| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 332 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        
                     
                        
                           Zur Theorie der Centrifugalregulatoren.
                           J. Valet veröffentlicht in Armengaud's Publication industrielle, 1885/86
                              									Bd. 30 * S. 556 einen Beitrag zur Theorie des Centrifugalpendels, in welchem er die
                              									Formel ableitet: tg a = 0,001118 n2Lsin a, wobei L die Pendellänge, n die
                              									Anzahl der Umdrehungen in der Minute und a den
                              									Ausschlagwinkel, gerechnet zur lothrechten Mittellinie, bezeichnet. Aus der
                              									Betrachtung dieser Formel und einiger hiernach berechneter Beispiele folgert Valet, daſs Pendel von mittlerer Länge, etwa 0,3 bis
                              										0m,5, bei 50 bis 60 Umdrehungen in der Minute
                              									die für die Uebertragung auf eine innere Steuerung zweckmäſsigsten Bewegungen des
                              									Muffes ergeben. Die Formel gilt jedoch nur für offene Pendelstangen, welche in einem
                              									Punkte der Mittellinie aufgehängt sind; für Pendel, deren Stangen auſserhalb
                              									derselben aufgehängt sind, ist in obiger Formel für L
                              									die sich bei jeder Pendelstellung ändernde Entfernung des
                              									Pendelgewicht-Schwerpunktes vom Schnittpunkte der Mittellinien der Stange und des
                              									Pendels selbst einzusetzen.
                           
                        
                           Hohlachsen für Baumwoll-Schlagmaschinen.
                           Zur Kühlung der rasch umlaufenden Flügelachsen an Schlagmaschinen für Baumwolle sind
                              									diese Achsen schon in den 50er Jahren z.B. von Wiede's
                              										Maschinenfabrik, jetzt Dampf- und Spinnerei-Maschinenfabrik in Chemnitz hohl ausgeführt worden.
                              									Während aber hierbei die Luft nur durch die Achse streicht, wird bei neuerdings in
                              									Amerika zur Ausführung gebrachten hohlen Flügelachsen die Luft Von beiden Enden
                              									angesaugt; diese Luft tritt dann durch Löcher in der Achsenwand zwischen den Flügeln
                              									radial aus und wird auf diese Weise für den Auswurf der Baumwolle nach dem Schlagen
                              									über dem Roste ein Luftstrom erzeugt, welcher nach Engineering, 1886 Bd. 41 * S. 254 wesentlich
                              									zur Schmutzabsonderung beitragen soll. Der vermehrte Schmutzauswurf der Baumwolle
                              									bei Benutzung dieser Einrichtung wird gegenüber vollen Flügelachsen zu 50 Proc.
                              									angegeben.
                           
                        
                           J. Mäser's Zurichtung von Druckflächen.
                           Die Zurichtung der Oberfläche der Druckwalzen an Typendruckpressen behufs Erzielung
                              									eines gleichmäſsigen Abdruckes, d. i. also die Herstellung einer den Unebenheiten
                              									der Form entsprechenden Druckfläche, erfolgt jetzt durch Aufkleben von
                              									Papierausschnitten an den im Abdruck ungenügend fett erscheinenden Stellen. Hierfür
                              									bringt J. Mäser in Leipzig-Reudnitz (D. R. P. Kl. 15
                                 									Nr. 36483 vom 19. Januar 1886) das umgekehrte Verfahren in Vorschlag: die
                              									Walzenoberfläche an den zu fetten Abdruckstellen auszuschaben. Hierzu wird die
                              									Walzenoberfläche mit Papier überzogen, auf welchem mehrere Schichten Leimfarbe über
                              									einander aufgetragen sind. Diese Farbenschichten müssen sich leicht abschaben lassen
                              									und die auf einander folgenden Schichten sollen, um dem Drucker hierbei ein Maſs für
                              									die Schabtiefe zu geben, verschiedenfarbig sein.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von sogen. Porzellanschrot.
                           Zur Flaschenreinigung, zur Ausschmückung von Porzellangegenständen, zur Herstellung
                              									falscher Schmucksachen u. dgl. wird neuerdings sogen. Porzellanschrot, d. s. kleine
                              									Porzellankügelchen, verwendet. Ein Verfahren zur Herstellung derselben haben Springer und Comp. in Ellbogen, Böhmen (D. R. P. Kl. 80
                                 									Nr. 37315 vom 13. Januar 1886) angegeben. Das trockene, feine Porzellanpulver wird
                              									dabei in dünner Schicht in einer Schüssel ausgebreitet, welche im Kreise herum
                              									bewegt wird. Durch Aufspritzen von Gummiwasser bilden sich kleine Kügelchen, an
                              									denen sich beim Abrollen der Porzellanstaub ansetzt. Durch fortgesetztes Einstauben
                              									und Bespritzen dieser Kügelchen unter beständigem Rollen werden dieselben immer
                              									gröſser. In gleicher Weise können die ersten ganz kleinen Kügelchen auf einer sogen.
                              									Dragirmaschine, welche in der Bonbonbereitung gebraucht wird, vergröſsert werden.
                              									Die Kügelchen kommen in die schräg liegende, kreisende Trommel dieser Maschine und
                              									werden abwechselnd eingestaubt und bespritzt. Das Brennen der fertigen Kügelchen
                              									erfolgt in Chamottekapseln etwa 30 bis 40 Stunden lang.
                           
                        
                           
                           Verfahren zur Herstellung von Nickelstahl.
                           Die Société anonyme Le Ferro-Nickel in Paris (D. R. P.
                                 									Kl. 18 Nr. 37376 vom 6. December 1885) bringt einen sogen. Nickelstahl von folgender
                              									angenäherter Gewichtszusammensetzung:
                           
                              
                                 Weicheisen
                                 0,95000
                                 
                              
                                 Nickel
                                 0,05000
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,01000
                                 
                              
                                 Aluminium
                                 0,00050
                                 
                              
                                 Wolfram
                                 0,00075
                                 
                              
                                 Kaliumeisencyanür
                                 0,00500
                                 
                              
                           in den Handel, welcher kalt sehr spröde und hart ist, daher
                              									nur heiſs – bei beginnender Kirschrothglut – bearbeitet werden kann, nach erfolgter
                              									langsamer Abkühlung des betreffenden Werkzeuges an der Luft zu unmittelbarer
                              									Verwendung fertig ist; der für den beabsichtigten Gebrauchszweck erforderliche
                              									Härtegrad wird lediglich durch Schlag oder Druck hervorgebracht und soll den
                              									bestgehärteten sonstigen Stahlsorten nicht nachstehen. Für geringere Härtegrade ist
                              									der Wolframzusatz entsprechend herabzumindern.
                           
                        
                           Thermische Nachwirkungen bei Metallen.
                           Wiederholt hat man darauf hingewiesen, daſs bei gehärtetem Stahl thermische
                              									Nachwirkungen ähnlicher Art auftreten müſsten wie bei Glas. Es sind mehrfache
                              									Erscheinungen bekannt geworden, welche diese Annahme bestätigen. Für ihre
                              									Richtigkeit zeugen auch gelegentliche Erfahrungen der Normal-Aichungs-Commission
                              									(vgl. deren Mittheilungen, Juni 1886 S. 13), welche zur
                              									Anstellung besonderer noch nicht abgeschlossener Versuche geführt haben.
                           Die Arbeiten gingen von der Beobachtung aus, daſs Stücke aus gehärtetem Stahl durch Erwärmung auf mäſsig hohe Temperaturen dauernde
                              									Gröſsenänderungen von nicht unerheblichem Betrage erleiden. So fand man für Scheiben
                              									aus glashartem Stahl, deren Durchmesser sorgfältig gemessen war, nachdem sie
                              									vorübergehend auf etwa 100° erwärmt worden, eine durchgängige Verkleinerung des
                              									Durchmessers. Fortgesetzte Versuche erwiesen, daſs jede erneute Erwärmung auf eine
                              									höhere Temperatur als zuvor eine weitere Verkleinerung zur Folge hatte. Als man z.B.
                              									bei einer Scheibe von 22mm,5 Durchmesser die
                              									Erwärmung zuletzt bis zum braungelben Anlaufen, also annähernd bis zu 250°
                              									gesteigert hatte, erwies sich der Durchmesser insgesammt bis um 0mm,04 oder um 0,0018 seines Anfangswerthes
                              									verkürzt.
                           Auffallender noch war das Verhalten einiger Endmaſsstäbe aus gehärtetem Stahl, welche
                              									einer anderen als mittlerer Zimmertemperatur nicht ausgesetzt waren und gleichwohl
                              									eine allmähliche Verkürzung wahrnehmen lieſsen. Bei einem Stabe von 100mm Länge erreichte die Gesammtverkürzung in einem
                              									Zeiträume von 5 Monaten 0mm,012; die
                              									Längenänderung war anfänglich am gröſsten, sie verringerte sich von Monat zu
                              									Monat.
                           Uebrigens sind auch bei Stäben aus Messing derartige
                              									Nachwirkungserscheinungen beobachtet worden. Als ein messingenes Strichmaſs von 1m Länge bis zur Zinnschmelzhitze erwärmt wurde,
                              									ergab sich nach der Abkühlung auf mittlere Zimmertemperatur eine Verlängerung des
                              									Stabes bis um nahezu 0mm,07. Der Stab wurde in den
                              									ersten Wochen nach jener Erhitzung wiederholt gemessen, ohne daſs zunächst eine
                              									weitere Veränderung seiner Länge sich ergab; als er indessen nach etwa 2 Jahren aufs
                              									Neue einer Messung unterzogen wurde, war ein Theil jener Aenderung verschwunden,
                              									doch überstieg die Länge des Stabes ihren ursprünglichen Werth noch immer um ein
                              									Beträchtliches. Ein anderer Stab dieser Art, einem physikalischen Institute gehörig
                              									und 1878 angefertigt, gelangte bei der Commission 1881 zu einer ersten und 1885 zur
                              									wiederholten Längenbestimmung. Bei der letzteren fand er sich nun um 0mm,03 kürzer als bei der ersteren, obwohl er in
                              									der Zwischenzeit gröberen mechanischen oder auſsergewöhnlichen thermischen
                              									Beeinflussungen nicht ausgesetzt war.
                           Aehnliche Erscheinungen sind auch bei feineren messingenen Hohlmaſsnormalen
                              									beobachtet worden, welche, ohne in Gebrauch gekommen zu sein, nach 10jähriger
                              									sorgfältiger Aufbewahrung durchgängig eine Verkleinerung des Raumgehaltes
                              									zeigten.
                           
                        
                           
                           Nachahmung von Seehundleder o. dgl. mittels galvanischer
                              									Kupferformen.
                           In Romen's Journal, 1886 S.
                              									205 wird mitgetheilt, daſs die eigenthümliche Narbe des Seehund- und Krokodilleders
                              									jetzt mit groſser Genauigkeit nachgeahmt wird. Das Leder, welches nachgeahmt werden
                              									soll, wird zuerst gut gereinigt, dann mit einem leitenden Ueberzuge von Graphit
                              									versehen und nun in ein genügend groſses Kupferbad gebracht, in welchem eine
                              									kräftige Dynamomaschine den Strom liefert. Auf der leitenden Seite des Leders wird
                              									Kupfer in der Dicke von 1,5 bis 3mm
                              									niedergeschlagen und auf diese Weise ein genauer Abklatsch der Narbe des
                              									nachzuahmenden Leders gebildet. Diese Kupferformen können dann zur Erzeugung einer
                              									gleichen Narbe auf jedem beliebigen Leder verwendet werden.
                           
                        
                           Aldridge's Herstellung von Kohlenbügeln für Glühlampen.
                           Um die Leitungsfähigkeit von Kohlenbügeln für Glühlampen schon bei der Herstellung
                              									durch gröſsere oder geringere Porosität der Kohle zu regeln, will J. G. W. Aldridge in Southampton (D. R. P. Kl. 21 Nr.
                                 									36788 vom 18. Januar 1885) dem verwendeten Kleber oder der Cellulose Soda und wolframsaure
                                 										Salze in verschiedenen Mengen beimischen. Die Gröſse dieses Zusatzes
                              									bestimmt die Porosität. Die Kohlenbügel sollen dabei hohl hergestellt werden.
                           
                        
                           Glühlampen mit Schutzvorrichtung zur Verhütung von
                              									Feuersbrünsten.
                           Zur Verminderung der Feuersgefahr in Räumen, welche mit entzündlichen Körpern, z.B.
                              									Pulverstaub, angefüllt sind, hatte Major Watkin in
                              									Waltham-Abbey schon früher an Glühlampen einen Wasserbehälter angebracht (vgl. 1884
                              										252 156); drei Lampen befanden sich in einer
                              									Glasglocke, welche gleich dem darüber befindlichen Behälter mit Wasser gefüllt war.
                              									Die Lampe bot aber nicht genügenden Schutz beim Zerbrechen einer Lampenglocke.
                              									Deshalb hat Oberst Brackenbury daselbst die Anordnung
                              									verbessert. Die Glühlampe ist nach dem Engineer, 1885
                              									Bd. 59 * S. 413 gleich in einer gröſseren, mit Wasser gefüllten Glocke
                              									untergebracht, wodurch das Gewicht des Wassers auf ⅓ gegen das frühere herabgebracht
                              									ist. Auſserdem sind die Zuleitungsdrähte zunächst mit Guttapercha, dann mit einer
                              									Hülle aus fein gebranntem Gyps und endlich durch Firniſs isolirt; diese Isolirung
                              									verträgt eine Erwärmung bis 130°, während die frühere Isolirung mittels Guttapercha
                              									allein schon bei 100° in Gefahr bringender Weise beschädigt wurde.
                           
                        
                           G. Bell's Graphophon.
                           Anfang dieses Jahres hat Prof. Graham Bell im englischen
                              									Patentamte eine Beschreibung eines sich an das Photophon (vgl. 1880 238 409. 1881 240 318. 241 313. 469. 1882 243 83)
                              									anschlieſsenden Apparates niedergelegt. Nach Engineering, 1886 Bd. 42 * S. 90 knüpft Bell
                              									an die tönenden Gasflammen an und bringt das Loch, woraus der wechselnde Luftstrom
                              									gegen die Flamme geblasen wird, in der Platte eines Magnettelephons an. Spricht dann
                              									Jemand gegen das als Geber benutzte Telephon, so gibt die Flamme die Rede wieder;
                              									dabei enthält der Luftbehälter hinter der Platte nur Luft unter schwachem Drucke, am
                              									besten 12mm Wasserhöhe. Gleiches erzielt man, wenn
                              									man ein leichtes Glas- oder Kohlen-Mundstück auf der Telephonplatte oder einem vor
                              									dem Telephonelektromagnete schwingenden federnden Anker befestigt; die Entfernung,
                              									auf welche man dabei die Töne hört, wechselt mit der Gröſse der Mündung. Der
                              									Luftstrom soll die Flamme unmittelbar unter dem Grunde der blauen Zone treffen.
                           Die Flamme läſst sich durch ein kleines Pergament-Trommelfell ersetzen, welches über
                              									das Ende einer durch ein biegsames Rohr mit Mundstück bis zum Ohre verlängerten
                              									Röhre gespannt ist; die Mündung des Strahles soll dabei aber 7mm messen und der Druck 1m,5 Wasser entsprechen.
                           Zur Aufzeichnung der Töne benutzt Bell, nicht gleich Edison's Phonograph eine mechanische Wirkung, sondern
                              									die Wirkung des Lichtes auf eine photographische Platte, welche zugleich gedreht und
                              									verschoben wird, so daſs der auf sie fallende Lichtstrahl auf ihr eine Spirale
                              									beschreibt. Bell ändert die Lichtstärke des Strahles im
                              									Einklänge mit den tönenden Schwingungen der Stimme. Dazu läſst er in seinem Graphophon den durch eine
                              									Linse verdichteten Lichtstrahl durch eine Schicht einer Lösung von
                              									doppeltchromsaurem Kali hindurchgehen, bevor er in die photographische Kammer
                              									eintritt. Die Lösung führt eine Röhre aus einem Behälter zu; ein an der Röhre
                              									befestigtes feines Mündungstück aus Glas oder Kohle spritzt die Lösung gegen die
                              									Fläche einer fast lothrecht stehenden kleinen Glastafel, das Mundstück aber
                              									schwingt, da es in ein flaches hölzernes Schallbrett eingesetzt ist, unter der
                              									Wirkung der Stimme und ändert dabei regelmäſsig die Menge der ausgespritzten
                              									Flüssigkeit und die Dicke der Lösungsschicht auf der Glastafel.
                           
                        
                           Zusammensetzung einer Salzauswitterung an Steinmauern.
                           An den Fugen der in Cement gebetteten Sandsteinquader, aus welchen die Vorderseite
                              									des neuen Laboratoriums der technischen Hochschule in Charlottenburg hergestellt
                              									ist, zeigten sich im vergangenen Frühjahre starke Auswitterungen weiſser Salze,
                              									deren Untersuchung Folgendes ergab: Von dem scharf getrockneten Salzgemische waren
                              									62,79 Proc. in Wasser löslich. Von dem in Wasser unlöslichen Rückstande löste
                              									Salzsäure noch 6,06 Proc. Der in Wasser lösliche Theil enthielt:
                           
                              
                                 Schwefelsaures Kali
                                 32,38 %
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                 26,83
                                 
                              
                                 Gyps
                                   0,60
                                 
                              
                           Die Salzsäure hatte aus dem in Wasser unlöslichen Theile hauptsächlich kohlensauren
                              									Kalk ausgezogen und zwar:
                           
                              
                                 Kohlensauren Kalk
                                 5,32 %
                                 
                              
                                 Thonerde und Eisenoxyd
                                 0,53
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 0,22
                                 
                              
                           Der Rest bestand aus Sand, welcher theils aus dem Mörtel,
                              									theils aus dem Straſsenstaube herrührte. Die Hauptmenge der ausgewitterten Salze
                              									besteht also aus schwefelsaurem Kali und Natron und die Entstehung dieser Salze
                              									erklärt sich durch die Einwirkung der in den Cementen vorhandenen Alkalien auf den
                              									Gyps, welcher dem Cemente entweder absichtlich zugesetzt war, oder sich beim Brennen
                              									des Cementes gebildet hatte. (Nach der Thonindustrie-Zeitung, 1886 Nr. 39.)
                           
                        
                           L. Blum's Nachweis von Mangan neben Eisen.
                           L. Blum (Zeitschrift für analytische Chemie. 1886 S.
                              									519) gründet sein Verfahren der Nachweisung von Mangan neben Eisen auf die
                              									Thatsache, daſs Ferrocyankalium in einer mit Weinsäure versetzten ammoniakalischen
                              									Lösung eines Eisenoxydsalzes keinen Niederschlag hervorbringt, während Mangan aus
                              									solcher Lösung als Manganferrocyanür gefällt wird. Der in sauren Eisenoxydlösungen
                              									durch Ferrocyankalium erzeugte blaue Niederschlag von Eisenferrocyanid wird beim
                              									Behandeln mit Alkalien unter Abscheidung von Eisenoxydhydrat zersetzt. Enthält die
                              									Lösung, in welcher die Zersetzung vor sich geht, ein weinsteinsaures Salz, dann wird
                              									das sich abscheidende Eisenoxydhydrat im Entstehen von diesem gelöst.
                              									Manganferrocyanür wird durch Ammoniak nicht zersetzt.
                           Die Trennung wird in der Weise ausgeführt, daſs man eine salzsaure Lösung, welche
                              									Eisenchlorid und Manganchlorür enthält, mit soviel Weinsäure versetzt, daſs auf
                              									Zusatz von Ammoniak bis zur stark alkalischen Reaction kein Niederschlag entsteht.
                              									Die klare ammoniakalische Lösung wird nun mit Ferrocyankalium versetzt, wodurch
                              									alles Mangan als Manganferrocyanür abgeschieden wird. Sind auſser Mangan noch
                              									Nickel, Kobalt oder Zink anwesend, so fallen diese Metalle ebenfalls als
                              									Ferrocyanverbindungen aus. Die Reaction ist sehr scharf auch da, wo es sich um
                              									Nachweis geringer Mengen Mangan neben viel Eisen handelt; sie war noch sehr schön
                              									wahrzunehmen in einer Lösung, welche im Cubikcentimeter 0g,00004 Mangan neben 0g,01 Eisenchlorid enthielt. Bei der Fällung trat eine schwache Trübung ein
                              									und erst nach einigem Stehen setzte sich der Niederschlag zu Boden. Sind nur so
                              									geringe Mengen Mangan vorhanden, dann ist der Niederschlag gewöhnlich etwas bläulich
                              									gefärbt.
                           
                           Blum ist es bis jetzt noch nicht gelungen, das Verfahren
                              									der Gewichtsanalyse dienstbar zu machen, da der Niederschlag von Manganferrocyanür
                              									beim Auswaschen stets theilweise mit durch das Filter geht.
                           
                        
                           Anwendung des Congoroth als Indicator beim Titriren.
                           Der unter dem Namen Congoroth (vgl. 1886 261 276) im Handel vorkommende Azofarbstoff löst sich in
                              									Wasser und in Alkohol mit rother Farbe, die durch Säuren in Blau verwandelt und
                              									umgekehrt durch Alkalien wieder hergestellt wird. Die Empfindlichkeit des Congoroth
                              									ist so groſs, daſs z.B. ein damit gefärbter und durch Säuren gebläuter
                              									Papierstreifen schon durch die Einwirkung von Tabakrauch blau wird. P. Julius schlägt deshalb in der Chemischen Industrie, 1886 S. 109 das Congoroth als
                              									Indicator insbesondere für Titration von Anilin und seinen Homologen vor. Wie aus
                              									der nachstehenden Tabelle sich berechnen läſst, liegt bei diesen Titrationen die
                              									Fehlergrenze zwischen ± 0,2 Procent der berechneten Menge; es dürfte daher dieses
                              									Verfahren zur Bestimmung von Anilin und Toluidin in Abwässern und sogen. Echappés
                              									der Anilinfarbenfabrikation besonders geeignet sein. Die maſsanalytische Bestimmung
                              									geschieht in der Weise, daſs man mit Wasser bis zur vollständigen Lösung verdünnt,
                              									etwas alkoholische Congorothlösung zusetzt und Normal-Salzsäure oder -Schwefelsäure
                              									so lange zulaufen läſst, bis die rothe Farbe in ein stark blaustichiges Violett
                              									übergegangen ist. Man erkennt diesen Punkt leicht daran, daſs weiterer geringer
                              									Säurezusatz keine Aenderung des Farbtones bedingt, vielmehr erst bei bedeutendem
                              									Säureüberschusse Umwandlung in reines Blau eintritt.
                           Zu den in der Tabelle angeführten Versuchen wurde von Wasser befreites Blauöl des Handels verwendet und in den Versuchen 1 bis
                              									4 zur Lösung des Anilins ungenügende Menge Wasser zugegeben, in den Versuchen 5 bis
                              									8 dagegen alles Anilin in Lösung gebracht:
                           
                              
                                 Nr.
                                 AngewendeteMenge Anilin
                                 Verbrauchte Nor-malsalzsäure in cc
                                 GefundeneAnilinmenge
                                 Fehlerin g
                                 
                              
                                 1
                                 0,9242
                                   9,9
                                 0,9207
                                 – 0,0035
                                 
                              
                                 2
                                 1,7656
                                 19,0
                                 1,7670
                                 + 0,0014
                                 
                              
                                 3
                                 1,0680
                                 11,5
                                 1,0694
                                 + 0,0014
                                 
                              
                                 4
                                 1,1510
                                 12,4
                                 1,1532
                                 + 0,0022
                                 
                              
                                 5
                                 3,5894
                                 38,5
                                 3,5805
                                 – 0,0089
                                 
                              
                                 6
                                 2,6512
                                 28,6
                                 2,6598
                                 + 0,0086
                                 
                              
                                 7
                                 3,6906
                                 39,8
                                 3,7014
                                 + 0,0108
                                 
                              
                                 8
                                 2,6799
                                 28,8
                                 2,6784
                                 – 0,0015
                                 
                              
                           
                        
                           Herstellung von sogen. metallisirtem Garn.
                           Das Gewebe zu Gesundheits-Leibbinden, welche bei Berührung mit dem menschlichen
                              									Körper ein trockenes elektrisches Element bilden, so daſs durch die Wirkung des
                              									Schweiſses schwache elektrische Ströme erzeugt werden sollen, wird aus sogen.
                              									metallisirtem Garn erzeugt. Zur Herstellung dieses Garnes hat U. R. Pumariega in Avilès, Spanien (D. R. P. Kl. 8 Nr.
                                 									37063 vom 17. Februar 1886) ein Verfahren angegeben, bei welchem die Bäder, mit
                              									denen das Garn getränkt wird, sich aus den Oxyden von Eisen, Kupfer, Zink und Zinn
                              									und schwach gummirtem Wasser zusammensetzen. Zur Metallisirung von 1k Garn sollen von diesen Oxyden in feiner
                              									Pulverform je 30 bis 40g einer Lösung im Gewichte
                              									von 1k, bestehend aus 100 Th. Wasser und 3 Th.
                              									Gummi, zugesetzt werden. Die Fäden müssen durch dieses beständig aufgerührte Bad
                              									gespannt und zur vollkommeneren Aufsaugung unter abwechselndem Auf- und Zudrehen
                              									geführt werden.