken in den Lampen bemerkbar, welches jedoch nicht
                              									als störend empfunden wurde. Wegen des Umstandes, daſs alle Regelungen und
                              									Umschaltungen durch den Mechanismus selbstthätig ausgeführt werden, bedarf die
                              									Beleuchtung auſser der vor Beginn der Fahrt vom Zugführer durch Umlegen einer Kurbel
                              									zu bewirkenden Einschaltung keinerlei weiterer Bedienung. Die Accumulatoren haben in
                              									ihrer jetzigen Einrichtung während einer 6monatlichen Benutzung weder an
                              									Ladungsvermögen, noch an Leistung eine Einbuſse erlitten; bei einer Versuchsfahrt
                              									dienten dieselben nach
                              									vorhergegangener 4stündiger Ladung 55 Minuten lang zum Betriebe der Lampen und
                              									lieferten nach 24stündigem Stehen des Zuges abermals eine Stunde und am nächsten
                              									Tage nochmals 45 Minuten lang ausreichenden Strom zur Beleuchtung des Zuges. Die
                              									Betriebskosten der elektrischen Beleuchtung werden zu 0,8 Pf. für Lampe und Stunde
                              									angegeben.
                           
                        
                           Verfahren zum Färben von Glas.
                           Nach A. H. Simpson in Nottingham (D. R. P. Kl. 32 Nr.
                                 									31841 vom 22. Juli 1884) wird das Glas mit einer aus Fluoresceïn und Collodium
                              									bestehenden Lösung überzogen und, wenn die erwähnte Schicht trocken ist, erhitzt. Es
                              									werden so besonders die Kugeln der elektrischen
                                 										Glühlichtlampen für den Bühnengebrauch gefärbt.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung eines Schleifmittels.
                           Nach Angabe der Société anonyme internationale du fil
                                    										hélicoidal et des agglomérés métalliques pour l'exploitation et le travail des
                                    										roches et minerais in Brüssel (D. R. P. Kl. 80 Nr. 31712 vom 20. November
                                 									1884) wird das zum Schleifen oder Poliren bestimmte Pulver in ein flüssiges Gemenge
                              									von Blei und Antimon gebracht und umgerührt, dann das auf diese Weise mit einem
                              									dünnen Metallüberzuge versehene Schleifpulver mit dem geschmolzenen metallischen
                              									Bindemittel vermengt und das Ganze in heiſsen Metallformen mittels Druckstempel bei
                              									groſsem Drucke gepreſst.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Perlmosaik.
                           Nach F. Hecken in Berlin (D. R. P. Kl. 80 Nr. 31574 vom
                                 									27. Februar 1884) wird Perlmosaik mit gelochten Perlen dadurch hergestellt, daſs man
                              									das Mosaik zunächst als Perlstickerei ausführt, diese mit der Vorderseite entweder
                              									mit Kitt oder Email auf die zu verzierenden Gegenstände aufklebt und sodann bei
                              									Anwendung von Kitt nach Erhärten desselben das Gewebe und die Fäden der Stickerei
                              									wegsengt, bei Anwendung von Email durch Brennen die Perlen mittels des Emails
                              									anschmilzt und dabei das Gewebe und die Fäden der Stickerei verbrennt. Es sollen auf
                              									die Weise namentlich Glas- und Thonwaaren verziert werden können.
                           
                        
                           Verfahren zur schnellen Erhärtung von Magnesiagüssen.
                           Nach Th. Grundmann in Hirschberg (D. R. P. Kl. 80 Nr.
                                 									31698 vom 31. August 1884) werden die noch in der Form befindlichen Magnesiagüsse in
                              									angefeuchtetem Zustande in besonderen Behältern der Einwirkung gasförmiger
                              									Kohlensäure ausgesetzt. Nach Herausnahme aus der Form wird die Befeuchtung und
                              									Behandlung mit Kohlensäure zu gröſserer Erhärtung beliebig oft wiederholt.
                           
                        
                           Ueber Technisches in der Malerei der Alten.
                           Entgegen den Angaben von C. HenryL'encaustique et les autres procédés de peinture
                                          													chez les anciens, histoire et technique par Henry Cros, statuaire et peintre, et Charles Henry, bibliothécaire à la
                                       												Sorbonne. (Paris 1884. J.
                                          											Rouam). zeigt O. Donner in
                              									den Technischen Mittheilungen für Malerei, 1885 S. 37,
                              									daſs sich die Alten vorwiegend des sogen. punischen
                                 										Wachses zur Malerei bedienten, d. i. gelbes Wachs, welches an der Luft
                              									gebleicht, dann mit Meerwasser und etwas natürlicher Soda gekocht wurde, um es
                              									geschmeidig und zähe zu machen. Während das nur natürlich gebleichte Wachs, mit etwas Olivenöl zusammen geschmolzen, eine
                              									unangenehm schlüpfrige, coagulirende Masse gibt, erhält man bei Olivenölzusatz zu
                              									dem punischen Wachse eine angenehm geschmeidige, gleichmäſsige, weich-ziehbare
                              									Masse, welche sich ganz vortrefflich für die Ueberziehung der Schreib- und
                              									Zeichnentafeln eignet, also auch ebenso gut für farbige Wachse bezieh. für Malereien
                              									mittels Wachsfarben.
                           
                        
                           Verwendung der Melasse als Bindemittel für Erze, Kohlenklein
                              									u. dgl.
                           J. Saltery in Wien (D. R. P. Kl. 1 Nr. 31715 vom 6.
                                 									December 1884) will zerkleinerte Erze mit Melasse mengen, in Formen pressen und
                              									trocknen. Die erhaltenen
                              									Stücke sollen ebenso wie gattirtes Erz auf Metall verarbeitet werden. Auch soll sich
                              									die Melasse als vorzügliches Bindemittel für Kohlenklein, Kohlenstaub und Sägespäne behufs Herstellung von Kohlenziegel
                              									(Briquettes) eignen.
                           
                        
                           Ueber die Verarbeitung von vegetabilischem Talg.
                           Der seit Jahresfrist in den Handel kommende vegetabilische Talg, der Hauptsache nach
                              									ein Tripalmitin, verseift sich nach B. Lach (Chemikerzeitung, 1885 S. 941) mit Kalk unter Hochdruck
                              									zwar recht schön; doch sind die erhaltenen Wandelmassen unansehnlich und lassen sich
                              									nicht pressen. Die Preſstücher verschmieren sich, platzen und, wenn es gelingt,
                              									feste Fettsäuren zu erhalten, so sind und bleiben diese grau, trotz aller Wäscherei.
                              									Nicht viel besseren Erfolg erzielt man, wenn man die derart gewonnenen Fettsäuren
                              									der Destillation unterwirft. Das Destillat ist zwar von schönerem Ansehen, jedoch
                              									weich, läſst sich nicht pressen und kann nur als Zusatz verwendet werden. Wenn man
                              									jedoch den vegetabilischen Talg als Zusatz bei der Verarbeitung anderer Talge
                              									benutzt, so wirkt er fast wie ein Preſstalg. Knochenfett, zur Hälfte mit
                              									vegetabilischem Talge gemischt, gibt eine schöne Wandelmasse, welche sich leicht
                              									pressen läſst und, der Destillation unterworfen, ein gut preſsbares Destillat
                              									liefert, wenn man einige Kunstgriffe anwendet. Der vegetabilische Talg liefert, für
                              									sich verarbeitet, 10 Proc. Glycerin von 28° B. Man thut gut, denselben vor der
                              									Verarbeitung einer wiederholten Wäsche mit verdünnter Schwefelsäure zu
                              									unterwerfen.
                           Der Schmelzpunkt des Neutralfettes, immer weit unter jenem der Fettsäure gelegen,
                              									schwankt sehr bedeutend und geht bis auf 35° herab. Die Fettsäure tropft meist bei
                              									55° ab; doch steigt bei hellgelber Waare die Temperatur bis nahezu 60° und bei
                              									grünem Talge sinkt sie bis 49° herab. Wasser ist in dem Talge oft viel vorhanden;
                              									hauptsächlich muſs man jedoch auf den Schmutz in den Kanistern Acht haben, welcher
                              									häufig in erstaunlicher Menge vorliegt. Erwähnenswerth ist noch der Umstand, daſs
                              									das auf oben angeführte Weise erhaltene Stearin von geringerem specifischem Gewichte
                              									ist, so daſs die Kerzen davon gröſser gehalten werden müssen.
                           
                        
                           Eine neue Methode zur Analyse von Pyriten.
                           Nach C. Fahlberg und M. W.
                                 										Iles (vgl. 1878 229 302) wird beim Schmelzen von
                              									Sulfiden mit einem groſsen Ueberschusse von Natron aller Schwefel in Natriumsulfit
                              									und Natriumsulfat umgewandelt. Wenn man dem Natron beim Schmelzen etwas Magnesia
                              									zusetzt, so läſst sich der Schwefel auch mit wenig mehr als der theoretischen Menge
                              									Natron vollkommen zu Natriumsulfat oxydiren und nachher als solches in Lösung
                              									bringen.
                           J. Clark (Journal of the Society
                                 										of Chemical Industry, 1885 S. 329) gründet auf diese von ihm gemachte
                              									Beobachtung ein neues Verfahren zur Analyse von Pyriten: 1 bis 1g,5 getrocknete, fein pulverisirte Pyrite werden
                              									im Platintiegel mit 4g einer Mischung von Natron
                              									und Magnesia (erhalten durch Zusammenpulvern von reinstem aus Natrium dargestelltem
                              									Natron und Magnesia) in einer Muffel auf dunkle Rothglut erhitzt. Nach ¾ Stunden
                              									wird der Tiegel abgekühlt, wobei der Inhalt zu Pulver zerfällt; letzteres wird
                              									mehrere Male durch Kochen mit Wasser ausgewaschen, wobei man Kohlensäure in die
                              									Lösung leitet, um Blei u. dgl. zu fällen. Zuletzt bringt man etwas Soda auf das
                              									Filter und wäscht mit heiſsem Wasser. Das Filtrat wird nach Neutralisation mit 3cc Salzsäure angesäuert, gekocht und der Schwefel
                              									als Bariumsulfat gefällt. Nach einigen Stunden wird filtrirt, der Niederschlag
                              									getrocknet und gewogen. Das Verfahren nimmt nicht länger Zeit in Anspruch als die
                              									gewöhnlich angewendete nasse Auſschlieſsung der Pyrite. Die auf diesem Wege
                              									erhaltenen Endzahlen sind etwas höher (0,5 Proc.) als diejenigen bei Anwendung der
                              									nassen Auſschlieſsung.