| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 139 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        
                     
                        
                           Die gröſste Eilzugmaschine der Welt.
                           Umstehender Bildstock zeigt, nach einer Photographie hergestellt, die von dem
                              									französischen Ingenieur Estrade construirte und auf
                              									seine Kosten in der Fabrik von J. Boulet und Comp. in
                              									Paris ausgeführte Eilzugmaschine:
                           
                              
                                 Raddurchmesser D
                                 m
                                 2,500
                                 
                              
                                 Cylinderdurchmesser d
                                 m
                                 0,470
                                 
                              
                                 Hub l
                                 m
                                 0,700
                                 
                              
                                 Zugkraftcoefficient d2 (l
                                    											: D)
                                 
                                 619
                                 
                              
                                 Heizfläche
                                 qm
                                 131
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 qm
                                       2,3
                                 
                              
                                 Gewicht im Dienst, angeblich
                                 t
                                   42
                                 
                              
                           
                           Bei einer anderen Firma, Raynaud, Béchade, Gire und
                                 										Comp. in Ivry lieſs Estrade auch einen
                              									Eisenbahnwagen seines Systemes ausführen, gleichfalls mit Rädern von 2m,500 Laufkreisdurchmesser, da er von der Idee
                              									auszugehen scheint, daſs der groſse Raddurchmesser die einzige Bedingung rascher
                              									Fahrt sei.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 262, S. 140
                              
                           Die demnächst beabsichtigten Versuchsfahrten auf der französischen Staatsbahn werden
                              									den opferwilligen Erfinder wohl in manchen Punkten enttäuschen; doch können immerhin
                              									bemerkenswerthe Ergebnisse dabei erwartet werden. Nur sei jetzt schon betont, daſs
                              									für einen Zugkraftcoefficienten von 619, welcher bei mittlerer Arbeitspannung von
                              										6at einer Zugkraft von 3700k entspricht, die Adhäsion einer zweiachsigen
                              									gekuppelten Maschine weitaus genügen und dadurch die geradezu gefährliche Anwendung
                              									der vorderen Kuppelachse erspart würde.
                           
                              M-M.
                              
                           
                        
                           Neue Achromasie der Fernrohre.
                           In einem Rundschreiben theilt Prof. Bruno Hasert aus
                              									Eisenach seine neue Erfindung mit, Fernrohre achromatisch zu machen, indem er die
                              										nur durch ein einfaches
                                 										Objectiv aus Crownglas gebrochenen, also in die Regenbogenfarben
                              									zerstreuten Lichtstrahlen durch eine geeignete Linsenanordnung im Okulare so vereinigt, daſs die Farbenzerstreuung
                              									dadurch wieder aufgehoben wird. Hasert hofft in Folge
                              									dessen die Groſse des Objectives um mehr als das Doppelte des bisherigen
                              									Höchstwerthes steigern, also das Vierfache der Helligkeit jetziger Fernrohre
                              									erreichen und überdies die durch die Focusverlängerung der Flintglaslinse bewirkten
                              									Fehler auf die Hälfte herunterziehen zu können. Ein 30zölliges (812mm) Objectiv würde einen Focus von 20 Fuſs (6m,50) haben und 30k wiegen, statt wie bisher 150k, wäre
                              									folglich 5mal leichter rein und vollkommen herzustellen. Verfasser betont noch die
                              									Wichtigkeit der Vergröſserung der Lichtstärke besonders für Nachtfernrohre zu
                              									Militär- und Marinezwecken.
                           
                        
                           Elektrische Beleuchtung des Gürzenichsaales in Köln.
                           In dem Gürzenichsaal in Köln betrug bei einer früheren
                              									Messung bei gefülltem Saale bei einem 5 stündigen Konzerte, während dessen die Gasbeleuchtung unausgesetzt in Thätigkeit gewesen war,
                              									die Temperatur:
                           
                              
                                 Unten im Saale
                                 Auf der Galerie
                                 Bei einer Temperaturim Freien von
                                 
                              
                                 29,0°
                                 38,0°
                                 19,0°.
                                 
                              
                           Bei dem diesjährigen Niederrheinischen Musikfeste war der Saal durch 22 Bogenlampen
                              									beleuchtet und wurden folgende Temperaturen beobachtet:
                           
                           
                              
                                 Zeit
                                 Unten im Saale
                                 Auf der Galerie
                                 Im Freien
                                 
                              
                                         5,00 Uhr
                                  22,2°
                                  22,8°
                                  21,2°
                                 
                              
                                   6,00
                                 22,9
                                 23,6
                                 20,9
                                 
                              
                                   7,00
                                 23,2
                                 23,6
                                 20,6
                                 
                              
                                   9,00
                                 23,4
                                 23,6
                                 18,9
                                 
                              
                                 10,25
                                 23,4
                                 23,6
                                 18,9
                                 
                              
                           Der Temperaturunterschied zwischen den Saalräumen und der freien Luft würde noch
                              									geringer gewesen sein, wenn nicht an jedem Vormittage eine 4 stündige Probe der 600
                              									Mitwirkenden in demselben Räume stattgefunden hätte, wobei ein über dem Orchester
                              									befindlicher groſser Gaskronleuchter gebrannt wurde.
                           Derartige Erfahrungen sind nun Veranlassung geworden, daſs die Verwaltung sich
                              									entschlossen hat, künftighin auch die Beleuchtung des Kölner
                                 										Stadttheaters auf elektrischem Wege bewerkstelligen zu lassen.
                           
                        
                           O. Schulze's Bogenlicht-Regulator.
                           Bei seinem Regulator für Bogenlichtlampen macht O.
                                    										Schulze in Straſsburg (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 35526 vom 20. Juni 1885) den
                              									oberen Kohlenhalter auf einer steilgängigen Schraube beweglich; auf dem oberen
                              									Theile der Schraube ist ein Steigrad angebracht, in welches sich ein Hemmungsanker
                              									einlegt, der für gewöhnlich durch die Wirkung einer Feder auf ein mit demselben
                              									verbundenes Schwungrad gebremst ist. An einem zweiarmigen Hebel ist auf der einen
                              									Seite die Schraube, auf der anderen der Kern eines Solenoides aufgehängt; letzterer
                              									hängt im Ruhezustande der Lampe tief herab, wobei die Kohlenstäbe von einander
                              									entfernt sind; beim Auftreten des Stromes wird er im Solenoid nach oben gezogen, bis
                              									sich die Kohlen berühren. Hierdurch aber sinkt die Stromstärke im Solenoid, der
                              									Eisenkern senkt sich wieder und der Lichtbogen entsteht. Senkt sich aber der
                              									Eisenkern tiefer, als zur Herstellung des Gleichgewichtes am Hebel nöthig ist, so
                              									wächst der Solenoidstrom wieder, der Kern hebt sich, der die Schraube tragende
                              									Hebelarm geht nieder und entfernt die Bremsfeder vom Schwungrade, worauf die obere
                              									Kohle sich nach der unteren zu herabbewegt u.s.w.
                           
                        
                           Versuche mit Gaskohlen über den Verlauf des
                              									Destillationsprozesses.
                           Ueber die im Auftrage des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern auf der
                              									Münchener Gasanstalt ausgeführten Versuche mit Gaskohlen und den Verlauf des
                              									Destillationsprozesses hat H. Bunte auf der
                              									diesjährigen Jahresversammlung des genannten Vereins berichtet. Obgleich diese
                              									Untersuchungen noch nicht ganz beendet sind, lassen sich aus den bisherigen, im Journal für Gasbeleuchtung, 1886 * S. 589 und 617
                              									abgedruckten Mittheilungen schon einige Schlüsse ziehen, welche für die Beurtheilung
                              									der Gaskohlen und ihr Verhalten bei der Leuchtgasbereitung von allgemeinem Interesse
                              									sind. Während man bisher fast allgemein der Ansicht war, daſs die Elementaranalyse
                              									über die Eigenschaften der Kohlensubstanz und über deren Verhalten bei der
                              									Destillation keinen Aufschluſs gibt, haben die Versuche gezeigt, daſs zwischen der
                              									chemischen Zusammensetzung der Kohle und den wichtigsten Eigenschaften derselben,
                              									welche bei der Leuchtgasbereitung in Frage kommen, ein inniger Zusammenhang besteht,
                              									durch welchen die Elementaranalyse eine erhöhte Bedeutung gewinnt. Als
                              									charakteristischer Bestandtheil wurde der Sauerstoffgehalt
                                 										der Kohle ins Auge gefaſst und gezeigt, welchen Einfluſs derselbe auf die
                              										Menge und Art der gasförmigen und flüssigen
                                 										Destillationsproducte ausübt.
                           Diese Anschauung hat in jüngster Zeit eine willkommene Bestätigung gefunden durch die
                              									Berichte der Pariser Gasgesellschaft über die seit
                              									mehreren Jahren auf dem Gaswerke zu La Villette angestellten Untersuchungen über
                              									Gaskohlen, welche im Journal de l'éclairage au gaz,
                              									Juli 1886, mitgetheilt werden. Hiernach wurden von 1874 bis 1884 in der
                              									Versuchsgasanstalt zu La Villette 1012 Versuche mit 59 verschiedenen Sorten
                              									Gaskohlen ausgeführt; von diesen 59 Sorten wurden 23, welche für die Pariser
                              									Gasgesellschaft besonderes Interesse besitzen, genauer untersucht und zu jeder
                              									Versuchsreihe je 36000k Kohle verwendet. Neben
                              									dieser Vergasung im Groſsen, zu welcher eine aus 2 Siebener-Oefen bestehende
                              									Versuchsanstalt dient, wurden die zum Versuche bestimmten Kohlen sowohl, wie die bei der
                              									Destillation erhaltenen Producte einer eingehenden chemischen Untersuchung im
                              									Laboratorium unterzogen. Auf diese Weise wurde ein auſserordentlich reiches
                              									Beobachtungsmaterial geschaffen, welches den im Berichte angeführten allgemeinen
                              									Schlüssen als sichere Stütze dient. Zur allgemeinen Charakterisirung der Gaskohlen
                              									und für die Eintheilung derselben wird ebenfalls der Gehalt
                                 										an Sauerstoff, welcher bei den untersuchten Kohlensorten von 5 bis 12
                              									Gew.-Proc. beträgt, als Ausgangspunkt genommen und es werden 5 Typen aufgestellt,
                              									welche sich je um 1,5 bis 2 Proc. im Sauerstoffgehalte von einander unterscheiden.
                              									Die gezogenen Schlüsse: „Je gröſser der Sauerstoffgehalt der Kohle, um so gröſser
                                 										ist die Menge der in der Hitze flüchtigen Bestandtheile, Theer und
                                 										Ammoniakwasser; die Ausbeute an Koke und Gas vermindert sich dagegen mit
                                 										zunehmendem Sauerstoffgehalte und mit zunehmendem Sauerstoffgehalte der Kohle
                                 										steigt auch die Menge des in der Rohkohle enthaltenen hygroskopischen
                                 										Wassers“ stimmen mit den Bunte'schen ganz
                              									überein.
                           Besonders beachtenswerth sind die Mittheilungen des französischen Berichtes über den
                              										Benzolgehalt des Leuchtgases. Nach diesen Angaben
                              									ist bei den verschiedenen Kohlensorten der Gehalt des Leuchtgases an aromatischen
                              									Kohlenwasserstoffen, also hauptsächlich Benzol, ziemlich fest und beträgt auf 1cbm Leuchtgas 39g, wovon 30g Benzol und 9g Toluol und Homologe, dem Volumen nach zusammen
                              									etwa 10l,5 dampfförmige Kohlenwasserstoffe der
                              									aromatischen Reihe oder 1,05 Vol.-Proc. Neben diesen Kohlenwasserstoffen sind im
                              									Gase noch schwere Kohlenwasserstoffe enthalten, welche nicht der aromatischen Reihe
                              									angehören (wie Aethylen, Propylen, Acetylen) und zwar beträgt das Volumen derselben
                              									zwischen 2,5 und 4,8 Proc. des Gases. Während Benzol und analoge Verbindungen sich
                              									bei der Abkühlung des Gases auf – 70° fast vollständig abscheiden, bleiben die
                              									übrigen Kohlenwasserstoffe im Gase zurück. An diese Thatsachen werden weitere
                              									Betrachtungen geknüpft über das Verhältniſs der im Leuchtgase vorhandenen Menge
                              									schwerer Kohlenwasserstoffe zu der im Theere zurückbleibenden Menge derselben; das
                              									Ergebniſs dieser Studien ist fast genau dasselbe, welches im Journal für Gasbeleuchtung, 1886 S. 500 ausgesprochen ist, nämlich, daſs
                              									von den werthvollen lichtgebenden Bestandtheilen unter normalen Verhältnissen 94
                              									Proc. im Gase enthalten sind und daſs also nur etwa 6 Proc. im Theere zurückbleiben.
                              										Bunte kam zu dem Verhältnisse 96 Proc. und 4 Proc.
                              									Diese Ziffern zeigen somit, wie wenig Interesse diejenigen Prozesse beanspruchen
                              									können, welche darauf abzielen, das im Theere verbleibende Benzol in das Gas
                              									zurückzuführen.
                           
                        
                           Ueber schädliche Industriegase.
                           M. Ogata (Archiv für Hygiene, 1884 S. 223) untersuchte
                              									die Giftigkeit der Schwefligsäure, wie sie der
                              									Athemluft in Bleichereien, Ultramarinfabriken (vgl. 1876 221 468), Hopfenschweflungsanstalten, Hüttenwerken, Schwefelsäurefabriken
                              									u. dgl. beigemischt sein kann. Während Hirt
                                 										(Gewerbekrankheiten S. 15) offenbar fälschlich angibt, daſs Arbeiter sogar
                              									in einer Athemluft, welche 1 bis 3 Proc. Schwefligsäure enthält, lange Zeit völlig
                              									gesund bleiben, zeigt Ogata, daſs ein Gehalt von 0,04
                              									Proc. nach einigen Stunden Athemnoth bewirkt. Ihm selbst war es nicht möglich, in
                              									einer Luft mit 0,05 Proc. Schwefligsäure einen vollen Athemzug zu nehmen. In Luft
                              									mit 0,06 Proc. starben Mäuse schon nach 2 Stunden. Die Schwefligsäure ist ein
                              									heftiges Blutgift.
                           K. B. Lehmann (daselbst 1886 S. 16) zeigt, wie völlig
                              									falsch die Angaben von Hirt (Gasinhalationskrankheiten)
                              									über die Giftigkeit der Salzsäure, des Chlores u. dgl.
                              									sind. Schon bei 0,01 Proc. Salzsäuregas in der Luft zeigen sich Reizerscheinungen,
                              									bei 0,1 bis 0,15 Proc. sterben Thiere in wenigen Stunden.
                           Ammoniak kommt in Frage bei Eismaschinen, in
                              									Leuchtgasfabriken, Ammoniaksodafabriken, bei der Herstellung von Silberspiegeln, in
                              									Kattundruckereien u.s.w. Schon bei 0,05 Proc. Ammoniakgehalt der Luft zeigen sich
                              									Reizerscheinungen, bei 0,6 Proc. trat der Tod von Thieren zuweilen schon nach 1½
                              									Stunden ein. Einige Thiere ertragen mehr. Kohlensaures Ammonium wirkt wie freies
                              									Ammoniak.
                           Ein kräftiger Mann fand die Luft bereits bei 0,005 Proc. Chlorwasserstoff unerträglich, so daſs die Luft
                              									in Fabriken höchstens 0,01 Proc. enthalten sollte und nicht, wie Hirt angibt, bis 1 Proc.
                           Menschen können ferner bei einiger Gewöhnung 0,03 bis 0,05 Proc. Ammoniak vertragen.
                              									Gröſserer Ammoniakgehalt ist in Arbeitsräumen jedenfalls unzulässig, da hierbei
                              									bereits Entzündungserscheinungen und Brechreiz eintreten. (Vgl. 1876 220 87.)
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Strontium- oder Bariumchlorid u.
                              									dgl.
                           Bei dem früher (1884 253 440) beschriebenen Verfahren zur
                              									Darstellung von Chlorbarium will B. Wackenroder in
                              									Cöthen (D. R. P. Kl. 75 Nr. 36388 vom 4. August 1885) an Stelle des Bariumsulfides
                              									und der einzuleitenden Kohlensäure Bariumcarbonat
                                 										unmittelbar anwenden.
                           Zunächst wird die wässerige Chlorcalcium- oder Chlormagnesiumlösung bis zum Beginne
                              									der Zersetzung (Salzsäure-Entwickelung) concentrirt und sodann die äquivalente Menge
                              									trockenes oder feuchtes Bariumcarbonat unter Umrühren zugesetzt. Die durch die
                              									Zersetzung der Chloride frei werdende Salzsäure bewirkt nunmehr unter lebhafter
                              									Entwickelung von Kohlensäure die Bildung einerseits von Chlorbarium, andererseits
                              									von Calciumhydroxyd oder Magnesiumhydroxyd; jedoch ist diese Umsetzung erst eine
                              									derart unvollkommene, daſs 100 Th. der nunmehr breiig gewordenen Masse ungefähr 38
                              									Th. Chlorbarium, 36 Th. Bariumcarbonat, 8 Th. Magnesia und 18 Th. Chlormagnesium in
                              									der Trockensubstanz enthalten. Um eine vollkommene Umsetzung zu erreichen, hat man
                              									lediglich die Temperatur der breiigen Masse noch bis auf etwa 200° zu steigern. Dies
                              									kann in einem Frittofen unter Umkrücken der Masse vorgenommen werden, wobei
                              									schlieſslich eine aus etwa 83 Proc. Chlorbarium und 17 Proc. Magnesia oder Kalk
                              									bestehende, ziemlich weiſse poröse Masse gewonnen wird. Durch Behandlung dieser
                              									Masse mit Wasser erfolgt die Trennung beider Substanzen.
                           Eine praktische Anwendung des beschriebenen Verfahrens besteht beispielsweise in der
                              										Verarbeitung von Abfalllaugen, welche aus Chlorcalcium (wie bei der Ammoniaksodafabrikation) oder
                              									aus Chlormagnesium (wie bei der Kalifabrikation aus
                              									Carnallit) bestehen. In letzterem Falle trägt man den bei der
                              									Schwefelbariumbereitung durch Reduction von Schwerspath mit Kohle in Flammöfen
                              									erhaltenen, in Wasser unlöslichen Rückstand, welcher der Hauptsache nach aus
                              									kohlensaurem Baryt besteht, in die siedenden Abfalllaugen ein, bringt zur Trockne,
                              									frittet das Gemisch, zieht mit Wasser aus und erhält auf diese Weise Chlorbarium und
                              									Magnesia.
                           
                        
                           Zur Werthbestimmung des Chlorkalkes.
                           Das Verfahren zur Bestimmung des bleichenden Chlores im Chlorkalk von G. Lunge (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1886 S. 868) beruht darauf, daſs unterchlorigsaure Salze, mit
                              									Wasserstoffsuperoxyd gemischt, augenblicklich ihren wirksamen Sauerstoff hergeben,
                              									ebenso wie das Wasserstoffsuperoxyd selbst, so daſs man die doppelte Menge
                              									Sauerstoff erhält.
                           Man stellt z.B. in gewöhnlicher Weise eine (trübe) Chlorkalklösung von 10g Substanz in 250cc Wasser her, pipettirt davon 5cc
                              									(= 0g,2 Chlorkalk)
                              									heraus und läſst dies in den äuſseren Raum des Zersetzungsfläschchens des
                              									Nitrometers flieſsen. In das innere Röhrchen gibt man eine jedenfalls überschüssige
                              									Menge von Wasserstoffsuperoxyd; hierzu wird 2cc
                              									des käuflichen Stoffes genügen, welcher ja nahezu sein 10faches Volumen an wirksamem
                              									Sauerstoffe enthält. Diese Menge braucht nicht genau gemessen zu werden und der
                              									Gehalt des Wasserstoffsuperoxydes braucht nicht bekannt zu sein, wenn man nur sicher
                              									ist, einen Ueberschuſs davon anzuwenden. Nun steckt man das Fläschchen auf den
                              									Kautschukpfropfen auf, indem man es beim Halse faſst, um merkliche Erwärmung
                              									desselben zu vermeiden, dreht dann den Hahn des Nitrometers so, daſs das Fläschchen
                              									mit dem Meſsrohre verbunden ist, in welchem das Quecksilber vorher auf den Nullpunkt
                              									eingestellt war, neigt das Fläschchen, so daſs die Flüssigkeiten sich vermischen,
                              									schüttelt einige Augenblicke um, stellt das Quecksilber in beiden Röhren in gleiche
                              									Höhe und liest ab.
                           Bei Verwendung von 0g,2 Chlorkalk entspricht je
                              										1cc Gas, auf 0° und 760mm berechnet, 5 französischen Grad oder 1,632 Gew.-Proc. bleichendes
                              									Chlor. Löst man 7g,917 Chlorkalk auf 250cc und verwendet zu jeder Probe 5cc Lösung, so entspricht 1cc Gas 2 Proc. Chlor.
                           
                        
                           Divers und Schimose's Trennung von Selen und Tellur.
                           Selen wird durch schweflige Säure bei Gegenwart von Schwefelsäure und unter
                              									Ausschluſs von Salzsäure vollständig gefällt, während Tellur in Lösung bleibt. E. Divers und Schimose (Revue
                                 										industrielle, 1886 S. 276) lösen das Gemisch beider Metalle in
                              									concentrirter Schwefelsäure, wodurch dieselben in selenige und tellurige Säure
                              									verwandelt werden, und fügen dann eine gesättigte wässerige Lösung von
                              									Schwefligsäure zu, bis das Volumen der angewendeten Schwefelsäure vervierfacht ist;
                              									dadurch wird alles Selen gefällt. Nachdem dem Filtrate eine neue Menge
                              									Schwefligsäure zugesetzt ist, wird das Tellur durch Salzsäure abgeschieden.
                           
                        
                           Herstellung von Bleiweiſs aus Bleioxyd mit Hilfe von
                              									Magnesiumacetat.
                           W. Kubel in Holzminden (D. R. P. Kl. 22 Nr. 36 764 vom
                                 									27. November 1885) hat beobachtet, daſs eine mäſsig concentrirte Lösung von
                              									essigsaurer Magnesia die Fähigkeit hat, Bleioxyd sehr rasch in Bleioxydhydrat zu
                              									verwandeln und zum gröſsten Theile zu lösen, so daſs die Lösung alkalische Reaction
                              									zeigt. Das Magnesiumacetat wirkt also hydratisirend auf das Bleioxyd und zeigt
                              									sonach dieselbe Wirkung, wie sie vom Bleiacetat schon längst bekannt ist. Aus der
                              									Lösung wird das Blei mittels Kohlensäure als Bleiweiſs gefällt, während eine von
                              									Blei nahezu freie Magnesiumacetatlösung zurückbleibt, welche wiederum zur Lösung von
                              									Bleioxyd Verwendung finden kann. Das auf diese Weise hergestellte Bleiweiſs soll dem
                              									nach der französischen Methode hergestellten an Güte mindestens gleichkommen, nicht
                              									krystallinisch, leicht zerreiblich und von vorzüglicher Deckkraft sein. Die neue
                              									Darstellungsweise soll vor der französischen den Vorzug haben, die Anwendung der
                              									sehr billigen und stark hydratisirend und lösend wirkenden Magnesiumacetatlösung zu
                              									gestatten, welch letztere auſserdem immer wiedergewonnen wird; ferner gibt das
                              									Verschwinden der alkalischen Reaction beim Einleiten der Kohlensäure den Punkt der
                              									völligen Umwandlung des Hydrates in Carbonat sicher an.
                           Zur Umwandlung des Bleioxydes in das Hydrat bezieh. zur Lösung desselben bedient man
                              									sich einer mäſsig concentrirten Lösung von Magnesiumacetat, aus verdünnter
                              									Essigsäure und irgend einem Magnesiumcarbonate hergestellt. Lösungen, welche 20 bis
                              									10 Procent des krystallisirbaren Salzes von der Formel Mg(C2H3O2)2 + 4aq enthalten,
                              									scheinen sich am besten zu eignen.
                           Die Menge des Bleioxydes wird so groſs genommen, daſs auf 1 Th. des festen Acetates
                              									in der Lösung etwa 1 bis 1½ Th. Bleioxyd kommen. Das Erwärmen der Mischung von
                              									Bleioxyd und Acetatlösung wird so lange fortgesetzt, bis die Farbe weiſs geworden
                              									ist; dann läſst man, erforderlichenfalls nach dem Verdünnen, absetzen und verwendet
                              									die klare oder nur wenig trübe Flüssigkeit zur Fällung. Die Kohlensäure wird in die
                              									abgegossene Flüssigkeit unter Umrühren so lange eingeleitet, bis die alkalische
                              									Reaction verschwunden ist und in einer abfiltrirten Probe der Flüssigkeit nur noch
                              									geringe Mengen von Blei nachweisbar sind.
                           Das ausgeschiedene Bleiweiſs wird in bekannter Weise gesammelt, ausgewaschen und
                              									getrocknet. Die Magnesiumacetatlösung wird entweder sofort wieder verwendet, oder
                              									durch Abdampfen oder Zusatz von frischem Magnesiumacetat auf genügende Concentration
                              									gebracht.