| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 92 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Schnelle Lieferung einer neu gebauten
                              									Betriebsdampfmaschine.
                           Ein erwahnenswerthes Beispiel einer auſserordentlich raschen Lieferung einer neu
                              									bestellten Betriebsdampfmaschine, Compoundsystem mit hinter
                                 										einander liegenden Cylindern und Condensation, gaben neuerdings J. und E. Wood in Bolton. Die Spinnerei von A. und G. Murray in Ancoats bei Manchester bestellte am
                              									14. Januar d. J. bei den Genannten eine neue Betriebsdampfmaschine von 400
                              									indicirten Pferd Leistung. In dem Lieferungsvertrage war festgesetzt worden, daſs
                              									eine Woche nach dem Abschluſstage die Pläne für das Grundmauerwerk vorzulegen seien,
                              									daſs von der Spinnerei das letztere 4 Wochen nach Erhalt der Pläne fertig gestellt
                              									und die Maschine am 10. März d. J. fertig zum Laufen errichtet sein müsse. Am 9.
                              									Februar wurde bereits von der Maschinenfabrik angezeigt, daſs die Maschine zur
                              									Aufstellung gelangen könne und einen Tag vor der festgesetzten Frist, am 9. März,
                              									lief dieselbe schon anstandslos. Dabei ist noch zu erwähnen, daſs vor der
                              									Aufstellung der neuen Maschine eine alte herausgerissen werden muſste, daſs für die
                              									neue Maschine ein Theil der Mauer des Maschinenraumes zu beseitigen und eine neue,
                              									von Saulen getragene Decke anzulegen war. Zwischen der Bestellung und Ingangsetzung
                              									liegt also eine Frist von kaum 8 Wochen.
                           Im Nachstehenden sind nach dem Textile Manufacturer,
                              									1887 S. 136 noch einige Abmessungen dieser neuen Maschine mitgetheilt. Die Cylinder
                              									haben 965 bezieh. 508mm Durchmesser, der gemeinschaftliche Hub ist
                              										1371mm; die Spannung in den Dampfkesseln
                              									schwankt zwischen 5,6 und 6at,3 und die Maschine
                              									macht in der Minute 60 Umdrehungen. Die Kraft wird auf die einzelnen Triebwerke der
                              									Fabrik, welche 20000 Dublirspindeln enthält, durch 18 Hanfseile von 44mm Dicke von der 6m,70 im Durchmesser groſsen, als Schwungrad dienenden Seilscheibe
                              									übertragen; letztere hat 10 Arme, ist aus Bogenstücken zusammengesetzt und mit 6
                              									Stahlkeilen auf der in den 508mm langen Lagern
                              										279mm starken Schwungradwelle aus
                              									Siemens-Martin-Stahl befestigt. Die Kolbenstange aus Stahl hat im Hochdruckcylinder
                              										127mm, im Niederdruckcylinder 102mm Durchmesser, der stählerne Zapfen der
                              									schmiedeisernen Kurbel besitzt 152mm Durchmesser
                              									und 202mm Länge. Die von dem Querhaupte durch
                              									doppelte Winkelhebel betriebene Luftpumpe hat 609mm Durchmesser. Die Dampfvertheilung in beiden Cylindern erfolgt durch
                              									schwingende Cylinderschieber, welche Einlaſs- und Auslaſsschieber jeder Seite
                              									vereinigt unter den Cylindern liegen (vgl. Wood * S. 4
                              									d. Bd. bezieh. Hamond 1886 262 * 495). Alle Ventile u.s.w. sind von einem erhöhten Wärterstande aus
                              									zu verstellen.
                           
                        
                           Smales' pneumatischer Wasserstandsmesser.
                           Der vorliegende, von W. Reid und Comp. in London
                              									(Fenchurch-Street 45) ausgeführte Apparat soll dazu dienen, die Wasserstandshöhe in
                              									groſsen Gefäſsen, in den Räumen eines Schiffes u. dgl. abzulesen und zwar in
                              									beliebiger Entfernung von den betreffenden Behältern. Hierzu ist die folgende
                              									Einrichtung getroffen: Ein unten offenes Rohr ist bis auf den Boden des Raumes
                              									geführt, in welchem die Wasserhöhe gemessen werden soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 264, S. 93
                              
                           Das andere Ende steht an der Stelle, wo man die Ablesung
                              									machen will, mit einer Luft-Druckpumpe in Verbindung. Preſst man mittels der Pumpe
                              									Luft in das Rohr ein, so steigt der Druck so weit, bis der Gegendruck der über dem
                              									unteren Rohrende befindlichen Wassersäule überwunden wird und alsdann Luft austritt.
                              									Dieser Höchstdruck kann an einem an das Rohr angeschlossenen Manometer abgelesen
                              									werden, welches zweckmäſsig nach der Höhe der Wassersäule eingetheilt ist. Die Figur
                              									zeigt nach Engineering, 1887 Bd. 43 * S. 93 die
                              									Luftpumpe sammt dem Manometer, ferner einen Hahn, der gestattet, den Apparat
                              									abwechselnd mit vier nach verschiedenen Räumen geführten Rohren zu verbinden.
                           
                        
                           Wasserdruck-Drehscheibe auf dem Bahnhofe in Frankfurt a.
                              									O.
                           Die auf dem Bahnhofe zu Frankfurt a. O. zum Umdrehen der Locomotive sammt Tender
                              									erbaute Drehscheibe von etwa 13m Durchmesser wird
                              									von der städtischen Wasserleitung betrieben und arbeitet, ungeachtet der in Folge
                              									wechselnder Wasserentnahme zwischen 0,5 und 3at
                              									schwankenden Wasserspannung, seit mehreren Jahren ohne Anstand. Die Verdrehung
                              									erfolgt durch zwei unterirdisch angebrachte Tauchkolben unter Vermittelung einer
                              									Kette. Dieselbe ist mit beiden Enden unterhalb der Druckcylinder befestigt und geht
                              									über die mit den Tauchkolben verbundenen Rollen zu dem an der Drehscheibe
                              									befindlichen groſsen Kettenrad, dessen halben Umfang sie umspannt. Durch einen
                              									oberhalb der Cylinder angebrachten Schieber wird je nach Bedarf einem der beiden
                              									Cylinder Druckwasser gegeben und hierdurch die Drehung im einen oder anderen Sinne
                              									bewirkt; bei Ueberschreitung der Drehungsgrenze – einige Grad über 360° – wird
                              									dieser Schieber selbstthätig umgestellt. Im Betriebe erfolgt die Umstellung seitens
                              									des Weichenwärters mit dem in einem Gradbogen geführten Hebel, welcher in der Mitte der
                              									Scheibe neben dem Geleise angebracht ist. Derselbe ist mit der Scheibe fest
                              									verbunden; ein Winkelhebel, der zum Steuerschieber führt und am Fundament des
                              									Königstuhles gelagert ist, erhält die Bewegung durch Heben und Senken eines mit der
                              									Scheibe sich drehenden Schubringes. Die Achsen der an den Tauchkolben befindlichen
                              									Kettenrollen werden durch Laufrollen getragen und von Bügeln umfaſst, welche,
                              									mittels einer zweiten Kette verbunden, eine erhöhte Sicherheit für den regelmäſsigen
                              									Gang des Triebwerkes bieten.
                           Die Cylinder haben 555mm Durchmesser, 2550mm Hub und bewirken eine Umdrehung der beladenen
                              									Drehscheibe um 360° bei 3at Wasserdruck in 1½
                              									Minuten, während bei 0at,6 die Grenze der
                              									Leistungsfähigkeit erreicht ist und die Verdrehung nur langsam vor sich geht. Da
                              									hier die Zugkraft in der Kette 1450k beträgt, so
                              									ergibt sich nach Abzug der Kolbenreibung mit etwa 60k und einem angenommenen Nutzeffect von 80 Proc. die wirklich am
                              									Radumfange erforderliche Kraft mit etwa 1100k und
                              									im Tragrollenkranze nach dem Verhältnisse der Durchmesser von 1880mm und 12440mm
                              									etwa 170k. (Vgl. auch 1887 268 * 309.)
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Cassagnes' Steno-Telegraph.
                           G. A. Cassagnes hat in seinem Steno-Telegraph (vgl. 1886
                              										261 353) einige Veränderungen vorgenommen, über
                              									welche im Engineering, 1887 Bd. 43 * S. 243 berichtet
                              									wird. Zunächst ordnet er die 20 Contactplatten der Vertheiler nicht so an, daſs sie
                              									den ganzen Umfang der Vertheilerscheibe erfüllen, sondern so, daſs sie nur einen
                              									Theil des Umfanges einnehmen, also bei jedem Umlaufe des Contactarmes 2 oder 3
                              									Zeichen gegeben werden und zwar entweder mit derselben Tastenreihe oder mit 2 oder 3
                              									verschiedenen Tastenreihen. Da ferner gewisse Gruppen von Tasten niemals
                              									gleichzeitig gedrückt werden, so gibt Cassagnes
                              									gewissen Paaren von auf einander folgenden Tasten eine gemeinschaftliche
                              									Contactplatte im Vertheiler, läſst die eine Taste einen positiven, die andere einen
                              									negativen Strom zur Contactplatte und nach dem zu empfangenden Amte senden, in
                              									letzterem aber legt er an die zugehörige Contactplatte zwei verschieden polarisirte
                              									Relais. Dadurch wird die Zahl der Contactplatten für jede Tastenreihe von 20 auf 12
                              									herabgebracht. Endlich hat Cassagnes einen
                              									Streifenlocher ausgeführt und im Telegraph eine Reihe von Contactarmen oder Fingern
                              									angebracht, welche den gelochten Streifen abtelegraphiren, indem sie durch seine
                              									Löcher hindurch die Telegraphirströme entsenden. Mit so eingerichteten Telegraphen
                              									ist eine neue Reihe von Versuchen zwischen Paris, Orleans, Tours, Mâcon und
                              									Angoulême nach Paris zurück angestellt worden, bei denen bis zu 350km Entfernung 2400, bis zu 900km 12000 Wörter in der Stunde telegraphirt worden
                              									sein sollen.
                           
                        
                           Der Widerstand des elektrischen Lichtbogens.
                           Bereits 1867 hat Edlund Untersuchungen über den
                              									scheinbaren Widerstand w des elektrischen Lichtbogens,
                              									den er durch galvanische Batterien erzeugte, angestellt und für denselben die Formel
                              										w = a + bl gegeben, worin l die
                              									Länge des Bogens, a und b
                              									aber unveränderliche Gröſsen sind (Poggendorff's Annalen, 1867 Bd. 131 S. 586, Bd. 133 S. 353. 1868 Bd.
                              									134 S. 250 und 337. 1870 Bd. 139 S. 354). Neuere Versuche von Frölich und von Peukert
                              									ergaben Aehnliches; vielfach wurde als Ursache der Erscheinung eine
                              									elektromotorische Gegenkraft angesehen, welche ihren Sitz im Lichtbogen habe, und
                              										Frölich gab (Elektrotechnische Zeitschrift, 1883 * S. 153) für dieselbe die Formel S = a + bL, worin S der
                              									Spannungsunterschied des Lichtbogens, L dessen Länge,
                              										a und b
                              									unveränderliche Zahlen sind. Nach Versuchen, welche V. v.
                                 										Lang angestellt hat (Wiedemann's Annalen, 1885 Bd. 26 S. 145, vgl. D. p. J. 1885 257 483), ist
                              									es wahrscheinlicher, daſs die Gröſse a als eine
                              									elektromotorische Kraft und nicht als ein Uebergangswiderstand anzusehen ist, und
                              									die Formel dürfte nach den Versuchen von Edlund, Peukert,
                                 										Frölich und V. v. Lang zu schreiben sein: S = 39 +1,8 l Volt.
                           Die Ergebnisse von weiteren Versuchen, welche Docent B.
                                 										Nebel in Stuttgart angestellt hat, sind im Centralblatt für Elektrotechnik, 1886 * S. 619 folgendermaſsen
                              									zusammengefaſst: 1) Bei constanter Lichtbogenlänge sinkt die Spannungsdifferenz bei Stromzunahme anfangs
                              									stark, erreicht einen Mindestwerth und steigt dann wieder langsam. 2) Dieser
                              									Mindestwerth der Spannungsdifferenz verschiebt sich mit wachsender Lichtbogenlänge
                              									im Sinne der Stromzunahme. 3) In der von Frölich
                              									aufgestellten. Beziehung zwischen Spannungsdifferenz und Lichtbogenlänge (S = a + bL) ist bis jetzt
                              									nicht erwiesen, ob die Constante a, von der Stromstärke
                              									abhängt, während eine solche Abhängigkeit, allerdings sehr gering, bei der
                              									Constanten b vorhanden zu sein scheint. 4) Die
                              									Constante a, genannt die elektromotorische Gegenkraft
                              									des Lichtbogens, nimmt mit wachsendem Kohlendurchmesser ab. 5) Die Constante a kann keine elektromotorische Gegenkraft im Sinne
                              									derjenigen bei Flüssigkeiten sein.
                           
                        
                           Zink-Eisenlegirung.
                           Zur Darstellung einer Legirung aus Zink und Eisen soll man nach H. N. Warren 0,5 bis 1k Zink in einem Thontiegel bis zum Schmelzen erhitzen und darauf 85 bis
                              										100g wasserfreies Eisenchlorür-Natriumchlorid
                              									zugeben, worauf sofort der Tiegel zu bedecken ist. Es tritt heftige Reaction ein,
                              									welche nach der Formel Fe2Cl4 + 2 Zn = 2 ZnCl2 +
                              									2 Fe verläuft; das metallische Eisen legirt sich mit dem überschüssigen Zink. Die
                              									Legirung besitzt Metallglanz und ist äuſserst spröde, so daſs sie mit Leichtigkeit
                              									gepulvert werden kann; sie soll sich nach der Chemical
                                 										News, 1887 Bd. 55 S. 100 wegen des glänzenden Lichtes, welches sie beim
                              									Verbrennen ausstrahlt, sehr gut zur Verwendung in der Feuerwerkerei eignen und ist auch deshalb von Werth, weil sie wegen ihrer
                              									leichten Pulverisirbarkeit das Mittel gibt, Zink in sehr feiner Vertheilung zu
                              									erhalten in den Fällen, wo die Gegenwart des Eisens unschädlich ist. (Vgl. auch G. H. Billings 1878 228
                              									431.)
                           
                        
                           Darstellung von künstlichem Franklinit.
                           A. Gorgen (Bulletin de la Société chimique, 1887 Bd. 47
                              									S. 372) beobachtete, daſs beim Erhitzen eines Gemenges von Zink-Eisen- und
                              									Natrium-Sulfat zur hellen Rothglut Octaeder von der Zusammensetzung des Franklinits
                              									(Eisenoxyd, Zinkoxyd) entstehen. Gleiche Krystalle erhielt er auch durch Erhitzen
                              									eines Gemenges von Chlorzink und Eisenchlorür in einem Strome feuchter Luft.
                           
                        
                           Scheidung des Goldes und Bleies vom Wismuth.
                           Zur Scheidung des Goldes vom Wismuth, welche bei dem häufigen Goldgehalte der
                              									Wismutherze von Wichtigkeit ist, gibt Ed. Matthey in
                              									der Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 71 ein Verfahren an,
                              									welches, ähnlich wie die Methode von Parkes (vgl.
                                 										Wagner's Jahresbericht, 1869 Bd. 15 S. 148)
                              									zur Trennung von Silber und Blei, auf der Anwendung von Zink beruht. Der Vortheil
                              									dieser Methode gegenüber dem Verfahren durch Abtreiben in der Capelle besteht
                              									hauptsächlich darin, daſs sie gestattet, neben dem Golde auch sofort den gröſsten
                              									Theil des Wismuths in metallischem Zustande und von der Reinheit der gewöhnlichen
                              									Handelswaare zu gewinnen, während beim Abtreiben einerseits ein beträchtlicher Theil
                              									des Wismuths durch Verflüchtigung verloren geht, andererseits die Gewinnung des
                              									Metalles aus dem in der Capelle befindlichen Oxyde mit groſsen Umständen verbunden
                              									ist. Matthey erhitzt das Gold haltige Wismuth bis zum
                              									Schmelzen, fügt dann ungefähr 2 Proc. geschmolzenes Zink hinzu und erhitzt bis zur
                              									Dunkelrothgluth. Die Schmelze wird gut in Bewegung erhalten und die Temperatur
                              									allmählich bis unter Rothgluth erniedrigt. Dann schöpft man die leichte Kruste,
                              									welche sich auf der Oberfläche gebildet hat, ab und behandelt das Metall mit einer
                              									neuen Menge Zink. Die Abschäumungen enthalten das sämmtliche Gold und bestehen im
                              									Uebrigen aus Wismuth, Zink und Zinkoxyd. Dieselben werden mit etwas Borax in einem
                              									Thontiegel geschmolzen; beim Abkühlen sammelt sich das Gold auf dem Boden des
                              									Tiegels an, während die Wismuthschlacke sämmtliche noch im Golde enthaltenen fremden
                              									Metalle auſser Silber aufnimmt und so zugleich raffinirend wirkt. Die Schlacke wird
                              									darauf noch mit etwas metallischem Wismuth geschmolzen, um ihr die letzten Spuren
                              									Gold zu entziehen, welche in das Wismuth übergehen. Aus der Schlacke erhält man
                              									durch Schmelzen mit Kohle das Wismuth als Metall. Matthey erhielt nach diesem Verfahren aus 4301k Wismuth, welches ungefähr 1 Proc. Unreinigkeiten und 1514g Gold enthielt, 4082k Wismuthmetall und 298k Abschäumungen,
                              									welche letzteren sämmtliches Gold enthielten. Dieselben wurden zur Entfernung der
                              									Hauptmenge des Wismuths mit Salpetersäure behandelt und der Rückstand, wie oben
                              									angegeben, verarbeitet, wobei die Gesammtmenge des durch Analyse ermittelten
                              									Goldgehaltes gewonnen wurde.
                           Zur Befreiung des Wismuths vom Blei schlägt Matthey ein Verfahren vor, welches darauf beruht, daſs
                              									eine Wismuth-Bleilegirung beträchtlich niedriger schmilzt als das Wismuth. Läſst man
                              									das zum Schmelzen erhitzte, Blei haltige Wismuth langsam erkalten und entfernt, wenn
                              									der gröſste Theil krystallisirt ist, den flüssigen Theil, so besitzt der Rückstand
                              									schon einen bedeutend geringeren Bleigehalt und es gelingt durch mehrmalige
                              									Wiederholung dieser Arbeit die letzten Spuren von Blei zu entfernen. Bei einem
                              									Wismuth mit 14,6 Proc. Blei z.B. lieferte dieses Verfahren bei der 1. bis 5.
                              									Krystallisation 9,8, 5,1, 3,8, 2,5 bezieh. 0,4 Proc. Bleigehalt. (Vgl. auch Valenciennes 1874 214
                              									238.)
                           
                        
                           Verfahren, Thierhaare zum Verfilzen vorzubereiten.
                           E. Tweedy in Daubury, H.
                                 										Brevoort in New-York und J. L. Roberts in
                              									Brooklyn (D. R. P. Kl. 41 Nr. 38394 vom 7. April 1886) wollen die das Eindringen des
                              									Wassers verhindernde Substanz auf Thierhaaren oxydiren, um letztere für Hutmacherzwecke u. dgl. geeigneter zu machen. Hierzu
                              									werden die Haare gewöhnlich mit Quecksilbernitrat behandelt, welches diese die Haare
                              									einhüllende Substanz im Wasser löslich macht. Da aber bei dieser Behandlung auf den
                              									Fasern leicht Quecksilbersalze zurückgehalten werden können, so sollen nach dem
                              									neuen Verfahren die Thierhaare in einer abgeschlossenen Kammer bei Gegenwart von
                              									Feuchtigkeit der Einwirkung von Dämpfen der salpetrigen oder Salpetersäure
                              									ausgesetzt werden. Hierzu werden diese Dämpfe im Verhältnisse von 4 : 1 mit
                              									Wasserdampf gemischt und in die mit Haaren angefüllte Kammer geblasen.
                           
                        
                           Zur Untersuchung von Kirschwasser.
                           Um Kirschwasser auf seine Echtheit zu prüfen, gibt X.
                                 										Rocques (Bulletin de la Société chimique de
                                 										Paris, 1887 Bd. 47 S. 203) folgendes Verfahren an: 125cc Kirschwasser werden mit etwas Kalilauge
                              									versetzt und hierauf etwa 60 bis 70cc
                              									abdestillirt. Der alkalische Rückstand wird gelb, bleibt aber bei natürlichem
                              									Kirschwasser klar, während bei den meisten künstlichen sich Flocken ausscheiden;
                              									derselbe riecht bei echter Waare ähnlich wie ein Auszug aus Lindenblüthen, bei
                              									künstlicher mehr aromatisch und häufig nach Mandeln. Auf Zusatz von Phosphorsäure zu
                              									dem Rückstande entsteht bei echtem Kirschwasser eine Trübung, während bei unechtem
                              									der entstandene Niederschlag sich löst. Destillirt man nun noch weiter bis auf etwa
                              										20cc Rückstand und leitet das Destillat in
                              										10cc Ammoniak, so kann man in dieser
                              									Flüssigkeit die Blausäure bestimmen. Die zuerst übergegangenen 60 bis 70cc Alkohol werden durch Zusatz von Wasser auf ihr
                              									ursprüngliches Volumen (von 125cc) gebracht und
                              									zeigen sowohl im Gerüche wie auch in ihrem Verhalten gegen Schwefelsäure und
                              									übermangansaures Kali verschiedene Eigenschaften, je nachdem das Product echt oder
                              									unecht war. Der Alkohol, von echtem Kirschwasser erhalten, hat einen von dem der
                              									bitteren Mandeln sehr verschiedenen Geruch, welcher etwas an Quitte erinnert; bei
                              									künstlichem hat der Alkohol einen angenehmen, aber vom vorigen sehr verschiedenen
                              									Geruch, häufig auch nach bitteren Mandeln. Mit gleichen Theilen Schwefelsäure
                              									gekocht, färbt sich der Alkohol im Falle der Echtheit gelb, während die mit reinem
                              									Sprit hergestellten Kirschwasser einen Alkohol liefern, der meistens farblos bleibt.
                              									Mit einigen Tropfen übermangansaurem Kali zusammengebracht, findet bei echtem
                              									Kirschwasser eine schwache, aber merkliche Reduction statt, während dies bei
                              									künstlichem nicht eintritt.