| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 519 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Elektrisches Bogenlicht und Glühlicht in
                              									Parallelschaltung.
                           Die Verschiedenheiten und wechselseitigen Vorzüge des Glühlichtes und des
                              									Bogenlichtes in Bezug auf ihre Eigenschaften und vortheilhafteste Erzeugungsweise
                              									(vgl. auch 1885 256 531) machen es oft wünschenswerth,
                              									beide Arten des elektrischen Lichtes in einer und derselben Anlage gleichzeitig zu
                              									benutzen, wie dies u.a. im Eldorado in Paris geschehen ist (vgl. 1886 259 * 170), und von derselben Maschine zu speisen. R. Gülcher hat zuerst mit Erfolg Bogenlicht und
                              									Glühlicht von derselben Maschine aus gespeist und zwar durch Parallelschaltung der
                              									Glühlampen und der Bogenlampen bezieh. Gruppen derselben. Da zum gleichmäſsigen
                              									Brennen von Bogenlampen ungefähr 40 bis 50 Volt erforderlich sind, so lassen sich
                              									Glühlampen von 50 Volt Spannung mit einzelnen Bogenlampen parallel schalten 5 Paare
                              									von 2 Bogenlampen hinter einander dagegen lassen sich parallel zu Glühlampen von 100
                              									Volt schalten. Es geschieht das letztere namentlich bei den in D. p. J. 1885 256 533
                              									Anmerkung 2 erwähnten, von der Deutschen
                                 										Edison-Gesellschaft eingeführten kleinen Bogenlampen (H. Pieper * D. R. P. Kl. 21 Nr. 34231 vom 19. December
                              									1884), deren Helligkeit sich mit der Stromstärke und dem entsprechend mit dem
                              									Kraftaufwande in weiten Grenzen regeln läſst.Diese Lampen werden vorläufig in zwei Gröſsen ausgeführt, die eine für 300
                                    											bis 400 N-K Lichtstärke bei einem Stromverbrauche von 3,5 bis 4,5 Ampère,
                                    											die andere von 800 bis 1000 Kerzen bei 8 bis 9 Ampère. Da immer zwei gleich
                                    											gröſse Bogenlampen oder auch eine gröſsere mit je zwei kleineren Lampen
                                    											hinter einander und dann parallel mit den Glühlampen in den Stromkreis
                                    											geschaltet werden, so kann jedes Bogenlichtpaar unabhängig von den anderen
                                    											durch Umschalter entzündet oder gelöscht werden; bei Anlagen mit einer
                                    											gröſseren Zahl Bogenlampen ist sogar die In- und Auſserbetriebsetzung einer
                                    											einzelnen Lampe ausführbar. Demnach vermag man mit dem von etwa drei 16
                                    											kerzigen Glühlampen verbrauchten Strome eine Bogenlampe zu speisen, also ein
                                    											8 mal stärkeres Licht lediglich durch Mehraufwand der aus den Kohlenstäben
                                    											entstehenden Kosten zu erzielen. Diese betragen bei dem jetzigen Preise der
                                    											Kohlenstäbe etwa 3 bis 4 Pf. in der Stunde bei den kleinen und etwa 5 bis 6
                                    											Pf. bei den groſsen Lampen. Eine gröſsere Anzahl von Bogenlampen
                              									lassen sich praktisch nicht parallel schalten, wenn der Widerstand der brennenden
                              									Lampe von dem der nicht brennenden stark verschieden ist, weil dabei zu befürchten
                              									steht, daſs die Stromstärke in einer einzelnen Lampe gelegentlich weit über die
                              									normale Gröſse anwächst. Dem begegnet man durch Vorschalten von geeigneten
                              									Widerständen vor die Bogenlampen, allerdings unter gleichzeitiger Vergröſserung der
                              									elektromotorischen Kraft der Maschine und unter Verlust eines ziemlichen Theiles der
                              									Energie, welcher nicht in Licht, sondern nutzlos in Wärme umgesetzt wird.
                           Wie R. Rühlmann in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 S. 879 mittheilt, thut
                              									man am besten, wenn man für gleichzeitigen Betrieb von Bogen- und Glühlicht bei
                              									reiner Parallelschaltung eine Maschinenspannung von ungefähr 65 Volt wählt und somit
                              									ungefähr 20 Volt Spannung in den Zuleitungen zu den Bogenlampen oder in
                              									vorgeschaltetem Widerstand verbraucht; dabei wird man am besten Glühlampen von 65
                              									Volt anwenden.
                           Ueber die Gröſse der vorzuschaltenden Widerstände geben nachstehende Tabellen
                              									Auskunft. Die erste derselben bezieht sich auf das System Gülcher (vgl. 1885 256 532); derselbe wendet
                              									durchaus reine Parallelschaltung an und läſst seine für Gleichstrom eingerichteten
                              									Dynamomaschinen mit einer Klemmenspannung von 65 Volt arbeiten:
                           
                              
                                 Stromstärke
                                    											derBogenlampe
                                 Helligkeit
                                 VorzuschaltenderWiderstand
                                 
                              
                                 15
                                 bis
                                 16 Ampère
                                 2500 N-K
                                 1 Ohm
                                 
                              
                                   7,5
                                 „
                                   8
                                 1100
                                          2
                                 
                              
                                   3,5
                                 „
                                   4
                                   500
                                          4
                                 
                              
                                   2
                                 „
                                   2,5
                                   200
                                          8
                                 
                              
                           Die Bogenlampen für Parallelschaltung von Siemens und
                                 										Halske (1885 256 499), welche sich zufolge ihres
                              									äuſserst niedrigen Oberbaues auszeichnen, daher auch in verhältniſsmäſsig
                              									niedrigen Räumen verwendet werden können, werden entweder in reiner
                              									Parallelschaltung neben Glühlampen von 65 Volt benutzt, oder es werden Gruppen von
                              									je zwei hinter einander geschalteten derartigen Lampen mit Glühlampen von 120 Volt
                              									parallel geschaltet. Die dabei vorzuschaltenden Widerstände betragen:
                           
                              
                                 StromstärkederBogenlampen
                                 Helligkeit
                                 Für jeden 1 Lampeenthaltenden Zweigbei 65
                                    											VoltMaschinenspannung
                                 Für jeden 2 Lampenenthaltenden Zweigbei 120
                                    											VoltMaschinenspannung
                                 
                              
                                 3 Amp.
                                   300 N-K
                                 7 Ohm
                                 12 Ohm
                                 
                              
                                       4,5
                                   500
                                             4,5
                                              7
                                 
                              
                                       6
                                   900
                                             3,2
                                              4,7
                                 
                              
                                       9
                                 1400
                                             2
                                              2,7
                                 
                              
                           Nach diesen Tabellen bietet die Parallelschaltung den groſsen Vortheil, Bogenlampen
                              									von beliebiger Helligkeit neben Glühlampen von verschiedener Stromstärke verwenden
                              									und die Leuchtkraft der Lichtquelle dem jeweiligen Bedürfnisse vollständig anpassen
                              									zu können.
                           Die gröſsere Kostspieligkeit der Leitungen bei der Parallelschaltung kann dadurch
                              									ausgeglichen werden, daſs man für die Zuleitungen zu den Bogenlampen statt der
                              									Kupferdrähte die sehr viel billigeren Eisendrähte Wählt und auf diese Weise zugleich
                              									den vorzuschaltenden Widerstand einführt. Die Parallelschaltung gestattet ferner,
                              									zumal bei Gebrauch von Maschinen mit gemischter Schaltung für constante
                              									Klemmenspannung, daſs jeder einzelne Beleuchtungskörper beliebig aus- oder
                              									eingeschaltet werden kann, ohne daſs dadurch die Helligkeit der noch brennenden
                              									Lampen beeinfluſst oder Ersatzwiderstände erforderlich wären und daſs der
                              									Kraftbedarf der elektrischen Maschine sich nahezu proportional der jeweiligen
                              									Leistung ändert.
                           
                        
                           Die Stärke der Telephonströme.
                           Prof. Ch. R. Cross in Boston und J. Page haben versucht, die Stärke der Telephonströme in fünf
                              									verschiedenen Telephonen zu messen. Sie machten die Messungen, über welche sie der
                              										American Academy of Arts and Sciences am 14.
                              									Oktober 1885 Mittheilung gemacht haben, mit den 4 Vocalen a,
                                 										o, u und i bei der Tonhöhe B (480 Schwingungen in der Secunde) und mit dem Tone
                              										C4 (512
                              									Schwingungen in der Secunde). Die Messungen wurden mit einem
                              									Unifilar-Elektrodynamometer von Kohlrausch gemacht, das
                              									dazu durch Entfernung der beweglichen Spule und Ersetzung derselben durch eine an
                              									einem 399mm langen Kupferdrahte Nr. 36 (unter 0mm,2 dick) aufgehängte und aus demselben Drahte
                              									gewickelte, leichte Spule von 166 Ohm Widerstand geeignet gemacht wurde. Der
                              									Widerstand des Instrumentes war 206 Ohm und es wurde in den secundären Stromkreis
                              									einer kleinen Inductionsrolle von 800 Ohm Widerstand eingeschaltet. Die Geber waren
                              									in den Stromkreis der primären Rollen eingeschaltet mit 2 parallel geschalteten
                              									Grenet-Elementen. Die gefundenen Stromstärken betrugen nach dem Telegraphic Journal, 1885 Bd. 17 S. 413 in Ampère:
                           
                              
                                 Geber von:
                                 
                                    a
                                    
                                 
                                    o
                                    
                                 
                                    u
                                    
                                 
                                    i
                                    
                                 Orgelpfeife
                                 
                              
                                 
                                        Hunnings
                                    
                                 0,000737
                                 0,000787
                                 0,000503
                                 0,000213
                                 0,000550
                                 
                              
                                 
                                        Fitch
                                    
                                 0,000450
                                 0,000548
                                 0,000442
                                 0,000264
                                 0,000361
                                 
                              
                                 
                                        Blake
                                    
                                 0,000123
                                 0,000144
                                 0,000114
                                 –
                                 0,000132
                                 
                              
                                 
                                        Edison
                                    
                                 0,000088
                                 0,000123
                                 0,000144
                                 0,000072
                                 0,000072
                                 
                              
                                 Bell's Magnettelephon
                                 0,000123
                                 0,000260
                                 0,000238
                                 0,000103
                                 0,000114
                                 
                              
                           
                        
                           Borns' Maschine zum Zusammenrollen und Umwickeln von
                              									Zeitschriften zur Versendung.
                           Um für die Postversendung bestimmte Zeitschriften und Tagesblätter mit der
                              									Adressenhülle fest zusammen zu rollen und die Hülle bei fest gehaltener Rolle
                              									verkleben zu können, hat G. M. Borns in London (* D. R.
                                 									P. Kl. 54 Nr. 35106 vom 2. Juli 1885) eine selbstthätig arbeitende Maschine
                              									angegeben, deren Leistungsfähigkeit nicht unbedeutend sein dürfte. Bei derselben
                              									wird das Druckheft mit seiner Adressenhülle auf einem Tische ausgebreitet und, indem
                              									der Tisch hierauf eine Bewegung ausführt, das eine Ende der Papierlage von einer
                              									gespaltenen Spindel
                              									erfaſst, welche dann bei Anpressung an eine feste Trommel umgedreht wird, wobei eine
                              									dichte Wickelung des Heftes erfolgt. Die fertige Rolle wird dann kurze Zeit mit
                              									vorstehendem Hüllenrande festgehalten und, nachdem dieser Rand mit Klebstoff
                              									versehen, die Papierrolle nochmals an der Trommelwand abgerollt. Wenn die Rolle dann
                              									wieder stillsteht, wird die gespaltene Wickelspindel zur Seite herausgezogen. Um
                              									eine ununterbrochene Bedienung der Maschine zu erzielen, sind zwei Wickelspindeln in
                              									absetzend gedrehten Scheiben gelagert, so daſs bei jeder Ruhelage derselben
                              									gleichzeitig ein neues Druckheft vorgelegt werden kann, während das bereits
                              									gewickelte mit Klebstoff versehen wird.
                           
                        
                           Holbach und Moeller's Laubsägebogen.
                           Der Bügel des von Holbach und Moeller in Hagen i. W. (*
                              									D. R. P. Kl. 38 Nr. 33438 vom 10. März 1885) angegebenen Laubsägebogens besteht aus
                              									zwei durch einen Gelenkstift beweglich verbundenen Theilen, von denen der eine den
                              									anderen mittels eines Anschlages so umfaſst, daſs die beiden Hälften durch eine
                              									zwischen dieselben eingeklemmte, leicht auszuwechselnde oder zu ersetzende Feder
                              									nicht über ihre parallele Lage hinaus gespreizt werden können. Die am Rücken des
                              									Bügels eingelegte Feder hält die beiden beweglichen Bügelhälften gespreizt,
                              									gestattet jedoch eine Annäherung derselben gegen einander, indem die Feder dann mehr
                              									zusammengedrückt wird. Diese Einrichtung hat den Zweck, kürzere Sägeblätter,
                              									besonders solche, welche schon einmal abgebrochen gewesen sind, wieder benutzen zu
                              									können.
                           
                        
                           Rothbart's Maschine zur Bereitung von Torfstreu.
                           Eine einfache, leicht herzustellende Maschine zur Zertheilung von gegrabenem Torf
                              									behufs Bereitung von Torfstreu bringt Rothbart in
                              									Gifhorn in der Allgemeinen Zeitung für Land- und
                                 										Forstwirthe zur Kenntniſs. Auf einem runden Holzstamme werden abgelegte
                              									Sägeblätter aus Schneidemühlen in einer Entfernung von etwa 25mm von einander befestigt. Ueber die so erhaltene
                              									Zahnwalze wird ein einfacher Holztrichter gesetzt und die Walze mit einem Göpel
                              									verbunden, daſs dieselbe bei einem Durchmesser von 0m,5 etwa 200 Umgänge in der Minute macht. Eine solche Maschine soll mit
                              									einem Betriebe durch ein Paar Pferde 10 bis 15t
                              									Torf täglich zerreiſsen. Die Entstaubung des zerrissenen Materials wird in einem
                              									einfachen, langsam umgedrehten Siebcylinder vorgenommen.
                           
                        
                           Lüftung von Fabrikräumen.
                           In der Baumwollspinnerei von M. May und Comp. in
                              									M.-Gladbach sind zur Lüftung der Arbeitssäle die Tragsäulen in folgender Weise
                              									benutzt: Die über einander stehenden hohlen Säulen sind mit einander derart
                              									verbunden, daſs sie vom Fuſsboden durch die Stockwerke hindurch bis zum Dache eine
                              									durchgehende Röhre bilden, welche über das Dach noch ein Stück hinausgeführt und mit
                              									einem Windhut bekrönt ist. In jedem Stockwerke nahe an der Decke ist ein Theil der
                              									Säulen mit je einem runden Loche versehen, das durch einen Schieber mittels einer
                              									Stange geschlossen werden kann, so daſs jede durchgehende Säule aus einem Stockwerke
                              									die Abluft aufnimmt und über Dach leitet. Der Textile
                                 										Manufacturer hat neuerdings diese allerdings sehr einfache
                              									Lüftungseinrichtung wieder empfohlen und deutsche Zeitschriften haben gleichfalls
                              									lobend auf diese Anordnung aufmerksam gemacht. Gegen diese Empfehlung wendet sich
                              									Prof. G. Recknagel im Bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt, 1885 S. 385, indem er ausführt,
                              									daſs die Wirkung einer Vorrichtung, welche nur den zufälligen Temperaturunterschied
                              									zwischen dem Gebäude und seiner Umgebung zu Lüftungszwecken ausnutzt, nicht genügend
                              									sein kann, um so mehr, als bei der erwähnten Einrichtung nur eine Luftabführung
                              									eingeleitet wird. Es wird dann der Ersatz für die abgeführte Abluft durch Zuströmen
                              									der Luft aus einem unteren Stockwerke in das darüber liegende durch die in Fabriken
                              									meist dünne Zwischendecke eintreten, also die schlechte Luft der unteren Stockwerke
                              									in die oberen gelangen und nur im Erdgeschosse ein vermehrtes Eintreten von Keller-
                              									oder Grundluft entstehen, was auch nicht wünschenswerth ist. Recknagel empfiehlt daher, die Lüftung durch Bläser oder Sauger
                              									einzuleiten, deren Betrieb in Fabriken keine Schwierigkeit macht.
                           
                        
                           
                           Bleichverfahren für Papierstoff mit Chlorkalk und
                              									Chlornatrium.
                           H. Vessier und A. Wilbaux
                              									in Paris (D. R. P. Kl. 55 Nr. 34704 vom 24. December 1884) behaupten, daſs beim
                              									Bleichen von Faserstoffen mit Chlorkalk dieselben stark angegriffen würden, daſs
                              									dabei eigenthümliche Temperatur- und Elektricitätsentwickelungen auftreten. Dies
                              									soll dadurch vermieden werden, daſs dem Bleichbade Kochsalz zugesetzt wird. 15 bis
                              									50 Th. Chlorkalk, mit 85 bis 50 Th. Chlornatrium gemischt, sollen besser wirken als
                              									100 Th. Chlorkalk. – Bestätigung bleibt abzuwarten.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Leder (Patentklasse 28).
                           Nach L. Starck in Mainz (D. R. P. Nr. 32504 vom 21.
                                 									November 1884) werden die zur Herstellung von Stiefelschäften, Helmen u. dgl.
                              									bestimmten Hautstücke vor der Gerbung entsprechend geformt und dann mit den Formen zusammen in bekannter Weise gegerbt.
                           L. Jellinek in Prag (D. R. P. Nr. 32510 vom 8. Januar
                                 									1885) läſst zur Herstellung einer Beize für
                                 										Handschuhleder Knochenmehl zunächst mit lauem Wasser mehrmals auswaschen
                              									und dann mit einem Zusätze von Weizenmehl, Soda und Wasser 3 Monate lang stehen,
                              									während welchen Zeitraumes täglich ein kürzeres Umrühren zu geschehen hat. Die so
                              									erhaltene Masse wird an Stelle der Excremente von Hunden, Tauben u. dgl.
                              									verwendet.
                           Nach C. Kästner in Magdeburg (D. R. P. Nr. 32282 vom 20.
                                 									December 1884) wird die in gewöhnlicher Weise vorbereitete Haut in einer Lösung von
                              									Alaun und Kochsalz alaungar gegerbt, dann getrocknet
                              									und gereckt. Durch das Trocknen muſs das Wasser möglichst aus dem Leder entfernt
                              									werden. Hierauf wird das Leder in einer Lösung von Gerbstoff in absolutem Alkohol
                              									fertig gegerbt, wobei man sich drehbarer Trommeln bedient. Man wäscht dann das Leder
                              									im Walkfasse mit warmem Wasser aus, wobei der Alaun und das Kochsalz ausgewaschen
                              									werden, tönt durch eine Lösung von Fichtenlohe in Wasser und richtet das Leder in
                              									gewöhnlicher Weise zu.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Champagnerbier.
                           Nach A. Erhard (Zeitschrift für
                                 										das gesammte Brauwesen, 1885 S. 485) ist das Bier in Frankreich meist
                              									schlecht, arm an Kohlensäure und liegt wie Blei im Magen. Er empfiehlt nun die
                              									Herstellung von sogen. ChampagnerbierW. Teltscher in Breslau (Erl. D. R. P. Kl. 6 Nr.
                                    											25195 vom 6. Mai 1883) hat hierzu den Vorschlag gemacht, untergähriges,
                                    											lagerreifes und Kräusenbier zu mischen.: Helles gutes Bier wird
                              									bis auf etwa 1° abgekühlt, damit sich Glutin und ähnliche Stoffe ausscheiden; dann
                              									wird für je 1l Bier 0,8 bis 1g reiner Zucker zugesetzt, um den Geschmack zu
                              									verbessern und die Schaumhaltung zu vergröſsern; nun wird unter einem Drucke von 3
                              									bis 3at,5 mit Kohlensäure gesättigt (am besten
                              									flüssige Kohlensäure von Kunheim und Comp. in Berlin),
                              									in bekannter Weise auf Flaschen gefüllt, diese gut verkorkt und verschnürt etwa 8
                              									Tage liegend in einem kalten Keller aufbewahrt und kann dann wie Champagner
                              									getrunken werden.
                           
                        
                           Zur Verwendung der Salicylsäure in der Brauerei.
                           Die Frage, ob Salicylsäure in der Brauerei verwendet werden darf, wird noch immer
                              									sehr verschieden beurtheilt (vgl. 1885 256 423). Nach Willemer (Zeitschrift für das
                                 										gesammte Brauwesen, 1885 S. 90) kann ihre Verwendung in den Bierbrauereien
                              									Bayerns lediglich vom Standpunkte des Malzaufschlaggesetzes aus beanstandet
                              									werden.
                           H. Vogel (daselbst S. 197) unterscheidet, ob Bier mit
                              									Salicylsäure versetzt ist, damit es gesund bleibt, oder
                              									ob bereits krankes Bier nothdürftig durch Salicylsäure zum Genüsse hergerichtet wird. Nur im letzteren Falle liegt eine
                              									gewinnsüchtige Täuschung des Publicums vor.
                           Nach E. Prior (Denkschrift
                                 										betreffend die Verwendung der Salicylsäure in der bayerischen Bierbrauerei.
                              									Würzburg 1886) ist es nachgewiesen, daſs die Salicylsäure in der Mälzerei, dem
                              									Sudverfahren, zur Conservirung der Hefe, zur Regelung der Gährung und Haltbarmachung
                              									der Biere für das Brauwesen ein willkommenes Hilfsmittel bietet. Namentlich für die
                              									Erhaltung leichter und billiger Biere, sowie zur Haltbarmachung der für den
                              									überseeischen Transport (vgl. 1885 256 424) bestimmten
                              									Biere soll Salicylsäure durchaus unentbehrlich sein.
                           Die dem Getreide beim Mälzen zugegebene Salicylsäure wird gröſsentheils mit dem
                              									Weichwasser ausgewaschen, der Rest verflüchtigt sich beim Darren. Die der Würze
                              									zugesetzte Salicylsäure wird gröſstentheils bei der Gährung abgeschieden.
                           
                        
                           Vorkommen von Vanillin im Spargel.
                           E. O. v. Lippmann (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1885 S. 3335) hat im Spargel Vanillin
                              									und Coniferin aufgefunden. Diese Stoffe scheinen also im Pflanzenreiche allgemeiner
                              									verbreitet zu sein, als man meist annimmt.
                           
                        
                           Verfahren zum Reinigen von Paraffinöl.
                           Nach G. T. Beilby in Midcalder (Englisches Patent 1885
                              									Nr. 13446) wird das Paraffinöl mit Schwefelsäure, dann mit Natronlauge behandelt und
                              									schlieſslich mit einer Lösung von Natriumhydrat in Aethyl- oder Methylalkohol in
                              									geschlossenen Gefäſsen gemischt. Aus dem sich oben abscheidenden Oele sowie aus der
                              									die Verunreinigungen aufgenommenen Lauge wird nach geschehener Trennung der Alkohol
                              									durch Destillation wiedergewonnen. (Vgl. S. 191 d. Bd.)
                           
                        
                           Zur Verwendung von Kürbis in Spiritusbrennereien.
                           R. Ulbricht (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1885 Bd. 32 S. 231) fand für
                              									sogen. Herrenkürbis im Mittel folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Bestandtheile
                                 Frucht-schalen
                                 Frucht-fleisch
                                 Samen-gehäuse
                                 Samen-schalen
                                 Samen-inneres
                                 GanzeFrucht
                                 
                              
                                 Wasser
                                 83,5
                                 89,0
                                 90,6
                                 32,6
                                 24,7
                                 86,75
                                 
                              
                                 Proteïnstoffe
                                   2,0
                                   1,1
                                   1,7
                                 11,7
                                 27,3
                                 1,8
                                 
                              
                                 Fett
                                   0,6
                                   0,1
                                   0,2
                                   1,1
                                 38,9
                                 0,8
                                 
                              
                                 Stickstoff freie Nährstoffe
                                 10,5
                                   7,7
                                   5,2
                                 14,4
                                   4,2
                                   7,95
                                 
                              
                                 Rohfaser
                                   2,6
                                   1,3
                                   1,0
                                 39,6
                                   1,4
                                 1,8
                                 
                              
                                 Mineralstoffe
                                   0,8
                                   0,8
                                   1,3
                                   0,6
                                   3,5
                                 0,9
                                 
                              
                           100 Th. Saft des Fruchtfleisches verschiedener Kürbissorten
                              									enthalten 3,8 bis 8 Proc. Zucker.
                           Es wurden nun 185k Fruchtfleisch verschiedener
                              									besserer Kürbissorten zerrieben, zu 396l verdünnt,
                              									mit Hefe angestellt und nach der Gährung destillirt, wobei 610 Literprocent Alkohol
                              									erhalten wurden. Es wurden ferner 570k
                              									Fruchtfleisch verschiedener im botanischen Garten der Akademie zu Ung.-Altenburg
                              									erbauter Kürbissorten verarbeitet. Der Rohstoff wurde im Dämpffasse gedampft, dann
                              									mit Leichtigkeit auf einer Kartoffelquetsche in Brei verwandelt, dieser zu 624l verdünnt und mit Preishefe angestellt. Die
                              									während der Gährung stark verdickte Maische gab bei der nach 42 Stunden
                              									vorgenommenen Destillation 1182 Literprocent Alkohol oder 207 Literprocent für
                              										100k frisches Fruchtfleisch mit 10,6 Proc.
                              									Trockensubstanz und 1954 Literprocent für 100k
                              									Trockensubstanz.
                           Vor der Hand hat der Kürbis nur dadurch eine gewisse wirthschaftliche Bedeutung, daſs
                              									er ohne erhebliche Erzeugungskosten groſse Mengen eines bei geeigneter Verwendung
                              									wahrscheinlich beachtenswerthen Nahrungs- und Futtermittels liefert. Wenn und wo der
                              									Anbau des Kürbis für diese Zwecke oder – wenn weiter veredelt – als Material für den
                              										Brennereibetrieb angezeigt ist, dann gewinnt er
                              									durch den Oelgehalt seiner Samen noch weitere
                              									Bedeutung. In dieser Beziehung wäre es erwünscht, die Oelgewinnung durch Einführung
                              									einer Samenschälmaschine und durch fabrikmäſsige Verarbeitung mittels hydraulischer
                              									Pressen oder durch Extraction auf eine bessere Grundlage zu stellen und durch die
                              									Rückstände von der Oelbereitung die Gewinnung eines höchst werthvollen Kraftfuttermittels anzustreben.
                           100k entschälte Samen liefern 30 bis 35k eines trocknenden Oeles, welches frisch als Speiseöl verwendet wird.
                           
                        
                           
                           Ueber Umsetzung von Ammoniumchloridlösungen mit
                              									Calciumcarbonat.
                           Wie Fr. Teed im Journal of the
                                 										Society of Chemical Industry, 1885 S. 709 mittheilt, läſst sich aus
                              									verdünnten Chlorammoniumlösungen durch längeres Kochen mit Calciumcarbonat alles
                              									Ammoniak austreiben. Bei concentrirten Chlorammoniumlösungen ist dies aber, selbst
                              									wenn das Kochen 2 Tage lang fortgesetzt wird, nicht möglich. Verfasser fand, daſs,
                              									wenn man Ammoniumchloridlösung langsam durch einen mit Kalksteinstücken gefüllten
                              									Thurm flieſsen läſst, in welchen man unten Dampf einführt, alles Ammoniak als Gas
                              									entweicht. Dieser Prozeſs würde sich im Groſsen aber kaum bezahlen, da die
                              									Chlorammoniumlösungen sehr verdünnt sein müssen.
                           In vielen Ammoniaksodafabriken läſst man die
                              									Chlorammoniumlaugen vor der Destillation mit Kalk zur Austreibung des freien und an
                              									Kohlensäure gebundenen Ammoniaks durch einen Thurm flieſsen, in welchen man Dampf
                              									einströmen läſst. Teed schlägt vor, diesen Thurm mit
                              									Kalksteinstücken anstatt, wie es gewöhnlich geschieht, mit unangreifbaren Stoffen zu
                              									füllen; dabei würde jedenfalls schon ein bedeutender Theil des an Salzsäure
                              									gebundenen Ammoniaks in Freiheit gesetzt. Man würde sich dadurch theilweise das
                              									Brennen des Kalkes und das Pumpen der Kohlensäure ersparen.
                           
                        
                           Zur Bromirung und Jodirung organischer Stoffe.
                           Nach Versuchen von A. Scheufelen (Liebig's Annalen, 1885 Bd. 231 S. 152) können
                              									Eisenbromür, Eisenbromid und Eisenchlorid als Bromüberträger empfohlen werden. Läſst
                              									man Brom auf Nitrobenzol und Eisenchlorid einwirken, so bildet sich Nitrobrombenzol,
                              									Eisenbromid, Bromwasserstoff und Chlorwasserstoff. In gleicher Weise verläuft die
                              									Reaction mit Benzol.
                           Nach L. Meyer (daselbst S. 195) eignet sich Eisenchlorid
                              									auch sehr gut, um Jod auf aromatische Verbindungen zu übertragen. Wird Benzol, Jod
                              									und Eisenchlorid im zugeschmolzenen Rohre auf 100° erhitzt, so erhält man Jodbenzol
                              									nach der Gleichung: 3C6H6 + 3J2 + FeCl3 = 3C6H5J
                              									+ 3HCl + FeJ2 + J.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Rosanilinfarbstoffen.
                           Nach Angabe der Farbwerke, vormals Meister, Lucius und
                                    										Brüning in Höchst a. M. (D. R. P. Kl. 22 Nr. 34607 vom 9. April 1884)
                              									erhält man Farbstoffe der Rosanilinreihe, wenn man Perchlorameisensäuremethyläther,
                              										CClO.OCCl3, in Gegenwart condensirender Mittel
                              									auf tertiäre aromatische Amine einwirken läſst. Bei Anwendung der tertiären Methyl-,
                              									Aethyl-, Isobutyl-, Amyl- und Benzylabkömmlinge vom Anilin, Orthotoluidin, α-Naphtylamin, β-Naphtylamin, Metaphenylendiamin, Orthoanisidin, Diphenylamin, Phenyl-α-Naphtylamin und α-Dinaphtylamin erhält man violette bis blaue Farbstoffe; beispielsweise liefert
                              									Dimethylanilin, Hexamethylviolett, Methyldiphenylamin einen sehr schönen blauen
                              									Farbstoff, dessen Basis das Triphenyltrimethylrosanilin ist.
                           In einem für Abkühlung und Heizung eingerichteten Gefäſse werden z.B. 25k Dimethylanilin mit 5k,5 Perchlorameisensäuremethyläther gemischt und dazu allmählich 12k Chlorzink eingetragen. Nach einiger Zeit wird
                              									die krystallinisch erstarrte Masse mit kaltem Wasser vom Chlorzink befreit und der
                              									Rückstand mit überschüssigem Alkali behandelt. Die abgeschiedene Farbstoffbase wird
                              									nach dem Waschen mit Wasser in Salzsäure gelöst und schlieſslich aus der filtrirten
                              									Lösung der Farbstoff mit Kochsalz gefällt.
                           
                        
                           Herstellung von Bronzefarben zum Zeugdruck.
                           Um nach Fr. Dietze in Mittweida (D. R. P. Kl. 8 Nr.
                                 									34532 vom 19. April 1885) Gewebe, Stoffe, Garn u. dgl. waschecht mit einer
                              									metallisch glänzenden Farbe zu bedrucken, wird ein Gemenge aus gekochtem Leinöl und
                              									Bronzepulver unter Zusatz eines Verdickungsmittels (Weizenstärke o. dgl.)
                              									benutzt.