| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 483 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        
                     
                        
                           Längsnaht für Kesselnietungen.
                           Textabbildung Bd. 262, S. 483Um die Längsnähte von Dampfkesseln, welche bekanntlich immer die
                              									schwächsten Stellen des Kessels bilden, zu verstärken, bedient man sich meist der
                              									doppelten Vernietung. Eine andere Methode zur Herstellung der Längsnähte schlägt J. E. Jerrold in Milwaukee im American Machinist, 1886 Nr. 2 * S. 4 vor. Die Kesselbleche greifen dabei
                              									mit linsenförmiger Ueberlappung in den Längsnähten über
                              									einander und die Nieten vertheilen sich auf 4 im Bogen stehende Reihen.
                           Für die Vorzüglichkeit dieser neuen Vernietungsweise werden eine Menge Gründe ins
                              									Feld geführt, die indessen wenig Ueberzeugendes haben und deshalb kaum der Erwähnung
                              									bedürfen. Namentlich ist nicht gut einzusehen, warum hier das Blech weniger geneigt
                              									sein soll, zwischen den Nieten aufzureiſsen, und weshalb schon ein leichtes
                              									Verstemmen zur Herstellung der nöthigen Dampfdichtheit genügen soll. Dagegen mag
                              									eine etwas erhöhte Festigkeit wohl vorhanden sein, da ja durch die gekrümmte Form
                              									der Nietnähte offenbar die Spannung auf einen gröſseren Blechquerschnitt vertheilt
                              									wird als bei gerader Naht. Daſs freilich „sorgfältig ausgeführte Versuche“
                              									dargethan haben sollen, daſs die neue Vernietungsweise volle 25 Proc. mehr
                              									Festigkeit besitze als eine gerade und doppelt genietete Naht dürfte wohl mit
                              									Vorsicht aufzunehmen sein. Uebrigens scheint Jerrold
                              									seine neue Nietmethode nur auf die Auſsenseite von Kesseln, namentlich
                              									Locomotivkesseln, anwenden zu wollen, soweit dieselbe vom Feuer nicht berührt wird.
                              									Für vom Feuer berührte Flächen wird in der Vergröſserung der Stellen mit doppelter
                              									Blechdicke kaum ein Vortheil zu erblicken sein. Ueberhaupt scheinen vorläufig
                              									Zweifel darüber sehr berechtigt, ob die Vortheile der Jerrold'schen Nietnaht in der That groſs genug sind, um die schwierigere
                              									Herstellung und die dadurch jedenfalls entstehenden Mehrkosten aufzuwiegen.
                           
                              K-r.
                              
                           
                        
                           Vogelsang's Schiffsschraube.
                           Durch die unregelmäßige Vertheilung der Schraubenflügel
                              									am Umfange der Schraubennabe glaubt A. F. N. Vogelsang
                              									in Philadelphia (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 36808 vom 15. December 1885) das Auftreten
                              									von Wirbeln im Wasser beim Arbeiten der Schraube und dem dadurch herbeigeführten
                              									sog. Slip zu vermeiden, weil er annimmt, daſs die
                              									Schraube bei seiner Anordnung der Flügel mehr Widerstand findet. Es sollen sich
                              									niemals zwei Flügel diametral gegenüber stehen, dieselben also ungleichmäſsigen
                              									Abstand von einander erhalten. Werden zwei oder drei Flügel auf einer Seite der Nabe
                              									angeordnet, so wird entweder zur Ausgleichung des Gewichtes derselben in Bezug auf die Schraubenachse
                              									ein Gegengewicht oder ein weiterer Flügel an Stelle desselben vorgesehen. Dieser
                              									Gegenflügel soll aber nicht so gestellt sein wie bei den üblichen dreiflügeligen
                              									Schiffsschrauben, sondern so, daſs der Abstand zwischen den Flügeln ungleich
                              									bleibt.
                           
                        
                           Wilkinson und Lister's Zahnstangen-Fräsmaschine.
                           Um genaue Zahnstangen, wie sie bei Buchdruckmaschinen u.
                              									dgl. gebraucht werden, herzustellen, bauen Wilkinson und
                                 										Lister in Keighley nach dem Engineer, 1886 Bd.
                              									62 * S. 387 Fräsmaschinen, welche im äuſseren Ansehen gewöhnlichen
                              									Tischhobelmaschinen gleichen. Durch Vermittelung von Versatzrädern wird der Tisch
                              									durch eine Schraubenspindel mit Herstellung, der jeweiligen Zahntheilung
                              									entsprechend, gegen die Frässcheibe nach jedem vollendeten Zahne vorgerückt. Der
                              									Fräser ist am unteren Theile eines Schlittens angebracht, dessen Antrieb durch
                              									Vermittelung von Stirn- und Winkelrädern von einer Riemenscheibe erreicht wird. Die
                              									Fortrückung des Fräserschlittens wird von den Antriebsrädern desselben auf eine
                              									Schraubenspindel abgeleitet, welche im Querbalken der Maschine liegt. Die
                              									Höheneinstellung des Querbalkens mit dem Fräserschlitten geschieht nach gewöhnlicher
                              									Art wie bei den Hobelmaschinen.
                           
                        
                           Handfeile gegen Maschinenfeile.
                           Auf Grund möglichst unparteiischer Versuche in 8 Maschinenfabriken Englands wurde
                              									nach Industries, 1886 Bd. 1 S. 147 gefunden, daſs die
                              									Dauer und Güte einer Feile ziemlich unabhängig sei von der Herstellungsweise des
                              									Feilhiebes. Doch ist die Frage, ob ein Feilhieb, von Hand oder von der Maschine
                              									geschlagen, eine bessere Feile gibt, noch nicht endgültig entschieden, weil trotz
                              									der übereinstimmenden gleich günstigen Endergebnisse dennoch das Verhalten der Hand-
                              									bezieh. der Maschinenfeile je nach den verschiedenen bearbeiteten Metallen ein
                              									verschieden gutes war, ja sogar widersprechende Gutachten darüber vorliegen.
                           
                        
                           Verfahren zum freihändigen Formen von Thonwaaren.
                           Um Thonwaaren ohne Benutzung von Dreh- oder Preſsformen frei und möglichst dünnwandig
                              									gestalten zu können, will A. Schierholz in Plaue,
                                 									Thüringen (D. R. P. Kl. 80 Nr. 36557 vom 26. September 1885) die Haltbarkeit der Thonschicht beim Formen durch aufgedrückte biegsame Blätter sichern. Auf die
                              									ausgewalzten Massekuchen werden auf beiden Seiten durch Walzen oder Pressen Gewebe
                              									oder andere allseitig biegsame Stofflagen aufgedrückt. Mit diesen wird die
                              									Thonschicht dann freihändig geformt und trocknen gelassen, worauf die Gewebelagen o.
                              									dgl. wieder abgezogen werden, um den fertigen Gegenstand zu brennen. Durch diese
                              									biegsamen Stofflagen kann die Thonschicht auf ihren beiden Seiten gemustert werden,
                              									wenn man z.B. Stickereien, Pflanzenblätter o. dgl. benutzt; so kann ein
                              									Porzellanblatt hergestellt werden, welches auf beiden Seiten deutlich alle Rippen
                              									und Adern der zum Halten der Thonschicht benutzten Pflanzenblätter ersehen
                              									läſst.
                           
                        
                           Dechant's Führung der Eisenbahn-Signaldrähte durch ölgefüllte
                              									Röhren.
                           Nach dem Scientific American Supplement, 1886 S. 8696
                              									wurde im September 1885 zum Schütze einer Kreuzung der Philadelphia- und
                              									Reading-Eisenbahn ein Signalpfosten mit Semaphor errichtet, dessen Entfernung vom
                              									Wärterhaus 335m beträgt. Die zwischenliegende
                              									Bahnstrecke bildet eine Curve. Anstatt nun den Draht in
                              									der sonst gebräuchlichen Weise oberirdisch durch einen langen Holzkasten über kleine
                              									Rollen zu leiten, führte man denselben unter der Erde durch eine mit Oel gefüllte
                              									Röhre. Zu diesem Zwecke wurde ein 380mm tiefer
                              									Graben gezogen und wurden von 2m,5 zu 2m,5 Pflöcke eingeschlagen, so daſs ihre oberen
                              									Enden in gleiche Höhe zu liegen kamen. Auf diese Pflöcke wurde eine 20mm weite verzinkte Eisenröhre befestigt und durch
                              									jedes Röhrenstück vor dem Festschrauben ein Eisendraht von 1m,8 Dicke gezogen, welcher nach Fertigstellung der
                              									Röhrenleitung dazu benutzt wurde, den eigentlichen 5mm dicken Signaldraht hindurchzuziehen, nachdem dieser vorher gerade
                              									gestreckt worden war. An beide Enden der Röhre wurde eine messingene Stopfbüchse geschraubt und die
                              									Drahtenden hindurch geschoben. Sodann wurde die Röhre durch ein an ihrer höchsten
                              									Stelle befestigtes kurzes senkrechtes Rohr mit einer Mischung von gewöhnlichem
                              									Wagenschmieröl und ¼ geläutertem Theeröl gefüllt. Der letztere Zusatz hatte den
                              									Zweck, das Dickwerden der Flüssigkeit bei kaltem Wetter zu verhüten. Diese
                              									Einrichtung soll sich während des letzten Winters vortrefflich bewährt haben.
                           
                        
                           Apparat zum Rauhen und Aufstreichen von Metallplatten zum
                              									Umdruck u. dgl.
                           Die bei verschiedenen Umdruckverfahren an Stelle der lithographischen Steine
                              									benutzten Metallplatten müssen rauh gemacht werden, d.h. ein gewisses Korn erhalten,
                              									worauf ein Ueberzug erfolgt, welcher die Eigenschaft der Lithographirsteine besitzt.
                              										J. Wezel in Firma Wezel und
                                    										Naumann in Reudnitz-Leipzig (* D. R. P. Kl. 15 Nr. 35849 vom 9. Mai 1885)
                              									benutzt hierzu einen Apparat, bei welchem die Metallplatten auf einer nach
                              									Erforderniſs auch geheizten, in langsame Umdrehung versetzten Trommel befestigt und
                              									dabei entweder mit Sandstrahlapparaten gekörnt, oder
                              									mittels Zerstäubungsapparaten mit dem Ueberzuge
                              									versehen werden. Zur gleichmäſsigen Vertheilung des lezteren ist noch eine
                              									Bürstvorrichtung vorhanden.
                           
                        
                           A. Nodon's Hygrometer mit Schreibwerk.
                           Nach den Comptes rendus, 1886 Bd. 102 S. 1371 beruht
                              									dieses Hygrometer auf einem ähnlichen Prinzip wie das Breguet'sche Metallthermometer, nämlich auf der Einwirkung der
                              									Feuchtigkeit auf zwei mit einander verbundene Stoffe von verschiedener
                              									hygroskopischer Beschaffenheit. Der wesentliche Bestandtheil des Instrumentes ist
                              									ein in Schraubenform gewundener Papierstreifen, dessen äuſsere Seite mit Gelatine
                              									überzogen ist, die man vorher durch einen Zusatz von Salicylsäure unveränderlich
                              									gemacht hat. Bei zunehmender Feuchtigkeit ziehen sich wegen der überwiegend
                              									hygroskopischen Natur der Gelatine die Windungen zusammen, bei abnehmender dehnen
                              									sie sich aus. Solche paarweise mit einander verbundenen gelatinirten Streifen
                              									bewegen einen über zwei Röllchen laufenden Faden, woran eine Feder befestigt ist,
                              									welche, zwischen zwei Führungen laufend, auf einem eingetheilten Papierbogen mit
                              									Tinte einen Strich zieht. Da sich das Papier mit einer Geschwindigkeit von 2cm in der Stunde senkrecht zur Richtung der Feder
                              									fortbewegt, so erhält man als Ergebniſs beider Bewegungen eine Curve, welche den
                              									hygrometrischen Zustand der Luft zeichnerisch darstellt. Die Gangdauer des
                              									Triebwerkes ist auf 10 Tage berechnet.
                           Die Gradtheilung geschieht nach einem Condensationshygrometer, indem man beide
                              									Instrumente in einen und denselben geschlossenen Raum bringt, dessen
                              									Feuchtigkeitsgehalt man mittels fortgesetzter Verdünnung von Schwefelsäure zunehmen
                              									läſst. Ein unterhalb des geschlossenen Raumes angeordnetes, mäſsig erwärmtes Sandbad
                              									gestattet überdies eine Aenderung der Temperatur. Trägt man die Grade des
                              									Condensationshygrometers als Abscissen und die entsprechenden Grade des schreibenden
                              									Hygrometers als Ordinaten auf, so stellt sich die Resultirende als eine gerade Linie
                              									dar, welche für die verschiedenen zwischen 10° und 35° liegenden Temperaturen
                              									unveränderlich ist.
                           Aus zahlreichen Beobachtungen haben sich folgende Sätze ergeben: 1) Die Winkel, um
                              									welche die gelatinirten Streifen sich drehen, sind den hygrometrischen Zuständen der
                              									umgebenden Luft proportional. 2) Die Temperatur hat innerhalb 10° und 35° auf die
                              									Anzeigen des Hygrometers keinen Einfluſs. 3) Der Apparat arbeitet unveränderlich
                              									gleichmäſsig. 4) Das Hygrometer setzt sich binnen 1 Minute mit dem umgebenden Mittel
                              									ins hygrometrische Gleichgewicht. 5) Durch Vermehrung der schraubenförmigen Streifen
                              									läſst sich die Empfindlichkeit des Instrumentes beliebig erhöhen.
                           
                        
                           Elektromechanische Magnetisirung des gehärteten
                              									Stahles.
                           Im Génie civil, 1886 Bd. 9 S. 207 wird vorgeschlagen,
                              									Stäbe aus gehärtetem Stahl in folgender Weise zu magnetisiren. Der Stahlstab wird
                              									aufrecht innerhalb einer Drahtrolle und zwischen zwei Eisenblöcken aufgestellt. Das
                              									eine Ende des Drahtes der Rolle wird mit dem einen Pole einer Elektricitätsquelle
                              										(Batterie oder
                              									Dynamomaschine), das andere mit dem oberen Blocke verbunden. Der zweite Pol der
                              									Elektricitätsquelle wird mit einem in der Verlängerung der Achse des Stabes
                              									liegenden Hammer verbunden, so daſs, wenn der Hammer den oberen Block berührt, der
                              									Stromkreis geschlossen ist und die Rolle zu der nämlichen Zeit auf den Stab wirkt,
                              									zu welcher der letztere unter dem Einflüsse des mechanischen Stoſses steht.
                           
                        
                           Elektrolytische Zerlegung von Fluorwasserstoffsäure.
                           Moissan berichtet in den Comptes
                                 										rendus, 1886 Bd. 102 S. 1543 u. Bd. 103 S. 202 über die Zerlegung von
                              									wasserfreier Fluorwasserstoffsäure durch den elektrischen Strom. Die Elektrolyse
                              									wurde in einem U-förmigen Platinrohre ausgeführt, dessen Oeffnungen durch
                              									Fluſsspathstopfen verschlossen wurden, durch welche die Elektroden eingeführt waren;
                              									die Kathode bestand aus Platin, die Anode aus einer Legirung von Platin mit 10 Proc.
                              									Iridium. Das Platingefäſs wurde während der Durchleitung des Stromes auf einer
                              									Temperatur von – 23° erhalten. Da der Leitungswiderstand der wasserfreien
                              									Fluorwasserstoffsäure sehr groſs ist, so daſs 20 Bunsen-Elemente keinen merklichen
                              									Strom hervorbrachten, wurde derselben, um die Leitungsfähigkeit zu verbessern, etwas
                              									geschmolzenes, ebenfalls wasserfreies Fluorwasserstofffluorkalium zugesetzt. Am
                              									negativen Pole entwickelte sich Wasserstoff, am positiven aber wurde anfangs, wenn
                              									die Fluorwasserstoffsäure nicht vollständig wasserfrei war, Ozon gebildet; alsdann
                              									erhielt man jedoch ein Gas von ganz anderen Eigenschaften. Krystallisirtes Silicium
                              									verbrannte darin lebhaft zu Fluorsilicium, Bordiamanten zu Fluorbor; eine gleich
                              									starke Reaction wurde mit Jod, Schwefel und Phosphor beobachtet. Geschmolzenes
                              									Chlorkalium wurde unter Entwickelung von Chlor angegriffen, pulverförmiges Arsen und
                              									Antimon verbanden sich mit dem Gase unter Erglühen, Wasser wurde schon in der Kälte
                              									unter Bildung von Ozon und Fluorwasserstoff zersetzt. Weniger energisch ist die
                              									Einwirkung des Gases auf die meisten Metalle, da, wie es scheint, die an der
                              									Oberfläche gebildeten Metallfluorüre die weitere Einwirkung verhindern; jedoch
                              									verbrennt Eisen- und Manganpulver unter Funkenbildung bei schwachem Erwärmen.
                              									Organische Körper werden sehr energisch angegriffen; Kork, Alkohol, Aether,
                              									Terpentinöl, Benzin und Erdöl entflammen, wenn sie mit diesem Gase in Berührung
                              									gebracht werden. Ist die Flüssigkeit in der U-Röhre durch die Elektrolyse so weit
                              									vermindert, daſs dieses Gas und der an der Kathode abgeschiedene Wasserstoff mit
                              									einander in Berührung kommen, so verbinden sie sich unter heftigem Knalle. In
                              									Parallelversuchen wurde festgestellt, daſs gasförmiger Fluorwasserstoff weder
                              									allein, noch mit Ozon gemischt, die angeführten Reactionen hervorbringt. Da nun die
                              									angewendeten Fluorverbindungen auch vollständig chlorfrei waren, so kann dieses Gas
                              									nur Fluor selbst oder ein Hyperfluorid des Wasserstoffes sein.
                           Moissan glaubt bewiesen zu haben, daſs es wirklich Fluor ist. Er leitete (a. a. O. Bd. 103 S. 256) das Gas
                              									zuerst durch eine Platinröhre, in welcher sich trockenes Chlorkalium befand, um
                              									etwaigen Fluorwasserstoff zu entfernen, dann durch ein Rohr, gleichfalls aus Platin,
                              									gefüllt mit Eisendraht, dessen Gewicht vorher genau bestimmt war und das während des
                              									Versuches in Rothglut erhalten wurde. Den nicht absorbirten Rest fing er in einem
                              									mit Kohlensäure gefüllten Kolben auf; ein Gleiches geschah mit dem am negativen Pole
                              									entwickelten Wasserstoff. Nach Beendigung des Versuches hatte sich das Eisen in
                              									Eisenfluorür verwandelt und zwar war die Gewichtszunahme, welche dadurch eingetreten
                              									war, äquivalent dem gleichzeitig an der Kathode entwickelten Wasserstoffe. Das Gas
                              									war vollständig vom Eisen zurückgehalten worden; denn es wurde in dem dahinter
                              									gelegten Kolben nach Wegnahme der Kohlensäure nur ein geringer Rückstand eines nicht
                              									brennbaren Gases gefunden, dessen Hauptbestandtheil Sauerstoff war, welcher, wie
                              									erwähnt, aus dem der Fluſssaure noch anhaftenden Wasser bei der Elektrolyse
                              									entstanden sein kann. (Vgl. auch Debray a. a. O. Bd.
                              									103 S. 850.)
                           
                        
                           Billiges Verfahren zur Herstellung von Natrium und
                              									Kalium.
                           Nach dem Engineering and Mining Journal, 1886 Bd. 42 S.
                              									235 bez. Journal of the Franklin Institute, 1886 Bd.
                              									122 S. 347 findet das von H. Y. Castner vorgeschlagene
                              										Verfahren zur
                              									Gewinnung von metallischem Natrium mehr und mehr Beachtung in der Technik. Diese
                              									Methode unterscheidet sich in mehreren Punkten wesentlich von der bisher üblichen,
                              									bei welch letzterer es durchaus nothwendig ist, die Masse, aus welcher das Natrium
                              									destillirt wird, möglichst strengflüssig zu erhalten, um so ein Aufsteigen der
                              									specifisch leichteren Kohle an die Oberfläche des geschmolzenen Alkalis, wodurch
                              									natürlich die reducirende Wirkung sehr herabgesetzt würde, zu erschweren. In Folge
                              									dessen muſs eine sehr groſse Hitze angewendet werden, wenn man erreichen will, daſs
                              									auch die inneren Theile der Beschickung bis zur Zersetzungstemperatur erwärmt
                              									werden, was zur Folge hat, daſs die schmiedeisernen Destillirgefäſse in kurzer Zeit
                              									durchbrennen.
                           Castner's Verfahren besteht darin, daſs eine Mischung
                              									von Eisen und Kohle angewendet wird, indem fein vertheiltes Eisen mit Theer
                              									durchrührt und die erhaltene Masse verkokt wird. Es bildet sich dann um jedes
                              									Eisentheilchen eine Kohlenschicht und man erhält so ein Reductionsmaterial von
                              									ziemlich hohem specifischem Gewichte, so daſs ein Aufsteigen desselben an die
                              									Oberfläche des geschmolzenen Alkalis nicht zu befürchten ist. Hierdurch ist Castner in den Stand gesetzt, eine sehr dünnflüssige
                              									Mischung zu verarbeiten, und er verwendet deshalb zur Reduction nur so viel Kohle,
                              									als theoretisch verlangt ist. Die bei diesem Verfahren erforderliche Hitze bleibt
                              									beträchtlich hinter der bisher nothwendigen zurück, weil die Dünnflüssigkeit der
                              									Masse eine leichte Fortpflanzung der Warme durch Strömung gestattet. Demzufolge ist es möglich, statt der bisher
                              									gebräuchlichen kleinen schmiedeisernen Cylinder große guſseiserne Tiegel anzuwenden, welche die
                              									Verarbeitung von bedeutend gröſseren Mengen gestatten. Während nach der bisherigen
                              									Methode angeblich nur der dritte Theil des in der Masse enthaltenen Natriums
                              									gewonnen wurde, will Castner mit seinem Verfahren 90
                              									Procent der theoretischen Ausbeute erhalten und glaubt das englische Pfund Natrium
                              									für weniger als 25 Cents liefern zu können. Der Einfluſs, den eine solche
                              									Preisherabsetzung auf die Verwendung des Aluminiums und Magnesiums ausüben würde,
                              									liegt auf der Hand.
                           Die gröſsere Ausbeute hat nach Castner ihre Ursache
                              									einerseits in der Vermeidung des Kalkzusatzes, welcher bei dem alten Verfahren
                              									nothwendig ist, um das Schmelzen der Masse zu verhindern, wodurch aber ein Theil der
                              									Soda durch die Bildung des äuſserst schwer reducirbaren Sodakalkes der Zersetzung
                              									entzogen wird; andererseits kann sich wegen der geringen Menge der angewendeten
                              									Kohle nur verhältniſsmäſsig wenig Kohlenoxydgas entwickeln, so daſs die Bildung von
                              									Kohlenoxydverbindungen des Metalles nach Möglichkeit vermieden wird.
                           (Diese letzten Ausführungen Castner's können sich wohl
                              									nur auf das Kalium beziehen, da das Natrium keine Kohlenoxydverbindungen bildet und
                              									die Ausbeute bei gehörig geleiteter Reduction auch nach dem älteren Verfahren nur
                              									Wenig hinter der berechneten zurückbleibt (vgl. Graham-Otto:
                                 										Lehrbuch der Chemie, 1884 Bd. 2 Abth. 3 S. 281 und 284).
                           
                              K.
                              
                           
                        
                           Erkennung der Endreaction beim Titriren mit Fehling'scher
                              									Lösung.
                           In der Zeitschrift für analytische Chemie, 1886 S. 529
                              									macht E. Beckmann auf die Schwierigkeiten aufmerksam,
                              									beim Titriren mit Fehling'scher Lösung den Punkt, wo
                              									alles Kupferoxyd reducirt ist, an dem Verschwinden der blauen Farbe sicher zu
                              									erkennen. Sehr häufig hält man die Flüssigkeit noch für blau gefärbt, wenn sie kein
                              									Kupfer mehr gelöst enthält und beim Filtriren ein farbloses Filtrat liefert. Beckmann führt dies darauf zurück, daſs man in Folge
                              									des in der Flüssigkeit vertheilten Kupferoxyduls sehr geneigt sein wird, die
                              									Flüssigkeit in der complementären Farbe, d. i. blau, zu sehen. Daſs eine solche
                              									Täuschung nicht immer stattfindet, mag seinen Grund zum Theile darin haben, daſs das
                              									Kupferoxydul in sehr verschiedener Vertheilung und Färbung auszufallen pflegt. Auch
                              									andere dem Kupferoxydul ähnlich gefärbte Niederschläge vermögen die gleiche Wirkung
                              									auf das Auge hervorzurufen. Stellt man z.B. durch Vermischen einer Lösung von
                              									chromsaurem Kali mit überschüssigem gelöstem Quecksilberoxydul chromsaures
                              									Quecksilberoxydul dar, so erscheint bei geeigneter Vertheilung des Niederschlages
                              									die an sich farblose Flüssigkeit lebhaft blau gefärbt. Diese Unsicherheiten lassen sich
                              									vermeiden, wenn man die Abscheidung des Kupferoxyduls durch Kochen oder durch Zugabe
                              									eines Tropfens Chlorzinklösung befördert oder besser durch Titriren bis zu dem
                              									Punkte, wo eine abfiltrirte Probe keine Kupferreaction mehr gibt. Vielfach wird auch
                              									ein mehrfach zusammengefaltetes Stück Filtrirpapier auf der einen Seite mit der zu
                              									untersuchenden Lösung betupft und, wenn diese sich bis zur anderen Seite des
                              									Papieres durchgesaugt hat, dort auf Kupfer geprüft. Selbstverständlich darf das
                              									benutzte Papier mit den angewendeten Reagentien selbst keine Färbung erfahren.
                           
                        
                           Vorschriften zur Erzeugung heller und dunkler Holzbeizen; von
                              									H. Krätzer.
                           Helle Nußbaumbeize: 100g übermangansaures Kali löst man in 3k
                              									destillirtem Wasser und überstreicht mit der violetten Lösung das zu beizende Holz
                              									2mal. Nach 5 bis 10 Minuten dauernder Einwirkung wird das Holz abgewaschen,
                              									getrocknet, geölt und dann polirt. Wegen der leichten Veränderlichkeit der
                              									Permanganatlösung empfiehlt es sich, dieselbe für jede Beizung frisch herzustellen.
                              									(Vgl. 1874 214 426. 1875 217
                              									336.)
                           Helle Mahagonibeize: 25g fein zerschnittene Alkannawurzel, 50g
                              									pulverisirte Aloë und 50g pulverisirtes
                              									Drachenblut werden in einer Flasche mit 650g 90
                              									bis 95° Spiritus übergossen, die Flasche verschlossen, unter öfterem Umschütteln 4
                              									Tage an einem mäſsig warmen Orte stehen gelassen und dann abfiltrirt. Um mit dieser
                              									Flüssigkeit Mahagoniholz hell zu beizen, wird das Holz zuerst mit Salpetersäure
                              									vorgebeizt, dann getrocknet, mit der erhaltenen Lösung einmal bestrichen,
                              									getrocknet, geölt und polirt.
                           Dunkle Palisanderbeize: 100g übermangansaures Kali werden in 3k
                              									destillirtem Wasser aufgelöst und mit dieser Lösung das Holz zweimal überstrichen.
                              									Nach 5 Minuten Einwirkung wird mit Wasser abgewaschen und nun die dunklen Adern
                              									mittels essigsaurer Eisenbeize (14° B.) erzeugt; schlieſslich wird wie gewöhnlich
                              									getrocknet, geölt und polirt. Diese Beize eignet sich auch als dunkle Nußbaumbeize.
                           Graue Holzbeize: 1 Th. Höllenstein löst man in 45 Th.
                              									destillirtem Wasser und trägt die Lösung 2 mal auf das zu beizende Holz auf; dann
                              									überstreicht man mit Salzsäure und schlieſslich mit Ammoniakflüssigkeit
                              									(Salmiakgeist). Das so gebeizte Holz muſs nunmehr an einem dunklen Orte getrocknet,
                              									dann geölt und polirt werden. Obwohl diese Beize im Vergleiche zu den anderen hier
                              									angeführten Beizen etwas höher im Preise steht, so ist dieselbe wegen ihrer guten
                              									Wirkung auf Tannen-, Buchen- und Pappelholz doch sehr zu empfehlen.
                           Schwarzbeize für Holz: In 2l,4 Wasser kocht man 280g Blauholz,
                              									filtrirt und setzt dem Filtrate 40g Kupfervitriol
                              									hinzu. Nachdem sich letzterer aufgelöst hat, läſst man die Flüssigkeit sich absetzen
                              									und gieſst die klare heiſs gehaltene Lösung ab. In diese Lösung bringt man das zu
                              									beizende Holz und läſst es 24 Stunden liegen; hiernach wird dasselbe 20 bis 24
                              									Stunden der Einwirkung der Luft ausgesetzt und schlieſslich in ein anderes heiſses
                              									Bad von salpetersaurem Eisenoxyd (4° B.) gebracht. Sollte nach dieser Behandlung das
                              									Schwarz noch nicht genügend schön ausgefallen sein, so bringt man das Holz abermals
                              									5 bis 6 Stunden in das Blauholzbad. (Vgl. 1871 202 95.
                              									1875 215 94.)
                           Die angegebenen Vorschriften sind nach dem Gewerbeblatt aus
                                 										Württemberg, 1886 S. 355 in einer gröſseren Tischlerei Leipzigs mit gutem
                              									Erfolge verwendet worden. (Vgl. auch 1883 249 143. 1885
                              										257 257.)