| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 138 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Die Wasserräder von Hamath.
                           Durch die Ebene von Hamath in Syrien flieſst der Fluſs
                              										Nähr el Aasy, der alte Orontes, von den Wassern des Libanon gespeist; er ist die
                              									Hauptwasserquelle der groſsen Ebene. Hunderte von Schöpfrädern, theils von dem
                              									Strome selbst, theils durch Zugthiere in Bewegung gesetzt, sind an seinen Ufern
                              									aufgestellt und heben die Wasser in die Leitungen, von deren Wirksamkeit die
                              									landwirthschaftliche Blüthe der Gegend abhängt.
                           Die Stadt Hamath, das alte Eprphania, liegt 195km nördlich von
                              									Damaskus an beiden Seiten des Orontes. Dieselbe wird durch 6 auſsergewöhnlich groſse
                              									Schöpfräder, welche der Fluſs treibt, mit Wasser versehen; dieselben heben das
                              									Wasser in hochgelegene Leitungen. Jedes Rad nebst Leitung ist Eigenthum einer
                              									besonderen Gesellschaft. Die Räder sind unterschlächtig; der Fluſs ist theilweise
                              									aufgestaut, um das erforderliche Gefälle zu erlangen; zwischen dem Ufer und einem
                              									Mauerpfeiler zur Lagerung des Rades entsteht der nöthige Kanal und über diesem
                              									thürmt sich das mächtige, fast 25m hohe Wasserrad
                              									auf. Diese Wasserräder sind ganz von Holz gebaut und, wie zu erwarten, von sehr
                              									unvollkommener Construction und von geringem Nutzeffect. Ein groſser Theil der durch
                              									sie gewonnenen Einnahmen – die Bevölkerung von Hamath ist bezüglich ihrer
                              									Wasserversorgung ganz von diesen Rädern abhängig – geht für Instandhaltung wieder
                              									auf. An der Landseite tragen diese Räder eine Anzahl von Eimern, durch welche das
                              									Wasser gehoben und in der Nähe des Radscheitels in eine Leitung ausgegossen wird,
                              									die dasselbe in die Stadt führt. Doch ist diese Wasserversorgung eine durchaus
                              									ungenügende, sowohl was die Wassermenge, als auch was den Druck anbelangt.
                           Der Scientific American, 1887 Bd. 56 * S. 63 bemerkt zu
                              									dieser Mittheilung, daſs sich in Syrien, welches für ungemessene Wassermengen in
                              									seiner Landwirthschaft Verwendung hat, ein gutes Feld für Wasseringenieure eröffne,
                              									um daselbst, sei es mit Benutzung der Wasserkraft des Orontes durch gute Turbinen
                              									oder Wasserräder, sei es mit Dampfpumpen oder hydraulischen Widdern eine
                              									zweckentsprechende Wasserversorgung einzurichten. Daſs hierfür ein Bedürfniſs
                              									besteht, geht aus der Thatsache am besten hervor, daſs die Bürger von Hamath selbst
                              									– trotz der sprichwörtlichen orientalischen Gleichgültigkeit – über den Mangel an
                              									Wasser klagen.
                           
                        
                           H. Büssing's Thürheber bezieh. Eisenbahnwagenschieber.
                           Es unterliegt keinem Zweifel, daſs das Schmieren der Thurangeln in vielen Fällen
                              									deshalb unterlassen wird, oder nur in ungenügender Weise geschieht, weil das nicht
                              									zu umgehende Ausheben der Thüren eine schwierige Arbeit ist, wenn man keine
                              									besonderen Hilfsmittel hierzu besitzt. Diesem Miſsstande begegnet ein neuer, von H. Büssing in Braunschweig (vgl. * D. R. P. Kl. 35 Nr.
                              									38277 vom 6. März 1886) construirter einfacher Apparat, welcher allen Haushaltungen
                              									zu empfehlen ist. Derselbe ist, wie aus der Figur ersichtlich, aus zwei durch ein
                              									Gelenk verbundenen Eisenplatten a und b gebildet, zwischen denen die Drehachse eines
                              									Handhebels c liegt, welcher in umgelegter Stellung die
                              									Platte b mittels eines Daumens um einige Centimeter
                              									emporhebt. Der Thürheber wird in der angedeuteten Weise mit seinem zugeschärften
                              									Vordertheil unter die zu schmierende Thür geschoben, welche zuvor so weit zu öffnen
                              										ist, daſs sie
                              									auſserhalb des Thurfalzes steht. Hierauf legt man den Hebel c um, wodurch die Thür gehoben und die Dorne der Angeln ein Stück
                              									freigelegt werden, so daſs man dieselben bequem schmieren kann. Der Hebel c gestattet das Feststellen auch noch in einer
                              									Zwischenstellung, damit ein vollständiges Ausheben selbst bei Angeln mit kurzem Dorn
                              									nicht zu befürchten ist. Da das Hebelverhältniſs am Apparate ein sehr groſses ist,
                              									kann man sogar eingerostete Thüren mit Leichtigkeit heben.
                           Textabbildung Bd. 264, S. 139Der Apparat kann auch zum Lösen von Kistendeckeln verwendet werden, oder, in gröſserem Maſsstabe ausgeführt,
                              									als Eisenbahnwagenschieber dienen, d.h. zum Fortbewegen
                              									von beladenen Güterwagen von 10000 bis 20000k
                              									Gewicht durch einen Mann auf wagerechter Bahn mit 3 bis 4m Geschwindigkeit in der Minute. (Als Thürheber
                              									ist der Apparat im Einzelbezuge für 2 M. zu haben.)
                           
                        
                           Berliner Vorschriften über die Beanspruchung der
                              									Baustoffe.
                           Die zulässige Beanspruchung der Baumaterialien wird nach einer im Centralblatt der Bauverwaltung, 1887 S. 89
                              									veröffentlichten Bekanntmachung des Polizeipräsidenten von Berlin vom 21. Februar d.
                              									J., welche derselbe auf Grund des § 19 der Bau-Polizei-Ordnung für den Stadtkreis
                              									Berlin erlieſs, folgendermaſsen festgestellt:
                           
                              
                                 Schmiedeisen auf Zug
                                 
                                        750 k/qc
                                 
                              
                                           „             „   Druck
                                 
                                   750
                                 
                              
                                           „             „   Abscherung
                                 
                                   600
                                 
                              
                                 Guſseisen auf Zug
                                 
                                   250
                                 
                              
                                        „         „   Druck
                                 
                                   500
                                 
                              
                                        „         „   Abscherung
                                 
                                   200
                                 
                              
                                 Bombirtes Eisenwellbech auf Zug
                                 
                                   500
                                 
                              
                                         „                 „               „  Druck
                                 
                                   500
                                 
                              
                                 Eisendraht auf Zug
                                 
                                 1200
                                 
                              
                                 Eichen- und Buchenholz auf Zug
                                 
                                   100
                                 
                              
                                       „      „             „           „   Druck
                                 
                                     80
                                 
                              
                                 Kiefernholz auf Zug
                                 
                                    100
                                 
                              
                                         „           „   Druck
                                 
                                      60
                                 
                              
                                 Granit auf Druck
                                 
                                      45
                                 
                              
                                 Sandsteine je nach der Härte auf Druck
                                 auf Druck
                                      15 bis 30
                                 
                              
                                 Rüdersdorfer Kalksteine in Quadern
                                 „
                                     25
                                 
                              
                                 Kalksteinmauerwerk in Kalkmörtel
                                 „
                                       5
                                 
                              
                                 Gewöhnliches Ziegelmauerwerk in Kalkmörtel
                                 „
                                       7
                                 
                              
                                 Ziegelmauerwerk in Cementmörtel
                                 „
                                      11
                                 
                              
                                 Bestes Klinkermauerwerk in Cementmörtel
                                 „
                                      12 bis 14
                                 
                              
                                 Mauerwerk aus porösen Steinen
                                 „
                                      3 bis 6
                                 
                              
                                 Guter Baugrund
                                 „
                                      2,5
                                 
                              
                           
                        
                           G. Geiger's Polirscheiben aus Papierblättern mit
                              									Schmirgel.
                           Zur Herstellung von Polirscheiben klebt G. Geiger in
                              									Bissingen a. Enz (D. R. P. Kl. 67 Nr. 38411 vom 10. Juni 1886) gelochte Papierblätter mit einer Mischung aus Leim und
                              									Staubschmirgel zusammen. Die Lochung des Papieres bezweckt dabei, daſs der Schmirgel
                              									besser hält und eine festere Verbindung der einzelnen Papierblätter erzielt wird,
                              									wie auch die Scheibe beim Abarbeiten zackiger wird und einen besseren Angriff
                              									bekommt. (Vgl. Laughton und Bishop 1886 260 93.)
                           
                        
                           Neuerung an Dampfkesselfeuerungen mit
                              									Kohlenwasserstoffen.
                           Bei Anwendung von zerstäubten Kohlenwasserstoffen zur Feuerung von Dampfkesseln ist
                              									man meistens gezwungen, behufs Erlangung des zur Zerstaubung nöthigen Dampfes, den Kessel
                              									erst mit anderen Brennmaterialien anzuheizen. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, hat
                              									bereits Burgess (vgl. 1885 258 * 419) einen besonderen Dampferzeuger in der Feuerung angebracht, der
                              									es ermöglicht, den nöthigen Dampf zu erhalten, ohne den ganzen Kessel anzufeuern.
                              									Auf derselben Idee beruht der Apparat von P. Tarbutt in
                              									London (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 36826 vom 10. Januar 1886): An Stelle des Rostes
                              									befindet sich ein Schlangenrohr, welches einerseits mit einem unter Druck
                              									befindlichen Wasserbehälter, andererseits mit dem Kohlenwasserstoff-Behälter in
                              									Verbindung gesetzt werden kann. Dieses Rohr wird durch ein kleines Holzfeuer
                              									genügend erhitzt und hierauf aus dem Druckbehälter Wasser tropfenweise zugeführt,
                              									welches sofort verdampft. Dieser Dampf strömt nun in den Feuerungsraum und reiſst
                              									die Kohlenwasserstoffe mit, welche sich über dem Schlangenrohre entzünden und
                              									dasselbe weiter erhitzen. Der Wasserzufluſs wird nun vermehrt und so lange
                              									fortgesetzt, bis der Kessel Dampf abgeben kann, worauf die Verbindung mit dem
                              									Druckbehälter abgestellt und Dampf aus dem Kessel in das Schlangenrohr geleitet
                              									wird. (Vgl. auch Archer 1886 262 * 370. Key 1887 263 * 240.)
                           
                        
                           Ueber die Entwickelung der elektrischen Straſsenbahnen.
                           In der American Street Railway Association hat kürzlich
                              										T. C. Robbins in Baltimore als Berichterstatter
                              									eines besonderen Ausschusses einen Vortrag über die Entwickelung der elektrischen
                              									Straſsenbahnen gehalten, über welchen im Scientific American
                                 										Supplement. 1886 S. 9118 ausführlichere Mittheilungen gemacht werden.
                           Nach Erwähnung des im J. 1834 auf der Newa angestellten Jacobi'schen Versuches mit elektrischer Fortbewegung überspringt der
                              									Vortragende als unbedeutend alle zwischenliegenden Anläufe bis zum J. 1860, wo Prof.
                              										Page in Washington durch eine Straſsenlocomotive
                              									einen mit Personen besetzten Wagen trieb und 32km
                              									Geschwindigkeit in der Stunde erreicht haben soll. Page
                              									benutzte dabei eine Kohlen-Zink-Batterie. Darauf wird der Versuchsbahn von Siemens und Halske während der Berliner
                              									Gewerbe-Ausstellung von 1879 (vgl. 1879 233 171) erwähnt
                              									und im Anschlusse daranDazwischen liegt B. Egger's Versuch in Wien im
                                    											J. 1880 (vgl. 1880 238 498).die Bahn
                              									in Lichterfelde (vgl. 1881 241 * 368. 1882 243 265. 1883 248 103). Einige
                              									kleinere VersucheVgl. Paris 1882 244 164. Charlottenburg 1882 244 462. 1883 248 *
                                    											103. Zandvoort 1882 245 44. Verschiedene kleinere
                                    											Bahnen 1882 246 367. 1883 249 161. 250 550. Zaukeroder Grubenbahn
                                    											1883 247 45. 248
                                    											103.übergehend, erwähnt der Vortragende Th. E. Edison's Bahn in Menlo Park, New Jersey, im Sommer 1882, auf
                              									welcher in wagerechter Strecke 64km
                              									Geschwindigkeit in der Stunde erreicht worden sein sollen (vgl. 1882 246 367). Dann werden die LocomotivenDie Locomotiven von Dupuy bezieh. von der Electrical Power Storage Company und von der
                                    												West Metropolitan Tramways Company (vgl.
                                    											1883 248 104. 105).berührt, welche Leo Daft noch im J. 1882 baute und auf einer
                              									Bahnstrecke in den Werken der Daft Electric Light
                                 										Company zu Greenville, New Jersey, in Gang setzte. Dabei vermochte eine
                              									kleine Locomotive von 204k Gewicht auf trockenen
                              									Schienen 136k Zugkraft zu entwickeln. Im Herbst
                              									1882 wurde in Chicago während der Ausstellung eine Weston'sche Maschine einer Prüfung unterzogen (vgl. 1883 250 552. 1884 251 334). Im
                              									Februar 1883 wurde ein Motor von 136k Gewicht von Ch. J. van
                                 										Depoele und in den Werken der Daft Company
                              									probirt. Im Mai 1883 begann der Bau einer elektrischen Locomotive („Ampère“)
                              									für die 16km lange Saratoga und Mc
                              									Gregor-Eisenbahn; dies war die erste Benutzung elektrischen Betriebes auf einer
                              									gewöhnlichen Dampf-Eisenbahn; die Locomotive zog einen Wagen von 10t Gewicht mit 68 Personen. Diesem gelungenen
                              									Versuche folgten viele von Anderen angestellte ProbenUeber Smith's Versuch bei Manchester ist
                                    											berichtet 1885 255 305. Vgl. ferner Reckenzaun bezieh. Daft 1886 260 * 305. Elieson 1886 261 *
                                    											65. Julien 1886 262
                                    											235., welche zwar meist ohne bleibenden Erfolg verliefen, jedoch 1884 zu der
                              									Gründung der American Electric Railway Company
                              									führten.
                           Im Mai 1884 entstand ferner die Massachusetts Electric Power
                                 										Company als die erste Gesellschaft für elektrische Kraftvertheilung und
                              									seitdem sind viele andere in Amerika ihr gefolgt und arbeiten ganz befriedigend.
                              									Verwendet werden von denselben namentlich die Motoren von Sprague (vgl. auch 1886 262 * 216), C. van de Poele (1886 262
                              									60), Edgerton (1886 264 *
                              									405), Baxter, D'hul u.a. Im August 1885 betrieben Knight und Bentley eine
                              									kleine Bahn in der Stadt Cleveland mit unterirdischem Stromleiter, bei welcher zum
                              									ersten Male eine solche Stromzuführung in Amerika zur Anwendung gebracht worden ist,
                              									auch gut gelungen sein soll. Die im J. 1885 von C. J. van de
                                 										Poele gebaute und in Betrieb genommene Locomotive soll im Herbst 1885 auf
                              									der Ausstellung in Toronto gut gearbeitet haben, ebenso an anderen Orten, namentlich
                              									in Montgomery, Ala., und South Bend, Ind. Die Stromzuleitung führt van de Poele oberirdisch. Die „Baltimore und Hampten
                                 										Electric Railroad“ ist die einzige gewerbliche Anlage in Amerika, welche
                              									lange genug in Betrieb gewesen ist, um statistische Vergleiche mit dem Betriebe mit
                              									Pferden und anderen Zugkräften zu ermöglichen. Die Betriebsergebnisse, welche in 12
                              									Monaten einen für jene Gegenden auſserordentlich strengen Winter einschlieſsen, sind
                              									für diese bezüglich der Steigungen und Strömungen durchaus nicht in ausgesuchtem
                              									Boden angelegte Bahn sehr günstig. Die als gewerbliches Unternehmen angelegte Bahn
                              									hält sich nicht nur, sondern sie wird auch erweitert.
                           Um dieselbe Zeit war die Daft Company mit dem Baue eines
                              									groſsen elektrischen Motors „Ben Franklin“ (vgl. 1886 260 * 318) beschäftigt, welcher in New York auf der Ninth-Avenue-Hochbahn
                              									versuchsweise zur Verwendung kommen sollte. Derselbe kam später auf einer kurzen
                              									Strecke der Fourteenth Street zur Verwendung und zog 4 Wagen auf 3km,2 dieser Straſse. Es stellte sich heraus, daſs
                              									zu vollständiger Befriedigung der Bedürfnisse ein noch kräftigerer Motor
                              									erforderlich sein würde, und bald werden die Versuche in gröſserem Maſsstabe wieder
                              									aufgenommen werden.
                           Inzwischen hat F. J. Sprague eine Locomotive gebaut und
                              									auf einer kurzen Strecke der Third-Avenue-Hochbahn in Betrieb gesetzt; die noch
                              									nicht abgeschlossenen Proben damit sollen ganz erfolgreich sein und werden
                              									wahrscheinlich zu einer ausgedehnten Verwendung dieses Motors führen.
                           Der Vortragende wendet sich schlieſslich zur Widerlegung einiger mit Unrecht gegen
                              									den elektrischen Betrieb erhobenen Bedenken. Daſs die Verwendung der Elektricität
                              									gefährlich sei, kann nur beim Betriebe mit hoher Spannung zugegeben werden. Bei der
                              									an der Baltimore-Hampten-Bahn angewendeten Spannung hat der täglich 18 stündige
                              									Betrieb von der Dauer eines Jahres dargethan, daſs er, soweit das menschliche Leben
                              									in Betracht kommt, vollkommen harmlos ist. Wenn gesagt wird, der Betrieb sei
                              									unsicher, so kann aus den Erfahrungen eines Jahres nachgewiesen werden, daſs er bei
                              									jedem Wetter so sicher wie jede andere mechanische Beförderungsweise gewesen ist,
                              									nachdem einmal im ersten oder in den beiden ersten Monaten die kleinen
                              									Schwierigkeiten beseitigt waren, welche jeder Neuanlage anhaften. Auch besonders
                              									geübte Bedienung erfordert der elektrische Betrieb nicht. Auf der genannten Bahn
                              									sind Leute angestellt, welche ganz unbewandert in den Anwendungen der Elektricität
                              									waren, und diese Leute bilden die einzige Hilfe für alle nöthigen Verrichtungen;
                              									dennoch sind Unterbrechungen auf dieser Bahn jetzt ebenso selten wie bei einer
                              									gewöhnlichen Eisenbahn. In dem am 1. September 1885 endenden Jahre beförderte die
                              									Bahn mit 3 Wagen und mit Pferden 227155 Personen zu je 5 Cents (20 Pf.). In dem am
                              									1. September 1886 endenden Jahre beförderte die Bahn mit 2 von Daft'schen Motoren bewegten Wagen 311141 Personen zu
                              									ebenfalls je 20 Pf. In jedem elektrisch getriebenen Wagen wurden in einem Jahre
                              									155570, in jedem von Pferden gezogenen 75718 Personen befördert. Die Roheinnahme bei
                              									einem elektrisch getriebenen Wagen betrug 32670 M., die bei einem von Pferden
                              									gezogenen Wagen 15900 M. Die durchschnittlichen Kosten des Pferdebetriebes für 1
                              									Wagen und 1 Tag werden auf 27,30 M. geschätzt, die durchschnittlichen Kosten der
                              									elektrischen Kraft betragen: 1t,5 Kohlen zu je
                              									6,30 M. macht 9,45 M., Maschinist 8,40 M., Feuermann 6,30 M., Oel und Abnutzung 2,10 M.,
                              									Zinsen für die Anlage- und Ansbesserungskosten 11,55 M., Gesammtbetrag 37,80 M. für
                              									1 Tag. Die dabei gelieferte Betriebskraft reicht auf dieser Bahn für 3 Motoren und
                              									Wagen aus, so daſs die elektrische Kraft für 1 Wagen täglich auf 12,60 M. zu stehen
                              									kommt. Unter günstigeren Verhältnissen würde sie noch weniger kosten.
                           
                        
                           Seel's Glühlampenhalter.
                           Die Glühlampe von C. Seel in Charlottenburg (* D. R. P.
                                 									Kl. 21 * Nr. 36910 vom 24. Februar 1886) ist an ihrem unteren Ende mit gebogenen
                              									Contactfedern versehen und kann durch dieselben mit den die Zuleitungsdrähte
                              									haltenden Contactschrauben r in und auſser Berührung
                              									gebracht werden. Die Lampe wird in dem ⊥-förmigen
                              									Bajonettschlitze t einer Hülse l befestigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 264, S. 142
                              
                           Diese Hülse ist drehbar auf dem Kopfe a und wird durch Schlitze i und Schräubchen
                              										c geführt. In einen senkrechten Schlitz g1 der Hülse faſst ein
                              									Stift s, welcher an einem um den Bolzen b drehbaren Knopfe d
                              									sitzt; durch einen wagerechten Schlitz g der Hülse
                              									hindurch ist b in den Kopf a eingeschraubt. Beim Drehen des Knopfes d um
                              									180° nach der einen Richtung wird die Hülse mit der Lampe so bewegt, daſs ihre
                              									Contactfedern in leitende Verbindung mit den Schrauben r kommen und die Lampe eingeschaltet wird; bei einer gleich groſsen
                              									entgegengesetzten Drehung wird die leitende Verbindung aufgehoben, also die Lampe
                              									ausgeschaltet.
                           
                        
                           Zipernowsky, Deri und Blathy's Regulirung elektrischer
                              									Wechselströme.
                           In verwandter Weise, wie Zipernowsky und Deri (vgl. 1886 260 188)
                              									eine Selbstregulirung bei Wechselstrommaschinen erreichen wollen, streben C. Zipernowsky, M. Deri und O.
                                 										T. Blathy (D. R. P. Kl. 21 Nr. 37780 vom 31. Januar 1886) auch eine
                              									Regulirung zwischen mehreren derselben Wechselstromquelle entstammenden Zweigströmen
                              									zu erreichen. Um bei Vertheilung von Wechselströmen mit unveränderlicher Stromstärke das gegenseitige Verhältniſs der Stärken
                              									von zwei oder mehreren Zweigströmen derselben Elektricitätsquelle constant zu
                              									erhalten, werden die von einer gemeinsamen Elektricitätsquelle stammenden
                              									Zweigströme durch die Bewickelung von Inductionsspulen oder
                              									Wechselstromtransformatoren derartig geleitet, daſs der Eisenkern jeder einzelnen
                              									der Inductionsspulen von zwei der Zweigströme oder von 2 Gruppen solcher Zweigströme
                              									in entgegengesetzter Richtung umkreist wird, um durch die in den Inductionsspulen
                              									auftretenden Inductionswirkungen diese Zweigströme zu regeln.
                           Handelt es sich um die Vertheilung von Wechselströmen mit constanter Stromspannung in dem Leitungssysteme, so wird der an
                              									einer Stelle von der Hauptleitung abzweigende Theilstrom oder der von diesem
                              									Theilstrome in einem Transformator erzeugte Secundarstrom durch die eine Bewickelung
                              									einer Inductionsrolle geleitet und durch die zweite Bewickelung dieser Rolle der an
                              									der Abzweigungsstelle in der Hauptleitung selbst vorhandene Strom derart geführt,
                              									daſs diese beiden Ströme den Eisenkern der Inductionsrolle in entgegengesetztem
                              									Sinne umkreisen. Die beiden Enden der von dem localen Theilstrom durchflossenen
                              									Bewickelung werden durch einen Widerstand mit einander verbunden, um die durch die
                              									Leitungswiderstände bedingten Aenderungen der Stromspannung an den verschiedenen
                              									Stellen der Leitung bei veränderlicher Stromstärke in derselben auszugleichen, d.h.
                              									die Verbrauchsstellen trotz veränderlicher Stromentnahme mit Strömen von
                              									unveränderlicher Spannung zu versehen.
                           
                        
                           
                           Zusammensetzung der Eisenerze von Cuba.
                           Die in der Provinz Santiago auf Cuba vorkommenden Erze sind rother Magnetit und
                              									Hämatit. Die Juragua-Actiengesellschaft besitzt daselbst 17 Gruben. Die Erze
                              									enthalten bis 67 Proc. metallisches Eisen; die übrige Zusammensetzung geht aus
                              									folgenden 8 Analysen hervor:
                           
                              
                                 Eisen
                                 Schwefel
                                 Phosphor
                                 Silicium
                                 
                              
                                 58,2
                                 0,062
                                 0,496
                                 2,17
                                 
                              
                                 62
                                 0,040
                                 0,035
                                 2,08
                                 
                              
                                 64,6
                                 0,037
                                 0,061
                                 1,97
                                 
                              
                                 66,3
                                 0,032
                                 0,012
                                 0,89
                                 
                              
                                 65,9
                                 0,123
                                 0,043
                                 1,24
                                 
                              
                                 67,2
                                 0,096
                                 0,069
                                 2,34
                                 
                              
                                 67,1
                                 0,087
                                 0,037
                                 2,28
                                 
                              
                                 67,1
                                 0,071
                                 0,031
                                 3,41
                                 
                              
                           (Nach der Rerista minera durch Stahl und Eisen, 1887 S. 288.)
                           
                        
                           Scott's Feuerlösch-Handgranate.
                           Die Handgranate für Feuerlöschzwecke von J. Ph. Scott in
                              									New-York (* D. R. P. Kl. 61 Nr. 37158 vom 22. September 1885) weist mehrere
                              									Eigenthümlichkeiten auf. Zunächst ist die Granate mit einem Ringe E aus Eisen oder hartem Material umgeben, welcher
                              									mittels Streben e1 aus
                              									Draht oder Schnüren an der Flasche der Granate befestigt und durch leichte Federn
                              										e in dem gewünschten Abstande erhalten wird.
                              									Dadurch soll die Glasflasche der Granate, wenn dieselbe auf einen noch so weichen
                              									Gegenstand geschleudert wird, unter allen Umständen an dem Ringe E zerschellen. Bei Temperaturwechsel liegt die Gefahr
                              									einer unzeitigen Explosion in Folge Gasbildung im Inneren der Granate nahe; es ist
                              									daher in dem Flaschenverschlusse ein offenes dünnes Rohr C als Sicherheitsventil angebracht. Dieses Rohr ist bei c1 gebogen und
                              									erweitert sich nahe der äuſseren Oeffnung c, um ein
                              									Heraustropfen durch Uebersprudeln und dadurch verursachtes Entleeren der Flasche zu
                              									verhüten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 264, S. 143
                              
                           Steigt die Temperatur in der Flasche, so wird eine kleine
                              									Menge Gas durch die sehr enge Oeffnung c
                              									herausgedrängt; bei Abnahme der Temperatur condensirt sich das Gas wiederum zu
                              									Flüssigkeit. Wäre nun C eine gerade Röhre, so würde
                              									sich der Tropfen Flüssigkeit an der Oeffnung c
                              									ansetzen; die weitere Gasentwickelung in der Flasche würde denselben durch neue
                              									aufsteigende Gase verdrängen und so allmählich eine Entleerung der Flasche
                              									herbeiführen. Um dies zu vermeiden, ist die blasenartige Erweiterung des Rohres C geschaffen und das letztere umgebogen. Bei
                              									eintretender Temperaturerhöhung füllen die aufsteigenden Gase zunächst die Blase des
                              									Rohres C; sinkt nun die Temperatur wieder, so bildet
                              									sich durch die Condensation der Gase bei der Biegung q
                              									ein Wasserabschluſs, wodurch ein weiteres Entleeren der Flasche unmöglich gemacht
                              									wird. Durch die Condensation der in der Blase befindlichen Gase entsteht eine
                              									Luftverdünnung, welche den Tropfen, der sich sonst an der Oeffnung c festgesetzt hätte, zurücksaugt und auf diese Weise
                              									letztere stets trocken hält. Eine plötzliche Erhöhung der Temperatur um mehrere
                              									Grad, wie sie bei Ausbruch eines Feuers eintritt, würde eine derartig starke
                              									Gasentwickelung zur Folge haben, daſs die enge Oeffnung c zum Entweichen der Gase nicht genügen und so eine selbstthätige
                              									Explosion der Granate bewirken würde. (Vgl. Uebersicht 1885 258 142.)
                           
                        
                           
                           Darstellung geschwefelter Kohlenwasserstoffe aus ungesättigten
                              									Kohlenwasserstoffen.
                           E. Jacobsen in Berlin (D. R. P. Kl. 12 Nr. 38416 vom 9.
                                 									Januar 1886) hat beobachtet, daſs sich Mineralöle und Paraffine beim Erhitzen mit
                              									Schwefel sehr verschieden verhalten, je nachdem sie ungesättigte Kohlenwasserstoffe
                              									enthalten oder nicht, insofern der Schwefel auf ungesättigte Kohlenwasserstoffe unter Abspaltung von Schwefelwasserstoff
                              									einwirkt, während er gesättigte selbst bei
                              									Siedetemperatur unverändert läſst.
                           Um diese geschwefelten Kohlenwasserstoffe, Thiole
                              									genannt, darzustellen, läſst E. Jacobsen Schwefelblumen
                              										(10g) auf z.B. Gasöl (100g) von 0,87 sp. G., welches auf 215° erhitzt ist,
                              									derart einwirken, daſs die Schwefelblumen nach und nach eingetragen werden, wenn
                              									jeweils die Schwefelwasserstoffentwickelung beendigt ist. Die Menge des Schwefels
                              									richtet sich danach, ob man mehr oder minder geschwefelte Thiole erhalten will. Das
                              									Einwirkungsproduct behandelt man mit Alkohol, wobei die unverändert gebliebenen
                              									Grenzkohlenwasserstoffe sowie überschüssiger Schwefel ungelöst bleiben, während die
                              									Thiole in die alkoholische Lösung gehen und nach dem Abdestilliren des Alkohols
                              									zurückbleiben.
                           Die Thiole sind je nach dem angewendeten Ausgangsproducte (Solaröle, Paraffine)
                              									flüssige oder feste, meist gelblich gefärbte Körper, leicht löslich in Alkohol,
                              									Aether, Benzol, Ligroin u.s.w., unlöslich in Wasser; sie enthalten chemisch
                              									gebundenen Schwefel, der äuſserst schwer und z.B. nur durch Erhitzen mit rauchender
                              									Salpetersäure unter Zerstörung der Substanz ausgeschieden werden kann. Beim
                              									Destilliren tritt unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff theilweise Dissociation
                              									ein. Mit concentrirter Schwefelsäure oder Chlorsulfonsäure in der Kälte gemischt,
                              									entstehen wasserlösliche Sulfosäuren, im ersteren Falle unter Abscheidung von
                              									schwefliger Säure. Diese Sulfosäuren können aus dem rohen Schwefeleinwirkungsproduct
                              									auch unmittelbar dargestellt werden, ohne daſs eine Isolirung der Thiole nöthig
                              									ist.
                           Den Thiolen, ihren Sulfosäuren und deren Salzen, sowie den Halogensubstituten der
                              									Thiolsulfosäuren kommen nach Jacobsen antiseptische
                              									Eigenschaften zu; sie sollen als Heilmittel Verwendung
                              									finden.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung einer Anstrich- und
                              									Isolirmasse.
                           Die Anstrichmasse von Ph. Cornely in Köln (D. R. P. Kl.
                                 									22 Nr. 38221 vom 17. Februar 1886) besteht aus Steinkohlentheer mit solchen
                              									Zusätzen, von welchen der eine Theil geeignet ist, den Wassergehalt des Theeres
                              									aufzunehmen und zu erhärten, der andere aber in Kitten besteht, welche fest werden
                              									und die ganze Masse in sich binden. Als Wasser aufnehmende, erhärtende Masse wird
                              									Cement benutzt, als Kitt Kalk mit weichem Käse (Quark), auſserdem der Rückstand,
                              									welcher bei der Fabrikation der schwefligen Säure aus Schwefelsäure und Holzkohle in
                              									den Retorten verbleibt und eine beim Trocknen sehr fest zusammenbackende Masse
                              									bildet. Der Kalk und der Käse werden zusammen vermählen und mit dem ebenfalls
                              									gemahlenen vorerwähnten Rückstande sowie dem gemahlenen Cement dem Steinkohlentheere
                              									zugesetzt und mit diesem verrührt. Als passende Mengenverhältnisse sollen sich auf
                              										1000k Steinkohlentheer empfehlen: 20k Cement, 125k
                              									Kalk, 12k,5 Käse und 20k des genannten Rückstandes. Der Anstrich wird
                              									auſserordentlich hart und läuft angeblich bei stärkerer Erwärmung, namentlich in der
                              									Sonnenhitze, nicht ab; er schützt – und darin bestünde ein groſser Vorzug – die
                              									damit bedeckten Gegenstände in hohem Grade vor Fetter;
                              									die mit der Masse getränkten Dachpappen verkohlen nur bei andauernder Einwirkung
                              									groſser Hitze, ohne aber mit Flamme zu brennen, und die Gefahr der Fortpflanzung des
                              									Feuers würde damit sehr vermindert.