| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 207 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Post- und Telegraphen-Verkehr in Deutschland 1885.
                           Der Flächeninhalt Deutschlands umfaſst 539465,33qkm
                              									(ohne die Wasserflache) mit 46840906 Einwohnern (nach dem vorläufigen Ergebniſs der
                              									Zählung vom 1. December 1885) oder mit 87 Einwohnern auf 1qkm. (Siehe Weltbriefverkehr 1884, vgl. 1886 259 100.)
                           
                              
                                 A) Postwesen.
                                 Ende 1885
                                 
                              
                                 Postanstalten
                                 
                                            17452
                                 
                              
                                 Eine Postanstalt entfallt auf
                                 qkm
                                                     30,9
                                 
                              
                                    „          „              „       „
                                 Einwohner
                                              2684
                                 
                              
                                 Postbriefkasten
                                 
                                            69232
                                 
                              
                                 Posthaltereien
                                 
                                              1726
                                 
                              
                                 Postpferde
                                 
                                            13324
                                 
                              
                                 Postwagen und -Schlitten (einschlieſslich der
                                    											Bahn-      postwagen)
                                            16035
                                 
                              
                                 Es wurden befördert im J. 1885:
                                 
                                 Stück
                                 
                              
                                 Gesammtzahl der beförderten Sendungen
                                 
                                   2034594710
                                 
                              
                                       nämlich:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Briefsendungen
                                 
                                   1858241343
                                 
                              
                                       und zwar:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Briefe
                                 
                                     815689030
                                 
                              
                                 Postkarten
                                 
                                     243871890
                                 
                              
                                 Drucksachen und Geschäftspapiere
                                 
                                     224382090
                                 
                              
                                 Waarenproben
                                 
                                       19117350
                                 
                              
                                 Zeitungsnummern
                                 
                                     524473250
                                 
                              
                                 Auſsergewöhnliche Zeitungsbeilagen
                                 
                                       30707733
                                 
                              
                                 Packet- und Geldsendungen
                                 
                                     176353367
                                 
                              
                                       und zwar:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Packete ohne Werthangabe
                                 
                                       92743870
                                 
                              
                                 Packete mit              „
                                 
                                         4975760
                                 
                              
                                 Briefe      „                „
                                 
                                         8578660
                                 
                              
                                 Postanweisungen
                                 
                                       61453065
                                 
                              
                                 Postauftragsbriefe
                                 
                                         4793012
                                 
                              
                                 Postnachnahmebriefe
                                 
                                         3309000
                                 
                              
                                 Gesammter Werthbetrag der Geldsendungen.   M.
                                 18296431587
                                 
                              
                                       und zwar:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Packete mit Werthangabe
                                 
                                   4611610150
                                 
                              
                                 Briefe      „             „
                                 
                                   9537088310
                                 
                              
                                 Postanweisungen
                                 
                                   3635715470
                                 
                              
                                 Postauftragsbriefe
                                 
                                     436491657
                                 
                              
                                 Postnachnahme-Briefe und Packete
                                 
                                       75526000
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 B) Telegraphenwesen.
                                 Ende 1885
                                 
                              
                                 Lange der Telegraphen-Linien
                                 km  
                                 82991,14
                                 
                              
                                     „       „          „            Leitungen
                                   „
                                 296909,51
                                 
                              
                                 Telegraphenanstalten
                                 
                                 13413
                                 
                              
                                 Apparate
                                 
                                 19355
                                 
                              
                                 Zahl der im J. 1885 beförderten Telegramme    
                                 
                                 19141225
                                 
                              
                                       und zwar:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 innerhalb Deutschlands
                                 
                                 13622250
                                 
                              
                                 nach dem Auslande
                                 
                                 2262330
                                 
                              
                                 aus dem Auslande
                                 
                                 2541617
                                 
                              
                                 im Durchgange durch Deutschland
                                 
                                 705028
                                 
                              
                           Ende 1885 umfaſste das Gesammtpersonal für Post und Telegraphie 93845 Personen,
                              									nämlich 33644 Beamte, 53461 Unterbeamte, 1356 Posthalter, 5384 Postillone.
                           Im Etatsjahre 1885/86 beliefen sich (gemeinschaftlich für Post und Telegraphie):
                           
                              
                                 die Einnahmen auf
                                 193607130
                                 M.
                                 
                              
                                 die Ausgaben    „
                                 168976045
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 sonach der Ueberschuſs auf
                                 24631085
                                 M.
                                 
                              
                           
                        
                           Bewegliches Gerüst für den Bau und die Ausbesserung von
                              									Fabrikschornsteinen.
                           Brown und Porter in Leith Chambers, Moorfields bei
                              									Liverpool, haben nach dem Engineer. 1885 Bd. 60 * S.
                              									131 bei dem Baue eines groſsen Schornsteines der Liver
                                 										Alkali Company ein bewegliches Gerüst verwendet, welches wie das von Broussas angegebene (vgl. 1884 252 * 181) auf dem Festklemmen zweier Rahmen um den Schornstein beruht.
                              									Zwei starke Holzbalken werden quer an zwei gegenüber liegenden Seiten des
                              									Schornsteines gelegt und durch Schraubenbolzen mit einander verbunden und fest gegen
                              									den Schornstein gepreſst. An diesen Balken hängen mittels je zwei Ketten zwei andere
                              									Balken, welche in gleicher Weise wie die oberen festgestellt werden können. Diese
                              									Balken sind aber mit den oberen noch durch zwei lange Schrauben von 50mm Durchmesser verbunden. Die unteren Balken
                              									tragen die Laufbretter für die Arbeiter und die Winden zum Aufziehen des Materials.
                              									Soll das Gerüst aufwärts gerückt werden, so werden die unteren Querschrauben etwas
                              									gelöst, so daſs das eigentliche Arbeitsgerüst nur noch an den oberen Balken hängt
                              									und mittels der beiden lothrechten Schrauben aufwärts gezogen werden kann. Ist dies
                              									geschehen, so werden die unteren Balken durch ihre Querschrauben wieder am
                              									Schornsteine festgeklemmt und dann die oberen Balken mittels der lothrechten
                              									Schrauben gehoben, worauf wieder das Festklemmen erfolgt.
                           
                        
                           Ueber die Beseitigung des Schnees in Städten.
                           Ueber die Kosten für die Schneeabfuhr früherer Jahre in der Stadt Paris gegen das in
                              									neuerer Zeit daselbst eingeführte Schneeschmelzen durch
                                 										Salz bringen die Annales industrielles, 1886
                              									Bd. 2 S. 677 folgende Angaben: Die Schneeabfuhr des Winters 1879/80 kostete rund
                              									2400000 M., d. i. für lern Höhe der Schneedecke 48000 M. Das Schmelzen mit Kochsalz
                              									hingegen kostete im Winter 1885/86 für lern hohe Schneedecke 16000 M., so daſs die
                              									Ersparniſs 66 Proc. beträgt. Angenommen, daſs eine Schneeschicht von 0qm,83 Fläche und 1cm Höhe 1k wiege und zum Schmelzen
                              									derselben 20g Salz gebraucht werden, so kommt das
                              									Schmelzen von 1k Schnee auf 0,05 Pf. zu stehen,
                              									sofern 1t Salz mit 24,80 M. in Rechnung gesetzt
                              									wird.
                           Dagegen stellen sich die Kosten des in Anregung gebrachten Schneeschmelzens mittels Dampf erheblich höher. Vorausgesetzt, 1k Schnee von – 5° brauche 82c, 1k Kohle
                              									schmelze 7500 : 82 = 91k Schnee und der
                              									Wirkungsgrad betrage nur 20 Proc., so schmilzt 1k
                              									Kohle nur 0,20 × 91 = 18k,2 Schnee. Kostet in
                              									Paris 1k Steinkohle 2,8 Pf., so erfordert das
                              									Schmelzen von 1k Schnee 2,8 : 18,2 = 0,15 Pf.
                              									Salzstreuung darf allerdings nur auf gepflasterten und asphaltirten Straſsen
                              									angewendet werden; auf Schotterung wirkt dieselbe zerstörend.
                           
                        
                           
                           Gilbert's Fuſstritt für Telegraphen- und Signalsäulen.
                           Textabbildung Bd. 263, S. 209 Der beistehend veranschaulichte, von A. E.
                                 										Gilbert, dem Telegraphen-Vorstände der Highland Railway in Inverness,
                              									angegebene, an Telegraphen- und Signalsäulen anzubringende Fuſstritt kann aus
                              									schmiedbarem Guſseisen hergestellt oder auch aus Eisen- oder Stahlblech f ausgeschnitten werden. Zwei Ohren sind seitwärts
                              									abgebogen, durch welche die Nägel in die Säule eingeschlagen werden. Die am unteren
                              									Ende befindliche Spitze wird in die Säule eingetrieben; eine zweite abgerundete
                              									Spitze am oberen Ende soll das Abrutschen des Fuſses verhüten. Selbst wenn dieser
                              									Tritt aus Guſseisen gemacht wird, ist derselbe nach Engineering, 1886 Bd. 42 * S. 522 noch sehr leicht.
                           
                        
                           Swinburne's Versuche an Secundärbatterien mit Bleifäden
                              									u.s.w.
                           Am 2. December 1886 hat James Swinburne in der Sitzung
                              									der Society of Telegraph Engineers and Electricians
                              									über verschiedene von ihm angestellte Versuche mit Secundärbatterien berichtet. Nach
                              										Engineering, 1886 Bd. 42 S. 599 begann er seine
                              									Versuche mit Secundärbatterien mit Bleifäden, weil er auf diese Weise eine groſse
                              									Bleifläche erlangen wollte. Die Bleifäden wurden in der Fabrik von Norman Cookson in Newcastle so hergestellt, daſs das
                              									geschmolzene Blei in eine erwärmte Röhre gegossen wurde, welche in eine
                              										„Brause“ endete; indem dann das Blei aus den Löchern der Brause ausfloſs,
                              									erstarrte es in haarfeinen Fäden, so daſs eine Masse davon einige Aehnlichkeit mit
                              									Moos besitzt. Der Preis der Fäden übersteigt den des Kaufbleies nur um 2 M. für die
                              									Tonne. Die Platten der Secundärbatterien bestanden aus einer Art von Käfig aus
                              									Bleitafeln, welcher mit den Fäden ausgestopft war, die Verbindungen wurden durch
                              									Schmelzung hergestellt und ohne Loth.
                           Swinburne meint, daſs die Verwendung der Bleifäden in
                              									diesen Zellen zu einer störenden örtlichen Wirkung Anlaſs gibt. Wenn bei
                              									elektrischer Verbindung von Blei und Bleisuperoxyd ein Theil der Bleifläche der
                              									Säure ausgesetzt wird, so wird dieser Theil angegriffen und die sich bildende Haut
                              									von schwefelsaurem Blei schützt die Oberfläche gegen weitere Angriffe. Das Blei ist
                              									dann an einigen Stellen in Berührung mit Superoxyd, an anderen mit schwefelsaurem
                              									Blei, wird aber nirgends von der Säure berührt. Wird dann die Zelle weiter geladen,
                              									so oxydirt sich das schwefelsaure Blei zu Superoxyd, so daſs die Platte wieder nur
                              									aus Blei und Bleisuperoxyd besteht. Das Superoxyd nimmt nun weniger Raum ein als das
                              									schwefelsaure Blei, woraus es sich bildete; deshalb wird wieder ein kleiner Theil
                              									der Platte der Säure ausgesetzt, aber sofort mit einer Superoxydhaut bedeckt. So
                              									wird die ganze Oberfläche der Platte geschützt. Die geringste Bewegung scheint einen
                              									Theil der Bleifläche der Säure auszusetzen.
                           Zuerst wurde verdünnte Schwefelsäure benutzt; andere Lösungen wurden versucht, aber
                              									ohne bemerkenswerthen Erfolg. Für die beste der bei Formirung der Platten versuchten
                              									Lösungen hält Swinburne eine Mischung aus verdünnter
                              									Schwefelsäure und Essigsäure; die letztere kann leicht als Dampf ausgetrieben
                              									werden.
                           Silber, Kohle und andere Stoffe wurden an Stelle der Bleisuperoxydplatte in
                              									verschiedenen Lösungen versucht. Silber verhielt sich ganz ähnlich wie Blei, wird
                              									aber nicht so leicht von der Schwefelsäure angegriffen. Das Bleisuperoxyd haftet gut
                              									am Silber und, obgleich Swinburne das Silber für zu
                              									theuer für den allgemeinen Gebrauch halt, meint er doch, es könne zu den
                              									Verbindungen gebraucht werden, weil es nicht angegriffen wird. Kohlenplatten
                              									erwiesen sich als nachgebend und erweichend in Berührung mit dem Superoxyd.
                           Swinburne versuchte harte Superoxydplatten, die aus
                              									einem Teige von Bleiglätte und kaustischer Soda hergestellt waren, indem er den Teig
                              									an einer Bleiplatte anbrachte und so zur Anode in einer Lösung von kaustischer Soda
                              									machte. Wenn die ganze Glätte oxydirt war, wurde die Bleiplatte entfernt. Das entstehende
                              									Superoxyd war sehr hart und schien ganz undurchdringlich. Wenn ein Stück davon auf
                              									einer Platte in einer Zelle benutzt und die Zelle entladen wurde, so floſs es auf
                              									einmal ab und das Superoxyd war mit einer ganz dünnen Haut schwefelsaueren Bleies
                              									überzogen.
                           Eisenplatten in alkalischen Lösungen geben keinen vollständigen Erfolg. Beim
                              									Zusammenschmelzen von Eisen und Zinn fand Swinburne
                              									eine nahezu der Verbindung FeSn entsprechende Legirung von groſser Härte, welche er
                              									für zweckmäſsig hält.
                           An diese Versuche reihten sich andere mit primären Batterien, von denen namentlich
                              									derjenige, elektrolytisch Bleiweiß herzustellen,
                              									erwähnenswerth ist. Swinbrune nahm Bleiplatten als
                              									Anoden in Lösungen von einfach und doppelt kohlensaurem Natron, unter Benutzung ganz
                              									schwacher Ströme. In vielen Fällen erhielt er weiſse Niederschläge, aber nicht in
                              									genügender Menge. Bei stärkerem Strome überzog sich die Platte mit einer braunen
                              									Verbindung.
                           
                        
                           Zinngewinnung auf der Insel Banka.
                           Der Zinnerzsand findet sich mit Quarzsand, Thon und Quarzgeschieben vermengt zwischen
                              									1,5 und 3 oder zwischen 9 bis 12m und mehr unter
                              									der Oberfläche. Das durch Grubenbetrieb bei groſsen Wasserzuflüssen gewonnene Erz
                              									wird in einem Kanäle verwaschen, dann getrocknet und in Oefen von 1,5 bis 1m,8 Höhe, 2,5 bis 3m Länge und ungefähr halber Breite mit Holzkohlen zur Nachtzeit
                              									verschmolzen. Auf der Sohle des nach unten kegelförmig sich verengernden Ofens
                              									befindet sich eine den Abstich bildende Thonrohre, welche durch öfteres Einstoſsen
                              									einer langen Stange immer offen erhalten wird. Hat sich der Stechherd vor dem Ofen
                              									mit Metall angefüllt, so wird dasselbe nach abgezogenen Unreinigkeiten in Sandformen
                              									gegossen. Die Schlacke wird nochmals geschmolzen und gibt dabei 4 Proc. Zinn. Das
                              									roh construirte Gebläse wird mit Hand bewegt. Die Erzeugungskosten für 100k Zinn betragen etwa 35 M., während der Marktpreis
                              									170 M. ist. (Glückauf, 1886 Nr. 79.)
                           
                        
                           Ueber die Luftreinigung in Schul- und Wohnhäusern.
                           Nach einer an der letztjährigen Jahresversammlung der British
                                 										Association in Birmingham vorgetragenen Arbeit von Carnelly, Haldane und Anderson in Dundee
                              									(vgl. Journal of the Society of Chemical Industry, 1886
                              									S. 543) sind die gesundheitsschädlichen Wirkungen des Schulbesuches auf viele Kinder
                              									weniger Folge von wirklicher Ueberarbeitung als von schlechter Lüftung in den
                              									Schulräumen. Aus diesbezüglichen Versuchen geht hervor, daſs die Luft in den
                              									Schulhäusern der Stadt Dundee und wahrscheinlich auch in anderen Städten sehr unrein
                              									ist. Eine wirklich gute Lufterneuerung in Schulräumen läſst sich nur durch
                              									mechanische Lüftung erreichen. Allerdings kann auch durch Oeffnen der Fenster
                              									theilweise Reinigung der Luft erzielt werden; aber im Winter sind die Nachtheile
                              									dieses Verfahrens wohl gröſser als ihre Vortheile. Am vortheilhaftesten ist es, wenn
                              									Luft durch Gebläse in die Raume eingepreſst wird und die verdorbene Luft durch
                              									senkrechte Schlote entweichen kann. Auch durch Heraussaugen von Luft aus den Räumen
                              									läſst sich Lufterneuerung erzielen. Dieses Verfahren hat aber den Nachtheil, daſs
                              									leicht verdorbene Luft von Wasserableitungs- oder anderen Kanälen in die Zimmer
                              									gesaugt wird. Wenn warme Luft in die Raume eingeblasen wird, so läſst sich im Winter
                              									eine sehr gleichmäſsige, von der äuſseren Lufttemperatur unabhängige Heizung
                              									erzielen.
                           Für Wohnhäuser ist mechanische Lüftung in den meisten Fällen ausgeschlossen. Bei
                              									groſsen mehrstöckigen Häusern läſst sich befriedigende Lüftung erreichen, wenn durch
                              									Anbringung von mit Drahtgeflecht geschlossenen Fensteröffnungen auf jedem Stockwerke
                              									für guten Luftzug im Treppenhause und in den Gängen gesorgt wird. Die reine Luft
                              									tritt dann bei jeweiligem Oeffnen der Thüren aus den Gängen in die einzelnen Zimmer
                              									ein. Die vielfach verbreitete Gewohnheit, während der Nacht ein Licht brennen zu
                              									lassen, ist zu verwerfen, weil dadurch die Luft bedeutend verunreinigt wird.
                              									Reinlichkeit von Körper und besonders auch von Wohnung und Schule sind zur Erhaltung
                              									einer von Organismen freien Luft von höchster Wichtigkeit.
                           Lüftung durch einfache Diffusion der Luft sollte nie als genügend erachtet werden, denn trotzdem
                              									dadurch eine theilweise Entfernung der Kohlensäure bewirkt wird, übt sie wenig
                              									Einfluſs auf die in der Zimmerluft enthaltenen organischen Stoffe und
                              									Mikroorganismen aus. Es ist sehr wichtig, daſs man die Fenster in Wohn- und
                              									Schulräumen weit öffnen kann, damit von Zeit zu Zeit, wenn die Räume unbenutzt sind,
                              									ein starker Luftzug erzeugt werden kann, weil es dadurch möglich ist, die in der
                              									Zimmerluft enthaltenen organischen Stoffe und Mikroorganismen zu entfernen.
                           
                        
                           Herstellung von Klebgummi für Photographien u. dgl.
                           J. M. Eder empfiehlt in der Photographischen Correspondenz, 1886 S. 553 zur Herstellung eines guten,
                              									namentlich auch zum Aufziehen von Photographien verwendbaren Klebgummi zu 250cc einer concentrirten Lösung von arabischem Gummi
                              									(2 Th. Gummi auf 5 Th. Wasser) eine Lösung von 1g
                              									Thonerdesulfat in 20cc Wasser zuzusetzen; der
                              									Zusatz von schwefelsaurer Thonerde verhindert, daſs dieser Gummi durch schwach
                              									geleimtes Papier schlägt. Auch kann mit diesem Gummi Holz auf Holz geklebt werden.
                              									Ein Ersatz der schwefelsauren Thonerde durch Alaun ist nicht rathsam.
                           
                        
                           Gerbverfahren mittels Catechu, Dividivi und Talg.
                           Bei dem von Graf V. de Nydprück in Brüssel (D. R. P. Kl.
                                 									28 Nr. 37035 vom 20. Februar 1886) geschützten Gerbverfahren wird zuerst 1k Catechu mit 25g Talg in einer geringen Wassermenge zum Kochen gebracht, dann Wasser bis
                              									auf 1hl zugegossen und in dieses Bad die zu
                              									gerbenden Häute gelegt. In dem Maſse. als der Catechu auf die Häute wirkt, wird
                              									immer wieder Catechu und Talg zugesetzt, so daſs die Stärke des Bades beständig
                              									zunimmt, bis das Gerben vollendet ist. Darauf bringt man die Häute in ein Bad,
                              									welches auf 1hl Wasser eine Auflösung von 25g Dividivi, gekocht mit 10g Talg, enthält. Die Wirkung dieses Bades soll das
                              									Gerben vervollkommnen und den Häuten, welche durch die Wirkung des Catechu eine zu
                              									dunkle Farbe angenommen haben, eine hellere Färbung geben. Die Häute werden dann in
                              									gewöhnlicher Weise ausgeschwemmt. Die Bäder kommen bei dem beschriebenen
                              									Gerbverfahren lauwarm zur Anwendung und kühlen ab, oder werden auch gleich in kaltem
                              									Zustande benutzt. Statt des Talges soll auch Leinöl oder ein ähnlicher Fett haltiger
                              									Stoff verwendet werden können.
                           
                        
                           Herstellung haltbarer Butter aus Schleuderrahm.
                           Die Butter, welche aus dem durch Ausschleudern der Milch gewonnenen Rahm hergestellt
                              									wird, schmeckt zwar frisch recht gut, hält sich jedoch nur kurze Zeit und wird
                              									leicht ranzig oder talgig. W. Wüstenberg in Burow bei
                                 									Clempenow (D. R. P. Kl. 53 Nr. 37100 vom 4. Februar 1886) schreibt dies der innigen
                              									Mischung des Rahmes mit der atmosphärischen Luft zu, welche bei dem Ausschleudern
                              									stattfindet und auf eine Bildung von flüchtigen fetten Sauren in der Butter
                              									hinwirkt, da sich die einmal von dem vertheilten Butterfett aufgenommene Luft schwer
                              									wieder entfernen lasse, wie denn auch solche Butter mehr ein schwammiges Aussehen
                              									habe. Zur Vermeidung dieses raschen Verderbens der aus Schleuderrahm gewonnenen
                              									Butter wird deshalb vorgeschlagen, den frisch und schaumartig aus der Schleuder
                              									entnommenen Rahm auf irgend eine Art zu entlüften.
                           
                        
                           Ueber basisch schwefelsaure Thonerde.
                           K. J. Bayer hat eine neue basische Verbindung von
                              									Thonerde mit Schwefelsäure aufgefunden, welche bei der Darstellung der
                              									schwefelsauren Thonerde im Groſsen entsteht. Wird durch Kohlensäure gefälltes
                              									Thonerdehydrat in Schwefelsäure gelöst und diese Lösung längere Zeit mit einem
                              									Ueberschusse von Thonerdehydrat gekocht, so gelingt es nicht mehr, selbst unter
                              									Anwendung von concentrirter Schwefelsäure, diese
                              									überschüssige Thonerde in Lösung zu bringen. Das Thonerdehydrat hat sich mit
                              									Schwefelsäure verbunden, ohne aber dadurch löslich zu werden. Auch in Säuren ist der
                              									durch Waschen mit Wasser gereinigte Niederschlag schwer oder unlöslich. Nach Bayers Analysen kommt diesem basischen Thonerdesulfat
                              									die Formel 3Al2O3.2SO3 + 9H2O zu. (Nach der Chemikerzeitung. 1887 Bd. 11
                              									S. 38.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Zusammensetzung und Zersetzung von
                              									Redondaphosphat.
                           Das rohe Redondaphosphat enthält Phosphorsäure entsprechend 84 Proc., das getrocknete
                              									aber entsprechend 107 Proc. Tricalciumphosphat. Dieses Mineral wäre daher eine sehr
                              									billige Quelle für Phosphorsäure, wenn nicht der Umstand, daſs die Phosphorsäure in
                              									sehr unlöslicher Verbindung mit Eisen und Aluminium vorhanden ist, das Material bis
                              									jetzt völlig werthlos gemacht hätte. W. Tate gibt im
                              										Journal of the Society of Chemical Industry, 1886
                              									Bd. 5 S. 570 folgende durchschnittliche Zusammensetzung des Mineral es:
                           
                              
                                 Phosphorsäure (P2O5)
                                 38,50
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 22,00
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 10,50
                                 
                                 
                              
                                 Unlösliche Silicate
                                 6,50
                                 
                                 
                              
                                 Nicht bestimmte Bestandtheile
                                 1,00
                                 
                                 
                              
                                 Wasser
                                 21,50
                                 
                                 
                              
                           Williams (vgl. 1885 256 278)
                              									hat als Zusammensetzung des Redondaphosphates die Formel AlPO4 + 2FePO4 + SiO2 aufgestellt. Nach obiger Analyse ist aber die
                              									richtige Formel 3AlPO4 + FePO4
                              									+18H2O.
                           Zur Zersetzung von Redondaphosphat wurden neben Schwefelsäure auch Kochsalz,
                              									kohlensaures, schwefelsaures, salpetersaures und Aetz-Natron vorgeschlagen. Bis
                              									jetzt nimmt man allgemein an, daſs zur Zersetzung des Minerales eine der Bildung von
                              									Natriumtriphosphat und Natriumaluminat entsprechende Menge Alkalisalz nothwendig
                              									sei. W. Tate zeigt aber, daſs schon mit einer der
                              									Bildung von Natriumphosphat entsprechenden Menge Salz fast alle Phosphorsäure des
                              									Minerales in Lösung gebracht werden kann. Wie aus der Zusammensetzung des Minerales
                              									hervorgeht, können daher mindestens 43 Procent des Alkalisalzes erspart werden. W. Tate theilt in seiner Arbeit Versuche über die
                              									Zersetzung von Redondaphosphat mit Kochsalz und Dampf mit. Das Mineral wurde mit der
                              									zur Trinatriumphosphatbildung nöthigen Menge Salz sowie auch mit Sand gemischt, mit
                              									Wasser zu Kuchen geformt und unter Durchleiten von überhitztem Wasserdampf zur
                              									Rothglut erhitzt. Bei 3 Versuchen wurden durchschnittlich 86,6 Procent der im
                              									angewendeten Materiale enthaltenen Phosphorsäure in Lösung gebracht, hingegen lösten
                              									sich nur Spuren von Thonerde. Beim Erhitzen von Redondaphosphat mit Natriumsulfat
                              									und Kohle wurden 91 Proc. und bei Verwendung von Salpeter 96,4 Proc. Phosphorsäure
                              									und 38 Proc. Thonerde gelöst.
                           Aus dem Trinatriumphosphate läſst sich mit Leichtigkeit durch Fällen mit Kalk
                              									Tricalciumphosphat erzeugen. Ob aber die Ersparniſs an Alkalisalz die Verarbeitung
                              									von Redondaphosphat im Groſsen zu einer vortheilhaften gestaltet, kann der Verfasser
                              									nicht entscheiden.
                           
                        
                           Darstellung von Kalium- und Natriumcarbonat.
                           Nach W. Bramley in Middlesborough (Englisches Patent
                              									1886 Nr. 1050) wird Bariumsulfat durch Glühen mit Kohle
                              									oder Kokes zu Bariumsulfid reducirt und dieses in
                              									Salzsäure gelöst. Der dabei entweichende Schwefelwasserstoff soll auf Schwefel oder
                              									Schwefelsäure verarbeitet werden. Die Lösung von Bariumchlorid wird nach dem
                              									Versetzen mit Magnesia mit Kohlensäure behandelt, welche mittels durchlöcherter
                              									Röhren eingeführt wird, und darauf zur Entfernung der überschüssigen Kohlensäure
                              									erwärmt. Das so erhaltene Bariumcarbonat führt man hierauf durch Zusatz einer Lösung
                              									von Kaliumoder Natriumsulfat unter Einleiten von Kohlensäure in schwefelsauren Baryt
                              									über, unter Bildung von Alkalibicarbonat, welches letztere durch Zusatz von Magnesia
                              									in Carbonat verwandelt werden soll. Das hierbei sich ausscheidende Gemenge von
                              									kohlensaurer Magnesia und Magnesiaoxydhydrat soll zur Zersetzung einer neuen Menge
                              									Bariumchlorid verwendet werden.