| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 424 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Eisen im Papiere.
                           Die Verwendung des Magnetes zur Entfernung von Eisenstückchen aus dem Getreide, den
                              									Messingbohrspähnen u. dgl. ist bekannt. Wie die Papierzeitung, 1887 Nr. 31 mittheilt, wird eine Reihe von Magneten, welche
                              									schräg in der Bewegungsrichtung des Papierstoffes gitterförmig angebracht sind, zur
                              									Entfernung von Eisentheilchen verwendet. Die Magnete tauchen bis nahe zum Boden des
                              									Holländers ein, ergreifen die Eisentheilchen, welche durch das Gegeneinanderarbeiten
                              									der Holländermesser und durch die Verwendung anderer Eisengeräthe in die Masse
                              									gerathen und die sich beim fertigen Papier durch Rostflecken in unangenehmer Weise
                              									äuſsern würden. Der in der Fabrik Gebrüder Schröder in
                              									Golzern zur Verwendung gekommene Apparat ist von Hugersdorf in Leipzig angefertigt und besteht aus 13 Hufeisenmagneten von
                              									annähernd 220mm Schenkellänge von Flachstahl 12 ×
                              										4mm, welche durch eine Hartgummiunterlage und
                              									Messingschrauben auf einem Eichenholzrahmen befestigt sind. Alle 24 Stunden werden
                              									die Magnete von den anhängenden Eisenstückchen gereinigt und versieht die
                              									Vorrichtung den Dienst tadellos seit 2 Jahren.
                           
                        
                           Herstellung medicinischer Seife aus Cacaofett.
                           Die derzeitige groſse Billigkeit des Cacaofettes läſst eine Verwerthung desselben in
                              									gröſserem Maſsstabe erwünscht erscheinen. P. Soltsien
                              									empfiehlt deshalb dieses Fett zur Herstellung einer medicinischen Seife und schlägt
                              									folgende Methode zu deren Gewinnung vor: 1000g
                              									geschmolzenes und durch Filtration gereinigtes Cacaofett werden im Wasserbade unter
                              									Umrühren mit 850g Natronlauge von 1,34 spec. Gew.
                              									so lange erhitzt, bis eine herausgenommene kleine Probe sich in heiſsem,
                              									destillirtem Wasser klar löst. Man gibt alsdann unter Umrühren eine filtrirte Lösung
                              									von 250g Chlornatrium in 500g destillirtem Wasser zu und erhitzt unter
                              									Umrühren eine halbe Stunde lang. Die Masse wird in ein Porzellangefäſs gegossen,
                              									erkalten gelassen, die aufschwimmende Seife abgehoben und zwischen Leinwand
                              									abgepreſst. Man behandelt die Preſskuchen nochmals mit Kochsalzlösung und wäscht die
                              									erkaltete Seife mit destillirtem Wasser ab. (Pharmaceutische
                                 										Zeitung, 1887 Bd. 59 S. 127.)
                           
                        
                           Darstellung von Carotin aus gelben Rüben.
                           Arnaud hatte in dem Bulletin de
                                 										la Société chimique, 1886 Bd. 46 S. 487 die Darstellung des Carotins, eines Bestandtheiles der gelben Rüben,
                              									beschrieben und gibt nun weitere Aufschlüsse über diesen Körper. Zunächst müssen die
                              									Rüben vor der Verwendung überwintert haben, widrigenfalls kein krystallisirtes
                              									Carotin erhalten wird. Ferner ist bei der Darstellung jedes Erwärmen zu vermeiden,
                              									da sich dieser Körper sehr leicht oxydirt und dann seine Krystallisationsfähigkeit
                              									verliert. Das Carotin ist ein Kohlenwasserstoff, welcher der Zusammensetzung C26H38 zu entsprechen
                              									scheint, und in zinnoberrothen Blättchen krystallisirt, die bei 168° schmelzen. Auch
                              									in sämmtlichen Blättern findet sich Carotin, welches durch Ausziehen der im
                              									luftleeren Raume getrockneten Blätter mit Petroläther von dem Chlorophyll getrennt
                              									wird. (Bulletin de la Société chimique de Paris, 1887
                              									Bd. 48 S. 64.)
                           
                        
                           Caffeïngehalt des rohen und gerösteten Kaffees.
                           H. Paul und J. Cownley (The
                                 										Pharmaceutical Journal and Transactions, Bd. 17 S. 821 nach der Chemiker-Zeitung, Repertorium, 1887 Bd. 11 S. 132)
                              									haben Untersuchungen über den Einfluſs des Röstens auf den Caffeïngehalt
                              									verschiedener Kaffeesorten angestellt. Sie kommen zu dem Ergebnisse, daſs der
                              									Caffeïngehalt im gerösteten Kaffee durchschnittlich 1,2, im rohen 1,1 bis 1,18 Proc.
                              									betrage. Der Unterschied ist bedingt durch den wechselnden Gehalt an Feuchtigkeit im
                              									rohen Kaffee, der zwischen 6,2 und 10 Proc. schwankt. Wird die Röstung bei mäſsiger
                              									Temperatur vorgenommen, so ist ein Unterschied 1 Caffeïngehalte des rohen und
                              									gerösteten Kaffees nicht zu erkennen; wenn hingegen eine auſsergewöhnlich hohe
                              									Rösttemperatur zur Anwendung gebracht wurde, so betrug der Caffeïnverlust 0,36 Proc.
                              									und die gesammte Gewichtsabnahme, bezogen auf den rohen Kaffee, 31,7 Proc. Die
                              									Verfasser stellen ihre Versuche in nachfolgender Tabelle zusammen.
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 Caffeïn
                                 
                              
                                 Kaffee:
                                 Gew.-Verlust
                                 im rohenKaffee
                                 im gerösteten Kaffee
                                 
                              
                                 gefunden
                                 berechnet
                                 
                              
                                 Leicht geröstet
                                 13,7
                                 Proc.
                                 1,10
                                 Proc.
                                 1,30
                                 Proc.
                                 1,28
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Mittel geröstet
                                 16,0
                                 „
                                 1,10
                                 „
                                 1,36
                                 „
                                 1,31
                                 „
                                 
                              
                                 Ueberröstet
                                 31,7
                                 „
                                 1,10
                                 „
                                 1,25
                                 „
                                 1,61
                                 „
                                 
                              
                           In dem Gewichtsverluste sind 8,22 Proc. Wasser mit
                              									inbegriffen, welche durch Erwärmen des Kaffees auf 100° ausgetrieben wurden.
                           Für die beste und einfachste Art der Zubereitung des Kaffees als Getränke halten die
                              									Verfasser die in Frankreich zumeist übliche Methode des Durchseihens, wodurch der
                              									Kaffee sowohl wie das Caffeïn vollständig extrahirt werden.
                           
                        
                           Bestimmung organischer Stoffe im Trinkwasser nach der sogen.
                              									actinischen Methode.
                           A. R. Leeds theilt im Journal
                                 										American Chemical Society, 1887 Bd. 8 S. 269 ein Verfahren zur Bestimmung
                              									der organischen Substanz im Trinkwasser mit, welches auf der Reduction von
                              									Silbernitrat durch die organischen Bestandtheile des Wassers im Sonnenlichte beruht.
                              									Man gibt in eine hohe, enge, mit Glasstopfen
                              									verschlieſsbare, weiſse Flasche von 500cc Inhalt
                              										250cc des zu untersuchenden Wassers, versetzt
                              									mit 5cc einer 5procentigen neutralen
                              									Silbernitratlösung und setzt so lange dem direkten Sonnenlichte aus als noch
                              									reducirtes Silber abgeschieden wird, wozu je nach Umständen 12 Stunden bis 5 Tage
                              									erforderlich sind. Das Ende der Reaction erkennt man mit Sicherheit daran, daſs das
                              									Wasser völlig klar und durchsichtig wird. Die Reduction erfolgt besonders langsam,
                              									wenn sie von dem Auftreten einer dunkelrothen Färbung begleitet ist. Nach. völliger
                              									Abscheidung des Silbers wird der Niederschlag auf ein Asbestfilter gebracht, mit
                              									Wasser und dann zwecks Lösung von etwa ausgeschiedenem Chlorsilber mit Ammoniak
                              									ausgewaschen, in Salpetersäure gelöst und nun das Silber bestimmt.
                           Das Verfahren hat den Vorzug, daſs nach demselben ausgeführte Doppelanalysen stets
                              									übereinstimmende Resultate geben. Die neutrale Silberlösung hält sich, wenn sie mit
                              									von organischen Substanzen freiem Wasser hergestellt wird, Jahre lang unverändert
                              									und die Menge des ausgeschiedenen Silbers ist, unabhängig von den gewöhnlichen
                              									Temperaturschwankungen, sowie von der actinischen Intensität des Lichtes während der
                              									Belichtungsdauer. (Nach der Chemiker-Zeitung,
                                 										Repertorium, 1887 Bd. 11 S. 130.)
                           
                        
                           Kugelgasometer zum Aufbewahren und Ueberfüllen von
                              									Gasen.
                           In der Chemiker-Zeitung, 1887 Bd. 11 S. 786 bringt A. Ehrenberg die Beschreibung eines Apparates zum Aufbewahren und Ueberfüllen von Gasen,
                              									dessen er sich nach seiner Angabe schon längere Zeit mit Vortheil zu erwähntem
                              									Zwecke bedient. Dieser Gasometer ist vollständig aus Glas verfertigt, nach Art der
                              										Gay-Lussac'schen Büretten in einem Holzfuſse
                              									befestigt und findet in den verschiedensten Gröſsen (200cc bis etwa 21) Verwendung. Der Gasometer, dessen Einrichtung aus
                              									beistehender Textfigur ersichtlich, wird bei geöffnetem Hahne c und geschlossenem Tubus b durch das mit Bunte'scher
                              									Sicherheitscapillare versehene Druckrohr a mit
                              									Quecksilber oder einer anderen Sperrflüssigkeit gefüllt. Die Gase läſst man durch
                              									Tubus b eintreten, wobei man das hier ausflieſsende
                              									Quecksilber in einem untergestellten Glase auffängt. Bei geschlossenem Tubus b kann man durch Einfüllen von Quecksilber in Rohr a das Gas durch ein bei d
                              									aufgesetztes Gasableitungsrohr in andere Gefäſse überführen.
                           Textabbildung Bd. 265, S. 425Der Apparat ist mit einem Glashahne c mit
                              									Quecksilber-Verschlüssen nach Greiner und Friedrichs
                              									(1887 263 481) versehen, so daſs Gase unbegrenzt lange
                              									Zeit darin aufbewahrt werden können, ohne daſs eine durch Diffusion verursachte
                              									Verunreinigung zu befürchten ist. (Vgl. G. Attenkofer
                              									1879 232 * 134.)
                           
                        
                           
                           Ueber den Farbstoff des Lac-dye.
                           Wenngleich der unter dem Namen Lac-dye bekannte
                              									Farbstoff heutzutage, in Folge der Entdeckung der Azofarbstoffe, nicht mehr so
                              									groſse Wichtigkeit wie früher besitzt, so beansprucht derselbe doch der Schönheit
                              									der damit erzielten Nuancen sowohl als ihrer Echtheit wegen einiges Interesse. Es
                              									verdient daher eine Arbeit von Robert E. Schmidt (Berichte
                                 										der deutschen chemischen Gesellschaft, 1887 Bd. 20 S. 1285), welche uns
                              									über diesen bis jetzt literarisch sehr dürftig behandelten Körper Aufschluſs gibt,
                              									unbedingte Beachtung.
                           Das Ausgangsmaterial zur Darstellung des Lac-dye ist der
                              									Gummilack, ein Harz, welches in Folge des Stiches eines Insectes, Coccus lacca, aus den Zweigen verschiedener Bäume
                              									Ostindiens und des malayischen Archipels ausflieſst, im rohen Zustande den
                              									Handelsnamen Stocklack führt und heute noch als
                              									wichtiges Product den Schellack liefert. Die wenigen in der Literatur befindlichen
                              									Angaben über den Lac-dye, dessen Fabrikation schon seit
                              									einem Jahrhundert betrieben wird, weichen gänzlich von einander ab. Nach Einigen
                              									wird der Stocklack mit verdünnter Soda- oder Potaschelösung ausgezogen und die
                              									erhaltene Lösung eingedampft. Nach Anderen wird diese Lösung mit Alaun gefällt und
                              									der getrocknete Niederschlag in den Handel gebracht. Nach Dritten endlich wird der
                              									Thonerdeniederschlag mit Schwefelsäure ausgezogen, wobei Farbstoff und Thonerde in
                              									Lösung gehen, und die harzfreie Lösung abermals mit Alkali gefällt. Eine ganz neue
                              									Notiz findet sich in einer englischen Zeitschrift, wonach in Bengalen der
                              									zerkleinerte Stocklack in groſsen irdenen Gefäſsen mit Wasser Uebergossen und von
                              									Frauen mittels der Füſse so lange durchgearbeitet wird, bis sich der Farbstoff
                              									gelöst hat. Die durchgeseihte Flüssigkeit wird mit Kalkwasser gefällt, der
                              									Niederschlag abfiltrirt, gepreſst, geformt und getrocknet.
                           Zur Aufklärung dieser miteinander in Widerspruch stehenden, offenbar unrichtigen
                              									Angaben, untersuchte Verfasser die Asche mehrerer Sorten Lac-dye, und es ergab sich, daſs keine der angegebenen Darstellungsweisen
                              									der Wirklichkeit entspricht. Zunächst ist das bloſse Ausziehen mit Alkalilauge und
                              									Eindampfen der Lösung von vornherein ausgeschlossen, da die Alkaliverbindungen des
                              									Farbstoffes in Wasser auſserordentlich leicht löslich, sogar an der Luft
                              									zerflieſslich sind, während bei der Behandlung des Lac-dye mit Wasser sehr wenig in Lösung geht. Ebenso wenig kann der freie
                              									Farbstoff vorliegen, da auch er vom Wasser sehr leicht aufgenommen wird. Es geht
                              									vielmehr aus dem Verhalten des Lac-dye ganz klar
                              									hervor, daſs darin der Farbstoff in Form eines unlöslichen Lackes vorliegt. Ein
                              									Thonerdelack kann es jedoch deshalb nicht sein, weil die im säure-löslichen Theil
                              									der Asche gefundene Menge Thonerde viel zu gering ist, als daſs diese Annahme
                              									gerechtfertigt erschiene.
                           Aus dem groſsen Kalkgehalt muſs man dagegen schlieſsen, daſs die Darstellung des Lac-dye nach dem zuletzt erwähnten Verfahren, also
                              									durch Fällen des Farbstoffes mit Kalk, stattfindet; doch müssen auch noch andere
                              									Zusätze dabei gemacht werden, denn die Menge des in Säuren unlöslichen Rückstandes
                              									(50 bis 60 Proc. der Asche, beinahe 10 Proc. des nicht getrockneten Lac-dye) ist zu
                              									groſs, als daſs sie nur dem Zufalle ihren Ursprung verdanken könnte. Dieser
                              									Rückstand besteht jedenfalls aus mehr oder weniger reinem Thone. Dieser Thon wird
                              									bei der Fällung des Farbstoffes mit Kalk wahrscheinlich deshalb in gewisser Menge
                              									zugegeben, damit der Niederschlag sich leichter filtriren und nachher besser formen
                              									läſst. Was den wirklichen Farbstoffgehalt des Lac-dye
                              									betrifft, so sind auch darüber nur ältere, unrichtige Angaben vorhanden. Nach einer
                              									alten Analyse, welche sich durch die ganze Literatur hindurch zieht, soll der Lac-dye im Durchschnitte 50 Proc. Farbstoff, 25 Proc.
                              									Harz und 22 Proc. erdige Bestandtheile enthalten. Die Untersuchungen Schmidt's ergaben indeſs bei 2 Sorten von Lac-dye nachstehendes Resultat:
                           
                              
                                 
                                 Nr. 1.
                                 Nr. 2.
                                 
                              
                                 Farbstoff
                                 10,4
                                 Proc
                                   13,2
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit
                                   9,0
                                 „
                                   11,26
                                 „
                                 
                              
                                 Mineralische Bestandtheile
                                 15,7
                                 „
                                   18,24
                                 „
                                 
                              
                                 Organische Beimengungen und über   100° entweichendes
                                    											Wasser
                                 64,9
                                 „
                                   57,3
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 Proc.
                                 100,00
                                 Proc.
                                 
                              
                           
                           Ferner gelang es dem Verfasser nach mühevollen Versuchen auf
                              									einem Wege, zu dessen näherer Beschreibung hier der Platz mangelt, die
                              									Reindarstellung des Farbstoffes selbst zu erzielen. Er erhielt ihn als
                              									bräunlichrothes, krystallinisches Pulver, welches, unter dem Mikroskope beobachtet,
                              									gut ausgebildete, rhombische Tafeln von gelbrother Farbe zeigte, und gab ihm die
                              									Benennung Laccainsäure. Dieselbe ist ihrem ganzen
                              									Verhalten nach eine ziemlich starke Säure. Ihre wässerige Lösung schmeckt
                              									zusammenziehend säuerlich und röthet blaues Lackmuspapier. Kali- und Natronlauge
                              									bewirken eine intensive, sehr charakteristische, fuchsinrothe Färbung desselben; auf
                              									Zusatz von Alkohol werden die entsprechenden salzartigen Verbindungen als violette
                              									Flocken unter vollständiger Entfärbung der Flüssigkeit ausgeschieden. Ebenso
                              									verhalten sich Ammoniak und Alkalicarbonate. Barytwasser, Chlorbarium sowie
                              									Chlorcalcium lallen den Farbstoff in wässeriger Lösung, Magnesiumsulfat bringt keine
                              									Veränderung hervor, durch Alaun geht die blutrothe Färbung ins Weinrothe über.
                           Die Laccainsäure zeigt groſse Aehnlichkeit mit dem
                              									Farbstoffe der Cochenille, der Carminsäure, so daſs man
                              									versucht wäre, deren Identität anzunehmen, wenn nicht sehr gewichtige Gründe dagegen
                              									sprächen: vor Allem die Verschiedenheit der bei der Analyse gefundenen Zahlen und
                              									ferner das gänzlich abweichende Verhalten der Körper beim Schmelzen mit Kali;
                              									während nämlich bei sämmtlichen Kalischmelzen der übrigen natürlichen Farbstoffe als
                              									Reactionsproducte Resorcin, Pyrogallol, Phloroglucin, insbesondere bei der
                              									Kalischmelze der Carminsäure, Oxalsäure, Bernsteinsäure
                              									und Coccinin gefunden werden, hat der Verfasser bei Behandlung der Laccainsäure mit Kali die Bildung keines einzigen der
                              									genannten Körper wahrnehmen können.
                           Zum Schlusse weist R. E. Schmidt noch auf die
                              									interessante Thatsache hin, daſs wir in der Laccainsäure, C16H12O5, die nämliche
                              									Anzahl Kohlenstoffatome haben, wie im Brasileïn, C16H12O5, im Hämateïn, C16H12O6, und im Crocin, C16H18O6. Auch die Derivate der Carminsäure, das Ruficoccin, C16H10O6, und das Ruficarmin,
                              										C16H12O6, zeigen die gleiche Anzahl Kohlenstoffatome.
                              									Selbst die Anzahl der Wasserstoffatome ist für die Mehrzahl der genannten
                              									Verbindungen die gleiche.
                           
                        
                           Einfluſs der Zusammensetzung des Erdöles und der in ihm
                              									enthaltenen Salze auf seine Leuchtkraft.
                           Erst in der jüngsten Zeit hat man bei der Beurtheilung des Erdöles seinen chemischen
                              									Eigenschaften mehr Beachtung geschenkt und dasselbe vor dem Versandt untersucht, ob
                              									es neutrale, oder alkalische Reaction zeige. Der Einfluſs seiner Bestandtheile auf
                              									die Leuchtkraft wurde jedoch gänzlich vernachlässigt. E.
                                 										Alftan hat nun (Repertorium der
                                 										Chemiker-Zeitung, 1887 Bd. 11 S. 197, nach den Berichten der Kaiserlich Russischen Technischen Gesellschaft, 1887 Bd. 21
                              									S. 107), um diese Lücke auszufüllen, diesbezügliche Versuche angestellt. Das
                              									untersuchte Material – Verkaufserdöl der Firma Nobel –
                              									wurde durch Destillation in drei Fractionen getheilt. und zwar 1) leichtes
                              									Destillat, spec. Gew. 0,765 bei 17,50, Siedepunkt unter 150°; 2) Normalerdöl von
                              									0,829 spec. Gew., Siedepunkt zwischen 150 und 270°; 3) schweres Destillat, 0,867
                              									spec. Gew., Siedepunkt über 270°. Die letzten zwei Destillate wurden nun in
                              									verschiedenen Verhältnissen gemengt und jeder Mischung so viel von der ersten
                              									Fraction zugegeben, daſs das Mischungsproduct wiederum das specifische Gewicht des
                              									Normalerdöles 0,829 besaſs. Jede dieser Mischungen wurde in einer Kumberg'schen Lampe (vgl.
                              									1887 263 294) verbrannt und die Abnahme der Leuchtkraft
                              									nach gewissen Zeiträumen photometrisch bestimmt. Das Ergebniſs war folgendes: Die
                              									Leuchtkraft derjenigen Mischungen, welche bis zu 20 Proc. schwere Kohlenwasserstoffe
                              									enthielten, sank nach 8 bis 9 Stunden um 7,3 bis 9,5 Proc., bei denjenigen, welche
                              									20 bis 40 Proc. dieser Kohlen Wasserstoffe enthielten, betrug der Unterschied
                              									zwischen der anfänglichen und der schlieſslichen Leuchtkraft 22 bis 48 Proc. und
                              									stieg sogar auf 56,7 Proc. bei Zugabe von 50 Proc. der dritten Fraction. Nach der
                              									Ansicht des Verfassers beruhen diese Unterschiede auf dem langsamen Emporsteigen der
                              									schweren Bestandtheile im Dochte. Beim Brennen der Mischungen, welche einen
                              									gröſseren Gehalt hochsiedender Fractionen besitzen, setzt sich auch bedeutend mehr
                              									Kohle auf dem Dochte an.
                           
                           Was nun den Gehalt des Erdöles an Salzen anbelangt, so finden sich in demselben am
                              									häufigsten Eisen-, Kalk- und Magnesiasalze. Daſs das Erdöl von diesen Beimengungen
                              									nicht genügend befreit wurde, erkennt man einerseits an der sauren Reaction des
                              									fertigen Productes, andererseits an dem Vorhandensein organisch saurer Salze. Im
                              									ersten Fall färbt sich das Erdöl beim Stehen in eisernen Gefäſsen, dadurch daſs es
                              									Eisen auflöst, gelb, im letzten Fall ist seine Brennfähigkeit äuſserst gering, die
                              									Flamme erlischt bereits nach 1 bis 2 Stunden.
                           Während nun, wie die Untersuchungen des Verfassers ergeben haben, ein Gehalt von 0g,1 Eisensalzen in 1000g Erdöl – in der Praxis ist ein so hoher
                              									Eisengehalt sehr selten – nicht gerade sich als schädlich erwiesen hat, wird schon
                              									durch einen Gehalt von 0g,02 Kalk- oder
                              									Magnesiasalzen auf 1000g Erdöl die Leuchtkraft
                              									nach 8 Stunden um 30 bis 40 Proc. vermindert; bei einem Gehalte aber von 0g,1 in 1000g
                              									Erdöl sinkt dieselbe für Kalksalze um 85,5, für Magnesiasalze sogar um 94 Proc.
                              									Dieses verschiedene Verhalten der Eisensalze einerseits und der Kalk- und
                              									Magnesiasalze andererseits findet, wie Verfasser annimmt, darin seine Erklärung,
                              									daſs sich die Eisensalze an der Spitze des Dochtes abscheiden und nun entweder
                              									hinuntersinken oder auch auf dem Dochte zurückbleiben, jedoch ohne zu schmelzen,
                              									während die Kalk- und Magnesiaasche sich zu einer festen Masse zusammensetzt und so
                              									dem Erdöle den Zutritt zur Flamme versperrt.
                           Verfasser macht schlieſslich noch darauf aufmerksam, daſs er in den sauerreagirenden
                              									Erdölsorten keine Kalk- bezieh. Magnesiasalze gefunden hat; ob aber dagegen jedes
                              									alkalisch reagirende Erdöl mit obigen Salzen verunreinigt ist, läſst er
                              									dahingestellt, jedenfalls aber ist man beim Bezüge eines nicht alkalisch reagirenden
                              									Oeles ziemlich sicher, ein von genannten Beimengungen freies Material zu
                              									erhalten.
                           
                        
                           Wiederherstellung der Kohlenbügel in Glühlampen.
                           Die Wiederherstellung der Kohlenbügel in Glühlampen ist laut einer Mittheilung im Repertorium der Chemiker-Zeitung, 1887 Bd. 11 S. 199
                              									(nach dem Electrician, 1887 Bd. 19 S. 133) Pauthonnier gelungen. Der Kostenaufwand soll 2 Franken
                              									pro Lampe nicht übersteigen. Das Verfahren besteht darin, die Lampe äuſserst
                              									vorsichtig zu öffnen, so daſs ein plötzliches Hineinstürzen der Luft, welches das
                              									Glas zertrümmern würde, vermieden wird, und alsdann die Luft durch einen schweren
                              									Kohlenwasserstoff zu ersetzen. Die gebrochenen Enden des Bügels werden in Berührung
                              									gebracht und ein elektrischer Strom hindurchgesandt, welcher einen Niederschlag der
                              									Kohle veranlaſst, damit die Verbindung der gebrochenen Stelle befestigt und zugleich
                              									den Bügel in seiner ganzen Länge stärker macht. Der Nachtheil des Verfahrens scheint
                              									jedoch der zu sein, daſs dadurch die entsprechende Voltzahl der Lampe erniedrigt
                              									wird.
                           
                        
                           Darstellung von Jodbenzol aus Phenylhydrazin und
                              									titrimetrische Bestimmung des letzteren.
                           Nach E. Fischer verläuft bei der Einwirkung von Jod auf Phenylhydrazin die
                              									Reaction so, daſs auſser Jodwasserstoff Diazobenzolimid und Anilin entstehen, wie
                              									folgende Gleichung zeigt:
                           
                              
                              
                           Es scheint jedoch, daſs die Reaction in dieser Weise nur beim
                              									Vorhandensein eines Ueberschusses von Phenylhydrazin vor sich geht. Wie E. v. Meyer (Repertorium, der Chemiker-Zeitung, 1887
                              									Bd. 11 S. 194, nach dem Journal für praktische Chemie,
                              									1887 Bd. 36 S. 115) gezeigt hat, findet bei Gegenwart von überschüssigem Jod die
                              									Einwirkung in anderer Weise statt. Fügt man zu mindestens 2 Mol. Jod nur 1 Mol.
                              									Phenylhydrazin, so scheidet sich unter Stickstoffentwickelung Jodbenzol aus:
                           C6H5NHNH2 + J4 = 3HJ + N2 + C6H5J.
                           In stark verdünnter Lösung und bei Anwendung von
                              									überschüssigem Jou folgt die Oxydation des Phenylhydrazins auſserordentlich glatt.
                              									Verfasser empfiehlt
                              									deshalb diese Reaction zur titrimetrischen Bestimmung des
                                 										Phenylhydrazins. Man gibt zu einem abgemessenen, überschüssigen Volum von
                              										1/10
                              									Normaljodlösung, nachdem Wasser zugesetzt, die stark verdünnte Lösung der Base oder
                              									ihres salzsauren Salzes und titrirt das unangegriffene Jod wie üblich. Auch mittels
                              									Jodsäure, welche bei Gegenwart stark verdünnter Schwefelsäure Phenylhydrazin leicht
                              									oxydirt, läſst sich dasselbe titrimetrisch bestimmen; man hat alsdann die
                              									Jodsäurelösung nur mit einer Normal-Schwefligsäurelosung einzustellen.
                              									Selbstverständlich ist es, daſs Körper, welche auf Jod bezieh. Jodsäure und
                              									schweflige Säure einwirken, nicht zugegen sein dürfen.
                           
                        
                           Das Verhalten des Dichtemaximums des Wassers unter hohem
                              									Drucke.
                           In den Comptes rendus 1887 Bd. 104 S. 1159 bringt E. H. Amagat eine Mittheilung über die Verrückung des Punktes des Dichtemaximums des Wassers
                              									durch Druck. Er findet den Punkt der gröſsten Dichte zwischen zwei Temperaturen, bei
                              									welchen eine bestimmte Menge Wasser unter demselben Drucke das gleiche Volumen
                              									einnimmt. Seine Versuche dehnte er bis zu einem Drucke von 3200at aus. Zunächst gibt er das Resultat seiner
                              									Untersuchungen von 200 bis 700at an. Er fand, daſs
                              									bei einem Drucke von 200at der Punkt des
                              									Dichtemaximums des Wassers bei 0° lag, und zwar zwischen 0 und + 0,5°. Bei
                              									Vermehrung des Druckes sinkt der Punkt der gröſsten Dichte immer mehr, so daſs er
                              									bei 700at unter 0° sich befindet. Bei höherem
                              									Drucke gegen 3000at scheint das Wasser sich genau
                              									wie alle übrigen Flüssigkeiten zu verhalten, d.h. es verliert sein Dichtemaximum im
                              									flüssigen Aggregatzustand und der Punkt seiner gröſsten Dichte fällt wie bei den
                              									anderen Flüssigkeiten mit dem Erstarrungspunkte zusammen.
                           Die weitere Verfolgung dieser Studien, sowie sich daraus ergebende nähere
                              									Mittheilungen stellt Verfasser in Aussicht.
                           
                        
                           Ueber das sogen. Carbonylcarbazol (Carbazolblau).
                           Nachdem bereits zu Anfang dieses Jahres E. Bamberger und
                              										M. Philip hervorgehoben haben, daſs den
                              									Diphenylderivaten der Stellung  ebenso wohl der Charakter von Orthokörpern
                              									eigenthümlich zu sein scheine, wie den in gewissem Sinne analog gebauten
                              									Periabkömmlingen des Naphtalins  setzten neuerdings E. Bamberger und R. Müller (Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft 1887 Bd. 20 S. 1903) diese Untersuchungen fort, um
                              									durch Beibringung weiterer Beispiele jenem Satze einen sichereren Boden zu geben. Es
                              									gelang ihnen, unter den Derivaten des Diphenyls einen Körper zu entdecken, der den
                              									gewünschten Bedingungen genügte, und in dessen Eigenschaften ein willkommener Beweis
                              									für die Orthofunctionen der Diphensäurestellung zu
                              									begrüſsen war. Das Studium des von W. Suida bereits vor
                              									mehreren Jahren beschriebenen Carbonylcarbazols 
                              									ergab die Richtigkeit sämmtlicher von dem Entdecker betreffs der Eigenschaften des
                              									Körpers gemachten Angaben, nur fanden die Verfasser eine Verschiedenheit in der
                              									Konstitution und der Bildungsweise der Verbindung. Nach den Untersuchungen von E. Bamberger und R. Müller
                              									ist das Carbonylcarbazol der Klasse der Triphenylmethanfarbstoffe
                              									einzufügen. Seine
                              									Entstehung aus Carbazol und Oxalsäure ist analog der des Diphenylaminblaus aus
                              									Oxalsäure und Diphenylamin (vgl. C. Girard 1867 185 48). Die von Suida
                              									angegebene Bildungsgleichung
                           C12H8NH + C2H2O4 = C12H8NH.CO + CO2 + H2O
                           ist daher durch folgende zu ersetzen:
                           
                              3\mbox{C}_{12}\mbox{H}_8\mbox{NH}+\mbox{C}_2\mbox{H}_2\mbox{O}_4=(\mbox{OH})\mbox{C}[\widehat{\mbox{C}_6\mbox{H}_3.\mbox{NH}.\mbox{C}_6}\mbox{H}_4]_3+\mbox{CO}+\mbox{H}_2\mbox{O}
                              
                           Nachdem Verfasser durch zahlreiche Belege die Zugehörigkeit des Carbonylcarbazols zu
                              									den Triphenylmethanabkömmlingen nachgewiesen, u.a. seine Analogie mit dem
                              									Diphenylamin durch die Synthese eines nahen Verwandten des Carbonylcarbazols mittels
                              									Sechsfachchlorkohlenstoff und Carbazol unwiderleglich gezeigt haben, schlagen sie
                              									vor, auf Grund ihrer Untersuchungen die Bezeichnung Carbonylcarbazol zu verlassen
                              									und dieselbe durch die passendere Carbazolblau zu
                              									ersetzen, welche auch die Analogie mit dem Diphenylaminblau auszudrücken geeignet
                              									ist.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Berichtigung: Zu 265 S. 275.
                              									Der von Christian Emil Bichel in Berlin erfundene
                              										„geschwefelte“ Sprengstoff wird im Handel „Carbonit“ neuerer Zusammensetzung genannt, während „Roburit“ ein von Ludwig Löwe und Co.
                              									in Berlin erzeugter, aus chlorirtem Dinitrobenzol und Ammoniaksulphat bestehender
                              									Sprengstoff ist.
                           
                              O. G.
                              
                           Seite 377 Z. 14 v. o. statt W. Leybold lies P. Naef.
                           Seite 259 Z. 7 v. o. statt nicht lies recht.
                           
                        
                           Bücher-Anzeigen.
                           
                              Theoretische Maschinenlehre
                                 										von Dr. F. Grashof, in vier Bänden. (Dritter Band
                                 										im Erscheinen begriffen.) Verlag von Leopold Voss. Hamburg-Leipzig.
                              
                           Wir haben hier ein Werk echt deutscher Gründlichkeit und echt deutschen Fleiſses vor
                              									uns. Der in den weitesten technischen Kreisen bekannte Verfasser trägt seit einer
                              									Reihe von Jahren den in dem Werke behandelten Stoff an der Hochschule vor. Wie er
                              									mit seltener Hingabe und gewissenhaftem Streben sich seiner Aufgabe widmete und
                              									unablässig bemüht war, den schwierigen und reichhaltigen Stoff sowohl dem neuesten
                              									Standpunkte der Wissenschaft entsprechend, als auch in der den Hörern
                              									verständlichsten Weise vorzutragen! darüber herrscht unter den vielen Schülern nur
                              									eine Stimme. Referent, der sich auch zu den Schülern des Verfassers rechnen darf,
                              									hat Gelegenheit gehabt, mehrere spätere Ausarbeitungen dieser mit besonderer
                              									Vorliebe von den Zuhörern ausgearbeiteten Vorträge zu verfolgen und in jedem
                              									Jahrgange die Spuren unausgesetzter bessernder Sorgfalt gefunden.
                           So ist denn ein Werk entstanden, welches – eine Zierde der deutschen und technischen
                              									Literatur überhaupt – sich dem besten auf diesem Gebiete Erschienenen würdig zur
                              									Seite stellen kann; es ist nach Form und Inhalt mustergültig, bei kürzester Fassung
                              									klar und bei aller Kürze erschöpfend. Die mathematischen Herleitungen, bei denen die
                              									Anwendung der Analysis nicht wohl zu umgehen war, sind auf möglichst einfache Weise
                              									durchgeführt und die Endresultate stets in praktisch verwerthbarer Form gegeben. Der
                              									Verfasser ist hier dem im Freundeskreise gelegentlich ausgesprochenen Gedanken treu
                              									geblieben, daſs die praktische Verwendung einer Formel, die – mit dem Zollstock
                              									gemessen – mehr als 40mm lang sei, schon ihre
                              									schweren Bedenken habe und daſs eine Länge von 50mm ihre Brauchbarkeit überhaupt ausschlieſse.
                           Was die Verwendung der Infinitesimalrechnung anbetrifft, so mochte wir zu Gunsten
                              									derjenigen, denen diese Rechnungsweise nicht geläufig ist, und das ist ja wohl bei den meisten
                              									in der vielgeschäftigen Praxis stehenden Ingenieuren der Fall, den Herrn Verfasser
                              									an seine frühere Gepflogenheit erinnern, nach welcher er beim Eintritt eines neuen
                              									Zuhörerkreises eine kurze, speciell für seine Vorträge berechnete Uebersicht der
                              									bezüglichen Methoden gab. Vielleicht veranlaſst diese Bemerkung eine kleine Zugabe,
                              									ähnlich den zyir Weißbach'schen Mechanik zugefügten
                              										„Hilfslehren aus der Analysis“. Wir sind der Meinung, daſs eine solche
                              									Zugabe den Wirkungskreis des Hauptwerkes erweitern und den Gebrauch erleichtern
                              									werde.
                           Ueber den Plan und die Anordnung des Werkes spricht sich die „Ankündigung“ wie
                              									folgt aus:
                           Das vorliegende Werk bezweckt die theoretische Untersuchung der in das Gebiet der
                              									Maschinenlehre einschlagenden Probleme. Bei den vielfachen Berührungspunkten und
                              									Uebergängen, welche in einem theils von nationalen lind örtlichen Gewohnheiten,
                              									theils von der Entwicklung der Technik und ihrer Arbeitsteilung abhängigen Grade
                              									zwischen dem Gebiete des Maschinenbaues und anderen technischen Fachgebieten,
                              									insbesondere dem Ingenieur-Baufach, dem Schiffbau, der Pyrotechnik u.s.w.
                              									stattfinden, ist hier der Begriff der Maschinenlehre in einem weiteren Sinne
                              									verstanden, so daſs in dem vorliegenden Werke auch manche solche Probleme
                              									Berücksichtigung finden werden, welche zugleich jenen verwandten Fachgebieten
                              									zugerechnet werden können. Es wird in vier Theile zerfallen, welche, wenn auch
                              									natürlich vielfache Bezugnahmen auf frühere Theile in den folgenden unvermeidlich
                              									sind, doch je ein abgeschlossenes Ganzes bilden und als einzelne Bände für sich
                              									verkäuflich sein sollen.
                           Der erste Band, auch unter dem Titel:
                           
                              Hydraulik nebst mechanischer
                                    											Wärmetheorie und allgemeiner Theorie der Heizung, gr. 8. XXIV u. 972 S.
                                 										Mit 58 Abbildungen. 1875. Preis 21 Mark.
                              
                           behandelt vorwiegend solche Theile der theoretischen Physik
                              									und der angewandten Mechanik, welche nicht speciell nur der Maschinenlehre im
                              									engeren Sinne dienen oder angehören, sondern von allgemeinem Interesse sind.
                           Uebersicht des Inhaltes:
                           1. Abschnitt. Mechanische Wärmetheorie. A. Grundbegriffe
                              									und allgemeine Sätze. – B. Verhalten der Gase, insbesondere der atmosphärischen
                              									Luft. – C. Verhalten fester und flüssiger Körper. – D. Verhalten der Dämpfe,
                              									insbesondere des Wasserdampfes. I. Gesättigter Dampf. II. Gemische von Dampf und
                              									gleichartiger Flüssigkeit. III. Ueberhitzter Dampf. – E. Molekulartheorie der
                              									Wärme.
                           2. Abschnitt. Hydraulik. A. Gleichgewicht der
                              									Flüssigkeiten (Hydrostatik). I. Gleichgewicht des Wassers. II. Gleichgewicht der
                              									Luft. – B. Bewegung der Flüssigkeiten. I. Allgemeine Sätze. II. Strömende Bewegung
                              									in Gefäſsen und Röhren. III. Bewegung des Wassers in Kanälen. IV. Bewegung freier
                              									Wasserstrahlen. V. Wellenbewegung des Wassers. VI. Druck zwischen Flüssigkeiten und
                              									festen Körpern bei ihrer relativen Bewegung.
                           3. Abschnitt. Heizung. A. Verbrennung. – B.
                              									Wärmetransmission durch teste Wände. – Zugwirkung der Esse.
                           Der zweite Band, auch unter dem Titel:
                           
                              Theorie der Getriebe und der
                                    											mechanischen Meſsinstrumente, gr. 8. XII u. 873 S. Mit 226
                                 										Holzschnitten. 1883. Preis 21 Mark.
                              
                           ist den Maschinenelementen, den Bewegungsmechanismen und
                              									Regulatoren, sowie den mechanischen Instrumenten, d.h. den Instrumenten zum Messen
                              									von mechanischen Gröſsen (von Zeiten, Geschwindigkeiten, Maſsen, Kräften und
                              									mechanischen Arbeiten) gewidmet.
                           Uebersicht des Inhaltes:
                           1. Abschnitt. Theorie der Getriebe. A. Kinematik. I.
                              									Elementenpaare. II. Unselbstständige Elementenpaare und kinematische Ketten. III.
                              									Elementare Mechanismen. – B. Allgemeine Bewegungswiderstände. I. Reibung von
                              									Prismenpaaren. II. Reibung von Drehkörperpaaren; Zapfenreibung. III. Reibung von Schraubenpaaren. IV.
                              									Zahnreibung. V. Walzenreibung. VI. Reibung und Steifigkeiten von Zugkraftorganen. –
                              									C. Theorie der Regulatoren. I. Bremswerke. II. Schwungräder. III. Accumulatoren. IV.
                              									Regulatoren für Kraftmaschinen.
                           2. Abschnitt, Theorie der mechanischen Meßinstrumente.
                              									A. Instrumente zum Zählen und Rechnen. – B. Meſsinstrumente. I. Instrumente zur
                              									Messung von Raumgröſsen. II. Uhren (Chronometer). III. Instrumente zur Messung von
                              									Geschwindigkeiten (Tachometer). IV. Wagen. V. Instrumente zur Messung von Kräften.
                              									VI. Instrumente zur Messung mechanischer Arbeiten.
                           Der im Fortdruck begriffene dritte Band soll dann die Kraftmaschinen in ihrem ganzen
                              									Umfange behandeln, d.h. die Maschinen, welche zur Verwerthung der Naturkräfte als
                              									technische Betriebskräfte dienen, insbesondere also nächst den Maschinen zur
                              									Aufnahme thierischer Kräfte die hydraulischen Kraftmaschinen, Windräder,
                              									Dampfmaschinen und überhaupt die calorischen Maschinen im weiteren Sinne.
                           Der vierte Band endlich wird den Arbeitsmaschinen gewidmet sein, besonders den
                              									Transmissionsmaschinen, d.h. den Maschinen zur Fortbewegung und Hebung fester,
                              									flüssiger und luftförmiger Körper (Locomotiven, Schiffspropeller,
                              									Schachtförderungen, Rammen, Pumpen, Gebläse), sowie auch einigen
                              									Fabrikationsmaschinen oder Maschinen zur Bearbeitung und Formveränderung fester
                              									Körper (Hammer- und Walzwerke, Sägemaschinen u.s.w.), sofern dieselben z. Z.
                              									überhaupt einer theoretischen Untersuchung mit Erfolg unterzogen werden können und
                              									insoweit es sich dabei mehr um die Gröſse des mechanischen Effectes, als um die Güte
                              									und Vollendung des Fabrikates handelt, welch letztere Rücksichten sowie auch manche
                              									Fabrikationsmaschinen überhaupt mehr den Gebieten des praktisch-constructiven
                              									Maschinenbaues und der mechanischen Technologie, als der theoretischen
                              									Maschinenlehre angehören.
                           Diesen Zwecken entsprechend beschränken sich die figürlichen Darstellungen auf
                              									einfache Skizzen mit Ausschluſs alles constructiven Details, wogegen von den
                              									Hilfsmitteln der niederen und höheren Analysis und der theoretischen Mechanik ein
                              									ausgedehnter Gebrauch gemacht werden muſs; dabei wird indessen, sowohl was die als
                              									bekannt vorausgesetzten Lehren und Methoden jener fundamentalen Wissenschaften, als
                              									auch was die Ausführlichkeit der Darstellung und Begründung betrifft, kein höherer
                              									Grad mathematischer Ausbildung und Uebung vorausgesetzt, als er durch das Studium an
                              									einer technischen Hochschule durchschnittlich erworben werden kann.
                           Indem das Werk in erster Reihe dazu bestimmt ist, wissenschaftlich gebildeten
                              									Technikern und Studirenden als theoretische Grundlage zu rationeller Praxis und zur
                              									Vervollkommnung derselben zu dienen, hofft der Verfasser durch eine streng
                              									wissenschaftliche Behandlungsweise und dadurch, daſs er über das unmittelbare
                              									Bedürfniſs der heutigen Praxis vielfach hinausgeht, zugleich auch solche Leser zu
                              									befriedigen, welche an den technischen Anwendungen der von ihnen cultivirten
                              									mathematischen und Naturwissenschaften Interesse nehmen.
                           Der dritte Band:
                           
                              
                                 Theorie der Kraftmaschinen.
                                 
                              
                           behandelt in den bisher erschienenen 3 Lieferungen:
                           A. Belebte Motoren. Mensch als Motor, Thiere als
                              									Motoren.
                           B. Wassermotoren. Fassung des Aufschlagwassers,
                              									Wasserräder, Turbinen, Wasser Säulenmaschinen.
                           C. Windmotoren.
                           D. Wärmemotoren.
                           I. Dampfmaschinen, a. Dampfkessel.
                           Wir werden auf den Inhalt im Laufe des Erscheinens und nach Schluſs des Bandes näher
                              									zurückkommen.
                           
                              Hg.