| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 569 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Reynolds' Vorwärmer und Schlammfänger für Dampfkessel.
                           Der von T. J. Reynolds angegebene Speisewasservorwärmer
                              									mit Schlammfang für Dampfkessel, welcher von F. Nolan und
                                 										Comp. in Brooklyn ausgeführt wird, besteht nach dem American Machinist, 1886 Nr. 21 * S. 7 aus einem weiten, im Untertheile
                              									des Kessels angebrachten und dessen ganze Lange durchziehenden Rohre. An einem Ende
                              									tritt das Speisewasser ein, am anderen Ende in den Kessel aus. Bei der langsamen
                              									Strömung in diesem Rohre hat das Wasser Zeit, sich bis zur vollen Kesseltemperatur
                              									zu erhitzen und den Schlamm zum groſsen Theile absetzen zu lassen. Durch Putzlöcher
                              									sowie Ausblaserohre kann der Schlamm zeitweise entfernt werden. Irgend etwas
                              									besonderes Neues ist in diesem Apparate, welcher als Schlammfänger ganz gute Dienste
                              									leisten mag, wohl kaum zu erblicken. (Vgl. Uebersicht 1885 258 * 119.)
                           
                        
                           Werkzeug zum Anreiſsen und Verzeichnen von profilirt zu
                              									drehenden Gegenständen.
                           Ein von Gebrüder Kuby in Lennep und Remscheid
                              									(* D. R. P. Kl. 38 Nr. 34996 vom 22. September 1885)
                              									angegebenes Werkzeug soll dazu dienen, bei einer Menge gleichartig zu drehender
                              									profilirter Gegenstände das umständliche Abmessen und Anzeichnen der Profilabstände
                              									zu ersparen. Das Werkzeug besteht aus einer Reihe von neben einander angeordneten
                              									und parallel zur Achsenrichtung des zu drehenden Gegenstandes verschiebbaren
                              									Sticheln, welche einzeln durch eine Feder gegen das Werkstück angedrückt werden und
                              									bei der Drehung desselben Ritzen in das Werkstück eindrehen, die als Anhalt bei der
                              									weiteren Bearbeitung desselben dienen können.
                           Behufs Einstellung der Stichelgehäuse wird eine mit der entsprechenden Anzahl solcher
                              									Stichelhäuser versehene Schiene gegen ein Mustermodell, Säule o. dgl., gehalten und
                              									den Kehlungen gegenüber je ein Stichel mit Gehäuse eingestellt; liegen zwei
                              									Kehlungslinien dicht neben einander, so kann man auch einen Stichel mit Gabelspitze
                              									verwenden. Sind alle Stichel eingestellt, so wird das so vorgerichtete Werkzeug
                              									freihändig gegen die roh vorgedrehte Säule, welche zwischen den Spitzen der Drehbank
                              									läuft, gehalten, worauf dann jeder einzelne Stichel ritzen wird. Bei den Stellen
                              									gröſseren Durchmessers wird der betreffende Stichel in das Stichelgehäuse mehr
                              									eingeschoben werden, als bei denen kleineren Durchmessers. Die rohen Säulen o. dgl.
                              									können daher beliebige Durchmesser haben, ohne daſs das genaue Anzeichnen dadurch
                              									gehindert wird.
                           
                        
                           Neuerungen an Musterkarten für gefärbte Garne.
                           Zur Erleichterung der Bezeichnung von Farben bei dem Aufgeben einer Bestellung an den
                              									Färber sind Farbenmusterkarten im Gebrauche, bei welchen als Träger für die
                              									verschiedenen Farbenmuster einfache oder gezwirnte Fäden desjenigen Materials, für
                              									welches die Muster Gültigkeit erhalten sollen, also Baumwolle, Wolle, Seide u.s.w.
                              									dienen. Die Fäden werden um kleine Pappkärtchen gewickelt und diese mit einer Nummer
                              									versehen und so auf gröſsere Pappkarten geklebt, daſs immer die verschiedenen
                              									Abstufungen einer Farbe auf derselben Karte sich vorfinden. Bei Bestellungen genügt
                              									dann einfach die Angabe der dem Muster beigedruckten Nummer.
                           Durch das Aufkleben der Kartellen mit dem umwickelten Fadenbündel geht aber dessen
                              									Rückseite ganz verloren und dieser Verlust ist bei einem kostspieligeren Materiale,
                              									wie Seide, immerhin bedeutend, zumal die glatt liegenden Fadenbündel zur
                              									Beurtheilung des Musters nicht zu schmal sein dürfen. Vaquez-Fessart in Paris (D. R. P. Kl. 86 Nr. 34084 vom 19. Juli
                                 										1885) bringt deshalb ein Verfahren zur Herstellung der Musterkärtchen in Vorschlag, bei welchem die Seidenfäden nur auf eine Seite des Papphärtchens zu
                              									liegen kommen. Aus Baumwollfäden o. dgl. und der Seide bezieh. dem theueren
                              									Gespinnste wird eine Webkette gebildet und diese so in das Geschirr eines Webstuhles
                              									für gewöhnliche Leinwandbindung gezogen, daſs alle Seidenfäden in den einen, alle
                              									Baumwollfäden dagegen in den anderen Schaft kommen. Nachdem nun mit gewöhnlichem
                              									Baumwollschusse ein kurzes Stück gewebt wurde, wird statt des Schusses ein
                              									Pappstreifen, dessen Breite gleich der Länge der gewünschten Musterkärtchen ist,
                              									eingelegt, dann wieder ein kurzes Stück gewebt u.s.f. Das erhaltene Gewebe wird dann
                              									in die einzelnen Pappstreifen zerschnitten, so daſs an dessen Rändern noch ein Stück
                              									die Fäden zusammenhaltendes Gewebe stehen bleibt, und die Pappstreifen, bei denen
                              									nun die Seide nur auf einer Seite liegt, in einzelne Musterkärtchen zerschnitten,
                              									welche wieder auf gröſsere Karten geklebt werden.
                           Um nun die einzelnen Abstufungen einer Farbe in Bezug auf ihre Wirkung in einem
                              									Muster prüfen und solche Farbenmuster zusammenstellen zu können, hat C. A. Weidmüller in Chemnitz bei einer unter
                              									Musterschutz stehenden Ausführung von Farbenkarten die Einrichtung so getroffen,
                              									daſs die einzelnen Musterkärtchen nicht auf einer
                              									groſsen Karte aufgeklebt werden, sondern auf derselben sich zwischen zwei papierenen
                              									Randleisten schieben lassen und von diesen gehalten werden. Man kann somit jedes
                              									einzelne Musterkärtchen aus der Karte nehmen und durch Zusammenlegen der einzelnen
                              									Kartchen Farbenzusammenstellungen prüfen, wie dies auch schon O. Radde bei seiner Farbenskala (vgl. 1877 223 536) ermöglicht hat. Hierbei ist aber der vorstehende
                              									weiſse Rand der Musterkärtchen sehr störend. Weidmüller
                              									führt daher diese Musterkärtchen jetzt so aus, daſs das früher an beiden Enden
                              									desselben befestigte Fadenbündel an einem Ende von dem
                                 										Kärtchen lösbar ist (vgl. * D. R. P. Kl. 8 Nr. 34149 vom 4. August 1885).
                              									Das Fadenbündel wird auf dem Kärtchen nur mit einem Ende aufgenäht, während das
                              									andere Ende durch eine drehbare Blechklammer gehalten wird. Nach Verdrehung der
                              									letzteren wird das Fadenbündel an einem Ende frei und das Aneinanderlegen der
                              									einzelnen Farbenmuster kann nun ganz dicht erfolgen. Dabei wird ein Kamm benutzt, in
                              									dessen Zinken die Fadenbündel je nach ihrer Breite im fertigen Muster eingelegt
                              									werden, und lassen sich somit bei Benutzung eines vierseitigen Kammes auch karrirte
                              									Muster bilden.
                           
                        
                           Gay's Gefäſse zur Aufbewahrung von Getränken.
                           An Stelle der Flaschen zur Aufbewahrung von Getränken, wie Bier, Wein u. dgl., welche
                              									einestheils zu wenig fassen und bei denen anderentheils bei theilweiser Entleerung
                              									der in der Flasche zurückbleibende und weiter aufbewahrte Getränkerest bald
                              									verdirbt, bringt A. Gay in Paris nach dem Bulletin d'Encouragement, 1885 Bd. 12 S. 492 gröſsere,
                              									mit einem besonderen Luftabschlusse versehene Gefäſse in Vorschlag. Dieselben sollen
                              									aus Glas hergestellt werden, cylindrische Form erhalten und etwa 25l fassen- am Bodenrande der Gefäſse wird für das
                              									Ablassen ein Hahn o. dgl. angebracht. Damit nun beim Ablassen die oberhalb der
                              									Flüssigkeit in das Gefäſs dringende Luft ihren verderbenden Einfluſs nicht äuſsern
                              									kann, wird der Pfropfen einer oben im Deckel des Gefäſses vorgesehenen
                              									Lufteinlaſsöffnung durchbohrt und in dem erhaltenen Loche ist ein Stängelchen
                              									geführt, an dessen unterem, in das Gefäſs hinein ragendem Ende eine Gummihaut
                              									befestigt ist. Die Ränder dieser Gummihaut worden am Deckelrande fest geklemmt, Beim
                              									Ablassen von Flüssigkeit muſs also die nachtretende Luft die auf dem
                              									Flüssigkeitsspiegel Hegende Gummihaut ausdehnen und hindert somit die letztere die unmittelbare
                              									Berührung der Luft mit der Flüssigkeit bis zum vollständigen Entleeren des
                              									Gefäſses.
                           Eine Beeinträchtigung des Geschmackes durch das Gummi soll durch eine entsprechende
                              									Behandlung des Gummis, welche Gay vorläufig noch geheim
                              									hält, vollkommen beseitigt sein; wenigstens wird angegeben, daſs so behandelte
                              									Gummistückchen selbst nach 2jährigem Aufenthalte in gefüllten Weinflaschen eine
                              									Geschmacksveränderung nicht bewirkt haben.
                           
                        
                           Betrieb städtischer Telephonanlagen.
                           Während sonst jeder Theilnehmer an einer städtischen Telephonanlage nur mit einem
                              									Leitungsdrahte an das Umschalte- oder Vermittelungsamt angeschlossen wird und man
                              									sich durch zweckmäſsige Umschalter die Verbindung dieser Leitungen unter einander
                              									bequem ausführbar zu machen bemüht (vgl. u.a. 1883 248 *
                              									327. 247 * 390. 1885 256 *
                              									443), berichtet J. Baumann in der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1886 * S. 76 über ein
                              									anderes Verfahren, wonach jeder Theilnehmer eine besondere Leitung erhalten soll, in
                              									welcher das Sprechen mit dem Telephon vor sich geht; auſserdem aber sollen die
                              									Theilnehmer in Gruppen von entsprechender Zahl abgetheilt und jeder Gruppe noch ein
                              									gemeinschaftlicher, zum Vermittelungsamte führender Draht gegeben werden, welcher
                              									von jedem der Theilnehmer bloſs zum Rufen des Vermittelungsamtes benutzt wird. Diese
                              									Anordnung und die für dieselbe in Vorschlag gebrachte, a. a. O. näher besprochene,
                              									sehr einfache Betriebsweise soll eine merkliche Ersparniſs in dem das
                              									Vermittelungsamt bedienenden Personal ermöglichen und gestattet zugleich für jede
                              									Gruppe eine einzige Rufbatterie zu verwenden und diese im Vermittelungsamte
                              									aufzustellen, so daſs die Aufstellung einer besonderen Rufbatterie bei jedem
                              									einzelnen Theilnehmer unnöthig und dadurch ebenfalls an Arbeit und Batterieaufwand
                              									wesentlich gespart wird.
                           
                        
                           J. B. Berlier's Schienenstuhl für elektrische
                              									Straſsenbahnen.
                           Textabbildung Bd. 260, S. 570 Für elektrische Straſsenbahnen bringt J. B.
                                 										Berlier in dem Génie civil, 1886 Bd. 8 * S.
                              									292 guſseiserne Schienenstühle in Vorschlag, welche nach nebenstehender Abbildung
                              									auf ihrer ganzen Länge mit einer Rinne A versehen sind
                              									und auf denen oben neben einander die beiden Stahlschienen R und R1
                              									befestigt werden. An der einen Wange der Schienenstühle ist die Leitschiene F für den elektrischen Strom angebracht und über dieser
                              									befindet sich die vorspringende Abtropfleiste a. Dem
                              									auf der Locomotive befindlichen elektrischen Motor wird der Strom von der
                              									Leitschiene F aus durch einen an F hinstreichenden Stromsammler zugeführt, welcher durch
                              									einen zwischen den beiden Schienen R und R1 hindurchgreifenden
                              									Stab B an dem Wagen befestigt ist. An dem Stabe B wird zugleich eine Rolle b angebracht, welche sich an die eine Wand der Rinne anstemmt und dadurch
                              									einen guten Contact zwischen dem Stromsammler und der Zuführungsschiene F sichert. Vom Wagen reicht ferner ein Stab mit einem
                              									Schaber oder einer Bürste bis in die Rinne herab, um den in dieselbe fallenden
                              									Schmutz fortzuschieben, bis dieser durch ein Senkrohr in einen tiefer liegenden
                              									Abzugskanal entleert werden kann.
                           
                        
                           Neue Metalle.
                           Aus dem Orthit von Arendal hat E. Linnemann (Monatshefte für Chemie, 1886 S. 121) ein neues Metall
                              									abgeschieden, welches er Austrium, Aus, nennt. Um
                              									dasselbe von den übrigen Metallen zu trennen, versetzt man die Chloride mit einem
                              									Ueberschusse an Aetznatron, filtrirt ab, fällt in gelinder Wärme mit etwas
                              									Schwefelnatrium, filtrirt die Schwefelmetalle ab, worauf das Austrium in Lösung
                              									bleibt. Läſst man diese Lösung bis zur Umwandlung in Carbonat an der Luft stehen, so
                              									fällt ein Theil des Austriums gemeinschaftlich mit etwas Schwefel aus, ein Theil
                              									bleibt in der Lösung. Das in der kalischen Lösung zurückgebliebene Austrium wird
                              									nach schwachem Uebersättigen mit Essigsäure, gänzlichem Verdampfen und Aufnehmen mit
                              									Wasser durch Schwefelwasserstoff zur Fällung gebracht.
                           
                           Am schwierigsten scheint das Austrium von Zink zu trennen zu sein. Es gibt ebenso
                              									wenig wie dieses Element ein Flammenspectrum beim Einführen seiner Verbindungen in
                              									die Bunsenflamme; dagegen gibt es wie das Zink im Funken der Chloridlösung ein
                              									ausgezeichnetes Linienspectrum. Die Wellenlänge der beiden violetten Linien ist λ = 4165 und 4030.
                           Das Mosandrin von L. Smith
                              									ist nach Lecoq de Boisbaudran (Comptes rendus, 1886 Bd. 102 S. 647) kein Element, sondern besteht aus
                              									Terbium mit Marignac's Ya.
                              									Für letzteres Element schlägt de Marignac (daselbst S.
                              									902) den Namen Gadolinium, Gd, vor; dem Chloride
                              									desselben entspricht die Formel Gd2Cl6.
                           
                        
                           Behandlung von Filterkörpern zur Reinigung von Trinkwasser u.
                              									dgl.
                           O. F.
                                    											Oeberg in Stockholm (D. R. P. Kl. 12 Nr. 34689 vom 9.
                                 										Juli 1885) behandelt Filterkörper aus poröser Kohle mit einer siedenden
                              									Lösung von kieselsaurem Kali, trocknet hierauf und setzt die Behandlung mit einer
                              									ebenfalls siedenden Lösung von schwefelsaurer Thonerde oder von Chlorcalcium fort,
                              									um darauf die Filterkörper wieder zu trocknen. Dadurch wird in den Filterkörpern
                              									kieselsaure Thonerde bezieh. kieselsaurer Kalk gebildet, welcher sich vorzugsweise
                              									an der äuſseren Masse des Filterkörpers sammeln und die Mikroorganismen hindern
                              									soll, dem das Filter durchziehenden Wasser zu folgen.
                           
                        
                           Deutsche Kautschukpflanzen.
                           G. Kaßner (Archiv der
                                 										Pharmacie, 1886 Bd. 224 S. 97) untersuchte den Kautschukgehalt der Asclepias Cornuti (Decaisne). Dieselbe liefert in ihrer Fruchtkapsel eine Fülle
                              									seidenglänzender Haare, welche als Auswuchs der testa
                              									zur Verbreitung der flachen braunrothen Samen dienen und so leicht sind, daſs der
                              									gelindeste Windstoſs sie schon aus ihrem geborstenen Gehäuse herauszuziehen vermag.
                              									Diese Haare erregten ihres schönen Glanzes wegen schon seit langem die
                              									Aufmerksamkeit Vieler und wurden auch da und dort zu Geweben verarbeitet. 1760
                              									erhielt La Rouvière in Frankreich ein Privilegium auf
                              									Verarbeitung der Samenwolle der Asclepias, welche er theils für sich, mehr aber noch
                              									mit anderen Spinnstoffen vermischt, zu schönen seidenartigen Geweben verspann; diese
                              									erfreuten sich ihrer Leichtigkeit und ihres Glanzes wegen groſser Beliebtheit und
                              									wurden auch am dortigen königlichen Hofe viel getragen.
                           Friese in Münsterberg und Schnieber in Liegnitz versuchten, diese Seidenpflanze anzubauen und zu
                              									verarbeiten. Beide landen, daſs neben den Seidenhaaren namentlich auch der Bast der
                              									Asclepias besondere Beachtung verdiene, da dieser, auf zweckmäſsige Weise gewonnen,
                              									rein weiſs, stark glänzend und vorzüglich geeignet zum Verspinnen sei. Die Gewinnung
                              									dieser Bastfaser würde nun wesentlich erleichtert werden, wenn zunächst der ziemlich
                              									hohe Kautschukgehalt entfernt bezieh. verwerthet würde. (Vgl. Kaßner 1885 257 258.)
                           Die im Mai, August und September geernteten, noch Blätter tragenden Sprossen ergaben
                              									trocken:
                           
                              
                                 
                                 Mai
                                 August
                                 September
                                 
                              
                                 Extract
                                 2,47
                                 5,81
                                 7,2
                                 
                              
                                 Rohkautschuk
                                 0,26
                                 1,45
                                   2,37
                                 
                              
                                 Reinkautschuk
                                 0,15
                                 1,13
                                    1,61.
                                 
                              
                           
                        
                           Zur Herstellung von Seife.
                           Seit einiger Zeit kommen unter der Bezeichnung Walfett
                              									und Fischtalg zwei Fette im Handel vor, welche nach F. Eichbaum (Seifenfabrikant, 1886 S. 102) wegen des starken Fischgeruches, welcher
                              									auch der daraus hergestellten Seife anhaftet, nur wenig zur Seifenbereitung
                              									Verwendung finden.
                           Zur Herstellung einer gelben Kernseife mit dem aus
                              									Fischthran abgeschiedenen Fischtalg werden 400k
                              									Fischtalg, 25k rohes Palmöl und 250k 12grädige Lauge erwärmt. Die gut verbundene
                              									Masse wird dann unter allmählicher Zugabe weiterer 15grädiger Lauge lebhaft sieden
                              									gelassen und so in den Leim gebracht. Der Leim wird unter Zufügung der noch
                              									erforderlichen Lauge tüchtig weiter gesotten., bis er sich klar und schaumfrei
                              									zeigt, und dann durch 20grädige Aetznatronlauge auf leichten Stich abgerichtet.
                              									Jetzt gibt man bei gedämpftem Feuer nach und nach 50k zerkleinertes Harz, nebst 40k
                              									20grädige Aetznatronlauge zu und siedet, wenn sich das Harz gut verbunden, unter etwaigem
                              									Zusätze von 20grädiger Lauge weiter, bis der Harzleim näſst, Wenn so die völlige
                              									Verseifung des Harzfettes und die Ablichtung des Leimes ausgeführt ist, schreitet
                              									man zum Absalzen desselben. Man gibt zu diesem Zwecke dem Leime nach und nach im
                              									Wasser geweichtes Salz zu, bis die Trennung eingetreten und der Kern in schönen
                              									Platten siedet, auch eine Probe, in den Handteller gedrückt, nicht schmiert, sondern
                              									sich fest und trocken zeigt, wie man sagt: „Druck hat.“ Nach einiger Ruhe der
                              									Seife wird die gut abgesetzte Unterlauge, welche sehr dunkel und gallertartig ist,
                              									durch Auspumpen oder Abziehen entfernt und dafür einige Eimer heller Unterlauge, von
                              									weiſser Kernseife stammend, in den Kessel gegeben. Man siedet nun so lange, bis ein
                              									dicker, schaumfreier Kern ohne Schärfe vorhanden, welcher dann nach gutem Absetzen
                              									in die Form geschöpft und gut bedeckt wird. Durch das Klarsieden auf heller
                              									Salzlauge wird der Kern bedeutend heller, wie auch der Thrangeruch durch den
                              									Harzzusatz weniger bemerklich wird.
                           
                        
                           Zur Untersuchung von Jodkalium.
                           Nach H. Beckurts (Pharmaceutische Centralhalle, 1886 S. 231) wird Stärke durch Chlorjod und
                              									Bromjod violett gefärbt. Der Eintritt dieser violetten Färbung bei der Prüfung von
                              									Jodkalium beweist keineswegs das Vorhandensein von Kaliumjodat; vielmehr ist es sehr
                              									wahrscheinlich, daſs eine Verunreinigung mit chlorsaurem oder bromsaurem Salze diese
                              									Reaction bedingt.
                           Fügt man zu einer Auflösung von Jodkalium eine sehr geringe Menge Kalium- oder
                              									Natriumchlorat, sodann Stärkelösung und verdünnte Schwefelsäure, so tritt die
                              									erwähnte violette Färbung ein, deren Stärke von der Gröſse des Zusatzes an Chlorat
                              									abhängig ist: KClO3 + 5KJ + 3H2SO4 = 3K2SO4 + 3H2O + J5Cl.
                           Setzt man zu einer Auflösung von reinem Jodkalium eine sehr geringe Menge bromsaures
                              									Kalium, sodann Stärkelösung und verdünnte Schwefelsäure, so tritt augenblicklich
                              									dieselbe violette Färbung ein: 5KJ + KBrO3 + 3H2SO4 = 3K2SO4 + 3H2O + J5Br. Oftmals
                              									macht diese aber bald einer blauen Färbung Platz, namentlich bei gröſserer
                              									Concentration der Flüssigkeiten, vermuthlich weil sich das Chlorjod mit der
                              									überschüssigen Jodwasserstoffsäure umsetzt unter Bildung von Salzsäure und Jod.
                           Verunreinigungen von Bromkalium durch jodsaures Kalium geben sich nur durch die
                              									gelbrothe Färbung der Stärke zu erkennen: 5KBr + KJO3 + 3H2SO4
                              									= 3KSO4 + 3H2O + JBr5, vermuthlich weil in dem frei werdenden Jodbrom, JBr5, das Brom zu sehr überwiegt.
                           Das Vorkommen von chlorsaurem Kalium im Jodkalium ist leicht durch die Umsetzung von
                              									Chlorjod mit Alkalien zu erklären. Chlorjod wird nämlich durch diese in Chlormetall,
                              									chlorsaures Metall und Jod zerlegt, welches letztere mit überschüssigem Alkali
                              									Jodmetall und jodsaures Salz gibt. Eine entsprechende Umsetzung dürfte auch Jodbrom
                              									erfahren; beide, namentlich aber Chlorjod, werden in dem zur Herstellung von
                              									Jodkalium dienenden Jod oft nicht fehlen.
                           Einige Sorten Jodkalium gaben die violette Färbung der Stärke bei Verwendung von
                              									Kohlensäure haltigem Wasser, nicht aber, als ausgekochtes Wasser angewendet wurde.
                              									In diesem Falle läſst sich die Bildung der violetten Stärke nur dadurch erklären,
                              									daſs die Kohlensäure auf Jodkalium und etwa vorhandenes Bromkalium unter Abscheidung
                              									von Bromjod eingewirkt hat.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Berichtigungen. Es ist zu lesen: Blech-Biegmaschine S. 303 „Tweedy“
                              									statt „Tweety.“ Erdöl in Baku S. 342 Z. 7 v. o. und S. 433 Tabelle Z. 6
                              											„Schibajeff (Verwalter V. J. Ragosine)“. Pendel-Anemometer S. 381 Z. 10 v. u. „Zinkluttensträngen“ statt „Zinkluttenschächten.“