| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 265, Jahrgang 1887, Miszellen, S. 523 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Reckenzaun's, Chauer-Rabay's, Bailly's und Farbaki-Schenek's
                              									Herstellung von Accumulator-Platten mit Bleigerüst.
                           Um billig recht widerstandsfähige Platten für Accumulatoren zu erhalten, legt Anthony Reckenzaun in London (* D. R. P. Kl. 21 Nr.
                                 									39136 vom 7. Januar 1886) dünn ausgewalztes Blei in zwei oder mehr Lagen auf
                              									einander, biegt sie an drei Seiten um, füllt den so gebildeten Behälter mit einer
                              									entsprechenden Pasta (für die negativen Platten aus Mennige, für die positiven aus
                              									Bleiglätte), legt je zwei so gebildete Platten mit der Pasta auf einander, treibt
                              									das Ganze durch eine Walzenstraſse und sichert die Verbindung schlieſslich durch
                              									umgelegte Isolirringe aus Gummi u. dgl.
                           Um der erregenden Flüssigkeit Zutritt zu der Pasta zu verschaffen, werden mit einem
                              									spitzen Instrumente unregelmäſsige Löcher in die Bleilagen gerissen. Im Schnitte
                              									sehen die schmalen und langen streifenförmigen Platten dann so aus, wie die
                              									Abbildung es zeigt.
                           Textabbildung Bd. 265, S. 523Otto Chauer und Stephan Rabay in Schemnitz
                              									(Oesterreichisch-Ungarisches Patent vom 25. Mai 1887) belegen in ihren Massenplatten
                              									für Accumulatoren mit Leitungsnetz die aus geschlitzten Bleiplatten hergestellten
                              									Netze mit einer Masse, welche für die positiven Platten aus 99 Theilen Minium und 1
                              									Theil Kuhhaare, für die
                              									negativen Platten aus 99 Theilen feingemahlener Bleiglätte und 1 Theil Kuhhaare
                              									besteht, welche Theile mit 6procentiger Schwefelsäure zusammengerührt werden. Diese
                              									Platten werden, durch wellenförmige, durchlochte Kautschukplatten getrennt, in
                              									gerollter oder viereckiger Form in einem Behälter mit erwärmter 5procentiger
                              									Schwefelsäure behandelt und darauf die abgelassene Säure durch 35procentige
                              									Schwefelsäure ersetzt.
                           Philémond Bailly in Paris (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 38908
                                 									vom 5. Mai 1886) will zur Erzielung einer sehr groſsen Theilung der wirksamen Masse
                              									und des nöthigen Vertheilungsvermögens die Elektroden so herstellen, daſs er etwas
                              									starke Bleiplatten von dem einen Rande herein kämm- oder fransenartig anschneidet
                              									und dann zwischen die so gebildeten Zinken oder Fransen Bleifasern oder Bleistreifen
                              									regelmäſsig oder unregelmäſsig einflicht oder einwebt. An dem nicht angeschnittenen
                              									Rande jeder Platte schlieſst sich der gemeinschaftliche Leitungsdraht an. Um eine
                              									Kurzschlieſsung sowie ein Auseinanderfallen des wirkenden Materiales zu verhüten,
                              									werden die Platten in Gefäſse eingesetzt und von den entgegengesetzten Elektroden
                              									durch ein poröses Gefäſs, eine Scheidewand aus Filz, Terracotta, Porzellan o. dgl.
                              									getrennt.
                           Um die Zerstörung der mit wirksamem Material gefüllten, gitterförmigen Bleirahmen zu
                              									verhüten, welche durch das Dehnen und Strecken derselben in Folge der langsamen aber
                              									stetigen Volumenzunahme des activen Materiales veranlaſst wird, verwenden Stefan Farbaki und Stefan Schenek in Schemnitz, Ungarn
                                 									(* D. R. P. Kl. 21 Nr. 39318 vom 10. September 1886), an Stelle der sich unter
                              									rechten Winkeln kreuzenden geradlinigen Gitterstäbe kreisförmige, sich gegenseitig
                              									durchschneidende Bleigitter. Nur die innerhalb jedes Kreises bleibenden gröſseren
                              									Zellen werden mit wirksamem Materiale ausgefüllt, dem die kleineren linsenförmigen,
                              									leer bleibenden Räume zwischen je zwei sich schneidenden Kreisen eine Ausdehnung des
                              									Materiales gestatten. Ueber die Wirkung solcher Accumulatoren berichtet A. v. Waltenhofen in der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1887 S. 305, günstig.
                           
                        
                           Darstellung, Eigenschaften und Constitution des
                              									Inosits.
                           Wie viel Zeit und Arbeit gewissen Gebieten der Chemie in rastloser Forschung gewidmet
                              									wurden, so sehr sind wieder solche andere, mitunter naheliegende, recht
                              									stiefmütterlich behandelt worden. War es doch erst der allerneuesten Zeit
                              									vorbehalten, in die so zahlreichen und verbreiteten Zuckerarten einiges Licht zu
                              									bringen. Kiliani, E. Fischer u.a. sind in dieser
                              									Richtung bahnbrechend thätig gewesen. In Frankreich gebührt Maquenne das Verdienst, zur Aufhellung dieses so wenig geklärten Gebietes
                              									beigetragen zu haben, indem er uns über Darstellung,
                                 										Eigenschaften und Constitution des Inosits das
                              									Resultat seiner eingehenden Untersuchungen mittheilt (Comptes rendus 1887 Bd. 104 S. 297). Zur Darstellung des Inosits erschöpft der Verfasser trockene
                              									Wallnuſsblätter mit heiſsem Wasser, fällt siedend mit concentrirter Kalkmilch, dann
                              									mit Bleiacetat und schlägt in dem Filtrate den Inosit
                              									mit Bleisubacetat nieder.
                           Der Niederschlag wird nach tüchtigem Waschen mit Wasser durch Schwefelwasserstoff
                              									zersetzt, worauf man bis zur Syrupconsistenz eindampft. Durch Zufügen von
                              									concentrirter Salpetersäure (7 bis 8 Proc. des Volumens) zu dem siedenden Product
                              									werden unter heftiger Reaction die meisten fremden Stoffe zerstört, ohne daſs der
                              										Inosit angegriffen wird. Durch ein Gemisch von
                              									Alkohol und Aether wird dieser alsdann gefällt. Man reinigt ihn durch
                              									Umkrystallisiren aus Eisessig, abermalige Behandlung mit Salpetersäure und Fällen
                              									mit Alkohol und Aether. Schlieſslich entfernt man stets vorhandenes Calciumsulfat
                              									mit Barytwasser, fällt den Ueberschuſs des letzteren mit kohlensaurem Ammoniak,
                              									verdampft zur Trockne und krystallisirt nochmals aus Wasser um. Man erhält so ein
                              									vollkommen reines, farbloses Präparat von folgender Zusammensetzung: C6H12O6 + 2H2O; bei 110°
                              									entweicht das Wasser. Der Inosit löst sich schwer in
                              									kaltem, leicht in heiſsem Wasser, von Alkohol und Aether wird er nicht aufgenommen.
                              									Der Schmelzpunkt des wasserfreien Präparates liegt bei 217°, im Vacuum siedet es bei
                              									319°, bei normalem Drucke verkohlt dasselbe, ohne zu sieden. Optisch ist der Inosit inactiv. Kupferlösung wird von ihm nicht reducirt, ebenso
                              									wenig wird derselbe von Natriumamalgam verändert, auch verbindet er sich nicht mit
                              									Natriumbisulfit. Haloide wirken in der Kälte nicht auf ihn ein. Eine Säure mit 6
                              									Atomen Kohlenstoff konnte aus ihm nicht erhalten werden, ebenso waren durch
                              									Oxydation keine Oxysäuren der Fettreihe aus ihm zu gewinnen.
                           Hiernach ist der Inosit weder ein Aldehyd noch Keton,
                              									besitzt keine doppelte Bindung und enthält keine Seitenketten, in Folge dessen nimmt
                              									Verfasser an, daſs derselbe nur ein sechsfach secundärer sechswerthiger Alkohol,
                              									d.h. das Hexahydrür des Hexaoxybenzols von nachstehender Constitution
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 265, S. 525
                              
                           sein kann.
                           Die Richtigkeit dieser Formel beweist Maquenne durch das
                              									Studium der Oxydations- und Reductionsproducte des Inosits. Concentrirte Salpetersäure wirkt bei 100° auf Inosit unter Bildung von Oxalsäure und Tetraoxychinon C6O2(OH)4 ein. Dieses
                              									wird weiter von concentrirter Salpetersäure zu dem hydratirten Trichinon C6O6 + 8H2O
                              									umgewandelt, das beim Behandeln mit reducirenden Mitteln leicht wieder in Tetraoxychinon übergeht. Das Trichinon geht beim Eindampfen mit Wasser, nachdem man es mit wenig Kali
                              									neutralisirt, in Krokonsäure über. Da nun das Tetraoxychinon, das Trichinon, sowie die Krokonsäure unter
                              									gleichen Bedingungen einerseits aus Inorit,
                              									andererseits, wie Nietzki und Benkiser gezeigt haben, aus Hexaoxybenzol
                              										C6(OH)6 erhalten
                              									werden, so dürfte über die vom Verfasser angegebene Formel des Inosits kein Zweifel mehr obwalten. – In einer weiteren
                              									Mittheilung in den Comptes rendus 1887 Bd. 104 S. 1853
                              									weist Maquenne, auf eine Mittheilung von Girard bezugnehmend, welcher Dambonit in Kautschuk fand und aus ersterem durch Einwirkung von
                              									rauchender Jodwasserstoffsäure Dambose erhielt, die
                              									Identität von Dambose und Inosit nach. Der Name Dambose ist somit aus
                              									der chemischen Nomenclatur zu streichen. Dambonit ist
                              									nichts anderes als der Dimethyläther des Inosits.
                           
                        
                           Ein neues Antisepticum.
                           Ein desinficirendes und antiseptisches Mittel, welches die vortrefflichen
                              									Eigenschaften der Carbolsäure ohne deren giftige und bei ungeschickter Anwendung
                              									zerstörende Eigenschaften besitzt, scheint endlich gefunden worden zu sein. Wie das
                              										Illustrirte österreichisch-ungarische Patentblatt
                              									mittheilt, ist es in England gelungen, aus schwerem,
                              									ganz besonderem Steinkohlentheeröl einen Creolin
                              									genannten Körper zu gewinnen, welcher nahezu giftfrei, auſserdem Wesentlich billiger
                              									als Carbol sein soll, und dem vorzüglich desinficirende, Bacillen, Bacterien u.s.w.
                              									absolut tödtende Eigenschaften nachgerühmt werden.
                           Dieses Desinfectionsmittel, welches in England bereits
                              									eine siegreiche Concurrenz gegen das Carbol entfaltet hat, wird neuerdings durch die
                              									Firma Pearson und Comp. in Hamburg in Deutschland eingeführt, und wird es sich wohl bald zeigen, ob
                              									die an dasselbe geknüpften Erwartungen sich erfüllen werden oder nicht. Erwähnt sei
                              									noch, daſs eine der gröſsten Verkehrsanstalten, der Norddeutsche Lloyd in Bremen, das Creolin behufs Desinfection und Reinigung der Maschinen
                              									und aller Metallgegenstände auf seiner ganzen Flotte schon jetzt in Gebrauch
                              									genommen hat.
                           
                        
                           Preisermäſsigung von Kraft- und Heizgas.
                           Bekanntlich wird in vielen Gaswerken ein besonderer Rabatt für geliefertes Motoren-,
                              									Heiz- oder Kochgas gewährt und dadurch dieser Verbrauch wesentlich gefördert. So
                              									gestatten von 128 Gaswerken, welche in der „Statistischen Zusammenstellung der Betriebsresultate von dem Deutschen
                                    											Verein von Gas- und Wasserfachmännern angehörigen Gasanstalten für 1885
                                    											bezieh. 1885/86“ ihre bezüglichen Preise angeben, 92 eine
                              									Preisermäſsigung für Motorengas im Betrage bis zu 38 Procent des Gaspreises für Beleuchtungszwecke,
                              									während im Ganzen nur 36 Werke noch keine derartige Ermäſsigung zugestanden
                              									haben.
                           Eine interessante Zusammenstellung von Stawitz über das
                              									Wachsen des Gasconsums für Motoren-, Koch- und Heizzwecke in Tilsit seit der Einführung einer Gaspreisermäſsigung für genannte Apparate
                              									gibt das Journal für Gasbeleuchtung, 1887 Bd. 30 S. 433
                              									wie folgt:
                           
                              
                                 Betriebsjahr seitErmäſsigungdes
                                    											Preises fürKochgas
                                 Betriebsjahrvom ¼ bis ¼
                                 Gesammt-Production
                                 Gesammt-Privatconsum
                                 Koch-, Heiz-Motoren
                                    											undGartengas
                                 Procent desPrivatconsums
                                 Motorengas
                                 Procent desPrivatconsums
                                 Motoren
                                 Gas
                                 Koch- undHeizgas
                                 Procent desPrivatconsums
                                 Anzahl derKochleitung
                                 Consum proKochleitung
                                 Gartengas
                                 Procent desPrivatconsums
                                 
                              
                                 Anzahl
                                 Pferdekräfte
                                 pro Meter
                                 pro Pferdekraft
                                 
                              
                                 
                                 
                                 cbm
                                 cbm
                                 cbm
                                 
                                 cbm
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 cbm
                                 
                                 St.
                                 cbm
                                 cbm
                                 
                                 
                              
                                 –
                                 1882/83
                                 274906
                                 187370
                                 10929
                                   5,83
                                   9922
                                   5,29
                                   3
                                   9
                                 3307
                                 1102
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1007
                                 0,54
                                 
                              
                                   I
                                 1883/84
                                 294848
                                 208956
                                 27779
                                 13,29
                                 24862
                                 11,90
                                   5
                                 23
                                 4972
                                 1081
                                   1901
                                   0,91
                                   22
                                   87
                                 1016
                                 0,48
                                 
                              
                                  II
                                 1884/85
                                 335442
                                 241253
                                 48037
                                 19,91
                                 34827
                                 14,43
                                   6
                                 27
                                 5805
                                 1290
                                 12297
                                   5,10
                                   95
                                 129
                                   913
                                 0,38
                                 
                              
                                 III
                                 1885/86
                                 342762
                                 249477
                                 59950
                                 24,03
                                 36291
                                 14,54
                                   8
                                 33
                                 4536
                                 1100
                                 22997
                                   9,21
                                 171
                                 134
                                   687
                                 0,28
                                 
                              
                                 IV
                                 1886/87
                                 390944
                                 289931
                                 82473
                                 28,45
                                 43403
                                 14,96
                                 10
                                 36
                                 4340
                                 1206
                                 38021
                                 13,12
                                 236
                                 162
                                 1049
                                 0,36
                                 
                              
                           
                        
                           Nichtexistenz des Antimonoxychlorides.
                           Daubrawa hat in Liebig's
                              										Annalen, 1877 Bd. 186, S. 118, das
                              									Antimonoxychlorid beschrieben, welches nach folgender Gleichung entstanden sein
                              									soll:
                           SbCl3 + H2O = SbOCl3 + 2HCl,
                           während Weber schon viel früher
                              									zeigte (Poggendorff's Annalen, 1865 Bd. 125 S. 86), daſs durch Einwirkung von Wasser auf
                              									Antimonpentachlorid ein Körper von der Zusammensetzung SbCl3 + 4H2O sich
                              									bildet.
                           Richard Anschütz und P. Norman
                                 										Evans (Liebig's Annalen, 1887 Bd. 239 S. 285)
                              									haben nun die Arbeiten Daubrawa's controlirt und
                              									bewiesen, daſs unter den von letzterem angegebenen Bedingungen kein
                              									Antimonoxychlorid entsteht, sondern der Körper SbCl5
                              									+ H2O, welchen sie Antimonpentachloridmonohydrat
                              									nennen. Leichter läſst sich derselbe noch gewinnen, wenn man 1 Mol.
                              									Antimonpentachlorid in gut gekühltem Chloroform löst und langsam 1 Mol. Wasser
                              									hinzutropfen läſst. Bei Anwendung von 4 Mol. Wasser entsteht der schon von Weber beschriebene Körper SbCl5 + 4H2O.
                           Um nun Antimonoxychlorid zu gewinnen, lieſsen Verfasser, analog der Darstellung des
                              									Phosphoroxychlorides, wasserfreie Oxalsäure auf Antimonpentachlorid einwirken, dabei
                              									verlief aber die Reaction folgendermaſsen:
                           
                              
                                 COOH |COOH
                                 + 2SbCl5 =
                                 COOSbCl4 |COOSbCl4
                                 + 2HCl
                                 
                              
                           Dieser Körper wird Ditetrachlorstiboniumoxalat genannt.
                           
                        
                           Verarbeitung der Rio-Tinto-Kiesabbrände auf Kupfer, Silber und
                              									Blei.
                           Die neben 77 bis 78 Proc. Eisenoxyd und gegen 4 Proc. Schwefeleisen noch etwa 3 Proc.
                              										Kupferoxyd, 1,75 Proc. Schwefelkupfer, bis ½ Proc. Blei und geringe
                              									Mengen von Silber enthaltenden Abbrände des Rio-Tinto-Kieses werden zum gröſsten Theile auf nassem Wege
                              									verarbeitet, da die Menge des darin enthaltenen Kupfers so gering ist, daſs ein
                              									Schmelzproceſs in den wenigsten Fällen sich lohnen würde. Die Abbrände werden fein
                              									gemahlen und der chlorirenden Röstung unterworfen (auf 100k Abbrände kommen 10 bis 15k Salz). Durch Condensation der Röstofengase
                              									erhält man ein Gemenge von Schwefel- und Salzsäure von 3 bis 5° B., welches im Laufe
                              									des Processes Verwendung findet. Das direkt von den Oefen kommende, noch heiſse
                              									Röstgut wird nun in groſsen Auslaugekästen mit 7 bis 10gradiger Lauge behandelt)
                              									wobei dieselbe eine sehr hohe Temperatur annimmt und die Einwirkung in Folge dessen
                              									eine sehr energische ist. Nach etwa 3 Stunden läſst man die Lauge, deren Gehalt
                              									nunmehr bis auf 40° B. gestiegen ist, in darunter stehende Klärkästen flieſsen und
                              									behandelt noch 3mal nach einander das Röstgut mit schwacher Lauge, die nun bezieh.
                              									auf 30 bis 35°, 20 bis 25° und 15 bis 20° B. steigt. Die Lauge von 40° B. wird
                              									direkt weiter verarbeitet, während diejenigen von geringerem Gehalte nochmals durch die Auslaugekästen
                              									geschickt werden, Um die letzten Spuren von Kupfer zu gewinnen, leitet man die Säure
                              									der Condensationsthürme auf das Röstgut, wodurch dieselbe auf 7 bis 10° B. steigt
                              									und nun, wie oben erwähnt, als erste schwache Lauge Verwendung findet. Der
                              									hinterbleibende, durch Waschen mit Wasser völlig erschöpfte Rückstand besteht
                              									hauptsächlich aus Eisenoxyd. Aus den Auslaugekästen läſst man als dann die Lauge in
                              									Klärkästen flieſsen, in welchen sich nach etwa 12stündigem Absitzen ein ziemlich
                              									bedeutender Schlamm abscheidet, der in der Hauptsache aus schwefelsaurem Blei,
                              									verunreinigt durch schwefelsauren Kalk, besteht. Von diesem Niederschlage zieht man
                              									die Lösung in weitere Behälter ab und scheidet aus ihr zunächst das Silber als Jodsilber aus.
                              									Die erhaltene klare Flüssigkeit läſst man wiederum in tiefer liegende Kästen
                              									flieſsen, welche mit altem Eisen am besten wendet man recht dünnes Eisenblech an –
                              									gefüllt sind. Man erhitzt so lange mit direktem Dampfe, bis alles Kupfer
                              									ausgeschieden ist, wascht und trocknet. Dieser Kupferniederschlag enthält gegen 75
                              									Proc. Kupfer, wenig verunreinigt durch Eisenoxyd und Blei. Eine gut geleitete
                              									englische Fabrik erzielte im J. 1886 nach diesem Verfahren folgende Resultate:
                           Erhalten:
                           
                              
                                 Abbrändeverarbeitet
                                 MetallischesKupfer.
                                 SchwefelsauresBlei.
                                 Silber-niederschlag.
                                 Flugstaub etwa
                                 
                              
                                 10000000k
                                 158000k
                                 71000k
                                 3109
                                 30000k
                                 
                              
                                 
                                 
                                 (28 Proc. Blei)
                                 (26  Proc. Silber)
                                 (20 Proc. Kupfer.)
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 (0,031 „    Gold.)
                                 
                                 
                              
                           Der Flugstaub, der sich in den Kanälen zwischen Röstöfen und
                              									Säurecondensationsthurm absetzt, wird mit Wasser behandelt. 75 Proc. des darin
                              									befindlichen Kupfers wird als schwefelsaures Kupfer erhalten. Im Rückstande hat sich
                              									nun der Gehalt an schwefelsaurem Blei genügend erhöht, um als solches weiter
                              									verarbeitet werden zu können. (Aus der Chemiker-Zeitung. Bd. 11 S. 753 und 785., vgl. auch K. F. Föhr, 1884 252
                              									516.)
                           
                        
                           Zuschriften an die Redaktion.
                           
                              Preisausschreiben
                                 										betreffend das Trocknen entzuckerter Diffusionsschnitzel.Zeitschrift des Vereins für die
                                          													Rübenzucker-Industrie des Deutschen Reiches, 1887 Bd. 37 S.
                                       												290
                              Der unterzeichnete Verein hatte im J. 1884 einen Preis von 15000 M. ausgesetzt
                                 										für die vollkommene Lösung der Aufgabe des Entwässerns entzückerter
                                 										Diffusionsschnitzel. Im vergangenen Jahre wurde das Preisausschreiben
                                 										wiederholt. Indessen ist auch dadurch eine völlig befriedigende Lösung nicht
                                 										erreicht worden, wohl aber Aussicht darauf eröffnet, daſs bei fortgesetzten
                                 										Bemühungen ein Verfahren gefunden werde, welches die Zuerkennung des Preises
                                 										ermöglicht. Der Verein hat daher beschlossen, noch einmal den Preis von 15000 M.
                                 										auszusetzen für die Lösung der Aufgabe des Entwässerns frischer entzuckerter und in der zur Zeit üblichen Weise abgepreſster
                                 										Diffusionsrückstände Bewerbungen müssen spätestens am 15. November 1887 eingehen
                                 										und wird die Ertheilung des Preises an folgende Bedingungen geknüpft:
                              1) Der Wassergehalt der getrockneten Rückstände darf denjenigen guten, ebenen
                                 										Heues – also 14 Proc. nicht übersteigen.
                              2) Die Vorrichtung muſs die Sicherheit gewähren, daſs bei gewöhnlicher
                                 										Aufmerksamkeit die Rückstände als ein gutes Futter, mithin namentlich weder
                                 										verbrannt noch behaftet mit fremden Beimischungen oder Gerüchen gewonnen
                                 										werden.
                              3) Die Vorrichtung muſs einfach zu handhaben und zu controliren und Anlage und
                                 										Betriebseinrichtung so beschaffen sein, daſs dieselben ohne besondere Schwierigkeiten
                                 										und Gefahren, sowie ohne Beeinträchtigung des Rübenbetriebes auf jeder
                                 										hinsichtlich des verfügbaren Raumes, sowie der Betriebsverhältnisse nicht
                                 										geradezu unter abnormen Verhältnissen sich befindenden Zuckerfabrik ausgeführt
                                 										werden können. Verfahren, bei deren Anwendung Gase entstehen, welche die
                                 										Gesundheit der dabei beschäftigten Arbeiter gefährden, kann der Preis nicht
                                 										zuerkannt werden.
                              4) Der Verlust an Nährstoffen darf 8 Proc. der Trockensubstanz nicht
                                 										übersteigen.
                              5) Die Kosten des gesammten zur Entwässerung der Rübenschnitzel gehörenden
                                 										Verfahrens, einschlieſslich angemessener Unterhaltung und Amortisation, dürfen
                                 										20 Pf. für 50k abgepreſster Schnitzel mit 10
                                 										Proc. Trockensubstanz nicht übersteigen, unter Annahme durchschnittlicher
                                 										Preisverhältnisse für Löhne und Materialien.
                              6) Zur Preisbewerbung können nur in gröſserem Betriebe vorgeführte Ausführungen
                                 										in Frage kommen, deren Einrichtung und Betrieb das Resultat sowohl bezüglich
                                 										Quantität der Leistung und. Qualität der Schnitzel als auch bezüglich der Kosten
                                 										unzweifelhaft erkennen läſst.
                              7) Die Bewerbungsschriften müssen in deutscher Sprache abgefaſst sein, eine
                                 										genaue Beschreibung des Verfahrens enthalten und mit den zur Erläuterung
                                 										erforderlichen Zeichnungen versehen sein. Sie müssen ferner eine ausdrückliche
                                 										Erklärung darüber bringen, ob und in welchen Fabriken das Verfahren bereits
                                 										versucht worden oder zur Anwendung gekommen, unter welchen Verhältnissen dies
                                 										geschehen und welche Ergebnisse dabei erzielt sind.
                              8) Die Bewerbungsschriften müssen spätestens am 15. November 1887 an das
                                 										Direktorium des Vereins z. H. des Vorsitzenden, Geheimen Raths Kieschke, Berlin W., Maaſsenstraſse Nr. 34
                                 										eingereicht werden und ist dabei die verbindliche Erklärung abzugeben, daſs das
                                 										Verfahren in der Zeit vom 1. bis 24. December 1887 in einer ausdrücklich namhaft
                                 										zu machenden Fabrik, behufs eingehender Prüfung durch die Mitglieder des
                                 										Vereins-Ausschusses und des Vereins-Direktoriums oder durch deren Delegirte,
                                 										praktisch vorgeführt werden solle. Die Kosten dieser Vorführung fallen dem
                                 										Bewerber zur Last.
                              9) Von der Preisbewerbung ausgeschlossen sind alle nur theoretischen
                                 										Ausarbeitungen, Entwürfe, Skizzen und Modelle, ferner alle Versuche, welche nur
                                 										im Kleinen und nicht in wirklichen Fabriken gemacht sind und vorgeführt
                                 										werden.
                              10) Den Bewerbern bleibt überlassen, ob sie bei Einreichung der
                                 										Bewerbungsschriften ihren Namen nennen oder sich eines Motto bedienen wollen.
                                 										Geschieht das Letztere, so ist der Name in einem versiegelten Couvert
                                 										niederzulegen, dessen Eröffnung nur bei Zuertheilung eines Preises erfolgen
                                 										würde.
                              11) Die Entscheidung über die Zuerkennung des Preises erfolgt durch den Ausschuſs
                                 										und das Direktorium des Vereins in einer dazu anberaumten gemeinschaftlichen
                                 										Sitzung. Denselben bleibt überlassen, ob sie vor der Entscheidung eine Abhörung
                                 										von Sachverständigen anordnen wollen. Die Entscheidung wird bis zum 1. April
                                 										1888 erfolgen und durch die Vereins-Zeitschrift veröffentlicht werden.
                              12) Wenn von den eingegangenen Preisbewegungen zwei oder mehrere die sämmtlichen
                                 										für die Preisvertheilung gestellten Bedingungen erfüllen, so bleibt der
                                 										Entscheidung des Ausschusses und Direktoriums des Vereins vorbehalten, entweder
                                 										den Preis demjenigen Bewerber zuzuerkennen, welcher die günstigste Lösung
                                 										gebracht hat, oder den Preis unter diese Bewerber zu theilen, sofern nicht eine
                                 										Erhöhung desselben beliebt wird.
                              Berlin, 31. März 1887.
                              
                                 Verein für Rübenzucker-Industrie des Deutschen
                                    											Reiches.
                                 
                              Das Direktorium.
                              Kieschke.    Lingner.    Dr. Sickel.