| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 188 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           F. Stürtz's Radreifen-Stärkemesser.
                           Der in Fig. 5
                              									und 6 Taf. 11
                              									dargestellte, von F. Stürtz angegebene Stärkemesser für
                              									Radreifen besteht aus einem an den Reifen anzulegenden Bügel mit einer lothrechten
                              									Führung für den Taststift; letzterer setzt sich auf den Reifen auf und eine an der
                              									Führung angebrachte Theilung ermöglicht das unmittelbare Ablesen der
                              									Radreifenstärke. Der Bügel mit Handgriff ist aus Rothguſs, der Stift aus Stahl
                              									hergestellt. Dieser Stärkemesser ist in der Hauptwerkstätte der Main-Neckar-Bahn zu
                              									Darmstadt seit Februar 1886 mit gutem Erfolge in Gebrauch. Die unmittelbaren
                              									Herstellungskosten betragen etwa 8,50 M. (Nach dem Organ für
                                 										die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1887 * S. 8.)
                           
                        
                           Das mikroskopische Gefüge von verschiedenen
                              									Eisensorten.
                           H. Wedding gibt in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes, 1886 auf Taf.
                              									31 (S. 293) schön ausgeführte Farbenbilder von dem mikroskopischen Gefüge des
                              									Schliffes einer Compound-Panzerplatte. Aus den Abbildungen geht hervor, daſs die
                              									einzelnen Eisenarten unter dem Mikroskope ohne jede Schwierigkeit zu erkennen sind
                              									und daſs die eigenartigen Merkmale der verschiedenen Sorten mit den von Wedding in Stahl und
                                 										Eisen, 1885 Taf. 26 gegebenen übereinstimmen.
                           Wedding hat ferner in neuester Zeit auch verbranntes Eisen mikroskopisch untersucht und theilt
                              									die Ergebnisse an Hand vorzüglicher Abbildungen in Stahl und
                                 										Eisen, 1886 * S. 633 mit. Aus den vorderhand allerdings noch vereinzelten
                              									Beobachtungen sind a. a. O. vorbehaltlich späterer Berichtigungen folgende Schlüsse
                              									gezogen: Verbrannter Stahl läſst niemals das glänzende
                              									Netzwerk von Homogeneisen hervortreten, welches das unverbrannte Eisen kennzeichnet.
                              									Das Netzwerk verschwindet um so mehr, je Sauerstoff haltiger der Stahl wird. Weiſse,
                              									der Regel nach glänzende Flächen treten (in unangelassenen Schliffen) um so häufiger
                              									und deutlicher auf, je verbrannter der Stahl und je grobkörniger sein Gefüge
                              									geworden ist. Sobald die Verbrennung bis zur Kieselsäurebildung vorgeschritten ist,
                              									zeigen sich bei noch feinkörnigem Gefüge tropfenförmige Ausscheidungen an Stelle des
                              									Krystalleisens. Stark verbrannter, grobkörnig gewordener Stahl läſst deutliche
                              									Scheidungslinien der einzelnen in sich noch weiter zerklüfteten Körner erkennen.
                           Wiederbelebter, nicht Kieselsäure haltiger Stahl ist von
                              									gesundem nicht zu unterscheiden. Wiederbelebter, Kieselsäure haltiger Stahl zeigt
                              									zwar eine innigere Vereinigung der Körner, läſst aber noch deutlich die
                              									Trennungslinien erkennen.
                           
                        
                           
                           Die Fabrikationskosten der I-Träger in Belgien.
                           J. Wolters bespricht in einem längeren Aufsatze in der
                              										Revue universelle des Mines, 1886 Bd. 19 S. 332 und
                              									475 die Fabrikationskosten von I-Trägern in Belgien. Wenn, wie Stahl und Eisen, 1887 S. 289 bemerkt, der Verfasser
                              									seinen Berechnungen nicht eine Reihe von Voraussetzungen zu Grande legte, welche auf
                              									mehr oder minder beliebigen Annahmen begründet sind, so würde die Arbeit von
                              									unbestreitbar hohem Werthe sein; immerhin verdient sie aber auch, so wie sie jetzt
                              									vorliegt, die Beachtung der deutschen Eisenhüttenleute, da die belgischen Eisenwerke
                              									bekanntermaſsen in der Erzeugung von I-Trägern und ähnlichen Handelseisen sehr
                              									fortgeschritten und letztere auf allen ausländischen Märkten anzutreffen sind. Den
                              									Engländern bereiten sie in ihrem eigenen Lande einen sehr fühlbaren Wettbewerb. Die
                              									gesammte Erzeugung an I-Trägern belief sich in letzter Zeit jährlich auf etwa
                              										20000t.
                           Die groſsen Abnehmer von belgischem I-Eisen sind im Ganzen nicht sehr wählerisch
                              									hinsichtlich der Güte des Materials; sie begnügen sich mit einer Bruchfestigkeit von
                              										31k/qmm, ohne
                              									in Bezug auf Dehnung und Zusammenziehung Bedingungen zu stellen. Verfasser ist daher
                              									der Ansicht, daſs zur Herstellung ein unter Verwendung von Puddelschlacke erblasenes
                              									Roheisen geringerer Güte genügt. Bei ausschlieſslicher Verwendung von Luxemburger
                              									Minette kann der Schlackenzusatz 25 bis 30 Procent der Beschickung erreichen. Ohne
                              									Zusatz von Puddelschlacke enthält das Luxemburger Puddelroheisen 0,63 Schwefel, 1,76
                              									Phosphor und 0,49 Silicium. Bei Zusatz von 15 Proc. Puddelschlacke ändert sich die
                              									Zusammensetzung in 0,53 Schwefel, 2,49 Phosphor und 0,94 Silicium. Die
                              									Herstellungskosten einer Tonne von solchem Puddelroheisen berechnet Wolters auf 28,98 M.
                           Aus einer vom Verfasser gegebenen Darstellung, wie die das Eisen verunreinigenden
                              									Bestandtheile sich während der verschiedenen Verwandlungsprozesse verhalten,
                              									entstammt folgende Uebersicht:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Roheisen
                                 Luppenstab
                                 Fertigfabrikat
                                 
                              
                                 Nr. 1
                                 Silicium
                                 0,21
                                 0,20
                                 0,17
                                 
                              
                                 
                                 Schwefel
                                 0,82
                                 0,58
                                 0,07
                                 
                              
                                 
                                 Phosphor
                                 1,79
                                 0,97
                                 0,78
                                 
                              
                                 Nr. 2
                                 Silicium
                                 –
                                 0,08
                                 Spur
                                 
                              
                                 
                                 Schwefel
                                 0,53
                                 0,10
                                 0,07
                                 
                              
                                 
                                 Phosphor
                                 2,40
                                 1,10
                                 0,36
                                 
                              
                                 Nr. 3
                                 Silicium
                                 0,35
                                 –
                                 0,14
                                 
                              
                                 
                                 Schwefel
                                 0,53
                                 0,04
                                 0,02
                                 
                              
                                 
                                 Phosphor
                                 2,04
                                 0,34
                                  0,31.
                                 
                              
                           Was die Herstellungskosten der Luppenstäbe anbelangt, so berechnet Wolters dieselben unter der Annahme, daſs zur Erzeugung
                              									von 1000k Luppenstäben 1149k Roheisen nothwendig sind und daſs wir es mit
                              									einem Werke zu thun haben, welches zwei Hochöfen von 200t täglicher Erzeugung und ein Puddel- und Walzwerk mit 26 Puddelöfen und
                              									einer Leistungsfähigkeit von monatlich 2400t
                              									besitzt, insgesammt auf 51,82 M. Als Kosten für die Tonne fertig gewalzten
                              									Formeisens erhält Verfasser schlieſslich 72,75 M.
                           
                        
                           Verfahren, um die Schweiſsstelle von Eisen und Stahl über die
                              									gewöhnliche Zeit hinaus auf Schweiſshitze zu erhalten.
                           Dieses von C. Kipper in Eckesey bei Hagen i. W. (D. R.
                                 									P. Kl. 49 Nr. 38345 vom 20. April 1886) angegebene Verfahren besteht darin, daſs man
                              									gegen den schweiſswarmen Gegenstand, nachdem derselbe aus dem Feuer genommen worden
                              									ist, gepreſste, an Sauerstoff reiche Luft strömen läſst, wodurch die äuſseren
                              									Flächen, anstatt zu erkalten, an Schweiſshitze gewinnen, geschmeidig bezieh. saftig
                              									werden sollen. Die gepreſste Luft wird von der Windleitung irgend eines Gebläses zu
                              									der Arbeitstelle geleitet und aus geringer Entfernung dem betreffenden Werkstücke
                              									von zwei oder mehreren Seiten her zugeführt. Die Düsenöffnung ist der Gröſse der
                              									Schweiſsstelle jedesmal anzupassen. Durch dieses Verfahren soll beim Schmieden auf
                              									dem Ambosse oder unter mechanischen Hämmern, sowie auch beim Walzen von
                              									Schweiſseisen oder Stahl bei vielen Gegenständen eine Schweiſshitze gespart
                              									werden.
                           
                        
                           
                           Leistung der Th. Bauer'schen Kokesöfen.
                           Das bekannte Hüttenwerk von Schneider und Comp. zu
                              									Creusot hat nach Glaser's Annalen, 1887 Bd. 20 S. 28, seit Mai 1886 eine Batterie von 40 Bauer'schen Kokesöfen (vgl. 1885 257 * 413) im Betriebe, welche bei Verwendung von 50 Proc. Anthracitstaub
                              									und 50 Proc. Backkohle von St. Etienne in 24 Stunden 60t Kokes von vorzüglicher Beschaffenheit erzeugen. Die Nässe der
                              									gewaschenen Kohle in Rechnung gebracht, betrug das Ausbringen 75 Proc. Kokes
                              									einschlieſslich des Aschengehaltes, welcher sich auf 5¾ Proc. belief. Demnach
                              									berechnet sich die Tonne Kokes, unter Berücksichtigung der in Frankreich bestehenden
                              									Preise, folgendermaſsen:
                           
                              
                                 87530k Kohle St. Etienne zu
                                    											16 M.
                                 1400,48 M.
                                 
                              
                                 87530k Anthracit zu 4,80
                                    											M.
                                   420,14
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 1820,62 M.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Hiervon ab für Asche
                                     69,18
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Erzeugung = 134t,5
                                    											Kokes
                                 1751,44 M.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Der Preis für 1t Kokes
                                    											stellt sich also auf
                                     13,02 M.
                                 
                              
                                 Kosten des Ofens, Tilgung und Arbeitslohn
                                       0,77
                                 
                              
                                 Allgemeine Auslagen
                                       0,40
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                     14,19 M.
                                 
                              
                           Die Werke zu Creosot arbeiten zur Zeit sogar mit 45 Proc. Backkohle und 55 Proc.
                              									Anthracit.
                           
                        
                           Verfahren zum Verhüten von Glühspan auf Draht.
                           Nach dem Vorschlage von G. Printz jun. in Aachen (D. R.
                                 									P. Kl. 7 Nr. 37998 vom 8. April 1886) wird der Draht von Fett gereinigt durch ein
                              									Bad von verdünnter Salzsäure und hierauf durch einen mit Borax angefüllten Trog hindurchgezogen, dann in einem stellbaren Gasfeuer
                              									unter Luftzutritt bis zur Rothglut erwärmt und behufs langsamer Abkühlung durch
                              									einen längeren Kasten geleitet, in welchem beständig ein Strom heiſser Luft oder
                              									eines erhitzten Gases umläuft. Die am Draht noch haftende Schicht kann nun durch
                              									Hin- und Herbiegen oder auf der Polterbank vollständig beseitigt werden. Statt des
                              									Borax können auch saure borsaure Alkalien oder die Cyanverbindungen der
                              									Schwermetalle benutzt werden.
                           
                        
                           Stögermayr und Glassner's magnet-elektrischer
                              									Stromerzeuger.
                           In ihrem magnet-elektrischen Stromerzeuger wenden Fr. Ph.
                                 										Stögermayr und Victor Glassner in Wien (* D.
                                 									R. P. Kl. 21 Nr. 37909 vom 30. März 1886) 3 Spulen an, deren Kerne in einer Geraden
                              									hinter einander liegen, wie es die nebenstehende Figur zeigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 264, S. 189
                              
                           Die beiden äuſsersten Spulen A
                              									und C werden in den Stromkreis einer Batterie
                              									geschaltet, zugleich mit einem Stromunterbrecher, welcher in der Minute 10000- bis
                              									15000 mal den Strom unterbricht. Bei jeder Stromschlieſsung treten in den Kernen A und C die Magnetpole N und S auf und erzeugen
                              									in dem Kerne A der mittleren Spule die Magnetpole n und s, welche bei der
                              									Stromunterbrechung wieder verschwinden. Das Auftreten und Verschwinden der Pole n und s erzeugt in der
                              									mittleren Spule, welche in die Nutzleitung eingeschaltet ist, elektrische
                              									Wechselströme, welche durch einen Stromwender in einen Gleichstrom in der
                              									Nutzleitung umgewandelt werden können.
                           Zur Verstärkung des durch den in rascher Folge unterbrochenen elektrischen Strom
                              									erzeugten Magnetismus sind die drei Spulen noch von je einem hohlen
                              									Weicheisencylinder umschlossen, welche mit einem von der Nutzleitung zwischen Spule
                              									und Stromwender abgezweigten Leitungsdrahte umwickelt sind; eben derselbe
                              									Leitungsdraht ist auch um die drei Kerne gewickelt. Die Wickelungsrichtung ist so
                              									gewählt, daſs der Zweigstrom dem Batteriestrome parallel verläuft und diesen in der
                              									Erzeugung der Magnetpole unterstützt. Im Augenblicke der Unterbrechung des
                              									Batteriestromes entsteht der Oeffnungs-Inductionsstrom, dessen Richtung der des
                              									Schlieſsungs-Inductionsstromes entgegengesetzt ist, und dieser wird durch die
                              									Wirkung des Zweigstromes wesentlich verstärkt, weil letzterer jetzt auch die Richtung gewechselt und
                              									deshalb entgegengesetzte Magnetpole hervorgerufen hat, während ohne den Zweigstrom
                              									bloſs einfach die früher vom Batteriestrome erzeugten Magnetpole verschwunden sein
                              									würden.
                           
                        
                           Livschitz's elektrische Bogenlampe mit unveränderlichem
                              									Brennpunkte.
                           In seiner Nebenschluſs-Bogenlampe erhält Nachum
                                    										Livschitz in Zürich-Oberstraſs (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 36256 vom 24. Juli
                                 									1885) den Brennpunkt dadurch beständig an derselben Stelle, daſs er die beiden
                              									Kohlen an Schnuren aufhängt, welche an Scheiben von verschiedenem Durchmesser
                              									befestigt sind. Wird die gemeinschaftliche Achse der beiden Scheiben gedreht, so
                              									senkt sich die an der groſsen Scheibe hängende positive Kohle um doppelt so viel,
                              									als sich die negative hebt. Auf der Achse sind zwei Magnete oder Elektromagnete
                              									unter rechtem Winkel gegen einander befestigt, welche innerhalb zweier Spulen liegen
                              									und bei gewisser Stärke des Stromes im Nebenschlusse von den Spulen aus in gleichem
                              									Sinne gedreht werden, bis zu Folge der dadurch bewirkten Verkürzung des Lichtbogens
                              									der Strom im Nebenschlusse wieder unter jene gewisse Stärke herabsinkt. Damit die
                              									Drehung aber eine stetige werde, wird nach jeder Vierteldrehung der Achse die
                              									Stromrichtung in den Elektromagneten bezieh. in den Spulen umgekehrt.
                           
                        
                           Bernstein's Sicherheitsstöpsel mit Quecksilberoxyd für
                              									Glühlampen.
                           Um bei hinter einander geschalteten Glühlampen die Unterbrechung der Leitung durch
                              									die Zerstörung eines Kohlenbügels zu verhüten, wendet A.
                                 										Bernstein nach Engineering, 1887 Bd. 43 * S.
                              									15 bei jeder Lampe einen Stöpsel an, welcher in seinem Inneren eine kleine Menge
                              									Quecksilberoxyd enthält, das mit Kohlenpulver vermengt ist, damit es leitend wird.
                              									Das Gemenge befindet sich in einem metallenen Näpfchen, zu welchem die von unten in
                              									den Stöpsel eingeschraubte Schraube geformt ist; vom oberen Theile des Stöpsels ragt
                              									in das Gemenge die Spitze einer anderen Schraube herab und durch Veränderung des
                              									Druckes läſst sich der Widerstand des Gemenges reguliren. Der Stöpsel mit dem
                              									Gemenge bildet einen Nebenschiuſs zu dem Kohlenbügel. Versagt früher oder später der
                              									Bügel, so geht der ganze Strom durch das Gemenge und erhitzt dasselbe so stark, daſs
                              									das Oxyd augenblicklich zu metallischem Quecksilber reducirt wird. Dadurch sinkt der
                              									Widerstand von 500 Ohm auf 1 Ohm herab und die übrigen Lampen brennen ungestört
                              									weiter.
                           
                        
                           Flieſsbach's Filter mit carbonisirten Faserstoffen und
                              									Herstellung der letzteren.
                           Zum Reinigen von Wasser für Zwecke, wo dasselbe wie in Bleichereien, Papierfabriken u.s.w., möglichst farblos sein soll, schlägt
                              										P. Fließbach in Kurow bei Zelasen, Pommern (* D. R.
                                 									P. Kl. 12 Nr. 37082 vom 17. November 1885) einen Filtrirapparat mit carbonisirten
                              									Faserstoffen vor. Derselbe besteht aus einem länglichen Behälter, welcher durch
                              									Querwände in mehrere Abtheilungen getrennt ist; in dem beistehend veranschaulichten
                              									Apparate sind nur zwei solche Abtheilungen angenommen. Die Querwände lassen unten
                              									eine Oeffnung zum Durchtritte des Wassers, welches durch eine zweite niedrigere Wand
                              									gezwungen wird, nach dem Durchdringen der Filterschicht der einen Abtheilung sich
                              									auf die Filterschicht der nächsten Abtheilung zu ergieſsen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 264, S. 190
                              
                           Zum Tragen der Filterschicht, welche nach einander einfach,
                              									doppelt und dreifach angeordnet ist, dienen mit Gazegewebe belegte Siebplatten, die
                              									auf Leisten an den Abtheilungswänden ruhen. Nachdem in den Behälter Wasser mit den
                              									vorher in dem letzteren fein vertheilten Faserstoffen gelassen worden ist, lagert
                              									sich eine Schicht derselben auf den Gazegeweben der Siebplatten ab.
                           Zur Herstellung carbonisirter Faserstoffe werden
                              									Papierzeug, Holzfasern, entfettete Woll- und Baumwollabfälle. Asbestfasern u.s.w.
                              									mit etwa 2 Theilen überoxalsaures Kali, Alaun, Thonerde und mit etwa ⅔ der
                              									Fassermasse mit fein zertheilter Kohle gemischt und das Gemenge in einem
                              									Mischholländer 30 bis 50
                              									Minuten bearbeitet und dann 1 bis 2 Stunden der Ruhe überlassen. Der erhaltene Brei
                              									wird hierauf entwässert, wobei ein Theil der zugesetzten Kohle mit dem Wasser
                              									fortgeht, während der andere Theil derselben an den Fasern haftet. Diese mit Kohle
                              									behafteten Fasern werden dann im Holländer nochmals bearbeitet und auf
                              									Pappenmaschinen zu Platten geformt und diese getrocknet. Die Platten werden hierauf
                              									in einer Retorte bei Luftverdünnung so geglüht, daſs die organischen Bestandtheile
                              									wohl vollkommen verkohlen, aber nicht verbrennen. Letzteres Verfahren wird
                              									namentlich bei Gegenwart von Asbestfasern angewendet, während man die nur aus
                              									organischen, mit Kohle behafteten Fasern hergestellten Filterplatten auch ohne
                              									weiteres benutzt bezieh. die Masse derselben zur Bildung der Filterschicht im
                              									Apparate dem in dasselbe gegossenen Wasser zusetzt.
                           
                        
                           Ueber Gewinnung der Saturationskohlensäure in
                              									Zuckerfabriken.
                           Fast die Hälfte der russischen Zuckerfabriken ist darauf
                              									angewiesen, die zur Saturation der Säfte erforderliche Kohlensäure den
                              									Feuerungsgasen zu entnehmen, da der Kalk billiger in gebranntem Zustande bezogen
                              									wird. Die Feuergase enthalten aber nur 8 bis 12 Proc. Kohlensäure, was für die jetzt
                              									gebräuchlichen groſsen Kalkmengen ungenügend ist. Seit etwa 5 Jahren hat nun Jelinek gelehrt, ein viel reicheres Gas durch
                              									Verminderung des Luftzutrittes zu erzielen, welcher beim Oeffnen der Feuerthüren in
                              									zu hohem Verhältnisse stattfindet. Es soll das Saturationsgas zu diesem Zwecke nur
                              									von einem Kessel entnommen werden, der mit dem
                              									gemeinsamen Rauchkanale nicht verbunden ist, bei welchem also das Oeffnen der Thür
                              									nur selten stören wird. Ferner soll das Saugrohr der Kohlensäurepumpe vor dem Rauchschieber münden und endlich dieser so weit
                              									wie möglich geschlossen gehalten werden. Ist die Pumpe kräftig genug, um die Gase
                              									abzusaugen, so reicht ein Schlitz von 10 bis 12cm
                              									Höhe vollkommen zur Verbrennung aus. Werden alle diese Bedingungen erfüllt, so
                              									erreicht das Gas einen Gehalt von 15 bis 16 Proc., unter günstigen Umständen sogar
                              									einen solchen von 18 Proc. Kohlensäure. Man bestimmt gewöhnlich nach J. Weisberg in Gembloux (vgl. Sucrerie belge, 1887 Bd. 16 S. 190) zwei
                              									Dampfkessel zur Benutzung auf Kohlensäure, welche passend so verbunden werden, daſs
                              									immer der Rauchkanal eines derselben zur Pumpe führt und keine Störung im Betriebe
                              									vorkommt. Ein Kessel von 70 bis 80e liefert
                              									hinreichend Gas für eine tägliche Verarbeitung von 160000 bis 170000k Rüben bei 4 Proc. Kalk. Die Pumpe hat dann 700
                              									bis 720mm Durchmesser und 500mm Hub. Gröſsere Fabriken richten zwei Paar Kessel
                              									hierfür ein.
                           P. Ehrhardt (Vertreter von Jul.
                                 										Blancke in Merseburg) beschreibt in der Deutschen
                                 										Zuckerindustrie, 1887 Nr. 3 I. Beilage * S. 78 zwei ununterbrochen arbeitende Kalköfen für die Gewinnung der
                              									Saturationskohlensäure (und zum Brennen des Kalkes). Der eine ist ein Hochofen, wie
                              									derselbe in französischen Fabriken gebräuchlich, in deutschen aber nur erst in
                              									wenigen Fabriken eingeführt wurde. Es ist keine besondere Feuerung vorhanden,
                              									sondern Steine und Brennstoff werden gemeinschaftlich durch die Gicht eingegeben.
                              									Die Ausnutzung der Wärme (durch Vorwärmen der oberen Schichten) ist eine sehr gute,
                              									die abgesaugten Gase sind von nicht zu hoher Temperatur und mithin der Verbrauch an
                              									Brennstoff ein geringer. In Trotha (bei Halle) werden, während sonst westfälische
                              									Kokes bei den Kalköfen erforderlich sind, gewöhnliche Gaskokes gebraucht und zwar in
                              									einem Gewichtsverhältnisse von 7 Kalkstein auf 1 Kokes, d.h. also 14 Proc.
                              									Brennstoff. Die abgezogene Kohlensäure zeigt selten unter 30 Proc. Es scheint
                              									dennoch, als ob der zu befürchtende Uebelstand, daſs die unten gebildete glühende
                              									Kohlensäure im oberen Theile des Ofens durch die dort vorhandenen Kohlen eine
                              									Reduction zu Kohlenoxyd erfahren, wenigstens nicht in störender Weise auftritt. Der
                              									Betrieb eines solchen Ofens ohne besondere Feuerung ist jedenfalls einfacher und
                              									auch wohl sicherer als derjenige der gebräuchlichen mit 2 und mehr eigenen
                              									Feuerschächten.
                           Ehrhardt beschreibt noch einen sogen. Etagenofen von C. Dietzsch
                              									in Saarbrücken (vgl. * D. R. P. Kl. 80 Nr. 23919, 26699, 27742, 27891, 28430 und
                              									38384), in welchem die Räume für Vorwärmung, Garbrennen und Abkühlen getrennt
                              									angeordnet sind, um möglichst gut ausgenutzt werden zu können. Dieser Ofen dürfte aber nach den in
                              									Zuckerfabriken allgemein gemachten Erfahrungen nur schwierig im Gange, im
                              										„Rutschen“, zu erhalten sein, da der Kalk (wenigstens bei der
                              									Ofenconstruction D. R. P. Nr. 28430) zweimal durch ein knieförmiges und einmal durch
                              									ein wagerechtes Kanalstück sich fortbewegen soll und für Zuckerfabriken jeder
                              									Aufenthalt im Gange des Kalkofens schr störend und
                              									empfindlich ist, daher immer thunlichst vermieden werden muſs.
                           
                              St.
                              
                           
                        
                           Vorkommen einer Gerbsäure in den Vogelbeeren.
                           In dem Safte der Vogelbeeren (Sorbus aucuparia) ist
                              									auſser Sorbin und Glukose ein Bestandtheil von herbem Geschmack enthalten, der von
                              										Vincent und Delachanal
                              										(Bulletin de la Société chimique de Paris, 1887 Bd.
                              									47 S. 492) isolirt und als eine Gerbsäure erkannt
                              									wurde. Nach Vergährung des Saftes, zur Beseitigung der Glukose, wurde durch
                              									Bleiacetat ein gelber Niederschlag erhalten, welcher, in Wasser vertheilt, durch
                              									Schwefelwasserstoff zersetzt wurde. Das Filtrat, eingedampft und mit Alkohol
                              									aufgenommen, ergab eine syrupöse Masse, deren wässerige Lösung folgende
                              									Haupteigenschaften aufwies: Von Alkalien wird eine lebhafte goldgelbe Färbung
                              									hervorgerufen, welche an der Luft sowie beim Ansäuern sich verändert. Alaun-, Leim-
                              									und Chininsalzlösungen werden nicht gefällt. Silbersalze werden in der Hitze
                              									reducirt, Eisensalze dunkelgrün gefärbt. Bei der Destillation geht eine braune
                              									Flüssigkeit über, deren
                           Hauptbestandtheil Brenzcatechin ist. Durch Einwirkung
                              									von geschmolzenem Kalihydrat entsteht ein Gemenge von Protocatechusäure und
                              									Phloroglucin, welch letzteres durch Ueberführen in Azobenzolphloroglucin, einem
                              									charakteristischen zinnoberrothen Niederschlage, nachgewiesen wurde.
                           
                        
                           Herstellung von Harzsäureestern zum Ersatze der gebräuchlichen
                              									Lackharze bei Fabrikation von Lacken und Firnissen.
                           Eugen Schaal in Feuerbach bei Stuttgart (D. R. P. Kl. 23
                              									Nr. 38467 vom 5. Mai 1886, Zusatz zu Nr. 32083) hat zur Herstellung von
                              									Harzsäureestern ein verbessertes Verfahren angegeben, nach welchem man die
                              									Harzsäuren mit Alkoholen oder Phenolen durch Erhitzen mit oder ohne Druck und mit
                              									oder ohne Zusatz die Reaction begünstigender Stoffe zu Estern condensirt, dann das
                              									erhaltene Gemisch durch Destillation in weichere und härtere Ester und in ölige
                              									Theile scheidet.
                           
                        
                           Verzierung von Flächen mittels eines Leimanstriches.
                           Osw. Lindner in Wien (D. R. P. Kl. 8 Nr. 38597 vom 16.
                                 									März 1886) will Flächen der verschiedensten Gegenstände (aus Papier oder aus Gewebe,
                              									z.B. Stöcke, Griffe u. dgl.) in der Weise verzieren, daſs er die betreffende Fläche
                              									mit einer mäſsig concentrirten Leimlösung bestreicht, welche sich beim raschen
                              									Trocknen derart zusammenzieht, daſs Risse und Sprünge in diesem Leimüberzuge
                              									entstehen, die in ihrer Unregelmäſsigkeit eine eigenthümliche, der Textur des
                              									Krokodilleders ähnliche Zeichnung bilden sollen. Wie leicht begreiflich, werden bei
                              									sehr raschem Trocknen die Risse dichter gedrängt ausfallen als bei etwas langsamerem
                              									Trocknen und je dicker die Lösung ist, um so rascher wird sie bei sonst gleichen
                              									Umständen trocknen. Um diese Verzierung haltbar zu machen und ihr das Aussehen von
                              									Leder zu geben, überzieht man die behandelte Fläche, am besten in halbtrockenem
                              									Zustande, mit Kastanienextract. Der Leimüberzug kann durch Anwendung von etwas
                              									Chromsäure, Gerbsäure o. dgl. gegen Wasser und
                              									Feuchtigkeit unempfindlich gemacht werden. Auch zur
                              									Verzierung von Porzellan- und Thonwaaren soll sich das
                              									Verfahren eignen, man vermengt zu diesem Behufe die Leimlösung mit den betreffenden
                              									Mineralfarben, bestreicht die Gegenstände damit und brennt dieselben gerade so, wie
                              									dies sonst geschieht. Statt thierischem Leim kann, wenn auch mit weniger günstigem
                              									Erfolge, jede andere Art von Leim oder Gummi verwendet werden.