| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 52 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Neuerungen an Feuerbüchsen für Dampfkessel.
                           Nach einer Mittheilung des Engineer, 1885 Bd. 60 * S.
                              									216 gibt F. Harrison zu Hüll seinen Kesselfeuerungen
                              									faſsförmige Gestalt; an den Enden ist das Blech geflanscht, um mit der
                              									Kesselstirnplatte bezieh. der Rohrwand, in Verbindung gesetzt zu werden. Wie unter
                              									diesen Umständen die Feuerbüchse „im Stande sein soll, sich frei auszudehnen und
                                 										zusammen zu ziehen,“ ist nicht recht klar. Diese Feuerbüchsen bestehen aus
                              									Stahl und werden heiſs über entsprechenden Guſseisenblöcken geformt. Blechränder
                              									oder Nieten, welche dem Feuer ausgesetzt wären, sind nicht vorhanden. (Vgl. auch A. Schuchart in Wetter a. d. Ruhr * D. R. P. Kl. 13 Nr.
                              									31784 vom 10. December 1884.)
                           Eine andere Neuerung hat sich ferner Roundthwaite in
                              									Manchester patentiren lassen. Derselbe formt die innere Feuerbüchse von
                              									Röhrenkesseln kugelförmig, um keiner Stehbolzen zu bedürfen. Freilich muſs mit
                              									derselben immer wieder eine ebenwandige Kammer in Verbindung gesetzt werden, in
                              									welche die Heizröhren einmünden.
                           
                        
                           Vorkehrung, um Gebäude vor Feuersgefahr zu schützen.
                           In neuerer Zeit sind vielfach Bedenken gegen die Anwendung guſseiserner Säulen in
                              									Gebäuden laut geworden, da bei starkem Schadenfeuer die Säulen der Hitze nicht
                              									widerstanden, sondern plötzlich zusammenbrachen. In mehreren Städten ist deshalb die
                              									Anbringung guſseiserner Säulen durch Polizeiverordnungen entweder ganz verboten
                              									worden, oder wird nur gestattet, wenn die Säulen mit Eisenblech oder feuerfestem
                              									Material umkleidet werden (vgl. dagegen Bauschinger
                              									1885 256 325). Um nun guſseiserne Säulen gegen die
                              									Einwirkung starker Hitze bei einem ausgebrochenen Brande widerstandsfähiger zu
                              									machen, empfehlen G. F. Wright und W. Ch. Dewey in Palmer, Nordamerika (* D. R. P. Kl. 61
                                 									Nr. 32396 vom 29. Oktober 1884), die hohlen Säulen durch ein Rohrsystem unter
                              									einander und mit einem Wasserbehälter zu verbinden, so daſs sie stets mit Wasser
                              									gefüllt sind. Ferner soll am oberen Ende der Säulen ein Kranz von Löchern in der
                              									Wandung vorgesehen werden, welche mit einem leicht schmelzbaren Metallpfropfen
                              									verschlossen sind. Unter der Einwirkung des Feuers erhitzt sich der Wasserinhalt,
                              									bis die Temperatur der Säulenwandung über ein bestimmtes Maſs gestiegen ist, worauf
                              									die Verschluſspfropfen schmelzen und das Wasser aus den Löchern austreten kann.
                              									Durch eine über den Löchern angebrachte Haube werden nun die Wasserstrahlen abwärts
                              									gegen die Säule gerichtet, so daſs diese fortwährend berieselt wird. Ein Erglühen
                              									der Säulen soll durch die somit von innen und auſsen erfolgende Bespülung der
                              									Säulenwandung unmöglich gemacht werden.
                           
                        
                           Ueber die Druckfestigkeit natürlicher Gesteine.
                           Nach Versuchen von E. Böhme (Mittheilungen aus den kgl. technischen Versuchsanstalten zu Berlin, 1885
                              									S. 23 u. 33) betrug die mittlere Druckfestigkeit des weiſsgrauen Granites vom Schneeberge am Fichtelgebirge lufttrocken
                              									1451, wassersatt 1508k/qc, des blauen Granites von dort 1621 bezieh. 1572k/qc, des Syenites von Wolsau am Fichtelgebirge lufttrocken 1545,
                              									wassersatt 1661k/qc, des hellgrünen Porphyres aus dem
                              									Fichtelberger Staatswalde 1908 bezieh. 1902k/qc. 34 andere Granite
                              									aus den verschiedensten Gegenden gaben 341 bis 1736, Grünsteine 1085 bis 1784, Syenit vom Harze 1147 bis 1550, Melaphyre 558
                              									bis 1560, Porphyre 501 bis 2325, letztere von Elbingrode a. H., Trachyt 310 bis
                              									1093, Dolerit 946 bis 1426, Basalt 419 bis 1550, Kalkstein von 54 bis 2015, Dolomit
                              									von Sachsa 977 bis 1209, 504 Proben Sandsteine 86 bis
                              										1302k/qc.
                           
                        
                           H. Carly's bez. C. Haufler's Walzenwaschapparat für
                              									Druckereien.
                           Zum Reinigen der Farbewalzen von Druckmaschinen bringt H.
                                    										Carly in Hamburg (* D. R. P. Kl. 15 Nr. 32796 vom 3. April 1885) eine
                              									Vorrichtung in Vorschlag, bei welcher die zu reinigende Walze in zwei Lagerböcke
                              									über den das Reinigungsmittel (Erdöl, Terpentin o. dgl.) enthaltenden Kasten gelegt
                              									und langsam umgedreht wird. Der Kasten steht durch ein Hebelwerk mit einer über die
                              									Walze zu schlagenden Bürste in Verbindung. Wird diese Bürste nun an die zu reinigende Walze
                              									angedrückt, so hebt sich der Oelkasten und die Walze taucht in das Oel ein.
                           Bei der von C. H. Haufler in Wien nach der Papierzeitung, 1885 * S. 1072 angegebenen Einrichtung
                              									sind die Lager, in welche die zu reinigende Walze gelegt wird, mittels
                              									Curvenscheiben beliebig hoch über dem Oelkasten einzustellen; der letztere ist von
                              									dreieckigem Querschnitte und wird in den unteren Winkel ein Roſshaarsack oder Filz
                              									befestigt. Die Walze wird nun zuerst so tief gesenkt, daſs sie auf diesem Filze
                              									aufliegt und dann langsam gedreht. wobei die grobe Reinigung erfolgt; dann wird die
                              									Walze durch Verdrehung der Curvenscheiben mittels eines Handhebels so gehoben, daſs
                              									sie noch etwas in die Flüssigkeit im Kasten eintaucht, und die Reinigung mit einem
                              									Schwämme vollendet.
                           
                        
                           J. Eigel's Gewindeformapparat für Glasflaschenhälse.
                           Zur Formung von Gewinde auf der Auſsenseite von Flaschenhälsen, wobei jedoch deren
                              									Innenseite glatt bleiben soll, benutzt Jean Eigel in
                              									Zollhaus, Prov. Nassau (* D. R. P. Kl. 32 Nr. 33005 vom 18. Februar 1885) einen
                              									einfachen Apparat. Derselbe besteht aus einer fest gelagerten Achse, deren eines
                              									Ende in eine kegelförmige Schraube und darauf in einen der lichten Weite des
                              									Flaschenhalses entsprechenden Dorn ausläuft. Um die Achse ist eine Scheibe drehbar,
                              									welche auf senkrecht stehenden Bolzen verschiebbare Gewinderollen trägt, wobei die
                              									Bolzen durch Federn nach der Achse zu gedrückt werden, so daſs die Gewinderollen in
                              									die Kegelschraube treten und gleichsam die Mutter für dieselbe bilden. Bei der
                              									Benutzung des Apparates wird der glühende weiche Flaschenhals auf den Dorn gesteckt
                              									und die Scheibe von Hand gedreht; dabei werden die Gewinderollen durch die
                              									Kegelschraube vorwärts geschoben, so daſs sie auf dem Flaschenhalse ein Gewinde
                              									eindrücken.
                           
                        
                           Die Signalstell-Vorrichtungen der London und North-Western
                              									Eisenbahn.
                           Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 468 bringt einige
                              									Mittheilungen über die in der Erfindungsausstellung in London 1885 vorgeführten
                              									Signalstellvorrichtungen der London und North-Western
                                 										Eisenbahn. Dieselben sind von F. W. Webb in
                              									typische Formen gebracht worden und so eingerichtet, daſs die einzelnen Stellhebel
                              									ganz gleich sind, so daſs sie leicht unter einander vertauscht und einer bereits
                              									bestehenden Anlage mit gröſster Bequemlichkeit neue Hebel hinzugefügt werden können.
                              									Die Signalflügel sind aus dünnem Stahlblech hergestellt und durch ein Paar über ihre
                              									ganze Länge laufende Wellen entsprechend steif gemacht. Der Flügel ist an ein
                              									galvanisirtes Eisenguſsstück angenietet, auf welchem der stellbare Rahmen für die
                              									Glasblenden der Signallaterne befestigt ist; der Rahmen ist schwer genug, daſs er
                              									selbst bei Schneeanhäufung auf dem Flügel diesem das Gleichgewicht hält und der
                              									Flügel beim Versagen irgend eines Theiles der Signaleinrichtung in die Haltlage
                              									versetzt wird. Die Signalsäulen sind aus Tannenholz (pitch
                                 										pine), an der Spitze 150mm, am Fuſse je
                              									nach der Höhe 225 bis 375mm im Quadrat stark und
                              									oben mit einer guſseisernen Kappe bedeckt.
                           Die Verriegelung der Signalhebel erfolgt in bekannter Weise mit Hilfe einer Reihe von
                              									lothrecht stehenden Stangen mit Einschnitten, deren jede zu einem Stellhebel gehört
                              									und von letzterem auf- und niederbewegt wird, und einer Reihe von wagerechten, mit
                              									Ansätzen versehenen Stäben, welche jede von einem der Stellhebel hin- und
                              									herverschoben werden und dabei in Wechselwirkung mit jenen Einschnitten treten. Wenn
                              									die lothrechten Stangen sehr lang sind, so bestehen sie aus zwei Theilen, welche
                              									durch einen zweiarmigen Hebel so verbunden werden, daſs sich ihr Gewicht ausgleicht.
                              									Die Bewegung der lothrechten und durch sie der wagerechten Stangen vermittelt je ein
                              									am Stellhebel befestigter, doppelt-hakenförmiger Hebel, indem er bei Bewegung des
                              									Stellhebels über Vorsprünge am Stellbogen des Stellhebels hinweggeht.
                           Die Signalstellhäuser der genannten Eisenbahn werden in 18 verschiedenen Gröſsen
                              									ausgeführt, je nach der Anzahl von Stellhebeln, welche sie aufnehmen sollen. Bei 5
                              									Hebeln sind sie 1m,8 im Quadrat, bei 96 Hebeln
                              										29m lang und 3m,6 breit. Im Ganzen hat diese Bahn 1344 Stellhäuser mit 26500
                              									Stellhebeln. Die
                              									Unterhaltungskosten belaufen sich jährlich auf ungefähr 770000 M., was im
                              									Durchschnitte 29 M. auf 1 Hebel ausmacht; darin ist nicht allein der Aufwand für
                              									Ausbesserungen und Erneuerungen an dem Verriegelungsapparate, sondern auch an den
                              									Signalhäusern, den Signalen und allem Zubehöre enthalten und selbst die Neuanlagen
                              									und Erweiterungen schon vorhandener Anlagen, wenn sie unter 200 M. kosten. Seit 1874
                              									sind die Anlagen um 80 Proc., die Unterhaltungskosten nur um 5½ Proc. gestiegen.
                           
                        
                           Bähr's Regulator für Glühlichtbeleuchtung, insb. für
                              									Bühnenzwecke.
                           Zur Regulirung der Lichtstärke bei einer oder mehreren Gruppen von elektrischen
                              									Glühlichtlämpchen benutzt Hugo Bahr in Dresden (* D. R.
                                 									P. Kl. 21 Nr. 32736 vom 11. December 1884) die Ein- und Ausschaltung von
                              									Drahtwiderständen. Der Draht wird in der bei Rheostaten auch sonst üblichen Weise
                              									auf Serpentinsteincylinder aufgewickelt, welche zur Aufnahme der in der
                              									Widerstandsleitung sich entwickelnden Wärme dienen sollen. Die Drahtrollen sind in
                              									einem Kasten angeordnet und über jeder läſst sich ein mit der Stromzuführung
                              									verbundener Schieber an einer Leitstange bewegen, mittels dessen eine beliebige
                              									Anzahl der Drahtwindungen sich aus dem Stromkreise einer Beleuchtungsgruppe
                              									ausschalten läſst. Sollen eine oder mehrere Lampengruppen allmählich ganz oder theilweise verdunkelt werden, so braucht man nur
                              									mittels einer geeigneten Bewegungsvorrichtung gleichzeitig oder nach einander deren
                              									Schieber so zu bewegen, daſs sie mehr Widerstand einschalten. Will man dagegen alle
                              									Gruppen zugleich plötzlich verdunkeln, so schaltet man, ohne Aenderung der Stellung
                              									der einzelnen Schieber, die nach den Schiebern führenden Leitungen aus und an ihrer
                              									Stelle eine andere ein, welche den Strom bloſs nach dem Anfange jeder Rolle führt.
                              									Die umgekehrte Bewegung der Schieber würde die betreffenden Gruppen heller leuchten
                              									lassen.
                           
                        
                           Verschiedene Sätze zur Darstellung von
                              									Siemens-Martin-Eisen.
                           Zu härterem Stahl gattiren Asbeck, Osthaus, Eichen und Comp. 15 Proc. Bessemer-Roheisen, 30 Proc.
                              									weichen Schrot und 50 Proc. Stahlschrot mit 3 Proc. Spiegeleisen und 2 Proc.
                              									Ferromangan von 70 Proc. Mangan.
                           In Wüten beschickt man Kanonenstahl von 0,3 Kohlenstoff und 55k/qmm Festigkeit, 11000k schwedischen und eigenen Schrot mit 2000k Roheisen und gibt etwa 300k Erz zu.
                           In Seraing beschickt man 1000k Roheisen und 14000k Schrot, wogegen das Werk in Dillingen die
                              									Sätze aus 20 Proc. Roheisen und 80 Proc. Schrot zusammenstellt und zur Beförderung
                              									der Entkohlung spanische Somorrostro-Erze zugibt. Im ersteren Werke vermeidet man
                              									einen Erzzusatz, um das Offenfutter zu schonen. Aus den Dillinger Sätzen soll ein
                              									Stahl erzeugt werden, der 0,58 bis 0,78 Proc. Kohlenstoff, nicht über 1 Proc. Mangan
                              									und weniger als 0,1 Proc. Phosphor hat und aus welchem Compound-Panzerplatten gefertigt werden. Ohne in der Pfanne wesentlich an
                              									Hitze verloren zu haben, wurde der Stahl auf vorher bis zu 500° erwärmte
                              									Puddeleisenplatten von 3m,048 × 1m,524 × 0m,305
                              									in einer Schicht von 127mm Dicke ausgegossen.
                           Bei der Dortmunder Union setzt man zu weichem Schrot
                              									etwa 20, zu Schienenenden u. dgl. aber nur 9 bis 10 Proc. Roheisen.
                           In Annen beschickt man zum Gusse von Eisenbahnrädern und ähnlichen Gegenständen 75 (Martin-)
                              									Guſsschrot und 19 Thomasschrot von 0,1 Proc. Kohlenstoff, mit 3 Roheisen und 3
                              									Spiegeleisen, gibt zum fertigen Bade erst 40k
                              									Ferrosilicium und hierauf 50k Ferromangan.
                           Die Sätze der Bochumer Stahlindustrie sollen
                              									durchschnittlich aus 23,53 Roheisen, 71,73 Schrot und 4,74 Ferromangan
                              									zusammengesetzt werden, während zu Radreifen beim Phönix 500k
                              									englisches Hämatiteisen, 1000k Bessemereisen,
                              										2000k Schrot, gewöhnlich 4000k Schienenenden, 1500k feine Blechschnitzel, 1000k
                              									Guſsbrocken und 500k Spiegeleisen, in Oberhausen aber 1000k
                              									Roheisen und 8500k Schrot gesetzt werden. Diese
                              									Radreifen werden mit 3 bis 5 Schlägen eines 6000k
                              									schweren Schlagklotzes aus 5m Fallhöhe geprüft.
                              									Bei den gröſseren Oefen hat man 5 Proc., bei den kleinen 7 Proc. Abgang. (Nach der
                              										Zeitschrift des Oberschlesischen Berg- und
                                 										Hüttenmännischen Vereins. 1885.)
                           
                        
                           
                           Zur Getreidegewinnung in Deutschland.
                           Aus den Ergebnissen der amtlichen Ernte-Statistik im Deutschen Reiche hat Dr. E. Engel berechnet, daſs für die J. 1878 bis 1884 im
                              									deutschen Zollgebiete nach Abzug der für die Aussaat erforderlichen Mengen
                              									durchschnittlich jährlich 7199264t Brotgetreide
                              									gewonnen wurden, so daſs bei einer durchschnittlichen Bevölkerung von 45144000
                              									Köpfen für jeden einzelnen Bewohner in Deutschland 159k,47 Brotgetreide entfallen, von denen 106k,42 auf Roggen, 44k,85 auf Weizen und
                              										8k,20 auf die übrigen Brotgetreidearten
                              									kommen. Diese für jeden Bewohner Deutschlands gewonnene Getreidemenge schwankt nun
                              									in einzelnen Jahren erheblich um diesen Betrag; so ergibt z.B. die gute Ernte des J.
                              									1878 an Ertrag 30k,15 über, die Miſsernte im J. 1880 an Ertrag 14k,6 unter 159k,47 durchschnittlichem Ertrage. Für die einzelnen Landestheile schwankt
                              									der jährliche Ertrag an Brotgetreide für den Bewohner ebenso bedeutend; dieser ist
                              									z.B. in Preuſsen 163k,47, in Sachsen 102k,43, in Baden 100k,44, in Reute 71k,58, in
                              									Mecklenburg-Schwerin 458k,66. Aus diesen Zahlen
                              									folgt, wie verschiedenartig für die einzelnen Theile Deutschlands die Sorge für eine
                              									leichte und billige Zufuhr fremden Brotgetreides geartet ist; dieselbe beträgt in
                              									einem nämlichen Durchschnittsjahre 26k,42 auf den
                              									Kopf und erhöht mithin den Gesammtverzehr an Brodgetreide eines Bewohners des
                              									deutschen Reiches auf 185k,89. (Nach der Nation, 1885 Nr. 3 bis 6.)
                           
                        
                           Fischfutter für Forellen und Karpfen.
                           Als Fischfutter für Forellen und Karpfen empfiehlt C. O.
                                 										Harz in der Zeitschrift des Oesterreichischen
                                 										Apothekervereins, 1885 S. 185 ein Gemenge aus 65 Th. Fleischmehl, 3 Th.
                              									Leindotter oder Leinsamen, gemahlen, 2 Th. Rapssamenmehl. 10 Th. Mais oder Bohnen,
                              									geschrotet, 10 Th. Erbsen, geschrotet, und 10 Th. Getreide (am besten Weizen),
                              									geschrotet. Dieses Gemenge wird mit 10 Th. Kochsalz und Wasser zu einem steifen,
                              									zähen Breie geknetet und durch eine (Wurst-) Spritze mit stark Bleistift weiter
                              									Oeffnung auf Bretter o. dgl., welche mit Mehl bestreut sind, zum Trocknen
                              									ausgelegt.
                           Möglicher Weise veranlaſst ein Zusatz von gestoſsenen Maikäfern eine gröſsere Freſsbegierde seitens der Fische, was zu versuchen
                              									wäre. Man könnte dann etwa 50 Th. Fleischmehl und 15 Th. Maikäfer verwenden.
                           
                        
                           Zur Verwerthung von Blut.
                           Um Blut in Dünger zu verwandeln, empfiehlt A. Müller in
                              									den Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, 1885 Bd.
                              									32 S. 302 dasselbe mit Torfmull und Kalk zu mischen. Eine Mischung von 250g Blut und 58g
                              									Torfmull war fast geruchlos und trocknete in dünnen Lagen schnell an freier Luft;
                              									während 5 Tagen betrug der Wasserverlust 71 Procent des Blutgewichtes. Eine gleiche
                              									Menge, nämlich 250g, frisches Blut wurden mit
                              										50g gemahlenem Aetzkalk zusammengerührt und
                              									die dickbreiige Masse mit 32g Torfmull
                              									aufgetrocknet. Das geruchlose Gemisch trocknete leicht an der Luft; in 5 Tagen
                              									verdunsteten 66 Proc. Wasser des Blutzusatzes.
                           
                        
                           Künstlicher Honig.
                           Nach H. Hager (Pharmaceutische
                                 										Centralhalle, 1885 S. 303) erhält man durch Verzuckern von Maisstärke mit
                              									Oxalsäure einen Syrup, welcher in 2 bis 3 Wochen das Aussehen und den Geschmack von
                              									echtem Honig annimmt. Voraussichtlich besteht der neuerdings aus Amerika nach Europa
                              									eingeführte Honig mehr oder weniger aus solchem Kunstproduct.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Vitriolöl.
                           Nach einer Mittheilung von F. Stolba in den Sitzungsberichten der böhmischen Gesellschaft der
                                 										Wissenschaften vom 16. Oktober 1885 wird der Rohstoff für die Herstellung
                              									der rauchenden Schwefelsäure, der sogen. Vitriolstein,
                              									hauptsächlich im Pilsener Kreise aus den Werken der Firma J.
                                 										Starck gewonnen.
                           Man läſst groſse Massen von sogen. Vitriolschiefer verwittern und laugt das
                              									entstandene Produkt aus. Der Vitriolschiefer, welcher der Silurformation angehört,
                              									besteht aus einer quarzigen Masse, welche neben etwas Kohle und Thon fein
                              									eingesprengten Schwefelkies enthält. Dieser verwittert allmählich und liefert die bekannten
                              									Oxydationsprodukte: Ferrosulfat bezieh. Ferrisulfat und Schwefelsäure, welche
                              									letztere auf den Thon einwirkt und Aluminiumsulfat neben anderen Sulfaten liefert.
                              									Nachdem der Verwitterungs- und Oxydationsproceſs des Vitriolschiefers 3 Jahre
                              									gedauert hat, laugt man aus, verdampft die Laugen in Flammöfen auf 400 B., dann in
                              									Pfannen, bis die Masse beim Erkalten zu Kuchen erstarrt. Der so erhaltene
                              									Vitriolstein wird in einem Flammofen entwässert und schlieſslich in feuerfesten
                              									Thonretorten bei Weiſsglühhitze geglüht, wobei er einerseits Schwefelsäureanhydrid
                              									und im Rückstande Caput mortuum liefert.
                           In welchem Umfange die Erzeugung von Vitriolstein stattfindet, ergibt sich daraus,
                              									daſs im J. 1884 im Pilsener Kreise in drei in Betrieb stehenden Unternehmungen
                              									mittels 38 Arbeitern 4349t,1 erzeugt wurden.
                           Vitriolstein von Kasnau hatte folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Ferrisulfat Fe2(SO4)3
                                 50,17
                                 
                              
                                 Aluminiumsulfat Al2(SO4)3
                                 11,94
                                 
                              
                                 Ferrosulfat FeSO4
                                 1,35
                                 
                              
                                 Magnesiumsulfat MgSO4
                                 1,17
                                 
                              
                                 Calciumsulfat CaSO4
                                 0,33
                                 
                              
                                 Kupfersulfat CuSO4
                                 0,20
                                 
                              
                                 Kaliumsulfat K2SO4
                                 0,13
                                 
                              
                                 Natriumsulfat Na2SO4
                                 0,11
                                 
                              
                                 Schwefelsäure H2SO4
                                 1,49
                                 
                              
                                 Manganoxydul, Arsen, Phosphorsäure
                                 Spur
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 9,10
                                 
                              
                                 Wasser
                                 32,30
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,29.
                                 
                              
                           Wie diese Zusammenstellung ergibt, besteht demnach schon der nichtcalcinirte
                              									Vitriolstein im Wesentlichen aus Ferrisulfat und Aluminiumsulfat, nebst
                              									unbeträchtlichen Mengen von Ferrosulfat. Durch das folgende Calciniren verliert er
                              									nahezu alles Wasser und wird der geringe Gehalt an Ferrosulfat zu Ferrisulfat.
                           Eine Probe Caput mortuum hatte folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Eisenoxyd
                                 74,62
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 12,53
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 3,23
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,82
                                 
                              
                                 Schwefelsäure (SO3)
                                 5,17
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 1,17
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                 0,20
                                 
                              
                                 Wasser
                                 1,30
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,04.
                                 
                              
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Seife.
                           Während nach Liebig in der Seife die neutralen Salze der
                              									Fettsäuren durch Wasser in saure Verbindungen und freies Alkali zerfallen, geht nach
                              										Dechan (Pharmaceutical
                                 										Journal, 1885 Nr. 781 S. 1025) bei der Zersetzung der Seife mit Wasser das
                              									dreibasische Natriumoleat in normales Oleat über:
                           Na2(C18H33O2)NaO + H2O = C18H3O2Na +
                              									2NaOH.
                           Eine Lösung von Seife in verdünntem Alkohol gibt mit reinem
                              									Wasser keinen Niederschlag.