| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 428 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Hohe Leistungsfähigkeit von Bessemerhütten.
                           Als ein Beispiel hoher Leistungsfähigkeit einer Bessemerhütte mit saurem Betriebe
                              									erwähnt Prof. J. v. Ehrenwerth in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1886 S. 253 die Cambria-Hütte in
                              									Nordamerika (vgl. 1883 249 449). Dieselbe enthält 2
                              									Birnen zu 8t Einsatz, welche während der Woche
                              									ununterbrochen im Betriebe sind so zwar, daſs immer ein Ofen im Blasen ist. Sonntags
                              									werden sie nur gestampft. Man arbeitet in 8 stündigen Schichten. Jeder Einsatz wird
                              									nur auf 4 Blöcke zu etwa 2t vergossen, welche
                              									durch ein Blockwalzwerk vorgestreckt werden.
                           In der Betriebswoche vom 20. bis 26. September 1885 waren die Ergebnisse
                              									folgende:
                           
                              
                                 
                                 Zahl der Sätze
                                 Erzeugung
                                 
                              
                                 Montag
                                 17 + 25 + 33 =  75
                                    552342k
                                 
                              
                                 Dienstag
                                 34 + 34 + 35 =103
                                   767370
                                 
                              
                                 Mittwoch
                                 28 + 33 + 34 =  95
                                   702828
                                 
                              
                                 Donnerstag
                                 38 + 33 + 31 =102
                                   755455
                                 
                              
                                 Freitag
                                 28 + 29 + 35 =  92
                                   671951
                                 
                              
                                 Samstag
                                 31 + 26 + 27 =  84
                                   619873
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Wochenleistung
                                 551
                                   4069819k.
                                 
                              
                           In gleicher Weise fortgearbeitet, gäbe dies eine
                              									Jahreserzeugung in 50 Wochen von rund 203500t.
                           So bedeutend diese Leistungsfähigkeit ist, so erscheint eine Steigerung derselben
                              									nicht undenkbar: Es sind hierfür nur Verkürzung der Hitzen durch Anwendung eines
                              									entsprechend stärkeren Gebläses und passender Windverhältnisse, sowie Anwendung
                              									einer abgesonderten Gieſsgrube nothwendig. Ein wesentliches Erforderniſs – aber
                              									keine unbedingte Notwendigkeit – wäre ferner die Erzeugung sehr groſser Blöcke, wie
                              									dies vielfach auch sonst schon durchgeführt ist, zum Theile so weit, daſs der ganze
                              									Einsatz auf einen Block vergossen wird.
                           Nach Stahl und Eisen, 1886 S. 67 ist eine ähnlich hohe
                              									Leistung in der Bessemerhütte der Scranton Steel
                                 										Company in Nordamerika erzielt worden. Die Hütte besitzt 2 kleine Birnen zu
                              									4t Einsatz, mittels welchen anfangs December 1885 in 12 stündiger Schicht 336820k Blöcke erblasen wurden, um diese Menge in so
                              									kurzer Zeit in der kleinen Anlage zu zwingen, waren nicht weniger als 78 Hitzen
                              									erforderlich. Die dem Werke angehörige Schienenstraſse erzeugte in derselben Zeit
                              									1184 je 10m,12 lange Schienen (30füſsige von 56
                              									Pfund engl. für 1 Yard Länge) im Gesammtgewichte von 301t.
                           
                        
                           
                           W. George's Nothruder.
                           Ein Nothruder, welches der Schiffsingenieur W. George
                              									auf dem englischen Schraubendampfer Gloucester
                              									ausgeführt hat, als dessen Steuerruder in einem schweren Sturme brach, während das
                              									Schiff schon etwa 800 Seemeilen von Swansea, dem Abgangshafen entfernt war, findet
                              									sich im Engineering, 1886 Bd. 41 * S. 143 beschrieben.
                              									Nachdem mehrere Versuche, das Schiff wieder steuerfähig zu machen, miſsglückt waren,
                              									wurde das eine Ende eines 12m langen Klüverbaumes
                              									mit Drehzapfen am Hintertheil des Schiffes befestigt; am anderen Ende wurde derselbe
                              									mit zwei schweren eisernen Thüren belastet, so daſs der Klüverbaum geneigt ins
                              									Wasser tauchte. Ein Seil aus Stahldraht hielt und stützte den Baum nach oben hin; um
                              									denselben seitlich bewegen und so das Steuern bewirken zu können, wurden besondere
                              									Taue angebracht, welche nach einer Schiffswinde geleitet waren. Die am Hintertheil
                              									befestigte Drehvorrichtung wurde vom Besanmast abgenommen. Die Holzunterlage für
                              									diese Vorrichtung wurde aus einer Lukenschwelle, welche von einer Zwischendeckluke
                              									losgenommen wurde, hergestellt. Diese Schwelle lieferte das härteste und deshalb das
                              									für den Zweck geeignetste Holz an Bord des Schiffes. Die am unteren Ende des Baumes
                              									befestigten eisernen Thüren wurden aus einem wasserdichten Schott (von einer
                              									Schiffsseite zur anderen laufende wasserdichte Querwand) entnommen und mit Ketten,
                              									Bolzen und Klammern an dem Baum befestigt.
                           
                        
                           Wiederherstellung verbrannten Guſsstahles.
                           In vielen Maschinenwerkstätten, Schlossereien u. dgl. gehen alljährlich ansehnliche
                              									Mengen des kostspieligen Guſsstahles in Form beim Härten verbrannter Meiſsel, Messer
                              									u.a. verloren. Ein sehr einfaches und vielfach erprobtes Mittel, verbranntem Stahl
                              									in kürzester Zeit seine volle Güte und Brauchbarkeit wieder zurück zu geben, ist
                              									nach einer Mittheilung des Hüttendirektors Merlett zu
                              									Stiahlau an die Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1886 S. 263 folgendes: Man schmelze in einem Tiegel 3 Gew.-Th.
                              									reines Colophonium und setze hiernach unter langsamem Umrühren 2 Th. gutes,
                              									gekochtes Leinöl zu, wobei man aber vorsichtig zu Werke gehen muſs, weil das Gemisch
                              									bei hoher Temperatur leicht in Flammen aufgeht. Man erhält schlieſslich eine
                              									dunkelbraune, wie Syrup dickflüssige Masse, welche man nach dem Erkalten zu
                              									jedesmaligem handlichem Gebrauche in einem bedeckten Topfe neben den Schmiedfeuern
                              									stehen hat. Jedes noch so sehr verbrannte Stückchen Guſsstahl, rothwarm in jene
                              									Flüssigkeit hinein getaucht, erhält sofort wieder seine frühere Güte. Wird dieselbe
                              									Behandlung mehrmals hinter einander wiederholt, so soll eine Stahlgüte
                              									hervorgebracht werden, wie sie ursprünglich in solcher Feinheit nicht vorhanden war.
                              									Die Härtung geschieht am besten dunkelroth und in Regenwasser. – Das Verfahren
                              									selbst ist nicht neu und bereits in D. p. J. 1870 196 88
                              									angegeben. (Vgl. auch Williams 1871 200 503. H. Caron 1873 210 181. Ledebur 1884 251 506.)
                           
                        
                           Regulirende Wirkung von Accumulatoren bei
                              									Glühlichtanlagen.
                           Die Elektrotechnische Fabrik Cannstatt hatte für den
                              									Versammlungsabend des Württembergischen Bezirksvereins deutscher Ingenieure am 4.
                              									Februar 1886 den Saal mit Glühlampen erleuchtet. Diese Anlage wurde, wie Prof. W. Dietrich im Gewerbeblatte
                                 										aus Württemberg, 1886 S. 82 berichtet, von einer eincylindrigen
                              									Gaskraftmaschine mit sehr leichtem Schwungrad betrieben und es wurden mit gutem
                              									Erfolge dabei die dem Auge so überaus lästigen Helligkeitsschwankungen, welche durch
                              									den Mangel an genügender Gleichförmigkeit des Ganges des Betriebsmotors verursacht
                              									werden, dadurch fern gehalten, daſs die Klemmen der Dynamomaschine nicht bloſs die
                              									Ausgangspunkte der zwei Hauptleitungen zu den Glühlampen, sondern auch zugleich die
                              									Pole einer Accumulatorenbatterie bilden, welche also den Lampen parallel geschaltet
                              									ist. Es ist selbstverständlich, daſs bei einer derartigen Anordnung die Zahl der
                              									Accumulatoren so gewählt wird, daſs die Klemmenspannung der Batterie der für die
                              									Lampen nöthigen Spannung gleicht.
                           Die Regulirwirkung der Accumulatoren beruht in der Hauptsache darauf daſs dieselben einen sehr
                              									kleinen inneren Widerstand darbieten; sie wirken regulirend, wenn ihre
                              									Klemmenspannung und damit die der Dynamomaschine und der Lampen gleich bleibt bei
                              									jeder Stromabgabe seitens der mit veränderlicher Geschwindigkeit sich drehenden
                              									Dynamomaschine. Wie der innere Widerstand W, so ist
                              									auch die elektromotorische Kraft E einer
                              									Accumulatorenbatterie streng genommen nicht unveränderlich; sie ist bei der Ladung
                              									der Accumulatoren gröſser als bei der Entladung; sie steigt beständig während der
                              									ersteren und zwar um so rascher und höher, je stärker der Ladestrom wird, und sinkt
                              									bei letzterer mit wachsender Entladung. Für praktische Zwecke kann man die
                              									elektromotorische Kraft bei kleinen Aenderungen des die Accumulatoren
                              									durchflieſsenden Stromes und selbst bei gröſseren Stromschwankungen, wofern
                              									dieselben nur rasch verlaufen, als eine Constante ansehen. Damit wird aber – weil
                              									bei kleinen Schwankungen der Stromstärke J das Product
                              										J × W als fest gelten
                              									kann – die Klemmenspannung D nach der für dieselbe
                              									geltenden Gleichung D = E – J × W (welche für den Fall der Ladung der Accumulatoren in D = E + J × W übergeht) selbst zu einer praktisch als
                              									unveränderlich zu betrachtenden Gröſse. Dies zeigte auch der unmittelbare Versuch.
                              									Die Klemmenspannung eines Accumulators sinkt bei starkem Entladestrom allmählich auf
                              									1,8 Volt und noch tiefer, ergibt sich beim Entladestrom 0 zu 2 Volt und wächst bei
                              									dem praktisch zulässigen Ladestrome langsam bis auf 2,4 bis 2,6 Volt. Die
                              									Grenzwerthe D = 1,8 und 2,6 Volt entsprechen sehr
                              									bedeutenden Abweichungen von J (Lade- und Entladestrom
                              									mit verschiedenen algebraischen Vorzeichen versehen gedacht), deren absolute Gröſsen
                              									von den Accumulatorenabmessungen abhängen. Bei der kleinsten Sorte der von der Electrical Power Storage Company erzeugten
                              									Accumulatoren mit der Modellbezeichnung 5S beträgt der obigen Grenzwerthen von D entsprechende Unterschied der Stromstärken mindestens
                              									15 Ampère, bei der Nummer 35 S dagegen nicht weniger als 90 Ampère. Da überdies die
                              									Klemmenspannung einer Accumulatorenbatterie eine groſse Trägheit besitzt, d.h. die
                              									Stromänderung längere Zeit andauern muſs, ehe sich die Klemmenspannung angepaſst hat
                              									(so daſs also z.B. eine nur wenige Secunden dauernde Aenderung des Stromes um volle
                              									90 Ampère bei der letzterwähnten Accumulatorennummer keine beträchtliche Aenderung
                              									der Klemmenspannung hervorrufen würde), so werden geringe Aenderungen des Stromes in
                              									der Batterie, insbesondere so rasch wechselnde, wie sie sich in Folge des
                              									ungleichförmigen Ganges der Dynamomaschine ergeben, völlig ohne Einfluſs auf die
                              									Klemmenspannung der Batterie bleiben. Dieses Gleichbleiben der Klemmenspannung
                              									bedeutet nun aber, wenn man die Dynamomaschine, die Accumulatoren und die Lampen in
                              									ihrem Zusammenhange betrachtet, nichts anderes, als ein Gleichbleiben des
                              									Lampenstromes und der Lichtstärke sowie Aufnahme aller Stromänderungen lediglich
                              									durch die Accumulatoren. Es ist gerade, als ob der veränderliche, aus der
                              									Dynamomaschine austretende Strom sich in zwei Stromzweige theilen würde: einen
                              									völlig gleich bleibenden, welcher in die Lampen geht, und einen veränderlichen, der
                              									die Accumulatoren speist.
                           Man darf hierbei nicht vergessen, daſs die Regulirwirkung aufhört, sobald die
                              									Stromänderung längere Zeit andauert; es wird dann mit wachsendem Maschinenstrom
                              									allmählich auch die Klemmenspannung der Accumulatoren, d.h. der Maschine, und die
                              									Lichtstärke der Lampen zunehmen. Je stärker die Stromschwankungen und je kleiner die
                              									Accumulatoren sind, um so kürzerer Zeit bedarf es, um bei andauernd zu groſser oder
                              									zu kleiner Umlaufzahl des Motors die regelnde Eigenschaft der Accumulatoren
                              									aufzuheben.
                           Bei der für den Versammlungsabend hergestellten Beleuchtungsanlage hatten die
                              									Accumulatoren lediglich die Aufgabe, regulirend zu wirken; es wurde denselben nicht
                              									zugemuthet, gleichzeitig Strom für eine Anzahl von Lampen zu liefern. Man konnte an
                              									den aufgestellten Meſsinstrumenten deutlich sehen, daſs unmittelbar nach der
                              									Explosion im Gasmotor, also bei gröſster Geschwindigkeit, der Stromüberschuſs ladend
                              									durch die Accumulatoren ging, daſs nach einiger Zeit für einen Augenblick
                              									Stromlosigkeit der Batterie sich einstellte, welchem entsprechend der abnehmenden
                              									Geschwindigkeit und dem abnehmenden Maschinenstrom nun Entladung der Accumulatoren
                              									bis zum Eintritte der
                              									nächsten Explosion folgte. Man kann es leicht dahin bringen, daſs die
                              									Elektricitätsaufnahme während der Zeitdauer der zu groſsen Geschwindigkeit gleich
                              									der Abgabe bei zu kleiner Umdrehungszahl ist, und in dem Falle genügen – nicht zu
                              									bedeutende Geschwindigkeitsschwankungen vorausgesetzt – Accumulatoren geringerer
                              									Stärke, also kleine, billige Accumulatoren. Häufig möchte man jedoch nicht bloſs von
                              									der regelnden Wirkung der Accumulatoren Gebrauch machen, sondern will die Zeit des
                              									Stillstandes der Beleuchtungsanlage zur Elektricitätsaufspeicherung benutzen, so
                              									daſs der Betrieb unter Stromabgabe sowohl seitens der Maschine, als der parallel
                              									geschalteten Accumulatoren stattfindet. In diesem Falle wirken die letzteren also in
                              									zweierlei Hinsicht: sie ermöglichen ruhiges Licht durch ihre auch jetzt vorhandene
                              									Regulirwirkung und sie liefern zugleich einen Theil des nöthigen Stromes. Daſs
                              									hierbei gröſsere Accumulatoren zu benutzen sind als beim bloſsen Reguliren, ist
                              									klar. Es läſst sich aber auf diese Weise mittels einer kleinen Arbeitskraft von
                              									ungleichmäſsiger Geschwindigkeit eine verhältniſsmäſsig groſse Zahl von Glühlampen
                              									mit völlig ruhigem Lichte betreiben.
                           
                        
                           Glühlampen mit Wasserstofffüllung.
                           Die von Gebrüder Siemens und Comp. in Charlottenburg (D. R. P.
                                 										Kl. 21 Nr. 34479 vom 10. Mai 1885) angewendete Füllung der – sonst
                              									luftleeren – Glühlampen mit Wasserstoff bezweckt, das Ablagern von Kohlentheilchen
                              									an der Glaswand zu verhindern, bezieh. bereits gebräunte Glocken wieder von der
                              									Kohlenablagerung zu reinigen und den Kohlenfaden vor Abnutzung zu schützen. Die
                              									Wirkung des Wasserstoffes beruht darauf, daſs derselbe als Wärmeträger dient; er
                              									pflanzt die ihm von der Glühkohle mitgetheilte Wärme mit der dem Wasserstoffe
                              									eigenthümlichen groſsen Molekulargeschwindigkeit durch Anstoſs auf die weniger warme
                              									Glaswand fort und es genügt diese lebhafte Wärmebewegung des Wasserstoffgases nicht
                              									nur, eine Beruſsung (Bräunung) der inneren Glaswand auf Kosten der Glühkohle zu
                              									verhindern, sondern auch gebräunte Lampen wieder klar und brauchbar zu machen,
                              									vorausgesetzt, daſs die Glühkohle noch aus einem zusammenhängenden Stücke
                              									besteht.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Glasperlen u. dgl.
                           Bei dem jetzt gebräuchlichen Verfahren zur Herstellung von durchlochten Glasperlen
                              									aus Rohglasstangen unter Benutzung der Zange kann jede Perle nur einzeln erzeugt
                              									werden. Um deshalb bei der Herstellung von Perlen, Knöpfen und anderen durchlochten
                              									Glasgegenständen die billigere Massenerzeugung zu ermöglichen, schlägt J.
                                    											Traßl in Oberwarmensteinach bei
                                 										Bayreuth (* D. R. P. Kl. 32 Nr. 34724 vom 23.
                                 										Mai 1885) vor, entweder flüssiges Glas in entsprechende Formen zu
                              									gieſsen, oder Glasstaub in die letzteren zu bringen und die feuerfesten Formen der
                              									Hitze auszusetzen, den Glasstaub also zum Schmelzen zu bringen. Die für den ersteren
                              									Zweck benutzten Formen werden aus Metall oder Thon gefertigt und mit einem
                              									galvanischen Ueberzuge von Gold oder Platin versehen, wie auch die in der Form
                              									steckenden Oesenstifte in gleicher Weise behandelt werden, damit sie weniger
                              									angreifbar sind. Die benutzte Form besteht aus vier Theilen: einem Untersatze, in
                              									welchem die Oesenstifte befestigt sind, der unteren und oberen Formhälfte und einer
                              									über der letzteren wagerecht verschiebbaren Abschneideplatte. Die ersten 3 Theile
                              									sind senkrecht mittels Handhebel beweglich, um den oberen Formtheil fest auf den
                              									unteren Theil zu pressen und die Oesenstifte beim Gieſsen des Glases aus der Form,
                              									dann zum Abschneiden des Ueberschusses desselben, wieder zurück treten zu lassen.
                              									Bei Gegenständen mit seitlichen parallelen Durchlochungen werden in einer
                              									unbeweglichen Form herausziehbare, für eine Reihe der Gegenstände zugleich dienende
                              									Lochdrähte benutzt. Dieses Verfahren wird jedenfalls nur bei gröſseren Perlen,
                              									Knöpfen u. dgl. Anwendung finden können.
                           
                        
                           R. Marx's Herstellung abwaschbarer Wäschestücke.
                           An Stelle der neuerdings vielfach gebrauchten abwaschbaren Wäschestücke (Kragen u.
                              									dgl.), welche aus Gewebe mit einem Celluloidüberzuge hergestellt sind, bringt R.
                                    											Marx in Leipzig (D. R. P. Kl. 8 Nr. 35109 vom 1. August
                                 										1885) Wäschestücke mit einem Ueberzuge aus Eiweiſs und einem Gemische von
                              									weiſser Farbe und Lack
                              									in Vorschlag, welche beim Waschen Glätte, Form und Weiſse auch vollständig bewahren
                              									sollen, wogegen Feuergefährlichkeit und Kampfergeruch vermieden und gröſsere
                              									Haltbarkeit erzielt werden soll. Das Verfahren zur Herstellung dieser Wäschestücke
                              									ist folgendes: Gestärkte und gebügelte Kragen u. dgl. aus Gewebe oder Papier werden
                              									in trockenem Zustande mit einem dünnen Eiweiſsüberzuge versehen; derselbe wird
                              									getrocknet und hierauf eine zweite und dritte Schicht aufgerieben, welche aus einem
                              									Gemische von weiſser Farbe und Lack bestehen.
                           
                        
                           Ueber Lanolin.
                           G. Vulpius (Archiv der
                                 										Pharmacie, 1886 Bd. 224 S. 293) hat verschiedene Proben Lanolin untersucht.
                              									Dieselben enthielten 27 bis 29 Proc. eingerührtes Wasser; das reine Wollfett
                              									schmilzt bei 38 bis 40°. Wenn man wenige Centigramm Lanolin in 5cc Chloroform löst und diese Lösung vorsichtig in
                              									einem Probecylinder über ein gleiches Volumen concentrirter Schwefelsäure schichtet,
                              									so entsteht an der Berührungsstelle beider Flüssigkeiten eine feurig braunrothe, an
                              									die Farbe von Brom erinnernde Schicht, welche nach 24 Stunden ihre höchste Färbung
                              									erreicht hat, während sich rings um die gefärbte Schicht an der Glaswand einzelne
                              									röthlichbraune feste Theilchen ausgeschieden haben, das zunächst über der dunkeln
                              									Berührungsschicht befindliche Chloroform einen violetten Schimmer zeigt und die
                              									weiter nach oben gelegenen Chloroformtheile farblos sind.
                           Gutes Lanolin soll nicht gelb sein, beim Kneten mit Wasser sein Gewicht etwa
                              									verdoppeln, mit Natronlauge erwärmt kein Ammoniak entwickeln, beim Ausschmelzen mit
                              									5 Th. Wasser im Dampfbade nach ½ Stunde schaumfrei erscheinen, dabei mindestens 70
                              									Procent eines bei 38 bis 40° schmelzenden gelbbraunen Fettes liefern, während das
                              									Schmelzwasser klar sein und bei 100° eingedampft nicht über 0,2 Proc. des Lanolins
                              									Rückstand hinterlassen soll. (Vgl. 1884 251 230. 1886 259 572.)
                           
                        
                           Zum Nachweise von Mineralölen und fetten Oelen.
                           Nach Versuchen von Finkener (Mittheilungen aus den kgl. technischen Versuchsanstalten in Berlin, 1886
                              									S. 13) wird das Verseifen der fetten Oele mit alkoholischer Alkalilösung durch
                              									Zusatz von etwas Wasser wesentlich befördert. Ein Gehalt von 10 Proc. unverseifbarem
                              									Oele ist beim Verseifen noch nicht bemerkbar und gibt auch nach Zusatz von Wasser
                              									oder Chlorcalciumlösung keine Absonderung von Oeltropfen. Durch Schütteln der
                              									Flüssigkeit mit Petroläther kann man das unverseifte Oel nicht von der Seife
                              									trennen; vielmehr ist dies erst nach dem völligen Eintrocknen der Seife möglich.
                              									(Vgl. auch Focke 1886 259
                              									146.)
                           Zur Ausführung der Probe werden 35g reines
                              									Natronhydrat, in 85cc Wasser gelöst, noch heiſs in
                              										730g siedend heiſsen Alkohol eingegossen.
                              										10g Oel werden in einem 300cc fassenden Kolben mit 50cc der alkoholischen Natronlösung 15 Minuten auf
                              									einem Wasserbade gekocht und mit 5g trockenem
                              									Natriumbicarbonat versetzt, um das überschüssig verwendete Natron in Carbonat
                              									überzuführen. Die Lösung gieſst man in eine Abdampfschale auf 200g reinen trockenen Sand und erwärmt auf einem
                              									Wasserbade so lange unter Umrühren, bis der Geruch nach Alkohol vollständig
                              									verschwunden ist. Die noch warme Masse bringt man möglichst vollständig in einen
                              									Glascylinder von 500cc mit Stöpsel, setzt nach dem
                              									Erkalten 300cc unter 100° siedenden Petroleumäther
                              									hinzu und schüttelt einige Zeit. Dann läſst man den Aether durch ein trockenes
                              									Filter in einen trockenen Kolben flieſsen und destillirt 150cc des Filtrates. Den Rückstand bringt man mit
                              									wenig Petroleumäther auf ein kleines Uhrglas und trocknet auf einem Wasserbade bis
                              									zum Verschwinden des Petroleumgeruches. Selbst unverdächtige Oele geben so 0,5 bis 3
                              									Proc. unverseifbaren Rückstand.
                           Zur Untersuchung der Oele auf ihren Verseifungswerth
                              									dient eine verdünnte Schwefelsäure mit 124g,2
                              										SO3 im Liter, eine alkoholische Kalilösung, von
                              									welcher 50cc äquivalent sind 13cc Schwefelsäure, und eine Lösung von
                              									Phenolphtaleïn in 100 Th. Alkohol. Die Kalilösung ist durch Auflösen von 55g reinem Kalihydrat in 85cc Wasser und Eingieſsen der heiſsen Lösung in
                              										730g
                              									siedend heiſsen
                              									absoluten Alkohol dargestellt. Am folgenden Tage wurde die klare Lösung vom
                              									Bodensatze abgezogen und mit 90procentigem Alkohol bis zur gewünschten Concentration
                              									verdünnt. Es werden nun 10g der Oelprobe mit 50cc der Kalilauge im Wasserbade 15 Minuten lang
                              									gekocht. Nach Zusatz von 5 Tropfen Phenolphtaleïn titrirt man mit der Schwefelsäure
                              									bis etwas über den Punkt der Entfärbung, vertreibt Kohlensäure durch 5 Minuten
                              									langes Sieden und stellt die Rothfärbung durch Titriren mit der Kalilösung wieder
                              									her. Auf diese Weise wurden z.B. folgende Zahlen erhalten:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Verbrauch anSäure
                                 Verbrauch anKHO, entsprichtalso freier
                                    											Säure
                                 Auf reinesOlivenölberechnet
                                 
                              
                                 Olivenöl
                                 
                                 
                                     2,00cc
                                   11,00cc
                                    100,0%
                                 
                              
                                 Dasselbe 
                                 mit 5 Proc. 
                                 Mineralöl
                                   2,95
                                 10,05
                                   91,3
                                 
                              
                                 
                                   „ 15
                                 „
                                   3,40
                                   9,60
                                   87,3
                                 
                              
                                 
                                   „ 50
                                 „
                                   6,55
                                   6,45
                                   58,6
                                 
                              
                                 Mineralöl
                                 11,30
                                   1,70
                                   15,5
                                 
                              
                                 Rüböl, roh
                                   2,90
                                 10,10
                                   91,8
                                 
                              
                                 Baumwollsamenöl
                                   1,70
                                 11,30
                                 102,7
                                 
                              
                                 Ricinusöl, rein
                                   2,50
                                 10,50
                                   97,3
                                 
                              
                                 Sesamöl, rein
                                   1,85
                                 11,15
                                 101,4
                                 
                              
                                 Leinöl, roh
                                   1,95
                                 11,05
                                 100,5
                                 
                              
                           
                        
                           Bestimmung von Eisen und Thonerde in mineralischen Phosphaten
                              									und Düngern.
                           R. T. Thomson (Journal of the
                                 										Society of Chemical Industry, 1886 S. 152) hat Versuche über die
                              									Zusammensetzung der bei Analysen erhaltenen Niederschläge von Eisen- und
                              									Aluminiumphosphat angestellt. Die Fällung dieser Phosphate mit Ammoniumacetat ist
                              									hiernach immer, selbst schon in der Kälte, vollständig. Beim Fällen von Mischungen
                              									von Natriumphosphatlösungen und Alaun mit Ammoniumacetat, Auswaschen mit Wasser und
                              									Trocknen des Niederschlages von Aluminiumphosphat erhielt man aber frei vielen
                              									Versuchen höchstens 0g,249 statt 0g,270 Niederschlag. Dies beruht, wie Thomson fand, darauf, daſs heiſses Wasser den
                              									Niederschlag von neutralem Aluminiumphosphat theilweise zersetzt und löst. Als daher
                              									der Niederschlag statt mit Wasser mit einer gemischten Lösung von Ammoniumnitrat und
                              									Phosphat gewaschen wurde, hatte derselbe genau das nach der Theorie verlangte
                              									Gewicht und entsprach der Zusammensetzung Al2(PO4)2. Auch bei
                              									Fällung mit Alkalien wird alles Aluminiumphosphat abgeschieden.
                           Den gleichen zersetzenden Einfluſs übt heiſses Wasser auch auf Eisenphosphat aus.
                              									Wenn aber mit Ammoniumnitratlösung statt mit Wasser ausgewaschen wird, erhält man
                              									sowohl bei Fällung mit Ammonacetat, wie mit Alkalien genaue Endzahlen. Bei
                              									Vorhandensein von fremden Stoffen, wie Chlorcalcium, Magnesiumsulfat, Zinksulfat und
                              									Mangansulfat, wurde bei Fällung durch Neutralisation fast die theoretische Menge
                              									Niederschlag gebildet. Mit Ammoniumacetat erhielt man aber beinahe das doppelte
                              									Gewicht, da Mangan und Zinkverbindungen niedergeschlagen wurden.
                           Thomson empfiehlt nach diesen Untersuchungen folgendes
                              									Verfahren zur Bestimmung von Eisen und Thonerde in Phosphaten: 2 bis 3g werden mit Salzäure zur Trockne verdampft, mit
                              									etwas Salzsäure und Wasser gelöst und filtrirt. Dann fällt man Eisen- und
                              									Thonerdephosphat mit Ammoniumacetat oder mit Alkalien, filtrirt und wäscht mit 1
                              									procentiger Ammoniumnitratlösung, welche saures Ammoniumphosphat enthält, und
                              									zuletzt einmal mit Wasser. Den Niederschlag trocknet, wiegt und berechnet man als
                              										Al2(PO4)2 und Fe2(PO4)2. Zur Bestimmung
                              									von Eisen löst man den Niederschlag, reducirt mit Zinnchlorür und titrirt mit
                              									Bichromatlösung.