| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 284 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        
                     
                        
                           Schimming's offene Heiſsluftmaschine.
                           Bei der offenen Heilsluftmaschine von G. Schimming in
                              									Berlin (* D. R. P. Kl. 46 Nr. 36225 vom 14. Januar 1886) wird beim ersten Hube des
                              									Kolbens Luft eingesaugt, letztere beim Rückhube in den erweiterten Cylinderraum
                              									verdichtet, um in demselben mittels hier eingelegter Dampfrohre erwärmt zu werden.
                              									Der dritte Hub des Kolbens ist dann der Kraftschub, während beim vierten Hube die
                              									Luft ausgestoſsen wird. Der zur Erwärmung der Luft dienende Dampf soll erst bei
                              									Beginn des dritten Kolbenhubes in das Rohrsystem eingelassen werden.
                           
                        
                           N. Heid's schmiedeiserner Amboſsuntersatz.
                           Die bis jetzt meist verwendeten Holzuntersätze für Schmiedambosse, welche durch das
                              									Ansammeln von Hammerschlag auf denselben und durch die Möglichkeit eines Anbrennens
                              									mancherlei Unbequemlichkeiten bedingen, will Nic. Heid
                              									in Stockerau (Oesterreich.-Ungarisches Patent Kl. 49 vom 12. Mai 1886) durch ganz
                              									aus Schmiedeisen hergestellte Untersätze verdrängen. Dieselben bestehen aus einem
                              									vernieteten, an den Wänden durchbrochenem Blechrahmen, welcher oben für das
                              									Aufstellen des Ambosses mit Flacheisenstäben abgedeckt ist. Dadurch findet man im
                              									Untersatze Platz, Werkzeuge aus dem Wege zu legen, ein Ansammeln von Hammerschlag
                              									jedoch kann neben dem Ambosse auf dem Untersatze nicht stattfinden, da solcher
                              									zwischen den Flacheisenstäben durchfällt.
                           
                        
                           Zimmerdecken aus Fayence-Flieſsen.
                           In Paris kommen zur Zeit Zimmerdecken aus Fayence-Flieſsen in Aufnahme, welche von
                              										Emil Müller in Ivry geliefert werden. Die Flieſsen
                              									sind verziert, entweder durch vertiefte Zeichnungen oder im Relief; sie sind bemalt,
                              									glasirt oder emaillirt, wie es der Architekt verlangt. Diese Flieſsen haben
                              									besonders verstärkte Ränder, welche auf passend construirten Eisenplatten aufliegen,
                              									deren sichtbare Bandflächen entsprechend geschmückt sind. Solche Decken können ohne
                              									Zweifel sehr schön hergestellt werden; sie sind dauerhaft, feuersicher und leicht zu
                              									reinigen. Auch im deutschen Gewerbemuseum in Berlin sind derartige Decken
                              									ausgeführt. (Nach dem Sprechsaal, 1886 S. 721.)
                           
                        
                           Lauge für Holz, Stroh u. dgl. zur Herstellung von
                              									Papierstoff.
                           J. Ubertin in Bastia, Corsika (D. R. P. Kl. 55 Nr. 37218
                                 									vom 20. Januar 1886) schlägt zum Auslaugen von vorher zerquetschtem und entknotetem
                              									Stroh, Hobelspänen u. dgl., um aus denselben ohne Kochen sofort einen auf Holländern
                              									weiter zu verarbeitenden Stoff zu erhalten, eine Flüssigkeit vor, welche aus einer
                              									Lösung von 2,27 Th. Kalkhydrat mit 3,37 Th. Seesalz in 94,16 Th. Wasser besteht. Diese Lauge soll
                              									ähnlich wie Natronlauge fettige und harzige Bestandtheile aus dem Stroh und Holze
                              									lösen und nebenbei auch in geringem Grade bleichend wirken.
                           
                        
                           Fettbeize zum Drahtziehen.
                           F. Vogel in Brück a. d. M. (Oesterreichisch-Ungarisches
                              									Patent Kl. 7 vom 24. Juni 1886) empfiehlt zum Drahtziehen eine nach folgender
                              									Vorschrift hergestellte Fettbeize: Man schmilzt eine bestimmte Menge Schweinefett o.
                              									dgl. und kühlt dasselbe bis auf 50 bis 60° ab; hierauf gieſst man unter beständigem
                              									Umrühren 20 bis 40 Proc. 60- bis 66grädige Schwefelsäure hinzu, bis die Masse die
                              									Dicke einer Schmierseife erlangt hat; unter andauerndem Rühren gibt man nun so lange
                              									Wasser zu, bis sich das Gemisch vollständig im Wasser gelöst hat. Durch das
                              									Zugieſsen von Schwefelsäure sowohl, wie von Wasser erwärmt sich die Masse wieder,
                              									weshalb für genügende Kühlung Sorge zu tragen ist.
                           Die Anwendung dieser sehr fetten, flüssigen Beize soll ein so leichtes Durchziehen
                              									des Drahtes durch das Zieheisen gestatten, daſs man den Draht während des Ziehens 1
                              									bis 2 mal weniger glühen muſs, als dies bei den gewöhnlichen Verfahrungsweisen
                              									üblich ist; auch sollen die Zieheisen weniger abgenutzt werden, der Draht einen
                              									schöneren Glanz bekommen und nicht so leicht rosten.
                           
                        
                           Brüniren von Eisen und Stahl mittels des elektrischen
                              									Stromes.
                           Für das Brüniren von Eisen- und Stahlgegenständen besteht eine groſse Zahl von
                              									Vorschriften; sie bezwecken sämmtlich auf dem Eisen eine Oxydschicht herzustellen,
                              									die so fest haftet, daſs sie das Glätten und Poliren verträgt, und welche zugleich
                              									dicht genug ist, um das Eisen vor weiterer Oxydation zu schützen. Die verschiedenen
                              									Verfahren leiden aber alle an dem Umstände, daſs sie sehr oft wiederholt werden
                              									müssen, bis ein gleichmäſsiger Ueberzug zu Stande kommt. A.
                                 										de Méritens in Paris (vgl. auch D. R. P. Kl. 40 Nr. 37596 vom 25. April
                              									1886) theilte in der Sitzung der Société internationale
                                 										d'Electricité vom 7. Juli d. J. ein Verfahren mit, welches viel rascher zum
                              									Ziele führen soll. Er erzeugt die Oxydschicht mit Hilfe des galvanischen Stromes,
                              									indem er die eisernen Gegenstände als Anode in einem Bade von gewöhnlichem oder
                              									destillirtem Wasser anbringt. Als Kathode dienen die Wände des aus Eisen
                              									hergestellten Bades, oder auch eine eingehängte Platte aus Eisen. Kupfer oder Kohle.
                              									Das Wasser wird auf einer Temperatur von 70 bis 80° erhalten. Die elektromotorische
                              									Kraft muſs eben groſs genug sein, um das Wasser zu zersetzen; ein zu starker Strom
                              									erzeugt eine pulverige Schicht, die nicht fest genug haftet.
                           Unter der Einwirkung des an der Anode abgeschiedenen Sauerstoffes bildet sich im
                              									Laufe von 1 oder 2 Stunden eine schwarze Oxydschicht von Fe3O4, welche sich
                              									ausgezeichnet poliren lassen soll. Am besten gelingt das Brüniren von Stahl, während
                              									sich auf Guſs- und Schmiedeisen das Oxyd leicht pulverförmig ansetzt und nur bei
                              									Verwendung von destillirtem Wasser festhaftende Schichten erhalten werden. In der
                              									Sitzung lagen nach der Lumiére électrique, 1886 Bd. 20
                              									S. 230 eine Anzahl von Flintenläufen, Säbelscheiden u. dgl. aus, welche in der
                              									angegebenen Weise brünirt waren.
                           
                        
                           Die Haarbügel-Glühlampen von Woodhouse und Rawson in
                              									London.
                           Um den Glanz der Glühlampen ohne Nachtheil für dieselben erhöhen zu können, bleibt
                              									kein Mittel übrig, als die Kohlenfäden derselben aus reinen niedergeschlagenen
                              									Kohlentheilchen von groſser Härte und Feinheit, welche in innigster Verbindung mit
                              									einander stehen, herzustellen. Die Kohlenfäden der Haarbügel-Lampen sind von
                              									chemisch reiner niedergeschlagener Kohle; der Name „Haarbügel“ ist nur eine
                              									Handelsbezeichnung. Die Bügel sind, wiewohl von groſser Härte und Reinheit, fast
                              									nicht erkennbar; sie haben bei den kleinen Lampen, welche bis herab zur Gröſse einer
                              									Erbse hergestellt werden können, die Stärke eines feinen Haares (0,05 bis 0mm,075). Der erforderliche Strom für diese Lampen
                              									ist so unbedeutend, daſs das Glas kaum warm wird und die Lampen ohne Gefahr gegen
                              									die Haut gedrückt werden können. (Nach dem Praktischen
                                 										Maschinenconstructeur, 1886 * S. 172.)
                           
                        
                           
                           C. Gause's Spann-Isolatorenträger mit
                              									Regulirvorrichtung.
                           Textabbildung Bd. 262, S. 286Die Schwierigkeiten, welche bei Anwendung von eisernen Trägern von
                              									Spannisolatoren auf festen Isolatorstützen zum Abzweigen von Telegraphenleitungen
                              									nach Läutewerksbuden, Telegraphenämtern u.s.w. namentlich in Betreff der Herstellung
                              									eines richtigen Durchganges auftreten, will C. Gause in
                              									Bromberg (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 35998 vom 21. November 1885) dadurch überwinden,
                              									daſs er die Isolatorstützen a beweglich macht und durch
                              									eine Stellspindel d mit Rechts- und Linksgewinde mit
                              									einander verbindet. Mittels dieser Schraubenspindel d,
                              									welche ihre Muttern in den Isolatorstützen findet, wird der Abstand der beiden
                              									Stützen a von einander geregelt.
                           Diese die Isolatoren J tragenden
                              									Stützen greifen durch ein Loch in dem Mitteltheile m
                              									des Trägers hindurch, das aber in Richtung der Spindel eine gröſsere Länge besitzt,
                              									damit in demselben die Stützen nach Bedarf verschoben werden können, worauf sie
                              									mittels der Muttern b in der gewünschten Stellung an
                              									dem Tragstücke festgemacht werden.
                           
                        
                           Elektrisches Leitungsvermögen der Hölzer.
                           Nach dem Elektrotechnischen Centralblatt, 1886 S. 591
                              									hat Addenbrooke von der United
                                 										Telephone Company kürzlich Versuche über die elektrische Leitungsfähigkeit
                              									verschiedener Hölzer angestellt. Die ausgewählten Hölzer wurden in Stücke von 75mm × 22mm,4 ×
                              										9mm,6 geschnitten, gut getrocknet und dann in
                              									dieselben in einer Entfernung von 51mm Klemmen
                              									eingeschraubt. Die Leitungswiderstände ergeben sich, wenn der Strom in der
                              									Faserrichtung lief, zu: Mahagoni 40, Fichtenholz 214, Rosenholz 291, Pockholz 397,
                              									Walnuſs 478 und Teakholz 734 Megohm; bei Stromrichtung quer zu den Fasern waren die
                              									Widerstände um 50 bis 100 Proc. gröſser.
                           
                        
                           Verwendung von schottischen Oelschiefern zur
                              									Leuchtgasbereitung.
                           In der Jahresversammlung der North British Association of Gas
                                 										Managers am 22. Juli d. J. zu Edinburg wurde nach Industries, 1886 Bd. 1 S. 163 hauptsächlich über die Frage der Herstellung
                              									eines billigen Leuchtgases verhandelt und dabei Nachdruck auf die Verwendung von
                              									Oelschiefern gelegt. Nach den gemachten Angaben arbeiten schon jetzt viele Fabriken
                              									mit einem Rohmateriale, welches zu einem nicht unbedeutenden Theile aus Oelschiefern
                              									besteht. Mc Crae aus Dundee theilte mit, daſs seine
                              									Gesellschaft zwischen 12000 bis 15000t Oelschiefer
                              									kauft, was ¼ des jährlichen Verbrauches an Rohmaterial bedeute. Einen gleichen
                              									Procentsatz verarbeiten andere Werke seit 3 Jahren während der Winterzeit und Wilson aus Coatbridge hob hervor, daſs seine
                              									Gesellschaft ohne die Verwendung von Oelschiefern längst nicht mehr arbeiten könnte,
                              									denn nicht weniger als 40 bis 50 Procent ihres Rohmaterials bestehen aus
                              									Oelschiefer. Nach einer Mittheilung des Vorsitzenden Mitchell liefert der Oelschiefer ein sehr gutes Leuchtgas, aber keine
                              									brauchbaren Nebenproducte. Die Ausbeute an Oel läſst sich allerdings durch Mäſsigung
                              									der Temperatur bei der Destillation steigern; das dann erhaltene Leuchtgas genügt
                              									jedoch nicht mehr den an ein gutes Gas zu stellenden Anforderungen. Bei den durch
                              									auswärtige Nachfragen verursachten steigenden Preisen der Cannelkohle ist es für
                              									England beruhigend, groſse Vorkommen von Oelschiefern und unechten Cannelkohlen zu
                              									besitzen, welche zu einem groſsen Theile für die Oelgewinnung zwar untauglich sind,
                              									aber noch einen guten Rohstoff für die Leuchtgasfabrikation abgeben.
                           Nach Mittheilungen von Pinno in der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1886
                              									S. 129 wird jedoch auch ein groſser Theil der geförderten Schiefer auf Oel
                              									verarbeitet. Im J. 1884 wurden in Schottland, England und Wales 1518871 engl. Tonnen
                              									Oelschiefer gewonnen. Aus 1 Tonne engl. Schiefer erhält man 20 Gallonen (zu 4l,54) Oel und 50 bis 60 Pfund (zu 454g) Salmiak, was also eine jährliche Gewinnung von
                              									30377420 Gallonen, d.h. gegen 138 Mill. Liter Oel und 38 Mill. Kilogramm Salmiak
                              									bedeutet. Damit wird nicht nur der eigene Oelbedarf Englands gedeckt, sondern es geht
                              									noch ein beachtenswerther Theil, besonders die geringere und ungleichmäſsigere
                              									Waare, ins Ausland und findet in der Streichholzdarstellung in Schweden und Norwegen
                              									und zur Kerzenfabrikation in Amerika, Australien und Afrika Verwendung. Auch in der
                              									deutschen Mineralöl-Industrie macht sich der englische Wettbewerb fühlbar, indem
                              									einerseits der englische Markt für deutsche Waare verschlossen ist, andererseits
                              									englisches Paraffin wegen seines billigen Preises und seiner Geruchlosigkeit hier
                              									eingeführt wird, um im Gemische mit einheimischem Fabrikat verwendet zu werden.
                           
                        
                           Darstellung von Natriumbicarbonat mit Hilfe von
                              									Ammoniumbicarbonat.
                           Ph. Schloesing in Paris (D. R. P. Kl. 75 Nr. 37347 vom
                                 									31. Juli 1885) will Natriumbicarbonat dadurch darstellen, daſs er Ammoniumbicarbonat
                              									mit einer Kochsalzlösung umsetzt. Das Ammoniumbicarbonat wird gewonnen, indem in
                              									eine entsprechend gekühlte Ammoniaklösung soviel Kohlensäure eingeleitet wird, daſs
                              									sich das Bicarbonat in Krystallen ausscheidet. Das krystallisirte Ammoniumbicarbonat
                              									wird nun nach und nach in eine gesättigte Kochsalzlösung unter beständigem Umrühren
                              									in solcher Menge eingetragen, daſs beide Salze zuletzt in äquivalenten Mengen
                              									vorhanden sind. Es scheidet sich Natriumbicarbonat aus, das durch Absaugen oder
                              									Ausschleudern von der Mutterlauge getrennt wird. Noch vortheilhafter soll es sein,
                              									das krystallisirte Ammoniumbicarbonat auf einem über dem Boden eines Bottiches
                              									befindlichen, mit Filz oder Leinwand ausgefütterten Rost in etwa Im hoher Schicht
                              									auszubreiten und mit Hilfe eines Zerstäubungsapparates gesättigte Kochsalzlauge in
                              									zur Umsetzung genügender Menge über das Bicarbonat gleichmäſsig zu vertheilen. Es
                              									findet ebenfalls Umwandlung in Natriumbicarbonat statt, welches nach dem Auswaschen
                              									in ziemlich festen Stücken vom Filtertuche abgenommen und in geeigneten Oefen
                              									calcinirt werden kann.
                           
                        
                           Neuerungen in der Darstellung von Strontium- und
                              										Bariumverbindungen.Vgl. Leplay's Ofen S. 221 d. Bd.
                              								
                           Um die Hydrate von Strontium oder Barium zu gewinnen,
                              									verfährt J. Mactear in London (Englisches Patent 1886
                              									Nr. 5170, vgl. Journal of the Society of Chemical
                                 										Industry, 1886 S. 430) derart, daſs die Sulfate von Strontium oder Barium
                              									mit etwas mehr als der äquivalenten Menge von schwefelsaurem Natron und einem Kohlen
                              									haltigen oder anderen reducirenden Materiale gemischt in einem Ofen bis zur
                              									Reduction der Sulfate zu Sulfiden erhitzt werden. Die Masse wird darauf in heiſsem
                              									Wasser gelöst und aus der Lösung das Strontium- oder Bariumhydrat durch
                              									Auskrystallisiren gewonnen. Das Natriumsalz wird hierbei in Natriumhydrosulfid
                              									übergeführt, welches in der Mutterlange bleibt und nach dem Eindampfen der letzteren
                              									wieder in Mischung mit Kohle zur Reduction von neuen Mengen von Strontium- oder
                              									Bariumsulfat benutzt werden kann. Bei dem gewöhnlichen Verfahren wird das Strontium-
                              									oder Bariumsulfid durch Auflösen in Hydrat und Hydrosulfid gespalten, welch
                              									letzteres als Nebenproduct gewonnen wird. Im
                              									vorliegenden Falle kann dasselbe durch Zusammenbringen mit einer Lösung von
                              									Natriumsulfid in Hydrat umgewandelt werden, während das Natriumsulfid in Hydrosulfid
                              									übergeht und wieder, wie oben, in den Prozeſs eingeführt werden kann.
                           Zur Reinigung von krystallisirtem Strontiumhydroxyd
                              									werden nach E. F. Trachsel in Neath (D. R. P. Kl. 75
                                 									Nr. 36057 vom 17. November 1885) die Krystalle des Hydroxydes Sr(OH)2 + 8 H2O
                              									getrocknet, am besten in Muffelöfen, bis sie nur noch etwa 1 Mol. Wasser enthalten,
                              									was einem Gehalte an Strontiumoxyd von etwa 70 Proc. entspricht. Ein Trocknen über
                              									diesen Punkt hinaus ist nicht nothwendig, kann aber angewendet werden. Es genügt in
                              									manchen Fällen schon, die Krystallmasse so weit zu entwässern, bis der Gehalt an
                              									Strontiumoxyd etwa 50 Proc. beträgt. Durch diesen Trockenprozeſs werden die
                              									Eisenverbindungen, welche hauptsächlich die Miſsfärbung der Krystalle verursachen,
                              									oxydirt; weiter wird vorhandenes Strontiumsulfid zum gröſsten Theile in farbloses
                              									Strontiumthiosulfat übergeführt. Beim Wiederauflösen der Krystalle schlägt das durch
                              									die Kohlensäure der Luft gebildete Strontiumcarbonat die nun in oxydischer Form
                              									vorhandenen Eisenverbindungen mit nieder. Auf diese Weise genügt eine einzige
                              									Krystallisation, um das Strontiumhydroxyd in farblosen Krystallen zu erhalten. Man
                              									umgeht den nach dem bisher üblichen Reinigungsverfahren nicht zu vermeidenden
                              									Verlust und zugleich kann wesentlich schneller gearbeitet werden, so daſs man in
                              									denselben Krystallisirräumen ungleich gröſsere Mengen reines Strontiumhydroxyd
                              									gewinnen kann als in derselben Zeit nach dem älteren Verfahren.
                           Zur Darstellung von Barium- und Strontiumchlorid schlägt
                              										J. Mactear in London (Englisches Patent 1886 Nr.
                              									1915) vor, die Sulfate von Barium oder Strontium mit Chlorcalcium und Holzkohle o.
                              									dgl. gemischt und unter Zusatz einer geringen Menge Kreide oder Kalkstein in einem
                              									Ofen stark zu erhitzen. Die abziehenden Feuergase werden zum Trocknen des
                              									Calciumchlorides benutzt. Die erhaltene Masse besteht aus Barium- oder
                              									Strontiumchlorid und Calciumsulfid oder Calciumoxysulfid. Durch Auslaugen erhält man
                              									daraus das Barium- oder Strontiumchlorid frei von Sulfiden.
                           
                        
                           Filtertücher aus Rohrgewebe.
                           Die Filtertücher aas Rohrgewebe müssen erst, nachdem dieselben in die Presse
                              									eingelegt wurden, anquellen, ehe sie vollkommen klar filtern. Diesen Verlust sucht
                              										A. Ehrich in Leipzig (D. R. P. Kl. 58 Nr. 36750 vom
                                 									3. Januar 1886) zu beseitigen und gleichzeitig die Haltbarkeit der Tücher zu
                              									erhöhen, indem zwischen die Rohrstäbchen lose gesponnene
                                 										dicke Fäden eingewebt werden. Diese Fäden nehmen die Feuchtigkeit gleich
                              									auf und halten die Zwischenräume des Rohrgewebes so lange ausgefüllt, bis auch die
                              									Rohrstäbchen selbst genügend gequollen sind.
                           
                        
                           Algaborilla, ein natürlicher gelber Farbstoff.
                           G. H. Hurst theilt in Romen's
                                 										Journal, 1886 S. 205 mit, daſs eine den Namen Algaborilla führende Schote eine Tanninart enthalte, welche zum Gelbfärben
                              									benutzt werden könne. Die Schoten stammen von zwei Baumarten: Prosopis pallida und Prosopis
                                 										Algarobo, welche in den Gebirgsgegenden Südamerikas zu Hause sind, und
                              									werden durch die Benennung negro und blanco unterschieden, kommen aber gewöhnlich gemischt
                              									im Handel vor. Beide Sorten enthalten eine groſse Menge einer Tanninart, welche in
                              									dem faserigen Netzwerk der Schote, in der Decke, abgelagert ist und zwar in den
                              									Blanco-Schoten in Form einer krystallinischen, leicht in Wasser löslichen,
                              									glänzendgelben Masse, während das Tannin der Negro-Schoten härter, dunkler und in
                              									Wasser schwerer löslich ist. Die Samenkörner, welche von 1 bis zu 6 in der Schote
                              									befindlich sind, enthalten gar keinen Farbstoff und bilden 18 bis 22 Procent vom
                              									Gewichte derselben. Die Schotenschalen bestehen zu 52 bis 55 Proc. aus einer
                              									löslichen Masse, in welcher 27 bis 29 Proc. reines Tannin enthalten sind; auſserdem
                              									besitzen die Schalen einen Wassergehalt von 18 Proc.
                           Mit Zinn-Antimon-Blei- oder Thonerdesalzen gibt der Farbstoff gelbe Niederschlage,
                              									von denen der mit Zinnsalzen der glänzendste ist. Der beim Färben mit irgend einem
                              									Beizmittel erhaltene Farbton ist kein glänzendes Gelb, wie man es mit Gelbholz
                              									erzielt, sondern nähert sich mehr dem Strohgelb. Um mit Zinnsalz als Beize zu
                              									färben, wird Baumwolle in gewöhnlicher Weise mit diesem Salze behandelt, ein
                              									Färbebad mit 7 bis 10 Proc. Algaborilla hergestellt, zum Kochen erhitzt und die
                              									Baumwolle hineingegeben. Man bearbeitet sie darin einige Zeit, läſst das Bad kalt
                              									werden, spült und trocknet die Baumwolle. Die erhaltene Farbe ist ziemlich echt und
                              									widersteht schwachen Säuren, Alkalien verändern die Farbe in Braun. Mit Eisenbeizen
                              									gibt Algaborilla hübsche, grauschwarze Schattirungen und wenn gut gebeizt ist, so
                              									sind 5 bis 7 Proc. Schalen genügend, um dunkle Töne zu erzielen. Wolle läſst sich
                              									gerade so gut mit Algaborilla färben als Baumwolle.