| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 234 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        
                     
                        
                           Leistung der Baldwin'schen Locomotivfabrik in
                              									Philadelphia.
                           Nach dem Scientific American, 1886 Bd. 55 S. 177 hat die
                              									seit 1832 arbeitende Baldwin'sche, Locomotivfabrik
                              									soeben ihre 8000ste Locomotive abgeliefert. Bei dieser Gelegenheit werden folgende
                              									statistische Zahlen bekannt. Geliefert wurden je 500 Stück Locomotiven in dem Zeiträume 1832 bis
                              									1852, 1852 bis 1860, 1860 bis 1866, 1866 bis 1869, 1869 bis 1871, 1871 bis 1872,
                              									1872 bis 1873, 1873 bis 1876, 1876 bis 1878, 1878 bis 1879, 1500 Stück in dem
                              									Zeiträume von 1879 bis 1882, 1000 Stück von 1882 bis 1884 und 500 im J. 1884 bis
                              									September 1886.
                           Das Baldwin'sche Unternehmen, heute im Besitze der Firma
                              										Burnham, Parry, Williams und Comp., ist bekanntlich
                              									weitaus die gröſste Locomotivfabrik der Welt und kann jetzt im Jahre 600 Locomotiven
                              									liefern, unter welchen sich allerdings ein gewisser Theil schmalspurige Maschinen,
                              									besonders für Südamerika und die englischen Colonien, befindet.
                           
                        
                           Julien's elektrischer Straſsenbahnwagen.
                           Von den elektrischen Straſsenbahnwagen, System Julien
                              									(vgl. Reckenzaun bezieh. Ch.
                                 										Elieson 1886 260 * 305. 261 * 65), welchem auf der Antwerpener Ausstellung bei der für
                              									Straſsenbahnwagen ausgeschriebenen Preisbewerbung das groſse Ehrendiplom zuerkannt
                              									wurde (vgl. 1886 261 272), sind von der Direktion der
                              									Hamburger Straſsenbahngesellschaft zunächst zwei Stück probeweise in den Betrieb
                              									eingestellt worden. Die Probefahrt ist ausgezeichnet verlaufen; die Bewegung des
                              									Fahrzeuges war wesentlich ruhiger und angenehmer, als man bei Pferdebahnen gewohnt
                              									ist. Der erste dieser beiden Wagen enthält nach dem Centralblatte für Elektrotechnik, 1886 S. 285 33 Plätze und wiegt mit
                              									voller Ausrüstung 4830k; hiervon kommen 1200k auf die Accumulatoren. Dieselben bestehen aus 96
                              									Zellen, von denen je 3 in einem dreizelligen Behälter vereinigt sind. Wegen der
                              									Zerbrechlichkeit muſste von Glas und Hartgummi abgesehen werden; die Zellen sind aus
                              									einer neuen, dem Hartgummi ziemlich ähnlichen, aber ein wenig biegsamen Masse
                              									hergestellt. Jede Zelle enthält 15 Platten, 7 positive und 8 negative. Die Platten
                              									haben eine Fläche von nur 134mm × 147mm und sind etwa 4mm dick. Die Ladung nimmt ungefähr 8 Stunden in Anspruch. Die
                              									Accumulatoren sind in 8 niedrige hölzerne Kästen vertheilt, von denen je 4 auf jeder
                              									Seite des Wagens in einem Räume unter den Sitzbänken Platz finden. Um diesen Raum zu
                              									gewinnen, muſste der Wagen höher gestellt werden, denn sonst wird derselbe von den
                              									Radkästen eingenommen. Durch die Umänderung hat übrigens auch das Aussehen des
                              									Wagens wesentlich gewonnen. Die Kästen bewegen sich auf mit Seife o. dgl.
                              									geschmierten Gleitbahnen und können nach Oeffnung von zwei langen, in den Flanken
                              									des Wagens angebrachten Klappen leicht nach auſsen auf die in dem Wagenschuppen
                              									aufgestellten Ladetische herausgezogen werden, zwischen welche der Wagen gefahren
                              									wird. Befindet sich der Wagen an der richtigen Stelle, so kann man die Kästen bequem
                              									auf entsprechende Gleitbahnen des Ladetisches hinüberziehen. Die Schaltung der
                              									Kästen sowohl im Wagen, als auf dem Ladetische geschieht selbstthätig durch eine von
                              										J. L. Huber, dem Licenzträger der Electrical Power Storage Company in London, construirte
                              									einfache und sichere Contactvorrichtung. An beiden Seiten der Kästen sind kupferne
                              									Contacte angebracht, welche sich auf entsprechend starke Contactfedern schieben und
                              									auf diese Weise sowohl auf dem Ladetische, als im Wagen die erforderlichen
                              									Verbindungen herstellen.
                           Von den in 4 Gruppen geschalteten Accumulatoren im Wagen führen 4 Doppelleitungen
                              									nach den Julien'schen Umschaltern, von denen je einer
                              									auf jeder Bühne angebracht ist. Durch Drehung des zu einer Kurbel ausgebildeten
                              									Schlüssels des Umschalters können demselben 6 verschiedene Stellungen gegeben
                              									werden, nämlich: 1) daſs keine Verbindung zwischen den Accumulatoren und dem Motor
                              									besteht (nur in dieser Stellung des Umschalters kann der Schlüssel, von denen für
                              									jeden Wagen nur einer vorhanden ist, aufgesetzt werden); 2) alle 4 Gruppen der
                              									Accumulatoren werden parallel geschaltet und mit dem Motor in Verbindung gesetzt; 3)
                              									2 und 2 Gruppen werden parallel und diese hinter einander geschaltet mit dem Motor
                              									verbunden; 4) 2 Gruppen werden parallel und dann hinter die beiden anderen
                              									geschaltet; 5) alle 4 Gruppen werden hinter einander geschaltet; 6) alle 4 Gruppen
                              									werden unter sich parallel geschaltet, stehen aber nicht mit dem Motor in
                              									Verbindung; in dieser Stellung steht der Umschalter mit aufgesetztem Schlüssel in
                              									den Ruhepausen.
                           Ein Hauptvorzug dieser Anordnung besteht darin, daſs verschiedene Geschwindigkeiten
                              										ohne Anwendung
                              									irgend welcher Stromregulatoren oder Widerstände erzielt werden. Die in den
                              									Accumulatoren angesammelte Energie wird also ohne Verlust durch Erwärmung von
                              									Widerständen, vielmehr in günstigster Weise verwendet.
                           Den Stellungen des Schlüssels 2 bis 5 entsprechend wirken auf den Motor 48, 96, 144
                              									oder 192 Volt und dem entsprechend ist auch seine Geschwindigkeit. Der regelmäſsige
                              									Stromverbrauch beträgt etwa 18 Ampère; bei Steigungen und Curven kann die
                              									Stromstärke indessen zeitweise bis auf 80 Ampère wachsen. Der Motor ist eine Siemens'sche „Serien-Maschine“, Modell D2, mit etwa 0,6 Ohm Widerstand, welche unter dem
                              									Wagen aufgehängt ist und ihre Kraft mittels Hanfseilen auf eine zwischen beiden
                              									Laufachsen befindliche Blindachse abgibt; von hier aus wird die Kraft mittels Ketten
                              									auf die Laufachse abgegeben. Die Hanfseile sind durch eine besondere Zubereitung
                              									gegen Witterungseinflüsse möglichst geschützt und die Ketten haben die Besonderheit,
                              									daſs ihre Glieder in der ganzen Breite der Kette gelagert sind, um die Abnutzung
                              									möglichst gering zu machen. Die Umkehrung der Drehrichtung der Maschine wird durch
                              									Veränderung der Bürstenstellung bewirkt; es sind zwei besondere, um etwa 90°
                              									verdrehte Bürstenpaare vorhanden, von denen zur Zeit immer nur ein Paar anliegt. Die
                              									einmalige Ladung genügt, um den Wagen 50km
                              									vorwärts zu treiben. Da ein solcher Wagen täglich 100km zurückzulegen hat, so genügt eine einmalige Auswechselung der
                              									Accumulatoren.
                           Die Ladung der Accumulatoren wird auf dem Bahnhofe Schürbeck besorgt. Hier ist in
                              									einem kleinen angebauten Maschinenhause ein Lilienthal'scher Motor (vgl. 1886 261 * 97) von 10
                              									Pferd an der Wand angebracht; er treibt gegenwärtig eine, später zwei
                              									Nebenschluſsmaschinen von Schwerd in Cannstatt. Die
                              									Geschwindigkeit wird von einem Tachometer, System Buß,
                              									angegeben, während die elektrischen Gröſsen durch Instrumente von Paterson und Cooper, Bréguet, Ayrton und Perry, Hummel
                              									stets beobachtet werden können. Diese Instrumente weichen allerdings um 20 bis 30
                              									Proc. von einander ab, wodurch der Werth ihrer Angaben einigermaſsen zweifelhaft
                              									erscheint.
                           
                        
                           Elektricitätsentwickelung beim Abteufen eines
                              									Schachtes.
                           In den heiſsen Tagen vom 5. bis 8. Juni d. J. ist nach den Annales Industrielles, 1886 Bd. 1 S. 738 in einem bereits bis 52m Tiefe in Wasser führenden Schichten abgeteuften
                              									Schachte in den Kohlengruben von Perrecy eine sehr starke Elektricitätsentwickelung
                              									beobachtet worden. Dieselbe wird daraus erklärt, daſs sowohl der Auspuffdampf, als
                              									auch der aus den schlecht gedichteten Dampfzuleitungsrohren ausströmende Kesseldampf
                              									Reibungselektricität entwickelte und an die demselben beigemischte Luft abgegeben
                              									habe, während die Wasserhaltungspumpen und Röhren bei ihrer guten Verbindung mit der
                              									Erde unelektrisch geblieben seien. Da aber bei der groſsen Hitze die Luft nur
                              									ungenügend sich erneuerte, trat eine Ausgleichung zwischen der beständigen
                              									Elektricitätserzeugung und der schlechten Luftabführung ein und es bildete sich eine
                              									feuchte, warme und elektrische Zone in der Nähe der Pumpen.
                           
                        
                           E. Fischinger's Bogenlampe mit doppelter Bewegung der
                              									aufgehängten Kohlenträger.
                           Emil Fischinger in Chemnitz (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 35390
                                 									vom 11. März 1885) hängt in seiner Bogenlampe die beiden innerhalb der 4 Säulen c untergebrachten Kohlenträger an einer Schnur oder
                              									Kette einfach (vgl. dagegen 1886 259 311) über eine Rolle
                              									und macht den oberen Träger i schwerer als den unteren
                              										h; an diesem ist eine Zahnstange angebracht, welche
                              									in ein Getriebe n auf der Achse a eines Zahnrades o eingreift; der als Lager
                              									für die Achse a dienende Rahmen p ist um die im Gestelle der Lampe festliegende Achse q drehbar und trägt an der Achse x den Kern s eines
                              									Differentialsolenoids, auf welchen die Ströme der Haupt- und Nebenspirale und eine
                              									den Kern s nach oben ziehende Spiralfeder wirken.
                           Textabbildung Bd. 262, S. 236Die Zähne von o fangen sich an einer
                              									feststehenden Schneide, bis die Achse a in eine gewisse
                              									Höhe gekommen ist. Istkein Strom in der Lampe, so senkt sich i und hebt h,
                              									bis die Kohlen sich berühren. Der auftretende Strom senkt durch die Wirkung der
                              									Hauptspirale den Kern s, dieser nimmt h mit nach unten, hebt dagegen i und bildet so den Lichtbogen. Bei zu groſs werdendem Lichtbogen bewirkt
                              									der stärker werdende Zweigstrom in der Nebenspirale ein Heben des Kernes s und damit eine lediglich der Hebung des Kernes s und des Rahmens p
                              									entsprechende Wiederannäherung der Kohlen an einander. Ist aber endlich durch s der Rahmen p so hoch
                              									gehoben worden, daſs die Zähne des Rades o sich auſser
                              									dem Bereiche der Schneide befinden, so kann sich o und
                              									deshalb auch n drehen und jetzt kann, weil die
                              									Zahnstange an h zu folgen vermag, der obere Träger i noch eine von der Stellung und Bewegung des Rahmens
                              										p ganz unabhängige Bewegung der beiden Träger und
                              									der Kohlen gegen einander veranlassen und dadurch die letzteren rascher einander
                              									näher bringen.
                           
                        
                           Giraud und Née's elektrischer Gaszünder.
                           Nach dem Centralblatte für Elektrotechnik, 1886 * S. 111
                              									hatten F. Giraud und E. Née auf der Arbeitsausstellung
                              									in Paris einen Gaszünder ausgestellt, von welchem nebenstehend eine neuere Anordnung
                              									dargestellt ist. An dem Körper des Gashahnes ist eine Stahlfeder f isolirt befestigt und am Küken ein Draht d, welcher beim Auf- und Zudrehen des Hahnes die Feder
                              										f greift, eine Strecke weit mitschleppt und dann
                              									losläſst. Der beim Loslassen entstehende Oeffnungsfunke entzündet das Gas. Als
                              									Stromquelle dienen einige Leclanché-Elemente, in deren Stromkreis eine einfache
                              									primäre Inductionsrolle mit Drahtbündel eingeschaltet ist. Der Contactmechanismus
                              									ist in der Abbildung weiter unten angebracht. Während des Aufdrehens wird durch das
                              									sichtbare kleine Röhrchen ein wenig Gas ausgelassen, welches, durch den
                              									Inductionsfunken entzündet, in die Höhe steigt und die Hauptflamme entzündet. Eine
                              									Rückleitung ist nicht erforderlich; der eine Pol der Batterie wird unmittelbar mit
                              									der Gasleitung in Verbindung gesetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 262, S. 237
                              
                           Die beschriebene Einrichtung hat vor anderen Gaszündern (vgl. Uebersicht 1881 242 * 360. Naret 1884 254 228), welche mit Funkeninductoren arbeiten, den
                              									Vorzug, daſs sie niedere Spannung und deshalb auch geringere Vorsicht bei der
                              									Isolation erfordert.
                           
                        
                           Entzinnung von Weiſsblechabfällen auf elektrolytischem
                              									Wege.
                           Nach dem Vorschlage von W. Beatson in Rotherham, Yorks
                              									(Englisches Patent 1885 Nr. 11067) werden die Weiſsblechabfälle zerkleinert in eine
                              									Drehtrommel gegeben, welche um eine eiserne Achse sich bewegt; der Mantel besteht
                              									aus einem Gewebe von Eisendraht. Diese Trommel dreht sich langsam in einem Bade von
                              									kaustischer Soda oder Potasche und Cyankali o. dgl. Das Bad wird bis nahe zum
                              									Siedepunkte erhitzt und darauf ein elektrischer Strom hindurch geleitet, indem die
                              									Trommel mit der Anode einer galvanischen Batterie oder einer Dynamomaschine
                              									verbunden wird, während die Kathode an einer Platte befestigt ist, die zur Aufnahme
                              									des niedergeschlagenen Zinnes dienen soll; die letztere wird zweckmäſsig in der Form
                              									von sich langsam drehenden Walzen ausgeführt, welche gegen einander schleifen und
                              									dadurch das Zinn in den festen, metallischen Zustand überführen. (Vgl. J. Smith 1885 258 328.)
                           
                        
                           Strahlschirme aus mit Nickel plattirtem Stahlblech für
                              									Laternen u. dgl.
                           Die Strahlschirme der verschiedenen beim Eisenbahnbetriebe nöthigen Laternen, die
                              									bisher meist aus versilbertem Kupferblech hergestellt wurden, sollten des theueren
                              									Preises wegen bei der französischen Ost- und bei der Paris-Lyon-Mittelmeer- und
                              									Orleansbahn durch solche aus einer Legirung von 70 Th. Kupfer, 20 Th. Nickel und 10
                              									Th. Zink ersetzt werden. In Bezug auf das Rückstrahlungsvermögen kamen nach dem Bulletin de la Société d'Encouragement, 1886 S. 311
                              									solche Schirme denen aus galvanisch vernickeltem Kupferbleche gleich. In Bezug
                              									auf die Herstellungsweise und die Dauerhaftigkeit standen jedoch solche Schirme
                              									denen aus versilbertem Kupferblech gegenüber zurück und Sartiaux von der französischen Nordbahn brachte deshalb in Vorschlag,
                              									Strahlschirme aus mit Nickel plattirtem Stahlblech von der Société de laminage du Nickel in Paris herzustellen. Diese Bleche, welche
                              									durch Zusammenschweiſsen von Nickel- und Stahlblech unter dem Dampfhammer oder im
                              									Walzwerke erhalten werden, lassen sich leicht in die verschiedenen Formen der
                              									Strahlschirme bringen und zeigen eine groſse Dauerhaftigkeit der Politur.
                              									Photometrische Messungen ergaben, daſs während versilberte Kupferschirme nach einer
                              									Jahresbenutzung etwa 20 Proc. Nickel plattirte Schirme nur 10 Proc. an
                              									Rückstrahlungsvermögen verloren hatten. In Betreff des billigeren Preises der
                              									letzteren Schirme gibt nachstehende Tabelle Aufschluſs. Es kostet ein
                              									Strahlschirm:
                           
                              
                                 
                                 
                                 In versilbertenKupfer
                                 In Neusilberoder galvanischvernickeltem
                                    											Kupfer
                                 In NickelplattirtenStahlblech
                                 
                              
                                 Für
                                 Locomotivkopflaternen
                                     10,20 M.
                                       7,20 M.
                                       5,60 M.
                                 
                              
                                 „
                                 kleinere Erdöllaternen
                                 6,60
                                 5,60
                                 4,00
                                 
                              
                                 „
                                 Zugführerlaternen
                                 0,60
                                 0,44
                                 0,32
                                 
                              
                           
                        
                           W. Fox's Radreifen mit seitlichen Vorsprüngen für
                              									Fuhrwerke.
                           Zur Verhinderung des Eintretens der Radreifen von Fuhrwerken in die Schienenrillen
                              									der Straſsenbahngeleise, aus welchen dieselben oft schwer und meist mit Beschädigung
                              									von Schiene oder Rad herauszubringen sind, empfiehlt Will.
                                    										Fox in Leeds (* D. R. P. Kl. 63 Nr. 36 936 vom 30. März 1886) die Radreifen
                              									mit seitlichen Vorsprüngen zu versehen. Die einfachste Art der Herstellung eines
                              									solchen Reifens ist das wellenförmige Ausbiegen eines gewöhnlichen flachen
                              									Reifens.
                           
                        
                           Shoults' Entwässerungs- und Kanalröhrenschützer gegen
                              									Ratten.
                           Um Ratten u. dgl. den Zugang in Entwässerungs- und Kanalröhren zu erwehren (vgl. Weiner 1885 257 233), bringt
                              										A. L. Shoults in Bloomingburg nach seinem
                              									nordamerikanischen Patente Nr. 344141 an den Enden aus einander gespreizte Drahtbündel in Vorschlag, welche in die Röhren
                              									eingelegt werden. Die aus einander stehenden Drähte der Bündel sind in der Mitte
                              									durch Löthung zusammen gehalten und die Enden auf einer Seite rechtwinkelig
                              									umgebogen, um sich damit zwischen die Verbindungsstellen der Rohre einlegen zu
                              									können. Die Drahtbündel, welche der Flüssigkeit Durchgang gestatten und mit ihren
                              									Enden sich federnd dicht an die Rohrwandung anlegen, werden durch die umgebogenen
                              									Enden festgehalten.
                           
                        
                           Verzierung von Glas mittels Glimmer.
                           In Frankreich benutzt man neuerdings den Glimmer zur
                              									Verzierung von Glaswaaren. Das an der Glaspfeife sitzende Kölbchen wird auf dem
                              									Marbelsteine oder einer Guisplatte über das ausgestreute Glimmerpulver gewälzt,
                              									welches an dem heiſsen Glase fest haftet und durch das Aufwärmen sich noch mehr mit
                              									dem Glase vereinigt. Man kann dann eine aufgeblasene Haube über das mit dem Glimmer
                              									besetzte Kölbchen stülpen, oder das Kölbchen in den Glashafen eintauchen. Nach
                              									diesen Vorarbeiten wird das Glimmerglas aufgeblasen und in der Form oder auf dem
                              									Stuhle fertig gemacht. (Sprechsaal, 1886 S. 721.)
                           
                        
                           Herstellung poröser Thonwaaren mittels Naphtalin.
                           Eine Neuerung in der Herstellung poröser Thonwaaren besteht nach S. Stein in Bonn (vgl. D. R. P. Kl. 80 Nr. 23947 vom 1.
                              									December 1882) darin, daſs man der Thonmasse, anstatt fein geriebene Korkabfälle o.
                              									dgl., Naphtalin zusetzt. Man rührt das Naphtalin in Wasser ein, bis ein dicker Brei
                              									entsteht, welchen man innig mit der Formmasse mischt. Dann werden die Stücke
                              									geformt, getrocknet und in besonderen Gestellen in einer Heizkammer langsam, aber so
                              									weit erhitzt, bis das Naphtalin ausgetrieben ist. Dasselbe wird aufgefangen und kann
                              									von Neuem verwendet werden. Der Hauptvortheil des Naphtalins besteht darin, daſs
                              									dasselbe keine Aschenrückstände hinterläſst, auch etwa im Inneren dicker Steine zurückgebliebenes
                              									Naphtalin nicht nachtheilig auf die Porosität der Thonwaaren wirkt.
                           
                        
                           Verfahren zur Entfettung von Leder.
                           G. Held in Paris (Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl.
                              									28 vom 6. Juli 1886) hat ein Verfahren zur Entfettung von Leder ausgearbeitet,
                              									welches ermöglicht, das Leder bei der Herstellung von Schuhen entsprechend schweifen
                              									zu können. Es soll folgendermaſsen verfahren werden: Fettes Leder, gleichgültig
                              									welcher Art und Herkunft, wird je nach seinem Fettgehalte längere oder kürzere Zeit
                              									in Erdöl oder Benzin gelegt, wodurch der gröſste Theil des Fettes herausgelöst, ein
                              									anderer Theil so dünnflüssig gemacht wird, daſs er leicht ausgezogen werden kann.
                              									Das aus dem Bade kommende Leder wird mit Walkerde überzogen, welche bekanntlich die
                              									Eigenschaft besitzt, Fette um so leichter aufzunehmen und festzuhalten, je
                              									dünnflüssiger dieselben sind. Nachdem das Leder dann einige Tage mit der Walkerde in
                              									Berührung gewesen ist, wird es gereinigt und ist nun zum Verkaufe fertig.
                           Dieses Entfettungsverfahren ermöglicht auch die Verwendung des entfetteten Leders zur
                              									Erzeugung von Absätzen. Hat man mit dünnem, nicht sehr fettem Leder zu thun, so
                              									verfertigt man daraus die Absätze und entfettet diese, wobei beträchtliche
                              									Ersparungen an Material, Zeit und Arbeit erzielt werden. Ist das Leder hingegen dick
                              									und sehr fett, so zerschneidet man dasselbe in Absatzflecke, entfettet diese und
                              									macht dann die Absätze daraus. Das Leder wird auf diese Weise genügend entfettet, um
                              									die demselben gegebene Schweifung durch längere Zeit beizubehalten.
                           
                        
                           Trennung thierischer Fasern von Pflanzenfasern mittels
                              									Fluorwasserstoffsäure.
                           Die Trennung der Wolle von beigemengten pflanzlichen Stoffen wird seither entweder
                              									durch Maschinen, wie beim Entkletten, oder durch Carbonisation, wie bei der
                              									Wiedergewinnung von Seide- oder Wollbeimengungen, oder durch Anwendung von Salzsäure
                              									oder Schwefelsäure in beiden angeführten Fällen bewerkstelligt. Sowohl
                              									Carbonisation, wie Säuren greifen die thierische Faser aber bis zu einem gewissen
                              									Grade an, theils durch die beim Carbonisiren nothwendige hohe Temperatur, theils
                              									durch die übrigen chemischen Behandlungen, denen die Fasern unterzogen werden
                              									müssen. Beide Verfahren sind auch nicht geeignet zur Wiedergewinnung der
                              									beigemengten Seide aus Stoffen, in welchen die Seide mit Pflanzenfasern, wie
                              									Baumwolle, Nessel u.s.w., vermischt ist.
                           A. Bielefeld in Paris (D. R. P. Kl. 29 Nr. 36784 vom 26.
                                 									Januar 1886) bedient sich zur Trennung der Flußsäure in
                              									gasförmigem oder flüssigem Zustande. Die Säure, welche sehr stark Wasser entziehend
                              									wirkt, carbonisirt die Pflanzenfasern, während sie in genügender Verdünnung die
                              									thierische Faser in keiner Weise angreift. Bei Anwendung gasförmiger Säure bringt
                              									man die vorher stark mit Wasser durchtränkten Gewebe in Kammern, welche aus einem
                              									von Fluſssäure nicht angreifbaren Materiale hergestellt oder wenigstens damit
                              									gefüttert sind, z.B. Bleiplatten. Die Säure stellt Bielefeld aus Kryolith und Schwefelsäure her und gewinnt dabei als
                              									Nebenprodukt Alaun. Die gasförmige Fluſssäure löst sich
                              									rasch in dem die Stoffe durchtränkenden Wasser und carbonisirt die Pflanzenfaser,
                              									ohne die Thierfaser zu beschädigen. Es genügt gewöhnlich, die Säure eine Stunde
                              									einwirken zu lassen; dann nimmt man die Stoffe aus der Kammer, wäscht sie mit Wasser
                              									gut aus, trocknet sie rasch in einer Trockenkammer und behandelt sie in einer
                              									Schlagmaschine zur Absonderung der nun in Staub zerfallenden Pflanzenfaser.
                           Bei Anwendung der Fluorwasserstoffsäure in flüssigem Zustande bedient man sich
                              									hölzerner, mit Bleiplatten ausgeschlagener Kufen, gibt eine bestimmte Menge Wasser
                              									hinein und zersetzt darin Fluſsspath bezieh. Kryolith mit der genau berechneten
                              									Menge Schwefelsäure. Man bringt die Stoffe in dieses Bad, läſst sie 1 bis 2 Stunden
                              									darin und hält die Temperatur auf 70°. Dann folgt starkes Ausspülen, Ausschleudern,
                              									rasches Trocknen und Schlagen.
                           Das Verfahren eignet sich zum Entkletten roher, gewaschener oder gewebter Wolle, zum
                              									Wiedergewinnen von Wolle oder Seide aus Stoffen oder Lumpen, oder zur Trennung von
                              									thierischen Fasern, wie Haare, welche mit Pflanzenfasern untermengt sind.
                           
                        
                           Ueber das Verhalten des Krystallwassers beim Lösen von
                              									Salzen.
                           Zur Entscheidung der Frage, ob in wässerigen Salzlösungen das Krystallwasser der
                              									ursprünglichen festen Salze als solches vorhanden oder
                              									ob es nicht von dem Lösungswasser unterschieden ist,
                              									sucht W. W. J. Nicol (Scientific American Supplement,
                              									1886 S. 8964) einen Beitrag durch den Hinweis auf die Neutralisationswärmen der
                              									Alkalien und Erdalkalien zu liefern. Nach den Versuchen von Thomson liegen die Neutralisationswärmen der löslichen Salze der Alkalien
                              									und Erdalkalien mit Schwefelsäure sehr nahe bei einander; der mittlere Werth beträgt
                              									ungefähr 31150c. Die gleiche Erscheinung zeigt
                              									sich bei der Neutralisation mit Salzsäure und Salpetersäure, wo die gebildete Wärme
                              									im Mittel gleich 27640c ist. Im Allgemeinen kann
                              									man also sagen, daſs die Oxyde der Alkalien und Erdalkalien gleich groſse
                              									Neutralisationswärmen besitzen. Die so gebildeten Salze sind im festen Zustande
                              									theilweise wasserfrei, theilweise enthalten sie bis zu 10 Mol. (Na2SO4 + 10 H2O) Krystallwasser. Nicol schlieſst aus diesen Thatsachen, daſs das Krystallwasser nicht als
                              									solches in der Lösung vorhanden ist, da man sonst die Gleichheit der Bildungswärmen
                              									auf einen Zufall zurückführen müsse.
                           
                        
                           Ueber die Phosphorescenz des Schwefelcalciums.
                           A. Verneuil beschreibt in den Comptes rendus, 1886 Bd. 103 S. 600 ein Verfahren zur Herstellung von
                              									Schwefelcalcium mit violetter Phosphorescenz. 20g
                              									fein gepulverter, gebrannter Muschelkalk werden mit 6g Stangenschwefel und 2g Stärke gut
                              									gemischt, dann nach und nach 8cc einer Lösung von
                              										0g,5 basisch salpetersauerem Wismuthoxyd in
                              										100cc mit einigen Tropfen Salzsäure
                              									angesäuertem Alkohol hinzugefügt. Nachdem der Alkohol verdunstet ist, wird die Masse
                              									in einem bedeckten Tiegel 20 Minuten auf helle Kirschrothglut erhitzt. Man läſst sie
                              									darauf erkalten, pulverisirt und calcinirt noch einmal ¼ Stunde bei der gleichen
                              									Temperatur. Ist der Prozeſs des Glühens richtig geführt, so erhält man die Substanz
                              									in kleinen, leicht zerdrückbaren Körnern.
                           Verneuil hat auch Versuche mit anderen Schwefelmetallen
                              									angestellt und gefunden, daſs Antimon, Kadmium, Quecksilber, Zinn, Kupfer, Platin,
                              									Uran Zink, Molybdän keinen wesentlichen Einfluſs auf die Stärke der Phosphorescenz
                              									ausüben, sondern nur die Farbe von grüngelb bis grünblau verändern. Durch die
                              									Schwefelverbindungen von Kobalt, Nickel, Eisen und Silber wird dieselbe stark
                              									heruntergedrückt; Braunstein dagegen erzeugt eine schön orange Farbe. Auch die Menge
                              									der Metallsalze ist zu berücksichtigen; fügt man zu einer Mischung von 100g Kalk, 30g
                              									Schwefel und 10g Stärke 0g,035 Bleiacetat in alkoholischer Lösung, so
                              									erhält man eine starke grüngelbe Phosphorescenz; bei einem Gehalte von 0g,4 Bleiacetat geht dieselbe in weiſsgelb über und
                              									wird wesentlich schwächer; bei 1g,60 verstärkt
                              									sich die gelbe Farbe, bis sie bei Anwendung von 3g,5 orange wird und bei noch gröſseren Mengen von Acetat vollständig
                              									verschwindet.
                           Absolut reines Schwefelcalcium besitzt keine
                              									bemerkenswerthe Phosphorescenz; dieselbe kann jedoch schon durch kleine Mengen von
                              									Silicium, Magnesia, Phosphaten oder Alkalien hervorgerufen werden.
                           100 Th. Strontiumcarbonat, 30 Th. Schwefel und 5 Th. arsenige Säure geben eine
                              									lebhafte, blaugrüne Phosphorescenz, wenn das Strontiumcarbonat aus Chlorstrontium
                              									und Ammoniumcarbonat erzeugt ist; war es dagegen aus Chlorstrontium und
                              									Natriumbicarbonat hergestellt, so ändert sich die Farbe in gelbgrün durch die darin
                              									noch enthaltenen Spuren (schon bei Gegenwart von 0,002) von doppelt kohlensaurem
                              									Natrium.