| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 332 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber Empfindlichkeit des Selens gegen Licht und ähnliche
                              									Erscheinungen am Schwefel.
                           In D. p. J. 1885 258 44 ist
                              									über neuere Beobachtungen C. E. Fritts' in New-York
                              									über die Empfindlichkeit des Selens gegen Licht und die daraus sich ergebenden
                              									elektrischen Wirkungen (vgl. auch 1880 238 409. 1881 241 313. * 69) und eine von Fritts hergestellte neue Selenbatterie berichtet worden. Die beobachteten
                              									Erscheinungen haben einige Aehnlichkeit mit denen der Elektrolyse. Selen ist
                              									indessen kein Elektrolyt, sondern ein Element. Da aber das Selen bei Fritts' Versuchen auf einer Metallplatte ausgebreitet
                              									wurde, mit welcher es eine chemische Verbindung eingehen konnte, so nimmt Shelford Bidwell an, daſs Selen mehr oder weniger mit
                              									allen Metallen Verbindungen eingehen kann, daſs insbesondere bei der gewöhnlichen
                              									Herstellungsweise von Selenzellen durch längeres Schmelzen und Abkühlen in
                              									Metallbehältern die Selenide der betreffenden Metalle entstehen. Demnach würde die
                              									Leitungsfähigkeit des Selens ausschlieſslich von seinen Beimischungen abhängen und
                              									chemisch reines Selen wäre ein Isolator sowohl im krystallinischen, als auch im
                              									glasigen Auftreten.
                           Bidwell schmolz zur experimentellen Bestätigung dieser
                              									Annahme reines Selen, welches nicht mit Metall in Berührung gekommen war, in einem
                              									Glasgefäſse und lieſs es in demselben erkalten. Eine so hergestellte Platte von 1qc Fläche und 2mm Dicke wurde nach dem Erkalten zwischen zwei dicke Stanniolblätter
                              									gelegt. Wurde diese Vorrichtung in den Stromkreis von 6 Leclanché-Elementen
                              									eingeschaltet, so zeigte, ein im Stromkreise befindliches Reflexionsgalvanometer
                              									einen Strom von ungefähr 1/50 Mikroampère an. In der Voraussetzung, daſs die
                              									elektromotorische Kraft der Batterie gleich 10 Volt war, betrug der Widerstand der
                              									Platte daher 500 Megohm. Aus den Abmesungen und dem Widerstände einer guten
                              									Selenzelle mit Kupferelektroden, welche Bidwell besaſs,
                              									berechnete er den specifischen Widerstand des in der Zelle enthaltenen Selens auf
                              									etwa 9 Megohm. Nach diesem rohen Versuche würde die Leitungsfähigkeit des Selens,
                              									das in Berührung mit Kupfer geschmolzen und erkaltet ist, nahezu 3000 mal gröſser
                              									sein als die von Selen, welches mit Ausschluſs von Metall geschmolzen wurde.
                           Während Selen ebenso wie mit Kupfer sich auch mit Messing und Silber leicht,
                              									besonders beim Erhitzen, verbindet, scheint Platin sich nicht in gleicher Weise zu
                              									Selen zu verhalten. Nach 2stündigem Erhitzen bei 250° war nur eine blaugraue Färbung
                              									des letzteren wahrnehmbar, welche möglicherweise von dem entstandenen Platinselenid
                              									herrührte. Daſs bei der gewöhnlichen Herstellungsart der Selenzellen in der That Selenide
                              									entstehen – eine Frage, welche nur auf chemischem Wege zu entscheiden wäre –, hat
                              										Bidwell nicht unmittelbar bewiesen. Vorläufig ist
                              									die von ihm aufgestellte Theorie daher ohne direkte Bestätigung geblieben, während
                              									ihm jedoch indirekte Beweise zur Unterstützung derselben gelungen sind.
                           Wäre die Theorie, nach welcher die Leitungsfähigkeit des Selens von der Beimischung
                              									an Seleniden abhängt, richtig, so dürfte vermuthet werden, daſs Schwefel, der in seinem chemischen Verhalten dem Selen
                              									so nahe steht, durch Beimischung von Sulfiden in ähnlicher Weise wie das Selen
                              									verändert werden würde. In der That bestätigte der Versuch diese Annahme.
                           Bidwell stellte mehrere Zellen her, indem er 5 Th.
                              									sublimirten Schwefel und 1 Th. gefälltes Silber – beides also in möglichst fein
                              									vertheiltem Zustande – in einem Porzellantiegel ungefähr 2 Stunden hindurch unter
                              									Umrühren erhitzte und vor dem Erkalten zum Gebrauche ausgoſs. Zwei dünne
                              									Silberdrähte wurden sodann um einen Glimm erstreifen von 50mm Länge und 27mm Breite parallel neben einander gewickelt, ohne sich irgendwo zu
                              									berühren. Etwas von der geschmolzenen Masse wurde gleichmäſsig auf die eine Seite
                              									des Glimmers gestrichen, so daſs die beiden Drähte auf diese Weise in ihrer halben
                              									Länge durch eine dünne Schicht des zubereiteten Schwefels verbunden waren. Nach dem
                              									Erkalten wurde die Zelle in einen Stromkreis, in welchem sich ein Galvanometer
                              									befand, eingeschaltet. Es zeigte sich, daſs sie den Strom leitete; jedoch war ihr
                              									Widerstand sehr bedeutend, etwa zwischen 20 und 30 Megohm.
                           Durch eine Abänderung in der Herstellung erhielt Bidwell
                              									eine Zelle von 900000 Ohm Widerstand. Die Zelle wurde in den Stromkreis geschaltet
                              									und der Ausschlag des Galvanometers aufgeschrieben. Wurde darauf in einiger
                              									Entfernung von der Zelle Magnesium abgebrannt, so stieg der Ausschlag der
                              									Galvanometernadel sofort auf das doppelte. Nach dem Erlöschen des Magnesiumlichtes
                              									kehrte die Nadel nahezu in ihre ursprüngliche Lage zurück.
                           Die Wirkung war dieselbe, wenn ein Glasgeläſs mit einer gesättigten Alaunlösung
                              									zwischen Lichtquelle und Zelle gestellt wurde. Eine solche mit einer davor
                              									gestellten Alaunlösung versehene Schwefelzelle wurde in einer Entfernung von etwa
                              										5m von einem kleinen Fenster in einem Zimmer
                              									aufgestellt, in welchem alle übrigen Fenster verdunkelt waren. Es zeigte sich, daſs
                              									beim Schlieſsen der Fensterläden eine augenblickliche Bewegung des Lichtfleckes
                              									eines Spiegelgalvanometers um 90 Skalentheile im Sinne des wachsenden Widerstandes
                              									stattfand; wurden die Läden geöffnet, so fand eine gleiche Bewegung des Lichtfleckes
                              									nach der entgegengesetzten Seite statt. Dabei war, wie besonders festgestellt wurde,
                              									ein wahrnehmbarer Einfluſs durch Wärmestrahlung vollständig ausgeschlossen. Bei
                              									allen Zellen zeigten sich wie bei den Selenzellen Polarisationsströme, nachdem sie
                              									aus dem Stromkreise ausgeschaltet waren.
                           Nach Bidwell's Ansicht ist der Vorgang innerhalb der mit
                              									Silberelektroden versehenen Schwefelzelle, wenn sie vom elektrischen Strome
                              									durchflössen wird, ein elektrolytischer. Auf der Kathode wird Silber und auf der
                              									Anode Schwefel abgeschieden. Während die Ansammlung von Silber auf der Kathode
                              									keinen wesentlichen Einfluſs auf die Leitungsfähigkeit der Zelle haben kann, müſste
                              									eine auch nur äuſserst geringe Ablagerung von Schwefel an der Anode genügen, um den
                              									Strom überhaupt zu unterbrechen. In Wirklichkeit geschieht dies deshalb nicht, weil
                              									der ausgeschiedene Schwefel sich sofort wieder mit dem Silber der Anode verbindet
                              									und dem Elektrolyt eine neue Schicht hinzufügt. Die Leitungsfähigkeit hängt demnach
                              									von dem Grade der Fähigkeit, mit welchem sich der Schwefel mit dem Metalle der Anode
                              									zu verbinden vermag, d.h. von der Natur des Metalles der Anode ab. Um diese Annahme
                              									durch Versuche zu prüfen, ersetzte Bidwell die
                              									Silberanode durch eine solche von Eisen, mit welchem Schwefel bei gewöhnlicher
                              									Temperatur schwieriger als mit Silber sich verbindet. Er erhielt in der That unter
                              									sonst gleichen Verhältnissen eine Zelle von einem fast 30 mal so groſsen
                              									Widerstände.
                           Wenn der Widerstand einer Schwefelzelle abhängig ist von der Fähigkeit des
                              									abgeschiedenen Schwefels, sich mit der Anode zu verbinden, so muſs jeder Einfluſs,
                              									welcher diese Vereinigung begünstigt, den Widerstand der Zelle vermindern. Nun beschleunigt
                              									bekanntlich Licht in vielen Fällen chemische Reactionen und direkte Versuche, welche
                              										Bidwell bezüglich der Wechselwirkung von
                              									Silberblättchen und Schwefel einmal bei Beleuchtung, das andere Mal mit Ausschluſs
                              									von Licht anstellte, ergaben, daſs das Licht einen wesentlich günstigen Einfluſs auf
                              									die Vereinigung beider Stoffe ausübt.
                           Im Anschlusse an vorstehende Mittheilungen veröffentlichte Bidwell im Philosophical Magazine, Oktober
                              									1885 einige Beobachtungen über die Erzeugung elektrischer Ströme in Schwefelzellen.
                              									Bei Versuchen über sekundäre oder Polarisationsströme, welche ebenso wie bei den
                              									Selenzellen auch bei den Schwefelzellen entstehen, wenn sie aus dem Stromkreise
                              									ausgeschaltet werden, wurden gewisse Wirkungen bemerkt, welche darauf hinzudeuten
                              									schienen, daſs, wenn die Elektroden aus zwei verschiedenen Metallen bestehen, ein
                              									andauernder Strom von der Schwefelzelle erzeugt würde. Untersuchungen, welche nach
                              									dieser Richtung angestellt wurden, führten zu folgenden Ergebnissen.
                           Platten von Silber und Kupfer in einem Gemische von Schwefel mit Schwefelkupfer oder
                              									Silber eingebettet, bilden eine Zelle, welche bei gewöhnlicher Temperatur einen
                              									andauernden Strom erzeugt, wobei das Silber die Rolle der Anode spielt. Eine
                              									derartige Zelle, in welcher die Mischung aus 5 Th. Silber und 1 Th. Schwefelkupfer
                              									bestand und die Abmessungen der Platten 3qc und
                              										3mm Dicke betrugen, zeigte eine
                              									elektromotorische Kraft von 0,712 Volt und einen inneren Widerstand von 6537 Ohm.
                              									Wenn das Verhältniſs von Schwefelkupfer zu Schwefel wächst, so vermindert sich der
                              									innere Widerstand der Zelle, ihre elektromotorische Kraft ist jedoch ebenfalls
                              									verhindert. Eine Zelle, welche Schwefelkupfer ohne Zusatz von Schwefel enthält,
                              									Zeigt überhaupt keinen wahrnehmbaren Strom. Eine aus Schwefelsilber bestehende Zelle
                              									erzeugt einen Strom, dessen Richtung entgegengesetzt ist demjenigen einer Zelle,
                              									welche aus einem Gemenge von Schwefelsilber und Schwefel gesteht. Schwefelzellen mit
                              									Elektroden aus Kupfereisen und mit solchen aus Kupfergold geben bei gewöhnlicher
                              									Temperatur keinen Strom. Der Strom, Reicher durch eine Silber-Kupferzelle erzeugt
                              									wird, die Schwefel mit Schwefelkupfer gemischt enthält, wird durch Licht vermindert,
                              									durch Wärme gesteigert. Es wurde nicht festgestellt, ob die Einwirkung auf die
                              									elektromotorische Kraft oder auf den inneren Widerstand oder auf beide
                              									stattfindet.
                           Wird durch eine Zelle, welche aus zwei Silberelektroden in einem Gemenge von Schwefel
                              									und Schwefelkupfer besteht, kurze Zeit ein elektrischer Strom geleitet, so liefert
                              									dieselbe nach dem Unterbrechen des primären Stromes zuerst einen sekundären Strom
                              									von sehr kurzer Dauer, dessen Richtung der des Primären Stromes entgegengesetzt ist.
                              									Diesem folgt ein mehrere Stunden andauernder Strom, dessen Richtung derjenigen des
                              									primären Stromes gleich ist. In einem Falle beobachtete Bidwell eine zweite Umkehrung nach einer Zwischenzeit von 4 Stunden. (Nach
                              									der Elektrotechnischen Zeitschrift 1885 S. 525.)
                           
                        
                           Selbstthätiger Contactunterbrecher für verankerte
                              									Seeminen.
                           M. Selig jun. und Comp. in Berlin (* D. R. P. Kl. 21 Nr.
                                 									33058 vom 23. December 1884) bezwecken durch ihren selbstthätigen
                              									Contactunterbrecher für verankerte Seeminen, die ausgelegte Mine selbstthätig auſser
                              									Wirksamkeit zu setzen, so daſs dann namentlich jede Gefahr beim Wiederaufnehmen der
                              									Mine vermieden ist. Die Thätigkeit dieses Contactunterbrechers beruht darauf, daſs
                              									eine, den Boden eines geschlossenen Metallgehäuses bildende, auf den in einer
                              									gestimmten Wassertiefe vorhandenen Wasserdruck abgeglichene Druckplatte durch die
                              									Zu- und Abnahme dieses Druckes bei Fluth und Ebbe ein- bezieh. ausgedrückt wird; die
                              									Bewegung der Druckplatte übertragen – zu gröſserer Sicherheit – zwei Federn zunächst
                              									auf zwei auf einer und derselben Achse atzende Schalträder und mittels
                              									Schneckengetriebe auf eine stehende Welle und einen auf derselben sitzenden und über
                              									einem Theilbogen verstellbaren Arm. Dieser Arm wird anfänglich auf dem Theilbogen so
                              									eingestellt, daſs er nach Verlauf einer bestimmten Zeit durch die in derselben
                              									eintretende Zahl von Fluthen an einer Stelle eintrifft, wo er den in die Leitung von
                              									der Stromquelle nach der Mine eingeschalteten Stromschlieſser von seinem
                              									Contactstifte abhebt und hierdurch die Leitung unterbricht. Um einem
                              									Wiederschlieſsen der Leitung bei etwaigem Weitergehen des Armes vorzubeugen, ist eine Schleppfeder
                              									angeordnet, welche dann rechtzeitig zurückfedert und durch ihr Dazwischentreten das
                              									Wiederschlieſsen der Leitung verhindert.
                           
                        
                           Ersatz für Ofenklappen.
                           Die vielfach verbotenen Ofenklappen hatten die unbestreitbare Eigenschaft, bei ihrem
                              									Abschlusse die Wärme längere Zeit im Ofen zurück zu halten und dadurch eine länger
                              									andauernde Erwärmung des zu heizenden Raumes zu bewirken, als es bei Oefen ohne
                              									Klappe der Fall ist; die Meinung, daſs die luftdicht schlieſsenden Ofenthüren die
                              									gleiche Wärmeaufspeicherung im Ofen erzielen, hat sich nicht bewahrheitet. Wie R. Habermann in der Deutschen
                                 										Bauzeitung, 1885 * S. 507 ausführt, entsteht nämlich auch bei dicht
                              									geschlossener Ofenthür im Ofen eine Luftbewegung, wenn, wie dies gewöhnlich der Fall
                              									ist, das Rauchrohr unmittelbar wagrecht vom Ofen in den Schornstein führt. Es werden
                              									die im Schornsteine befindlichen warmen Rauchgase durch von oben einfallende kalte
                              									Luft hinausgetrieben und, da der Schornstein durch das wagrechte Rauchrohr in
                              									ungehinderter Verbindung mit dem Ofen sich befindet, so flieſst die kalte Luft auch
                              									in diesen und treibt die heiſsen Rauchgase heraus, in Folge dessen der Ofen in
                              									kurzer Zeit abkühlt. Damit nun dieser Austausch der heiſsen Gase des Ofens mit der
                              									kalten, in dem Schornsteine niedersinkenden Luft nicht stattfinden kann, empfiehlt
                              										Habermann, das Rauchrohr nicht unmittelbar wagrecht
                              									in den Schornstein zu leiten, sondern dasselbe erst abwärts und dann wagrecht oder
                              									wieder aufwärts zu führen. Wenn hierzu hinter dem Ofen nicht genügend Platz ist, so
                              									kann auch das Rohr zunächst aufwärts und dann wieder abwärts nach dem Schornsteine
                              									geführt werden. Es werden dann stets die heiſsen Gase im Ofen durch eine im unteren
                              									Rohrtheile sich bildende kalte Schicht vom Schornsteine abgesperrt sein und letztere
                              									wird wegen ihrer gröſseren specifischen Schwere nicht von den warmen leichteren
                              									Gasen verdrängt werden können.
                           
                        
                           Eine neue Baumwollfaser.
                           Nach einer Mittheilung von H. Danzer im Génie civil, 1885/86 Bd. 8 S. 159 soll Subers in Mâcon im Staate Georgia, Nordamerika, durch
                              									Kreuzung des in Florida wild wachsenden Baumwollstrauches mit der daselbst
                              									vorkommenden gemeinen Ockererbse (ochre commune, wie
                              										Danzer schreibt, dann allerdings eine unmögliche Kreuzung, Red.)
                              									eine Bastardpflanze gezüchtet haben, mit Blättern der ersteren und mit dem Stengel
                              									der letzteren Pflanze. Blüthe und Frucht des neuen Gewächses erinnern jedoch in
                              									nichts an die sie zeugenden Pflanzen. Der Stengel der Subers'schen Baumwollpflanze trägt nur eine
                              									groſse, schöne, der Magnolie ähnliche Blüthe und wechselt die Farbe derselben bis
                              									zur Reife wie bei der gewöhnlichen Baumwollblüthe; vor dem Verblühen ist die
                              									ursprünglich weiſse Blüthe brennend roth. Die Blüthe hinterläſst einen ziemlich
                              									groſsen Kopf, aus welchem sich nach etwa 10 Tagen eine Kapsel so groſs wie die der
                              									gewöhnlichen Baumwolle bildet. Diese Kapsel wächst aber fort und soll die Gröſse
                              									einer Cocosnuſs erreichen, welche aufbricht und voll von schönen weiſsen Fasern ist.
                              									Die Kapsel ist dann auch zu pflücken. Nicht nur die Gröſse der neuen Frucht, welche
                              									eine wesentliche Ersparniſs an Handarbeit bei der Ernte ergeben würde, sondern auch
                              									der Umstand müſste der neuen Pflanze eine groſse Bedeutung sichern, daſs die 7 oder
                              									8 Samenkörner am Boden der Kapsel beisammen sitzen – und nicht vertheilt, wie
                              									gewöhnlich –, was die Kosten der Reinigung (des Entkörnens, des sogen. Egreniren)
                              									erheblich vermindern würde.
                           
                        
                           Härten von Gypsabgüssen.
                           Nach M. Dennstedt (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 3314) ist das Härten von
                              									Gypsabgüssen mit Barytwasser (vgl. 1878 227 415. 228 191) noch immer am meisten zu
                              									empfehlen; man soll aber eine heiſse, vollkommen gesättigte Barytlösung verwenden
                              									und die Gypsstücke vorher auf 60 bis 80° erwärmen. Aus der tief eingedrungenen
                              									Lösung scheiden sich beim Erkalten Barytkrystalle ab, welche nicht, wie bei
                              									Verwendung verdünnter Lösungen, beim Trocknen an die Oberfläche geführt werden
                              									können, sondern im Inneren durch die atmosphärische Kohlensäure, durch den Gyps oder
                              									durch entsprechend zugesetzte Stoffe in unlösliche Verbindungen übergehen. Zum Aufbringen der Lösung
                              									werden Pinsel aus Glasfäden verwendet, da Haarpinsel
                              									rasch zerstört werden. Zur Erzielung einer gröſseren Härte kann man dem Gypse vor
                              									dem formen bis 50 Proc. Kieselsäure zusetzen; oder man verwendet die Sulfate von
                              									Zink, Cadmium, Magnesium, Kupfer, Eisen, Thonerde, Chrom, Kobalt, Nickel. er Gyps
                              									wird entweder mit verdünnten Lösungen dieser Salze angerührt, oder die geformten
                              									Gegenstände werden nach dem Trocknen damit getränkt und endlich, nachdem sie
                              									wiederum vorsichtig getrocknet und dann auf 60 bis 70° erwärmt sind, mit der heiſsen
                              									Barytlösung behandelt.
                           Durch einige der angeführten Salze wird gleichzeitig eine Färbung der Gegenstände hervorgerufen. Diese Färbung ist zwar nicht ganz
                              									gleichmäſsig, kann jedoch vollkommen gleichartig erhalten werden, wenn man an Stelle
                              									des Bariumhydrates Kalk zur Verwendung bringt. Man setzt dann dem Gypse vor dem
                              									Anrühren bis zu 5 Proc. gebrannten Kalk zu, oder rührt diesen besser mit Kalkmilch
                              									an und tränkt die geformten Gegenstände nach dem Trocknen mit den angeführten
                              									Metallsalzlösungen.
                           Julhe (Comptes rendus, 1885
                              									Bd. 100 S. 797) mischt 6 Th. gebrannten Gyps mit 1 Th. frisch gelöschten Kalk und
                              									formt wie gewöhnlich. Die getrockneten Stücke werden mit schwefelsaurem Zink oder
                              									Eisenvitriol getränkt, so daſs sich Gyps und Zinkoxyd oder Eisenoxyd in den Poren
                              									des geformten Stückes bilden und diese füllen. Die Stücke werden dadurch hart wie
                              									Marmor und erhalten groſse Festigkeit. Bei Verwendung von Eisenvitriol wird der Gyps
                              									gleichzeitig gefärbt. Werden Gypsfuſsböden mit Eisenvitriol getränkt und nach dem
                              									Trocknen mit Leinölfirniſs gestrichen, so sollen sie eichene
                                 										Täfelung ersetzen können.
                           J. B. Mallion (Annales
                                 										industrielles, 1885 Bd. 2 S. 122) mischt den Gyps mit 15 bis 30 Proc.
                              									gebrannten Magnesit, formt und tränkt mit einer Lösung von Zinksulfat. Eisenvitriol
                              									wird verwendet, wenn man gelblich braune Farben Wünscht.
                           
                        
                           Zur Bestimmung der Diastasewirkung.
                           Um die diastatische Wirkung von Malzauszügen zu messen, hat C. J. Lintner (Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1885 S. 281) das Verfahren von Kjeldahl dahin vereinfacht, daſs er bei Herstellung der Versuchslösung die
                              									Verflüssigung der Stärke durch verdünnte Säure ausführt.
                           Es werden 2g lufttrockene Stärke mit 10cc einer 0,1 procentigen Salzsäure und 60cc Wasser in verschlossener Flasche 30 Minuten
                              									lang auf dem Wasserbade erhitzt. Dann wird die Salzsäure durch Natronlauge genau
                              									neutralisirt und die Lösung zu 100cc aufgefüllt.
                              									Zur Herstellung des Malzauszuges werden 25g Malz
                              									fein gemahlen bezieh. gequetscht mit 500cc Wasser
                              									6 Stunden lang bei gewöhnlicher Temperatur behandelt und dann wird filtrirt.
                           Zur Ausführung der Bestimmung bringt man in 10 Reagirröhrchen von mindestens 2cm lichter Weite je 10cc der Versuchsflüssigkeit und läſst aus einer 0cc,05 getheilten Bürette der Reihe nach 0,1, 0,2
                              									bis 1cc,0 des Malzauszuges flieſsen, bemerkt die
                              									Zeit, wenn alles zugegeben ist, führt durch Schütteln eine innige Mischung zwischen
                              									Diastase und Versuchsflüssigkeit her und läſst die Diastase genau 1 Stunde bei
                              									Zimmertemperatur von 170 wirken. Nach Ablauf dieser Zeit gibt man in jedes Röhrchen
                              										5cc
                              									Fehling'scher Lösung, führt durch Neigen und gelindes
                              									Schütteln die Vermischung derselben mit der Versuchsflüssigkeit herbei und setzt den
                              									Halter mit den Röhrchen 10 Minuten in kochendes Wasser. Je nach der Menge des
                              									vorhandenen Zuckers, welche wieder abhängig ist von der Menge der angewendeten
                              									Diastaselösung, werden verschiedene Mengen der Fehling'schen Lösung reducirt sein, so daſs die über dem Kupferoxydul stehende
                              									Flüssigkeit, je nach der Menge der unveränderten Kupferlösung, blau mit abnehmender
                              									Stärke durch farblos bis braun erscheinen wird. Es werden sich in der Reihe zwei
                              									Röhrchen finden, wovon der Inhalt des einen schwach blau gefärbt ist, der des
                              									anderen farblos oder gelb erscheint. In dem einen Röhrchen ist dann ein geringer
                              									Ueberschuſs an nicht reducirter Kupferlösung vorhanden, während in dem anderen eben
                              									alles Kupferoxyd durch den vorhandenen Zucker reducirt ist.
                           Bei Grünmalzuntersuchungen waren meist 0,1 bis 0cc,2 des Malzauszuges erforderlich, um 5cc
                              									Fehling'sche Lösung zu reduciren. Dies gab
                              									Veranlassung, die diastatische Kraft gleich 100 zu setzen, wenn 0cc,1 des Auszuges von 25g Malztrockensubstanz mit 500cc Wasser unter den angegebenen Bedingungen 5cc
                              									Fehling'sche, Lösung reduciren. Sind z.B. von Darrmalz
                              										0cc,75 Auszug erforderlich, so ist die
                              									diastatische Kraft 100 : 7,5 = 13,3. Von Grünmalz 9 Tage auf der Tenne waren 0cc,2 Auszug erforderlich, Wirkungswerth daher 50
                              									oder auf Trockensubstanz berechnet 92.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Chlorindigo.
                           Nach H. Müller in Hersfeld (D. R. P. Kl. 22 Zusatz Nr.
                              									33064 vom 6. Mai 1884, vgl. 1885 255 356) wird
                              									Metachlorbenzaldehyd durch Chloriren einer Mischung von Benzaldehyd mit 50 bis 60
                              									Proc. Chlorzink, Chlorcalcium und ähnlichen Wasser entziehenden Mitteln erhalten.
                              									Der mit Wasserdampf überdestillirte Chlorbenzaldehyd wird durch Destillation
                              									gereinigt; derselbe siedet nun bei 210 bis 213°, hat 1,246 sp. G. und gibt mit
                              									verdünnter Salpetersäure bei 153° schmelzende Metachlorbenzoesäure. Beim Nitriren
                              									entstehen daraus zwei isomere Metachlororthonitrobenzaldehyde, welche man durch
                              									wiederholtes Umkrystallisiren aus Benzol oder Benzin von einander trennen kann. Das
                              									Hauptproduct bildet blonde Nadeln, welche bei 780 schmelzen. Es ist etwas löslich in
                              									heiſsem Wasser und krystallisirt daraus beim Erkalten in langen, feinen, fast
                              									farblosen Nadeln. Als zweites Product ttrit in untergeordneter Menge ein Isomeres
                              									auf, welches bis jetzt nur als dickes röthliches Oel erhalten wurde.
                           Das zwischen 240 und 243° siedende Dichlorbenzaldehyd erstarrt beim Erkalten zu einer
                              									festen weiſsen, krystallinischen Masse, welche beim Nitriren nach bekannten Methoden
                              									Dichlororthonitrobenzaldehyd gibt; derselbe krystallisirt aus Benzol in blonden
                              									rhombischen Tafeln, welche bei 134 bis 137° schmelzen und mit Aceton u. dgl. einen
                              									Chlorindigo von veilchenblauer Farbe mit sehr schönem Kupferglanze liefern.
                           Zur Herstellung von Metabrombenzaldehyd wird in die flüssige Mischung von Chlorzink
                              									und Benzaldehyd die berechnete Menge Brom nach und nach eingetragen und das Gemisch,
                              									wenn nöthig, auf dem Wasserbade flüssig erhalten. Unter Entwickelung von
                              									Bromwasserstoff beginnt die Reaction, welche man schlieſslich auf dem Wasserbade
                              									beendigt. Das entweichende Brom verflüssigt man in geeigneter Weise. Die Abscheidung
                              									und Reinigung des so entstandenen Metabrombenzaldehyds erfolgt aus dieser Mischung
                              									ebenso wie beim Metachlorbenzaldehyd; jenes bildet ein schweres Oel von 1,56 sp. G.,
                              									riecht eigenthümlich blumenartig und siedet bei 233 bis 236°. Durch diesen hohen
                              									Siedepunkt läſst es sich von dem unveränderten Benzaldehyd leicht trennen. Beim
                              									Nitriren entsteht Orthonitrometabrombenzaldehyd, welches aus Benzin krystallisirt
                              									bei 73° schmilzt. Eine geringe Menge einer isomeren Verbindung bildet ein röthliches
                              									Oel.
                           Werden diese isomeren Metachlororthonitrobenzaldehyde und
                              									Metabromorthonitrobenzaldehyde in Aceton und Wasser gelöst, so scheidet sich auf
                              									Zusatz von verdünnter Natronlauge nach kurzer Zeit Chlor- bezieh. Bromindigo aus,
                              									welcher entweder als solcher oder, nach dem Ersetzen des Chlores bezieh. Bromes
                              									durch Wasserstoff im Entstehungszustande, als reiner Indigo verwendet werden kann.
                              									Obiger Dichlororthonitrobenzaldehyd gibt in gleicher Weise einen substituirten
                              									Indigo.
                           
                        
                           Zur Statistik der Unfallversicherung.
                           Nach dem Geschäftsberichte des Reichsversicherungsamtes an den Reichskanzler sind auf
                              									Grund des Gesetzes 57 Berufsgenossenschaften mit 186967 Betrieben und 2844219
                              									Arbeitern errichtet; davon erstrecken sich 24 mit 1392138 Arbeitern über das ganze
                              									Reich, die anderen nur über bestimmte Theile des Reiches.