| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 188 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        
                     
                        
                           Schwingungen hoher Schornsteine.
                           Die Mémoires de la Société des Ingénieurs civils, 1885
                              									S. 721 bringen über die Schwingungen eines Schornsteines bei Marseille (35m hoch, äuſserer Durchmesser oben 1220mm) folgende Mittheilung: Während eines heftigen
                              									Sturmes wurde durch Beobachtung des Schattens die gröſste Schwankung mit 500mm gemessen. Man meinte bemerkt zu haben, daſs der
                              									durch einen Windstoſs in Bewegung gesetzte Schornstein 4 bis 5mal hin und her
                              									schwankte, bis er wieder zur Ruhe kam. E. Bourry
                              									behauptet nun, daſs, wenn sich dieser Bewegungsanstoſs während des Hin- und
                              									Herschwankens eines Schornsteines derart wiederholen sollte, daſs die Richtung
                              									desselben mit jener der gleichzeitigen Schwankung zusammenfällt, das Umfallen des
                              									Schornsteines zu erwarten sei. Dies ist die Erklärung für die Zerstörung von
                              									Schornsteinen, deren Constructionen den Anforderungen der Standfestigkeit in jeder
                              									Hinsicht entsprechen. Dieser Angabe schlieſst die Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1886 S. 680 die
                              									Bemerkung bei, daſs bei einem 50m hohen, aus
                              									concentrischen (hohlen) Ringen gebauten Schornsteine, dessen innere Lichte oben 2m beträgt, der ferner bedeutenden Windstöſsen (bei
                              									Wien) ausgesetzt ist, die Schwingungen genauest mit Hilfe eines Theodolithen
                              									wiederholt beobachtet wurden und daſs die Beobachtungen eine gröſste Schwankung von
                              										160mm bei heftigen Stürmen ergaben.
                           
                        
                           Hedges' Geschwindigkeitsanzeiger für schnell gehende
                              									Maschinen.
                           K. Hedges schlägt besonders zur Beobachtung von
                              									elektrischen Maschinen und ihren Motoren als Geschwindigkeitsmesser einen Apparat
                              									vor, welcher die parabolische Oberfläche einer um eine lothrechte Achse in Drehung
                              									versetzten Flüssigkeit als Maſs der Umdrehungsgeschwindigkeit benutzt. Eine
                              									senkrechte, theilweise mit Wasser gefüllte Glasröhre wird von der betreffenden
                              									Maschine aus in rasche Drehung versetzt. Das Wasser steigt in Folge der
                              									Centrifugalkraft mehr oder weniger an den Wänden der Röhre empor und die Aenderungen
                              									der Wasseroberfläche lassen demnach an einer neben der Röhre befindlichen, durch
                              									Versuche bestimmten Theilung die Zahl der Umdrehungen der Maschine erkennen.
                              									Genauere Ablesungen erzielt man mittels einer leicht auf der Röhre gleitenden Hülse,
                              									auf welcher zwei Drähte quer aufgespannt sind. (Nach der Zeitschrift L'Electricité durch das Génie
                                 										civil, 1886 Bd. 9 S. 207.)
                           
                        
                           
                           W. Reunert's Verfahren zur Verdichtung von
                              									Metallstücken.
                           Um den Läufen der Handfeuerwaffen oder auch anderen Gegenständen aus Stahl, Eisen o.
                              									dgl. durch Verdichtung des Materials eine gröſsere Härte, Elasticität und
                              									Widerstandsfähigkeit zu geben, empfiehlt W. Reunert in
                              									Annen, Westfalen (D. R. P. Kl. 49 Nr. 37089 vom 27. März 1886) folgendes Verfahren:
                              									Man bringe die fertigen Läufe u. dgl. in einen sehr starkwandigen Behälter, fülle
                              									dann denselben mit Wasser oder einer anderen Flüssigkeit an und setze die
                              									Flüssigkeit einem Drucke von 8000at und darüber
                              									aus. Dieser hohe Druck soll nun durch eine Druckpumpe oder durch Stoſs erzielt
                              									werden können, indem man auf einen in dem Wasserbehälter dicht geführten Kolben o.
                              									dgl. mittels eines Fallhammers einen genügend starken Schlag ausübt. Durch Anwendung
                              									einer Flüssigkeit an Stelle von Druckmatrizen können hiernach auch Gegenstände aus
                              									Metall dichter und härter gemacht werden, welche wegen ihrer Form einer Pressung auf
                              									gewöhnliche Art nicht unterworfen werden können.
                           
                        
                           Die Erzeugung der Seide im J. 1885.
                           Das Syndikat des Vereins der Seidenhändler in Lyon hat eine Statistik über die
                              									Seidenerzeugung im J. 1885 veröffentlicht. Die Zahlen sollen nach dem Centralblatt für die Textil-Industrie, 1886 S. 860 mit
                              									einer ganz besonderen Sorgfalt zusammengestellt sein, so daſs die Angaben als
                              									zutreffend zu bezeichnen sind. Man ersieht aus denselben, daſs die Ernte eine so
                              									geringe ist, wie man sie seit langer Zeit nicht gehabt hat; das Ergebniſs beträgt
                              									nur 8948000k gegen 9273000k im J. 1884, 10048000k im J. 1883 und 9398000k im J. 1882. In
                              									Nachstehendem ist die Leistung jedes Landes in den letztvergangenen 4 Jahren
                              									angegeben:
                           
                              
                                 
                                 1882
                                 1883
                                 1884
                                 1885
                                 
                              
                                 
                                    Westeuropa
                                    
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                                 Frankreich, Corsika und Algier
                                 722000
                                 611000
                                 483000
                                 535000
                                 
                              
                                 Italien
                                 2370000
                                 3200000
                                 2810000
                                 2457000
                                 
                              
                                 Oesterreich-Ungarn
                                 125000
                                 180000
                                 142000
                                 168000
                                 
                              
                                 Spanien
                                 110000
                                 95000
                                 85000
                                 56000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 3377000
                                 4086000
                                 3520000
                                 3216000
                                 
                              
                                 
                                    Levante
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Anatolien, Brussa u.a. O
                                 90000
                                 180000
                                 185000
                                 172000
                                 
                              
                                 Salonico, Volo, Adrianopel
                                 80000
                                 110000
                                 95000
                                 100000
                                 
                              
                                 Syrien
                                 235000
                                 290000
                                 230000
                                 222000
                                 
                              
                                 Griechenland
                                 20000
                                 20000
                                 20000
                                 20000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 425000
                                 600000
                                 530000
                                 514000
                                 
                              
                                 
                                    Centralasien
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kaukasus
                                 250000
                                 250000
                                 200000
                                 75000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    Ostasien
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 China,
                                 Shangai
                                 2402000
                                 2121000
                                 2695000
                                 2632000
                                 
                              
                                 „
                                 Canton
                                 1052000
                                 900000
                                 774000
                                 715000
                                 
                              
                                 Japan, Yokohama
                                 1436000
                                 1555000
                                 1346000
                                 1351000
                                 
                              
                                 Indien, Calcutta
                                 456000
                                 536000
                                 208000
                                 445000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 5346000
                                 5112000
                                 5023000
                                 5143000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammt
                                 9398000
                                 10048000
                                 9273000
                                 8948000
                                 
                              
                           
                        
                           Verfahren zur Isolirung und Zubereitung von
                              									Gespinnstfasern.
                           P. Hosemann und B. Fiegel
                              									in Berlin (D. R. P. Kl. 29 Nr. 36781 vom 5. September 1885) schlagen vor,
                              									getrocknete Stengel oder vom Holze befreiten Bast solcher Pflanzen, welche, wie z.B.
                              									Hanf oder Flachs, zur Gewinnung von Gespinnstfasern geeignet sind, oder auch die
                              									daraus gefertigten Gespinnste oder Gewebe etwa 24 Stunden lang in ein Bad zu geben,
                              									welches aus schwach angesäuertem oder alkalisch reagirendem Pepsin oder Pankreas
                              									haltigem Wasser besteht. Durch dieses Bad sollen alle Gummi- und Harzstoffe gelöst
                              									und dann durch Abwässern und Spülen entfernt werden. Das Bad wird einfach so
                              									hergestellt, daſs man 1 bis 1k,5 thierischen Magen
                              									(Ochsenmagen) in zerkleinertem Zustande einige Tage in 50k Wasser liegen läſst, welches mit Salzsäure
                              									schwach angesäuert oder mit Alkalicarbonat alkalisch gemacht ist.
                           
                        
                           
                           H. Müller's Bogenlichtlampe mit Steigrad und Hemmungsgabel zur
                              									Regelung des Kohlenabstandes.
                           In der Bogenlichtlampe von Hermann Müller in
                              									Zürich-Hottingen (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 35661 vom 23. August 1885) werden die sich
                              									berührenden Kohlen beim Schlieſsen des Stromes durch irgend eine Vorrichtung
                              									getrennt, so daſs der Lichtbogen entsteht. Wird letzterer durch Abbrand der Kohlen
                              									zu groſs, so geht ein entsprechend starker Stromzweig durch einen
                              									Nebenschluſs-Elektromagnet (bezieh. Solenoid); dieser zieht seinen Anker an, hebt
                              									dabei zunächst den einen Lappen einer Hemmungsgabel aus einem Steigrade aus, so daſs
                              									letzteres sich bis zur Hemmung durch den anderen Lappen um einen halben Zahn drehen
                              									und zugleich eine die obere Kohle tragende, in ein auf der Steigradachse sitzendes
                              									Getriebe eingreifende Zahnstange sich senken lassen kann; gleich darauf aber
                              									unterbricht der angezogene Anker den Strom im Nebenschlüsse, fällt ab, dreht die
                              									Gabel im entgegengesetzten Sinne und gestattet dem Steigrade abermals eine Drehung,
                              									der Kohle eine weitere schrittweise Senkung, worauf sich beim Abfallen des Ankers
                              									dasselbe Spiel wiederholt.
                           
                        
                           Brush's Dynamomaschine von 500 Pferd.
                           In der kurzen Zeit von 3 Monaten nach dem Vertragsabschlüsse hat C. F. Brush eine („Colossus“ genannte)
                              									Dynamomaschine von 500 Pferd für die Cowles Electric
                                 										Smelting and Aluminium Company in Lockport, N.-Y., (früher in Cleveland)
                              									gebaut, welche trotz ihrer raschen Ausführung allen an sie gestellten Anforderungen
                              									genügt. Der „Colossus“ liefert bei einer Geschwindigkeit von 430 Umdrehungen
                              									in der Minute 3800 Ampère bei 100 Volt; der zugleich als Stromwender dienende
                              									Stromabgeber arbeitet dabei dennoch von Anfang an sehr gut. Die Riemenscheibe,
                              									welche 500 Pferd auf die Ankerachse übertragen soll, hat 1016mm Durchmesser und 1118mm Breite; fast ebenso lang ist die eigentliche
                              									Dynamomaschine und ebenso der Stromabgeber. Die Maschine speist einen Cowles'schen Ofen zum Schmelzen von Erzen (vgl. unten).
                              									Die Länge der Maschine miſst 4m,572, ihre Breite
                              										1m,219 und ihre Höhe 1m,52. Das Gesammtgewicht beträgt nahezu 10t, das Gewicht des Ankers 1950k, das der 8 Elektromagnete 4216k, das Kupfergewicht 2835k. Die Leistung der Maschine würde für 5000
                              									Glühlampen von 16 Kerzen ausreichen. (Nach dem Scientific
                                 										American, 1886 Bd. 55 * S. 127 bezieh. Iron,
                              									1886 Bd. 28 S. 287.)
                           
                        
                           Cowles' Verfahren zum Schmelzen von Erzen mittels
                              									Elektricität.
                           E. H. und A. H. Cowles in
                              									Cleveland haben bei ihrem Erzschmelzverfahren (vgl. 1886 260 * 378) weitere Neuerungen (* D. R. P. Kl. 40 Nr. 36601 und 36602 vom
                              									10. Juni 1885, 3. und 4. Zusatz zu Nr. 33672) angegeben: a) Bei den im 1.
                              									Zusatzpatente Nr. 34730 geschützten Oefen die Anwendung verschiebbarer
                              									Kohlenelektroden, um bei gleichbleibendem Widerstände nach und nach eine immer
                              									gröſsere Erzmenge zwischen die Elektroden bringen zu können, und bei solchen
                              									verschiebbaren Elektroden das Umgeben derselben mit Kupferschrot auſserhalb des
                              									Ofens zum Ableiten von Hitze beim Zurückziehen der Elektroden aus dem Ofen und zum
                              									Zuleiten der Elektricität. b) Um die Ofenwandungen wirksam gegen die Wirkungen der
                              									beim Einleiten des elektrischen Stromes erzeugten hohen Hitze zu schützen, soll die
                              									als Deckschicht dienende feine Staubkohle noch mit fein gepulverten,
                              									feuerbeständigen, schlecht leitenden Stoffen gemischt oder mit Lösungen solcher
                              									Stoffe getränkt werden, um dadurch das Zusammenbacken der Kohlentheilchen zu
                              									verhindern, in welch letzterem Falle die isolirende Eigenschaft fast ganz verloren
                              									geht.
                           
                        
                           Verfahren zum Ueberziehen verzinkter Eisengegenstände mit
                              									Metallen oder Legirungen auf heiſsem Wege.
                           Um verzinktes Eisen mit Silber oder anderen Metallen oder Legirungen, deren
                              									Schmelzpunkt höher liegt als der des Zinkes überziehen zu können, hat man sich
                              									seither der Plattirung oder der galvanischen Niederschlagung deshalb bedient, weil
                              									beim Ueberziehen des Eisens mit geschmolzenem Zink auf der gebildeten, höher als
                              									Zink schmelzenden Eisenzinklegirung stets überschüssiges Zink haften blieb, welches beim
                              									Einbringen in das Metallbad, z.B. von geschmolzenem Silber, verbrannte, wodurch ein
                              									Anhaften dieses Metalles in Folge der Bildung einer Zinkoxydschicht unmöglich wurde.
                              										F. W. Koffler und E.
                                    										Zwierzina in Unter St. Veit bei Wien (D. R. P. Kl. 48 Nr. 36706 vom 17.
                                 									November 1885) empfehlen nun, von den verzinkten Eisengegenständen das überschüssige
                              									Zink, so lange es noch flüssig ist, durch Bürsten o. dgl. mechanisch zu entfernen.
                              									Werden in dieser Weise behandelte verzinkte Eisengegenstände alsdann in
                              									geschmolzenes Silber o. dgl. getaucht, so sollen sich gut haltende Ueberzüge
                              									bilden.
                           
                        
                           Ursachen der Verwitterung von Bausteinen.
                           Prof. Thomas Egleston in New-York hat die wichtige Frage
                              									über die Ursachen der Verwitterung von Bausteinen auf Grund umfassender
                              									Untersuchungen eingehend behandelt und über seine Ermittelungen einen Vortrag in der
                              										American Society of Civil Engineers gehalten.
                           Hiernach verwittert Granit im Allgemeinen unter
                              									günstigen Luft- und Witterungsbedingungen kaum merklich. Wie zerstörend aber
                              									ungünstige solche Bedingungen wirken können, davon liefert der egyptische Obelisk im
                              									Centralparke von New-York ein bemerkenswerthes Beispiel. Nach einer mehr als
                              									2000jährigen Dauer in trockenem Klima zeigte derselbe, als er im J. 1880 nach
                              									New-York versetzt wurde, kaum eine Spur irgend welcher Beschädigung, während er
                              									jetzt, nach etwa 5 Jahren, einer raschen Vernichtung entgegen geht.
                           Die zu Bauzwecken verwendeten Sandsteine sind
                              									gemeiniglich zu unterscheiden in solche, welche ein organisches, ein Eisen haltiges,
                              									ein kalkiges oder kieseliges Bindemittel enthalten. Die ersteren zerfallen sehr
                              									schnell, die mit Eisen haltigen Bindemitteln sind sehr unsicher; ebenso werden die
                              									Sandsteine mit kalkigem Bindemittel allmählich vom Wetter angegriffen und zwar
                              									besonders an Bauten in groſsen Städten, so daſs nur ein kieseliges Bindemittel die
                              									Steine vor dem zeitlichen Verfall sichert.
                           Von den Kalksteinen werden sowohl die reinen
                              									kohlensauren Kalke, als die reinen Dolomite allgemein nicht leicht vom Wetter
                              									angegriffen; dagegen ist bei den Steinen, welche eine Mischung aus beiden
                              									vorgenannten Arten darstellen, die Gefahr naheliegend, daſs der kohlensaure Kalk
                              									zwischen den Dolomittheilen ausgewaschen und die Festigkeit des Steines dadurch
                              									untergraben wird. Die Erscheinung, daſs die Verwitterung von Quadern nahe an der
                              									Erdoberfläche am gröſsten ist und mit der wachsenden Höhe abnimmt, läſst sich
                              									folgendermaſsen erklären: Die Luft in groſsen Städten enthält einen erheblichen
                              									Betrag an Säuren und Schwefligsäure, welche insbesondere an solchen Stellen
                              									schädlich wirken, die durch aufsteigende Erdfeuchtigkeit oder in Folge schlechter
                              									Ableitung des aufschlagenden und abtropfenden Regenwassers von Nässe durchzogen
                              									werden. In höheren Luftschichten vermischen sich dagegen die genannten Gase so sehr
                              									mit reiner Luft, daſs ihr verderblicher Einfluſs verringert wird und bald ganz
                              									aufhört. Die Zerstörung vollzieht sich unter Einwirkung der mit Groſsstadtgasen
                              									geschwängerten Luft auf die von Feuchtigkeit durchzogenen Steine derart, daſs das
                              									aus kohlensaurem Kalk bestehende Bindemittel, als in Kohlensäure haltigem Wasser
                              									leichtlöslich, aus den Steinen allmählich ausgewaschen wird.
                           Eine fernere, bisher kaum beachtete Ursache des Verfalles von Bausteinen an
                              									städtischen Gebäuden ist der abschleifenden Einwirkung des vom Winde gegen die
                              									Steinflächen geworfenen Straſsenstaubes zuzuschreiben. Die Zerstörung, welche
                              									hierdurch herbeigeführt wird, ist gröſser, als man anzunehmen geneigt ist. Egleston setzte eine groſse Anzahl Steine von
                              									verschiedener Härte und Oberfläche einem Sandgebläse aus und fand, daſs nicht ein
                              									einziger Stein, selbst nicht ein Diamant, fest genug war, dem Angriffe auch nur für
                              									kurze Zeit zu widerstehen (vgl. Tilghman 1871 201 29. 1872 206 * 265. 1874
                              										212 * 14). Die genauere Untersuchung des in groſsen
                              									Städten erzeugten Staubes hat ergeben, daſs er aus einer Anzahl verschiedener Stoffe
                              									besteht, namentlich scharfem Quarzsand, einem merkbaren Betrage von Eisen und
                              									anderen Bestandtheilen, die zwar an sich weniger hart, aber doch scharf genug sind,
                              									um die Oberfläche der Quader abzuschleifen. Auf vielen Kirchhöfen wurde diese
                              									Thatsache dadurch festgestellt, daſs da, wo auf den Denkmälern eingemeiſselte
                              									Inschriften der
                              									herrschenden Windrichtung ausgesetzt stehen, der Stein soweit weggeschliffen war,
                              									daſs die Buchstaben kaum noch erkennbar sind.
                           Endlich findet Egleston, daſs an den Bauwerken früherer
                              									Jahrhunderte eine gröſsere Sorgfalt in der Auswahl gleichartiger und durch ihre
                              									Bindemittel eine lange Dauer verbürgender Steine erkennbar ist als an den Denkmälern
                              									unserer Zeit und daſs unsere Architekten bei der Bildung der Gesimse und
                              									Wasserschläge es oft an der nöthigen Vorsorge fehlen lassen, das aufschlagende und
                              									abtropfende Niederschlagswasser unschädlich zu machen.
                           
                        
                           Neue Auffindung natürlichen Gases in Nordamerika.
                           Den schon seit längerer Zeit bekannten, aber erst seit einigen Jahren in groſsem
                              									Maſsstabe industriell ausgebeuteten Gasquellen bei Pittsburgh, Penn., Nordamerika,
                              									ist nun auch die Auffindung einer ähnlichen Quelle im Staate Michigan gefolgt. Nahe
                              									der Stadt Port Huron am Huron-See stieſs ein nach Oel bohrender Unternehmer, C. Bailey, bei ungefähr 160m Tiefe auf einen mächtigen Gasstrom von 12at Spannung; zwei weitere Bohrungen ergaben dieselben Erfolge und die
                              									Anlage eines Rohrnetzes zur Verwerthung des Gases ist nach dem Scientific American, 1886 Bd. 55 S. 178 bereits im
                              									Werke.
                           
                        
                           E. Hauffe's Herstellung von Salin-Radirungen in Glas.
                           Nach Angabe von E. Hauffe in Dresden (D. R. P. Kl. 32
                                 									Nr. 36663 vom 13. November 1885) wird zum Zwecke des Aetzens ein in gewöhnlicher
                              									Weise mit Silber belegter und mit Menniganstrich versehener Spiegel auf der
                              									Rückseite (auf dem Menniganstriche) mit einer Grundirung, bestehend aus arabischem
                              									Gummi, Gelatine, Bleiweiſs und Wasser, bestrichen; nachdem völlig getrocknet ist,
                              									bringt man die gewünschte Zeichnung in Abziehfarbe, welche als Deckmittel für die
                              									bleibende Grundirung dient, mittels nassen Schwammes auf den Grund und läſst
                              									abermals trocknen. Hierauf wäscht man die Fläche mit lauwarmem Wasser leicht ab,
                              									läſst wieder trocknen und entfernt das Deckmittel der Zeichnung mit Nitrobenzol. Es
                              									zeigt sich nun die grundirte Zeichnung, welche mit der Zeit immer härter wird. Man
                              									entfernt schlieſslich den Menniganstrich durch Abwaschen mit absolutem Alkohol,
                              									welcher die Zeichnung nicht angreift, und ätzt die bloſsgelegte Silberschicht mit
                              									verdünnter Salpetersäure (1 : 2) weg.
                           
                        
                           Gewinnung der Fett- und Faserstoffe, sowie des fertig
                              									gebildeten Ammoniaks aus Spüljauche, Kanalabwässern u. dgl.
                           Die Verwerthung der Spüljauche aus Städten mit Schwemmkanalisation beschränkt sich
                              									zur Zeit lediglich auf ihre Verwendung zur Berieselung sowie auf Darstellung von
                              									Düngern durch Klärung und Fällung der Jauche. Dabei hat man immer mehr die
                              									Unschädlichmachung dieser Abwässer im Auge als ihre wirkliche Nutzbarmachung,
                              									trotzdem die Spüljauche verwendbare Stoffe wie Fette, Faserstoffe und Ammoniak
                              									enthält, deren Gewinnung, wenn billig genug durchgeführt, wohl lohnend erscheint.
                              									Die Faserstoffe sind in der Spüljauche in Form von Papier, Federn, Haaren, Abfällen
                              									von Zeugen und Cellulose verschiedener Herkunft enthalten, die Fette als solche oder
                              									als Fettsäuren an Kalk gebunden.
                           Herm. Wagener und Alex.
                                    										Müller in Berlin (* D. R. P. Kl. 75 Nr. 36714 vom 28. December 1884)
                              									schlagen nun vor, Faser- und Fettstoffe dadurch zu gewinnen, daſs man die Spüljauche
                              									über Siebe von verschiedener Maschenweite (5 bis 0qmm,5) laufen läſst. Auch die Fettstoffe sollen auf diese Weise auf den
                              									Sieben zurückbleiben, da sie nur zum geringsten Theile in der Jauche vertheilt
                              									seien, sondern zu Folge ihrer Klebrigkeit an den Faserstoffen fest haften. Der durch
                              									das engste Sieb mit durchgehende feine Schlamm soll, wenigstens in den Berliner
                              									Spüljauchen, ärmer an Fett- und Faserstoffen sein als die abgeseihten Stoffe;
                              									derselbe soll durch eines der bekannten Fällungsmittel niedergeschlagen und dann
                              									trocken destillirt werden.
                           Die abgeseihten groben Schlammtheile werden zur Zersetzung der Kalkseifen mit Säuren
                              									in der Wärme behandelt, in Filterpressen abgepreſst und die Preſskuchen mit einem
                              									fettlösenden Mittel (Petroleumäther, Schwefelkohlenstoff) ausgezogen. Die nun
                              									zurückbleibenden Faserstoffe werden verschieden verarbeitet, je nach der
                              									beabsichtigten Verwendung. Soll daraus z.B. grobe Pappe hergestellt werden, so
                              									genügt es, die Faserstoffe durch Waschen völlig zu entsäuern; für feinere Pappe
                              									läſst man dieselben noch einen Holländer o. dgl. durchlaufen. Der abgeseihte Schlamm
                              									der Berliner Spüljauche enthält 16 bis 20 Proc. Fette und Fettsäuren, 50 bis 60
                              									Proc. Faserstoffe und 6 bis 15 Proc. Mineralbestandtheile. Da Fett und Cellulose
                              									keine Dungstoffe sind und die Spüljauchenrieselung durch Verschlickung des Bodens
                              									beeinträchtigen, so soll ihre Entfernung auch dann von entschiedenem Vortheile sein,
                              									wenn die Spüljauche landwirthschaftlich ausgenutzt wird.
                           Die entfaserte und entfettete Spüljauche macht man durch Zusatz von Aetzkalk
                              									kaustisch, so daſs alles fertig gebildete Ammoniak frei und dadurch leicht flüchtig
                              									wird. Diese verdünnte Lösung von Ammoniak wird bei gewöhnlicher Zimmertemperatur in
                              									dünner Schicht durch einen möglichst luftleer gepumpten Apparat geleitet, in welchem
                              									zugleich eine Säure in groſser Oberfläche zur Absorption des verflüchtigten
                              									Ammoniaks dargeboten wird.
                           Ein Apparat, in welchem die besprochenen Arbeiten vorgenommen werden sollen, ist in
                              									der Patentschrift beschrieben. Die Erfinder legen ihrem Verfahren auch in
                              									gesundheitlicher Beziehung groſsen Werth bei, da durch dasselbe auch die
                              									Desinfection der Abwässer in gründlichster Weise besorgt werde.
                           
                        
                           Verfahren, Kork gegen Schimmelbildung zu schützen.
                           Um Korkpfropfen für Weinflaschen u. dgl. zu reinigen und
                              									gegen Aufnahme von Pilzsporen zu schützen, bringt man sie nach dem Vorschlage von
                              										E. Bousquet in Bordeaux (D. R. P. Kl. 64 Nr. 36433
                                 									vom 20. December 1885) zunächst in ein Dampf- oder Wasserbad von etwa 110° und läſst
                              									sie so lange in demselben, bis die vorhandenen Pilzsporen getödtet sind; dann legt
                              									man die Korke noch heiſs in eine wässerige Albuminlösung (500g trockenes Albumin auf 100l Wasser) und darauf in eine Lösung von Gerbsäure
                              									und Salicylsäure (500g Gerbsäure, 250g Salicylsäure auf 100l Wasser). An Stelle des Albumins kann auch Fischleim angewendet werden;
                              									dazu löst man 1000g Fischleim und ebenso viel
                              									Salicylsäure in 100l kochendem Wasser und
                              									behandelt die Korke mit dieser Lösung; vor dem Erkalten taucht man sie hierauf in
                              									eine Gerbsäurelösung (200g Gerbsäure auf 100l Wasser) und trocknet sie bei mäſsiger Wärme. Das
                              									letztere Verfahren eignet sich besonders für Korkplatten.
                           
                        
                           Darstellung von Magnesiumsulfaten mittels
                              									Schwefligsäure.
                           M. v. Maltzan in Doberan, Mecklenburg (D. R. P. Kl. 16
                                 									Nr. 37333 vom 19. Januar 1886) empfiehlt behufs Darstellung von Magnesiumphosphat
                              									Kalkphosphat durch Schwefligsäure in Lösung zu bringen, eine dem gelösten Kalk
                              									entsprechende Menge Magnesiumsulfat hinzuzufügen und darauf nach der Filtration mit
                              									so viel Magnesiumoxyd, -Carbonat oder -Hydroxyd zu versetzen, daſs gerade
                              									Magnesiumphosphat ausgefällt wird. Die überstehende Lösung des Magnesiumsulfits wird
                              									in geeigneter Weise (durch Einblasen von Luft, durch Eisenoxyde oder Braunstein o.
                              									dgl.) wieder in Sulfat verwandelt und zum Ueberführen des Kalkes eines zweiten Postens Kalkphosphat in Gyps benutzt.
                           
                        
                           Zur Beurtheilung des Handelspfeffers.
                           Nach Versuchen von H. Röttger (Archiv für Hygiene, 1886
                              									S. 183) ist die Extractbestimmung zur Beurtheilung der Güte und Reinheit der
                              									Pfefferproben des Handels unzuverlässig. Schwarzer Pfeffer enthält 12,6 bis 14,7
                              									Proc. weiſser Pfeffer 12,9 bis 14,5 Proc. Wasser. Schwarzer Pfeffer enthält
                              									höchstens 6 Proc. weiſser bis 3 Proc. Asche. Die Asche des schwarzen Pfeffers zeigt
                              									27,4 bis 34,7 Proc. Kali, die des weiſsen nur 5 bis 7 Proc. welche dagegen bis 30
                              									Proc. Phosphorsäure enthält, während die des schwarzen nur bis 11 Proc.
                              									Phosphorsäure aufweist.