| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 476 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Die Hochbahn mit Kabelbetrieb in Hoboken bei New-York.
                           Zur Bewältigung des auſserordentlich starken Verkehres zwischen der Stadt New-York
                              									und den Vororten jenseits des Hudson und East-River sind in neuerer Zeit
                              									verschiedene Einrichtungen geschaffen worden, unter denen die groſse Hängebrücke
                              									nach Brooklyn eine hervorragende Stelle einnimmt. Der Plan eines Tunnels unter dem
                              									Hudson-Fluſs, als einziges Mittel, die Stadt New-York und das westliche Festland
                              									durch eine Eisenbahn zu verbinden, bietet zu groſse Schwierigkeiten und so bilden
                              									die Dampffähren noch die einzige Verbindung nach Jersey City, Hoboken u.s.w.
                              									Unmittelbar hinter letzterer Stadt und vor den schroffen steinigen Abhängen der
                              									Pallisaden liegt eine Reihe von Sümpfen, welche im Zusammenhange mit den steilen
                              									Abhängen bisher ein groſses Verkehrshinderniſs nach der dahinter befindlichen
                              									gesunden Ebene gebildet haben, auf welchem die Orte Jersey City Heights, West
                              									Hoboken und Union Hill sich entwickeln. Seit dem J. 1873 geschah die Ersteigung der
                              									Anhöhe mittels eines Hebewerkes, d. i. einer kurzen, steilen, schiefen Ebene, auf
                              									welcher die Wagen nebst den Pferden durch Dampfkraft empor gehoben wurden.
                           Um nun den inzwischen gesteigerten Anforderungen gerecht zu werden, hat man
                              									neuerdings, wie der Techniker, 1886 * S. 78
                              									ausführlicher berichtet, eine Hochbahn mit Drahtseilbetrieb von der Hoboken er Fähre
                              									nach dem Berge hergestellt. Die etwa 1650m lange
                              									Bahn steigt von der Fähre allmählich an, geht dann auf 1000m wagerecht und steigt schlieſslich mit 5 Proc.
                              									bis an ihren Endpunkt nahe „Palisade Avenue“ in Jersey City Heights. Die Bahn
                              									erhebt sich theilweise 27m über den natürlichen
                              									Boden und ruht da auf Pfeilern von 15m unterer und
                              										6m,7 oberer Breite. Die Schienen liegen auf
                              									Eichenklötzen, die mittels Bolzen an Eisenplatten befestigt sind, welch letztere wieder zwischen zwei
                              									gefurchte Eisenstangen eingenietet sind. Das 38mm
                              									starke Stahldrahtseil läuft über 4 Seiltrommeln, welche an den Enden zweier
                              									paralleler Weilen sitzen, und wird mittels eines auf einer schiefen Ebene
                              									beweglichen groſsen Seilrades selbstthätig gespannt. Die Triebkraft liefern zwei
                              									Corliſs-Dampfmaschinen von je 500 Pferd. Vor den Endstationen sind die beiden
                              									Geleise durch Weichen in je eines zusammengezogen, so daſs ein Auswechseln der Wagen
                              									nicht nöthig ist. Die Griffklammern für das Seil werden mittels eines auf der
                              									Wagentrittplatte befindlichen Handrades geöffnet und geschlossen; mit demselben Rade
                              									werden auch die Bremsen bedient und ist die Anordnung derart, daſs, wenn die Bremse
                              									in Thätigkeit tritt, die der Griffklammer aufhört, so daſs die Wirkung der einen
                              									Vorkehrung nie durch die andere gestört wird. 240m
                              									vor der Station wird der Wagen losgelassen und fährt durch sein Beharrungsvermögen
                              									ein; die Fahrgäste verlassen den Wagen nach rechts, während die neuen Fahrgäste
                              									denselben durch die Hinterthür betreten. Unmittelbar darauf wird das Drahtseil
                              									gefaſst und der Wagen fährt wieder zurück. Die bisherigen Probefahrten sind gut
                              									ausgefallen.
                           
                        
                           Drehbank zum Andrehen und Abstechen von Röhrenden.
                           Zum selbstthätigen und gleichzeitigen Andrehen und Abstechen von Rohrenden bringt die
                              										Werkzeug- und Maschinenfabrik Oerlikon bei Zürich
                              									besondere Drehbänke in verschiedener Gröſse zur Ausführung, wie eine solche für
                              									Röhren bis zu 4500mm Länge und bis zu 200mm Durchmesser bestimmte Maschine im Engineering, 1886 Bd. 41 * S. 102 veranschaulicht ist;
                              									dieselbe wiegt ungefähr 5t, woraus auf ihre
                              									ansehnliche Gröſse geschlossen werden kann. Die Rohrenden werden dabei zwischen
                              									drehenden centrirenden Klemmfuttern gefaſst. Diese lagern in Gehäusen, welche sich
                              									auf einem langen Bette verschieben lassen. In jedem dieser Lagergehäuse wird ein
                              									kurzes Rohrstück, an welchem ein Stirnrad und das Spannfutter angebracht ist, von
                              									einer in der Mitte des Maschinenbettes liegenden Welle von einer Stufenscheibe aus
                              									angetrieben. Zwei Drehstahlsupporte, bestehend aus Lang- und Querschlitten,
                              									Drehtheil und Kopfplatte, sind an die äuſseren Seiten der Lagergehäuse anzustellen,
                              									um die vorstehenden Rohrenden zu bearbeiten.
                           Der Selbstgang der Schaltbewegung wird von einer Nuthwelle, welche an der Arbeitseite
                              									längs des Bettes liegt, auf die Supportschlitten übertragen. An diesen sind überdies
                              									alle möglichen Ausrück- und Bewegungsvorrichtungen angebracht, um jederzeit und
                              									rasch den Selbstgang abstellen zu können und die Stähle von Hand zu bewegen. Das
                              									Einspannen des vorher aufgehängten Rohres erfolgt durch Aufschieben der Rohrstücke,
                              									indem die Lagergehäuse derselben mittels Handkurbel und Zahnstangengetriebe
                              									vorgeschoben werden.
                           
                        
                           Wasserwage mit in ihrer Beweglichkeit regelbarer
                              									Luftblase.
                           Um bei Wasserwagen die zu leichte Beweglichkeit der Luftblase zu mindern und durch
                              									die erzielte gröſsere Stetigkeit der Luftblasenbewegung die raschere Einstellung des
                              									auf diese untersuchten Gegenstandes zu ermöglichen, will G. P.
                                    										Evelyn in London
                              									(* D. R. P. Kl. 42 Nr. 34574 vom 12. Mai 1885) die Gröſse
                              									der Luftblase durch Anwendung von Druck verkleinern.
                              									Der flüssige Inhalt der Wasserwage wird einfach durch einen stellbaren Stöpsel an
                              									der Einfüllöffnung zusammengepreſst und dieser Druck äuſsert sich auf die Luftblase,
                              									welche dadurch eine mehr kugelige, das genaue Ablesen erleichternde und träger sich
                              									bewegende Gestalt annimmt.
                           
                        
                           Eisschrank ohne doppelte Blechwand.
                           Nach M. Fünfstück und Chr. Rühle in
                              										Stuttgart (* D. R. P. Kl. 34 Nr. 34569 vom 21. Juli 1885) bedingt die gebräuchliche
                              									Zinkblechauskleidung bei den gewöhnlichen Eisschränken als guter Wärmeleiter ein
                              									schnelleres Schmelzen des Eises, also gröſseren Eisverbrauch. Ebenso komme es bei
                              									Eisschränken darauf an, in welcher Höhe über dem Boden des Schrankes sich das Eis
                              									befinde; Versuche sollen gezeigt haben, daſs das Eis möglichst niedrig im Schranke
                              									anzubringen sei. Mit Rücksicht auf diese beiden Umstände haben die Genannten nun
                              									einen Eisschrank entworfen, welcher nur eine einfache Wandung aus sogen. glasirter Oelpappe
                              									besitzt und bloſs von oben aus zugänglich ist, wozu der Deckel zur Seite
                              									herausgezogen wird. In den so gebildeten Kasten wird am Boden eine Schale aus
                              									derselben wasserdichten Oelpappe aufgestellt und über diese ein Drahtsieb mit etwa
                              									lern Maschenweite gelegt. Auf dieses Drahtsieb kommen die Eisstücke zu liegen, von
                              									welchen das ablaufende Schmelzwasser die darunter stehende Schale aufnimmt. Das Sieb
                              									wie die Schale sind zum leichten Herausheben mit umklappbaren Drahthenkeln versehen.
                              									Der ausziehbare Deckel ist durchlocht und mit dünnem Gewebe überzogen. Zum
                              									Festhalten des letzteren wird ein Rahmen, der ebenfalls aus Oelpappe hergestellt
                              									ist, benutzt.
                           Die Einrichtung dieses Eisschrankes scheint auf die Benutzung von Eistafeln, wie
                              									dieselben von den Eismaschinen geliefert werden, berechnet zu sein. Versuche mit
                              									solchen sollen eine Eisersparniſs von 30 Proc. bei dem beschriebenen Eisschranke
                              									ergeben haben. (Vgl. H. Meidinger 1875 218 242. H. Rothe u.a. 1886
                              										259 * 222.)
                           
                        
                           Müller und Mauser's Faſs-Zählapparat für Brauereien.
                           Um das ermüdende Abzählen der in gröſseren Brauereien täglich abzuliefernden Gebinde
                              									durch Ueberwachungspersonen zu vermeiden, bringen Müller und
                                 										Mauser in New-York nach dem Techniker, 1886 *
                              									S. 102 in Verbindung mit einem beliebigen Faſshebewerk einen Zählapparat zur
                              									Ausführung. Derselbe besitzt besondere Zeiger und Zifferblätter für die
                              									verschiedenen Faſsgröſsen und wird von einer beweglichen, an den darunter
                              									weggeführten Fässern schleifenden Gabel betrieben. Kommt ein Faſs unter die Gabel,
                              									so wird bei der Aushebung derselben das der Faſsgröſse entsprechende Zählwerk zur
                              									Bewegung eingestellt, welche Bewegung dann, nachdem sich die Gabel wieder senken
                              									kann, erfolgt.
                           
                        
                           Tiefseeleuchtthürme als Telegraphenstationen.
                           Wie im Telegraphic Journal, 1886 Bd. 18 S. 77
                              									mitgetheilt wird, hat C. Anderson bereits vor etwa 3
                              									Jahren schon vorgeschlagen, durch Herstellung von Leuchtthürmen auf hoher See eine
                              									gröſsere Sicherheit für die Schifffahrt und die Möglichkeit eines Verkehres mit in
                              									Gefahr befindlichen Schiffen zu beschaffen. Anderson
                              									wollte dazu als Leuchtthurm einen schmiedeisernen, genieteten Cylinder von etwa
                              										11m Durchmesser und 89m Länge verwenden, der in 3 Räume getheilt ist.
                              									Der obere Theil sollte ungefähr 43m aus dem Wasser
                              									ragen und ebenso ausgeführt werden wie der Thurm eines gewöhnlichen Leuchtschiffes;
                              									der mittlere Theil sollte mit einem Stoffe gefüllt werden, welcher leichter als
                              									Wasser ist, während der untere, bis etwa 46m
                              									eintauchende Theil als Ballast dienen und dem Ganzen Stabilität verleihen
                              									sollte.
                           In neuerer Zelt ist nun durch den inzwischen verstorbenen Kapitän Moody ein ähnlicher Entwurf und zwar als brauchbares
                              									Modell ausgearbeitet worden, welches ein schwimmendes Telegraphenamt und ein
                              									Leuchtschiff vereinigt. Das auf der Werft der Barrow
                                 										Shipbuilding Company ausgeführte Modell, das sich bei den im Januar d. J.
                              									angestellten Versuchen hinsichtlich seiner Stabilität sehr gut bewährt haben soll,
                              									gleicht durchweg einem schwimmenden Telegraphenhaus und hat einen Rumpf von
                              									besonderer Form. Von einem mittleren kreisrunden, durch ein besonderes Bollwerk
                              									geschützten Deck gehen vier gleiche Vorsprünge aus, so daſs die Grundriſsform des
                              									eigentlichen Fahrzeuges ein Quadrat mit nach einwärts gebogenen Seiten von etwa
                              										24m,4 Länge darstellt. Von Deck aus führen die
                              									nöthigen Oeffnungen in das Innere des Fahrzeuges, welches durch Oberlicht erhellt
                              									wird; das Bollwerk ist mit Speigaten versehen, um das bei einem Sturme etwa
                              									übergeströmte Wasser abzuführen; doch erwartet man, daſs wegen der groſsen
                              									Schwimmkraft des Fahrzeuges selbst bei der schwersten See kein Wasser auf Deck
                              									kommen wird. Das Innere selbst ist in zahlreiche wasserdichte Kammern getheilt, um
                              									jede Gefahr des Untersinkens abzuwenden; auch soll das Fahrzeug vermöge seiner Form
                              									die Wellen abweisen, so daſs dieselben nicht über das Deck brechen. Das Fahrzeug
                              									wird durch 4 kräftige Kabel gehalten, welche von den zwischen den vier Vorsprüngen
                              									liegenden, einwärts gebogenen Seiten ausgehen und die, falls das Schiff auf hoher
                              									See vor Anker gelegt werden soll, mit Bojen verbunden sind, welche bis zu einer bestimmten Tiefe
                              									versenkt und an denen endlich die Kabel mit den Ankern befestigt sind. Wird das
                              									Fahrzeug in der Nähe des Strandes verankert, so genügen 4 Kabeln mit ebenso vielen
                              									Ankern. Das Telegraphenkabel geht durch einen Schacht in der Mitte des Fahrzeuges
                              									nach dem Meeresgründe und kann in keiner Weise mit den Ankerkabeln in Berührung
                              									kommen. In der Mitte des Schiffes erhebt sich ein kräftiger, aus Gitterwerk in Stahl
                              									hergestellter Mast etwa 18m über Wasser, welcher
                              									an seiner Spitze eine gewöhnliche Leuchtthurmlaterne trägt, die mit Hilfe von
                              									Leitern im Inneren des Mastes zugänglich ist. Der Mast wird auſserdem durch
                              									Stahldrahtseile gehalten. Im Schiffsraume befinden sich die Mannschafts- und
                              									Vorrathsräume.
                           
                        
                           Platten für Mikrophone.
                           Die Société
                                    											générale des téléphones in Paris (* D. R. P. Kl. 21
                                 										Nr. 35159 vom 10. April 1885) stellt namentlich für Mikrophone, bei
                              									welchen zwischen zwei über einander liegenden, an ihren Rändern fest eingeklemmten
                              									schwingenden Platten Kohlenschrot u. dgl. eingeschlossen ist, die schwingenden
                              									Platten, damit dieselben widerstandsfähiger werden, aus Metall, Holz u.s.w. her und
                              									bekleidet sie ganz oder nur zum Theile auf einer Seite oder auf beiden Seiten mit
                              									Kohle in fester oder in pulverisirter Form.
                           
                        
                           Braune Beize für Kupfer.
                           Nach R. Kayser (Mittheilungen
                                 										des bayerischen Gewerbemuseums, 1886 S. 37) fügt man zur Herstellung einer
                              									braunen Kupferbeize zu 20g Salmiakgeist soviel
                              									Essigsäure, bis eingetauchtes blaues Lackmuspapier roth wird, setzt dazu 10g Chlorammonium und bringt das Ganze durch
                              									Wasserzusatz auf 1l. Mit der erhaltenen Lösung
                              									benetzt man die Kupferflächen wiederholt unter jedesmaligem Abreiben, bis der
                              									gewünschte braune Farbenton erzielt ist.
                           
                        
                           Zur Geschichte des Ammoniaksoda-Verfahrens.
                           Scheurer-Kestner macht im Anschlusse an die Arbeit von
                              										L. Mond (1885 258 335)
                              									im Bulletin de la Société chimique, 1886 S. 302 weitere
                              									Mittheilungen über die Geschichte des Ammoniaksodaverfahrens.
                           Trotzdem, daſs es erst Solvay gelang, das Verfahren
                              									erfolgreich zu machen, sind doch die Versuche seiner Vorgänger nicht ganz ohne
                              									Erfolg gewesen, sondern haben zur allmählichen Vervollkommnung des Prozesses
                              									beigetragen. Wahrscheinlich wäre es Schlösing und Rolland schon ums Jahr 1858 gelungen, eine
                              									Ammoniaksodafabrik im groſsen Maſsstabe mit Erfolg zu betreiben, wenn sie nicht
                              									davon durch besondere Umstände abgehalten worden wären. Solvay's Neuerungen scheinen hauptsächlich in der Verwendung eines neuen
                              									Apparates zur Absorption der Kohlensäure zu bestehen. Er schreibt auch in seinem
                              									Patente vom J. 1863 seiner „Colonne“ zur Absorption von Kohlensäure besondere
                              									Wichtigkeit zu. Schon Schlösing und Rolland hatten hauptsächlich das Bestreben, das
                              									Verfahren zu einem ununterbrochenen und selbstthätigen zu gestalten. Solvay hat dieses Ziel durch Construction seines
                              									sinnreichen und verhältniſsmäſsig einfachen Absorptionsapparates erreicht. Obschon
                              									die Verwendung der Solvay'schen Apparate jedenfalls
                              									groſse Vortheile bietet, hätte sich das von Schlösing
                              									und Rolland in Puteaux versuchsweise ausgeführte
                              									Verfahren schon zu jener Zeit mit Vortheil im groſsen Maſsstabe verwenden lassen. Es
                              									waren nicht technische Gründe, welche Schlösing und Rolland davon abstehen lieſsen; die hohen Salzsteuern,
                              									welche sie mehr trafen als die Leblanc'schen
                              									Sodafabrikanten, und der Umstand, daſs Kapital vielleicht gerade obigen Umstandes
                              									halber nicht zur Verfügung stand, bildeten die Hauptursachen, welche die Errichtung
                              									einer groſsen Fabrik verhinderten. Obschon die Herstellungskosten von Soda in der
                              									kleinen Fabrik in Puteaux wohl doppelt so hoch waren wie die, unter denen Solvay heutzutage Soda herstellt, läſst sich nicht
                              									bestreiten, daſs Schlösing und Rolland zu jener Zeit, wo der Preis der Soda 48 M. für 100k betrug, mit Erfolg dem Leblanc'schen Sodaverfahren hätten gegenüber treten können; sie wuſsten
                              									nicht, daſs auch beim Leblanc-Prozesse bedeutend mehr als die theoretische Menge
                              									Salz nothwendig ist. Der Grund, warum sie den Prozeſs aufgaben, liegt daher nach Scheurer-Kestner's Ueberzeugung in der irrthümlichen
                              									Kostenberechnung, nach welcher sie die bei Verwendung ihres Verfahrens erwachsende Ausgabe für Salz,
                              									verglichen mit dem Leblanc-Prozesse, zu hoch
                              									hinstellten. Dennoch muſs aber Solvay auch nach Scheurer's Ansicht als der eigentliche Begründer der
                              									heutzutage so wichtigen Ammoniaksoda-Industrie angesehen werden.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Kohlensteinen.
                           Nach W. Knötgen in Teplitz (Oesterreichisch-Ungarisches
                              									Patent Kl. 10 vom 30. December 1885) werden für je 50k Kohlenstaub 30g Seetang mit 3l Wasser gekocht, dann 0k,5 Wasserglas und 2k,5 Pechabfälle zugesetzt. Das Gemenge wird mit dem Kohlenstaube angerührt
                              									und zu Kohlenziegeln geformt.
                           
                        
                           Dupret's Verwendung von Holztheer.
                           J. B. Dupret in Brüssel (Oesterreichisch-Ungarisches
                              									Patent Kl. 28 vom 24. Oktober 1885) empfiehlt ein Gemisch von Holztheer mit
                              									Thonerdehydrat zum Wasserdichtmachen von Stoffen, zum
                              										Conserviren von Leder, für Anstriche u. dgl. Man mischt 10k Theer
                              									mit einer Lösung von 1k Alaun in 20l heiſsem Wasser, welche mit 0k,5 Ammoniak gemischt ist. Nach dem Durchrühren
                              									gieſst man das überstehende Wasser ab und erwärmt, um auch den letzten Rest des
                              									Wassers zu entfernen.
                           Zum Gerben mischt man 3 Th. dieses Gemenges mit 1 Th.
                              									Talg, Stearin oder Wachs, vorher gelöst in der gleichen Menge Terpentin.
                           
                        
                           Zur Prüfung ätherischer Oele.
                           Nach Carles (Journal de
                                 										Pharmacie et de Chimie, 1885 Bd. 12 S. 529) schüttelt man das auf
                              									Weingeistzusatz zu prüfende ätherische Oel mit einer gleichen Menge Wasser; nach
                              									erfolgter Trennung in zwei Schichten darf keine Verminderung der Oelmenge
                              									eingetreten sein. Eingeworfenes Chlorcalcium soll trocken bleiben. Mit gleichen
                              									Mengen Olivenöl geschüttelt, soll eine klare Mischung entstehen. Bei Untersuchung
                              									von Citronenöl ist aber diese letzte Probe
                              									unzuverlässig, da selbst 25 Proc. Weingeist enthaltendes Citronenöl noch eine klare
                              									Mischung mit fetten Oelen gibt.
                           
                        
                           Ueber Pfefferminzöl.
                           H. Trimble (American Journal of
                                 										Pharmacie, 1885 Nr. 10) hat Pfefferminzöl mit einem Krauseminzöle
                              									verglichen, welches von der mit „Spearmint“ bezeichneten Form von Mentha viridis L. stammte. Hiernach enthalten beide
                              									Oele dieselben Kohlenwasserstoffe in sehr geringen Mengen. Krauseminzöl enthält Carvol, C10H14O, welches bei – 23° nicht gefriert und durch
                              									alkoholisches Schwefelammonium gelallt wird. Pfefferminzöl enthält dagegen
                              									Pimenthol, C10H20O,
                              									welches bei gewöhnlicher Temperatur fest ist und nicht durch alkoholisches
                              									Schwefelammonium gefällt wird. Beide Oele enthalten auſserdem geruchlose Harze,
                              									welche theilweise erst bei der Destillation gebildet werden.
                           
                        
                           R. Schröter's Herstellung von Ichthyolsulfosäure.
                           Nach R.
                                    											Schröter in Hamburg (D. R. P. Kl. 12 Nr. 35216 vom 27. Mai
                                 										1885) wird das bei der Sulfurirung des Seefelder sogen. Stinköles oder
                              									von Mineralölen ähnlicher Zusammensetzung, welche also etwa 10 Proc. Schwefel in
                              									natürlicher chemischer Verbindung enthalten, gewonnene Product mit Wasser vermischt,
                              									wobei sich die Ichthyolsulfosäure von unzersetztem Oele und der wässerigen
                              									Schwefelsäure scheidet. Die abgeschiedene Ichthyolsulfosäure wird hierauf in Wasser
                              									gelöst und mit Kochsalz aus dieser Lösung niedergeschlagen.