| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 59 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Deck's Straſsenlocomotive.
                           Textabbildung Bd. 263, S. 58 Als Absonderlichkeit ist die von Arthur Beck
                              									entworfene Straſsenbahnlocomotive zu erwähnen, welche nachstehend dargestellt ist.
                              									Bei derselben sind die beiden Dampfcylinder unter 90° gegen einander in die
                              									Längsachse der Maschine gelegt und wirken auf den gemeinschaftlichen Kurbelzapfen
                              									einer gekröpften Blindwelle, welche auſsen durch Kuppelstangen mit den Kurbeln der
                              									Tragachsen verbunden ist. Die Drehmomente, welche bei einer normal gebauten
                              									Locomotive durch die abwechselnden Cylinderdrucke auftreten und bei schlecht
                              									ausgeglichenen Maschinen mit kurzem Radstand das sogen. Schlingern hervorrufen,
                              									müssen Deck als das gröſste Uebel erscheinen, wenn er
                              									dafür den wichtigsten Theil des Locomotivorganismus, die Cylinder, an die denkbar
                              									ungünstigsten Stellen verbannt, denen nur mit groſsem Materialaufwand die nöthige
                              									Standfestigkeit gegeben werden kann. Als Vorläufer dieser Construction kann die
                              									berühmte Locomotive „Rocket“ vom J. 1828 angesehen werden, welche die
                              									Cylinder gleichfalls am Kessel oberhalb der Feuerbüchse schief nach abwärts wirkend
                              									angebracht hatte, jedoch auf den centralen Angriff und die Blindwelle
                              									verzichtete.
                           
                              M-M.
                              
                           
                        
                           
                           Groſse Centrifugalpumpen-Anlage.
                           Gebrüder Tangye in Birmingham haben nach Engineering, 1886 Bd. 62 * S. 233 zur das Wallsend
                              									Graving Dock zu Newcastle-on-Tyne eine Centrifugalpumpen-Anlage ausgeführt, welche
                              									an Leistung bedeutend über den groſsen Gwynne'schen
                              									Pumpen (vgl. 1876 219 177) steht. Die Pumpen, deren zwei
                              									angeordnet sind, werden unmittelbar durch Dampfmaschinen getrieben und besitzen eine
                              									Lieferungsfähigkeit von rund 200cbm in der Minute;
                              									die Weite ihrer Saug- und Druckröhre beträgt 914mm. Die Achsen beider Pumpen fallen in eine gerade Linie; in der Mitte stehen
                              									die beiden aufrechten Dampfmaschinen, an den Enden der Achsen die Pumpen. Die
                              									Saugrohre derselben sind nach innen gekehrt, um die Schächte hierfür nahe beisammen
                              									zu haben und die Deckel der Pumpengehäuse zum Zwecke der Untersuchung leicht
                              									abnehmen zu, können. Die Flügelräder der Pumpen haben 1676mm Durchmesser; sie sind auf Stahlspindeln mit
                              									Bronzeüberzug aufgekeilt. Jede Pumpe ist mit Absperrschieber und
                              									Dampfstrahlsaugapparat zum jederzeitigen Ingangsetzen versehen und besitzt ihre
                              									besondere Betriebsmaschine; doch können dieselben leicht mit einander verkuppelt
                              									werden. Die Dampfmaschinen sind von der gewöhnlichen Bauart der Schiffsmaschine und
                              									besitzen 508mm Cylinderweite bei 457mm Hub; sie sind mit veränderlicher
                              									Expansionssteuerung nach Meyer versehen. Die
                              									Kurbelwellen sind von Schmiedeisen und gekröpft; an den Armen der Kurbelkröpfung
                              									sind, wie bei Schraubenschiffen gewöhnlich, die Gegengewichte für das Gestänge
                              									gleich angeschmiedet. An den äuſseren Enden sind dieselben mit den Pumpenspindeln
                              									verkuppelt. Die ganze Maschinerie liegt auf einem starken, gehobelten guſseisernen
                              									Bette, auf welchem sich alle Lager mit Leichtigkeit völlig genau befestigen lassen.
                              									Die Schmierung der beweglichen Theile erfolgt durch Röhren mittels eines auf das
                              									Absperrventil der Maschine aufgesetzten Centralschmierapparates.
                           
                        
                           Castendyck's Fangvorrichtung unter Benutzung flüssiger
                              									Kohlensäure.
                           Die Ausdehnungskraft flüssiger Kohlensäure will W.
                                    										Castendyck in Haus Schlewecke-Harzburg (* D. R. P. Kl. 5 Nr. 36948 vom 19.
                                 									Februar 1886) in der Weise bei einer Fangvorrichtung für Förderkörbe verwerthen,
                              									daſs die Fangklauen mit Kolben verbunden sind, welche in Cylindern spielen, und daſs
                              									beim Reusen des Seiles die flüssige Kohlensäure aus einem am Förderkorbe befestigten
                              									Vorrathsgefäſse in die Cylinder tritt, die Fangklauen daher nach auſsen gedrückt
                              									werden. Der Eintritt der Kohlensäure wird durch ein Kegelventil vermittelt, dessen
                              									Drehkurbel durch eine Feder mit dem Förderseile verbunden ist; läſst das Förderseil
                              									also nach, so öffnet die Feder das Ventil. Damit beim Nachlassen des Druckes der
                              									Kohlensäure die Kolben der Fangklauen nicht zurücktreten, haben die Kolben
                              									Sperrzähne erhalten, in welche Klinken einfallen.
                           
                        
                           Egan's Randleisten-Hobelmaschine.
                           Im American Machinist, 1886 Nr. 43 * S. 5 ist eine
                              									Walzenhobelmaschine von der Egan Company in Cincinnati
                              									beschrieben, welche zum Anhobeln von Thürfüllungen, Blindfenstern, Rahmen und
                              									Leisten bezieh. Simsen an Brettern dient. Die Tischführung ist seitlich am
                              									Maschinengestelle in der Höhenrichtung gegen die unverrückbar gelagerte untere
                              									Messerkopfwelle verstellbar angebracht. Die Lager der beiden Messerköpfe sind durch
                              									seitliche Schrauben in der Höhe gegen einander zu verstellen. Den Vorschub besorgen
                              									zwei aus gezahnten Scheiben zusammengesetzte Speisewalzen. Eine lange federnde
                              									Flachschiene drückt das Brett gegen die Tischführung und gegen die untere
                              									eigentliche Simsmesserwelle. Zur Unterstützung langer Füllungsbretter ist noch
                              									seitlich eine dritte Führungsschiene angeschraubt. Diese Maschine hobelt bis 76mm breite Ränder an beiden Seiten zugleich an;
                              									auch kann mit entsprechenden Messern jede beliebige Simsform erzeugt werden.
                           
                        
                           Walker's Drehbankspitzen-Schleifapparat.
                           Einen ganz ähnlich eingerichteten Apparat zum Schleifen von Drehbankspitzen wie der
                              									von Reinecker (vgl. 1886 262
                              									* 68) baut auch nach dem American Machinist, 1886 Nr.
                              									42 * S. 4 O. S. Walker in Watertown. Dieselbe besteht
                              									aus einer kurzen
                              									Standsäule mit Fuſsplatte, welche auf dem Querschlitten des Werkzeugträgers mittels
                              									einer centralen Spannschraube befestigt wird. Diese Säule umfaſst wie bei dem Reinecker'schen Apparate eine Hülse, welche seitlich
                              									eine kleine Führung für das verschiebbare Lager der Schmirgelscheibenspindel
                              									besitzt. Der Antrieb der letzteren wird ebenfalls von der Planscheibe abgeleitet.
                              									Die Schleiſscheibe ist kegelförmig und mit versenkter Mutter an die Spindel
                              									geklemmt, damit bei kurzen Körnerspitzen dieselbe möglichst nahe an die Planscheibe
                              									angeführt werden kann. Durch einen Handhebel wird die beim Schleifen erforderliche
                              									Verschiebung der Schmirgelscheibe erhalten. Die einer gröſseren Abnutzung
                              									unterliegende Reitstockspitze wird in die Drehbanksspindel gesteckt und in gleicher
                              									Weise behandelt.
                           
                        
                           Gebr. Koch's Gummieinlage bei Brillengläsern.
                           Um das Ausspringen der Brillengläser an ihrem Rande zu verhüten, was namentlich bei
                              									den sogen. Nuthenglasern, d.h. solchen, bei denen die Fassung in einer Randnuth des
                              									Glases liegt, leicht vorkommt, legen Gebrüder Koch in
                              									Stuttgart (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 37579 vom 9. April 1886) zwischen Glasrand und
                              									Fassung ein dünnes Gummibändchen ein.
                           
                        
                           Apparate zum Formen von Glasflaschenhälsen.
                           Zum Anpressen eines möglichst nahtfreien Randes an Glasflaschenhälsen benutzt P. Thusius in Magdeburg (* D. R. P. Kl. 32 Nr. 36463
                                 									vom 18. December 1885) an Stelle der sonst gebräuchlichen Rollenschere einen Apparat mit über einander greifenden Preſsbacken. Diese
                              									Backen sind radial um einen der Höhlung des Flaschenrandes entsprechenden Dorn
                              									verschiebbar und werden mittels eines Handhebels, nachdem der mit dem sogen. Bande
                              									versehene Flaschenhals auf den Dorn gesetzt ist, fest gegen diesen gedrückt. Die
                              									Backen sind nach einer Seite zugeschärft und dort übergreift bei geschlossenen
                              									Backen immer einer den anderen. Die Innenfläche der Form wird dadurch glatt und
                              									sogen. Nähte sollen, trotzdem die Flasche oder die Form nicht gedreht wird, nicht
                              									auftreten.
                           Zum Formen von Auſsengewinde an Glasflaschenhälse (vgl.
                              										Eigel 1886 259 53)
                              									versieht Fr. Siemens in Dresden (* D. R. P. Kl. 32 Nr.
                                 									34590 vom 15. Februar 1885) die eine Rolle der gewöhnlichen Glasmacherschere mit Gewinde. Die letztere Rolle bestimmt also die Form
                              									der Gewindegänge, während die andere Rolle nur zur Führung und Stütze dient. Die
                              									Rollen sind der jeweilig gewünschten Form des Flaschenverschlusses entsprechend
                              									leicht auswechselbar,
                           
                        
                           F. May's Verbindung der Auffangspitze mit den
                              									Blitzableiterdrähten.
                           Zur leichten, sicher leitenden und geschützten Verbindung der Auffangspitze mit den
                              									Ableitungsdrähten bei Blitzableitern benutzt Fr. May in
                              									Halle a. Saale (* D. R. P. Kl. 37 Nr. 37133 vom 19. Januar 1886) eine Ueberwurfmutter. Die Tragstange der Blitzableiterspitze
                              									erhält einen mit Gewinde versehenen Endkopf, über welchen die Ueberwurfmutter
                              									geschraubt wird; letztere preist dabei eine Randscheibe am Fuſse der kupfernen
                              									Auffangspitze fest gegen eine zweite im Kopfe der Tragstange liegende Kupferscheibe,
                              									an welche die Ableitungsdrähte angelöthet sind.
                           
                        
                           Unmagnetisirbarer Stahl für Uhren u. dgl.
                           Das Geschäftshaus Moses Fadon and Sons in Sheffield
                              									bringt eine Stahlsorte von etwa 15 Proc. Mangangehalt, welcher die Eigenschaft
                              									besitzt, sich nur in sehr geringem Maſse magnetisiren zu lassen, in den Handel.
                              									Untersuchte Stücke solchen Stahles verhielten sich bei der Berührung mit
                              									Stahlmagneten so, als ob auf sie nicht die geringste Wirkung ausgeübt werden würde.
                              									Auch bei der Einwirkung eines kräftigen Ruhmkorff'schen
                              									Elektromagnetes, welcher durch 40 Daniell-Elemente erregt wurde, konnte kein
                              									merkbarer Einfluſs beobachtet werden. Das Metall läſst sich leicht in dünnen Platten
                              									ausstanzen, dickere Platten jedoch werden zerdrückt. Man hat versucht, diesen Stahl
                              									zur Herstellung von Chronometern u. dgl. zu benutzen; seine absolute Festigkeit
                              									beträgt ungefähr 68,5k/qmm. (Nach den Mittheilungen des Technologischen
                                 										Gewerbemuseums in Wien, Section für Metall-Industrie und Elektrotechnik,
                              									1886 S. 159.)
                           
                        
                           
                           Scheinbarer elektrischer Widerspruch.
                           Nach dem Génie civil, 1886/7 Bd. 10 S. 16 sollen bei
                              									Wechselströmen, welche in zwei Zweige sich theilen muſsten, die Stromstärken in
                              									jedem der Zweige stärker gefunden worden sein als im Hauptstrome. Dieses Ergebniſs,
                              									welches zum Theile von der Unvollkommenheit der Meſsapparate abhängt, zeigt indeſs,
                              									welche Vorsicht man bei Messungen oder auch bei Aufstellung von Theorien der
                              									Wechselströme beobachten muſs. Wegen der ungleichen Bedingungen, welchen die
                              									verschiedenen Abzweigungen unterworfen sind, wie z.B. Selbstinduction, ist es nie
                              									gestattet, die in den beiden Zweigen gemessenen Stromstärken von Wechselströmen
                              									einfach zu addiren, um die Stromstärke in der unverzweigten Leitung zu erhalten,
                              									weil man sonst Ströme, welche nicht im selben Augenblicke die Leitungen
                              									durchflieſsen, addiren würde, während doch das Kirchhoff'sche Gesetz selbstredend nur auf genau gleichzeitige Ströme
                              									angewendet werden darf.
                           
                        
                           Forbes' Thermosäule mit Galvanometer.
                           Ein von Prof. G. Forbes 1886 auf der Versammlung der British Association in Birmingham vorgeführtes
                              									Instrument soll nach Industries, 1886 Bd. 1 * S. 303
                              									die namentlich bei spektroskopischen Arbeiten ausgestrahlte Wärme messen. Das
                              									Instrument besteht in seiner einfachsten Form aus einer Antimon-Wismuth-Röhre, jedes
                              									Metall einen Halbcylinder bildend, deren Löthlinie mit Ruſs bedeckt wird; die
                              									magnetische Nadel hängt in der Röhre selbst. Diese Einrichtung erwies sich wegen des
                              									ungemein geringen elektrischen Widerstandes als sehr empfindlich. Das vollkommenere
                              									Instrument bildet einen Keil, dessen obere und untere Hälfte bezieh. aus Antimon und
                              									Wismuth bestehen; nahe der schmalen Kante ist ein rundes Loch angebracht, in welchem
                              									die Magnetnadel mit Spiegel schwingt. Der Keil ist von einem Messingmantel umgeben
                              									Und die Wärmestrahlen werden durch eine kegelförmige Messingröhre auf die Löthstelle
                              									zurückgeworfen. Das Instrument ist sehr empfindlich und die Nadel kommt sehr schnell
                              									zur Ruhe; eine Abänderung mit einer astatischen Doppelnadel ist noch empfindlicher,
                              									schwingt aber etwas länger. Oberhalb der Messingbüchse wird ein auf die Nadel
                              									wirkender Magnet befestigt.
                           
                        
                           Verwendung des Telephons als Barometer.
                           Im Génie civil, 1886 Bd. 9 S. 408 wird vorgeschlagen, in
                              									einer Entfernung von etwa 5 bis 6m zwei
                              									aufgespaltene Eisenstangen (oder Kupferplatten) in gut leitendes Erdreich
                              									einzutreiben und dieselben durch einen Leitungsdraht zu verbinden, in welchen ein
                              									Telephon eingeschaltet worden ist. Im Telephon höre man nun Stürme und Gewitter 12
                              									bis 15 Stunden vorher und insbesondere kennzeichne sich jeder Blitzschlag eines
                              									fernen Gewitters durch einen entsprechenden Schlag auf die Membrane. Auch
                              									Temperaturänderungen sollen sich in diesem Telephone bemerkbar machen.
                           Die Aenderungen der Erdströme, welche allerdings auf diese Weise beobachtet werden
                              									können, lassen auf Aenderungen der elektrischen Spannungen schlieſsen und es können
                              									demzufolge die Erdströme ebenso wie auch die Magnetnadeln zum Wetteranzeigen verwendet werden. Das Beobachten mittels
                              									dieses Telephons ist aber ein sehr unbequemes; auch wirken Nordlicht und sehr
                              									entfernte, nur vorüberziehende Gewitter auf die Erdströme und die Magnetnadeln ein,
                              									so daſs derartige Beobachtungen für den Einzelnen keine groſse Ausbeute versprechen.
                              									Wenn dagegen an vielen über einen groſsen Theil der Erde vertheilten Orten
                              									Beobachtungen von Erdströmen und Magnetnadelschwankungen gemacht, mit den
                              									gewöhnlichen meteorologischen Beobachtungen zusammengestellt und zum
                              									Wettervoraussagen benutzt werden, so muſs dessen Sicherheit bedeutend gewinnen, da
                              									ja Winde, Wolkenbildungen, atmosphärische Elektricität, Erdströme, Erdmagnetismus
                              									u.s.w. in vielfachen Wechselbeziehungen zu einander stehen. (Vgl. auch 1883 248 141. 249 395.)
                           
                        
                           Die Entwickelung der Anthracit-Hochöfen in Nordamerika.
                           Die ersten Hochofen Nordamerikas wurden 1724 von Col. Alex.
                                 										Spotswood gebaut: die Verwendung des Anthracites im Hochofen war zweifellos
                              									eine Erfindung 
                              									Olivier Evan's und zwar ist erwiesen, daſs derselbe
                              									1806 Eisen mit Anthracit im Hochofen erzeugte. Im J. 1833 nahm F. W. Geisenheimer in Pennsylvania ein Patent auf die
                              									Verwendung heiſsen Windes in Hochöfen, die mit Anthracit Eisenerze schmelzen. 1837
                              									wurde zuerst von Georg Crane in South-Wales Eisen mit
                              									heiſsem Winde erblasen, 1838 verwendeten Baughman, Gudean
                                 										und Comp. in dieser Gegend Anthracit im Hochofen.Vgl. Will. Firmstone in den Transactions of the American Institute of
                                       												Mining-Engineers, Bd. 3 S. 152.
                           Dieser Versuchsofen hatte folgende Abmessungen: 6m,55 hoch, 1m,68 Rastdurchmesser, 510mm Gestelldurchmesser, etwa 7cbm Wind in der Minute. Das Gebläse, welches 12
                              									Umläufe machte, wurde durch ein oberschlächtiges Wasserrad angetrieben. Die
                              									Höchsterzeugung in der Zeit vom Juli bis November 1839 war 2t täglich bei 200 bis 320° Windtemperatur. Die
                              									Erze waren braune Hamatite und Magnetite. Der zweite war der „Pioneer-Ofen“
                              									zu Pottsville, Pa.; am 19. Oktober 1839 angeblasen, 10m,67 hoch, 4m,47 Rastdurchmesser, 1m,07 Gestelldurchmesser. Das Gebläse hatte eine
                              									Dampfmaschine mit 2 Windcylindern von 1m,02
                              									Durchmesser, 1m,83 Hub, 18 Umgange in der Minute,
                              									320° Windtemperatur, 3 Formen, etwa 300mm
                              									Quecksilber Windpressung, 40t wöchentliche
                              									Erzeugung.
                           Weitere Oefen waren: „Danville-Ofen“: 9m,44
                              									hoch, bei 2m,30 Rastdurchmesser, – „Roaring
                                 										Creek-Ofen“: 9m,44 hoch, bei 1m,60 Rastdurchmesser, – „Phonixville-Ofen“:
                              										10m,39 hoch, bei 2m,44 Rastdurchmesser, – „Columbia-Ofen“: 10m,39 hoch, bei 2m,60 Rastdurchmesser, 1m,07
                              									Gestelldurchmesser, – „Crane-Ofen“ bei Allentown: 12m,20 hoch, bei 3m,35 Rastdurchmesser, 1m,07
                              									Gestelldurchmesser.
                           Alle diese Oefen waren im J. 1839 gebaut, 1840 angeblasen, hatten Windpressungen von
                              									200 bis 360mm Quecksilber und eine wöchentliche
                              									Erzeugung von 30 bis 50t.
                           Der „Crane-Ofen“ war der gröſste und leistungsfähigste Hochofen, welcher auch
                              									die Veranlassung zur Erbauung gröſserer Oefen gab. Zur Charakteristik der damaligen
                              									Anthracit-Hochöfen diene die Thatsache, daſs Burt Patterson,
                                 										Nicholas Biddle u.a. eine Summe von 100000 M. demjenigen aussetzten,
                              									welcher im Stande wäre, einen Ofengang von über 3 Monaten zu erreichen. Diese Summe
                              									gewann 1839 Lymann mit dem „Pioneer-Ofen.“ Der
                              									Brennstoffaufwand war damals nicht viel gröſser wie jetzt; so erzeugte der
                              										„Crane-Ofen“ bei 2t,04 Anthracit für
                              										1t Roheisen in der Woche 41t,25, wobei 0t,54 Anthracit für Winderhitzung eingeschlossen sind. Bei der nächsten
                              									Ofenreise, welche 64 Wochen dauerte, war der Brennstoffaufwand 2t,16 Anthracit für 1t Roheisen, die Wochenerzeugung 52t.
                           Im J. 1846 wurde der „Chikies-Ofen“ gebaut, welcher wie kein anderer die
                              									Entwickelung der Anthracit-Hochofen zeigt. Die Abmessungen desselben bei den
                              									verschiedenen Zustellungen waren:
                           
                              
                                 1846
                                       9750mm
                                 Hohe
                                 2240mm
                                 Rastdurchmesser
                                 
                              
                                 1855
                                   9750
                                 „
                                 3300
                                 „
                                 
                              
                                 1861
                                 11280
                                 „
                                 3350
                                 „
                                 
                              
                                 1870
                                 13716
                                 „
                                 3350
                                 „
                                 
                              
                                 1873
                                 19812
                                 „
                                 36581750
                                 „Gestelldurchmesser
                                 
                              
                           Die Rastwinkel wurden viel steiler bei der Entwickelung der
                              									Hochöfen. Was den Materialverbrauch anbelangt, so sei erwähnt, daſs dieser Ofen bei
                              									der ersten Huttenreise 2t,26 Anthracit und 2t,47 Erz für 1t
                              									Roheisen verbrauchte; bei dem 20. Anblasen änderte sich dies auf 1t,67 Anthracit und 2t,19 Erz. Jetzt macht der Ofen die 24. Hüttenreise, erzeugt in der Woche
                              										125t eines ausgezeichneten Roheisens, bei
                              									annähernd gleichem Brennstoffaufwande wie vor 10 Jahren, Der Ofen machte in der Zeit
                              									vom 15. Januar 1846 bis 8. November 1882 23 Anblasen durch und steht seit 19. Juni
                              									1883 in der 24. Blaseperiode. Die Dauer dieser 23 Blasezeiten schwankte zwischen 21
                              									Tagen und 4 Jahren, 11 Monaten, 13 Tagen. (Nach dem Engineering and Mining Journal, 1886 Bd. 41 S. 300 durch die Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.
                              									1886 S. 817.)
                           
                        
                           
                           Graphischer Brennkalender für die öffentliche Gasbeleuchtung
                              									im J. 1887/88.
                           Nach dem Horaire graphique von Guéguen in Paris hat Friedr. Lux in
                              									Ludwigshafen auf zwei Tafeln gedruckt einen Brennkalender für das J. 1887 und für
                              									das erste Vierteljahr 1888 (Preis 3,50 und 2 M.) herausgegeben, welcher in
                              									zeichnerischer Darstellung sämmtliche für die öffentliche Gasbeleuchtung
                              									nothwendigen astronomischen Angaben enthält.
                           Die Tafel ist zunächst mit einem rechteckigen Liniennetze bedruckt. Die wagerechten
                              									Linien, des leichteren Ablesens halber in verschiedener Stärke aufgetragen, geben
                              									die ganzen, halben und viertel Stunden an. Aehnlich bezeichnen die lothrechten
                              									Linien die einzelnen Tage des Jahres.
                           In dieses Netz sind nun zwei Gruppen von Curven eingetragen: Der in wagerechter
                              									Richtung verlaufende obere concave Linienzug gibt zunächst den Sonnenuntergang für Berlin an. Die darauf folgende
                              									annähernd parallel verlaufende Curve bezeichnet das Ende der unmittelbaren
                              									Sonnenbeleuchtung, also das Ende der bürgerlichen
                                 										Dämmerung. In ähnlicher Weise gelten die unteren convexen Curven für den
                              										Sonnenaufgang in Berlin bezieh. für den Anfang der Dämmerung. Die lothrecht verlaufenden
                              									Linienzüge geben Auf- und Untergang des Mondes für Berlin an. Die innerhalb angebrachter
                              									Schraffirung annähernd parallel zu den Mondcurven verlaufenden Linienstücke
                              									bezeichnen den Augenblick, in welchem der Mond 20° über dem Horizont steht, sein
                              									Licht also in die Straſsen dringen kann. Ferner in dieser Schraffirung angebrachte
                              									lothrechte gerade Linien zeigen den Eintritt in das erste und in das letzte Viertel
                              									an- vor dem ersten und nach dem letzten Viertel ist das Mondlicht zu geringfügig, um
                              									mit in Betracht gezogen werden zu können. Die durch die erwähnten Schraffirungen
                              									erzeugten helleren und dunkleren Töne stehen im Verhältnisse zu den entsprechenden
                              									Graden der Finsterniſs.
                           Um die Zeiten zu erfahren, zu denen an einem beliebigen Tage die verschiedenen
                              									Erscheinungen eintreten, genügt es, die diesem Tage entsprechende Vertikale
                              									herabzusteigen und die Zeiten an den Stellen, wo die Curven mit dieser Vertikale
                              									kreuzen, abzulesen. Beispielsweise sei der Eintritt der verschiedenen astronomischen
                              									Erscheinungen für den 4. Februar 1887 zu bestimmen. Verfolgt man die entsprechende
                              									lothrechte Linie, so findet man:
                           
                              
                                 1)
                                 Die Sonne geht unter um
                                 4
                                 Uhr
                                 50
                                 Min.
                                 
                                 
                              
                                 2)
                                 Die Abenddämmerung endigt um
                                 5
                                 „
                                 36
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 3)
                                 Der Mond geht auf um
                                 12
                                 „
                                 52
                                 „
                                 Nachm.
                                 
                              
                                 
                                 am dritten Tage nach Eintritt des ersten Viertels.
                                 
                              
                                 4)
                                 Der Mond steht über 20° hoch von Beginn    des Abends
                                    											bis
                                 2
                                 Uhr
                                 30
                                 Min.
                                 Nachts
                                 
                              
                                 5)
                                 Der Mond geht unter um
                                 3
                                 „
                                 51
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 6)
                                 Die Morgendämmerung beginnt um
                                 6
                                 „
                                 53
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 7)
                                 Die Sonne geht auf um
                                 7
                                 „
                                 39
                                 „
                                 
                                 
                              
                           Für die annähernd unter demselben Breitegrad wie Berlin gelegenen Orte können die
                              									Angaben ohne Weiteres benutzt werden. Für die übrigen Orte dagegen ist der
                              									Sonnenauf- und Untergang, sowie Anfang und Ende der Dämmerung nach Maſsgabe zweier
                              									für verschiedene Breiten beigegebenen Berichtigungstabellen richtig zu stellen.
                           Mit eigenen Kreiszeichen sind die täglichen Anzünde- und Löschzeiten für volle
                              									Beleuchtung (ohne Berücksichtigung des Mondscheines) bemerkt, wie dieselben in
                              									Berlin nach Schilling (vgl. Handbuch der Steinkohlengasbeleuchtung, 3. Aufl. S. 682) eingeführt sind.
                              									Bei Berücksichtigung des Mondscheines nimmt man während der Tage zwischen dem ersten
                              									und letzten Viertel das Anzünden und Löschen der Laternen vor, sobald der Mond
                              									bereits bezieh. nur noch 20° über dem Horizont steht.
                           
                        
                           Conservirung von Fleisch.
                           Die Chronique industrielle gibt nach dem Génie civil, 1886/7 Bd. 10 S. 55 ein Verfahren zur
                              									Conservirung von Fleisch und von Fischen an, welches auf einer Behandlung mit
                              									Salzlösung beruht. Das Fleisch befindet sich in einem Gefäſse von entsprechender
                              									Form und Gröſse, welches an seiner oberen und unteren Seite mit je einem Hahne versehen ist und bei
                              									Beginn der Behandlung luftleer gepumpt wird. Durch den unteren Hahn läſst man darauf
                              									eine gesättigte Kochsalzlösung eintreten, welche in die von Luft befreiten Poren des
                              									Fleisches eindringt. Bei gröſseren Mengen zu conservirenden Fleisches ist es
                              									nothwendig, die Salzlösung unter Druck einzuführen, damit alle Poren genügend
                              									gefüllt werden. Das Verfahren ist bei jeder Art von Wildpret, Fischen, Geflügel,
                              									Käse u.s.w. anwendbar- bei letzterem dauert die Behandlung nur 6 bis 8 Minuten, bei
                              									Fleisch ungefähr 18 bis 20 Minuten. (Vgl. Jüdell 1877
                              										224 544: Tabelle S. XVII Nr. 287 Fennely's Verfahren vom J. 1871.)
                           
                        
                           Merck's chemisch reine Chromsäure.
                           G. Vulpius berichtet im Archiv
                                 										der Pharmacie, 1886 Bd. 224 S. 964, daſs die Firma Merck in Darmstadt reine Chromsäure in den
                              									Handel bringt, deren Krystalle stahlglänzend, von dunkelbraunrother, dem Blutstein
                              									ähnlicher Farbe und nur an besonders feuchter Luft zerflieſslich sind. Ein solches
                              									Präparat ist von um so gröſserer Wichtigkeit, als Chromsäure am Silberdraht
                              									angeschmolzen in neuerer Zeit zum Aetzen bei Kehlkopfkrankheiten verwendet wird,
                              									wobei es besonders darauf ankommt, daſs das Aetzmittel nicht zerläuft und um die
                              									Aetzstelle liegende Gewebe angreift. Die gewöhnliche, in scharlachrothen, an der
                              									Luft leicht zerflieſsenden Krystallen im Handel
                              									vorkommende, als rein bezeichnete Chromsäure enthält
                              									bis zu 7 Proc. Schwefelsäure, während in sogen. technischer Chromsäure sogar bis zu
                              									24 Proc. Schwefelsäure nachgewiesen sind.
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung Alkali freier Carbonate der
                              									Erdalkalien.
                           Die mit Hilfe von Alkalicarbonaten dargestellten kohlensauren Salze des Bariums,
                              									Calciums, Strontiums und Magnesiums enthalten auch nach sorgfältigstem Auswaschen
                              									einen beträchtlichen, ziemlich gleich bleibenden Gehalt von durch Wasser nicht
                              									auslaugbaren Alkalicarbonaten, welche bei der weiteren Verarbeitung der kohlensauren
                              									Erdalkalien störend wirken. C. Heyer in Dessau (D. R.
                                 									P. Kl. 75 Nr. 37597 vom 28. April 1886) hat nun gefunden, daſs durch schwaches
                              									Glühen bis zum Zusammensintern der Masse das die Unlöslichkeit der Alkalicarbonate
                              									bedingende Constitutionswasser ausgetrieben wird, ohne daſs Kohlensäure entweicht.
                              									Hierdurch werden die Alkalien so vollständig löslich gemacht, daſs sich dieses
                              									Verfahren zur raschen und äuſserst genauen analytischen
                                 										Bestimmung des Alkaligehaltes in künstlich dargestellten
                                 										Erdalkalicarbonaten eignet. Zur fabrikmäſsigen Darstellung von alkalifreiem
                              									Erdalkalicarbonat wird das getrocknete Carbonat in geeigneten Retorten oder Oefen
                              									unter gutem Durchrühren geglüht, bis ein Zusammensintern und gleichzeitig dunklere
                              									Färbung der Salzmasse beobachtet wird. Das nun äuſserst löslich gewordene
                              									Alkalicarbonat wird mit kochendem Wasser ausgelaugt.
                           
                        
                           Chevallot's Verfahren, Gewebe wasserdicht zu machen.
                           Nach Etienne Chevallot in Bordeaux (D. R. P. Kl. 8 Nr.
                                 									37065 vom 3. März 1886) lassen sich Gewebe für Leibwäsche, Kleider u. dgl.
                              									wasserdicht machen, ohne ihre Weichheit und Luftdurchlässigkeit zu verlieren, indem
                              									man das Gewebe in einer Mischung von aufgelöstem Käsekalk und neutraler Seife
                              									behandelt, so daſs es davon sein eigenes Gewicht aufnimmt, dann aber in eine auf 50
                              									bis 60° erwärmte Lösung von essigsaurer Thonerde und zuletzt in fast kochendes
                              									Wasser taucht.
                           Zur Bereitung des Bades mischt man zuerst Kasein in Wasser (etwa 4k in 20l) und
                              									verrührt zu rahmartiger Dicke. Hierzu setzt man nach und nach 100g zu Pulver gelöschten Kalk und 2k neutrale Seife, gelöst in 24l Wasser. Die Thonerdelösung soll den Käsekalk
                              									unlöslich machen und mit der alkalischen Seife unlösliche margarinsaure Thonerde
                              									bilden. Dieses Salz wird durch die Beize an der Gewebefaser befestigt, indem man das
                              									behandelte Gewebe kurze Zeit in fast kochendes Wasser taucht.