| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 332 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Abschleifbare Druckplatten zu dauernder Benutzung für ein
                              									Muster ohne Nachgravirung.
                           Bei der Nachahmung von Marmor, Holzmaser u. dgl. auf Papier wird das in Stein geätzte Muster mit Farbe
                              									gefüllt und von einer elastischen Walze abgenommen und auf die zu bedruckende Fläche
                              									übertragen. Je geringer nun die Tiefe des Musters ist, je weniger Farbe dasselbe
                              									also aufnehmen kann, desto feiner und zarter fällt die Uebertragung aus. Da sich
                              									jedoch die erhabenen Stellen des Musters abnutzen, so ist es nicht gut möglich, die
                              									Musterplatte für eine gröſsere Anzahl guter Uebertragungen zu verwenden. Es muſs
                              									daher das Muster in der Platte von Zeit zu Zeit nachgravirt werden, wobei jedoch die
                              									Umrisse sehr leiden und im Abdrucke dann unrein ausfallen. Um diese Uebelstände zu
                              									vermeiden, bringt G. Großheim in Elberfeld (D. R. P. Kl.
                                 										15 Nr. 34066 vom 27. Mai 1885) Musterplatten in Vorschlag, welche das
                              									Muster beliebig tief eingeätzt erhalten. Dieses tiefe Muster wird dann mit einer
                              									Masse, welche weicher als die Platte ist, ausgefüllt. Durch ein Ueberstreichen der
                              									Platte mit einem geeigneten Messer wird von dieser Masse so viel abgehoben, um eine
                              									genügende Tiefe für die richtige Farbeaufnahme zu erhalten und diese Tiefe also auch
                              									bei Abnutzung der Platte immer wieder herzustellen.
                           
                        
                           Ferrenholtz's Verfahren zur Herstellung furnürter
                              									Bretter.
                           Nach dem Verfahren von J. Ferrenholtz in Wesseling
                                 										a. Rh. (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 34025 vom 25. Juni
                                 										1885) wird die Verblendung nicht nach Art einer Furnür auf die Unterlage
                              									gelegt und geleimt, sondern es wird das Brett für die Verblendung zwischen zwei
                              									Unterlagbretter gebracht, mit beiden verleimt und sodann mit der Säge auf die halbe
                              									Stärke durchschnitten. Es werden also auf diese Weise zwei furnürte Bretter
                              									erhalten. Gleichzeitig wird auf diesem Wege die Schwierigkeit der Verleimung der
                              									bisher verwendeten Furnüre geringer Stärke, wie auch die Erzeugung dünner Furnüre
                              									selbst umgangen.
                           Werden mehrere Schichten von Unterlaghölzern doppelter Stärke mit Verblendhölzern
                              									abwechselnd auf einander geleimt und dann auf der Gattersäge die Verblendhölzer in
                              									der Mitte in einem Durchgange getrennt, so stellt sich die Erzeugung der furnürten
                              									Bretter noch billiger, da hier das Verleimen und Spalten mehrerer Bretter auf einmal
                              									erfolgt.
                           Auch ist das Verfahren geeignet, parquettartige Muster darzustellen, etwa dadurch,
                              									daſs die Zwischenlage (das Verblendholz) aus schmäleren Brettern gleicher oder
                              									verschiedener Gattung gewählt, oder aus schräg oder rechtwinklig abgeschnittenen
                              									Brettstücken gebildet wird.
                           
                        
                           Fernschreibapparat mit Preſswasserbetrieb.
                           Zur Uebertragung von mit der Hand ausgeführten Schrift- oder Zeichenbewegungen auf
                              									einen entfernt befindlichen Schreibstift will Th. Thubini in
                              										London (* D.
                                 										R. P. Kl. 15 Nr. 34533 vom 25. April 1885) die Unzusammendrückbarkeit von
                              									Flüssigkeiten benutzen. Die von der Hand ausgeführten Bewegungen werden mittels
                              									eines Hebels in die entgegengesetzt zu einander erfolgenden Verschiebungen zweier
                              									durch Gelenkstange verbundener Kolben umgesetzt; mit den Cylindern dieser Kolben
                              									stehen durch Rohrleitungen zwei gleiche Cylinder in Verbindung, deren Kolben somit
                              									durch die zwischen denselben und den ersten Kolben geschaltete Flüssigkeit die
                              									Bewegungen dieser letzteren Kolben in entgegengesetztem Sinne ausführen. Die zweiten
                              									Kolben sind wieder unter einander mittels einer Gelenkstange verbunden und an dieser
                              									sitzt an einem Arme der Schreibstift. Mit der Gelenkstange kann der Schreibstift
                              									auch durch einen Storchschnabel verbunden werden.
                           
                        
                           
                           Elektrische Beleuchtung von Eisenbahnzügen.
                           Nach den Mittheilungen, welche der Oberingenieur W.
                                 										Stroudley der London, Brighton and South Coast Railway in der Londoner Institution of Civil Engineers gemacht hat (vgl. Annales industrielles, 1886 Bd. 1 * S. 461), läuft auf
                              									der genannten Bahn zwischen der Victoria-Station in London und Brighton schon seit
                              									längerer Zeit ein Zug aus Pullman'schen Salonwagen,
                              									welcher durch Accumulatoren mittels Glühlampen erleuchtet wird; die Accumulatoren
                              									werden in der Station mit einer von einer Gasmaschine getriebenen Dynamomaschine
                              									geladen. Wenn dies auch bei einem einzelnen Zuge zweckmäſsig ist, so läſst es doch
                              									eine allgemeine Anwendung nicht zu. Daher haben Stroudley und der Elektriker Houghton der
                              									Bahngesellschaft eine Einrichtung getroffen, daſs die Elektricität während der Fahrt
                              									erzeugt wird. In einem Packwagen ist dazu eine Dynamomaschine angebracht und so viel
                              									Accumulatoren, daſs dieselben während des Stillstandes des Zuges die Beleuchtung zu
                              									unterhalten vermögen. Die Bewegung wird der Dynamomaschine von einer unter dem Wagen
                              									befindlichen Welle aus ertheilt, welche von einer der Wagenachsen getrieben wird; um
                              									störende Zufälle möglichst hintanzuhalten, wird jede der beiden Uebertragungen durch
                              										zwei Riemen bewirkt. Um die Riemen entsprechend
                              									gespannt erhalten zu können, ist die Welle parallel verstellbar gemacht und zwar
                              									durch zwei Schrauben, welche mittels zweier an den Spindeln angebrachter
                              									Schraubenräder von zwei auf einer und derselben Achse angebrachten Schrauben ohne
                              									Ende zugleich umgedreht werden können und zwar von jeder Langseite des Wagens
                              									aus.
                           Die Lichtkabel laufen auf dem Wagendache in einer mit zwei Längsfurchen versehenen
                              									Holzleiste. An jedem Wagenende hängen sie entsprechend tief herab, so daſs sie
                              									bequem mittels Feder- und Gleitkuppelungen verbunden werden können. Jede
                              									Wagenabtheilung (Coupé) hat zwei Lampen, welche jedoch getrennte Zuleitungen
                              									besitzen und dadurch von einander unabhängig gemacht sind.
                           Die jetzt benutzten Brush-Dynamomaschinen haben 45 Volt elektromotorische Kraft und
                              									liefern höchstens einen Strom von 56 Ampère; ihre zwei Paar Bürsten sind auf einem
                              									drehbaren Hebel angebracht und berühren in ihrer ordnungsgemäſsen Lage den
                              									Stromsammler nicht. Das eine Paar nimmt den Strom bei der einen, das andere bei der
                              									anderen Fahrtrichtung auf. Wenn die Achse der Dynamomaschine zu laufen anfängt,
                              									ertheilt sie durch eine geeignete Hebel- und Riemenübertragung dem Hebel mit den
                              									Bürsten eine kleine Drehung in dem einen oder dem anderen Sinne, so daſs gerade das
                              									richtige Bürstenpaar zur Wirkung kommt.
                           Die selbstthätige Contactschlieſsung vermittelt ein Quecksilbergefäſs, welches an
                              									jedem Ende eine aufsteigende Röhre besitzt; in dem Gefäſse befindet sich eine kleine
                              									Schraube mit steilem Gange, welche von der Achse der Dynamomaschine aus in Umdrehung
                              									versetzt wird, je nach der Drehrichtung das Quecksilber in der einen oder der
                              									anderen Röhre emporsteigen macht, bis es bei ausreichender Geschwindigkeit eine
                              									stellbare Contactschraube erreicht und dadurch den Nebenschluſs der Dynamomaschine
                              									schlieſst; die nun eintretende Erregung des magnetischen Feldes veranlaſst mittels
                              									des Ankers eines Elektromagnetes die schon erwähnte Drehung des Hebels mit den
                              									Bürstenpaaren und schlieſst, wenn das betreffende Bürstenpaar den Stromsammler
                              									berührt, den Haupt- oder Arbeitsstromkreis behufs Ladung der Accumulatoren.
                              									Vermindert sich die Geschwindigkeit des Zuges und der Dynamomaschine, so sinkt das
                              									Quecksilber, der Nebenschluſs öffnet sich, der Elektromagnetanker fällt ab, die
                              									Bürsten gehen vom Sammler weg und der Hauptstromkreis wird unterbrochen.
                           Wenn der Zug fährt und die Lampen sollen brennen, so speist der Dynamostrom die
                              									Lampen und die Accumulatoren dienen nur als Regulatoren; schaltet sich die
                              									Dynamomaschine aus, so liefern die Accumulatoren den Strom für die Lampen; erzeugt
                              									die Dynamomaschine Strom im Ueberflusse, so wird der Ueberschuſs in den
                              									Accumulatoren aufgespeichert.
                           In einem aus 11 Wagen bestehenden Zuge der genannten Bahn sind 32 Glühlampen zu 16
                              									Kerzen; dieselben verbrauchen 40 Ampère. Die Accumulatoren, geladen auf 500 Ampère, können
                              									die Lampen 8 Stunden speisen. Der Zug ist seit December 1883 in Thätigkeit und hat
                              									in den ersten 11 Monaten 2352 Fahrten gemacht und 43700km durchlaufen. Ein anderer in gleicher Weise ausgerüsteter Zug auf der
                              										South Eastern Railway hat einen noch gröſseren Weg
                              									zurückgelegt.
                           Der Betrieb ist ganz befriedigend: die Apparate arbeiten wochenlang ohne andere
                              									Nachhilfe als Schmieren; schlieſslich muſs einmal die Bürstenstellung geregelt
                              									werden, was in 5 Minuten geschehen ist. Die ganze Ausrüstung wiegt etwa 2t.
                           
                        
                           Hartmann und Braun's Mikrophoncontact.
                           Wenn die Politur der Berührungsstelle eines Mikrophons gelitten hat, so arbeitet das
                              									Mikrophon nicht mehr gut. Um nun, wenn dies eintritt, durch eine kleine Drehung des
                              									einen Contacttheiles eine frische, gut polirte Contactstelle unter den pendelnden
                              									Contact bringen zu können, ordnen Hartmann und Braun in
                              										Bockenheim-Frankfurt a. M. (*
                              										D. R. P. Kl. 21 Nr. 34639 vom 28. Juli 1885) die
                              									Contacte so an, daſs der an der schwingenden Platte befestigte Kohlencontact von dem
                              									pendelnden Platin- oder Kohlencontacte excentrisch berührt wird und sich mittels
                              									eines Schraubenkopfes drehen läſst.
                           
                        
                           Zusammensetzung einer Hochofenschlacke.
                           Hochofenschlacke vom Hüttenwerke Betlér in Ungarn enthielt nach F. Lipp (Berg- und
                                 										Hüttenmännisches Jahrbuch, 1886 S. 15):
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 50,13
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   9,61
                                 
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                   3,63
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                   1,35
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                 15,00
                                 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 16,56
                                 
                                 
                              
                                 Kali
                                   1,34
                                 
                                 
                              
                                 Natron
                                   1,15
                                 
                                 
                              
                                 Lithion
                                 Spuren
                                 
                                 
                              
                                 Schwefelcalcium
                                   1,05
                                 
                                 
                              
                                 Kalkphosphat
                                   0,11
                                 
                                 
                              
                           
                        
                           Zur Lage der Rübenzuckerindustrie.
                           Die gesammte Zuckererzeugung aller Länder beträgt
                              									abgerundet:
                           
                              
                                 
                                 1885/86
                                 1884/85
                                 1883/84
                                 
                              
                                 Rohrzucker
                                  2220000t
                                  2162000t
                                  2132000t
                                 
                              
                                 Rübenzucker
                                 2080000
                                 2557000
                                 2361000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 ––––––––
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                  4300000t
                                  4719000t
                                  4493000t
                                 
                              
                           Dazu kommen 1884/85 noch etwa 26000t Ahornzucker und 2000t Sorghumzucker.
                           Im J. 1884/85 wurde fast die Hälfte des gesammten Rübenzuckers von Deutschland geliefert, wie nachfolgende
                              									Zusammenstellung ergibt. Dieselbe zeigt die allmähliche Entwicklung der deutschen
                              									Rübenzuckerindustrie und zwar wurden die Jahre ausgewählt, in denen die Rübensteuer
                              									eingeführt bezieh. geändert wurde:
                           
                              
                                 Betriebsjahr
                                 Zahl derFabriken
                                 Steuerfür 100kRüben
                                 Rohzucker-erzeugung
                                 1 Th. RohzuckererforderteRüben
                                 Durchschnitt-lich lieferte
                                    											jedeFabrikRohzucker
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Pf.
                                 t
                                 
                                 t
                                 
                              
                                 1836/37
                                 122
                                     0
                                       1408
                                 18,0
                                     11
                                 
                              
                                 1840/41
                                 145
                                     5
                                     14205
                                 17,0
                                     98
                                 
                              
                                 1841/42
                                 135
                                   10
                                     15741
                                 16,3
                                   117
                                 
                              
                                 1844/45
                                   98
                                   30
                                     12968
                                 15,0
                                   132
                                 
                              
                                 1850/51
                                 184
                                   60
                                     53349
                                 13,8
                                   290
                                 
                              
                                 1853/54
                                 227
                                 120
                                     71038
                                 13,0
                                   313
                                 
                              
                                 1858/59
                                 257
                                 150
                                   144364
                                 12,7
                                   562
                                 
                              
                                 1869/70
                                 296
                                 160
                                   217192
                                 11,9
                                   734
                                 
                              
                                 1884/85
                                 408
                                 160
                                 1122030
                                   9,2
                                 2753
                                 
                              
                           
                           Anfangs wirkte somit die Besteuerung des Rübenzuckers hemmend auf die Entwicklung der
                              									Industrie; dann aber war sie die Veranlassung, daſs an Zucker möglichst reiche Rüben gebaut und daſs die Erzeugung auf möglichst hohe Ausbeuten eingerichtet wurde. Dem
                              									entsprechend fiel der Rübenbedarf von 18 auf 9 Th. für 1 Th. Zucker. (Vgl. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1886 S.
                              									329.)
                           Die Zuckerfabrik Soest erzielte 1884/85, auf Rüben
                              									berechnet, 13,5 Proc. Füllmasse. Die Ausbeute betrug an erstem Product 9,12 Proc.
                              									und 1,95 Proc. an Nachproducten, so daſs 100 Th. Rüben 11,07 Th. Zucker ergaben. Die
                              									Polarisation des ersten Productes nach den Ausfallproben beim Verkaufe ergab als
                              									Durchschnitt 95,15 Proc., mit einem Aschengehalte von 1 Proc. Insgesammt wurden
                              										2448t,6 Zucker verkauft und dafür 975215,15 M.
                              									gelöst, so daſs sich ein Durchschnittspreis für 100k von 39,82 M. (baar nach Abzug des Sconto) ergibt. Die Verluste an
                              									Zucker, auf Rüben berechnet betrugen in den ausgelaugten Schnitzeln 0,33 Proc., im
                              									Druckwasser der Diffusion 0,04 Proc., im Absüſswasser der Filtration 0,03 Proc., im
                              									Scheideschlamm 0,04 Proc., zusammen 0,44 Proc Die verarbeiteten Rüben wurden im
                              									Durchschnitte mit 198,106 Pf. bezahlt. Die eigentlichen Betriebsunkosten
                              									einschlieſslich der Abschreibungen gibt der Bericht auf 50k Rüben folgendermaſsen an:
                           
                              
                                 Feuerung
                                 12,482
                                 Pf.
                                 Uebertrag
                                 39,105
                                 Pf.
                                 
                              
                                 Knochenkohle
                                 1,353
                                 
                                 Courtage
                                 1,109
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                 1,327
                                 
                                 Agio
                                 0,032
                                 
                                 
                              
                                 Betriebsunkosten
                                 4,807
                                 
                                 Krankenkasse
                                 0,335
                                 
                                 
                              
                                 Lohn
                                 10,091
                                 
                                 Fastage
                                 0,129
                                 
                                 
                              
                                 Gehalte
                                 3,253
                                 
                                 Delcredere
                                 0,094
                                 
                                 
                              
                                 Zinsen
                                 4,791
                                 
                                 Oekonomie
                                 0,343
                                 
                                 
                              
                                 Kleine Unkosten
                                 1,001
                                 
                                 Abschreibungen
                                 6,477
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 39,105
                                 Pf.
                                 
                                 47,624
                                 Pf.
                                 
                              
                           
                              
                                       Somit für
                                 100k
                                    											Rüben
                                 100k
                                    											Zucker
                                 
                              
                                 Fabrikation
                                 95,25
                                 Pf.
                                 8,60
                                 M.
                                 
                              
                                 Rüben
                                 198,11
                                 
                                 17,90
                                 
                                 
                              
                                 Steuer
                                 160,00
                                 
                                 14,45
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 453,36
                                 Pf.
                                 40,95
                                 M.
                                 
                              
                           Da bei der Ausfuhr 18 M. Steuer für 100k Zucker
                              									vergütet werden, so erhielt das Ausland, als im December 1884 der Preis des
                              									Rohzuckers auf 37,9 M. fiel, 100k Zucker für 20
                              									M., d.h. weit unter Herstellungskosten.
                           Im laufenden Betriebsjahre haben meist bedeutende Betriebseinschränkungen stattgefunden; für die Zeit vom 1. August bis Ende
                              									März ergaben sich nach einer Zusammenstellung in der Deutschen Zuckerindustrie. 1886 S. 711:
                           
                              
                                 
                                 
                                 1884/85
                                 1885/86
                                 
                              
                                 Deutschland,
                                 Rüben
                                 10401168t
                                  7064983t
                                 
                              
                                 Oesterreich
                                 „
                                  4354301
                                 2655287
                                 
                              
                                 Frankreich,
                                 Zucker
                                       260521,3
                                     246594,5
                                 
                              
                                 Niederlande
                                 „
                                        31814,0
                                       18884,0
                                 
                              
                                 Belgien
                                 „
                                        83831,1
                                       46475,0
                                 
                              
                                 Ruſsland
                                 „
                                      273073,8
                                     378856,9
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber Lactina und Restorina.
                           Nach den Mittheilungen der kgl. technischen Versuchsanstalten
                                 										in Berlin, 1886 S. 12 besteht das im Handel vorkommende Lactina aus einem Gemenge von gemahlenem Weizen, Gerste
                              									und Johannisbrod, gewürzt durch Bockshornsamen und Altheewurzelmehl.
                           Die Restorine besteht aus Getreidemehl mit
                              									beträchtlichen Mengen von Bockshornsamen und geringen Mengen von Johannisbrod-Mehl,
                              									nebst Spuren von Salmiak.
                           
                        
                           Ueber das Hopeïn.
                           Nach Versuchen von A. Ladenburg (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1886 S. 783) erscheint das
                              									von Williamson aus dem wilden Hopfen gewonnene Alkaloid
                              										Hopeïn (vgl. 1886 259
                              									474) als ein Gemenge von Morphium mit einer leicht löslichen Base,
                              									welche im Ueberschusse von Natron nicht löslich ist.
                           H. Hager (Pharmaceutische
                                 										Centralhalle, 1886 * S. 175) findet dagegen, daſs Hopeïn und Morphium zwar
                              										ähnlich, keineswegs aber gleich sind, so daſs hier doch zwei verschiedene Alkaloide vorliegen,
                              									welche sich namentlich gegen Silber- und Goldsalze verschieden verhalten.
                           
                        
                           Zur Untersuchung von Pfeffer.
                           Nach Versuchen von F. Ditzler (Archiv der Pharmacie, 1886 Bd. 224 S. 105) enthält Pfeffer kein
                              									eigentliches Fett. Wenn somit bei einer Pfefferuntersuchung Glycerinnester
                              									nachgewiesen werden können, so ist auf eine Verfälschung mit Preſsrückständen u.
                              									dgl. zu schlieſsen.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Stärke.
                           Die Davenport Glucose Manufacturing Company in Davenport
                              									(Oesterreich-Ungarisches Patent Kl. 89 vom 27. Oktober 1885) erzeugt in der aus den
                              									Sieben kommenden und in Gefäſsen gesammelten Stärkemilch durch Zusatz von 0,1 bis
                              									0,2 Proc. Schwefelsäure einen Niederschlag. Der Säurezusatz hemmt sofort jede
                              									ammoniakalische Gährung und das Absetzen der festen Stoffe erfolgt in einer weit
                              									kürzeren Zeit als bei den bisher üblichen Verfahren. Das angesäuerte Wasser, welches
                              									den gröſsten Theil der löslichen Bestandtheile der Getreidekörner enthält, wird
                              									abgezogen und der Rückstand in Wasser mit 0,1 bis 0,2 Proc. Schwefelsäure
                              									aufgerührt. Hierauf läſst man die Flüssigkeit über eine Rinne laufen, woselbst sich
                              									die Stärke als harte Masse absetzt, welche beinahe frei von Kleister und anderen
                              									Verunreinigungen ist.
                           Die nach diesem Verfahren hergestellte Stärke enthält eine geringe Menge
                              									Schwefelsäure, welche jedoch ganz ohne schädlichen Einfluſs ist, wenn die Stärke zur
                              									Erzeugung von Traubenzucker verwendet wird. Falls die Säure irgendwie störend sein
                              									sollte, kann sie mittels Natron oder Kali leicht neutralisirt werden, worauf man die
                              									Sulfate auf bekannte Weise auswaschen kann.
                           
                        
                           Zur Bildung von Bittersalz.
                           Die Ausblühungen auf Felswänden aus Phyllit am Brenner in Tirol enthielten nach E. Priwoznik (Berg- und
                                 										Hüttenmännisches Jahrbuch, 1886 S. 3) 17,43 Proc. Magnesia, 35,71 Proc.
                              									Schwefelsäure und 45,81 Proc. Wasser, nebst Spuren von Kali, Natron, Kohlensäure und
                              									Chlor. Die Zusammensetzung dieses Epsomites entspricht der Formel MgSO4.6H2O, während das
                              									künstlich hergestellte Bittersalz MgSO4.7H2O ist. Bemerkenswerth ist, daſs 1 Mol. des
                              									Krystallwassers selbst beim Erwärmen auf 246° nicht entweicht.
                           Ein zur Gewinnung von Bittersalz besonders geeignetes Material ist bekanntermaſsen
                              									der Serpentin von Ramasso bei Genua; derselbe enthält viel Magnetkies und Kupferkies
                              									und gibt, nachdem er geröstet und mit Wasser befeuchtet wurde, beim darauf folgenden
                              									Liegen an der Luft gleichfalls Auswitterungen von Bittersalz.
                           
                        
                           Sogen. Doppelsoda.
                           Unter dem Namen Doppelsoda, garantirt chlorfrei, und unter einer Handelsmarke, welche
                              									die Inschrift: Providentiae memor trägt, wird von der
                              									Firma Hoffmann und Schmidt in Leipzig, Hamburg und
                              									London ein Präparat in den Handel gebracht, das beim Waschen ganz unvergleichliche
                              									Vorzüge vor der gewöhnlichen Soda besitzen, Seife ersparen, wollene Sachen nicht
                              									angreifen soll u.s.w. und von dem 1k auſserdem 2
                              									bis 3k gewöhnliche Soda ersetzen soll.
                           Nach Analysen von E. Geißler (Pharmaceutische Centralhalle, 1886 S. 184) enthält diese Doppelsoda aber
                              									10 Proc. Wasser, 34 Proc. kohlensaures Natrium, 53 Proc. Chlornatrium und 3 Proc.
                              									sonstige Verunreinigungen, ist also offenbar absichtlich mit Kochsalz gefälscht.
                           
                        
                           Taverne's Bestimmung des Indigos auf Wolle.
                           Um die Menge des auf gefärbter Wolle niedergeschlagenen Indigos zu bestimmen, wird
                              									nach Taverne entweder eine bestimmte Fläche des Stoffes
                              									im Soxhlet'schen Extractionsapparate mit Chloroform
                              									erschöpft und der Auszug zur Trockene verdunstet, wo dann der Rückstand gewogen, oder auch in Schwefelsäure
                              									gelöst und colorimetrisch bezieh. durch Titration mit Chlorkalklösung seine Menge
                              									ermittelt wird, oder aber man löst den ganzen Stoff in etwas verdünnter Nordhäuser
                              									Schwefelsäure und titrirt die verdünnte Lösung mit einer Nitratlösung von bekanntem
                              									Gehalte. (Nieuw Tijdschrift voor Pharmacien Nederlands,
                              									1885 S. 369 durch das Archiv der Pharmacie, 1886 Bd.
                              									224 S. 224.)
                           
                        
                           Zur Erkennung von Steinkohlentheeröl.
                           Nach den Mittheilungen aus den kgl. technischen
                                 										Versuchsanstalten in Berlin, 1886 S. 11 gaben gleiche Volumen eines
                              									gelblichen Steinkohlentheeröles von 0,887 sp. G. bei 150 und eines 90procentigen
                              									Alkoholes eine milchige Flüssigkeit, welche die gröſste Menge des Oeles gelöst
                              									enthielt. Die Trübung verschwand auch nicht auf Zusatz einer gröſseren Menge von
                              									absolutem Alkohol. Die fractionirte Destillation ergab:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Zur Lösung Alkohol erforderlich
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Destillat
                                 opalisirt
                                 klar
                                 
                              
                                 163 bis
                                   170°
                                 27 Proc.
                                 0,46
                                 1,06
                                 
                              
                                 
                                 173
                                 33
                                 0,48
                                 1,12
                                 
                              
                                 
                                 175
                                 14
                                 0,56
                                 1,26
                                 
                              
                                 
                                 185
                                 19
                                 0,64
                                 1,42
                                 
                              
                                 
                                 195
                                   4,5
                                 0,70
                                 1,50
                                 
                              
                                 
                                 Rest
                                   2,5
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Während somit 1cc des ersten
                              									Destillates mit 0cc,46 90procentigen Alkoholes
                              									eine opalisirende Lösung gab, waren zur klaren Lösung 1cc,06 erforderlich.
                           Der Destillationsrückstand ist auch in absolutem Alkohol und Petroläther nicht
                              									löslich und wird von verdünnten Säuren oder alkalischer Kalilauge nicht angegriffen.
                              									Salpetersäure von 1,45 sp. G. wirkt auf jedes der Destillate heftig ein.
                           Zu berücksichtigen ist, daſs der niedrigst siedende Kohlenwasserstoff keineswegs
                              									immer der leichteste ist. Benzol siedet bei 80° und hat 0,899 sp. G., Mesitylen
                              									siedet bei 163° mit 0,865 sp. G. bei 20°.
                           
                        
                           Fixation von Farbentönen auf Schafwolle durch Anwendung von
                              									Bleiacetat und Kalkhydrat; von Emil C. F. Rzehak, Färbermeister in Guben.
                           Wird Schafwolle in einer verdünnten wässerigen Lösung von Bleiacetat und Kalkhydrat
                              									kochend behandelt, so schlagen sich auf der Faser gewisse Farbentöne nieder, welche
                              									nicht nur der Einwirkung der Luft, sondern auch verdünnten Alkalien Widerstand
                              									leisten. Durch Aenderung der Mengenverhältnisse dieser beiden Stoffe erzielt man
                              									hellere oder dunklere Farbentöne, welche zwischen hellem Drapp und dunklem Olive
                              									liegen. Starke oder gar concentrirte Lösungen sind nicht rathsam anzuwenden, da die
                              									Wolle angegriffen, d.h. spröde und brüchig wird. Die auf diese Weise hergestellten
                              									Farben lassen sich im frischen Bade auch mit anderen Farbstoffen tönen.
                           Für mittlere und ordinäre Wollsorten, welche zu billigen Artikeln bestimmt sind,
                              									eignet sich dieses Verfahren vorzüglich, da sich die Herstellung solcher Farben,
                              									z.B. einer Drappfarbe (Wolle mit 0,5 Proc. Bleiacetat und 0,5 Proc. Kalkhydrat ½
                              									Stunde lang in der entsprechenden Menge Wasser gekocht), auf 2 Pf. für 1k Wolle zu stehen kommt.
                           
                        
                           Mittel gegen Schnupfen.
                           Rabow empfiehlt in der Deutschen
                                 										medicinischen Wochenschrift, 1886 Nr. 5 als gutes Schnupfmittel ein Gemenge
                              									von 2 Th. Menthol, 50 Th. gebrannten Kaffee und 50 Th. Zucker, welches in der Form
                              									einer Prise geschnupft wird.