| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 264, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 515 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Bau und Betrieb der schmalspurigen Kreis-Eisenbahn
                              									Flensburg-Kappeln.
                           Eine gleich betitelte DruckschriftMit 4 lithographirten Tafeln. Verlag von A.
                                       												Westphalen in Flensburg 1887.von Eisenbahndirektor Kuhrt in Flensburg enthält die interessante und
                              									äuſserst lehrreich geschriebene Geschichte der Entstehung, Erbauung und Leitung
                              									einer Nebenbahn von Im Spur, welche die Hafenstadt Flensburg in Schleswig an der
                              									Ostsee mit den Hauptorten Glücksburg und Kappein verbindet und eine Länge von 51km,5 hat. Dieselbe ist Eigenthum des Kreises
                              									Flensburg, welcher ein Anlehen von 1230000 M. aufnahm und unter der Leitung des
                              									späteren Betriebsdirektors Kuhrt die Linie in eigener
                              									Verwaltung herstellte. Die gesammten Bau- und Einrichtungskosten entsprechen in
                              									ihrer Summe genau dem Voranschlage und ergaben als Gesammtauslagen für 1km den Betrag von 23880 M. Am 1. Juli 1886 konnte
                              									die ganze Strecke dem Betriebe übergeben werden, nachdem ein kleinerer Theil
                              									derselben 1 Jahr früher in Betrieb gesetzt war. Der Oberbau, welcher fast nur aus
                              									abwechselnden Steigungen und Gefällen von wiederholt 25 auf Tausend besteht und
                              									zahlreiche Curven bis herab zu 70m Halbmesser
                              									enthält, ist aus Vignole-Schienen mit Querschwellen aus Eichenholz hergestellt. Die
                              									Schiene, aus Bessemerstahl, hat 85mm Höhe, 40mm Kopf- und 70mm Fuſsbreite; das Gewicht beträgt 15k,2
                              									auf das Meter, der Abstand der Schwellenmittel 843mm. Der gröſste Raddruck der Locomotive erreicht 2500k, woraus sich die geringe Anspruchnahme der
                              									Schiene von nur 6,1k/qmm berechnet. Die Errichtung von Stationsgebäuden wurde durchaus den
                              									Anwohnern überlassen, da die Bahn nur dort Haltestellen einrichtete, wo ihr die
                              									erforderlichen Gebäude beigestellt wurden, und hierdurch die Gemeinden, Gutsbesitzer
                              									und besonders die Gastwirthe zu Neu- oder Umbauten angeregt wurden. Sogar die
                              									Wasserstation wurde der Bahn umsonst beigestellt von einem unternehmenden
                              									Gastwirthe, welcher den nothwendig längeren Aufenthalt der Locomotive in seine
                              									Rechnung einbezog.
                           In gleich praktischer Weise wurde das Betriebspersonal möglichst beschränkt. Auf
                              									sämmtlichen 22 Zwischenstationen wird der Bahnhofsdienst als Nebenamt durch die
                              									Besitzer der Gasthöfe besorgt, welche jeden Abend die Tageseinnahme und Abrechnung
                              									an das Hauptamt in Flensburg senden und damit jeder umständlichen Verrechnung
                              									enthoben sind. Für die Bewachung der Uebergänge ist kein Personal erforderlich, da
                              									die Zuggeschwindigkeit 20km in der Stunde nicht
                              									übersteigt. Die Zugbegleitungsmannschaft besteht aus dem Locomotivführer, dem Heizer
                              									und dem Zugführer; die beiden letzteren müssen an den Zwischenstationen den
                              									Stationsverwalter in der Verladung der Güter unterstützen; Bremser sind nicht
                              									erforderlich, da die Heberlein'sche continuirliche
                              									Bremse eingeführt ist. Zur Beaufsichtigung der Geleise und zur Bahnbewachung sind 3
                              									Bahnmeister angestellt mit je 6 Arbeitern.
                           Als Betriebsmittel dienen 6 Tenderlocomotiven, 16 Personenwagen 2. und 3. Klasse, 2
                              									Gepäckwagen, 20 bedeckte und 12 offene Güterwagen und 2 Langholzwagen; die
                              									Gesammtkosten betrugen 254000 M., d. s. 4932 M. für 1km. Die Untergestelle sämmtlicher Wagen sind aus Formeisen hergestellt;
                              									die Personenwagen bestehen aus 4 Abtheilungen von je 6 Sitzen und zeichnen sich
                              									durch besonderer Ausstattung aus; dieselben haben einen Mittelgang, Bühnen an beiden
                              									Enden und Verbindungsbrücken von Wagen zu Wagen.
                           Die Locomotiven sind von der Schweizerischen Locomotivfabrik in Winterthur geliefert,
                              									haben drei gekuppelte Achsen, 1800mm Radstand,
                              										15t Dienstgewicht und 12t,5 Leergewicht. Heizfläche 25qm, Rostfläche 0qm,45, Dampfspannung 14at, Cylinder
                              										240mm × 350mm, Raddurchmesser 750mm auſsen,
                              									Wasservorrath 1600l; sie sind nach dem bekannten
                              										Brown'schen Systeme gebaut mit oben liegendem
                              									Cylinder, dessen Triebkraft mittels eines Balancier und einer zweiten Treibstange
                              									auf die vordere Kuppelachse übertragen wird.
                           
                           Von der unteren Treibstange wird die Steuerung abgeleitet, gleichfalls nach System
                              										Brown. In Folge dieser Anordnungen sind alle 3
                              									Achsen der Maschine vollständig übereinstimmend, was für den Betrieb ein groſser
                              									Vorzug ist.
                           Zum Schlusse wird in dem Berichte das Ergebniſs des ersten halben Betriebsjahres
                              									ausgewiesen, woraus hervorgeht, daſs sich jetzt schon die vollen 4 procentigen
                              									Zinsen des Baukapitals mit dem Reinertrage decken lassen, ein Erfolg, welcher erst
                              									nach einer längeren Reihe von Jahren erwartet worden war.
                           M–M.
                           
                        
                           Schwere Schienen für verstärkten Eisenbahnoberbau.
                           Im Stahlwerke der Société Cockerill in Seraing fand
                              									kürzlich das feierliche Probewalzen der Stahlschienen von 52k,7 auf das Meter statt, welche in das stark
                              									befahrene Hauptgeleise Antwerpen-Brüssel verlegt werden. Bei diesem Probewalzen
                              									waren mehrere in- und ausländische Techniker, wie Belpaire,
                                 										Goffin, Sandberg, Post, Came u.a., versammelt, welche sich in den letzten
                              									Jahren um Verstärkung des Oberbaues bemüht haben. Nach
                              										Glaser's Annalen, 1887
                              									Bd. 20 * S. 189 zeigt nebenstehende Figur 1 die
                              									Hauptabmessungen des „Goliath“ getauften Schienenquerschnittes. Die Schienen
                              									sind 9m lang und wurden in 2 Längen gewalzt.
                              									Trotzdem der Guſsblock somit etwa 1t wog, bot das
                              									Walzen keine Schwierigkeit. Es macht der Oberbau mit diesen Schienen einen mächtigen
                              									Eindruck, namentlich derjenige auf den 70k
                              									schweren fluſseisernen Querschwellen mit unmittelbar eingewalzter Neigung und
                              									Verstärkung, welche gegenwärtig auf den belgischen Linien verlegt werden.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 264, S. 516
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 264, S. 516
                              
                           Es sei hier noch erwähnt, daſs die niederländische Staatsbahn schon Anfang 1886 das
                              									Schienengewicht von 33k,7 auf 40k für 1m
                              									erhöhte. Kürzlich wurden 26km Geleise mit Schienen
                              									dieses Profils (Fig. 2) dem Betriebe übergeben;
                              									weitere 30km sind in Angriff genommen. Diese
                              									Schienen sind theils 9m lang, theils 12m (480k Gewicht
                              									das Stück).
                           
                        
                           Sicherheitsverschluſs für Putzlöcher bei
                              									Wasserröhrenkesseln.
                           Einen recht einfachen und zweckmäſsigen selbstdichtenden Verschluſs für die an
                              									Wasserrohrkesseln in so groſser Anzahl vorkommenden Putzlöcher führt die Firma Süddeutscher Röhrendampfkesselbau von Simonis und Lanz
                              									zu Frankfurt a. M. aus. Derselbe besteht nach Jos.
                                 										Simonis' deutschem Reichspatent Kl. 47 * Nr. 30407 vom 18. Juni 1884 (vgl.
                              									auch H. Fraissinet in Berlin * D. R. P. Kl. 47 Nr.
                              									38563 vom 30. Juli 1886) aus einem einfachen kegelförmigen Deckel A, welcher sich in die entsprechend kegelförmige
                              									ausgebohrte Oeffnung B von auſsen her so einsetzen
                              									läſst, daſs er durch den Dampf selbst angedrückt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 264, S. 516
                              
                           Zu diesem Zwecke ist, wie die Figur zeigt, der Deckel an zwei
                              									einander gegenüber liegenden Stellen a bis auf die
                              									halbe Dicke abgeschrägt, während im Sitze zwei Vertiefungen b ausgefeilt sind, welche sich ebenfalls bis zur halben Breite der
                              									Sitzfläche erstrecken. Es ist nun leicht erkennbar, wie der Deckel sich in der
                              									gezeichneten Stellung in seinen Sitz einführen läſst; nachdem man aber den Deckel um
                              									90° gedreht hat, findet seine Sitzfläche überall Anlage und der dampfdichte
                              									Verschluſs ist hergestellt. Eine Schraube mit Bügel hält den Deckel fest an seiner
                              									Stelle.
                           
                        
                           Cobb's Befestigung für Röhrenden bei
                              									Oberflächencondensatoren.
                           Zur Befestigung der Rohrenden in den Stirnwänden der Oberflächencondensatoren
                              									bedienen sich nach dem Techniker, 1886 * S. 163 die South Brooklyn Steam Engine Works in Brooklyn der in
                              										Fig. 1 und 2
                              									dargestellten, von Cobb angegebenen Verfahren. Fig. 1 zeigt die Befestigungsart bei einer
                              									messingenen, 
                              									Fig. 2 bei einer stärkeren guſseisernen Wand. In
                              									beiden Fällen werden zur Abdichtung anstatt der üblichen Papierhülsen Papierringe
                              									verwendet, weil diese sich einzeln nach und nach packen lassen, erstere jedoch im
                              									Ganzen gepreſst werden müssen, um Dichtung zu erzielen. Bei guſseisernen Rohrwänden
                              									werden die Rohre, nachdem die Packung eingebracht ist, an den vorstehenden Enden
                              									ausgeweitet (Fig. 2).
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 264, S. 517
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 264, S. 517
                              
                           Bei messingenen Rohrwänden jedoch wird ein Preſsring und
                              									weniger Packungsmaterial verwendet. Die Bohrung des Preſsringes ist am äuſseren Ende
                              									kegelförmig verengt, um das Herausgleiten der Röhren durch deren Ausdehnung und
                              									Zusammenziehung zu verhindern. Demselben Zwecke dient auch die Ausweitung der Röhren
                              									im ersteren Falle. Beide Verfahren sollen den bisher üblichen überlegen sein, da sie
                              									keine hervorspringenden Theile (als Stifte, scharfe Abstufungen u.s.w.) bedingen, an
                              									welchen Unreinigkeiten des Kühlwassers hängen bleiben und Verstopfungen verursachen
                              									könnten. Ferner kann keine unmittelbare Beschädigung der Röhren vorkommen, was der
                              									Fall ist, wenn etwa die aus der Rohrwand hervorstehenden Enden mehrfach geschlitzt
                              									und umgebogen werden. Letzteres Verfahren hat oft ein Abbrechen der so hergestellten
                              									umgebogenen Lappen und demnach Entwerthung des ganzen Rohres zur Folge, wenn es aus
                              									irgend einem Grunde herausgenommen werden muſs, während selbst bei Ausweitung der
                              									Rohrenden kein Schaden verursacht wird, da die Enden durch passende Werkzeuge wieder
                              									verengt werden können.
                           
                        
                           Zwei gewaltige Guſsstücke.
                           Nach dem Engineer, 1887 Bd. 63 * S. 279 hat vor Kurzem
                              									die Hyde Park Foundry Company zu Glasgow zwei gewaltige
                              									Guſsstücke hergestellt. Es sind dies die beiden Cylinder einer sogen.
                              										„Diagonal“-Compound-Schiffsmaschine und auf Bestellung der Fairfield Shipbuilding and Engineering Company, John Eider
                                 										and Comp. angefertigt. Jeder Cylinder erforderte 40t,6 geschmolzenes Eisen zum Gusse; mit Ausnahme
                              									der Cylinder für den Holyhead-Postdampfer Ireland (vgl.
                              									1886 259 379) sollen dies die schwersten je angefertigten
                              									Stücke sein. In diese Cylinder, welche nur den äuſseren Mantel darstellen, wird noch
                              									ein Futter eingesetzt, dessen Bohrung 2m,847
                              									beträgt; der Hub ist 1m,828. Der fertige Cylinder
                              									mit Futter, Deckeln u. dgl. wird ungefähr 43t
                              									wiegen. Der Schieber hat ein Gewicht von 3000k.
                           
                        
                           Einrichtungen zur mechanischen Veränderung von
                              									Schaufenster-Auslagen.
                           Die tägliche Erfahrung lehrt, daſs die Kauflust mit der Erregung der Schaulust wächst
                              									und bewegte Gegenstände in den Schaufenstern das Auge der Vorübergehenden stärker
                              									fesseln als ruhende Schaustücke; dies mag zur Einrichtung von mechanisch sich
                              									beständig ändernden Auslagen für Schaufenster geführt haben. Am einfachsten
                              									erscheint hierzu die Anordnung von endlosen umlaufenden
                                 										Ketten, an deren Gliedern die Tafeln für das Tragen der Auslagstücke
                              									hängen. Eine solche Einrichtung hat J. H. Helberger in
                              									Frankfurt a. M. (* D. R. P. Kl. 54 Nr. 34544 vom 24. Juni 1885) getroffen. Zwei Paar
                              									endlose Gliederketten werden über je zwei Achsen so geführt, daſs die Gegenstände
                              									auf den zwischen den Ketten eingehängten Tafeln oder Kasten im Schaufenster etwas
                              									nach hinten geneigt aufwärts steigen, dann an der Decke des Ladens entlang laufen,
                              									an der Hinterwand desselben absteigen und unter dem Fuſsboden oder dem Ladentische
                              									wieder nach vorn in das Schaufenster zurückkehren. Im letzteren Falle hat man, wenn
                              									der Ladentisch mit einer Deckplatte aus Glas ausgeführt wird, noch die Möglichkeit,
                              									im Laden selbst eine Auswahl zwischen den unter dem Ladentische hingeführten
                              									Gegenständen zu treffen. Als Betriebskraft für die Ketten werden kleine Gas- oder
                              									Wassermotoren empfohlen, welche wenig Aufsicht benöthigen. Die Gegenstände kehren
                              									bei der von Helberger ausgeführten Anlage alle 12
                              									Minuten wieder.
                           Bei dieser Einrichtung muſs das Auge behufs näherer Prüfung den bewegten
                              									Auslagstücken folgen. Um zum Betrachten etwas Zeit zu lassen, wendet 
                              									Br. Meinert in Berlin (* D. R. P. Kl. 54 Nr. 35627 vom
                                 									13. Oktober 1885) das ganze Schaufenster füllende Kasten an, welche nach einer
                              									bestimmten Zeit schnell aufwärts steigen, worauf dahinter sofort ein neuer Kasten
                              									erscheint. Der Kreislauf der Kasten kann daher nicht wie bei Helberger durch ein Kettenpaar erfolgen, sondern es sind hierzu 4
                              									Kettenpaare erforderlich; zwei wagerecht laufende Kettenpaare am Boden und an der
                              									Decke des Ladens oder in einem darüber liegenden Raume, welche langsam angetrieben
                              									werden und die Zu- und Abführung der Kasten vermitteln, und zwei senkrecht laufende
                              									Kettenpaare mit schneller Bewegung, welche die Kasten am Schaufenster von dem
                              									unteren Kettenpaare nach dem oberen befördern und hinten im Laden umgekehrt die
                              									Kasten wieder niederlassen. Diese Einrichtung erfordert allerdings viel Platz und
                              									dürfte daher nur bei Neuanlagen von Verkaufsläden oder Kaufhallen auszuführen
                              									sein.
                           
                        
                           Füllmaterial für Zwischendecken.
                           Die von Chr. Nußbaum in München (D. R. P. Kl. 80 Nr.
                                 									39335 vom 18. April 1886) angegebene Wärmeschutzmasse soll unempfindlich gegen Feuer sein und den Schall
                                 										nicht leiten, daher sich für Zwischendeckmaterial, für Ziegeln zur
                              									Herstellung von Zwischenwänden und als Wärmeschutzmasse empfehlen. Zu baulichen
                              									Zwecken ist das genannte Material deswegen wohl geeignet, weil es so leicht ist wie
                              									Korkziegeln (vgl. 1881 241 319). Die Wärmeschutzmasse
                              									besteht aus Moostorf, welcher entweder pulverisirt, oder in kleinen Stücken mit
                              									Kalkmilch durchtränkt und dann an der Luft getrocknet wird. Durch die Kalkmilch wird
                              									das Ammoniak ausgetrieben, die Masse unverbrennlich gemacht, d.h. sie glimmt nur
                              									noch in der Flamme, ohne Feuer zu fangen bez. zu verbreiten.
                           Als Beispiele der Mischung für Ziegeln werden empfohlen:
                              									1 Th. Weiſskalk und 3 Th. Moostorf, oder 1 Th. Kalk und 4 Th. Torf, oder 1 Th. Gyps,
                              									2 Th. Kalk und 10 Th. Torf; für Füllmasse: 1 Th. Kalk
                              									und 6 Th. Moostorf; der Torf kann in kleinen Stücken oder pulverisirt beigemischt
                              									werden.
                           
                        
                           G. Maneuvrier's Entzündung des elektrischen Lichtbogens, ohne
                              									vorherige Berührung der Elektroden, durch Aenderung der Luftdichte.
                           Zur Entzündung eines elektrischen Lichtbogens ohne vorausgegangene Berührung der
                              									beiden Elektroden stehen bisher zwei Verfahrungsweisen zur Verfügung, welche im
                              									Wesentlichen darauf hinauskommen, daſs eine leitende Brücke gebildet wird: Entweder
                              									man bringt die Flamme einer Kerze zwischen die Elektroden, oder man läſst eine Reihe
                              									von Entladungen einer kräftigen elektrostatischen Batterie und noch besser eine
                              									Reihe von Funken eines Rühmkorff'schen Inductors
                              									zwischen den Elektrodenspitzen überschlagen. Ein neues Mittel dazu theilt G. Maneuvrier in den Comptes
                                 										rendus, 1887 Bd. 104 S. 967 mit. Derselbe bringt auf Entfernungen zwischen
                              									5 und 30mm den Lichtbogen zur Entzündung, indem er
                              									die Elektroden in einer luftdicht schlieſsenden Glasglocke unterbringt, welche mit
                              									einem Dreiwegehahne versehen ist, mittels dessen die Luft in der Glocke verdünnt
                              									wird, worauf beim Wiederzulassen von Luft sich der Bogen entzündet. Die Glocke hat
                              									bei 6mm dicken Kohlen die Gröſse eines
                              									elektrischen Eies, bei Kohlen von 1mm die Gröſse
                              									einer Edison-Lampe. Die Elektroden werden durch eingeschmolzene Drähte mit den Polen
                              									einer Wechselstromquelle in Verbindung gesetzt und beim erstmaligen Entzünden der
                              									Luftdruck auf 5 bis 6mm Quecksilber herabgebracht;
                              									später wenn die Kohlen und die Luft erst warm geworden sind, genügt eine Verdünnung
                              									bis auf 50mm. Nach erfolgter Verdünnung tritt ein
                              									violettes Licht auf und beim Zulassen einiger Luftblasen in die Glocke (bis zu 30
                              									bis 150mm Druck) verdichtet sich das Licht
                              									plötzlich und der Lichtbogen entzündet sich sofort.
                           
                        
                           Dreibasischphosphorsaures Natron als Kesselsteinmittel.
                           Wie W. J. Williams im Engineering and Mining Journal, 1887 Bd. 43 S. 326 berichtet, wird von der
                              										Keystone Chemical Company in Philadelphia das
                              									dreibasischphosphorsaure Natron als Kesselsteinmittel in den Handel gebracht. Der
                              									durch dasselbe aus den Sulfaten und Carbonaten von Kalk und Magnesia gebildete Niederschlag von
                              									phosphorsaurem Kalk bezieh. Magnesia soll wegen seiner Leichtigkeit während des
                              									Siedens völlig vertheilt bleiben und sich auch nach dem Abkühlen des Wassers nicht
                              									als Kruste an die Wände ansetzen. (Vgl. Rückverweisung 1887 263 397.)
                           
                        
                           Specifisches Gewicht von Kalkwasser.
                           Nach J. A. Wanklyn (Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 217)
                              									sind in 1l Kalkwasser 1g,344 CaO gelöst und das specifische Gewicht bei
                              									13° beträgt 1,00235. Es findet also bei dem Lösen des Aetzkalkes eine beträchtliche
                              									Volumenverminderung statt, welche ungefähr das 3 fache des Rauminhaltes von dem
                              									angewendeten Calciumoxyd beträgt. Nimmt man das Volumen der 1g,344 CaO zu 0cc,5 an, so beanspruchen diese 1001cc Wasser
                              									zur Bildung von 1l Kalkwasser von 1,00235 sp. G.
                              									(Vgl. auch 1885 258 143. Lunge 1883 250 464. Lamy 1878 230 285.)
                           
                        
                           Zusammensetzung eines sogen. „metallischen“
                              									Cementes.
                           Im Génie civil, 1886/87 Bd. 10 S. 399 ist die
                              									Zusammensetzung eines sogen. metallischen Cementes angegeben, welcher bei
                              									verschiedenen hervorragenden Instandhaltungsbauten mit Erfolg verwendet worden ist.
                              									Der feste Bestandtheil des Cementes ist ein Gemenge von 2 G.-Th. Zinkoxyd, 2 Th.
                              									gemahlenem Kalkstein und 1 Th. zerstoſsenem Sandstein. Die zum Anmachen zur
                              									Anwendung kommende Flüssigkeit besteht aus einer Lösung von 6 Th. Zink in käuflicher
                              									Salzsäure, mit 1 Th. Salmiak gemengt; diese Flüssigkeit wird mit ⅔ ihres Volumens
                              									Wasser verdünnt. Zum Gebrauche wird 1 Th. des Pulvers mit 0,3 Th. der Flüssigkeit
                              									zusammengeknetet. Die Zugfestigkeit der erstarrten Kittmasse beträgt nach 48 Stunden
                              									10, nach 4 Monaten 48k/qc, die Druckfestigkeit nach ½ Jahre 280k/qc.
                           
                        
                           Künstliche Herstellung von Spinell.
                           In einen Graphittiegel, dessen Innenseite mit fein gemahlener Magnesia bekleidet ist,
                              									bringt man ein Gemenge von Chloraluminium und Kryolith, beide möglichst rein und
                              									fein gepulvert. Der Tiegel wird mit Thonerde und überschüssiger Magnesia aufgefüllt,
                              									sodann 5 bis 6 Stunden im Feuer erhalten und hierauf langsamer Abkühlung überlassen.
                              									Nachdem man die Schmelze zerschlagen, findet man, wie St.
                                 										Meunier in den Comptes rendus, 1887 Bd. 104 S.
                              									1111 berichtet, in Hohlräumen kleine Krystalle von Spinell, welche in Härte, Farbe,
                              									Glanz u.s.w. dem natürlichen Minerale nicht nachstehen. Durch Zusatz von wenig
                              									Kaliumbichromat erhält man rosenrothen Rubinspinell.
                           
                        
                           Wahrscheinlicher Einfluſs der Bodenzusammensetzung auf das
                              									Portkommen der Reblaus.
                           Auf Grund zahlreicher statistischer Erhebungen über die Verbreitung der Reblaus im
                              									Departement du Gard und der hierbei gemachten Beobachtung, daſs die französischen
                              									Reben in gewissen Gegenden dem Vordringen der Reblaus mehr Widerstand leisteten als
                              									anderswo, kam Al. Cam. Dejardin nach den Comptes rendus, 1887 Bd. 104 S. 1249 auf den Gedanken,
                              									die geologischen Verhältnisse der einzelnen Rebenanlagen zu untersuchen. Er fand so,
                              									daſs im Granit, Dolomit, Trias, Keuper die Widerstandsfähigkeit eine gröſsere als
                              									z.B. im Grünsandstein, Neokom und anderen Formationen sei. Bei Versuchen mit
                              									amerikanischen Reben, welche bekanntlich für widerstandsfähig gehalten werden,
                              									zeigte sich diese Widerstandsfähigkeit ebenfalls abhängig von der
                              									Bodenzusammensetzung, so daſs dort, wo die französische Rebe mit mehr Erfolg
                              									aushält, die amerikanische Rebe sich auch besonders günstig entwickelt. Die sich
                              									hieran knüpfende Frage, durch welche Bestandtheile der verschiedenen Formationen die
                              									Widerstandskraft der Reben begünstigt wird, beantwortet Verfasser mit der Angabe,
                              									daſs der Gehalt an Stickstoff, Magnesia, Kali, Eisen, Mangan und Phosphorsäure des
                              									günstigeren Bodens ein sehr verschiedener ist von dem des ungünstigen. Besonders
                              									scheint die Magnesia eine groſse Bedeutung zu haben, indem sich zeigte, daſs in
                              									allen Anlagen, wo die französische Rebe Widerstand zu leisten vermag, der
                              									Magnesiagehalt des Bodens ein sehr bedeutender ist. Ferner ist der Procentgehalt an
                              									Magnesia in der Asche der amerikanischen Reben ein höherer. Auch aus dem Umstände, daſs in der Asche der
                              									Wurzeln stets Magnesia vorhanden ist, glaubt Dejardin
                              									schlieſsen zu können, daſs durch die Magnesia die Rebe befähigter wird, den
                              									Angriffen der Reblaus zu widerstehen.
                           
                        
                           Zersetzung der Nitrate bei Gegenwart von
                              									Superphosphaten.
                           Häufig werden Superphosphate mit Salpeter gemengt als Düngemittel unter dem Namen
                              											„zusammengesetzte Dünger“ besonders in
                              									Nordfrankreich und Belgien in den Handel gebracht. Nach Untersuchungen von A. Andouard (Comptes rendus, 1887 Bd. 104 S. 583) soll
                              									indessen ein solches Gemenge sehr wenig vortheilhaft bezüglich seines
                              									Stickstoffgehaltes sein, indem durch die Wirkung der freien Phosphorsäure bezieh.
                              									Schwefelsäure die Salpetersäure allmählich verdrängt wird und unverwerthet
                              									entweicht. So sank der Stickstoffgehalt eines derartigen Düngemittels von 6 Proc.
                              									Stickstoff in 5 bis 6 Wochen auf 3,78 Proc., bei einem anderen von 2 auf 0,72 Proc.
                              									nach 3 Wochen und Versuche im Kleinen, bei einer Temperatur von 25° ausgeführt,
                              									ergaben sogar einen Rückgang des Stickstoffgehaltes von 20 auf 14 Proc.
                           Dieser Mittheilung wird in der Chemiker-Zeitung, 1887
                              									Bd. 11 S. 538 mit dem Hinweise entgegengetreten, daſs nach Petermann eine Zersetzung des Chilisalpeters nur durch freie Schwefelsäure
                              									und groſsen Gehalt an Eisensulfat und organischer Substanz stattfinden kann, freie
                              									Phosphorsäure aber die Salpetersäure selbst bei Wasserbadtemperatur niemals in
                              									Freiheit setzt. Nur an Eisen reiche und schlecht bereitete Superphosphate können
                              									deshalb in inniger Mischung mit Chilisalpeter zersetzend auf diesen wirken unter
                              									Entwicklung von Salpetrigsäuredämpfen.
                           Auch O. Güssefeld (a. a. O. S. 591) ist zu den gleichen
                              									Ergebnissen wie Petermann gelangt. Er konnte weder bei
                              									Einwirkung von trockenem, noch von feuchtem Malden-Superphosphat auf Chilisalpeter
                              									einen Stickstoffverlust beobachten und ist geneigt, die Andouard'schen Beobachtungen einem Gehalte des betreffenden
                              									Superphosphates an freier Schwefelsäure zuzuschreiben.
                           
                        
                           Zur Frage des Bestehens der Ueberbromsäure.
                           Nach Untersuchungen von R. W. Emerson Mac Ivor (Chemical
                                 										News, 1876 Bd. 33 S. 35) bestätigen sich die Angaben von Kämmerer (Journal für praktische Chemie, 1863 Bd. 90 S.
                              									190) und von M. M. P. Muir (Journal of the Chemical
                                 										Society, 1874 Bd. 27 S. 324) über die Bildung der Ueberbromsäure durch
                              									Einwirkung von Brom auf Ueberchlorsäure nicht. Nachdem
                              										Muir im J. 1876 (a. a. O. Bd. 30 S. 469) seine
                              									früheren Angaben widerrufen hatte, berichtet Mac Ivor
                              									neuerdings, daſs seine seit der Zeit in dieser Richtung angestellten Versuche stets
                              									ohne Erfolg gewesen sind, und faſst seine Untersuchungsergebnisse dahin zusammen,
                              									daſs Brom weder auf wässerige, noch auf wasserfreie Ueberchlorsäure, noch auf
                              									Silberperchlorat, selbst nicht beim Erhitzen in zugeschmolzenen Röhren, einwirkt.
                              									(Nach der Chemical News, 1887 Bd. 55 S. 203.)
                           
                        
                           Nachweisung von Alkohol in Citronenöl.
                           Im Polytechnischen Notizblatt, 1887 Bd. 42 S. 76 wird
                              									nach der Seifensieder-Zeitung ein leicht
                              									auszuführendes, von T. Salzer angegebenes Verfahren zum
                              									qualitativen Nachweise von Alkohol in Citronenöl mitgetheilt, welches sich übrigens
                              									auch bei anderen Oelen benutzen lassen dürfte. Man gibt etwas des zu prüfenden
                              									Citronenöles in ein trockenes Proberöhrchen, bestäubt dann die innere Glaswandung
                              									über dem Oele mit einer geringen Menge pulverisirtem Fuchsin und erhitzt das Oel zum
                              									Sieden. Bei von Alkohol freiem Oel wird keine Veränderung des Fuchsins wahrzunehmen
                              									sein; enthält das Oel jedoch nur 0,1 Proc. Weingeist, so ist nach kurzer Zeit jedes
                              									Fuchsinstäubchen mit einem in Folge der lösenden Wirkung des Weingeistes erzeugten
                              									rothen Kranze umgeben. (Vgl. Carles 1886 260 480.)