| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 475 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ein neuer Schwefelschmelzofen.
                           In den Annales industrielles, 1887 Bd. 19 S. 94 wird ein
                              									von Léon Gil in Almeria erdachter Ofen zur
                              									Schwefelgewinnung beschrieben, der vor den meist gebräuchlichen Oefen dieser Art den
                              									Vorzug besitzt, daſs man keine Verluste an Brennmaterial, in diesem Falle meist
                              									Schwefel, erleidet. Der eigentliche Schmelzofen (vgl. Fig. 8 Taf. 23), der oben
                              									mit einer Kuppel geschlossen ist, hat 2 Einfüllöffnungen A und B. Die untere von diesen A dient auſserdem zum Ausflusse des geschmolzenen
                              									Schwefels und zur Regulirung der Temperatur, weshalb man während des Betriebes eine
                              									schmale Rinne in derselben offen läſst. Die obere Thür B bleibt geschlossen. Im Mittelpunkte der Kuppel wird durch eine Röhre F ein heftiger Luftstrom eingeblasen, welcher durch das
                              									Flügelrad H (Fig. 10) gleichmäſsig
                              									vertheilt wird. Derselbe treibt die Verbrennungsproducte durch die Oeffnung C (Fig. 8) und den geneigten
                              									Kanal D, in die Rauchkammer S (Fig.
                                 										9). Den unteren Theil derselben bildet ein Wasserbehälter G, der mit einem solchen R, der ihm gegenüber liegt, von Unten her in Verbindung steht. Die diese
                              									beiden Behälter G und R
                              									trennende Scheidewand S1 (Fig.
                                 										8) zwingt die schweflige Säure sich durch das Wasser durchzupressen, bevor
                              									sie durch die Oeffnung L in Bleikammern geleitet wird.
                              									Hierdurch wird der mitgerissene Schwefel, wenn er nicht schon im Kanäle D zurückgeblieben ist, im Behälter G zurückgehalten, auf dessen geneigtem Boden er
                              									heruntergleitet und von R aus herausgeschöpft werden
                              									kann. (Vgl. J. Hollway 1879 232 * 433.)
                           
                        
                           Deutsche Torpedoboote.
                           In einem Berichte über die deutsche Torpedoflottille,
                              									welche unlängst bei Sheerneſs vor Anker lag, bemerkten englische Zeitschriften, daſs
                              									die Boote etwas schwerer gebaut seien als die englischen und in Folge dessen eine
                              									geringere Fahrgeschwindigkeit hätten. Dieses Urtheil ist in Bezug auf die
                              									Fahrgeschwindigkeit nicht zutreffend. Bei voller Belastung der Kohlenbunker sowie
                              									mit kriegsmäſsiger Belastung haben die englischen Boote nicht über 19 Knoten
                              									gemacht. Bei den Manövern, welche die englische Regierung kürzlich mit 24
                              									Torpedobooten vornahm, hat man bei einer Wettfahrt auf offener See (englischen
                              									Zeitungen zu Folge) nur eine Geschwindigkeit von 17 Knoten erreicht. Von diesen 24
                              									Booten sind 11 durch einfache Manöver derartig seeunfähig geworden, daſs sie in
                              									Portsmouth einlaufen muſsten. Wenn auf der Themse leere Boote Geschwindigkeiten von
                              									22 und 22½ Knoten in der Stunde erreicht haben, so können diese Umstände bei einem
                              									sachverständigen Urtheil nicht in die Wagschale fallen. Die deutschen Boote sind
                              									freilich schwerer gebaut, weil man seetüchtige Boote und nicht Spielzeuge haben
                              									wollte. Dafür liegen sie aber auch bei jedem Wetter auf offener See herum; ein Boot
                              									von Schichau fuhr unter eigenem Dampf nach Futscheu in
                              									China, etwa 20 Boote dampften nach Konstantinopel, Pola und Neapel, und bis jetzt
                              									ist noch keine einzige Havarie durch die See vorgefallen. Bei der Abnahme dieser
                              									Boote wurde eine Geschwindigkeit von 20 Knoten bei voller kriegsmäſsiger Belastung
                              									auf offener See von Herrn Schichau gewährleistet, und
                              									bei der amtlichen Probe wurden in Wirklichkeit 22 und 23 Knoten erreicht. Die
                              									deutschen Boote sind also den englischen Booten auch in Bezug auf
                              									Fahrgeschwindigkeit erheblich überlegen. (Köln.
                                 										Zeitung.)
                           
                        
                           Veränderlichkeit von Quecksilberthermometern.
                           Nach den Mittheilungen der Kaiserl.
                                 										Normal-Aichungs-Commission unterliegen die Angaben der
                              									Quecksilberthermometer nach zweifacher Richtung einer Aenderung. Einmal rückt der
                              									Eispunkt und mit demselben die ganze Temperaturscala im Laufe der Zeit langsam in
                              									die Höhe (Anstieg) und zweitens erleiden die Angaben nach allen im Gebrauche
                              									vorkommenden stärkeren Erwärmungen eine zeitweilige Erniedrigung (Depression). Bei
                              									neuen Thermometern wird der vorübergehende Einfluſs späterer Erwärmungen durch die
                              									Einwirkung der Anfertigungstemperatur zum Theile verdeckt, bei älteren Thermometern
                              									ist letztere Wirkung mehr abgeschwächt. Hier besteht zwischen Anstieg und Depression
                              									insofern eine Beziehung, als die Gröſse der Depression in gewissem Sinne als ein Maſs für den
                              									später zu erwartenden Anstieg betrachtet werden kann. Gröſseren Beträgen der
                              									Depression entsprechen gröſsere Beträge des im Laufe der Jahre erfolgenden langsamen
                              									Anstieges und nur, wenn die Depression eine gewisse Grenze nicht überschreitet,
                              									welche für eine Erwärmung auf 100° erheblich unter 0,1 Centigrad liegt, ist eine für
                              									praktische Zwecke hinreichende Beständigkeit der Angaben innerhalb einer bemessenen
                              									Zeit gewährleistet.
                           Die Gröſse der Depression hängt wesentlich von der chemischen Beschaffenheit des
                              									Glases ab. Thermometer aus leichtflüssigem Kalinatronglase weisen beträchtliche
                              									Depressionen auf, während reines Kali- oder reines Natronglas ein günstigeres
                              									Verhalten darbietet. In dem vom glastechnischen Laboratorium zu Jena hergestellten
                              										„Jenaer Normalthermometerglas“ ist ein Material gewonnen, welches
                              									hinreichende Gewähr für die Unveränderlichkeit der thermometrischen Angaben bietet.
                              									Wie wenig vor der Einführung des Jenaer Glases das gebräuchliche Thermometerglas die
                              									Unveränderlichkeit der Angaben sicherte, zeigt die folgende Zusammenstellung.
                           Dieselbe enthält für alle in den Jahren 1874 bis 1885 zur Prüfung gelangten
                              									Thermometer, bei welchen die Depression nach Erwärmung auf 100° sich mit
                              									hinreichender Sicherheit hat feststellen lassen, den durchschnittlichen Werth der
                              									Depression.
                           
                              
                                 Man fand in den Jahren:
                                 bei der Prüfung von:
                                 im Durchschnitte eineDepression von:
                                 
                              
                                 1874 bis 1876
                                 11
                                 Thermometern
                                   0,32°
                                 
                              
                                 1877 bis 1879
                                 35
                                 „
                                 0,32
                                 
                              
                                 1880 bis 1882
                                 35
                                 „
                                 0,40
                                 
                              
                                 1883
                                 40
                                 „
                                 0,61
                                 
                              
                                 1884
                                 24
                                 „
                                 0,59
                                 
                              
                                 1885
                                   5
                                 „
                                 0,59
                                 
                              
                           Die untersuchten Thermometer waren sämmtlich aus dem bis dahin gebräuchlichen
                              									Thüringer Glas gefertigt. Es zeigt sich, daſs der Durchschnittswerth der ermittelten
                              									Depressionsconstanten von 1874 bis 1885 von rund 0,3 auf 0,6°, d.h. auf den
                              									doppelten Betrag angewachsen ist, was nur auf eine fortgesetzte Verschlechterung des
                              									Thermometerglases zurückgeführt werden kann. Dagegen ist im J. 1886, nachdem die
                              									Verwendung des Jenaer Glases für die Thermometeranfertigung sich Eingang verschafft
                              									hat, bei 41 Thermometern nach Erwärmung auf 100° eine durchschnittliche Depression
                              									von 0,08° ermittelt worden, obwohl unter jenen 41 Instrumenten noch 4 Thermometer
                              									aus gewöhnlichem Thüringer Glase mit relativ hohen Depressionen sich vorfanden; bei
                              									den aus Jenaer Glas hergestellten 37 Thermometern hat sich der Durchschnittswerth
                              									der Depression auf 0,06° gestellt.
                           Die Verwendung des Jenaer Glases für ärztliche Thermometer hat inzwischen schon eine
                              									gröſsere Ausdehnung gewonnen. Seit November 1885, seit welcher Zeit die
                              									Normal-Aichungs-Commission mit der Prüfung und Beglaubigung ärztlicher Thermometer
                              									in regelmäſsiger Weise sich befaſst, bis Ende Januar 1887 sind rund 920 Thermometer
                              									mit Beglaubigungen und 8200 Thermometer mit Prüfungsbescheinigungen versehen worden.
                              									Von den ersteren waren alle, von den letzteren nahezu zwei Drittel aus Jenaer Glas
                              									angefertigt. Die Prüfungsbescheinigungen bezogen sich vorzugsweise auf
                              									Maximumthermometer, welche nur zur Prüfung, nicht aber auch zu der mit Stempelung
                              									verbundenen Beglaubigung zugelassen werden.
                           
                        
                           Durchlässigkeit guſseiserner Röhren.
                           Nach einer Mittheilung der Gazette des travaux publics
                              									sind Versuche angestellt worden, um die Durchlässigkeit guſseiserner Röhren vom
                              									gesundheitlichen Standpunkte aus zu erproben. Es wurde zu diesem Zwecke die bekannte
                              									Pfeffermünzprobe unter gleichzeitigem hohen inneren Druck angewendet. Es ergab sich
                              									dabei, daſs die getheerten Röhren sämmtlich dicht, die ungetheerten Röhren in
                              									geringem Grade durchlässig waren, und zeigte sich dies Ergebnſis sowohl bei Gas- als
                              									Wasserröhren. Der Versuch beweist, daſs ein sorgfältiges Theeren hinreicht, die dem
                              									Auge unbemerkbaren Löcher zu verschlieſsen.
                           
                        
                           
                           Ruſs- und Funkenfänger.
                           Der nebenstehende Holzschnitt stellt einen Rufs- und Funkenfänger dar, dessen Wirkung
                              									darauf beruht, daſs die Rauchgase durch einen kegelförmigen Körper K von der senkrechten Richtung abgelenkt und über einen
                              									wesentlich gröſseren Querschnitt ausgebreitet werden. Hierbei tritt natürlich an
                              									dieser Stelle ein verlangsamter Zug ein, wodurch das Niederfallen der Rufsflocken
                              									und Funken erleichtert wird. Diese sammeln sich im unteren Theile der Haube an und
                              									werden durch den Schornstein selbst entfernt. Wenn man nämlich an dem äuſseren Ende
                              									des Hebels H abwärts zieht, wird die Stange Z und mit ihr der Rohrstutzen S sowie der Kegel K gehoben, wie die rechte
                              									Seite der Abbildung zeigt. Der Kegel schlieſst also die obere Mündung der Haube
                              									vollständig ab, so daſs der Rufs nicht ausgeworfen werden kann, sondern in den
                              									Schornstein herunterfällt. Um das Anhaften der abgelagerten Rufsmasse an den Wänden
                              									der Haube zu verhüten, sind am Umfange des Schiebers S
                              									mehrere Vorsprünge E angebracht, die beim Bewegen von
                              										S den Ruſs auflockern. Derartige Ruſs- und
                              									Funkenfänger werden von H. Kori, Berlin NW. 6,
                              									Luisenstraſse 39, ausgeführt und für Schlotdurchmesser von 20cm bis 50cm
                              									vorräthig gehalten (vgl. 1885 257 * 99).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 265, S. 477
                              
                           
                        
                           Verstellbares Excenter von A. M. Clark in London.
                           Fig. 1 zeigt die Seitenansicht, Fig. 2 den senkrechten Schnitt durch die Ebene des
                              									Achsenmittels mit Weglassung des Excenterringes. Aus letzterer Figur ist die Wirkung
                              									ersichtlich. Mit der verschiebbaren Hülse h sind zwei
                              									schräge Keile g verbunden, von deren schrägen Kanten
                              									das Excenter f geführt wird. Die Excentricität fällt
                              									fort bei mittlerer Stellung; bei Verschiebung aus dieser Lage tritt Vorwärts- oder
                              									Rückwärtsgang ein, mit gröſserem oder geringerem Hube, je nach dem Grade der
                              									Verschiebung der Hülse. Gegen seitliche Verschiebung ist das Excenter durch die
                              									Knaggen bezieh. Scheiben e geschützt. (Nach Industries vom 6. Mai 1887.)
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 265, S. 477
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 265, S. 477
                              
                           
                        
                           Neue Form von Roststäben.
                           Textabbildung Bd. 265, S. 477Die Aufmerksamkeit der Ingenieure hat sich in letzter Zeit vielfach auf
                              									Einrichtungen zur rauchfreien und sparsamen Verbrennung gelenkt, wo sich ein weites
                              									Feld für Erfinder bietet. Die nebenstehenden Figuren zeigen die Form eines zu diesem
                              									Zwecke von C. Whitfield construirten Roststabes. Auf
                              									einem Theile der Länge zeigt der Querschnitt eine Doppelrippe (AB), diese geht über in die Hohlform (CD), welche durch das Ende ganz hindurch geht. Die Luft streicht durch
                              									die Höhlung, tritt bei AB vorgewärmt in die Flamme und
                              									bewirkt hier eine wirksame Verbrennung. Die gröſsere freie Rostfläche am Ende des
                              									Rostes wirkt dadurch günstig, daſs sie einer viel gröſseren Luftmenge den Zutritt
                              									zur Verbrennung gestattet. Die Roststäbe bleiben auf diese Weise kühl und
                              									schlackenrein. Sie eignen sich für jede Sorte von Kesseln und können mit geringer
                              									Aenderung der Feuerung eingelegt werden. (Nach Industries vom 5. August.)
                           
                        
                           Kohlenfäden mit Aluminiumhülle für Glühlampen.
                           Die Vitrite Company in New-York stellt nach Annales Industrielles vom 7. August 1887 S. 165
                              									Kohlenfäden für Glühlampen in folgender Weise her. Eine baumwollene Flechte wird in
                              									eine Lösung von Chloraluminium getaucht, die man dann durch eine starke
                              									ammoniakalische Flüssigkeit zersetzt, wobei sich unlösliches Alumin auf den Fäden
                              									niederschlägt und sich zugleich Chlorammoniakhydrat bildet; letzteres wird durch
                              									Waschen in warmem Wasser fortgeschafft. Der Faden kann dann mit einer Schicht von
                              									Alumin gemischt mit Amidon bekleidet werden, so daſs er einen festhaftenden Ueberzug
                              									erhält. Dann läſst man das Ganze durch ein Walzwerk gehen, gibt dadurch dem Faden
                              									eine gleichmäſsige Dicke und schneidet dann Stücke von der gewünschten Länge daraus.
                              									Diese Stücke werden darauf in geschlossenen Muffeln weiſsglühend gemacht, damit
                              									alles etwa noch vorhandene Flüchtige ausgetrieben wird. Der einmal carbonisirte
                              									Faden wird glühend in eine Atmosphäre oder ein Bad von Hydrocarbür gebracht, was
                              									seine Dicke vergröſsert. Solche Fäden sind sehr elastisch und dauerhaft, auch sehr
                              									widerstandsfähig gegen die Wirkungen des elektrischen Stromes.
                           
                        
                           Azofarbstoffe aus den Paradiaminen des Stilbens und Fluorens
                              									und deren Sulfosäuren.
                           Wie bekannt, besitzen die Azofarbstoffe, welche durch Combination von
                              									Paratetrazoverbindungen mit Naphtylaminsulfosäuren, Naphtolsulfosäuren oder
                              									Phenolcarbonsäuren erhalten werden, die Eigenschaft, ungebeizte Pflanzenfasern zu
                              									färben und sind deshalb in den letzten Jahren gefährliche Gegner der natürlichen
                              									Farbstoffe geworden.
                           Zu ihrer Darstellung wurden hauptsächlich die Paradiamine des Diphenyls, Ditolyls und
                              									Dixylyls sowie Derivate dieser Basen benutzt. Neuerdings hat nun die Firma A. Leonhardt und Comp. in Mühlheim am Main (Oesterreichisch-Ungarisches Patentblatt Nr. 16 S. 203)
                              									das Diamidostilben, das Diamidofluoren und deren Sulfosäuren als
                              									Ausgangsmaterial zur Gewinnung von Azofarbstoffen herangezogen.
                           Zu der Darstellung des Diamidostilbens diente das
                              									p-Nitrobenzylchlorid. Läſst man auf eine alkoholische Lösung desselben Aetzkali
                              									einwirken, so entsteht p-Dinitrostilben, aus welchem
                              									durch Reduction mit Zinn und Salzsäure Diamidostilben
                              									gewonnen wird, ein Körper, der in Nadeln oder Blättchen krystallisirt und bei 226
                              									bis 227° schmilzt.
                           Leichter erhält man die Base, wenn man Paranitrotoluol
                              									in alkoholischer Lösung mit Natronlauge digerirt. Man erhält ein complicirt
                              									zusammengesetztes, in allen üblichen Lösungsmitteln äuſserst schwer lösliches, daher
                              									auch nur schwierig in Reaction zu bringendes Condensationsproduct von rother Farbe.
                              									Dasselbe geht bei der Behandlung mit Zinn und Salzsäure in Diamidostilben über.
                           Im Groſsen gewinnt man die Base, indem man 50k
                              									Paranitrotoluol mit 100l Alkohol und 30k Natronlauge von 400 B. längere Zeit unter
                              									Rückfluſs kocht. Man destillirt den Spiritus ab und treibt unangegriffenes
                              									Paranitrotoluol mit Wasserdampf über. Das zurückbleibende Product wird in 10 Th.
                              									Alkohol suspendirt und mit 5 Th. concentrirter Salzsäure und 1 Th. Zinnchlorür
                              									längere Zeit unter Rückfluſs erhitzt. Nach dem Ueberdestilliren des Sprit fällt man
                              									das Zinn durch Zink und scheidet aus der concentrirten Flüssigkeit die neue Base mit
                              									überschüssiger Natronlauge ab. Sie wird durch ihr in Salzsäure schwer lösliches
                              									Chlorhydrat gereinigt.
                           Um die Diamidostilbendisulfosäure zu gewinnen, verfährt
                              									man wie folgt:
                           50k p-nitrotoluolsulfosaures Natron werden in
                              										150k heiſsem Wasser gelost und mit 100k Natronlauge von 40° B. allmählich versetzt.
                              									Alsdann verdünnt man mit 500k Wasser und trägt
                              									nach und nach 50k Zinkstaub ein. Nachdem die Lösung farblos
                              									geworden, wird heiſs filtrirt und die Diamidostilbendisulfosäure mit Salzsäure als gelbes, in Wasser schwer
                              									lösliches Pulver abgeschieden.
                           Das Diamidofluoren wird nach der von Schätz (Ann. 203. 100) gegebenen Vorschrift bereitet:
                              									Durch fractionirte Destillation und Krystallisation der von 290 bis 330° siedenden
                              									Antheile des Steinkohlentheers wird das Fluoren von den
                              									anderen in dieser Fraction enthaltenen Kohlenwasserstoffen getrennt. Durch Behandeln
                              									desselben mit starker Salpetersäure und Reduction des gewonnenen Nitrokörpers erhält
                              									man das Diamidofluoren; dasselbe liefert mit
                              									concentrirter Schwefelsäure die Diamidofluorensulfosäure.
                           Aus diesen genannten Amidokörpern bezieh. deren Sulfosäuren lassen sich durch
                              									entsprechende Combination derselben mit Aminen, Phenolen oder deren Sulfosäuren oder
                              									Carbonsäuren Azofarbstoffe gewinnen.
                           Die Reaction verläuft in der Weise, daſs die durch Einwirkung von salpetriger Säure
                              									auf die Base bezieh. deren Sulfosäuren entstandene Tetrazoverbindung zunächst mit
                              										einem Molekül des betreffenden Amins oder Phenols
                              									sich zu einem Zwischenproduct vereinigt, welches dann auf ein zweites Molekül
                              									einwirkt. Es läſst sich diese Eigenschaft mit Vortheil benutzen, um zwei verschiedene Moleküle Amin oder Phenol mit einem
                              									Molekül Tetrazoverbindung zu sogen. gemischten
                              									Azofarbstoffen zu combiniren.
                           Die Erfinder haben nach beschriebenem Verfahren nachstehende Farbstoffe gewonnen:
                           
                              
                                 Farbstoff aus Diamidostilben und
                                    											α-Naphtolmonosulfosäure.
                                 
                              28k,3 salzsaures Diamidostilben werden in
                                 											5000l Wasser gelöst, mit 24k Salzsäure von 20° B. versetzt und durch
                                 										Einflieſsenlassen einer Lösung von 13k,8
                                 										Natriumnitrit in 200l Wasser in die
                                 										Tetrazoverbindung umgewandelt, letztere läſst man sodann auf eine alkalische
                                 										Lösung von 49k,2 α-naphtolmonosulfosaurem Natron in 5000l Wasser unter gutem Umrühren einwirken. Nach eintägigem Stehen wird
                                 										das Gemisch zum Kochen gebracht, der Farbstoff ausgesalzen, abgepreſst und
                                 										getrocknet. Er färbt Baumwolle im Seifenbade direkt blauviolett.
                              
                           
                              
                                 Farbstoff aus Diamidostilben und
                                    											β-Naphtoldisulfosäure.
                                 
                              Wird in dem vorhergehenden Beispiel die α-Naphtolmonosulfosäure durch 69k,6 β-Naphtoldisulfosäure ersetzt, so erhält man einen
                                 										Farbstoff, welcher Baumwolle in alkalischem Seifen bade grünlichblau färbt.
                              Combinirt man 1 Mol. Diamidostilben mit 1 Mol. β-Naphtoldisulfosäure und Mol. α-Naphtolmonosulfosäure, so erhält man einen
                                 										Farbstoff, welcher in Bezug auf Nuance und Löslichkeit zwischen den beiden
                                 										erstangeführten steht.
                              Durch weitere Combination von Diamidostilben mit α-Naphtol, β-Naphtol oder β-Naphtolmonosulfosäure werden Farbstoffe gewonnen, welche Baumwolle
                                 										in alkalischem Bade blau bis blauviolett färben.
                              Ein gelber Farbstoff wird aus Diamidostilben und Salicylsäure erhalten.
                              Aus Diamidostilbendisulfosäure lassen sich auf
                                 										ähnliche Weise weitere Farbstoffe herstellen; ebenso liefert Diamidofluoren mit α-Naphtylaminsulfosäure oder β-Naphtoldisulfosäure technisch verwerthbare Farbstoffe.
                              
                           
                        
                           Darstellung und Eigenschaften des Kohlenoxysulfids.
                           Peter Klason gibt im Journal für
                                 										praktische Chemie, 1887 Bd. 36 S. 64 (nach dem Repertorium der Chemikerzeitung, 1887 Bd. 11 S. 193) ein Verfahren zur
                              									Darstellung von Kohlenoxysulfid an. Man gibt zu einem
                              									erkalteten Gemisch von 290cc oder 520g englischer Schwefelsäure und 400cc Wasser 50cc
                              									einer bei normaler Temperatur gesättigten Lösung von Rhodanammonium oder
                              									Rhodankalium und erwärmt das Gemenge im Wasserbade auf 25°, worauf sich ein
                              									regelmäſsiger Strom von Kohlenoxysulfid entwickelt, und zwar werden nahezu Proc. des
                              									Rhodanwasserstoffes in Kohlenoxysulfid übergeführt.
                              									Dasselbe, durch wenig Schwefelkohlenstoff, mehr oder weniger Kohlensäure,
                              									Feuchtigkeit und Spuren von Rhodanwasserstoff verunreinigt, wird, um es von diesen
                              									Einengungen zu befreien, durch Kalilauge geleitet; absolut
                                 										rein erhält man das Gas, wenn man es erst durch Kalilauge, dann durch
                              									Triäthylphosphin und schlieſslich durch concentrirte Schwefelsäure gehen läſst.
                           Zur quantitativen Bestimmung des Kohlenoxysulfids empfiehlt Verfasser ein Gemisch von concentrirter
                              									Kalilauge (1 Th. KOH : 2 Th. H2O) mit dem gleichen
                              									Volum Alkohol. Hierdurch wird auch bei raschem Gasstrom das Kohlenoxysulfid
                              									vollständig absorbirt. Soll Kohlenoxysulfid in einem
                              									Gasgemische bestimmt werden, so leitet man letzteres langsam durch Kalilauge,
                              									wodurch alle sauren Gase entfernt werden. Sodann leitet man das Gas behufs
                              									Absorption von Schwefelkohlenstoff durch Triäthylphosphin. Schlieſslich folgt das
                              									genannte Absorptionsmittel für Kohlenoxysulfid. Die Gewichtszunahme rührt
                              									ausschlieſslich von diesem Gase her.
                           Schlieſslich berichtigt Verfasser noch die über die Eigenschaften des Kohlenoxysulfids von Than
                              									gemachten Angaben, der jedenfalls kein reines, sondern durch Schwefelkohlenstoff und
                              									Kohlensäure verunreinigtes Gas unter den Händen gehabt hat. Das reine Kohlenoxysulfid ist geruch- und geschmacklos. Die
                              									Wirkung desselben auf das Nervensystem ist ähnlich der des Stickoxyduls. Das
                              									empfindlichste Reagens auf Kohlenoxysulfid ist
                              									Jodstärke. Leitet man reines Kohlenoxysulfid durch eine, mit einer Spur Jod klar
                              									blau gefärbte Stärkelösung, so beobachtet man nach mindestens 8 Minuten, daſs die
                              									Farbe erst in Violett, dann in Roth übergeht und schlieſslich ganz verschwindet.
                           Zum Auffangen des Kohlenoxysulfidgases empfiehlt Verfasser statt Quecksilber ein
                              									Gemisch von gleichen Volumen concentrirter, reiner Schwefelsäure und Wasser.
                           
                        
                           Paraffin als Schaumbrecher bei Destillationen.
                           Bekanntlich darf in den Fällen, wo es sich um die Bestimmung des als Ammoniak
                              									vorhandenen Stickstoffes neben dem Gesammtstickstoff handelt, die Zersetzung der
                              									Ammoniaksalze mit Rücksicht auf die eventuelle Zersetzung fester gebundener
                              									Stickstoffverbindungen nur durch Magnesia oder Kalk, nicht aber durch Natronlauge
                              									geschehen. Die Gegenwart dieser beiden Stoffe verleiht aber den siedenden
                              									Flüssigkeiten die lästige Eigenschaft des Schäumens und Uebersteigens der Gefäſse.
                              									Die in sonstigen, ähnlichen Fällen bei siedenden Flüssigkeiten zur Vermeidung des
                              									Stoſsens mit Vortheil verwendeten Mittel, wie Platinspiralen, Glasstücke u.s.w.
                              									erwiesen sich dem Schäumen gegenüber als unwirksam.
                           Ein vorzügliches Mittel, dieses Schäumen zu verhüten, fand sich in dem festen Paraffin. Auſser seiner Indifferenz gegen Alkalien und
                              									Säuren sind es seine physikalischen Eigenschaften, welche es für den gedachten Zweck
                              									besonders geeignet machen. Bei gewöhnlicher Temperatur fest und doch schon unter
                              									100° schmelzend, breitet es sich ölartig auf wässerigen Flüssigkeiten aus und
                              									verhindert dann in vollkommener Weise durch Verringerung der Wellenbildung auch die
                              									Schaumbildung.
                           Für einen Erlenmeyer'schen Kolben von 10 bis 12cm Bodendurchmesser (etwa 800cc Inhalt) genügen bei 200 bis 300cc Flüssigkeit in der Regel 2 bis 3g Paraffin. Es entsteht alsdann ein auf der
                              									Flüssigkeit schwimmender, peripherischer und der Kolbenwandung anliegender
                              									Paraffingürtel von 1 bis 2cm Breite, in dessen
                              									Mitte die Flüssigkeit ruhig und ohne jedes Schäumen siedet.
                           Verfasser stellte auch Versuche an, um die Gleichheit der Analysenresultate bei
                              									Gegenwart und Abwesenheit von Paraffin durch Zahlen zu belegen, was um so
                              									nothwendiger erschien, als das Paraffin die Eigenschaft besitzt, mit Wasserdämpfen
                              									flüchtig zu sein, und es stellte sich heraus, da das Ergebniſs der Analyse durch die
                              									Anwendung von Paraffin in keiner Weis beeinträchtigt wird, so daſs letzteres für den
                              									vorgedachten Zweck ohne Bedenken empfohlen werden kann (nach H. Kunz. Archiv der Pharmacie, 1887 Bd. 225 S. 632).