| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 567 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Explosion eines Galloway-Kessels.
                           Ueber eine Kesselexplosion in der Appretur von Thomas und
                                 										Kitson in Leeds, bei welcher 2 Menschen ihr Leben verloren, und eine dritte
                              									Person schwer verletzt wurde, berichtet Engineering,
                              									1885 Bd. 40 * S. 332. Die Untersuchung zeigte, wie da und dort noch Dampfkessel von unwissenden
                              									und gewissenlosen Leuten behandelt werden. Ein sogen. Galloway-Kessel besaſs zwei
                              									innere Feuerungen, welche in ein weites elliptisches Rauchrohr mündeten. Dieses
                              									Rauchrohr, aus 5 Schüssen bestehend, war auf bekannte Weise durch 10 Querreihen
                              									kegelförmiger Röhren versteift, derart, daſs abwechselnd in diesen Reihen je 2 und 3
                              									Röhren standen. Als nach einiger Zeit die Flanschen des 3. Rohres in der 4. Reihe
                              									(vom Kesselende aus gezählt) zu lecken begannen, wurde das Rohr einfach weggenommen,
                              									und die Löcher im Rauchrohre mit runden Blechplatten verschlossen. Einige Zeit
                              									später geschah das Gleiche mit dem 3. Rohre der 8. Reihe und wieder etwas später
                              									auch mit dem 3. Rohre der 6. Reihe, so daſs nun an der betreffenden Seite die
                              									Absteifung fast auf die ganze Länge des Rauchrohres fehlte. Der Erfolg war, daſs
                              									sofort beim Anfeuern nach Vollzug der letzten Flickerei, als eben die Maschine
                              									angelassen werden sollte, das Rauchrohr an dieser Seite zusammengedrückt wurde und
                              									einen mächtigen Riſs erhielt, durch welchen das Wasser ausströmte, wodurch der
                              									Kesselwärter nebst einem zweiten Manne sofort getödtet wurde. Nach Angabe eines
                              									Zeugen hatte der Kesselschmied, als er nach Vornahme der Flickarbeit aus dem Kessel
                              									kam, gesagt, beim Anlassen des Kessels würde Decke und Boden des ovalen Rauchrohres
                              									sich ein- und auswärts bewegen wie ein Blasebalg; der Kesselwärter aber, welcher vom
                              									Besitzer zur Vornahme aller Ausbesserungen ermächtigt war, legte hierauf kein
                              									Gewicht und meldete auch dem Besitzer nichts davon. Der Kessel war versichert, aber
                              									seit April 1881 nicht untersucht, auch die Abänderungen des Kessels der
                              									Versicherungsgesellschaft nicht mitgetheilt worden. Bei der Herausnahme der ersten
                              									Röhre hatte der Kesselschmied zwar darauf hingewiesen, es sei nöthig, die Röhren zu
                              									ersetzen; allein diese Erklärung wurde nicht beachtet.
                           
                        
                           Ummantelte Schiffsschraube.
                           Um bei Schiffsschrauben eine Vergröſserung des Nutzeffectes herbeizuführen, wird nach
                              									dem Vorschlage von O. L. Kummer und Comp. in Dresden (*
                              									D. R. P. Kl. 65 Nr. 32622 vom 28. November 1884) die Schraube mit einem Mantel
                              									umgeben, welcher auf der inneren Fläche mit sich verjüngenden Schraubengängen
                              									versehen ist. Diese Gänge laufen der Schiffsschraube entgegen. Die durch diese Gänge
                              									der Gegenschraube gebildeten, nahezu geradlinigen, nach Umständen sich verengenden
                              									Kanäle sollen die Bewegung des Wassers beeinflussen, welches durch die Schraube in
                              									tangentialer Richtung nutzlos fortgeschleudert wird, und je nach der Steigung und
                              									Beschaffenheit der Gänge die so verloren gehende Kraft zerlegen, von welcher dann
                              									Theile noch als nutzwirkend für die Fortbewegung des Schiffes zur Geltung kommen
                              									können.
                           
                        
                           Nachweis von Beimengungen der Sisalfaser im
                              									Manilahanfe.
                           Seit mehreren Jahren wird von Sisal, dem Seehafen von
                              									Yutacan am Golfe von Mexiko, der Bast der groſsen amerikanischen Agave oder Aloe
                              									unter dem Namen Sisal eingeführt, welcher eine dem
                              									Manilahanfe auſserordentlich ähnliche Faser liefert und die vielfach dem letzteren
                              									bei der Herstellung von Seilen u.s.w. beigemengt wird, da sie billiger ist als
                              									dieser. Die Sisalfaser soll aber nur etwa halb so fest sein als Manilahanf und auch
                              									den Witterungseinflüssen weniger widerstehen. Nach dem Iron, 1885 Bd. 26 S. 343 kann man Beimengungen von Sisal im Manilahanfe
                              									dadurch nachweisen, daſs man einen Theil des betreffenden Taues auffasert und dann
                              									verbrennt. Reiner Manilahanf hinterläſst eine dunkle,
                              									grauschwarze Asche, reiner Sisal dagegen einen hellen,
                              									weiſslich grauen Rückstand; bei dem Gemenge beider hat man daher beide Farben in
                              									einer Art neben einander, welche im Aussehen an einen grau werdenden schwarzen Bart
                              									erinnert.
                           
                        
                           A. Cally und R. Carroy's Schuſszähler für mechanische
                              									Webstühle.
                           Zur Bestimmung der auf einem Webstuhle eingetragenen Schuſsfadenzahl werden meist
                              									einfache Hubzähler benutzt, deren Schalthebel mit einem bei jedem Schützenschlage
                              									eine Bewegung ausführenden Hebel des Webstuhles verbunden wird. Man erhält damit
                              									aber kein genaues Ergebniſs, da auch die Schützenschläge, wenn der Stuhl leer
                              									arbeitet, mitgezählt werden. Um nun für die durch den Hubzähler erhaltene Schuſszahl eine
                              									Controle zu haben, lassen A. Cally und R. Carroy in Elbeuf (* D. R. P. Kl. 86 Nr. 32358 vom
                                 									23. August 1884) in den Stoff einen andersfarbigen Kettenfaden mit einweben, welcher
                              									fast immer im Oberfache bleibt und nur nach einer bestimmten Anzahl Schuſs gebunden
                              									wird.
                           Wird also bei Bewegung des Webstuhles kein Schuſs eingetragen, so wird auch dieser
                              									Faden nicht gebunden und derselbe bleibt frei oben am Gewebe Hegen, obwohl der
                              									Hubzähler weiter steuert. Man hat also durch einen Vergleich mit den Ziffern am
                              									Hubzähler und dem Verlaufe des Controlfadens sofort ein Mittel, die Zeit des
                              									Leerganges des Webstuhles zu beurtheilen. Dieser farbige Controlfaden läuft durch
                              									eine Litze, welche für sich besonders an einem mit der Schaftmaschine in Verbindung
                              									stehenden Hebel angehängt ist, so daſs der Weber die Thätigkeit des Controlfadens
                              									nicht gut beeinflussen kann. Der Controlfaden wird entweder in der Randleiste
                              									eingewebt, in welcher er verbleiben kann, oder an sonst einer Stelle, wo er dann aus
                              									dem fertigen Gewebe ausgezogen wird. (Vgl. Elektrischer Controlapparat 1883 250 * 258.)
                           
                        
                           Herstellung von Wachspapier.
                           Zur Herstellung des zum Einschlagen von fetten und feuchten Körpern benutzten sogen.
                              										Wachspapieres führt Josiah
                                 										Jowitt in Stanley (Nordamerikanisches Patent Nr. 318911) das von einer
                              									Rolle kommende Papier durch einen Trog mit geschmolzenem Paraffin u. dgl. und nach
                              									Abstreifung des überschüssigen aufgenommenen Fettes zwischen einem beständig
                              									gekühlten Hohlwalzenpaare durch, wo das Fett erhärtet und geglättet wird. In dem
                              									Troge wird das Fett durch eine Dampfschlange flüssig erhalten und die Kühlung der
                              									Hohlwalzen erfolgt durch gepreſste Luft, welche zur Wärmeentziehung durch eine von
                              									Leitungen einer Kälteerzeugungsmaschine durchzogene Kammer getrieben wird. Nach dem
                              									Austritte aus dem Fettbade und vor dem Eintritte in die Kühlwalzen wird das Papier
                              									auch über eine mit Dampf geheizte Walze geleitet, wodurch ein besseres Eindringen
                              									des Fettes in das Papier befördert werden soll.
                           Abweichend hiervon ist ein von E. G. Sparks in Brooklyn
                              									(Nordamerikanisches Patent Nr. 326688) angegebener Apparat
                                 										zum Auftragen des Wachses u. dgl. auf das Papier, bei welchem dem letzteren
                              									namentlich ein glänzendes Aussehen gegeben werden soll.
                              									Zu beiden Seiten des senkrecht laufenden Papieres sind Behälter für das Wachs
                              									angeordnet, in denen das letztere wieder durch Dampfröhren flüssig erhalten wird.
                              									Gegen das Papier zu erhalten die Behälter über und neben einander vertheilt kurze
                              									Auslaufröhrchen, in welche Pinsel gesteckt werden. Die Pinsel saugen das Wachs an
                              									und übertragen es an das Papier, welches hierauf von schnell umlaufenden Bürsten
                              									walzen behandelt wird, um die bereits geronnene Wachsschicht zu glätten. Zur
                              									Regelung der Dicke der Wachsschicht pressen in den Auslaufröhrchen auf die Pinsel
                              									genau einstellbare Keile.
                           An Maschinen zum Wachsen oder Oelen von Papier hat die Patent
                                    										Waxed and Oiled Paper Company in London (* D. R. P. Kl. 55 Nr. 33506 vom
                                 									14. Juni 1885) ein heizbares Abstreichmesser
                              									angebracht. Bei der benutzten Maschine geht das aus dem Fettbade kommende Papier
                              									durch ein geheiztes Preſswalzenpaar und dann über das Abstreichmesser zur Kühlung.
                              									Das Abstreichmesser lenkt das Papier etwas aus seiner Bahn ab, so daſs das letztere
                              									in einem stumpfen Winkel über dasselbe zu liegen kommt, und besteht das
                              									Abstreichmesser aus einer Stahlschiene, welche in den Schlitz eines vom Dampfe
                              									durchströmten Rohres eingesetzt ist.
                           
                        
                           Herberts' Apparat zur Verwerthung flüssiger
                              									Kohlensäure.
                           Bei einem neueren Apparate zur Verwendung flüssiger Kohlensäure zum Treiben von
                              									Motoren von H. Herberts in Barmen (* D. R. P. Kl. 12
                              									Zusatz Nr. 33626 vom 15. März 1885, vgl. 1885 258 * 181)
                              									geht die Kohlensäure aus dem mit kohlensaurem Kalium oder Natrium gefüllten
                              									liegenden Kessel mit Rührwerk durch ein mit kochendem Wasser gefülltes Gefäſs zum
                              									Motor und durch ein Rohr in den Kessel zurück, um hier Bicarbonat zu bilden. Dieser
                              									Apparat ist leichter als der frühere. Auſserdem wird nach Herberts' Angabe auch noch eine gröſsere Wirkung durch den Motor erzielt,
                              									da durch die kochende
                              									Flüssigkeit in dem Wärmegefäſse die Kohlensäure sehr stark erwärmt wird und sich
                              									dadurch weiter ausdehnt. Durch die kochende Flüssigkeit werden keine besonderen
                              									Unkosten verursacht; denn an den Endstationen, wo das Bicarbonat wieder zersetzt und
                              									die Kohlensäure zu flüssiger Kohlensäure verdichtet wird, wobei Wärme frei wird,
                              									kann kochendes Wasser oder eine andere warme Flüssigkeit in genügender Menge
                              									gewonnen werden. Dieser Apparat läſst sich angeblich sowohl für Straßenbahnbetrieb, als auch in Bergwerken u.s.w. mit Vortheil anwenden.
                           Nach weiteren Vorschlägen soll das Wärmegefäſs wegfallen und zwischen dem
                              									Kohlensäurebehälter und dem liegenden Kessel ein Rohrsystem eingeschaltet werden,
                              									welches an den Wänden eines Theaters, Concertsaales, Wohn- oder Schlafzimmers
                              									angebracht ist, um die Luft in diesen Räumen zu kühlen. – Dieser Vorschlag wird
                              									praktisch kaum ausführbar sein, da entweder die beabsichtigte Kühlung im
                              									Verhältnisse zu den Anlagekosten zu unbedeutend ist, oder sich auf den Röhren Wasser
                              									niederschlagen wird, welches dann abtropft, was keinesfalls angenehm sein kann.
                           
                        
                           J. Cauderay's Meſsapparat für Ampère und Volt.
                           Um die Ungenauigkeiten zu umgehen, welche in gewöhnlichen Galvanoskopen die Wirkung
                              									von elektrischen Strömen und Magneten- auf einander verursacht, will Jul. Cauderay in Lausanne, Schweiz (* D. R. P. Kl. 21
                                 									Nr. 34100 vom 23. April 1885) als Meſsinstrument für Ampère und Volt eine kleine
                              									Dynamomaschine von besonderer Construction verwenden, die, je nachdem Ampère oder
                              									Volt gemessen werden sollen, mit dickem oder dünnem Draht bewickelt wird. Sobald der
                              									zu messende Strom durch die Maschine geht, wird sich der Anker der letzteren drehen;
                              									dabei muſs er aber eine Schnur um die Ankerachse wickeln und so eine mit der Schnur
                              									verbundene Spiralfeder spannen. Schlieſslich wird die Federspannung dem Zugvermögen
                              									des Stromes im Anker gleich werden, die Maschine steht dann still und ein an der
                              									Feder befestigter, auf einer Skala spielender Zeiger gibt jetzt die Stromstärke
                              									an.
                           
                        
                           M. Müthel's Neuerungen an Zink-Kohlen-Elementen.
                           In den Zink-Kohlen-Elementen von M. Müthel in Berlin (*
                              									D. R. P. Kl. 21 Nr. 34581 vom 1. Mai 1885) ist zunächst durch Weglassung der
                              									Thonzelle der innere Widerstand vermindert. Die Kohlenelektrode ist hohl und aus
                              									zwei mittels Chatterton-Mischung fest an einander gekitteten flachen Kästchen
                              									gebildet; sie steht aufrecht auf einem H-Porzellansteg und ihr zu beiden Seiten je
                              									eine gut amalgamirte Zinkplatte. Durch zwei Oeffnungen im oberen Rande der
                              									Kohlenelektrode sind zwei Röhrchen eingesetzt, ein bis zum Boden reichendes, durch
                              									das ein Gemisch von Salz- und Salpetersäure zuflieſst, und ein ganz kurzes, durch
                              									das die Flüssigkeit wieder abflieſst, aber langsamer, so daſs in dem Hohlraume der
                              									Elektrode immer ein gewisser Druck herrscht. Durch die stete Erneuerung der
                              									depolarisirenden Flüssigkeit im Hohlraume ist eine Abscheidung von Wasserstoff
                              									verhindert. Durch die Poren der Kohle hindurch dringt die Säure zum Zink in der zur
                              									Oxydation des Zinkes erforderlichen Menge. Es wird hauptsächlich eine Chlor
                              									entwickelnde Flüssigkeit benutzt, da diese leicht selbst durch eine 3 bis 5mm dicke Kohle diffundirt. Auch reines Chlorgas
                              									könnte in ganz gleicher Weise durch die Kohlenelektrode geleitet werden, wobei dann
                              									der Hohlraum mit einer gut leitenden Flüssigkeit, z.B. Salzsäure, zu füllen wäre. In
                              									ähnlicher Weise kann man auch die Kohle und das (zweckmäſsig amalgamirte) Zink ohne
                              									Scheidewand in ein mit einer Erregungsflüssigkeit (verdünnte Schwefelsäure,
                              									Bichromatlösung u. dgl.) gefülltes luftdicht geschlossenes Gefäſs stellen und in die
                              									Kohle umgebende Flüssigkeit einen ganz mäſsigen Chlorstrom einleiten.
                           
                        
                           Verbinden von Kesselwänden mit Bleiplatten für
                              									Sulfitstoffkessel u. dgl.
                           Nach E. Baron Ritter und C.
                                    										Kellner in Podgora bei Görz (D. R. P. Kl. 48 Nr. 34074 vom 18. December
                                 									1884) werden die Kesselwände zunächst mit einer unter 170° schmelzenden Legirung
                              									überzogen und dann mit Bleiblech bekleidet, welches mit dergleichen Legirung
                              									überdeckt ist, Das Blech wird fest angeschlagen, mit der Legirungsseite gegen die
                              									gleichfalls mit Legirung überzogene Gefäſswand, worauf die Ränder verlöthet
                              									werden.
                           Hierauf wird das Gefäſs geschlossen und trockener, am besten überhitzter Dampf von
                              									wenigstens 5at eingeleitet und einige Stunden
                              									darin gelassen. Der Dampf soll das Blei noch geschmeidiger machen und dasselbe
                              									vermöge seiner Spannung fest gegen die Wandungen des Gefäſses pressen, so daſs die
                              									jetzt schmelzende Legirung der Bleifläche mit derjenigen der Eisenfläche
                              									zusammenflieſst. (Vgl. Suckow bezieh. Makin 1885 256 142. 258 318.)
                           
                        
                           Ueber die Werthbestimmung von Gaskohle.
                           W. L. Wright bespricht in einer längeren Abhandlung im
                              										Journal of the Society of Chemical Industry, 1885
                              									S. 656 die Prüfung von Gaskohlen und unterscheidet: 1) Laboratoriumsanalyse zur
                              									Bestimmung von Feuchtigkeit, flüchtigen Bestandtheilen, Koke und Schwefel und 2)
                              									praktische Untersuchung durch Destillation in einer kleinen Eisenretorte oder in
                              									Thonretorten, welche mit den nöthigen Kühlapparaten versehen sind.
                           Die einfache Bestimmung der Bestandtheile der Kohlen gibt wenig Anhaltspunkte über
                              									die aus der Kohle im Groſsen zu erwartende Gasausbeute. Von gröſserer Wichtigkeit
                              									für den Leuchtgasfabrikanten ist die Prüfung der Kohle durch Destillation. Wenn
                              									dieselbe im Kleinen in eisernen Retorten ausgeführt wird, so sind die Ergebnisse
                              									aber auch nur annähernd richtig.
                           Da bei diesen Versuchen aller Verlust leicht vermieden werden kann, sind die
                              									Ausbeuten gewöhnlich etwas höher als die nachher im Groſsen erhaltenen. Man bestimmt
                              									das Volumen des Leuchtgases, dessen Leuchtkraft und die Kokesausbeute. Da die Gase
                              									in den Röhren nicht vollkommen von Ammoniak und Theer befreit werden, lassen sich
                              									letztere nicht genau bestimmen. Für groſse Gasfabriken ist eine noch genauere
                              									Kenntniſs der Kohlen, als sie obiges Verfahren liefert, von höchster Wichtigkeit.
                              									Die Gasfabrik in Nottingham hat deshalb eine eigene kleine Gasfabrik zu
                              									Destillationsversuchen im gröſseren Maſsstabe errichtet. Mehrere Retortenöfen wurden
                              									mit eigenen Waschthürmen, Gasreinigern und einem Gasometer verbunden. Während der
                              									Zeit, in welcher keine Versuche ausgeführt wurden, können die Gase wie früher durch
                              									die groſsen Absorptionsapparate in den groſsen Gasometer geleitet werden. Die
                              									einzelnen Versuche dauern durchschnittlich eine Woche. Die Leuchtgasmenge, Kokes,
                              									Theer und Ammoniak werden täglich bestimmt. Die so erhaltenen Ausbeuten stimmen sehr
                              									genau mit den nachher beim regelmäſsigen Arbeiten erhaltenen Ausbeuten überein.
                           
                        
                           Zur Behandlung von Kartoffelpreſslingen.
                           Nach L. Virneisel in Miltenberg (D. R. P. Kl. 89 Nr.
                                 									34211 vom 27. Juli 1884) werden die zur Herstellung von Dextrose bestimmten
                              									Kartoffeln gewaschen, gerieben, in einer Filterpresse abgepreſst und mit einer
                              									dünnen Lösung von Calciumbisulfit ausgewaschen. Die so erhaltenen Preſskuchen werden
                              									getrocknet aufbewahrt.
                           
                        
                           Ueber Gerbholzextracte.
                           Die Extracte von Kastanienholz und Eichenholz
                              									unterscheiden sich, wie J. Meerkatz im Gerber, 1885 S. 193 angibt, dadurch, daſs ersteres mit
                              									schwach gelbem Schwefelammonium einen Niederschlag und eine bläulich rothe
                              									Flüssigkeit, Eichenholzextract aber einen helleren Niederschlag und eine gelbe
                              									Flüssigkeit gibt. Gegen Brom verhalten sich beide Extracte gleich.
                           Nach W. Eitner (daselbst S. 205) wird in der
                              									Gerbholzextractfabrik in Zupanje, Slavonien, Eichenholz in der bei Farbhölzern
                              									gebräuchlichen Art zerkleinert, dann in 10 offenen Bottichen von je 4m Durchmesser und 3m Höhe, wovon je 5 zu einer Batterie vereinigt sind, heiſs ausgelaugt. Das
                              									ausgelaugte Holz dient zum Heizen der Dampfkessel, die Lösung wird mit Ochsenblut
                              									geklärt und unter Luftverdünnung eingedampft.
                           
                        
                           Ueber die Einwirkung der Düngemittel auf die Keimung.
                           Nach Versuchen von M. Jarius (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1885 Bd. 32 S. 161) sind die
                              									Salze, welche in den gebräuchlichen künstlichen Düngemitteln enthalten sind, schon dadurch
                              									nützlich, daſs sie die Keimung des Samenkornes wesentlich begünstigen. Die
                              									verwendeten Düngesalze werden stets eine günstige Wirkung äuſsern, wenn nur
                              									vermieden wird, daſs die Samen mit den ausgestreuten Salzen in unmittelbare
                              									Berührung kommen, da dann leicht eine stärkere Lösung entsteht und diese die Samen
                              									in der Keimkraft schädigt. Deshalb sind die Salze nach dem Ausstreuen zunächst mit
                              									dem Boden durch Eggen zu mischen und alsdann erst die Samen auszusäen.
                           
                        
                           Ueber Lanolin.
                           Bekanntlich besteht Wollfett nach den Untersuchungen von F.
                                 										Hartmann (1874 214 174) und E. Schulze (1879 232 578)
                              									wesentlich aus Cholestearin und Isocholestearin nebst freien Fettsäuren. Neuerdings
                              									wird nun von Jaffé und Darmstädter in Charlottenburg gereinigtes, völlig neutrales Wollfett unter
                              									dem Namen „Lanolin“ in den Handel gebracht, welches namentlich für Pomaden, Salben u. dgl. verwendet wird. – Löst man eine
                              									Probe in Essigsäureanhydrid und fügt einige Tropfen Schwefelsäure zu, so färbt sich
                              									die Lösung schön grün.
                           
                        
                           Zur Prüfung auf Flüchtigkeit.
                           Um Wasser, Lösungen u. dgl. auf etwaigen Gehalt an nichtflüchtigen Stoffen zu prüfen,
                              									erhitzt G. A. Ziegler (Pharmaceutische Centralhalle, 1886 S. 31) einen Platintiegeldeckel zum
                              									Glühen und läſst dann mittels einer Pipette die zu untersuchende Probe so
                              									auftropfen, daſs sie in Form des Leidenfrost'schen
                              									Tropfens verdunstet. Da die nichtflüchtigen Stoffe auf einer kleinen Stelle
                              									zurückbleiben, so ist dieses Verfahren sehr empfindlich.
                           
                        
                           Ueber die Werthbestimmung roher Steinkohlentheernaphta.
                           Die Steinkohlentheernaphta wird gewöhnlich durch Destillation aus tubulirten Retorten
                              									mit in die Flüssigkeit eintauchendem Thermometer geprüft. Der bis 120° destillirende
                              									Theil beträgt durchschnittlich 30 Proc. und wird diese Zusammensetzung daher
                              									gewöhnlich auch als Grundlage für Kauf und Verkauf von Naphta angenommen. G. E. Davis macht im Journal of
                                 										the Society of Chemical Industry, 1885 S. 645 darauf aufmerksam, daſs diese
                              									Prüfungsweise nicht befriedigend ist. Der Werth der Rohnaphta ist bedingt durch
                              									ihren Gehalt an Benzol, Toluol und Solvent naphta. Die einfache Destillation gibt
                              									aber weder Aufschluſs über den verhältniſsmäſsigen Gehalt an diesen Verbindungen,
                              									noch über die nachher im Groſsen erzielte Ausbeute an nieder siedenden
                              									Kohlenwasserstoffen. Viele derselben werden durch das im Groſsen vorgenommene
                              									Waschen mit Alkali und Säure entfernt. Davis beschreibt
                              									folgendes Verfahren, welches genaue Zahlen liefert: 200cc Rohnaphta werden mit 20cc
                              									concentrirter Schwefelsäure in einem 300cc
                              									haltigen Scheidetrichter 5 Minuten lang geschüttelt. Dann läſst man nach dem
                              									Absetzen die Säure sorgfältig ablaufen und wäscht zwei Mal mit je 30cc Wasser. Nachher fügt man 30cc Aetznatronlauge (1,06 sp. G.) zu der Naphta und
                              									wäscht wieder mit Wasser aus. Durch Messen der rückständigen Naphta bestimmt man die
                              									in Säure und Alkalien löslichen Bestandtheile. Dann wird die Hälfte der gereinigten
                              									Naphta in einem mit einer Henninger'- oder Glinsky'schen Röhre versehenen Kolben destillirt. Dabei
                              									wird die Destillation so geleitet, daſs alle 2 Secunden ein Tropfen fällt. Der bis
                              									120° übergehende Theil wird getrennt aufgefangen und ebenso der Theil von 120 bis
                              									1700. Die erste Fraction besteht wesentlich aus Benzol und Toluol, die zweite ist
                              									sogen. Solvent naphta. Dieses Verfahren gestattet eine bedeutend sicherere Schätzung
                              									des Werthes von Rohnaphta.