| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 405 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Schneller Bau von Schornsteinen.
                           Im Bulletin de la Société industrielle du Nord de la
                                 										France, 1885 * S. 471 erstattet Emil Bigo
                              									Bericht über den raschen Bau eines gröſseren Fabrikschornsteines, welcher nach dem
                              									Verfahren des Belgiers Max Ferbeck in der kurzen Zeit
                              									von 15 Tagen vollendet wurde. Dieser Schornstein war bestimmt, die
                              									Verbrennungsproducte zweier neu aufgestellter Dampfkessel von 200qm Heizfläche abzuführen, welche in der Druckerei
                              									von L. Danel als Ersatz für zwei andere Kessel von nur
                              										60qm Heizfläche aufgestellt wurden, weil
                              									letztere nicht mehr genügend Dampf zu liefern vermochten. Die alte Esse, von nur
                              										50cm lichter Weite, war dafür durchaus
                              									unzureichend und muſste durch eine neue von mehr als Meterweite ersetzt werden.
                              									Dabei ergaben sich zwei Schwierigkeiten: Man hatte schlechten Baugrund und muſste
                              									mit Rücksicht auf die Betriebstörung möglichst schnell arbeiten. Mit gewöhnlichen
                              									Landziegeln würde der Bau 150000k gewogen und
                              									mindestens 2 bis 3 Monate gedauert haben; man entschloſs sich daher, eine Methode zu
                              									benutzen, welche in dem benachbarten Belgien mehrfach zur Anwendung gekommen war und
                              									in Hinsicht sowohl auf das Gewicht, als auf die Bauzeit recht zufriedenstellende
                              									Erfolge ergeben hatte. Der Bau wurde nun in folgender Weise durchgeführt.
                           Auf den Grund einer Ausschachtung von 6m,5 Tiefe,
                              										5m Breite und 5m,5 Länge wurde zuerst eine Betonschicht von 40cm Höhe aus gleichen Theilen Sand und Cement
                              									gegossen und auf diese ein Rost von Fichtenbalken, 17cm stark, gelegt; hierauf kam eine neue Betonschicht von 40cm Höhe, aus ⅓ Cement und ⅔ Sand bestehend. Dieser
                              									ganze Unterbau hatte 1m,12 Höhe. Auf denselben
                              									wurde zunächst das Fuſsgestell der Esse aus Landziegeln aufgemauert; als dasselbe
                              									sich 2m über den Boden erhob, übergab man den Bau
                              									an den Unternehmer Max Ferbeck, welcher in 12 Tagen mit einem Arbeiter und
                              									einem Handlanger die Esse 28m hoch aufführte, bei
                              										1m,7 lichter Weite an dem Grund und 1m,1 an der Spitze.
                           Die hierzu verwendeten Ziegeln hatten 4 verschiedene Formen a bis d und wurden in der aus den Figuren
                              									ersichtlichen Weise verwendet. Dabei dienten die Steine er, b und c für das untere Drittel der Esse, in
                              									abwechselnden Lagen, während die oberen ⅔ aus den Steinen d aufgebaut wurden. Dabei betrug die Wanddicke unten 33cm, oben 17cm
                              									und die Esse erhielt eine sehr deutlich verjüngte Gestalt, was durch Verwendung von
                              									4 verschiedenen Gröſsen der Steine a, b, c und von 5
                              									Gröſsen der Steine d erreicht wurde. Die Steine a, b, c wurden mit gewöhnlichem Mörtel vermauert; der
                              									Mörtel für die Steine d erhielt etwas Cementzusatz und
                              									das Ausfugen der ganzen Esse geschah mit Cementmörtel.
                           Textabbildung Bd. 264, S. 406Alle Baustoffe wurden im Inneren der Esse mit Hilfe einer Winde und einer
                              									oben in der Mitte befestigten Rolle aufgezogen. Der Arbeiter hatte seinen Stand auf
                              									einer beweglichen Bühne, in deren Mitte ein rundes Loch zum Durchlassen des Kübels
                              									für die Baustoffe ausgespart war. Diese Bühne lag jederzeit auf vier in die Esse
                              									eingelassenen Eisenstangen und wurde etwa von Meter zu Meter höher gelegt.
                           Die erwähnten 28m der Esse wiegen 60000k und kosten: 1160 M. für Ziegel und Arbeitslohn,
                              									160 M. für Mörtel, Sand und Cement, 537,44 M. für Beischaffung, Zoll und Steuer,
                              									zusammen 1857,44 M.
                           Der Berichterstatter glaubt, daſs der Bau in Landziegeln nicht theurer gekommen wäre;
                              									aber bei der gewählten Bauweise wurde wesentlich Zeit erspart, was für ein im vollen
                              									Betriebe befindliches Werk gröſsen Werth besitzt, und auſserdem eine schwierige und
                              									kostspielige Gründung vermieden.
                           
                        
                           Fabricius und Zawrzel's Schmelz- und Löthschale.
                           Eine Schale, welche sich sowohl ihrer Form wegen, als auch insbesondere vermöge des
                              									Materials, aus welchem sie besteht, vorzüglich zum Schmelzen von Metallen in
                              									kleineren Mengen und zum Löthen von kleineren Metallgegenständen eignet, haben C. Fabricius und A.
                                    										Zawrzel in Wien (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 37272 vom 29. Januar 1886)
                              									angegeben. Diese Schale liegt in einem Metallteller, welches von einem Stabe oder
                              									Fuſse getragen wird, und ist mit einem Deckel versehen, welcher mit seinem Rande
                              									nicht auf dem Rande der Schale liegt, sondern durch drei oder vier vorstehende
                              									Stifte in einem kleinen Abstande von der Schale gehalten wird, um der Schmelz- oder
                              									Löthflamme den Abzug zu gestatten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 264, S. 406
                              
                           Der Deckel ist mit einem Henkel zur Handhabung und mit einem
                              									Ausschnitte für den Eintritt der Flamme versehen. Die Schale und ihr Deckel werden
                              									aus einer Mischung von 40 G.-Th. gepulverter Holzkohle, etwa 1 Th. Borax und
                              									ungefähr 10 Th. irgend eines pflanzlichen Klebmittels hergestellt, indem man aus
                              									diesen Stoffen mit Wasser einen Brei anmacht, diesen Brei in die gewünschten Formen
                              									preſst und trocknet. Als Klebmittel können alle mehligen, Zucker und Stärke haltigen
                              									Substanzen, wie Rüben- oder Kartoffelbrei, Mehl o. dgl., verwendet werden.
                           
                           Will man die Schale zum Löthen gebrauchen, so hebt man den Deckel ab, legt den zu
                              									löthenden Gegenstand ein und läſst die Löthflamme in bekannter Weise darauf
                              									wirken.
                           
                        
                           Neuere Morse-Sender mit Tastenwerk.
                           Bekanntlich hat Morse schon vor mehr als 40 Jahren
                              									versucht, bei seinem Telegraph die Absendung der Ströme mittels eines Tastenwerkes
                              									zu bewirken. In der Telegraphie im engeren Sinne haben solche Sender sich bisher
                              									keinen Eingang zu erringen vermocht, während eine verwandte Stromgebung in mehreren
                              									Fällen bei Telegraphen für besondere Zwecke mit Erfolg Verwendung findet. In
                              									jüngster Zeit ist von G. W. Baldrige in St. Louis, Ma.,
                                 									Nordamerika (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 38279 vom 31. März 1886) ein Morse-Geber mit
                              									Tastenwerk in Vorschlag gebracht worden, bei welchem nicht die Tasten selbst das
                              									Abtelegraphiren der Zeichen vermitteln, sondern besondere Contactfedern, welche erst
                              									nach dem Niederdrücken der zugehörigen Tasten zur Berührung mit ihren
                              									Schriftscheiben gelangen. Die Schriftscheiben, in welche den Zwischenräumen der
                              									Morse-Zeichen entsprechende nichtleitende Stücke eingesetzt sind, sitzen neben
                              									einander auf einer gemeinschaftlichen Achse, welche ein Triebwerk beständig in
                              									demselben Sinne umdreht. Natürlich ist dabei die Zeit des Abtelegraphirens für alle
                              									Zeichen gleich groſs und die ein Wort bildenden Zeichen erscheinen auf dem
                              									Papierstreifen in verschieden groſsen Abständen von einander. Mittels einer
                              										„Spatium-Taste“ kann ein besonderes Zeichen gegeben werden, welches das
                              									Ende eines jeden Wortes markirt.
                           Einfacher als Baldrige will der k. k. Oberlieutenant Job. Starcevic in Przemysl (Oesterreichisch-Ungarisches
                              									Patent Kl. 21 vom 3. December 1886) die Absendung eines ganzen Morse-Zeichens beim
                              									Niederdrücken einer Taste dadurch ermöglichen, daſs er die neben einander liegenden
                              									Tasten in je eine Contactfeder auslaufen läſst, welche beim Niederdrücken der Taste
                              									an der einen Seite eines festliegenden Contactprisma emporgeht, beim darauf
                              									folgenden Loslassen der Taste an der anderen Seite des Prisma herabgeht. In die
                              									leitenden Seitenflächen des Prisma sind isolirende Streifen eingesetzt, welche dem
                              									zu telegraphirenden Zeichen entsprechend die Unterbrechungen des beim Hinstreichen
                              									der Contactfeder an den leitenden Flächen des Prisma entsendeten Stromes
                              									veranlassen.
                           
                        
                           Batteriewähler mit Doppelkurbel und Zeiger.
                           Stromwähler für ärztliche Zwecke pflegen seither entweder nur eine einzige Kurbel,
                              									oder zwei von einander unabhängige Kurbeln zu besitzen. Erstere nöthigen den Arzt,
                              									die Elemente nur in einer gewissen Reihenfolge zu benutzen; bei letzteren kann er
                              									die Zahl der jeweilig eingeschalteten Elemente nur durch Addition der durch jede der
                              									Kurbeln eingeschalteten Zahl von Elementen erfahren. Reiniger, Gebbert und Schall in Erlangen (*
                              									D. R. P. Kl. 21 Nr. 37786 vom 20. März 1886) geben deshalb dem Batteriewähler zwei
                              									Kurbeln auf gemeinschaftlicher Achse; 30 Contactknöpfe stehen im Kreise um diese
                              									Achse. Knopf Null ist mit dem positiven Pole des ersten Elementes einer Batterie aus
                              									30 hinter einander geschalteten Elementen, Knopf 1 bis 30 mit dem negativen Pole des
                              									1. bis 30. Elementes verbunden. Mit der ersten Kurbel, welche durch ihre Achse den
                              									Strom der positiven Polklemme zuführt, ist nun ein Theilkreis verbunden und ein
                              									Zeiger an der zweiten Kurbel zeigt auf die Striche der Theilung, welche mit Null am
                              									Orte der ersten Kurbel anfängt und deren 30 Striche denselben Winkelabstand von
                              									einander haben wie die Contactknöpfe. Eine Contactfeder an der zweiten Kurbel
                              									schleift beständig auf einer Contactscheibe, welche mit der negativen Polklemme
                              									verbunden ist. Während man so jede beliebige Folge von Elementen auswählen kann,
                              									gibt der Zeiger jederzeit die eben eingeschaltete und benutzte Zahl von Elementen an
                              									und es kann diese Zahl mit einem Blicke abgelesen werden.
                           
                        
                           Spectroskopische Untersuchung von Gasen auf Reinheit.
                           Von T. W. Best sind Versuche darüber angestellt worden,
                              									in wie weit das Spectroskop zur Untersuchung der Reinheit von Gasen dienen kann. Es
                              									wurden Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff in der Weise geprüft, daſs jedesmal
                              									die unterste Grenze
                              									bestimmt wurde, bis zu welcher sich noch mittels des Spectroskopes die Anwesenheit
                              									eines dieser Gase erkennen lieſs. Das Gasgemisch befand sich in einem
                              									Eudiometerrohre von 70cm Länge und 19mm Weite, welches in einer Entfernung von ungefähr
                              										30cm vom unteren Ende mit Aluminium-Elektroden
                              									von 2mm,5 Abstand versehen war; das obere Ende war
                              									zu einem Röhrchen verengt, durch welches das Gasgemisch aus einer Hempel'schen Bürette eingeführt wurde. Die Gase wurden
                              									in den meisten Fällen vor dem Versuche durch Phosphorpentoxyd getrocknet. Der angewendete Inductionsstrom lieferte in
                              									der Luft einen Funken von 15mm Länge. Die
                              									niedrigsten Procentgehalte waren nach der Chemical
                                 										News, 1887 Bd. 55 S. 209 folgende:
                           
                              
                                 Für
                                 Stickstoff
                                 in
                                 Wasserstoff
                                 bei
                                 gewöhnlichem
                                 Luftdrucke
                                 1,1
                                 
                              
                                 „
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                                 267mm
                                 „
                                 3,6
                                 
                              
                                 „
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                                 „
                                   89mm
                                 „
                                 2,5
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Stickstoff
                                 bei
                                 gewöhnlichem
                                 „
                                 0,8
                                 
                              
                                 „
                                 Wasserstoff
                                 in
                                 Stickstoff
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,25
                                 
                              
                                 „
                                 Sauerstoff
                                 in
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 4,5.
                                 
                              
                           
                        
                           Einwirkung des Fluorcalciums auf die Krystallisirbarkeit der
                              									Thonerde.
                           Bei Arbeiten über Herstellung von künstlichen Rubinen (vgl. C. Kunz 1887 263 398) und krystallisirter
                              									Thonerde überhaupt fanden Frémy und Verneuil (Comptes rendus, 1887 Bd. 104 S. 737), daſs
                              									neben Fluorbarium und Kryolith besonders Fluorcalcium einen ganz hervorragenden
                              									Einfluſs auf die Krystallisation der Thonerde besitzt. Sie beobachteten, daſs
                              									Fluorcalcium nicht nur in äuſserst geringem Verhältnisse der Thonerde beigemengt in
                              									der Glühhitze ihre Krystallisation bewirkt, sondern auch ohne unmittelbare Berührung
                              									beider Substanzen, bloſs durch den Einfluſs der sich aus dem Fluorcalcium
                              									entwickelnden Dämpfe die Thonerde krystallinische Beschaffenheit annimmt.
                           
                        
                           Gehaltsbestimmung von rohem Methylalkohol mittels des
                              									Alkoholometers.
                           Man bestimmt den Gehalt des rohen Holzgeistes an Methylalkohol gewöhnlich mit dem
                              									gleichen Alkoholometer nach Tralles, das auch zur
                              									Werthbestimmung des Aethylalkohols dient, da Gemische der beiden Alkohole mit Wasser
                              									nahezu gleiche Dichte besitzen. Bei Messungen mit dem Aerometer bedient man sich zur
                              									Reduction auf Normaltemperatur der von der kais. Normalaichungscommission
                              									herausgegebenen Tabellen. A. Sonnenschein
                                 										(Chemiker-Zeitung, 1887 Bd. 11 S. 347) macht nun darauf aufmerksam, daſs
                              									die Aenderung der Dichte des rohen 90 gradigen Holzgeistes in Folge der in demselben
                              									enthaltenen Verunreinigungen, wie Aceton u.s.w., nicht in dem Maſse mit der
                              									Temperatur stattfindet, wie es der Reductionstabelle entspricht. In Folge dessen
                              									können, wenn Käufer und Verkäufer sich nicht über die Temperaturgrenze verständigt
                              									haben, bei welcher die Grädigkeit des Methylalkohols gemessen werden soll, leicht
                              									Uneinigkeiten entstehen. Zum Beweise führt Sonnenschein
                              									die folgende Beobachtungsreihe an (vgl. auch Bardy und
                              										Bordet 1879 233 *
                              									245):
                           
                              
                                 Temperatur
                                 Ablesung
                                 Berechnung
                                 
                                 
                              
                                 –   6,5–   4,2–   3,5+   6,0+  
                                    											6,7+   8,0+ 10,7+ 11,8
                                   88,4°  89,3989,692,493,193,594,3  94,65
                                   93,8°94,194,294,394,894,894,8  94,85
                                 Gröſste Abweichung: 94,85 – 93,8 = 1,05°
                                    											Tr.