| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 240 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Elektrisch bewegte Straſsenwalze.
                           Nach einer der Société des Ingénieurs civils gemachten,
                              									in dem Compte rendu des Vereins 1885 S. 17 abgedruckten
                              									Mittheilung hat der Bauunternehmer E. Gellerat seit
                              									Ende 1883 versucht, auf den macadamisirten Straſsen in Paris eine Straſsenwalze zu
                              									verwenden, welche durch Elektricität getrieben wird. Es kam dabei darauf an, eine
                              									hinreichend schwere Walze nach Bedarf durch Elektricität vor- und rückwärts zu
                              									bewegen und zugleich elektrisch zu steuern.
                           Als Elektricitätsquelle wurden Faure'sche Accumulatoren
                              									(vgl. 1882 244 201) gewählt, deren Gewicht hier das
                              									wirksame Gewicht der Walze vermehrte; galvanische Batterien erschienen zu theuer.
                              									Als Dynamomaschine wählte man Siemens'sche, als die
                              									einfachsten und in verschiedenen Anwendungen bewährt.
                           Zur Zeitersparniſs nahm Gellerat von einer seiner
                              									kleinsten Dampfstraſsenwalzen den Rahmen und lieſs denselben auf der Walze; bloſs
                              									der Kessel, die Wasserkästen, die Dampfmaschine und das Triebwerk wurden abgenommen.
                              									So blieb ein Tragrahmen von etwa 5m,5 Länge und
                              										2m Breite, über zwei Guſseisenwalzen von 1m,20 Durchmesser und 1m,40 Länge, im Gewichte von nahezu 10 bis 11t; derselbe wurde umschlossen durch eine Einfassung von Blech und erhielt
                              									Blechdach, das von Eisenstangen getragen wurde; zwischen Dach und der Bodenplatte
                              									wurden in gleichen Abständen noch zwei Platten an den Stangen angebracht und so in
                              									drei Gruppen über einander 104 Faure'sche Accumulatoren
                              									von je etwa 60k Gewicht aufgestellt, was einen
                              									Belastungszuwachs von 6000 bis 6500k ergab. Hinten
                              									war an der rechten Seite ein Platz für den Maschinisten beschafft worden, der die
                              									Commutatoren, die Widerstände und die Meſsapparate zu Händen hatte. Die
                              									Dynamomaschine und das Triebwerk konnten etwa 1t
                              									wiegen. Nach der Fertigstellung wog das Ganze einschlieſslich der Accumulatoren
                              										18500k.
                           Die zum Betriebe der Walze dienende Zwillingsdampfmaschine hatte eine Leistung von
                              									normal 10 bis 15e; dieselbe konnte aber
                              									ausnahmsweise weit mehr leisten. Dem entsprechend wählte Gellerat zwei Siemens'sche Dynamomaschinen,
                              									Typus D2, welche bei 800 bis 1000 Umdrehungen je
                              										6e liefern, während sie bei erhöhter
                              									Geschwindigkeit merklich mehr leisten können; sie wirken auf eine gemeinschaftliche
                              									Triebwelle. Zur Lenkung wurde eine kleine Dynamomaschine (Typus D4) von normal 1e,25 angebracht.
                           Die beiden Dynamomaschinen D2 wurden auf einen
                              									besonderen wagrechten Rahmen parallel und symmetrisch zu beiden Seiten der
                              									Triebwelle gestellt; jede trug am Ende ihrer Achse ein Getriebe; beide Getriebe
                              									griffen in ein und dasselbe Rad auf der wagrechten Trieb welle ein. Durch weitere
                              									Räder- und Kettenübertragung wurde die Bewegung auf die Walzen übertragen, welche
                              									lose auf ihrer Achse sitzen; das eine Ende der Triebwelle kann sich in wagerechter
                              									Richtung bewegen, das andere mit einem kugelförmigen Ansätze versehene Ende dient
                              									dabei als Drehpunkt und liegt in der Mitte des Kettenrades.
                           Die Lenkung wurde wie bei der Dampfwalze durch geneigte Stellung der Walzen gegen den
                              									Mittelpunkt der zu durchlaufenden Curve bewirkt und diese Stellung durch Vor- oder
                              									Rückwärtsbewegung der freien Enden der Walzen herbeigeführt. Diese freien Enden sind
                              									mit Zugstangen verbunden, welche von zwei Muttern auf einer wagrechten, an ihren
                              									beiden Enden mit entgegengesetztem Gewinde versehenen Spindel bewegt werden; die
                              									Spindel wird bei der Dampfwalze durch ein Kegelräderpaar mittels eines Handrades auf
                              									lothrechter Achse in Umdrehung versetzt; bei der elektrischen Walze ist das Handrad
                              									durch ein Kegelrad ersetzt, das mit einem zweiten auf der Achse der Dynamomaschine
                              										D4 im Eingriffe steht.
                           Die Maschinen D2 und D4 besitzen jede 4 Bürsten zum Zwecke beliebigen Wechsels der
                              									Bewegungsrichtung. Dieser Wechsel kann mittels eines Hebels augenblicklich und ohne
                              									Unterbrechung des Stromes bewirkt werden; behufs Verhütung von Funken und
                              									Beschädigungen der Dynamomaschine ist es besser, vor jedem Wechsel erst den Strom zu
                              									unterbrechen. Jeder der 104 Accumulatoren hat angenähert 2 Volt; 17 derselben sind
                              									für den Wechsel der Bewegungsrichtung im Dienste, die übrigen alle oder zum Theile
                              									für die Fortbewegung der Walze bestimmt. Auf festem Boden reichen 50 aus, bei 30 bis
                              									40 Ampère Stromstärke, was (2 × 50 × 35) : 10 = 350mk oder 4 bis 5e ausmacht. Mit diesem schwachen
                              									Kraftaufwands erreichte man aber nur etwa 2km
                              									Geschwindigkeit in der Stunde, was für die Praxis ungenügend ist.
                           Nach mehreren befriedigenden Vorversuchen in einem Hofe wurde die Walze auf eine 20
                              									bis 25cm dicke Aufschüttung aus im Steinbruche
                              									gewalzten Kieselschotter gefahren; derselbe befand sich auf thoniger Unterlage auf
                              									der Wölbdecke eines frisch ausgeführten Kanales; die Bahn hatte 2 bis 3cm Steigung auf Im. Sobald die Maschine auf dem
                              									Steinschlage war, wurden die 104 Accumulatoren in Thätigkeit gesetzt, die Walze
                              									begann mit 3 bis 4km in der Stunde zu laufen und
                              									diese Geschwindigkeit wurde etwa 3 Stunden fortgesetzt, mit derselben Leichtigkeit,
                              									wie wenn die Walze mit Dampf getrieben worden wäre.
                           Der Aufwand von Elektricität richtete sich nach dem Widerstände auf der Bahn. Die
                              									Stromstärke maſs im Mittel 35 Ampère, erreichte aber an einer besonders schwierigen
                              									Stelle 75 Ampère, was für die 104 Accumulatoren einer Leistung von (2 × 100 × 75) :
                              									(10 × 75) = 20e entspricht. Die Accumulatoren
                              									waren 4 Stunden in Thätigkeit gewesen und noch nicht halb entladen, denn jeder
                              									besaſs noch mehr als 1 Volt; doch würden sie wahrscheinlich nicht mehr lange haben
                              									arbeiten können, wenn der Versuch noch länger fortgesetzt worden wäre. Das
                              									Wiederladen der 5000 bis 6000k Accumulatoren aller
                              									4 Stunden würde seine Schwierigkeiten haben. Daher würden Accumulatoren von längerer
                              									Dauer oder eine wirksame und billige galvanische Batterie zu wünschen bleiben.
                           
                        
                           Reithmann's elektrischer Zünder für Gasmaschinen.
                           Textabbildung Bd. 259, S. 241 Da es sich herausgestellt hat, daſs an elektrischen Zündern bei
                              									Gaskraftmaschinen durch die sich auf ihnen ablagernden Niederschläge aus den
                              									Explosionsrückständen ein den Strom ableitender Nebenschluſs gebildet wird, hat C. Reithmann in München (* D. R. P. Kl. 46 Nr. 32332
                                 									vom 6. December 1884) den Körper a des Zünders aus
                              									Porzellan hergestellt und an der Austrittstelle der Drähte eine Scheidewand b angeordnet; letztere soll verhindern, daſs die
                              									Ablagerungen eine Verbindung zwischen beiden Drähten herbeiführen.
                           
                        
                           Locomotiv-Signallaterne für Nebenbahnen.
                           Auf der Landesausstellung in Budapest 1885 zeigte die Oesterreichisch-Ungarische Staatsbahngesellschaft eine Kopflaterne für
                              									Locomotiven für Nebenbahnen, welche die Strecke auf etwa 100m vor der Locomotive beleuchtet. Die
                              									Laternenkörper, der Erdölbehälter und die hintere rechteckige Thür sind aus
                              									Weiſsblech, der Rahmen der vorderen Thür sowie alle Gelenke aus Messingblech
                              									gefertigt. Der aus vier Theilen zusammengesetzte parabolische Reflector ist aus
                              									Alpakablech und die vordere Glasscheibe, wie der Lampencylinder aus Siemens'schem Hartglas. Die Lampe hat zwei Flachdochte
                              									von je 26mm Breite, welche aus dem 2l fassenden Oelbehälter gespeist werden. Die
                              									Leuchtkraft der Lampe beträgt 25 Normalkerzen und das Gewicht der ganzen Laterne
                              										17k.
                           
                        
                           O'Neil's Druckcylinder für Baumwollspinnmaschinen.
                           Die jetzt benutzten Druckcylinder der Streckwerke von Baumwollspinnmaschinen besitzen
                              									einen eisernen Kern, auf welchen Kalbleder mit der Haarseite nach auſsen aufgezogen
                              									ist. O'Neil in Ontario, Canada, stellt nun nach dem Textile Manufacturer, 1886 * S. 49, um die immer
                              									wiederkehrende Erneuerung des Lederbezuges zu umgehen, die Druckcylinder aus Lederscheiben her, welche auf einem Bolzen aufgeschoben
                              									und zusammengepreſst sind. Obwohl anzunehmen wäre, daſs durch die entstehende rauhe
                              									Lederoberfläche solche Cylinder schlecht arbeiten, indem der darunter laufende lose
                              									Faden sowie Fasern desselben leicht gefangen werden, so soll sich dies bei Versuchen
                              									nicht gezeigt haben. Solche neue Druckcylinder bringt A.
                                 										Shofield in Manchester in den Handel.
                           
                        
                           Verfahren, Guſseisen zum Verzinnen geeignet zu machen.
                           Damit Guſseisen das Zinn mit dem Löthkolben oder im Zinnbade ebenso leicht als
                              									Schmiedeisen und Eisenblech annimmt, empfehlen Gebrüder
                                    										Glöckner in Tschirndorf bei Haibau (D. R. P. Kl. 48 Nr. 33629 vom 31. März
                                 									1885) entweder dem
                              									flüssigen Guſseisen einen Zusatz von etwa 1,5 Proc. Zinn zu geben, oder das
                              									Guſseisen mit etwa 10 Proc. Stahl zusammen zu schmelzen. Der mit diesem Eisen
                              									hergestellte Guſs, von der Guſshaut befreit, soll die verlangte Eigenschaft
                              									besitzen.
                           
                        
                           Bestimmung des Phosphors in Roheisen und Stahl.
                           Nach Versuchen von W. Kalmann (Monatshefte für Chemie, 1885 S. 818) oxydirt sich der Phosphor beim Glühen
                              									von Eisen mit Magnesia und Alkalicarbonat völlig zu Phosphorsäure; das entstandene
                              									Phosphat ist in Citronensäure löslich und kann dann als Ammonium-Magnesiumphosphat
                              									gefällt werden.
                           Bei Ausführung der Analyse mischt man die Probe im Platintiegel mit der 1 bis 2fachen
                              									Menge eines Gemisches aus 2 Th. gebrannter Magnesia und 1 Th. kohlensauren
                              									Natronkalis, erhitzt auf einem Bunsenbrenner zuerst im geschlossenen, sodann im
                              									schief gelegten offenen Tiegel durch 1 Stunde und rührt hierbei mehrere Male mit
                              									einem Platinspatel um. Nach dem Erkalten bringt man die pulverige Masse aus dem
                              									Tiegel in ein Becherglas und laugt mit Citronensäurelösung unter Erwärmen aus. Man
                              									muſs soviel Citronensäure nehmen, daſs die Flüssigkeit auch nach dem Erwärmen eine
                              									saure Reaction zeigt.
                           Man filtrirt nun ab und wäscht zuerst durch Abgieſsen, dann auf dem Filter mit einer
                              									etwa 1procentigen Citronensäurelösung aus, bis eine Probe des Filtrates mit
                              									Chlorammonium und Ammoniak auch nach einigem Stehen keine Trübung mehr zeigt. Der
                              									allererste Theil des Filtrates geht gewöhnlich etwas trübe durch das Filter, weshalb
                              									man denselben nochmals aufgieſsen muſs. Der Niederschlag wäscht sich leicht aus und
                              									es filtrirt die Flüssigkeit ziemlich rasch. Nach dem Auswaschen versetzt man das
                              									Filtrat mit Chlorammoniumlösung, sodann mit etwa ¼ des Volumens concentrirter
                              									Ammoniakflüssigkeit und rührt einige Zeit mit dem Glasstabe um, wobei der
                              									Niederschlag von phosphorsaurer Ammonmagnesia ausfällt. Man läſst nun so lange
                              									stehen, bis sich der Niederschlag klar abgesetzt hat, gieſst die klare Flüssigkeit
                              									möglichst sorgfältig von dem Niederschlage durch ein Filter ab, löst letzteren in
                              									Salzsäure und fällt neuerdings mit Ammoniak. Es fällt hierbei die phosphorsaure
                              									Ammonmagnesia grobkrystallinisch und kann schon nach ½ bis 1 Stunde abfiltrirt
                              									werden. Man unterlasse nicht die Vorsichtsmaſsregel, den ersten Niederschlag
                              									nochmals zu lösen und auszufällen, da man sonst häufig zu hohe Werthe erhält. Der
                              									Niederschlag von NH4MgPO4 wird nun auf bekannte Art weiter behandelt und sodann die Phosphorsäure
                              									in Form von pyrophosphorsaurer Magnesia gewogen.
                           
                        
                           Zur Erkennung einer leichten Vergoldung.
                           Nach R. Kayser (Mittheilungen
                                 										des bayerischen Gewerbemuseums, 1885 S. 165) ist das von Finkener (1884 254 270)
                              									angegebene Verfahren zur Erkennung einer leichten Vergoldung empfehlenswerth; nur
                              									ist an Stelle der Behandlung mit Aether eine solche mit Chloroform in manchen Fällen
                              									nöthig, da die Entfernung etwaiger Firniſsüberzüge mittels Weingeist und Aether
                              									nicht immer erreicht wird, in welchen Fällen die von der Säure nicht angegriffene
                              									Firniſsschicht leicht Veranlassung zu Irrthümern geben kann. Wendet man nach
                              									Weingeist und Aether noch Chloroform zum Reinigen der Gegenstände an, so gibt es
                              									keinen Firniſs, der hierdurch nicht entfernt wird. Nach völliger Lösung des
                              									Gegenstandes in Salpetersäure filtrirt man nach dem Verdünnen mit Wasser durch ein
                              									kleines Filter, wäscht aus, trocknet und glüht. Den Glührückstand behandelt man in
                              									der Wärme mit etwas Königswasser, gieſst ab oder filtrirt, wenn nöthig, und
                              									verdunstet das Filtrat bei mäſsiger Wärme zur Trockne. Bei Vorhandensein von Gold
                              									wird man oft schon eine schwache glänzende Goldausscheidung an den Wandungen des
                              									Verdunstungsgefäſses beobachten. Den Verdunstungsrückstand nimmt man mit wenig
                              									Wasser auf und prüft in bekannter Weise mit Zinnchlorid, Eisenvitriol oder
                              									Wasserstoffsuperoxyd.
                           
                        
                           Verfahren zur Verarbeitung von Gasreinigungsmasse.
                           Nach M. Hempel und A.
                                    										Sternberg in Berlin (D. R. P. Kl. 12 Nr. 33936 vom 21. November 1884) soll
                              									man zur Gewinnung von Ferrocyanverbindungen aus alten
                              									Gasreinigungsmassen dieselben zunächst mit Wasser von 60° auslaugen, um Ammonium- und Rhodanverbindungen
                              									zu entfernen. Darauf bringt man das 3- bis 5fache der theoretisch nothwendigen Menge
                              									wässerigen (etwa 10 bis 12 Proc. starken) Ammoniaks bei gewöhnlicher Temperatur zur
                              									Masse und läſst unter Umrühren das Ammoniak 10 bis 15 Minuten einwirken. Das in der
                              									Masse ursprünglich vorhandene, in Wasser unlösliche Berlinerblau geht durch die
                              									Behandlung mit wässerigem Ammoniak in eine wässerige Lösung von Ferrocyanammonium
                              									über. Diese Lösung wird von der Reinigungsmasse abfiltrirt und letztere mit warmem
                              									Wasser von etwa 60° nachgewaschen.
                           Das auf diese Weise gewonnene Ferrocyanammonium kann in bekannter Weise durch Fällen
                              									mit Eisenvitriol und nachherige Oxydation des Niederschlages auf Berlinerblau verarbeitet werden. Soll dagegen Blutlaugensalz dargestellt werden, so wird das
                              									Ferrocyanammonium in Apparaten, wie sie bei der Gaswasserverarbeitung gebräuchlich
                              									sind, mit Kalk einer Destillation unterworfen, bei welcher man die entweichenden
                              									Ammoniakdämpfe in Wasser oder Schwefelsäure auffängt und wobei in der
                              									Destillationsblase Ferrocyancalcium zurückbleibt, welches schlieſslich in bekannter
                              									Weise mittels Potasche in Blutlaugensalz übergeführt wird.
                           
                        
                           Ueber das Einsäuern von Futterkräutern.
                           Versuche von O. Kellner (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1885 Bd. 32 S. 57) über das
                              									Einsäuern von Runkelrübenblättern, Klee u. dgl. in Mieten ergaben in wasserdichten
                              									Gefäſsen einen Verlust von 22 Proc. Protein. Frei in der Miete eingelagerte Blätter
                              									erlitten folgende Verluste durch Gährung und Abflieſsen von Saft:
                           
                              
                                 
                                 Eingelagert
                                 Im fertigenSauerfutter
                                 Verlust
                                 Verlust in %der eingelag.Bestandth.
                                 
                              
                                 RohproteïnFettRohfaserStickstoff freie
                                    											Extractst.AscheTrockensubstanz
                                   28,54    3,19  19,06  33,28  15,93100,00
                                 10,40  3,1315,6620,81  4,2354,23
                                 18,14  0,06  3,4012,4711,7045,77
                                 63,56  1,8817,8437,4774,0745,77
                                 
                              
                                 Gesammt-StickstoffNicht-Eiweiſs-Stickstoff
                                       4,566      1,711
                                    1,664   0,716
                                     2,902    0,955
                                 63,5655,81
                                 
                              
                           Diese Gährung der Pflanzen, welche in ihren Hauptzügen als
                              									eine Milchsäuregährung zu betrachten ist, wird wesentlich begünstigt durch die
                              									Selbsterwärmung. Trägt man dafür Sorge, daſs die in Folge der beginnenden Gährung
                              									auftretende Wärme abgeleitet wird, so verlaufen die chemischen Veränderungen weniger
                              									stark; die Zerstörung von Trockensubstanz und die Zersetzung von Eiweiſs nehmen
                              									einen geringeren Umfang an. Es empfiehlt sich deshalb, gemauerten Mieten eine
                              									möglichst groſse Wandfläche zu geben, d. i. dieselben schmal und tief zu machen.
                           Bei der Gährung wasserreicher Pflanzen unter Luftabschluſs findet kein merkbarer
                              									Stickstoffverlust statt. Die bisher hierbei beobachtete, oft sehr beträchtliche
                              									Verminderung des gebundenen Stickstoffes beruht auf einem Beobachtungsfehler.
                           
                        
                           Staubexplosion in einer Zuckerraffinerie.
                           Nach Mittheilung von E. O. v. Lippmann in der Deutschen Zuckerindustrie, 1885 S. 1214 werden in einer
                              									Zuckerraffinerie gröſsere Mengen gemahlener Raffinade mittels einer sogen.
                              									Excelsiormühle hergestellt und in einer Siebtrommel nach den verschiedenen Körnungen
                              									sortirt; die gröberen Sorten gelangen, sobald die Säcke fertig gefüllt sind, in das
                              									Zuckermagazin, während der feine Staub (Puder), welcher besonders beim Mahlen
                              									feinerer Körnungen in gröſserer Menge entsteht und nur selten in seiner Gesammtmenge
                              									mit Vortheil verkäuflich ist, durch ein Becherwerk in ein höheres Stockwerk gehoben
                              									wird und daselbst anderweitige Verwendung zu Fabrikationszwecken findet.
                           Behufs einer Ausbesserung war die hölzerne Verkleidung dieses Aufzuges losgenommen
                              									und vorerst noch nicht wieder eingesetzt worden, so daſs der ganze Raum in eine
                              									dichte Wolke feinsten Staubes gehüllt war, der sich selbst während der kurzen
                              									Arbeitstillstände nur langsam und unvollkommen zu Boden setzte. Als nun gegen Abend
                              									bei vollem Betriebe die dem Aufzuge zunächst liegende Gasflamme von dem hierzu
                              									beauftragten Lampenputzer wie gewöhnlich (mittels einer kleinen tragbaren Lampe)
                              									angezündet wurde, entstand im selben Augenblicke eine heftige Explosion, welche die
                              									Fenster zertrümmerte, an Decke und Fuſsboden erhebliche Zerstörung anrichtete und
                              									die Arbeiter, welche übrigens nur an Haut und Haaren versengt wurden, zu Boden warf.
                              									(Vgl. 1881 241 469. 1885 257
                              									339.)
                           
                        
                           Ueber Kampferöle.
                           Nach P. Macewan (Pharmaceutical
                                 										Journal, 1885 Nr. 782 S. 1045) dient das in den Stämmen von Dryobalanops aromatica und Camphora officinarum neben dem festen Kampfer vorkommende Oel, eine Lösung
                              									von Kampfer in verschiedenen Kohlenwasserstoffen der Terpengruppe, in Japan als Leuchtmittel für die niederen Volksklassen, sowie zur
                              									Herstellung von Lacken und des Ruſses für chinesische Tusche. Wenn man
                              									einige Tropfen des japanesischen Kampferöles mit 2cc concentrirter Salpetersäure übergieſst und nach einer Minute 2cc Wasser zusetzt, so färbt sich das Gemenge roth.
                              									Kampferöl von Formosa zeigt diese Reaction nicht.
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung gelber Farbstoffe.
                           Die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen (D.
                                 									R. P. Kl. 22 Nr. 34294 vom 18. Juni 1885) erhält eine neue Reihe von Farbstoffen
                              									durch Einwirkung von Dioxyweinsäure oder Carboxytartronsäure
                                 										auf Hydrazine. Zunächst verbinden sich gleiche Moleküle der Dioxyweinsäure
                              									und des Hydrazins unter Bildung von Condensationsproducten mit wenig ausgesprochenem
                              									Farbstoffcharakter; dann vereinigen sich dieselben mit einem ferneren Molekül einer
                              									Hydrazinverbindung. Praktisch brauchbar sind Phenylhydrazin und seine Homologen, Naphtylhydrazine und deren Sulfosäuren.
                           Es werden z.B. 10 Th. dioxyweinsaures Natron in 30 Th. Wasser vertheilt und mit 35
                              									Th. Salzsäure von 20° B. versetzt. Zu der so entstandenen klaren Lösung setzt man
                              									dann eine Lösung von 12,8 Th. Phenylhydrazinchlorhydrat in 100 Th. Wasser und
                              									erwärmt gelinde. Es scheidet sich ein gelber voluminöser Niederschlag aus; nach
                              									12stündigem Stehen wird dieser auf einem Filter gesammelt und getrocknet. Der so
                              									erhaltene lichtgelbe Farbstoff ist in Alkalien und
                              									Alkohol leicht und vollständig, in Wasser schwer und unvollständig löslich.
                           Nach einer zweiten Vorschrift werden 10 Th. dioxyweinsaures Natron mit 16 Th. Wasser
                              									angerührt und auf etwa 400 erwärmt; bei dieser Temperatur werden die zur Lösung des
                              									Salzes erforderlichen 13 Th. Salzsäure zugegeben. Die Lösung wird filtrirt und mit
                              									einer klaren Lösung von 20 Th. Phenylhydrazinsulfosäure (aus Sulfanilsäure) in 60
                              									Th. Wasser und 10 Th. 30procentiger Natronlauge gemischt. Man erwärmt eine Zeit lang
                              									auf etwa 80°. Nach dem. Erkalten wird der ausgeschiedene gelbe Farbstoff filtrirt, gepreſst und getroftnet; derselbe ist leicht in
                              									Wasser löslich, unlöslich in Alkohol und gibt ein reines lichtbeständiges Gelb auf
                              									thierischer Faser.
                           Verwendet man in vorstehender Vorschrift zunächst nur die Hälfte der angegebenen
                              									Menge von Phenylhydrazinsulfosäure und setzt dann nach erfolgter Ausscheidung des
                              									hellgelben krystallinischen Condensationsproductes 1 Mol. Phenylhydrazinchlorhydrat
                              									(6,4 Th.) hinzu, so entsteht ein gelber Farbstoff, der
                              									sowohl in Alkohol, als auch in Wasser löslich ist.
                           Die in derselben Weise dargestellten Verbindungen von Dioxyweinsäure mit den Tolyl-
                              									und Xylylhydrazinen und deren Sulfosäuren sind gelbe Farbstoffe; α- und β-Naphtylhydrazin
                              									und deren Sulfosäuren liefern orange bis orangerothe Condensationsproducte.