| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 254 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Decoudun's Tauchglocke als Wasserstandszeiger für
                              									Schachtsümpfe.
                           Zum Beobachten des Sumpf-Wasserstandes bei der neuen Wasserhaltungsmaschine auf der
                              									Grube Maybach bei Saarbrücken sind nach der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1886
                              									S. 253 statt der früher üblichen Schwimmer sogen. Hydrometer von J. Decoudun (vgl. 1879 231 *
                              									12) mit Erfolg eingeführt worden. Die Einrichtung dieses Wasserstandszeigers ist die
                              									bekannte: Eine in Höhe
                              									des angenommenen Nullpunktes des Wasserstandes im Schachtsumpfe eingestellte
                              									Guſsglocke wird mittels eines Kupferröhrchens von 3mm äuſserem Durchmesser mit einem im Maschinenraume angebrachten
                              									empfindlichen Bourdon'schen Manometer in Verbindung
                              									gesetzt, dessen Zeiger auf der Theilung die beim Steigen oder Fallen des
                              									Wasserspiegels wechselnde Luftspannung bezieh. den Wasserstand selbst abzulesen
                              									gestattet.
                           
                        
                           Lochmaschine mit Krahnen.
                           Bei einer groſsen doppelten Lochmaschine und Schere für Stahlbleche bis zu 8000mm Länge, 2000mm
                              									Breite und 38mm Dicke für Schiffsbauzwecke, welche James Bennie und
                                 										Comp. in Glasgow gebaut haben, ist die Anordnung zweier Erahne
                              									bemerkenswerth, deren Standsäulen auf der Lochmaschine und in einem auf derselben
                              									aufgeschraubten schweren Bocke drehbar gelagert sind und deren Ausleger gerade über
                              									die Drehbolzen der Druckhebel ausragt, wodurch sie den Antriebsriemen in keiner
                              									Weise behindern. Der Antriebsriemen läuft in der Mittelebene der Maschine auf ein
                              									Vorgelege, welches am oberen Gestellbocke angebracht ist. Die Bewegung der Stempel
                              									erfolgt durch Hebel, auf welche Excenterscheiben wirken; auf solche Weise läſst sich
                              									bequem eine freie Maulweite von über 1000mm
                              									erreichen. (Nach dem Engineer, 1886 Bd. 62 * S.
                              									443.)
                           
                        
                           Die sogen. Brandtechnik an Holzwaaren.
                           Prof. Jos. Tapper hat auf Anregung des Technologischen
                              									Gewerbemuseums in Wien (vgl. Mittheilungen der Section für
                                 										Holzindustrie, 1886 S. 150) die Anwendung der altbekannten Brandtechnik auf
                              									Drechsler- und Tischlerwaaren mit Erfolg übertragen. Für diesen Ausschmuck eignet
                              									sich die stylisirte deutsche Pflanzenzeichnung, frei in Bewegung und Entwurf,
                              									weniger das italienische Laubwerk, welchem die kräftigen Umrisse der Brandtechnik
                              									und die malerische Darstellung widerstrebt. Als Rohstoff zur Behandlung dieser
                              									Brandtechnik empfehlen sich besonders Zirben-, Birnbaum-,
                                 										Buchsbaum-, Linden- sowie lichtes Eichen- und
                              										Ahornholz, überhaupt die meisten Holzarten, bei
                              									welchen der Herbsttheil des Jahresringes nicht gar zu dunkel ist.
                           Das Verfahren besteht in Folgendem: Die Oberfläche der zu schmückenden Gegenstände
                              									muſs möglichst glatt sein; auf diese kommt mit Bleistift leicht gezeichnet der
                              									Entwurf, welcher dann mit dem Brandstifte (nach System Paquelin, vgl. 1879 234 * 44. 1882 244 * 111) genau nachgezeichnet und etwas schattirt wird.
                              									Das Bemalen geschieht mittels Lasurfarben in Aquarell, welche hierauf mit leichter
                              									Politur oder mit Firniſs befestigt werden. Die Farbe kann auch mittels Lack
                              									befestigt werden. Es ist dabei der eine Umstand zu berücksichtigen, daſs durch das
                              									Fixiren viele Farben nachdunkeln, andere jedoch wieder heller werden, im Ganzen
                              									jedoch die Farbe frischer und saftiger hervortritt. Bei dunklen Holzarten kann auch
                              									Deckweiſs in Anwendung kommen, um einzelnen Formen mehr Modellirung zu verleihen.
                              									Die Erfahrung lehrt am besten die verschiedenen Anwendungen der Farbe und dabei
                              									spielt nicht allein die Art des Holzes, sondern auch
                              									die Güte desselben eine groſse Rolle.
                           
                        
                           Vorrichtung zum gleichzeitigen Oeffnen und Schlieſsen
                              									sämmtlicher Thüren eines Eisenbahnzuges.
                           Bei Eisenbahnzügen mit sogen. Luftdruckbremsen will Ch. D. Douglas in London (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 37767
                                 									vom 26. März 1886) die Preſsluft auch zum gleichzeitigen Oeffnen, Schlieſsen und
                              									Verriegeln sämmtlicher Thüren eines Eisenbahnzuges benutzen. Hierzu wird für den
                              									ganzen Zug eine zweite Luftleitung angeordnet, welche an den Kuppelstellen zwischen
                              									den Wagen, um beide Leitungen auf einmal zu verbinden, in die Bremsluftleitung
                              									verlegt ist. Wie bei den Bremsen wird durch die zweite Luftleitung der Kolben eines
                              									Cylinders im gegebenen Zeitpunkte von dem Führerstande aus bethätigt, der eine
                              									unterhalb der Wagenthüren angebrachte Stange verschiebt, durch welche dann mittels
                              									Schlitzhebel an den Thüren sowie festen, in diese greifenden Stiften an der Stange
                              									die Thüren auf- oder zugeschlagen werden. Die Verschiebung der Stange bewirkt
                              									gleichzeitig eine Bewegung der Verschluſsriegel aller Thüren des Wagens. Eine
                              									Vorrichtung, welche jede Thür im Nothfalle für sich öffnen läſst, ist vorgesehen. Der
                              									Patentanspruch erstreckt sich auf einen Drehschieber am
                              									Führerstande, durch welchen sowohl die Bremsen, als die beschriebene Einrichtung
                              									bethätigt werden.
                           
                        
                           Vergröſserung der Wirkungsweite für Flüssigkeits- und
                              									Elektricitätsströme.
                           C. Cros (Comptes rendus,
                              									1886 Bd. 103 S. 1006) schaltete in Telephonleitungen
                              									von so bedeutendem (durch Einschaltung von Drahtrollen erzeugtem) Widerstände, daſs
                              									durch dieselben kein Ton mehr fortgepflanzt werden konnte, einen Condensator ein und erreichte dadurch wiederum
                              									vollständig klares und deutliches Fortgeben des Tones. Er brachte den Condensator in
                              									der Mitte der Leitungen an und fand, daſs zwei an beiden Enden der Leitung
                              									eingeschaltete Condensatoren keine Wirkung haben. Durch die Aehnlichkeit von
                              									elektrischen Strömen und Flüssigkeitsströmen wurde Cros
                              									auf diese Versuche geführt. In Wasserleitungen z.B. werden bekanntlich
                              									Stoſswirkungen durch einen genügend groſsen Windkessel ausgeglichen, für die übrigen
                              									Leitungen beinahe unfühlbar gemacht. Das stoſsweise in den Windkessel eintretende
                              									Wasser tritt gleichmäſsig aus. Werden nun statt eines groſsen Windkessels deren
                              									viele kleinere auf die Länge der Leitung vertheilt, so werden dadurch die Stöſse
                              									viel weniger aufgehoben, obwohl die Fortpflanzung derselben mehr Zeit in Anspruch
                              									nimmt, als wenn gar keine Windkessel da wären. Cros
                              									vergleicht nun die metallischen Drähte mit den Hohlräumen der Windkessel und erklärt
                              									sich daraus diese Erscheinungen. Er erwähnt, daſs mit solchen Condensatoren
                              									versehene Telegraphenlinien in gegebener Zeit viel mehr telegraphische Zeichen
                              									befördern als gewöhnliche Leitungen, hebt aber hervor, daſs diese Anordnung nicht zu
                              									verwechseln ist mit der Einschaltung eines Relais, welches eine Wirkung durch eine
                              									stärkere ersetzt, während durch Condensatoren die Stärke geschwächt, aber die
                              									Reinheit der Töne gefördert wird.
                           Es darf wohl angenommen werden, daſs diese Idee der Einschaltung von Condensatoren
                              									eine Zukunft hat. Die Erklärung von Cros ist zwar kaum
                              									genügend; vielmehr haben die Condensatoren lediglich denselben Einfluſs, wie die
                              									schon von Fizeau bei den Inductoren angewendeten,
                              									nämlich die Extraströme aufzunehmen, wodurch die Verlängerung und das
                              									Ineinanderflieſsen der Wechselströme, folglich ihre gegenseitige theilweise
                              									Aufhebung vermieden wird. Bei gewöhnlichen Telephonleitungen werden demzufolge die
                              									elektrischen Ströme auf weit gröſsere Entfernungen fortgegeben, als sie durch das
                              									Gehör wahrnehmbar gemacht werden können. Dagegen verschmelzen die Wirkungen ohne
                              									solche Condensatoren, bis schlieſslich mehr und mehr eine mittlere Stromstärke
                              									erreicht wird. – Wahrscheinlich läſst sich auch die transatlantische Telegraphie mit
                              									Condensatoren vervollkommnen.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Fluorescenz-Eigenschaften der alkalischen
                              									Erden.
                           Lecoq de Boisbaudran hatte bei Gelegenheit früherer
                              									Untersuchungen (vgl. Comptes rendus, 1886 Bd. 101 S.
                              									552) über die optischen Eigenschaften der Yttererde die
                              									Ansicht ausgesprochen, daſs die zuerst von Crookes
                              									beobachteten und der Yttererde als eigenthümlich zugeschriebenen
                              									Fluorescenzerscheinungen der Anwesenheit von fremden Erden besonders von Zα, Zβ und Samarium ihre
                              									Entstehung verdankten. Um hierfür den vollständigen Beweis auf dem Versuchswege zu
                              									erbringen, hat Verfasser in einer neuen Reihe von Untersuchungen (daselbst Bd. 103
                              									S. 627) die damals von ihm benutzte, mit A bezeichnete Erde (fast reine Yttererde)
                              									einer groſsen Anzahl von fractionirten Fällungen unterworfen in der Hoffnung, auf
                              									diese Weise zu einer möglichst reinen Yttererde zu gelangen. Es wurden zuerst 32
                              									Fällungen mit Ammoniak ausgeführt. Der zuletzt erhaltene Niederschlag zeigte nach
                              									seiner Ueberführung in das schwefelsaure Salz im luftleeren Raume eine bedeutend
                              									schwächere Fluorescenz als die Erde A, die Farbe war aus dem ursprünglichen
                              									grünlichen Gelb in Gelborange übergegangen. Im Spectrum hatten die Banden von Zα und Zβ beträchtlich an
                              									Schärfe verloren, während die des Samariums noch fast in ihrer alten Stärke
                              									vorhanden war. Diese Erde wurde jetzt 26 Fällungen mit Oxalsäure unterworfen in der
                              									Weise, daſs die stark saure salzsaure Lösung in der Warme allmählich mit oxalsaurem
                              									Ammoniak versetzt wurde, so daſs sich die oxalsaure Erde langsam während des
                              									Erkaltens ausschied. Zuletzt wurde mit Ammoniak neutralisirt. In dem Maſse, als die
                              									Reinigung fortschritt, verminderte sich die Fluorescenz der letzten Fällung jeder
                              									Reihe. Im Gegensatze zu der Behandlung mit Ammoniak verschwanden hierbei die Banden
                              									des Samariums bedeutend rascher als die von Zα und Zβ. Die letzten Niederschläge beider 26. Fractionirung
                              									lieferten nach dem Glühen eine sehr weiſse Erde, deren schwefelsaures Salz die von
                              										Crookes beobachteten rothen, grünen, blauen und
                              									violetten Banden nur in kaum erkennbarer Form zeigte. Nur die gelbe Bande von Zα war. obgleich äuſserst schwach, sichtbar. Diese
                              									Yttererde gab bei der Mischung mit Kalk keine Fluorescenz und ihre salzsaure Lösung
                              									lieferte bei der Belichtung mittels des Inductionsfunkens allein das bekannte
                              									Spectrum des Yttriums. Der zuletzt bei den Fällungen mit Oxalsäure durch den Zusatz
                              									von Ammoniak erzeugte geringfügige Niederschlag zeigte im leeren Raume als
                              									schwefelsaures Salz eine schön orangerothe Fluorescenz, die ihre Entstehung einer
                              									äuſserst geringen Menge von Wismuth verdankte, welches
                              									wahrscheinlich aus den angewendeten Reagentien stammte.
                           Um über diese Eigenschaft des Wismuths näheren
                              									Aufschluſs zu erhalten, hat Lecoq de Boisbaudran
                              									weitere Versuche angestellt (a. a. O. Bd. 103 S. 629), deren Ergebnisse sich
                              									folgendermaſsen zusammenfassen lassen: Während das schwefelsaure Wismuth für sich
                              									(nach vorheriger Erhitzung auf dunkle Rothglut) keine Fluorescenzerscheinungen im
                              									luftleeren Raume zeigt, ertheilt es solche den schwefelsauren Salzen von Kalk,
                              									Strontian, Baryt und Magnesia, wenn es diesen in geringer Menge zugesetzt wird. Die
                              									Stärke des Lichtes steigt mit wachsendem Gehalte an Wismuth und erreicht bei einem
                              									bestimmten Mischungsverhältnisse ihren Höchstwertig bei weiter fortgesetzter
                              									Erhöhung des Wismuthgehaltes nimmt sie allmählich wieder ab, bis zum vollständigen
                              									Verschwinden der Fluorescenz. Die Farbe des ausgestrahlten Lichtes ist bei allen 4
                              									Erden ein Orangeroth, jedoch von verschiedener Schattirung. Die Wellenlänge beträgt
                              									im leuchtendsten Theile der Banden in Hundertmilliontel Millimeter beim Kalk 614.
                              									Strontian 598, Baryt 622. bei der Magnesia 632. Im Gegensatze hierzu erhält man mit
                              									Mischungen des Wismuthsalzes mit den kohlensauren
                              									Erdalkalien, nach vorheriger Calcination, keine Fluorescenzerscheinungen, ebenso
                              									wenig wie solche mit Gemengen des schwefelsauren Wismuths mit den schwefelsauren
                              									Salzen von Zink. Cadmium und Blei oder von Wismuthoxyd mit den Oxyden von Zink.
                              									Cadmium und Magnesium erzeugt werden konnten.
                           E. Becquerel berichtet a. a. O. Bd. 103 S. 1098 über
                              									Versuche, welche einen weiteren Beitrag zu dieser Beobachtung liefern, daſs die
                              									Phosphorescenz- und Fluorescenzerscheinungen vieler Körper bedingt sind durch die
                              									Anwesenheit geringer Mengen fremder Stoffe.
                           Nach früheren Untersuchungen des Verfassers phosphorescirt das durch Calcination von
                              									Kalkspath mit Schwefel erhaltene Schwefelcalcium mit demselben gelben bis
                              									orangefarbenen Lichte wie der Kalkspath selbst; ferner kann die Lebhaftigkeit des
                              									Lichtes gehoben werden durch Zusatz geringer Mengen Mangansuperoxyd während der
                              									Calcination. Calcinirt man dagegen eine Mischung von Schwefel mit Kalk, welcher
                              									durch Brennen von Arragonit oder von Muschelschalen erhalten wurde, so erhält man
                              									ein Product. welches mit grünem Lichte phosphorescirt; durch Zusatz von 2 bis 4
                              									Proc. Mangansuperoxyd geht jedoch die
                              									Phosphorescenzfarbe in gelb oder orange über. Becquerel
                              									untersuchte, um zu einer Erklärung für diese Erscheinung zu kommen, die von ihm bei
                              									seinen obigen Versuchen benutzten Kalkspathproben auf einen etwaigen Gehalt an
                              									Manganverbindungen und fand, daſs die am stärksten leuchtenden Proben einen Gehalt
                              									von 4,37 Proc. Mangancarbonat entsprechend 2,70 Proc. Mangansuperoxyd hatten,
                              									während sich in den wenig phosphorescirenden Proben nur eine geringe Menge oder
                              									überhaupt kein Mangan fand. Um sicher festzustellen, daſs die Ursache dieser
                              									Erscheinungen wirklich in der Anwesenheit des Mangans
                              									zu suchen sei, wurde das Verhalten von künstlich, durch Fällung mit kohlensaurem
                              									Ammoniak erhaltenem Kalk untersucht. Wurde hierzu eine chemisch reine
                              									Chlorcalciumlösung verwendet, so erhielt man ein Product, welches keine oder nur
                              									sehr schwache Phosphorescenz zeigte, wahrend hingegen der Niederschlag aus einer Chlorcalciumlösung mit
                              									einem Gehalte von 4 Proc. Manganchlorür mit lebhaftem, orangefarbenem Lichte
                              									phosphorescirte. Ein abweichendes Verhalten zeigte der Niederschlag von kohlensaurem
                              									Kalk, welcher durch Einwirkung der Dämpfe von kohlensaurem Ammoniak auf eine
                              									Chlorcalciumlösung erhalten wurde. Bei Anwendung von reinem Chlorcalcium gab der Niederschlag im Phosphoroskop einen schwachen,
                              									grünlichen Lichtschein, während bei Gegenwart von Manganchlorur eine Fällung
                              									erhalten wurde, welche überhaupt kein Selbstleuchten zeigte. Becquerel vermuthet, daſs das Ausbleiben der Phosphorescenz im letzteren
                              									Falle seine Ursache in einem zu groſsen Ueberschusse an Mangan habe.
                           Zu ähnlichen Schlüssen ist Lecoq de Boisbaudran a. a. O.
                              									Bd. 103 S. 1107 bei seinen Untersuchungen über die Fluorescenz der Thonerde gekommen. Hiernach gibt chemisch reine
                              									Thonerde im luftleeren Raume unter dem Einflüsse des elektrischen Funkens keine Spur
                              									einer rothen Fluorescenz; dieselbe zeigt sich jedoch sehr glänzend, wenn die
                              									Thonerde 0,01 oder 0,001 Chromoxyd beigemengt enthält,
                              									und ist selbst bei Anwesenheit von nur 0,00001 Chromoxyd noch sehr deutlich. Eine
                              									Thonerde mit 0,01 Manganoxydgehalt fluorescirt mit schön grüner, eine solche mit
                              									0,01 Wismuthoxyd in der Kälte mit violetter, in der Wärme mit blauer Farbe. Fügt man
                              									0,01 Chromoxyd zu Magnesia, so wird eine rothe Fluorescenz erhalten, während Chrom
                              									haltiger Kalk fast in derselben Farbe fluorescirt wie von Chrom freier.
                           Nach E. Becquerel (a. a. O. Bd. 103 S. 1224) sind jedoch
                              									die Beobachtungen von Lecoq de Boisbaudran in Betreff
                              									der Nichtfluorescenz der chemisch reinen Thonerde nicht
                              									richtig. Becquerel bestätigt, daſs einige ihm von Lecoq de Boisbaudran zur Verfügung gestellte Proben der
                              									fraglichen Thonerde bei der unmittelbaren Prüfung im Phosphoroskop allerdings nur
                              									eine sehr schwache Lichtausstrahlung zeigten; nach ¼stündigem Glühen im
                              									Porzellantiegel über dem Gasgebläse gaben dieselben jedoch eine sehr lebhafte rothe
                              									Fluorescenz, welche an Stärke derjenigen der Chrom haltigen Thonerde gleichkam. Im
                              									Uebrigen gibt Becquerel die Steigerung der Fluorescenz
                              									bei Gegenwart von Chromoxyd zu und macht besonders darauf aufmerksam, daſs die
                              									rothen oder violetten (Chrom haltigen) Rubine, sowohl die natürlichen wie die
                              									künstlichen, ein bei weitem stärkeres Lichtausstrahlungsvermögen besitzen als die
                              									weiſsen Arten des Korunds, während die Zusammensetzung des Lichtes bei beiden
                              									dieselbe ist. (Vgl. Verneuil 1886 262 240.)
                           Von W. Crookes sind auf die Beobachtungen von Lecoq de Boisbaudran hin neuerdings (Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 26) Versuche mit
                              									vollkommen reiner Thonerde angestellt worden, welche zu denselben Ergebnissen
                              									geführt haben, wie sie von Becquerel erhalten wurden.
                              									Auch Crookes fand, daſs von Chrom völlig freie Thonerde, vorausgesetzt,
                              									daſs sie vor dem Versuche genügend hoch erhitzt wurde, die bekannte rothe
                              									Phosphorescenz zeigte, während bei seinen Versuchen mit nach verschiedenen
                              									Verhältnissen hergestellten Mischungen von Thonerde und Chromoxyd keine oder nur schwache
                              									Phosphorescenzerscheinungen erhalten wurden. Crookes
                              									erinnert an die von ihm schon im J. 1881 veröffentlichte Beobachtung, daſs 2 Proben
                              									Thonerde, von denen die eine durch Glühen von Thonerdesulfat, die andere durch
                              									Glühen von Thonerdeacetat, unter genau denselben Bedingungen, erhalten wurde, ein
                              									völlig verschiedenes Verhalten im Phosphoroskop zeigten; die erstere lieferte die
                              									rothe Phosphorescenz und die rothe Linie im Spectrum, während die zweite nur eine
                              									schwach blaſs-grune Phosphorescenz ergab. Crookes
                              									glaubt, daſs diese Erscheinung vielleicht auf das Bestehen von zwei molekular verschiedenen Modifikationen der
                              									Thonerde zurückzuführen ist.
                           
                        
                           Gewichtsanalytische Bestimmung der Borsäure.
                           Th. Rosenbladt gründet ein Verfahren zur Bestimmung der
                              									Borsäure auf die Leichtflüchtigkeit des Borsäuremethyläthers, welcher bei 65° siedet. Die zu untersuchende Probe
                              									wird möglichst fein pulverisirt, in einem Kölbchen zuerst mit concentrirter
                              									Schwefelsäure und dann mit Methylalkohol zusammen gebracht, der gebildete
                              									Borsäuremethyläther im Wasserbade abdestillirt und in geeignet angeordnetem
                              									Kühlgefäſse aufgefangen. Man gibt den Methylalkohol nach einander in Mengen von etwa
                              										5cc zu und treibt den Aether nach jedem
                              									Zusätze über. Das Destillat wird über geglühter Magnesia in einer Platinschale
                              									abgedampft und der Rückstand geglüht. Das Gewicht der Platinschale und der Magnesia
                              									ist vorher bestimmt, so daſs die Gewichtszunahme nach dem Eindampfen und Glühen
                              									unmittelbar die Menge der Borsäure angibt. (Nach der Zeitschrift für analytische Chemie, 1887 Bd. 26 S. 18.)
                           Ein auf den gleichen Prinzipien beruhendes Verfahren ist von F. A. Gooch in der Chemical News, 1887 Bd. 55
                              									S. 7 beschrieben.
                           
                        
                           Zur Bestimmung von Zink.
                           In den Comptes rendus, 1886 Bd. 103 S. 1013 empfiehlt
                              										Fr. Weil zur Bestimmung des metallischen Zinkes im Zinkstaube die Anwendung von Zinnchlorür, welches er früher schon zur maſsanalytischen Kupferbestimmung
                              									vorgeschlagen hat (vgl. 1870 198 413). Das Verfahren
                              									besteht in Kurzem darin, daſs man die abgewogene Menge des Zinkstaubes zu einer
                              									neutralen Lösung von Kupferchlorid von bekanntem Gehalte bringt. Die Ausscheidung
                              									der dem Zink äquivalenten Menge Kupfer soll, wenn man die Arbeit in einer
                              									Platinschale vornimmt, in 10 Minuten erfolgen; durch Zurückmessen des in Lösung
                              									verbliebenen Kupfers mittels Zinnchlorür in stark saurer Lösung ergibt sich die
                              									Menge des vorhandenen Zinkes.
                           Der Verfasser verwendet eine Kupferchloridlösung, welche 0g,1 Kupfer in 10cc enthält, und bereitet dieselbe durch Auflösen der berechneten Menge
                              									reinen, durch Glühen von Kupfernitrat erhaltenen Kupferoxydes in einem leichten
                              									Ueberschusse von Salzsäure. Man nimmt hiervon 50cc, versetzt dieselben vorsichtig mit Ammoniak, bis eben eine bleibende
                              									Trübung entsteht, und gibt dann ungefähr 0g,4 des
                              									zu untersuchenden Zinkstaubes hinzu. Zur Probe, ob alles Zink gelöst ist, soll man
                              									den Bodensatz mit einem blanken Platindrahte aufrühren; bei Gegenwart von ungelöstem
                              									Zink bedeckt sich derselbe mit einem schwarzen oder rothen Ueberzuge. Zur
                              									Ermittelung des nicht gefällten Kupfers verwendet der Verfasser 10cc der vom ausgeschiedenen Kupfer abdecantirten
                              									Flüssigkeit, nachdem ihr Volumen auf 100 oder 200cc aufgefüllt ist, versetzt mit ungefähr der 3 fachen Menge Salzsäure und
                              									titrirt in der Siedehitze mit einer Zinnchlorürlösung, von welcher 10cc 0g,04 Kupfer
                              									entsprechen.
                           Weil erhielt bei vergleichenden Untersuchungen einer
                              									Probe Zinkstaub nach diesem Verfahren und nach der Methode von Fresenius (Bestimmung des beim Lösen in Säure
                              									entweichenden Wasserstoffes) gut übereinstimmende Endzahlen.
                           Die von Tamm in der Chemical
                                 										News, 1874 Bd. 24 S. 148 vorgeschlagene Bestimmungsweise des Zinkes durch
                              									Fällung als Ammonium-Zinkphosphat und Wägen des bei
                              									100° getrockneten Niederschlages ist von M. Bragard
                              									dahin vereinfacht worden, daſs der Niederschlag geglüht und als pyrophosphorsaures Zink gewogen wird. Die schon von Tamm beobachtete Gewichtsabnahme beim Glühen des
                              									Niederschlages, welche auf einer theilweisen Reduction und darauf folgenden
                              									Verflüchtigung des Zinkes beruht, wird nach den Versuchen Bragard's durch die Wirkung der Filterkohle allein verursacht; sie findet nicht statt beim Glühen des
                              									Ammoniakdoppelsalzes für sich, wird also nicht wie bei der arsensauren
                              									Ammoniak-Magnesia durch das Entweichen des Ammoniaks hervorgerufen. Durch Anwendung
                              									möglichst kleiner Filter, welche nach Entfernung der Hauptmenge des Niederschlages
                              									mit einer concentrirten Lösung von Ammoniumnitrat getränkt und für sich mit kleiner
                              									Flamme im Tiegel verascht werden, gelingt es nach Bragard, den Gewichtsverlust auf wenige Bruchtheile Milligramm zu
                              									beschränken. Beim starken Glühen über dem Gebläse schmilzt der Niederschlag, ohne
                              									seine Zusammensetzung zu ändern; doch wird das Schmelzen besser vermieden, weil die
                              									Glasur des Tiegels dadurch stark angegriffen wird und derselbe beim Erkalten leicht
                              									zerspringt.
                           Die Fällung nimmt Bragard in der Weise vor, daſs er zu
                              									der heißen, mit genügend Chlorammonium versetzten
                              									Zinklösung unter Umrühren Natriumphosphat gibt, noch 2
                              									bis 3 Minuten erwärmt und 24 Stunden stehen läſst. Durch Ammoniumphosphat wird keine vollständige Fällung erzielt. (Nach der Chemikerzeitung, 1886 Bd. 10 S. 1605.)
                           
                           Um die etwas langwierige gewichtsanalytische Bestimmung des Schwefelzinkes zu umgehen, hat P. v. Berg in
                              									der Zeitschrift für analytische Chemie, 1887 Bd. 26 S.
                              									23 folgendes maſsanalytisches Verfahren mitgetheilt: Läſst man auf frisch gefälltes
                              									Schwefelzink verdünnte Salzsäure und eine titrirte Jodlösung einwirken, so findet
                              									augenblicklich Lösung statt; es bildet sich Chlorzink und der frei werdende
                              									Schwefelwasserstoff wird durch das Jod in Jodwasserstoff und Schwefel umgesetzt. Man
                              									braucht dann nur das überschüssige Jod mit einer titrirten Lösung von
                              									unterschwefligsaurem Natron zurückzumessen, um aus dem Unterschiede die zur
                              									Oxydation des Schwefelwasserstoffes nöthig gewesene Jodmenge zu erfahren, aus der
                              									sich das Gewicht an Schwefelzink berechnen läſst. Bei Ausführung des Versuches
                              									bringt man den mit Schwefelwasserstoffwasser ausgewaschenen, gut abgetropften
                              									Schwefelzinkniederschlag in eine Stöpselflasche, aus welcher die Luft mit
                              									Kohlensäure entfernt ist und die etwa 800cc
                              									luftfreies Wasser enthält, wirft das Filter ebenfalls hinein, schüttelt tüchtig um,
                              									gibt Salzsäure und dann eine abgemessene Menge titrirte Jodlösung zu. Sofort nach
                              									Beendigung der Reaction, welche an der gleichbleibenden Färbung der Flüssigkeit zu
                              									erkennen ist. wird mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron zurücktitrirt.
                              									Wenn man in dieser Weise arbeitet, scheidet sich der Schwefel fein vertheilt ab und
                              									hüllt kein Schwefelzink ein. Die Ausführung des ganzen Versuches beansprucht nicht
                              									mehr als 5 Minuten Zeit. Das Verfahren eignet sich auch zur Bestimmung von Schwefelcadmium.
                           
                        
                           Trennung eines Gemisches von Para- und Orthotoluidin.
                           A. Wülfing in Elberfeld (D. R. P. Kl. 22 Nr. 37932 vom
                                 									2. März 1886) gründet ein Trennungsverfahren für Para- und Orthotoluidin auf die
                              									Thatsache, daſs Salpetrigsäure zuerst das Orthotoluidin
                              									in einen Amidoazokörper überführt, während erst später die Paraverbindung in ein
                              									Diazoamidoderivat umgewandelt wird. Bei Verwendung einer dem Orthotoluidin
                              									äquivalenten Menge salpetriger Säure wird also das Paratoluidin unverändert
                              									zurückbleiben. Da das Arbeiten mit gasförmiger salpetriger Säure groſse
                              									Schwierigkeiten hinsichtlich der genauen Mengenbestimmung derselben bietet, wird die
                              									Umsetzung des salzsauren Toluidins mit Natriumnitrit vorgenommen. Von besonderer
                              									Bedeutung ist das Verfahren zur Abscheidung des Paratoluidins aus dem 35 bis 40
                              									Proc. Paratoluidin enthaltenden Rohtoluidin. wobei man folgendermaſsen verfährt:
                           100k Toluidin werden in einem emaillirten oder
                              									verbleiten doppelwandigen Kessel mit 50 bis 60k
                              									Salzsäure (20 bis 21° B.) gemischt, Dann läſst man 22k,5 Natriumnitrit, in 100l Wasser
                              									gelöst, langsam bei einer Temperatur von genau 40° einlaufen, weil bei dieser
                              									Temperatur die Umlagerung des Orthodiazoamidotoluols in das Orthoamidoazotoluol fast
                              									augenblicklich vor sich geht. Durch Einlassen von kaltem Wasser oder von Dampf in
                              									den Zwischenraum der beiden Kessel erhält man die Masse leicht auf der angegebenen
                              									Temperatur. Ist alles Natriumnitrit eingetragen, so läſst man unter häufigem Rühren
                              									etwa 24 Stunden lang stehen; alsdann hat man eine Mischung von 2 Mol.
                              									Orthoamidoazotoluol, 1 Mol. Paratoluidin und 1 Mol. salzsaurem Paratoluidin. Wenn
                              									man die Menge der Salzsäure so wählt, daſs das überschüssige Toluidin kein
                              									salzsaures Salz enthält, so geht die Umlagerung sehr langsam vor sich. Aus diesem
                              									Gemische läſst sich nun das Paratoluidin am besten dadurch abscheiden, daſs man das
                              									rohe Reactionsproduct bis zum Schmelzen erhitzt und 25k Schwefelsäure mit 100k Wasser zugibt:
                              									darauf mischt man unter Rühren mit 1500l kaltem
                              									Wasser. Das in Wasser nahezu unlösliche schwefelsaure Orthoamidoazotoluol scheidet
                              									sich dann als prachtvoll scharlachrother Niederschlag ab, welcher abfiltrirt, mit
                              									wenig Wasser gewaschen und scharf gepreſst wird. In der Lösung befindet sich das
                              									schwefelsaure Paratoluidin, welches durch Zersetzen mit Natronlauge oder durch
                              									Destillation im Dampfstrome unter Zusatz von Kalkmilch auf Paratoluidin verarbeitet
                              									wird.