| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 586 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber neuere amerikanische Versuche, gleichzeitig auf
                              									demselben Drahte zu telegraphiren und zu telephoniren und über die Tragweite des
                              									Telephons.
                           Der elektrische Beirath der belgischen Telegraphenleitung, Prof. F. van Rysselberghe, hat vor einiger Zeit über neuere
                              									Versuche berichtet, welche in Amerika über die gleichzeitige Benutzung derselben
                              									Leitung zum Telegraphiren und Telephoniren angestellt worden sind. (Vgl. 1882 245 231. 1883 249 * 260. 1884
                              										254 182. 1885 257 *
                              									62.)
                           Hiernach kann man mit Erfolg auf jede Entfernung unmittelbar, ohne Relais,
                              									telephonisch verkehren, was bei der Telegraphie nicht möglich ist. Alle Hauptstädte
                              									Europas könnten durch einen internationalen Telephondienst verbunden werden. Die Baltimore and Ohio Telegraph Company hatte ihr
                              									Leitungsnetz und ihr Personal zur Verfügung gestellt und die United Lines Telegraph Company Versuche auf der langen, durchgehenden
                              									Linie zwischen New-York und Chicago anzustellen gestattet. Die Versuche sind mit
                              									Mikrophonen und telephonischen Empfängern vorgenommen worden, an denen van
                                 										Rysselberghe's neueste Verbesserungen angebracht waren, und immer mit
                              									Leitern, welche zu gleicher Zeit dem Telegraphenverkehre dienten.
                           Durch den ersten Versuch zwischen Grafton und Parkersburg in West-Virginia (167km Entfernung) auf einer Linie mit 8 Drähten,
                              									welche mit Rysselberghe's die Induction beseitigenden
                              									Apparaten ausgerüstet war, wurde festgestellt, daſs diese Apparate nicht das gute
                              									Arbeiten der Telegraphen für schnellere Beförderung, wie etwa des Quadruplex Edison's, verhindern.
                           Benutzt wurden Drähte von Eisen ungefähr 4mm (Nr. 9 nach der englischen Lehre), oder von
                              									gehärtetem Kupfer 2mm,7 (Nr. 12) mit einem Widerstande von ungefähr 4 Ohm auf 1km. Die Verständigung mittels Telephon auf den Kupferdrähten war ausgezeichnet, von einer
                              									bemerkenswerthen Klarheit und Deutlichkeit; die geringsten Einzelheiten der
                              									Aussprache wurden vollkommen wahrgenommen und die Stimme im Allgemeinen war stark
                              									und voll. Auf den Eisenleitungen war die Deutlichkeit
                              									der Einzelheiten geringer, obwohl die Stimme nicht schwächer als auf den
                              									Kupferleitungen schien. Die Ursache des beobachteten Unterschiedes lag allein in der
                              									Natur der Leitungen; denn in beiden Fällen wurden die nämlichen Mikrophone und
                              									Telephone benutzt. Auf den Leitungen von Eisen und denen von Kupfer war die
                              									Verständigung aber eine ausgezeichnete, sowohl bei Anwendung eines einzigen Drahtes, wie auch bei Herstellung eines
                              									metallischen Stromkreises aus zwei Drähten. Die
                              									Versuche fanden am Tage während der vollen telegraphischen Arbeit statt.
                           Eine zweite Reihe von Versuchen zur Feststellung der größten
                                 										Tragweite des Telephons wurde, weil dabei Apparate zur Beseitigung der
                              									Induction zwecklos gewesen wären, zwischen Baltimore bezieh. New-York und Chicago am
                              									zeitigen Vormittag angestellt, wo der telegraphische Verkehr am geringsten ist. Von
                              									Baltimore nach Chicago hatte man nur Eisendrähte Nr. 8 (4mm,5). Von New-York nach Chicago waren u.a.
                              									gehärtete Kupferdrähte Nr. 12 und 14 (2mm,7 und
                              										2mm,1) in Verwendung, welche einen Widerstand
                              									von 4 bezieh. 5 Ohm auf 1km besaſsen. Für diese
                              									Versuche wurden metallische Schlieſsungskreise benutzt. (Vgl. New-York-Chicago 1883
                              										250 552.)
                           Auf den Eisendrähten konnte eine gute Unterhaltung auf
                              									eine mehr als 400km groſse Entfernung nicht geführt
                              									werden; dagegen gelang eine genügende Verständigung zwischen River (Ohio) und
                              									Fostoria (Indiana), auf eine Entfernung von 368km
                              									mit einem Drahte Nr. 8 (4mm,5). Von Grafton nach
                              									Fostoria (520km) konnte man die Stimme des
                              									Sprechers hören und einige Worte verstehen, geläufige Unterhaltung war nicht zu
                              										ermöglichen.Cornand hat mit Rysselberghe's Apparaten ohne Schwierigkeit zwischen Buenos Ayres
                                    											und Santa Fé (500km) gesprochen, indem er
                                    											zwei Drähte von 4mm, die gleichzeitig zur
                                    											Telegraphie verwendet wurden, parallel schaltete; die Verständigung war noch
                                    											befriedigend, wenn man diesen Draht durch ein unterseeisches Kabel von 50km verlängerte. (Vgl. auch
                                    											München-Bayreuth 1882 246 81.) Von
                              									Baltimore nach Fostoria (1000km) war weder die
                              									menschliche Stimme, noch der phonische Rufer zu hören. Nicht die Schwäche der Töne,
                              									welche man im Telephon vernimmt, ist die Ursache des Miſslingens, sondern die Stimme
                              									wird durch und durch verändert, ihr Klang wird dadurch tiefer und man erkennt die
                              									Person nicht mehr, mit welcher man spricht. Man erhält noch sehr volle Töne, aber
                              									verschwommen und gedämpft; die Sprachgliederung ist verloren, mit einem Worte: aus
                              									Mangel an Deutlichkeit und nicht wegen der Schwäche der Töne wird der Verkehr
                              									unmöglich. Auf Kupferdrähten dagegen bleibt die Stimme
                              									mit allen Einzelheiten der sprachlichen Gliederung rein, klar und deutlich, ohne die
                              									geringste Aenderung, nur daſs sie, zu Folge der bewältigten Entfernung, schwächer
                              									wird bis zu dem Grade, wo die Grenze des Fassungsvermögens des menschlichen Ohres
                              									erreicht wird. Von Fostoria nach New-York (1175km)
                              									kam auf dem 2mm,7 starken Drahte die Stimme für
                              									die Bedürfnisse eines geschäftsmäſsigen Verkehres nicht stark genug an. Aber von
                              									Fostoria nach Albany (942km) konnte man geläufig
                              									und ohne Schwierigkeit auf demselben Drahte sprechen, trotz einer ziemlich
                              									ausgeprägten Induction, welche hauptsächlich von Stromkreisen für elektrisches Licht
                              									herrührte.
                           
                           Bei diesem letzteren Versuche war der ganze Widerstand des hinlaufenden Drahtes 3660
                              									Ohm, derjenige des zurückführenden Drahtes nur 3347 Ohm (der Unterschied rührte
                              									davon her, daſs der erstere 4km,3 Eisendraht Nr. 8
                              									einschloſs); die statische Capacität des Stromkreises betrug 3,3 Mikrofarad, die
                              									Isolation für 1km 447 Megohm. Auf dieselbe
                              									Entfernung zu sprechen (Albany-Fostoria über Buffalo = 941km), in einem vollständig metallischen
                              									Stromkreise, der aus feinerem Kupferdrahte (Nr. 14 oder 2mm,1) bestand, gelang nicht. Einzelne ankommende
                              									Wörter aber hatten jene charakteristische Deutlichkeit und Klarheit, welche immer
                              									bei Kupferdrähten beobachtet wurde. Der Gesang wurde deutlich von einem Ende des
                              									Drahtes bis an das andere gehört. Wurde hierbei ein Bell'sches Telephon zu Buffalo, d.h. ungefähr halbwegs, in einen der zwei
                              									Drähte, welche den Stromkreis bildeten, eingeschaltet, so verstand Buffalo
                              									vollständig jedes, sei es von Fostoria, sei es von Albany gesprochene Wort, obwohl
                              									sich das Sprechen über die ganze Länge des Stromkreises erstreckte.Aehnliche Erscheinungen haben sich auch bei älteren Versuchen gezeigt, u.a.
                                    											zwischen Dresden-Chemnitz-Leipzig im December 1877 (vgl. 1878 227 56).
                           Auf Drähten aus Kupfer (oder aus jedem anderen Metalle, welches nicht magnetisirbar
                              									ist wie das Eisen, z.B. aus Phosphorbronze) dürfte hiernach die Tragweite des
                              									Telephons angenähert proportional der Leitungsfähigkeit der Drähte sein. (Vgl. Preece 1886 260 187.)
                           Daſs die Erhöhung der statischen Capacität, welche sich aus dem gröſseren Durchmesser
                              									ergibt, die Vortheile der Widerstandsverringerung aufhebt, haben Versuche dargethan,
                              									welche zwischen New-York und Chicago auf 6mm
                              									dicken Drähten der United Lines Telegraph Company
                              									angestellt worden sind; dieses sind sogen. „Compounddrähte“ (vgl. 1875 217 384), welche eine 3mm starke Stahlseele haben, umgeben von einer 1mm,5 starken Kupferschicht. Die ganze Länge jedes
                              									Drahtes miſst 1625km und sein Widerstand ungefähr
                              									1,1 Ohm für 1km. Seine statische Capacität beträgt
                              									11,7 Mikrofarad oder 23,4 Mikrofarad für eine Schleifenleitung. Von Chicago nach
                              									Buffalo bestand die Linie aus 6, von Buffalo nach New-York aus 10 Drähten; von
                              									New-York endlich waren in dem Kabel, welches (auf nahezu 2km) den Hudson durchschneidet, sechs andere
                              									Drähte. In Chicago gab es ungefähr 10km
                              									unterirdisches Kabel.
                           Alle Drähte der Linie standen in voller telegraphischer Thätigkeit und waren mit Rysselberghe's Apparaten zur Beseitigung der Induction
                              									ausgerüstet worden. Die Versuche sind häufig zu verschiedenen Tages- und
                              									Nachtstunden wiederholt worden. Die zwei Drähte, welche den metallischen Stromkreis
                              									bildeten, dienten zu gleicher Zeit für telegraphische Quadruplex-Apparate.
                           Rysselberghe war buchstäblich verwundert über das
                              									Ergebniſs der Versuche. Die Stimme vibrirte und war deutlich und bewunderungswürdig
                              									klar, ohne die geringste Veränderung und von Staunenswerther Stärke. Er konnte die
                              									Telephone 3 bis 4cm von seinen Ohren entfernen,
                              									ohne daſs er den Sprecher zu verstehen aufhörte. Und
                              									doch betrug die Gesammtlänge des Stromkreises 3250km, d.h. zwei Drittel der Entfernung, welche die Küsten der alten und
                              									neuen Welt trennt.
                           Bei diesen Versuchen wurde somit in einer für geschäftsmäſsigen Betrieb
                              									befriedigenden Weise gesprochen: auf einem Drahte von 2mm,1 auf eine Entfernung von 300km, auf
                              									einem Drahte von 2mm,7 auf eine Entfernung von
                              										941km, auf einem mit 5mm gleichwerthigen Draht auf eine Entfernung von
                              										1625km vollkommen verständlich und es schien
                              									gewiſs, daſs man auf demselben Drahte von 5mm auf
                              										3250km hinreichend gut würde verkehren
                              									können.
                           
                        
                           Instrument zum Aufzeichnen des Kohlennachschubes in
                              									elektrischen Bogenlampen.
                           In Industries, 1886 Bd. 1 * S. 304 wird ein Instrument
                              									beschrieben, mittels dessen die Bewegungen der oberen Kohle einer elektrischen
                              									Bogenlampe aufgezeichnet werden können. An den unteren (negativen) Kohlenträger wird
                              									ein Messingcylinder so angeschraubt, daſs seine Achse dem Träger der positiven Kohle
                              									parallel ist. Durch ein unten an dem Cylinder angebrachtes Uhrwerk kann der Cylinder in Umdrehung
                              									versetzt werden und dreht sich dann in der Stunde einmal um. Um den Cylinder herum
                              									wird ein Zeichenpapier gelegt und durch Gummibänder festgehalten. An dem oberen
                              									Kohlenträger ist ein leichter Arm befestigt, welcher sich mit dem an seinem Ende
                              									angebrachten Zeichenstifte mit schwachem Drucke auf das Papier legt. Während die
                              									Kohlen sich noch berühren, wird der Cylinder einmal ganz umgedreht, damit der Stift
                              									eine rings um den Cylinder laufende Nulllinie schreibe. Dann kann der Strom
                              									zugelassen werden. Erfolgt das Nachschieben gleichmäſsig, so ist die gezeichnete
                              									Linie eine Gerade. Eine der a. a. O. mitgetheilten Linien (von einer Statter'schen Lampe) zeigt deutlich eine Stelle, wo ein
                              									Emporgehen der beweglichen oberen Kohle stattgefunden hat; die elektromotorische
                              									Kraft war plötzlich von 48 auf 53 Volt gestiegen, die Stromstärke aber fast
                              									unverändert geblieben (8,5 und 8,45 Ampère), weil durch die Vergröſserung des
                              									Kohlenabstandes von etwa 2mm,5 auf 4mm,2 ein entsprechender Widerstand hinzugetreten
                              									war.
                           
                        
                           Muirhead's Bogenlampe mit regulirendem Marmorstabe in der
                              									hohlen unteren Kohle.
                           Textabbildung Bd. 263, S. 589 In seiner Bogenlampe verwendet F. Muirhead in
                              									London (Englisches Patent 1886 Nr. 7074) einen dicken oberen Kohlenstab und einen
                              									dünneren unteren; letzterer ist ein Hohlcylinder und in demselben befindet sich als
                              									Seele ein Stab aas Marmor oder einem anderen unverbrennlichen Materiale, welcher
                              									unten auf dem Kern eines Solenoides befestigt ist. So lange kein Strom durch die
                              									Lampe flieſst, wird der Solenoidkern durch eine Spiralfeder nach unten gezogen und
                              									die beiden Kohlenstäbe berühren einander. Sowie dann aber der Strom in die Lampe
                              									eintritt, zieht das Solenoid den Kern nach oben, der Marmorstab tritt oben aus
                              									seiner Kohlenhülle hervor, drückt gegen den oberen Kohlenstift und trennt die beiden
                              									Kohlen auf richtige Bogenweite. Auf diese Art glaubt Muirhead alle sonstigen Regulirungsvorrichtungen entbehren zu können.
                           
                        
                           Radiguet's Apparat zum Anzünden und Auslöschen elektrischer
                              									Lampen.
                           Der Apparat, mittels dessen Radiguet die Auzündung
                              									bezieh. Auslöschung einer in einem Zimmer befindlichen elektrischen Glühlampe beim
                              									Betreten bezieh. Verlassen des Zimmers ermöglichen will, enthält nach dem Bulletin d'Encouragement, 1886 * S. 393 zwei unter
                              									rechtem Winkel gegen einander gestellte Elektromagnete, welche so angeordnet sind,
                              									daſs, wenn der lothrechte Elektromagnet seinen wagerechten Anker anzieht, der
                              									letztere sich an einer Nase des lothrechten Ankers des wagerechten Elektromagnetes
                              									fängt und den Stromweg durch die Lampe schlieſst, dagegen abfällt und den Stromweg
                              									unterbricht, wenn der wagerechte Elektromagnet seinen Anker anzieht. Mittels zweier
                              									Knöpfe kann beim Betreten und Verlassen des Zimmers der (galvanische) die Lampe
                              									speisende Strom auf kurze Zeit durch den einen oder den anderen Elektromagnet
                              									gesendet werden. Hat das Zimmer mehrere Thüren, so bekommen die Elektromagnete eine
                              									mehrfache Bewickelung.
                           
                        
                           Sledge und Slatter's Klingel mit Selbstunterbrechung.
                           Bezüglich der elektrischen Klingel mit Selbstunterbrechung von Sledge und Slatter (vgl. *
                              									S. 232 d. Bd.) behauptet der Elektrotechniker Wibratte
                              									in Toulouse in der Lumière électrique, 1887 Bd. 23 S.
                              									496, daſs dieselbe genau mit einer von ihm 1878 angegebenen und ausgeführten, später
                              									auch von Biloret und Mora in Paris nachgeahmten Klingel
                              									übereinstimme. Referent wiederholt den Hinweis auf die Uebereinstimmung der
                              									Anordnung des Elektromagnetes in der fraglichen Klingel mit den Elektromagneten von
                              										Recordon (vgl. 1886 261
                              									* 24), welche ihrerseits eine gewisse Verwandtschaft mit dem Anfang der 50er Jahre
                              									von F. J. Nickles (vgl. 1851 121 1. 1853 129 * 413) angegebenen
                              									besitzen.
                           
                        
                           
                           Bahnräumer für Straſsenbahnwagen.
                           Textabbildung Bd. 263, S. 590 Ein von G. W. Cramond in Belfast angegebener
                              									Bahnräumer für Straſsenbahnwagen besteht nach Industries, 1886 Bd. 1 * S. 344 aus einer Rolle, einem runden Blechschirme
                              									und einem Bremsklotze, welche an den Trägerenden des Wagens pendelnd aufgehängt
                              									sind. Ist die Schiene verlegt, so wird der Bremsklotz an das Rad angepreſst und zwar
                              									um so mehr, je gröſser der Widerstand ist. Die eingeschaltete Feder dient zur
                              									Verminderung der Stoſswirkung. Die Rolle hat den Zweck, um bei einseitiger
                              									Ueberlastung des Wagens das Bahnräumerblech gegen Verbiegung zu sichern.
                           
                        
                           W. Asquith's Räderdrehbank.
                           Zum Abdrehen der Reifen von Eisenbahnwagenrädern hat W.
                                 										Asquith in Halifax nach Engineering, 1886 Bd.
                              									42 * S. 160 eine Drehbank gebaut, deren Uebersetzungsräder aus Stahlguſs und deren
                              									Spindeln aus Stahl gefertigt sind, damit dieselben beim Abnehmen breiter und dicker
                              									Späne genügende Festigkeit besitzen. Diese Drehbank ist nach gewöhnlicher Art mit
                              									vier selbstständigen Werkzeugträgern ausgerüstet, deren selbstthätige Schaltung von
                              									einem Daumenringe auf der Hauptspindel und einem sich an diesen anlegenden
                              									Doppelhebel abgeleitet und durch Zwischenachsen an der Grundplatte mittels
                              									Hebelverbindungen, Ketten und Leitrollen auf je ein schaltendes Kettenrad der
                              									Schlittenspindel übertragen wird.
                           Ueberdies ist diese Drehbank zum Ausdrehen eines
                              									Radreifens auf der rechten und zum gleichzeitigen
                                 										Ausbohren eines Radsternes auf der linken Planscheibe eingerichtet. Die
                              									hierbei erforderlichen, verschieden groſsen Schnittgeschwindigkeiten werden in der
                              									Weise erhalten, daſs die Planscheibe, auf welcher der Radstern aufgespannt ist,
                              									unmittelbar von der Hauptstufenscheibe angetrieben, die andere Planscheibe dagegen
                              									gleichzeitig durch Vermittelung der Uebersetzungsräder bewegt wird. Zu diesem Zwecke
                              									ist die Antriebswelle mit der Stufenscheibe so weit vorgelagert, daſs ein an ihrem
                              									rechten Ende befindliches ausrückbares Getriebe unmittelbar in den Zahnkranz der
                              									linken Planscheibe greifen kann, während das links von der Stufenscheibe fest
                              									aufgekeilte Getriebe in die Uebersetzungsräder eingreift, wodurch die in der
                              									Bettplatte gelagerte durchgehende Bodenwelle, durch das entsprechende Getriebe, die
                              									rechte Planscheibe im langsamen Gange betreibt. Bei diesem Gange muſs
                              									selbstverständlich das der linken Planscheibe zugehörige Getriebe auf den
                              									Bodenwellen aus dem Eingriffe geschoben werden. Der Durchmesser der Planscheibe ist
                              										1982mm, das Gewicht der ganzen Maschine 26t.
                           
                        
                           J. v. Rolf's Bettfedern-Sortirapparat.
                           Zum Sortiren von Bettfedern benutzt J. v. Rolf in
                              									Osnabrück (* D. R. P. Kl. 87 Nr. 38023 vom 20 Juni 1886) einen senkrecht frei
                              									hängenden Cylinder, welcher sich oben an einen Luftsauger anschlieſst und unten durch eine in verschiedener Entfernung
                              									vom Rande des Cylinders einstellbare Scheibe geschlossen wird. Die Bettfedern werden
                              									nahe am unteren Rande durch eine Förderschnecke in den Cylinder eingeführt wo der in
                              									demselben erzeugte, nach oben gerichtete Luftstrom die leichteren Federn mit in die
                              									Höhe nimmt, worauf sie der Sauger auswirft, während die schwereren Federn und fremde
                              									Körper niederfallen und von der unteren mit dem Flügelrade des Saugers umlaufenden
                              									Scheibe in dem Ringspalte zwischen dieser und dem unteren Cylinderrande ausgeworfen
                              									werden. Durch Verstellung der Breite dieses Spaltes hat man es in der Hand, den
                              									Luftstrom im Cylinder und dadurch auch die Sortirung zu regeln.
                           
                        
                           
                           Flammrohranordnung für Verdampfpfannen der
                              									Chlorkaliumfabrikation.
                           Textabbildung Bd. 263, S. 591 Die Pfannen zum Eindampfen von Mutterlauge bei der Chlorkaliumfabrikation
                              									haben drei Flammrohre, von denen, wie beistehend veranschaulicht ist, das mittlere
                              									Rohr a den doppelten Querschnitt der beiden seitlichen
                              									Rohre b besitzt. Die Flamme schlägt zunächst durch das
                              									Mittelrohr nach hinten und zieht durch die Seitenrohre nach vorn zurück. Bisher
                              									waren die Flammrohre an beiden Stirnwänden der Pfanne angenietet, wodurch leicht
                              									eine Spannung und ein Undichtwerden der Rohre veranlaſst wurde. Um diesen Uebelstand
                              									zu beseitigen, werden nach Angaben vom Salzbergwerke
                                    										Neu-Staßfurt in Löderburg bei Staſsfurt (* D. R. P. Kl. 62 Nr. 37815 vom
                                 									11. Mai 1886) die Flammrohre nur an der vorderen Stirnwand der Abdampfpfanne
                              									angenietet und dieselben am hinteren Theile durch die Stutzen c unter einander verbunden. Die Rohre sind daher hinten
                              									vollständig verschlossen, an der hinteren Stirnwand nicht angenietet und können sich
                              									folglich frei und unabhängig von dem Mantel der Pfanne ausdehnen. Um das beim
                              									Verdampfen der Mutterlange sich ausscheidende Chlornatrium aus der Pfanne leicht
                              									entfernen zu können, sind die Pfannen mit einem nach der Mitte zu geneigten Boden
                              										d und an der tiefsten Stelle mit einer Schnecke s versehen. Durch Drehung derselben wird das Salz,
                              									welches sich in dem unteren Theile der Pfanne bis an das Flammrohr a ablagert, aus der Pfanne entfernt und kann auf diese
                              									Weise leicht gewonnen und weiter verarbeitet werden.
                           
                        
                           Ueber den Bakteriengehalt des Eises.
                           C. Fränkel veröffentlicht in der Zeitschrift für Hygiene, 1886 Bd. 1 S. 302 ff. die Ergebnisse
                              									beachtenswerter Untersuchungen, welche im hygienischen Institute in Berlin über den
                              									Gehalt des Eises an Mikroorganismen ausgeführt worden sind und ergeben haben, daſs
                              									das Eis, besonders das aus stehenden Gewässern, von überschwemmten Wiesen und auch
                              									aus Fluſslaufen gewonnene Natureis ungemein reich an derartigen Organismen ist. Eine
                              									groſse Reihe Untersuchungen der aus den verschiedenen Berliner Eiswerken stammenden
                              									Sorten von Natureis ergab, daſs der Gehalt an Bakteriencolonien je nach dem
                              									Gewinnungsorte in 1cc Schmelzwasser von 1200 bis
                              									25000 wechselte, ein Beweis, daſs der gröſste Theil der in dem Gefrierwasser
                              									enthaltenen Bakterienkeime den Gefrierprozeſs überdauert. Dem gegenüber zeigte sich
                              									das sogen. Kunsteis, also das mittels Maschinen aus gutem Brunnenwasser hergestellte
                              									Eis, schon bedeutend armer an Bakterien, indem 1cc
                              									Schmelzwasser solcher Eissorten nur 280 bis 2300 entwickelungsfähige Keime aufwies
                              									und das aus destillirtem Wasser hergestellte Kunsteis konnte als nahezu frei von
                              									Bakterien bezeichnet werden, da in 1cc
                              									Schmelzwasser von diesem Eise höchstens 14 Colonien gefunden wurden.
                           Auf Grund seiner Untersuchungen kommt Verfasser zu dem Schlusse, daſs das gewöhnliche
                              									Roheis wegen seines hohen Gehaltes an entwicklungsfähigen Bakterienkeimen überall da
                              									zu verwerfen sei, wo es mit der Nahrung, in Getränken oder sonst auf ärztliche
                              									Verordnung verwendet werden soll; auch ist es gänzlich unbrauchbar für Zwecke der
                              									Wundbehandlung und sollte in diesen Fällen an seiner Stelle nur das aus destillirtem
                              									Wasser bereitete Kunsteis verwendet werden. Wo dagegen die Nahrungsmittel mit dem
                              									Eise nicht in unmittelbare Berührung treten oder, wenn dies doch geschieht, die
                              									Nahrungsmittel nachträglich dem Kochen unterworfen werden, steht der Verwendung von
                              									Roheis nichts im Wege, wenngleich das Kunsteis auch in diesen Fällen vorzuziehen
                              									sein dürfte.
                           
                        
                           Vorkommen von Sumpfgas in den Luftblasen im Eise.
                           Es scheint, daſs die im Eise eingeschlossenen oder unter dem Eise befindlichen
                              									Gasblasen nicht immer Luft enthalten, sondern auch durch Sumpfgas gebildet sein
                              									können. Schelenz in Rendsburg hat beobachtet, daſs das
                              									auf einer Ausbuchtung
                              									der Eider, in welcher der Schlick der Baggermaschinen abgelagert wird, entstandene
                              									Eis eine groſse Menge Gaseinschlüsse enthielt, welche durch Sumpfgas gebildet waren.
                              									Wurde das Eis bis zu einer Blase angebohrt, so entwich das Gas sehr heftig und
                              									brannte, angezündet, manchmal so lebhaft wie die Flamme einer Löthlampe. (Nach dem
                              										Archiv für Pharmacie, 1887 Bd. 225 S. 127.)
                           
                        
                           Bestimmung des Entfärbungsvermögens der Knochenkohle.
                           G. Laube theilt in der Pharmaceutischen Centralhalle, 1886 Bd. 27 S. 614 ein Verfahren mit,
                              									welches ohne Anwendung besonderer Apparate gestattet, das Entfärbungsvermögen einer
                              									Knochenkohle genügend genau zu bestimmen. Nachweislich gute Knochenkohle, aus
                              									welcher fehlerhafte Stücke entfernt sind, wird fein pulverisirt, bei 110° getrocknet
                              									und dient nun als Normalknochenkohle. Eine Normalfarbe stellt man sich aus Karamel (sogen.
                              									Zuckercouleur) her, indem man 50 bis 100g in
                              									gleichviel Wasser löst, 100cc Alkohol zufügt, auf
                              										1l verdünnt, mehrere Tage absitzen läſst und
                              									dann filtrirt. Mittels dieser Normalfarbe bestimmt man nun den
                              									Entfärbungscoefficienten der Normalkohle, indem man 5g der letzteren mit 200cc Wasser in
                              									einem Kolben zum Sieden erhitzt, 10cc der
                              									Farbstofflösung hinzugibt, 10 Minuten am aufsteigenden Kühler gelinde weiter kochen
                              									läſst und filtrirt. Nun miſst man 200cc Wasser ab
                              									und läſst so lange von der Normalfarbe zuflieſsen, bis die Flüssigkeit mit dem
                              									Filtrate von der Normalkohle genau gleichen Farbton zeigt. Gesetzt, man hätte zur
                              									Erlangung dieses Punktes den 200cc Wasser 2cc,1 Normalfarbe zufügen müssen, so ergeben sich,
                              									als von der Knochenkohle entfärbt, 10,0 – 2.1 = 7cc,9.
                           Bei Untersuchung einer beliebigen Kohle bringt man dieselbe durch Pulverisiren ganz
                              									genau auf den Feinheitsgrad der Normalkohle und verfährt im Uebrigen, wie vorher
                              									angegeben. Wären dann beispielsweise durch 5g
                              									Normalkohle 7cc,9 Normalfarbe entfärbt worden, von
                              									der zu untersuchenden Kohle aber nur 5cc,5, so
                              									würde das Entfärbungsvermögen der letzteren (im Vergleiche zur Normalkohle) = 70
                              									Proc. sein.
                           
                        
                           Bestimmung von Schwefel in löslichen Schlacken.
                           Zur schnellen und genauen Bestimmung des Schwefels in löslichen oder durch Salzsäure
                              									zersetzlichen Schlacken empfiehlt E. D. Campbell in der
                              										Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 74 ungefähr 0g,5 der fein gepulverten Substanz mit einer
                              									Mischung von 25cc Salzsäure von 1,19 sp. G., 50cc Wasser und 5cc Brom während einiger Minuten in der Kälte zu behandeln, darauf zum
                              									Sieden zu erhitzen und darin bis zur völligen Verflüchtigung des Bromes zu erhalten.
                              									In der filtrirten Lösung wird darauf die gebildete Schwefelsäure mittels
                              									Bariumchlorid bestimmt. (Vgl. auch R. Wagner 1876 219 544.)
                           
                        
                           Verwerthung der Braunkohlenasche.
                           Bekanntlich zeichnet sich die Braunkohlenasche durch ihren durchschnittlich hohen
                              									Gehalt an Calciumsulfat aus (bis zu 50 Proc.). Dies ist
                              									die Ursache, weshalb sie dort, wo sie in gröſseren Mengen abfällt, nicht nur
                              									unmittelbar als Düngemittel sowie zur Compostirung verwerthet wird, sondern auch mit
                              									Vortheil als Zusatz zum Mörtel bei Bauten in vorgeschrittener Jahreszeit Verwendung
                              									findet, zu welchem Zwecke sie zur Beseitigung schlackiger und steiniger
                              									Bestandtheile zuvor durch ein Sieb geworfen werden muſs. In Folge des Gehaltes an
                              									Calciumsulfat bindet der Mörtel rascher ab und erhärtet und trocknet besser.
                           Dth.